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Endstation Zeta Corvi Drei

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04.08.2002
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Endstation Zeta Corvi Drei

Frauen und Schiffe teilt man nicht
Altes terranisches Sprichwort


Ricki und ich teilten uns Kallisto und Jenny. Beide waren in schlechtem Zustand. Bei der Kallisto lag es am Alter und den überzogenen Wartungsintervallen. Bei Jenny, so fürchte ich sagen zu müssen, lag es an der Tatsache, dass sie seit sechs Monaten auf zwanzig Quadratmetern Passagierraum mit uns zusammenleben musste.
Kallisto schuldeten wir einen Austausch der Überlichttriebwerke. Jenny schuldeten wir die letzten fünf Monate Gehalt. Daher verweigerte sie die vereinbarten Dienstleistungen. Das hob die Stimmung nicht gerade.
„Jenny, wenn wir hier alles verkauft haben, kriegst du zwei Grüne Extra,“ begann Ricki.
Als Antwort schüttelte sie nur ihren blonden Lockenkopf. Das enge rote Kleid betonte jede ihrer fantastischen Rundungen, und so wie sie auf der Koje hinter unserem Cockpit lag, musste ich in ihren Ausschnitt starren.
Ricki verstellte mir die Sicht, sodass ich mich wieder umdrehte und auf die Bildschirmleiste unter dem Panoramafenster blickte. Der Autopilot zeigte noch drei Tage, bis Zeta Corvi Drei. Der Hauptreaktor leckte schon seit Beginn der Fahrt, aber wir machten immer noch Faktor 534.
Rechts mischte sich ein weiteres rotes Licht in das hektische Blinken der Autodiagnosezeile. Ich hatte die Stimme des Bordcomputers durch Abklemmen der Lautsprecher auf lautlos runtergeregelt, an die Blinkleuchten kam ich aber nicht ran.
Im nächsten Moment leuchtete ein weißes Licht die Kabine aus, als hätte uns ein gigantischer Fotograf geblitzt, gleichzeitig riss mich ein Schlag nach vorne, drosch mir den Joystick in den Magen und dann griffen zum Glück die Airbags. Hinter mir krachte jemand neben den kleinen Durchgang. Plastik splitterte, Ricki schrie auf, und dann noch einmal, als Jenny nach einem gedämpften Aufprall in seine Schmerzensschreie einstimmte. Ich versuchte meinen Kopf nach oben zu drehen, denn ich saß plötzlich nicht mehr, sondern hing mit bleiernem Druck in meinen Gurten.
Ich musste alle meine Kraft aufwenden, um zu atmen.
Bluttropfen schossen an mir vorbei und zerplatzen am Bildschirm neben den blinkenden roten Buchstaben: Riss im Hauptreaktor. Notprogramm aktiviert.
Dann kamen die weiteren, minderen Warnungen, wie der undichte Hauptschott, erhöhte Strahlungswerte, gerissene Diagnoseleitungen, und der rapiden Verlust von Fusionsenergie. Die weiteren aufblitzenden Meldungen verschwanden unter unzähligen rot auseinanderlaufenden Tropfen.
„Ricki?“, schnaufte ich besorgt.
„Was war das?“, schrie Jenny hysterisch.
„Was ist mit Ricki?“
„Ich krieg keine Luft“, schrie Jenny anstatt einer Antwort.
„Sicher kriegst du Luft, du hysterische Kuh“, dachte ich.
Allmählich ging die ungedämpfte Gravitation auf unter Zwei G zurück.
„Ricki!“, rief ich noch einmal.
Sein schmerzerfülltes Stöhnen wies darauf hin, dass er noch lebte. Er versuchte etwas zu sagen, doch Jenny plapperte weiter: „Ist der Reaktor explodiert? Es hat geblitzt.“
„Wie geht’s Ricki?“, fragte ich betont langsam.
„Ich hab mir die Hand verstaucht. Und Ricki blutet.“
Im nächsten Moment schob sich sein blutverschmierter Kopf durch die Öffnung.
„Isch ab mir die Nase gebrochen.“
„Versau mir nicht das Cockpit. Wie war das noch mal? Kleines Leck, das bleibt noch Jahre stabil?
Wir haben nur noch Notenergie, und ich möchte gar nicht wissen, wie lange wir nach diesem Strahlungsschock noch leben werden.“
Ricki versuchte seine Blutungen mit einem Taschentuch zu stoppen. Jenny reichte ihm einen Polster.
„Das werdet ihr Wixer mir verdammt noch mal bezahlen. Ich brauch sofort einen Doktor!“
Ricki wedelte mit der Linken, während die Rechte den Polster auf seinen Kopf drückte. Ich reichte Ricki unseren letzten Medkit aus der Medikamentenlade. Er schloss die Röhre um seinen linken Unterarm und gleich darauf hörte die Blutung auf. Die Schwerkraft drehte sich langsam wieder in die gewohnte Richtung. Jenny plumpste auf das Bett hinter dem Cockpit.
„Wo sind die anderen Medkits. Mir ist ganz schwindelig.“
„Gib ihr deinen“, sagte ich zu Ricki und starrte fassungslos zuerst auf dahinziehenden Striche am Panoramafenster und dann auf die Daten am linken Bildschirm. Wir flogen noch immer mit Faktor 506, aber wir hatten nicht annähernd genügend Energie, um wieder abzubremsen.
„Werden wir sterben?“
„Ist kein großes Thema, Jenny. Uns muss wohl ein verirrter Asteroid getroffen haben. Aber das kriegen wir sofort wieder hin.“
„Ein Asteroid? Nie im Leben. Unser…“
„Jenny Schatz, der Medkit wirkt am besten, wenn du dich vorher etwas niederlegst. Wir müssen jetzt ein paar Dinge reparieren.“
Als Ricki den Schot quietschend hinter sich geschlossen hatte, fauchte ich ihn an.
„Du reparierst das Ding. Egal wie. Der Reaktor war dein Ding.“
„Und du wolltest unbedingt zum letzten Planeten in diesem Scheiß Spiralarm fliegen. Warum sind wir nicht nach noch einmal nach Rho Eridani geflogen? Bis dahin hätten die Kiringisischen locker gehalten.“
„Wie oft soll ich dir noch erkläre, das die Allianz inzwischen den gesamten Sektor übernommen hat und unser Schiff dort sofort konfisziert würde?“
„Dann hätten wir sie eben wieder bestochen.“
„Und wieder der ganze Gewinn futsch?“
Rickis unrasiertes Gesicht kam näher. Sein dunkles Haar war strähnig und sein Atem roch nach Bier. „Verdammt Leif, du hättest das Geld für die Reserveschirmgeneratoren spendieren sollen. Von Jenny haben wir sowieso kaum was gehabt.“
„Du hast gesagt, die Kringisischen würden für einmal Zeta Corvi hin und zurück reichen. Und du kannst noch immer nicht die Augen von ihr lassen, also gib jetzt nicht mir die Schuld.“
„Du musst ja immer auf volles Risiko gehen. Und du kannst nicht mal richtig rechnen, wie lange wir Jenny bezahlen müssen.“
Ich muss zugeben, ich hatte gehofft, nein war mir fast sicher gewesen, dass Jenny Gefallen an uns gefunden hätte, immerhin waren wir die einzigen Menschen, die einen Klasse C Allianz Frachter ihr Eigen nannten. Irgendwie hatte sie das aber nicht so beeindruckt wiegedacht.
„Jedenfalls hast du dich beim Reaktor verrechnet und jetzt steig raus und hol ein paar Medkits aus dem Laderaum. Sie stehen im Sektor Eins-Drei. Ein Glück, dass ich die noch gekauft habe.“
Ricki antwortete nicht, sondern starrte ausdruckslos durch mich hindurch. Das trockene Blut rund um seine Nase stand in augenfälligem Kontrast zu seiner ungesunden Blässe.
„Verdammt, Jenny wird gleich wieder anklopfen. Erzähl ihr was von einem verbeulten Blech und dass es im Reaktor durch den Schlag einen kurzen Feldausfall gegeben hätte. Danach denken wir nach, wie wir wieder auf Normalgeschwindigkeit kommen. Zwei Tage haben wir ja noch.“
Ricki blinzelte.
„Wir könnten den Stern zum Bremsen verwenden.“
„Werden wir nicht drinnen verglühen?“
„Ich muss nur die Frequenz der Strahlungsschilde ändern, dann ist das kein Problem?“
„Na, wusste ich doch, dass dir was einfällt.“
„Ja, aber ich habe es satt zum wievielten Mal jetzt unser aller Leben zu riskieren?“
„Immer noch besser als auf Prokyon zu warten, dass uns die Ittryx auf einen neuen Planeten bringen“
„Und die Urdinen werden uns ihre Raumflotte auf den Hals hetzen und das Schiff zerstrahlen?“
„Warum sollten sie? Wir haben hier Waren auf die seit Jahren warten und wenn ich ihrem Raumhafenmeister etwas abgebe, dann wird er ein Auge zudrücken. Sie müssen nehmen, was sie kriegen, wenn sie nicht der von der Allianz geschluckt werden wollen.“
Das Schott wurde geöffnet.
„Ich verblute! Gebt mir sofort das Medkit!“, schrie Jenny.
Tatsächlich blutete sie etwas aus der Nase.
„Beeil dich, Ricki, oder Jenny stirbt.“
„Hohl sie doch selber. Wie du gesagt hast: Der Reaktor war meine Idee und Jenny hast du angeschleppt.“
„Tut mir Leid, Jenny“, sagte ich. „Ich wäre ja sofort für dich raus gegangen, aber ich muss mich hier um die ganzen Probleme in unserem Schiff kümmern. Nur ich kann den Computer dazu bringen, die Schleusen im Flug für Ricki zu öffnen.“
„Heißt das, ich muss sie mir selber holen?“
„Es ist gefährlich.“ Rickis Einwand klang jämmerlich und genau das war er auch.
„Jenny, weißt du, wie man einen Raumanzug anzieht?“, fragte ich und sah zu Ricki, der sich nun endlich einen Ruck gab und mit einem halb gemurmelten Fluch in Richtung Schleuse verschwand.

Unser Cockpit tanzte wie ein Korken in einem aufgewühlten Meer. Wir hatten die Raumanzüge zum Schutz gegen die zunehmende Hitze angezogen und die Luft aus der Kabine entlassen. Ich hoffte, wir und Kallisto würden das alles aushalten.
Quälend langsam ging die Geschwindigkeit runter. Faktor 499, 498, 497. Während der blaue Gasball von Zeta Corvi rasend schnell näher kam.
Und dann waren wir auch schon in ihm drinnen. Das Panoramafenster glühte in intensivem Blauweiß. Der Medkit steckte schon auf meiner Hand und ich hoffte, dass die Strahlung nicht auch seine Elektronik beschädigen würde. Das Schiff wimmerte und ächzte und der Lichtgeschwindigkeitsfaktor sackte nun rasend schnell ab. Es blitze blau auf, und ich sah für einen Moment nur noch helle Kugeln in meinem Blickfeld. Am Bildschirm erschien die Bestätigung, dass wir uns in Unterlichtfahr befanden und dann wurde mein Blickfeld von den Rändern her schwarz. Ich bereute, dass ich Jenny da mit rein gezogen hatte und verfluchte Ricki, der uns mit diesem wahnsinnigen Manöver umbrachte. „Das war es also“, lautete mein letzter Gedanke.

Zum Glück war der Medkit von der neuesten Generation. Nach zehn Minuten erwachte ich wieder. Mir war speiübel und auf dem Transponderschirm hüpfte die dreieckige Gestalt eines Urdinen hin und her. Tatsächlich hüpfte sie nicht, aber unser Schiff vibrierte noch immer. Er schrie irgendwas, aber die Lautsprecher waren noch abgeklemmt. Ich schaltete unser Bild auf den Schirm und begann die Kabel wieder an die Lautsprecher anzuschließen.
„Hiermit erkläre ich alle Lebewesen an Bord des Frachters Kallisto für vogelfrei!“
In der oberen Spitze der gelben Pyramide hatte sich ein kleiner runder Mund geöffnet. Alle vier Stielaugen waren ausgefahren und starrten auf mich, was als höchste Beleidigung unter Urdinen galt.
„Wir bitten vielmals um Entschuldigung“, begann ich. „Wir wurden von einem Asteroiden getroffen, und das hat den Antrieb beschädigt, sodass wir unseren Kurs nicht mehr ändern konnten. Wir sind auch bereit, ihnen persönlich jeden Schaden zu ersetzen, der durch dieses Unglück entstanden ist.“
Der Urdine starrte mich weiterhin aus seinen vier Augen an. „Zum Glück haben wir die Raumanzüge an“, dachte ich. „So wird er sich schwertun, uns zu identifizieren, wenn wir auf dem Planeten waren.“ Blieb nur das Problem mit seiner Raumflotte, aber ich würde schon irgendwo ein Versteck für die gute Kallisto finden. Etwas störte kurz den Funk, dann hörte ich:
„Wir beschlagnahmen ihr Schiff und seine Ladung.“
„Nun seien sie mal nicht so unfreundlich. Es war ein Unglück. Wir wollten den Stern nicht zum Abbremsen verwenden und es ist ja auch nichts allzu Schlimmes passiert.“
Zumindest hatte sich Zeta Corvi nicht in eine Supernova verwandelt, den sonst wären wir alle schon zerstrahlt worden.
„Ich hoffe, sie sterben alle einen grausamen Tod. Ich bin sicher, selbst der Oberste Arkanoid auf Zeta Corvi Vier wird sich der Jagd anschließen.“
„Seit wann gibt es hier einen Arkanoiden?“, fragte ich ungläubig.
Der Bildschirm wurde schwarz und alle meine Bemühungen, die Verbindung wieder herzustellen, blieben ohne Antwort.
Ricki hatte neben mir die Radarantenne hochgefahren und deutete auf einen Punkt, der aus der Umlaufbahn von Zeta Corvi Drei ausscherte.
Zumindest auf das sind wir vorbereitet“, sagte ich und drückte auf die Spiegelbojen. Sofort entstanden hundert Kallistos auf den Radardaten und verteilten sich über das gesamte Sonnensystem. Der einzelne Verfolger drehte sofort wieder um. Vermutlich rechnete er sich aus, dass wir früher oder später sowieso auf einem der beiden Planeten landen würde. Er hatte natürlich recht.
Allerdings wusste er nichts von dem getarnten Gleiter , mit dem wir uns unentdeckt einschleichen würden, nachdem wir die Kallisto auf einem der zahlreichen Asteroiden zwischen Zeta Corvi Drei und Vier versteckt hatten.

Die Glasscheibe des Helmes war verschmiert von kleinen grünen Grasfetzten und Wasser, das seit drei Tagen stetig auf uns tröpfelte. Die Oberfläche lag permanent in grauem Zwielicht, das einem sofort aufs Gemüt schlug. Manchmal senkte sich die bleigraue Wolkendecke bis zum Boden, und dann sahen wir kaum noch bis zum schwarzen Schlamm, der uns bis an die Hüften bedeckte. Es war fast, als schwämmen wir in einem Meer aus Gras und Dreck. Schneckenförmige Parasiten klebten auf unseren Beinen. Wir waren permanent beschäftigt, sie runterzureißen, denn innerhalb von fünf Minuten hatten sie Löcher in unsere Hosen gebohrt. Nachdem unsere Reservegarnituren am ersten Tag bereits durchlöchert worden waren, wateten wir nun ohne Pause in nassen Stiefeln durch den Matsch und beteten, dass wir irgendeine Art der Zivilisation erreichen würden.
„Ich hasse euch. Wenn ich hier lebend raus komme, bezahlt ihr mich für jede verdammte Stunde, die ich das hier durchmachen musste.“
Jenny begann zu schluchzen. Es klang heiser und wir ignorierten es.
„Ist nicht mehr weit“ , sagte ich, nachdem das Schluchzen auch nach einiger Zeit nicht endete, und verfluchte im Stillen das billige Navigationsgerät, das wegen der Nässe den Geist aufgegeben hatte.
Plötzlich krachte ich gegen Ricki, der abrupt stehen geblieben war.
Er streckte seine Hand aus und deutete auf den schemenhaften Hoovercraft drei Meter vor uns. Davor erhob sich ein gelber, pyramidenförmiger Fleck. Ich öffnete meinen dreckverschmierten Helm und erkannte, dass da vor mir kein gelber Udine stand, sondern ein Mensch in einem gelben Regenponcho mit übergroßer Kapuze.
„Verdammmich! Wo kommt ihr den her?“
Er stapfte aufgeregt auf uns zu. Strahlend weiße Zähne lachten mich aus einem schwarzen Gesicht an. Graue Bartstoppeln überzogen seine feuchten Wangen.
„Ist das ein Mensch?“, fragte Jenny. „Ich dachte, hier gibt’s nur Urdinen und ein paar Insekten.
„John“, sagte der Mann und reichte ihr seine nasse Hand. „Es gibt hier eine Flüchtlingskolonie. Wir schlagen uns durch, so gut wir können. Ihr seht aus, als kämt ihr aus dem Weltraum.
„Wollten etwas außerhalb von Raschkal landen, oder wie immer man diese Urdinenhauptstadt auch ausspricht. Wie es aussieht, sind wir etwas vom Weg abgekommen.“
„Ihr seid mit dem Frachtschiff von Eridani Tau vier angekommen, richtig?“
„Nein“, log ich.
„Richtig, warum wissen sie das?“ fragte Jenny.
„Es kam in den Hauptnachrichten. Euer Schiff ist die Kallisto. Das war ganz schön dumm von euch.“
„Wir hatten keine andere Wahl“, gab ich zurück. „Der Stern wäre sowieso nie explodiert. Das hat mir mal ein kringisischer Physiker gesagt.“
„Sei‘s drum, ich nehme an, ihr sucht ein Taxi. Wollt ihr mitfahren?“
Jenny ging so weit, ihn zu umarmen und ein Danke in sein Ohr zu hauchen. Danach kletterten wir in das viersitzige Hoovercraft. Die Trockenheit drinnen war herrlich. Ricki sah einen Wurm aus Jennys Hosenbein herausragen und zog ihn energisch raus. Jenny lächelte kurz, als Ricki ihn vor ihren Augen zerdrückte, doch dann sah sie ihm ins Gesicht und ihr Ausdruck wechselte wieder zu ihrer üblichen angepissten Mine.
„Ihr habt Glück, dass euch die Urdinen nicht zerstrahlt haben. Die haben zur Zeit nämlich ihre eigenen Probleme mit dem Araknoiden auf Nummer Vier. Vor drei Monaten gab‘s eine große Ballerei. Wir hatten gehofft, die Urdinen würden ihn fertigmachen, war aber leider wohl nicht so der große Sieg, wie behaupten. Ich denke, sie haben die meisten ihrer Schiffe beim Angriff verloren und die Kidnapping Fahrten seiner Gleiter sind genauso schlimm wie zuvor.“
Jenny und Rickis Köpfe sanken nach unten. Sie waren vor Erschöpfung eingeschlafen. John deutete mit einer vagen Handbewegung auf das nebelige Sumpfland.
„Zeta Corvi Drei ist ein Drecksplanet, aber leider gibt’s in zehn Lichtjahren Entfernung nichts Besseres. Hätte gerne noch einmal im Leben eine Sonne gesehen.“
Er sprach weiter, doch nun fielen mir ebenfalls vor Erschöpfung die Augen zu.
Als ich wieder aufwachte, wurde Ricki unsanft von vier Menschen in Polizeiuniform aus dem Hoover gezerrt. Wir standen in einer schmutzigen Betonhalle, die vollgepackt war mit allerlei Hoovern und auch ein paar rostigen Helikoptern, die eigentlich ins Museum gehörten.
„Aufwachen! In euren Zellen könnt ihr weiterpennen.“
Der kräftige Mann vor mir trug eine blaue Uniform, war zwei Köpfe größer als ich, und hob mich unsanft aus meinem Sitz.
„Was zum Teufel soll das?“, fluchte ich nun endlich völlig aufgewacht.
John grinste breit.
„Tut mir leid, Jungs, aber die Urdinen haben eine Million Credits auf eure Köpfe ausgesetzt. Mit dem Geld werden wir uns endlich eine richtige Stadt aus unserem Slum hier machen können.“
„Eine Million? Die spinnen doch!“, fluchte Ricki. „Das ist ja mehr, wie unser Schiff und die gesamte Ladung zusammen.“ Er versuchte wegzulaufen, doch die Polizisten links und rechts spannten nur etwas ihre Arme an und Ricki zappelte in der Luft während er schrie: „Er ist der Kapitän, ich habe nur seine Befehle befolgt!“
„Ich hab mit denen nichts zu tun!“, kreischte Jenny. „Ich war nur Passagier auf diesem scheiß Schiff!“
Zufrieden bemerkte ich, dass die Polizisten sie keineswegs besser behandelten als Ricki und mich. Fünf Minuten später saßen wir getrennt in Betonzellen. Die Metalltür hatte ein kleines Fenster, durch das wir uns hören aber nicht sehen konnten. Es war feucht und es stank nach Moder.
Nacheinander wurden zuerst Jenny, dann Ricki und schließlich ich zum Verhör gebracht. Der Raum war kaum bequemer als meine Zelle, nur ein bisschen größer und mit grauen Fliesen auf dem Boden und einem Plastiktisch, vor dem zwei Leute standen. Eine alte, silberhaarige Frau mit mandelförmigen Augen und daneben ein Kerl von gut zwei Meter zwanzig mit schwarzer Haut und kahlem Kopf.
„Hallo, Ich bin Leif. Schön sie zu sehen“
Ich lächelte sie an, denn ich erwartete, das wir Menschen zusammenhielten, doch ihre Gesichter blieben eisern.
Zuerst fragte mich der riesige Kerl barsch nach Namen, Alter und so weiter, während die Frau hinter ihm das ganze anscheinend auf ein Holopad tippte. Ich versuchte immer wieder ein Gespräch anzufangen, doch die beiden wirkten als wären sie Arkanoidenzombis.
„Sie sind doch auch Menschen“, flehte ich, als sie mich wieder rausbringen wollten. „Sie können uns doch nicht an diese Monster ausliefern. Wahrscheinlich kochen sie uns lebendig.“
„Ich bin Nee Jing, Mitglied des obersten Rates der Menschen auf Zeta Corvi Drei. Wir konnten uns den Planeten nicht aussuchen. Wie Ihnen wahrscheinlich bewusst ist, mangelt es hier an allem und wir Menschen sind als letzte Rasse hier angekommen und müssen uns mit den durchwühlten Abfällen der Urdinen begnügen. Darum werden wir in diesem Fall ihre Gesetze penibelst befolgen. Freuen Sie sich, dass sie so einen Beitrag zum Aufschwung dieser menschlichen Kolonie leisten werden.“
„Warten Sie doch!“, rief ich, während mich die zwei Wachen hinaus zerrten. „Ich habe ein Raumschiff voller Waren. Rohstoffe, Maschinen, damit können Sie die Kolonie aufbauen. Wer weiß, ob Ihnen die Urdinen die Million überhaupt geben?“
Die beiden Hünen hoben mich hoch und ich schrie:
„Die Rohstoffe und das Schiff sind doppelt so viel Wert, wie ihre verdammte Belohnung. Ich habe hier einen ganzen Klasse C Allianz Frachter versteckt. Damit können sie sich in Zukunft holen, was sie brauchen.“
Plötzlich hob die Frau den Arm. Die Andeutung eines Lächelns umspielte ihren faltigen Mund.
„Wo ist das Schiff?“, fragte sie.
Ich atmete auf und dann begannen die Verhandlungen.
Sie wollte natürlich Beweise und am Ende gab ich schließlich nach und sie erhielt von mir die Erlaubnis, mit Jenny zur Fähre zu fahren und das Schiff und seinen Inhalt zu inspizieren.
„Und glauben Sie nicht, Sie könnten den Schiffscomputer knacken. Nur ich habe die Codes“, gab ich den beiden am Ende mit. Zwar würden sie zweifellos den Frachtraum auch ohne Hilfe des Bordcomputers leeren, doch zumindest das Schiff würden sie nicht ohne meine Hilfe übernehmen können und ich hatte ihr verheimlicht, dass das Überlichttriebwerk getauscht werden musste und der Reaktor hinüber war.

Ich war gerade eingedöst, als ich von einem militärisch gebrülltem
„Aufstehen und Mitkommen“ geweckt wurde.
Die beiden muskelbepackten Polizisten legten mir Handschellen an und brachten mich raus. Ricki stand schon bereit und nach einem kurzen Gang über die Treppe standen wir wieder oben im Hangar. Nebelschwaden zogen von draußen herein und dämmten zusätzlich das ohnehin nur schummrige Licht der Neonröhren. Ein frisch gestrichener Helikopter ließ vor dem großen Eingangstor die Rotoren warm laufen. Feiner Sprühnebel spritzte bis ins Innere des Hangars.
„Wohin bringen sie uns? Ich will einen Anwalt.“
Als Antwort erhielt ich einen Faustschlag auf den Kopf und wäre beinahe hingefallen. Ricki jammerte noch immer, er wäre unschuldig, wurde jedoch genauso wie ich in Richtung Helikopter gestoßen.
Ich duckte mich, denn das Gefährt war nicht besonders groß. Im Inneren sah ich keinen Piloten und der Motor hatte kurze Aussetzer. Bevor wir einsteigen konnten, trieben uns jedoch die beiden Polizisten unter den Rotorblättern hindurch weiter über das matschige Rollfeld.
„Weitergehen.“
„Wohin bringen sie uns?“ Ich blickte in die angespannten Gesichter der beiden und mir schwante Unheil.
„Ihr werdet verlegt.“
„Bitte machen Sie keine Dummheiten. Wir haben einen Deal mit Ratsfrau Nee Jing.“
„Maul halten“, sagte der zweite Polizist in einem Tonfall, der mich meine Erwiderung runterschlucken ließ. Wir bewegten uns geradewegs auf den Zaun zu, der den Vorplatz von der Wildnis trennte. Ein Loch klaffte darin und dahinter standen zwei Menschen in Tarnanzügen. Sie trugen übergroße Pistolen, die wie organisch gewachsen aussahen und deren Laserpointer kurz auf unserer Brust tanzten.
„Kein Ton, oder ihr seid tot“, zischten einer der beiden Polizisten und stieß uns durch das Loch im Zaun. Die beiden Soldaten trugen Datenbrillen und graue Helme mit kurzen Funkantennen an der Seite. Einer fing mich halb auf und riss mich vorwärts. Ich spürte kurz den harten Panzer, den er unter seinem Umhang trug. Als die beiden Polizisten hinter uns durch das Loch im Zaun kletterten, fauchte einer der Beiden: „Wir sind aufgeflogen.“
„Rennt!“, rief der andere. Wir wurden von den Soldaten gepackt und rannten durch den Matsch, taumelten immer wieder, da unsere Hände noch gefesselt waren und im nächsten Moment hörten wir das Wummern des Hubschraubers, das rasch näher kam. Das Gras wurde bald dicht und wir sanken immer wieder in den Sumpf. Vor uns flimmerte etwas und plötzlich stolperte ich über eine ebene Fläche und wir standen in einem Laderaum.
„Krikirr Jhit“, brüllte der Erste der beiden Gepanzerten nach vorne.
Ich starrte auf die vier Menschen, die reglos an den Wänden saßen. Aus ihren behelmten Köpfen ragte jeweils ein kleines silbernes Rohr mit einem gebogenen Ende, ähnlich einem Ubootperiskop.
„Arkanozombis“, wimmerte Ricki. Hinter uns schloss sich mit einem Schmatzen die Laderaumtür.
Mein Blick wanderte weiter nach vorne, wo durch einen Videoschirm der Pilot des Gleiters zu sehen war. Vier seiner acht Augen starrten uns an. Es war ein junger Arkanoide.
„Hinsetzen und anschnallen“, bellte einer der beiden Soldaten. Ich starrte auf seinen Kopf, doch ich konnte den Empfänger für die Arkanoidenbefehle nicht erkennen. Die beiden Polizisten stürzten jetzt auch in den Laderaum und einer warf sich keuchend an die Wand, wo acht leere Vertiefungen Platz zum Hinsetzen boten. Der andere Polizist stieß mich neben ihn und sofort wuchsen fleischige Arme aus der Wand dahinter links und rechts von mir und fixierten mich gerade noch, bevor ein Stoß durch den Raumgleiter ging und er, ohne die Beschleunigung ausreichend zu kompensieren, nach vorne schoss.
„Die Arkanoiden dämpfen nur bis Drei G runter“, ächzte der Polizist neben mir.
„Ich heiße übrigens Jason.“
„Seid ihr völlig übergeschnappt?“, stöhnte ich, „die werden uns alle in Arkanozombies verwandeln.“
„Ach“, presste er hervor, „das ist alles Propaganda der Allianz. Wenn man brav ist, lässt er einem seinen Willen.“
Ich ließ meinen Blick durch den Gleiter schweifen. Er war deutlich größer als meiner und fast schon auf dem neuesten Stand. Offensichtlich hatte ihn der Arkanoid mit erstklassigen Tarnfunktionen ausgerüstet.
Der Pilot sagte etwas auf Arkanoidisch und richtete dann alle Augen wieder auf die Instrumente. Ich sah einige seiner acht Arme im Cockpit herumwuseln.
„Er sagt, wir werden in dreißig Sekunden die Beschleunigung reduzieren und Sie sollten ihm jetzt die Koordinaten Ihres Frachters geben“, übersetzte Jason.
Der Pilot, sagte erneut etwas auf Arkanoidisch.
„Ich darf Ihnen ein Angebot vom Obersten Arkanoiden Ker-An persönlich überbringen. Er will Ihnen Ihre Fracht zu einem guten Preis abnehmen. Nehmen Sie an?“, übersetzte Jason.
„Was bedeutet ein guter Preis?“
„Ich denke, dass er ihre Aufwände damit abzudecken gedenkt und ich würde ihnen in ihrem eigenen Interesse dazu raten, das Angebot anzunehmen, den sonst...“ Der Mann neben mir deutete auf die vier regungslosen Arkanozombies.
Ich gab ihm sofort die Koordinaten der Kallisto. Der junge Arkanoide schien mit einem seiner Arme zu winken worauf der Gleiter seinen Kurs änderte.
Allmählich wurde die Schwerkraft geringer und ich konnte wieder frei atmen.
„Sie arbeiten wirklich freiwillig für ihn?“ flüsterte ich.
Jason nickte. „Du hast ja gesehen, wie es um die Menschen auf Zeta Corvi Drei steht. Entweder man bleibt da und akzeptiert einen nassen Arsch und Schleim zum Fressen, oder“, er deutete auf den Gleiter, „Man lässt sich anständig ausrüsten und bezahlen und betätigt sich an der Seite des Obersten Arkanoiden.“
„Und die Allianz?“
„Die ist weit weg und hat hier nichts zu melden. Und selbst wenn sich die Urdinen ihnen anschlössen: Ihr wisst ja, wie die verdammten Ittryx ticken. Zeta Corvi Vier ist eine Eiswüste und das ganze System hier ist ausgesprochen arm an Rohstoffen. Sie werden ihre Schiffe in Tausend anderen Systemen effektiver einsetzen können. Die Allianz ist gut darin, Ängste vor den Arkanoiden zu schüren, dabei sind die um nichts schlechter. Ihr seid doch genauso Befehlsempfänger und müsst tun, was die Ittryx wollen.“
„Am Ende wird er euch alle zu Arkanozombis machen“, zischte Ricki wütend.
„Ich arbeite schon seit fünf Jahren für ihn, und andere schon viel länger. Ist das nicht Beweis genug?“, fragte Jason. „Außerdem haben wir einen Vertrag mit Ker-An, und der weiß unseren freien Willen inzwischen zu schätzen. Diese Befreiungsaktion war meine Idee. Euer Schiff wird das Gleichgewicht in diesem System ändern: Nicht nur, dass wir weitere Rohstoffe für Zeta Corvi Vier gewinnen, wird auch der Rat der Menschen auf Zeta Corvi Drei weiterhin nicht in der Lage sein, sich ausreichend gegen die Recruiting Fahrten unserer Gleiter zu wehren. Aufgrund der letzten Offensive der Urdinen haben wir jetzt nicht mehr so viele und das hätte dem Rat womöglich die Chance gegeben, Verteidigungsstellungen gegen uns auszubauen.“
Die Schwerkraft verringerte sich weiterhin. Auf einem Monitor sah ich Zeta Corvi Drei kleiner werden und hinter ihm, als blauer Funken, seinen winzigen Mond.
„Leif!“, rief Ricki „Du verrätst deine eigenen Leute!“
„Dieselben, die uns für eine Million Credits an die Urdinen verkauft hätten.“
„Du hattest einen Vertrag mit ihnen.“
„Nein, noch nicht, es war ein Vorschlag aus der Not.“
Ich wandte mich an Jason.
„Hast du eine Verbindung zu Ker-An?“
„Ja.“ Er blickte zu den Arkanozombis.
„Könntest du um eine Bestätigung der Summe in Credits bitten, welche er uns für die Fracht bietet?“
Er rief etwas auf Arkanoidisch zu einem der Arkanozombies. Nach einiger Zeit öffnete dieser den Mund, ohne dabei die Augen zu öffnen. Seine Antwort wirkte wie die eines Betrunkenen.
„Entsetzlich“, sagte Ricki. „Wie könnt ihr glauben, wir würden nicht so enden? Ihr seid Idioten.“
„Eine Million Credits“, übersetzte Jason.
„Gut. Ihr müsst wissen, dass eine Gruppe Menschen bereits auf der Kallisto ist. Sie werden versuchen, euch die Fracht wegzunehmen.“
„Ich weiß“, sagte Jason. „Eure Konkubine ist bei ihnen und Ratsfrau Nee Jing. Wir sind überzeugt, dass unsere Kampfgruppe sie überwältigen kann, vor allem, weil sie uns nicht kommen sehen werden.“

Eine halbe Stunde später näherte sich der Gleiter, der hinter einem Asteroiden geparkten Kallisto. Ein Teil des kugeligen Frachtraumes lag jetzt in der Sonne. Ich wunderte mich zuerst, warum er jetzt angestrahlt wurde, doch dann wendete ich den Kopf und sah den riesigen Flare, der ungefähr zwei Sonnenlängen aus Zeta Corvi herausragte und das System in nie gekannte Helligkeit tauchte. Das Frachtsegment selbst war so schwarz und verbrannt, dass man glaubte, die Kallisto wäre ein abgestürztes Wrack. Trotzdem erkannte ich keine Löcher im Rumpf und überschlug, dass wir den Schaden an der Außenhülle mit 100 000 Credits wieder hin kriegen würden. Zuzüglich 300000 fürs neue Überlichttriebwerk, 400 000 für den neuen Hauptreaktor, 50 000 für weitere Reparaturen und Checks aller Systeme und dann war dann natürlich die Frage, wer von den Urdinen bestechlich war und wieviel sie wohl nehmen würden.
Sanft landeten wir kurze Zeit später im Schatten des Asteroiden und die vier Arkanozombies richteten sich ruckartig auf. Aus versteckten Fächern über uns fielen dünne Raumanzüge.
„Ihr seid frei. Der Vertrag gilt“, sagte Jason. „Wartet bitte, bis die Anordnung für die Übergabe kommt. Wir kümmern uns jetzt um unsere Konkurrenten.“ Jason machte eine Geste mit der Hand und ein Monitor zeigte den durch die Positionsleuchten rötlich angestrahlten Gleiter von Nee Jing. Es war ein altes Allianzexemplar mit Doppelflügeln und einem kleinen Laderaum hinter der Pilotenkanzel.
Über Lautsprecher ertönte eine weitere kurze Durchsage auf Arkanoidisch.
„Sie sind alle auf der Kallisto. Der Gleiter ist leer. Wir werden ein leichtes Spiel haben“, übersetzte Jason.
Die Handlanger des Arkanoiden hatten dunkle Raumanzüge mit Steuerdüsen an allen Extremitäten angelegt.
„Wir überprüfen dann noch ob eure Listen stimmen. In sechs Stunden kommen noch vier weitere Gleiter, die uns nach Nummer Vier begleiten“, meinte Jason und klopfte mir auf die Schulter.
„Und Jenny?“, fragte Ricki.
„Eure Konkubine?“
„Ja.“
„Wollt ihr sie wider haben?“
„Ja sicher“, sagten Ricki und ich gleichzeitig.
„Vielleicht verkauft sie euch der Oberste Arkanoide. Aber ihr solltet nicht zögern, sonst, ihr wisst schon.“
Er deutete kurz auf die Arkanozombies, die starr vor der Heckklappe standen, ihre großen Gewehre mit den trichterförmigen Mündungen im Anschlag.
Ich schlüpfte in meinen Raumanzug.
„Dürfen wir inzwischen in unser Cockpit wechseln?“
„Ihr seid freie Männer. Solange ihr euch an den Vertrag haltet, könnt ihr tun, was ihr wollt.“
Hastig schloss ich den Helm und keine Sekunde später ging die Heckklappe auf. Wir warteten kurz, bis der Trupp des Arkanoiden in der Dunkelheit verschwunden war und hüpften dann selbst raus auf die staubige Oberfläche.

Unsere Raumanzüge besaßen keine Antriebsdüsen, weshalb wir uns vorsichtig am Schiff festhielten. Vor mir ragte die Kugel des ersten Frachtraumsegments auf. Das Cockpit stand 250 Meter über mir wie ein kleiner Speer von der großen Kugel ab. Bei der geringen Schwerkraft des Asteroiden war das kein Problem. Ich ging in die Knie und flog kurz darauf nach oben. Beinahe wäre ich abgetrieben, doch dann zog mich die schwache Schwerkraft des Asteroiden langsam auf das Cockpit der Kallisto zu. Vor mir blendete mich grellblau Zeta Corvi, dessen gigantischer Flare sich bereits vom Stern gelöst hatte. Unter mir sah ich nur Nee Jings Gleiter. Der Arkanoidengleiter war wegen der Tarnung nicht zu erkennen. Ricki stand noch immer daneben und sah unschlüssig zwischen ihm, Nee Jinngs Gleiter und der Kallisto hin und her. Ich hielt mich an der Plasmakanone fest und stieß mich ab in Richtung Schleuse. Nach zehn Minuten kam Ricki an. Ich checkte gerade die Monitore zum Laderaum. Auf einem sah ich Nee Jing und fünf Soldaten in Kampfanzügen. Sie öffneten gerade eine der Kisten mit den Eisenbarren und gestikulierten wild. Ich versuchte, Jenny zu finden, doch offensichtlich stand sie außerhalb des Kamerabereichs.
Ricki zwängte sich neben mir auf den Copilotensitz. Ich beugte mich nun über das Kommunikationsgerät und hörte die Nachrichten der Urdinen ab. Niemand schien etwas von dem getarnten Gleiter mitbekommen zu haben.
„Wieviel sollten wir dem Arkanoiden für Jenny geben?“ fragte ich ihn.
Ricki drückte hektisch auf dem rechten Monitor herum.
„Du glaubst doch nicht, dass der Arkanoid sein Versprechen hält.“
„Warum nicht? Er hat auch nicht alle Menschen versklavt.“
„Aber er wird sich den Rest des Planeten holen, wenn du ihn unterstützt.“
„So viel bringt ihm die Ladung auch nicht. Und falls es dich beruhigt, wir werden dann eben mit seinen Credits alles reparieren und eine weitere Ladung zu den Menschen hier bringen.“
„Sie war in letzter Zeit ziemlich angepisst.“
"Das wird sich schnell ändern, wenn wir ihr das Gehalt überweisen.“


Ricki drückte auf etwas Rotes. Erst jetzt bemerkte ich, dass er absichtlich seinen Kopf vor den Bildschirm gehalten hatte.
Ein roter Strich aus unserer Plasmakanone zerriss das Schwarz um uns, und dann explodierte der Gleiter der Arkanoiden in einem grellen Feuerwerk.
„Du Idiot!“ schrie ich. „Jetzt werden sie uns das Hirn aussaugen und wir werden Arkanozombies.“
„Nein, genau das werden sie jetzt nicht machen, weil wir unser Geschäft mit Nee Jing fortsetzen.“
Ricki stieß mich hart in die Magengrube. „Ich steige übrigens aus. Das Schiff verkaufe ich an Nee Jing und ich lasse mich auf Kassiopeia Prime nieder!“
„Computer“ sagte ich. „Start vorbereiten. Kurs auf Zeta Corvi Vier nehmen.“
„Computer: Nein!“ schrie Ricki.
„Ricki du Vollidiot! Es gibt jetzt nur noch eine Möglichkeit, an unser Geld zu kommen und dem Arkanoiden zu beweisen, dass die Zerstörung des Gleiters ein Versehen war: Wir bringen die Kallisto zu ihm.“
„Nein, du Wixer! Computer: Start abbrechen.“
„Computer: Prio Eins festlegen. Zugangscode per Stimm-ID prüfen“, konterte ich.
Da der Computer wieder stumm war, konnte ich natürlich nichts hören, aber das Schiff kam zitternd zum Leben. Draußen leuchteten Scheinwerfer auf und das Radar schaltete sich ein.
Ricki fluchte und befahl zu landen, aber meine Prio Eins Autorisierung wirkte.
Plötzlich traf mich ein blaues Gewebe von hinten, hüllte mich ein und fror mich in meinem Pilotenstuhl fest.
„Jenny? Du warst die ganze Zeit hier! Warum hast du dich nicht gemeldet?“, rief Ricki. „Ich muss sofort den Computer resetten, sonst fliegen wir zum Arkanoiden.“
Mein Kopf war in 45 Grad Winkel eingeklemmt. Blaue Fäden hatten sich um meinen Mund gelegt, sodass ich nur nuscheln konnte.
Jenny schien mich zu verstehen und schoss wieder. Dieses Mal verstummte ich und atmete mühsam durch das Gespinst der blauen Fäden.
„Arschloch“, sagte Ricki und meinte mich.
„Arschloch“, bekräftigte Jenny. „Willst du nicht Nee Jing und ihren Leuten helfen? Die Arkanoiden rechnen nicht mit dir.“
Sie starrte auf einen der Überwachungsmonitore. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass dort erbittert gekämpft wurde.
Ricki schüttelte den Kopf „Die müssen sich selbst helfen. Zuerst muss ich den verdammten Computer unter meine Kontrolle bringen.“
„Das könnte ich in der Zwischenzeit machen. Ich habe auch noch einen Schocker, den ich dir borgen könnte.“
„Schätzchen, das ist nichts für dich. Der Computer ist gehackt und ich muss selber erst nachdenken, wie ich ihn auf mich konditionieren kann.“
„Denk doch einmal nicht zuerst an dich. Den Computer kannst du später noch hacken. Aber die Leute dort draußen brauchen dich jetzt.“
Rick würdigte sie keiner weiteren Antwort. Es knarrte, dann knirschte es und schließlich splitterte etwas. Ricki fluchte. Jennys blonder Haarschopf erschien kurz in meinem peripheren Gesichtsfeld. Veilchenduft hüllte mich ein, während sie sich nach vorne beugte und interessiert „Oh“ sagte.
Sicherlich verstand die dumme Kuh überhaupt nicht, was Ricki da tat.
In der Tat war unser Computer eine Version ohne Lizenz und wir hatten damals einige Mühe gehabt, das widerspenstige Ding davon zu überzeugen, dass wir, also genau genommen ich, der Besitzer war. Plötzlich wurde es ringsum schwarz.
Offensichtlich hatte Ricki die Energiezufuhr abgetrennt. Grünliche Notbeleuchtung ging an. Jenny war wieder nahe bei mir. Ich konnte sie nicht sehen, aber ihr intensiver Veilchenduft weckte Erinnerungen an frühere, schönere, Zeiten.
„Kann nur noch einen Augenblick dauern“, sagt Ricki und drängte sich an mir vorbei, wobei er mir wie unabsichtlich einen Ellbogenstoß in die Rippen gab, der zum Glück vom klebrigen Geflecht weitestgehend abgefangen wurde.
„Was tust du jetzt?“ fragte Jenny.
„Hol mir die Initialisierungsdateien. Die sind auf meinem alten Tablett gespeichert.“
Ich versuchte das blaue Gewebe etwas zu dehnen, doch das Material war fest wie Stahlseile. Ich konnte gerade meine Finger soweit durch das Gewebe strecken, dass Jenny es bemerkte und mit eiskalter Stimme sagte:
„Versuch es noch einmal, Wixer, und ich verpasse dir noch Eine.“ Ich zog meinen Finger zurück und wartete. Ricki kroch mit seinem Tablett an mir vorbei, machte sich aber zumindest nicht die Mühe, mir einen weiteren Rippenstoß zu versetzen.
Schlagartig wurde es wieder hell und Ziffernfolgen überzogen die Monitorwände. Ricki las Codewörter auf seinem Tablett ab und startete meine Hackprogramme. Der Computer benötigte eine Weile und Ricki sagte zu Jenny.
„Ich verkaufe den ganzen Schrotthaufen an Nee Jing oder ihren Nachfolger und dann hauen wir ab nach Kassiopeia Prime.“
„Ich bevorzuge aber die Gesellschaft von Menschen.“
„Ach, ich erhöhe einfach um einen Grünen pro Tag, dann kann dir ihre blaue Haut egal sein.“
„Zahl zuerst mal deine Schulden, Schätzchen, dann reden wir weiter.“ Aus ihrer Stimme war jede Wärme verschwunden. Ricki schien das Ganze nicht zu registrieren. Er plapperte munter weiter über ihre gemeinsame Zukunft und der Computer kam langsam wieder zu sich.
„Wir liefern dann noch Leif aus. Ich bin sicher, die Urdinen rücken für ihn mindestens die halbe Belohnung raus.“
„Das halte ich für keine gute Idee“, sagte Jenny und beinahe hätte ich zustimmend genickt.
„Warum nicht?“ Der Computer verlangte jetzt einige Sätze seines Besitzers für die Stimmidentifizierung.
„Weil sie auf jeden Fall eine Million für euch beide zahlen und ich finde, dass diese Summe das Mindeste ist, um mich für die Umgebung hier und eure Gesellschaft zu entschädigen.“
Im nächsten Moment wurde Ricki von einer blauen Fadenkugel eingehüllt. Er brüllte empört und schlug wild um sich, worauf Jenny eine weitere Kugel auf seinen Kopf abschoss und er nur noch dumpf unter den Fasern knurrte.
Jenny setzte sich in den Pilotensitz, stellte sich dem Computer als neue Besitzerin vor und funkte die Urdinen an, um uns auszuliefern. Ich war schon erstaunt gewesen, dass sie die Funkanlage richtig bedient hatte, doch nun fand sofort die richtigen Befehle für Steuerung und Schub. Jenny versiegelte die Schoten in den Laderäumen, um die Kämpfenden darin einzusperren, und ließ die Kallisto mit allem, was sie noch hatte, in Richtung Zeta Corvi Drei beschleunigen.

 

Hallo @Bernhard,

Hier ein paar Dinge die mir aufgefallen sind:

Ricki und ich teilten uns Kallisto und Jenny. Beide waren in schlechtem Zustand. Bei der Kallisto lag es am Alter und den überzogenen Wartungsintervallen. Bei Jenny, so fürchte ich sagen zu müssen, lag es an der Tatsache, dass sie seit sechs Monaten auf zwanzig Quadratmetern Passagierraum mit uns zusammenleben musste.
Die Formulierung im ersten Satz sorgt bei mir für Verwirrung. Aus den Sätzen danach erschließt sich zwar, dass Kallisto das Schiff und Jenny eine Frau ist, aber die Lust weiterzulesen ist bei mir direkt verflogen, da ich es unpassende finde, die Beiden im ersten Satz gleichzustellen.

„Was ist mir Ricki?“
mit
„Wie geht’s Ricki?“
„Ich hab mir die Hand verstaucht. Und Ricki blutet.“
Da sich immer mehrere Personen an den Konversationen beteiligt haben, war es an Stellen wie hier schwer zu erkennen wer gerade spricht.

„Verdammt Leif, du hättest das Geld für die Reserveschirmgeneratoren spendieren sollen. Von Jenny haben wir sowieso kaum was gehabt.“
Du erwähnst zwei oder dreimal "Leif" und für mich erschließt sich nicht wer oder was das ist.

Allerdings er wusste nichts von dem getarnten Gleiter
"Allerdings wusste er..."

Als ich wieder aufwachte, wurde Ricki unsanft von vier Menschen in Polizeiuniform aus dem Hoover gezerrt. Wir standen in einer schmutzigen Betonhalle, die vollgepackt war mit allerlei Hoovern und auch ein paar rostigen Helikoptern, die eigentlich ins Museum gehörten.
„Aufwachen! in euren Zellen könnt ihr weiterpennen.“
"In" wird groß geschrieben. Die Beschreibung, wo sich der Hoover befand kommt ziemlich spät und ist an dieser Stelle unpassend. Außerdem war es hier nicht direkt ersichtlich, dass du den Hoover meinst. Ich dachte zuerst die Personen standen in der Betonhalle und plötzlich werden sie angschrien, weil sie noch schlafen. Das hat bei mir für etwas Verwirrung gesorgt.


Der Anfang ist ziemlich holprig zu lesen und es fehlen Erklärungen, damit ich mich als Leser direkt in die Szene hinein versetzen kann. Nach der langen "Aufwärmphase" in der ich damit zu kämpfen hatte die Umstände zu durchblicken kam ich schließlich in einen angenehmen Lesefluss. Den Hauptteil hast du sehr interessant geschrieben. Auch, wenn der Text im ersten Blick ziemlich lange aussah, ist die Zeit beim Lesen schnell vergangen und ich wollte nicht mehr aufhören. Aufgrund der Streiterein, die viel durcheinander in das Schluss brachten, hat mir dieser überhaupt nicht gefallen, da ich für den Ausgang der Geschichte keine genau Hintergründe finden konnte mit denen ich diesen vereinbaren konnte.

Zusammengefasst:
Der Hauptteil war gut, aber an Anfang und Schluss könnte man noch arbeiten.

Ich hoffe meine Kritik hilft dir weiter.

LG
YouWillKnowMe

 

Hallo YouWillKnowMe!

Vielen Dank für deine Kommentare, ich finde deine Kritik sehr hilfreich:

Die Formulierung im ersten Satz sorgt bei mir für Verwirrung.
Ja, da hast du möglicherweise Recht. Zum Glück ist ein Schiffsname in dem Fall schnell geändert, wobei ich gedacht habe, dieser sehr alte, ungewöhnliche Name, würde sich gut von Jenny abheben und damit Klarheit schaffen. Ich habe bewusst beide Namen im ersten Satz einfließen lassen, weil es unter anderem auch um den Spruch oben geht und ich durchaus die Gleichstellung von Schiff und Frau hier betonen wollte.

Da sich immer mehrere Personen an den Konversationen beteiligt haben, war es an Stellen wie hier schwer zu erkennen wer gerade spricht.
Da erde ich nochmals drübergehen.

LG
Bernhard

 

Hallo @Bernhard

eins vorweg: ich ziehe meinen Mütze vor deiner Geschichte, die doch mit einiger Ambition daherkommt. Geboten wird ein Weltraumabenteuer, zwei Chauvis, eine Kokubine, Notbremsungen in Sonnen, allerhand Aliens, nämlich Urdinen, Arkanoiden, die Ittryx, die auch noch politisch untereinander agieren, ja sogar Zombies. Das ganze kann einen Lesenden, der normalerweise mit Sci- Fi nicht allzuviel an der Mütze hat, schon ganz schön fordern.

Das gilt allerdings ebenso für den Autor und finde, dass in deiner Geschichte teilweise doch die Qualität etwas unter der Fülle leiden musste. In der kompletten Geschichte fehlt mir irgendwie eine Tiefe; ich hatte den Eindruck, in einer Folge Star-Trek gelandet zu sein, in der sich die Aliens durch lustige Frisuren auszeichnen und die Felsen aus Pappe sind. Ich werde das unten noch detaillierter erläutern.

Das soll allerdings nicht bedeuten, dass ich deine Geschichte schlecht fand, ich habe sie gerne - wenn auch nicht in einem Rutsch - durchgelesen und mich gut unterhalten gefühlt. Ich würde dir aber für die nächste Geschichte empfehlen, weniger zu erzählen aber dafür mit etwas mehr Tiefe.

Zu den Charakteren:
Obwohl viel Handlung stattfindet, bleiben die Charaktere relativ blass. Jenny ist einfach nur die nervige Konkubine, die beiden Hauptcharaktere Ricky und Leif sind charakterlich kaum auseinanderzuhalten und klingen sehr ähnlich. Vielleicht habe ich mich deshalb ab und an in den Dialogen verheddert. Keiner der Figuren hat eine persönliche Geschichte, die mir mehr über ihre Motive verraten würde. Dieser Kolonist zum Beispiel, dieser John, der die Protagonisten letztendlich verkaufen will, ist der nicht von irgendwelchen spannenden persönlichen Motiven angetrieben? Hat er vielleicht - keine Ahnung - einen Sohn, den er liebt, und den er nicht im Schlamm aufwachsen sehen will?

Da könnte man noch einiges rausholen, allerdings musst du dann vielleicht andere Dinge weglassen. Das meine ich mit mehr Tiefe.

Zum Einstieg:
Ich habe direkt verstanden, dass Kallisto das Schiff und Jenny die Frau ist. Frauen und Raumschiffe gleichzusetzen trifft allerdings nicht ganz meinen Humor, passt aber in das Bild, das ich vom Ich-Erzähler habe und würde es daher gelten lassen.

Zur Handlung:
Ich war verwirrt über den Wert des Schiffes. Anscheinend kann man damit einer ganzen Kolonie helfen, auf die Füße zu kommen, aber die beiden alleinigen Besitzer können sich keine Reparaturen oder eine Lizenz für ihren Computer leisten? Irgendwie kommt mir das leicht unstimmig vor.

Zum Erzählstil:
Es könnte etwas plastischer zugehen, etwas weniger Bericht, etwas mehr Erzählung. Ich habe mir mal einen Satz gesucht, der das Problem für mich deutlich macht:

Nacheinander wurden zuerst Jenny, dann Ricki und schließlich ich zum Verhör gebracht.
Du wirfst mir diese Beschreibung um die Ohren wie ein Kochrezept. Erst Jenny, dann Ricki, dann ich. Mehr Tiefe.

Man stelle sich die Situation vor: Seine beiden Begleiter werden vor ihm zu einem Verhör gebracht. Was fühlt man da? Was tut man da? Knabbert man sich da nicht unruhig die Fingernägel ab? Tigert man da nicht angespannt in der Zelle auf und ab? Redet man sich nicht ein, dass alles gut wird, dass sie vielleicht von Ricky schon alles erfahren haben, was sie wissen wollen? Dass es einem selbst vielleicht erspart bleibt? Versucht man nicht angestrengt an diesen verdammten, leicht schlurfenden Schritten des Wachpostens vorbeizulauschen. War das ein Schrei grade? Jenny? Nee, bestimmt nur ein schlecht geschmiertes Scharnier. Bei der Nässe verrostet ja alles so scheiße schnell, ein richtiges Drecksloch, dieser Planet. Kein Wunder, dass die Kolonisten scharf auf die Kohle sind. Das wär ich auch, wenn ich hier leben müsste. ...

Ich hoffe du siehst, was ich meine.

Noch einige Kleinigkeiten:

Das Schiff wimmerte und ächzte und der Lichtgeschwindigkeitsfaktor sackte nun rasend schnell ab.
Lichtgeschwindigkeitsfaktor -> unsere Geschwindigkeit
Klingt weniger umständlich.
Im nächsten Moment leuchtete ein weißes Licht die Kabine aus als hätte uns ein gigantischer Fotograf geblitzt,
... die Kabine aus, als ...
„Ich krieg keine Luft.“, schrie Jenny
Der Punkt nach Luft muss weg.
MEdikamentenlade.
Sind die zwei Großbuchstaben beabsichtigt?
Hiermit erkläre ich alle Personen des Schiffes Kallisto für vogelfrei!“
Personen des Schiffes -> Personen an Bord der Kallisto
Er schloss die armlange Röhre um seinen linken Unterarm
Unnötig. Dass die Röhre größenordnungsmäßig armlang sein muss, damit sie um seinen Arm passt, kann man sich denken.
sagte ich zu Ricki und starrte fassungslos zuerst auf langsam dahinziehenden Striche am Panoramafenster
... auf dahinziehende Striche ...
„Seit wann gibt es hier einen Arkanoiden?“, fragte ich geistesgegenwärtig.
Warum muss er seine eigene Geistesgegenwart hier so betonen?
„Warum sind wir nicht nach noch einmal nach Rho Eridani geflogen?“
Geben doch dem Raummeister einen Anteil vom Gewinn.
Das habe ich nicht verstanden. Wer ist der Raummeister?
Das Panoramafenster glühte in intensivem blauweiß.
... Blauweiß.
dann sahen wir kaum noch bis zum matschigen Schlamm, der
Unnötig. Klar ist der Schlamm matschig.
Es war fast als schwämmen wir in einem Meer aus Gras und Dreck.
Es war fast, als schwämmen ...
Danach kletterten wir in das viersitzige Hooverkraft.
Hooverkraft -> Hoovercraft
große Sieg, wie sie uns verkaufen wollten.
Klingt sperrig.
Die spinnen doch?“, fluchte Ricki.
?->! (Ich kann mir den Ausruf in fragendem Tonfall nur schwer denken.)
Das ist ja mehr, wie unser Schiff und die gesamte Ladung zusammen.
wie -> als (Wobei ich mir nicht sicher bin, ob vielleicht beabsichtigt?)
Der Raum war kaum bequemer, als meine Zelle, nur ein bisschen größer
... kaum bequemer als meine Zelle nur ...
Darum werden wir in diesem Fall Ihre Gesetze penibelst befolgen.
"Ihre" bezieht sich auf die U. und nicht auf die angeredeten Personen -> klein
Die Rohstoffe und das Schiff sind doppelt so viel Wert, wie ihre verdammte Belohnung.
wie -> als
Ricki stand schon bereit und nach einem kurzen Gang über die Treppe standen wir wieder oben im Hanger.
Hanger -> Hangar
Bitte machen sie keine Dummheiten.
sie -> Sie
Der Pilot sagte etwas auf Arkanoidisch und richtete dann seine vier Augen wieder auf die Instrumente.
Hatte er nicht vorher noch acht Augen.
Ich darf Ihnen ein Angebot von Oberste Arkanoiden Ker-An persönlich überbringen.
... Angebot voM ObersteN ...
seinen winziger Mond
... winzigeN Mond ...
Über Lautsprecher ertönte eine weitere kurze Anweisung auf Arkanoidisch.
„Sie sind alle auf der Kallisto. Der Gleiter ist leer. Wir werden ein leichtes Spiel haben“, übersetzte Jason.
Was da ertönt, ist ja gar keine Anweisung.
n sechs Stunden kommen noch vier weitere Gleiter die uns nach Nummer Vier begleiten
... Gleiter, die uns nach ...
Und Jenny“, fragte Ricki.
Da fehlt ein Fragezeichen.
Wieviel sollte wir dem Arkanoide für Jenny geben?
... ArkanoideN ...
„Tut mir leid, die müssen sich selbst helfen.
Hier bin ich aus dem Dialog geflogen und konnte nicht mehr genau zuordnen, wer was sagt.

Hoffentlich helfen dir meine Leseeindrücke irgendwie weiter.
Ich wünsche noch einen schönen Abend!

Viele Grüße
Tarkus

 

Hallo @Bernhard ,

da wäre mir fast rausgerutscht „Du wieder hier?“ . Nee, im Ernst. Freut mich wieder von Dir zu lesen nach ziemlich langer Zeit, wie ich das sehe. Und dann auch noch Science-Fiction :bounce: .

Das war jetzt das Positive. Das Negative ist: Ein guter Anfang für ein Weltraumabenteuer à la Han Solo. Jedenfalls so ähnlich stellte ich mir instinktiv die Kallisto vor. Allerdings, und jetzt kommt das große „aber“, kannst Du da noch Einiges ausbauen. Mein größtes Problem mit der Story ist, dass ich mit den Figuren nicht warm werde. Die bleiben irgendwie konturlos und außer, dass Jenny blond und femme fatale ist, weiß ich eigentlich nichts Großartiges über die. Vor allem weiß ich nichts über den Ich-Erzähler. Er wirkt so unbeteiligt, dass ich am Anfang sogar über das „ich“ gestolpert bin und mir immer wieder in Erinnerung rufen musste, „ach, ja, die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive erzählt.“ Das liegt daran, dass gerade das erste Drittel sehr dialoglastig ist, aber wenig passiert, was mir die Figuren vertraut macht. Deswegen fiebere ich auch nicht so wirklich mit denen mit. Das ist aber schade, denn da passiert ja eigentlich im Folgenden recht viel.
Science-Fiction-Kurzgeschichten sind nicht einfach zu schreiben, weil man den Leser ganz schnell in eine neue Welt einführen muss. Das gelingt Dir eigentlich ganz gut, daher solltest Du Dein Augenmerk bei der Überarbeitung auf Deine Figuren legen.

Und jetzt noch ein paar Details:

Kallisto schuldeten wir einen Austausch der Überlichttriebwerke. Jenny schuldeten wir die letzten fünf Monate Gehalt. Daher verweigerte sie die vereinbarten Dienstleistungen. Das hob die Stimmung nicht gerade.
„Jenny, wenn wir hier alles verkauft haben, kriegst du zwei Grüne Extra,“ begann Ricki.
Als Antwort schüttelte sie nur ihren blonden Lockenkopf. Das enge rote Kleid betonte jede ihrer fantastischen Rundungen, und so wie sie auf der Koje hinter unserem Cockpit lag, musste ich in ihren Ausschnitt starren.
Das Gestrichene halte ich für wiederholend. Das wird viel besser durch den Kontext vermittelt.
Ich hatte die Stimme des Bordcomputers durch Abklemmen der Lautsprecher auf lautlos runtergeregelt, an die Blinkleuchten kam ich aber nicht ran.

Bluttropfen schossen neben mir vorbei und zerplatzen am Bildschirm neben den blinkenden roten Buchstaben: Riss im Hauptreaktor. Notprogramm aktiviert.
an mir vorbei? Dann hast Du auch keine Wortwiederholung im gleichen Satz.
Ricki unseren letzten Medkit aus der MEdikamentenlade.
Da war ich mir nicht sicher, ob das so soll oder doch Medi...
Wir flogen noch immer mit Faktor 506, aber wir hatten nicht annähernd genügend Energie, um wieder abzubremsen.
Leerzeichen zu viel.
Ich muss nur die Frequenz der Strahlungsschilde ändern, dann ist das kein Problem?“
„Und die Urdinen?“
Hier fand ich den Weltenbau etwas schwierig. Die Urdinen werden so in den Raum geworfen und ich habe mich gefragt, wer das ist. Ich dachte instinktiv erst an „Undinen“ und hatte daher etwas Weibliches, vielleicht auch Weltraumgeister im Kopf. Mich verwirrte dann “der Urdine“ im Folgenden. Vielleicht wäre hier tatsächlich etwas mehr Einführung gut. Das muss ja nicht gleich tell werden. Aber die Urdinen könnten bereits vorher im Dialog behandelt werden. „Den gelben Kerlen werde ich es zeigen, den Urdinen“ oder so.
Ich öffnete meinen dreckverschmierten Helm und erkannte, dass da vor mir kein gelber Urdine stand, sondern ein Mensch in einem gelben Regenponcho mit übergroßer Kapuze.

Jenny und Rickis Köpfe fielen nach unten.
:lol: – kannst Dir denken, was ich da dachte ... :rotfl:
breit.
„Tut mir leid, Jungs, aber die Urdinen haben eine Million Credits auf eure Köpfe ausgesetzt.
Also doch :rotfl:
gleichzeitig.
„Vielleicht verkauft sie euch der Oberste Arkanoide. Aber ihr solltet nicht zögern, sonst, ihr wisst schon.“
Leerzeichen.
„Versuch es noch einmal, Wixer, und ich verpasse dir noch eine.“ Ich zog meinen Finger zurück und wartete.

dumpf unter den Fasern knurrte.
Jenny stellte sich dem Computer als neue Besitzerin vor, erklärte den Urdinen, sie hätte uns gefangen und wolle die Belohnung dafür kassieren. Dann beschleunigte sie mit allem, was wir noch hatten in Richtung Zeta Corvi Drei.
Uups ... das liest sich jetzt so, als hättest Du die Lust verloren. Das wirkt so zusammengefasst. Warum geht denn da die Handlung nicht weiter? Z. B. „Jenny stellte sich vor den Computer. ‚Hey, Du. Was immer man dir erzählt hat, jetzt bin ich hier der Boss!‘ Der Computer grummelt etwas. ‚Was hast du gesagt?‘. ‚Jenny ist der Boss‘, tönt eine blecherne Stimme durch die Kallisto. ‚Fliegen wir zu unseren neuen Freunden ...“
Ist jetzt natürlich aus der Luft gegriffen, aber Du könntest am Ende noch richtig Spannung aufbauen, die Leser zweifeln lassen, ob Jenny nun übergelaufen ist oder nicht bzw. Kopfgeldjägerin wird oder immer war?
Mit dem Ende vertust Du Dir irgendwie etwas.


Insgesamt aber ein nettes Weltraumabenteuer. Ich hoffe, mein Genörgel hilft Dir weiter.

Liebe Grüße
Mae

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tarkus

. In der kompletten Geschichte fehlt mir irgendwie eine Tiefe; ich hatte den Eindruck, in einer Folge Star-Trek gelandet zu sein, in der sich die Aliens durch lustige Frisuren auszeichnen und die Felsen aus Pappe sind.

Ja, ich hab da Angst, in eine Novelle zu geraten. Möchte gerne eine Kurzgeschichte schreiben, aber der Stoff ist zu umfangreich - seufz - ich werde sehen, was sich tun lässt. Maedy schlägt ja auch in die gleiche Kerbe

Das soll allerdings nicht bedeuten, dass ich deine Geschichte schlecht fand, ich habe sie gerne - wenn auch nicht in einem Rutsch - durchgelesen und mich gut unterhalten gefühlt.
Das freut mich sehr - meine Intention war nicht zu viel Tiefe, weil Eben Handlung vorgeht und ich mich zwang im Rahmen einer KG zu bleiben.
Die Rohstoffe und das Schiff sind doppelt so viel Wert, wie ihre verdammte Belohnung.
wie -> als
Ich lasse sie absichtlich nicht ganz hochdeutsch reden.

die beiden Hauptcharaktere Ricky und Leif sind charakterlich kaum auseinanderzuhalten und klingen sehr ähnlich
Guter Punkt. Daran werde ich noch arbeiten.
Ich hoffe du siehst, was ich meine.
Ja - versuche ich einzubauen.

Hoffentlich helfen dir meine Leseeindrücke irgendwie weiter.
In der Tat und vielen Dank für deine Bemühungen. Werde mich dann an die Überarbeitung machen.
lg
Bernhard

Hi Maedy

Nee, im Ernst. Freut mich wieder von Dir zu lesen nach ziemlich langer Zeit, wie ich das sehe.
Freut mich, dass du dich freust. Ich hoffe, dass ich jetzt wieder etwas Zeit zum Schreiben finde- die letzten Jahre waren leider etwas schwierig...
Werde anschließend gleich mal schauen, was du in letzter Zeit so gepostet hast

Mein größtes Problem mit der Story ist, dass ich mit den Figuren nicht warm werde. Die bleiben irgendwie konturlos und außer, dass Jenny blond und femme fatale ist, weiß ich eigentlich nichts Großartiges über die.
Das nehme ich mir zu Herzen - werde versuchen, hier dezent nachzubessern.

Zum Einstieg:
Ich habe direkt verstanden, dass Kallisto das Schiff und Jenny die Frau ist. Frauen und Raumschiffe gleichzusetzen trifft allerdings nicht ganz meinen Humor, passt aber in das Bild, das ich vom Ich-Erzähler habe und würde es daher gelten lassen.
Danke, das freut mich sehr, denn an dem ersten Satz ist die ganze Geschichte aufgehängt.

Jenny und Rickis Köpfe fielen nach unten.
:lol: – kannst Dir denken, was ich da dachte ...
verstanden - was da ein einziges unpräzises Wort anrichten kann :hmm:

Uups ... das liest sich jetzt so, als hättest Du die Lust verloren. Das wirkt so zusammengefasst.
Nein, maximale Seitenanzahl erreicht, aber ich sehe noch, was sich da machen lässt. Ist mir schon klar, dass ich zu viel Stoff da reingehauen habe, vielleicht wirds ja noch irgendwann eine Serie oder so.

Insgesamt aber ein nettes Weltraumabenteuer. Ich hoffe, mein Genörgel hilft Dir weiter.
Auf jeden Fall
Danke
Bernhard

 

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