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Einzelschicksal?

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18.02.2009
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Einzelschicksal?

Langsam schlug ich die Augen auf und fing an mich zu orientieren. Ich war vermutlich zuhause und lag nicht in der Gosse, denn meine Komastätte war weich. Nun was auch immer jemand, der regelmäßig Nächte und manchmal auch Tage auf Bürgersteigen oder auf versifften Hinterhöfen verbringt unter weich verstehen mag. Es war eine alte, zerschlissene Matratze, deren Federn mich in den Rücken stachen, aber immerhin es war meine eigene. Eines der wenigen Dinge die mir in diesem Leben noch geblieben waren. Nach einiger Zeit schlug ich die Augen auf und wurde mir meiner Umgebung mit erschreckender Klarheit bewusst: Eine Wohnung bar jeder Möblierung (natürlich bis auf die Matratze), fleckige Wände ( einige der Flecken bestanden aus geronnenen Blut, ich neige manchmal den Kopf an Wände zu schlagen um das bisschen Rest Gefühle in mir mit körperlichen Schmerz abzutöten) und natürlich das alte Radio, eine Hinterlassenschaft des Vormieters, aus dem gerade der Song „Sunday Morning Coming Down“ von Johnny Cash klang. Jaja der alte Johnny verstand was vom Leben, ich meine das richtige Leben, nicht dieses pinkplüschige Traumbild. Bei der Texstelle „the beer i had for breakfast“ beschloss ich es dem alten Meister gleichzutun und suchte nach einer der wenigen übrigen Bierflaschen von letzter Nacht. Als es mir schließlich gelang, eine zu finden und mir dieses kleine Restchen Trost in den Hals zu schütten, fing ich wieder an nachzudenken:
Was war genau in meinem Leben schiefgelaufen, hatte ich nicht eine wohlbehütete Kindheit, hatte ich nicht Talent und Ambitionen, hatte ich nicht eine hervoragende Schulbildung genossen? Wie kann jemand mit derartigen Chancen nur so enden wie ich? Nun wenn Sie sich das auch fragen kann ich ihnen nur das sagen was mir immer wieder darauf einfällt: Life sucks and then you die!
Im übrigen gerade an den letzten Teil dieses klugen Spruches blieb ich immer öfter hängen je mehr ich mir klar wurde dass es einfach keinen Sinn mehr macht zu leben. Ich weiß ich weiß, aber ich bin nun mal Pragmatiker. Und wenn Sie ehrlich sind, reicht nicht schon dieser kurze, natürlich unvollständige Einblick in meine Situation um in ihnen einen ähnlichen Gedanken hervorzurufen? Natürlich tut er das. Seien sie wenigstens zu sich selber ehrlich, wenn schon zu sonst niemanden.
Aber wie dem auch sei, all diese Gedanken schwirren mir jetzt gerade in meinem Kopf herum, als ich in geschätzten 20 Metern Höhe mit eingenähten Bleigewichten in meinem Mantel auf der alten Eisenbahnbrücke stehe. Nun sie wundern sich vllt wegen der Gewichte, aber fänden sie es nicht merkwürdig einen ziemlich abgehalfterten Mann zu sehen, der einen schweren Stein und ein Seil mit sich herumschleppt? Noch dazu auf dem Weg zu einem Fluss? Ja sehen sie, man kann mir viel vorwerfen, aber Dummheit und Unbedachtheit nicht, darauf bestand ich schon immer. Also abschließend muss ich sagen, es ist eine gute Entscheidung die ich getroffen habe und ehe ich den letzten Schritt tue sage ich ihnen noch:
Weint nicht um mich denn ich war schon längst tot
Goodbye du grausame Welt

 

Erklärung zur Geschichte

Hallo erstmal alle zusammen,
ich will vorab sagen, dass ich kein verbitterter Zyniker oder notorischer Pessimist bin, der seine Sicht der Welt publizieren will. Vielmehr hatte ich einfach den Drang mal eine Geschichte zu schreiben und mir Meinungen bezüglich meiner Fähigkeiten einzuholen.
Ich gehe davon aus, dass die Geschichte nicht besonders gut ist, aber ich bitte um Verständnis: Es ist meine Erste.^^
Viel Spaß beim Lesen Forumsgenossen

 

Hi Kaschper!
Willkommen auf Kg.de!

Vorab sei erstmal gesagt, lieber Leser, dies ist meine erste richtige Kurzgeschichte. Ich weiß selbst, dass sie vermutlich ziemlich viele Fehler enthält, aber es ist mir egal.
Gehört das schon zur Geschichte? Eher nicht, oder?
Im ersten Abschnitt schlägt dein Protagonist zweimal die Augen auf, ohne sie zwischendrin zu schließen. Würde ich ändern.
Und wenn Sie ehrlich sind, reicht nicht schon dieser kurze, natürlich unvollständige Einblick in meine Situation um in ihnen einen ähnlichen Gedanken hervorzurufen?
1. Stört mich die direkte Hinwendung an den Leser, mir gefällt das irgendwie nicht, das macht es mehr zu einem offenen Brief als zu einer Geschichte.
2. Ist der Eindruck zu unvollständig, als dass man sich eine Meinung bilden könnte.
Natürlich tut er das. Seien sie wenigstens zu sich selber ehrlich, wenn schon zu sonst niemanden.
Mich als Leser stört es massiv so bevormundet zu werden. Das macht mir den Erzähler unsympathisch.
Das Problem bei deiner Geschichte: man kann den Prot nicht verstehen. Der Selbstmord am Ende erscheint mir in seiner Beschreibung etwas lächerlich. Die Handlung ist zu dünn, deswegen entsteht keine Spannung und man hat keinen Plan was los ist.
Ich hoffe du kannst mit meiner Kritik etwas anfangen.
Sonnige Grüße
Cathy

 

Kaschper schrieb über seine Geschichte:

Vorab sei erstmal gesagt, lieber Leser, dies ist meine erste richtige Kurzgeschichte. Ich weiß selbst, dass sie vermutlich ziemlich viele Fehler enthält, aber es ist mir egal.
Solche Zusatzinfos bitte immer in einen Extrabeitrag unter der Geschichte posten, wie du es aber ja auch zusätzlich gemacht hast. Ich tippe mal, die beiden Sätze waren beim Kopieren woher auch immer übrig geblieben, richtig?

Viel wichtiger ist aber folgende Frage: Wenn dir die Fehler in der Geschichte so egal sind, warum sollten wir uns dann ihrer annehmen, sie lesen, kommentieren, Tipps zur Verbesserung geben? Klar, du meinst sicher Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler (tatsächlich fehlen ein Haufen Kommas). Aber auch das gehört zum Handwerk. Tut mir leid, wenn ich lese, dass selbst dem Autor die Fehler in der Geschichte egal sind, dann ist mir die Geschichte egal. Ein Autor sollte sich immer bemühen, eine Geschichte in jeder Hinsicht bestmöglich zu schreiben.

Okay, Catherine hat schon ein paar Hinweise gegeben, denen ich mich anschließe. Es kommt keine Spannung auf, der Prot bleibt einem als Leser egal, eine Selbstmordgeschichte ohne herausgearbeitetes Motiv. Die kargen Infos widersprechen sich dazu noch gegenseitig:

Eine Wohnung bar jeder Möblierung (natürlich bis auf die Matratze),
und suchte nach einer der wenigen übrigen Bierflaschen von letzter Nacht. Als es mir schließlich gelang, eine zu finden
Wieso ist es so schwer, in einer leeren Wohnung den nahezu einzigen Gegenstand zu finden? Nun könntest du sagen, dass du zwar "bar jeder Möblierung" geschrieben hast, aber ja trotzdem ein heilloses Chaos an Klamotten, Müll, whatever herrschen kann. Das sieht dein Leser aber nicht vor seinem geistigen Auge. Ihm schilderst du zuvor nur Leere, das Fehlen von Dingen. Sollte tatsächlich Chaos herrschen, musst du das erwähnen, sonst macht die umständliche Suche keinen Sinn.

Du arbeitest viel mit Zusatzinfos in Klammern. Irgendjemand hat mal gesagt, das machen die Leute gern, die nicht wissen, wie sie mit der Info umgehen sollen, wie sie sie am besten integrieren, verpacken können. Und er hatte Recht damit. Klammern offenbaren (fast) immer ein Manko beim Autor. Oft packt man die Infos in Klammern, die völlig entbehrlich sind. Überleg dir zuvor, welche Geschichte du erzählen willst, welche Infos du in ihr rüberbringen willst und wie du das am geschicktesten aufbaust, um den Leser gleich zu Anfang in die Geschichte zu ziehen und dann in ihr zu halten. Der gesamte Text macht den Eindruck, als sei er in einem Rutsch heruntergeschrieben und danach nicht überarbeitet worden. Überarbeiten ist Arbeit, ja. Aber Überarbeiten ist wesentlicher Bestandteil des Schreibens.

So, ich denke, nun hast du schon eine Menge an Tipps und Infos bekommen. Ich bin mal gespannt, ob du entgegen deiner Anfangsaussage bereit bist, tatsächlich an einer Verbesserung deiner Schreibe zu arbeiten. Aber ich lasse mich gern positiv überraschen.

Viele Grüße
Kerstin

 

Hallo Kaschper,

aus dem gerade der Song „Sunday Morning Coming Down“ von Johnny Cash klang

Sunday Mornin' Comin' Down ist von Kris Kristofferson, ich bin da ein bißchen penibel; geht auch: Johnny Cash sang gerade "Sunday Mornin' Comin' Down"? Gesungen hat er es ja.

Die Kommata wegzulassen kann ein Stilmittel sein, aber auch das muß man erkennen können. So wirkt die geringe Struktur unbeabsichtigt. Obwohl der Prot. ja gerade im Zustand der Auflösung jeder Struktur ist und das sich auch im Stil abbilden darf.

Irgendetwas ist schiefgelaufen - ja, ich wüßte auch gern, was.

Gruß Set

 

Erstmal ein herzliches Dankeschön für eure Meinung.

Ich nehme mal Stellung zu einigen der Kritikpunkte:
"Vorab sei erstmal gesagt, lieber Leser, dies ist meine erste richtige Kurzgeschichte. Ich weiß selbst, dass sie vermutlich ziemlich viele Fehler enthält, aber es ist mir egal." >> Dieser Abschnitt gehört indirekt zur Geschichte, er dient nur dem dramaturgischen Effekt und im Nachhinein würde ich ihn weglassen.

Dann muss ich euch recht geben, dass einige der Dinge zu wenig ausgearbeitet sind, dies habe ich jedoch in gewissen Umfang beabsichtigt, da es quasi eine Art "Blankoscheck" für die Fantasie sein sollte. Manche angesproche Dinge wie z.B die Wohnung verlangen aber, wie katzano anmerkte, nach mehr Details um in sich schlüssig zu sein.

Eine weitere Sache sind die Klammern, mir war gar nicht wirklich bewusst wie oft ich sie verwende und wie viel besser man es ohne sie hätte ausdrücken können.

Ich werde mir eure Anregungen zu Herzen nehmen und bei meiner nächsten Geschichte anwenden.

Viele Grüße
Manu

 

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