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Endstation

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13.12.2003
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Endstation

Normalerweise sitzen tote Menschen nicht in einem Bahnhof, dachte John und meinte dabei in erster Linie sich selbst.

Er war sich ziemlich sicher, vor einiger Zeit verstorben zu sein, denn das letzte, an das er sich erinnern konnte, bevor er an diesen Ort gekommen war, war sein Leben und das abrupte Ende, das es genommen hatte, als der Wagen gegen den Baum stieß. Letzte Erinnerung war besonders intensiv aber gar nicht unangenehm. Er betrachtete innerlich noch einmal den Hergang.
Nein, es war nicht schlimm, sich daran zu erinnern. Es war eher neutral. Unwichtig.
Eine Tatsache, die man hinnahm ohne Gräuel.

Der Bahnhof befand sich unter der Erde, mochte eine U-Bahnstation sein, wie es viele auf der Welt gab. Kaltes weißes Licht aus Neonröhren. Er befand sich auf der mittleren von sieben Bänken, die an der Rückwand in regelmäßigen Abständen aufgestellt waren. Alles war in weiß gehalten bis auf eine dünne, aus dunkelgrauen Fliesen bestehende Linie, die 20 Zentimeter entlang parallel zur Bahnsteigkante entlang lief.

John stand auf, um sich den Bahnhof näher anzuschauen. Auf der gegenüberliegenden Seite war der Bahnsteig exakt gleich. Nur die Bänke fehlten. Es gab zwei Gleise für zwei Züge, die in entgegengesetzte Richtungen fahren konnten. Getrennt wurden beide Gleise durch quadratische Betonsäulen, deren Abstand zueinander genauso groß war, wie deren Abstand zu beiden Wänden. Der Erbauer schien großen Wert auf Symmetrie gelegt zu haben. Außerdem schien er einen Fable für Weiß zu haben.

Er erinnerte sich, bei seinem Unfall Jeans, einen Pulli und dunkelbraune Lederschuhe angehabt zu haben. Verwundert stellte John fest, nun eine bequeme Sportkombination aus hellem grünem Stoff zu tragen, dazu weiße Sportschuhe mit schwarz abgesetzten Streifen und lächerlich grünen Schnürsenkeln, die doch irgendwie zu seinem Gesamtoutfit passten. Wenn ihn Sarah so sehen könnte, wo er doch so ein Sportmuffel war. Ob sie schon von dem Unfall erfahren hatte?

Während er den Bahnsteig entlang schlenderte, bemerkte er, dass es an keinem der Enden eine Treppe oder eine Tür gab. Die einzigen Ausgänge schienen die schwarzen Löcher zu sein, durch die die Züge auf ihren Gleisen ein- und ausfuhren. Also doch keine U-Bahnstation wie viele. Verwundert machte er kehrt. Wann wohl der Zug eintrifft?

„Der Zug trifft in fünf Minuten ein“, schrillte eine Frauenstimme aus Lautsprechern, die er bislang nicht bemerkt hatte. „Bitte denken Sie daran, Ihre Fahrkarte bei Fahrtantritt in einem der Entwerter, die Sie in jedem Wagon finden, zu entwerten!“

Fahrkarte? Der Gedanke beunruhigte John. Hatte er eine Fahrkarte?
Er griff mit beiden Händen in die Hosentasche und fand in der linken tatsächlich ein Ticket, während sich in der rechten Hosentasche erstaunlicherweise sein altes Portemonnaie befand. Interessiert betrachtete er zunächst die Fahrkarte, auf der schlicht und ergreifend nichts anderes stand als:

FAHRKARTE ZUR PERSONENBEFÖRDERUNG
Eine Fahrt bis Endstation für John Rhein.

Dann untersuchte er seine Geldbörse und freute sich, den vertrauten Gegenstand in Händen zu halten. Alles war noch im Inneren, wie er es in Erinnerung hatte. Bank-Karte, Geld, Quittungen von Ladenkäufen, Visitenkarten und sein Ausweis.
Sein Ausweis sah irgendwie anders aus.
Er wusste erst nicht wieso, doch dann sah er es:
Es gab eine zusätzliche Zeile.
Unterhalb seines Geburtsdatums gab es nun tatsächlich einen Eintrag mit seinem Todesdatum. Noch bevor er den Ausweis genauer ansehen konnte, wurde eine weitere Durchsage durchgegeben.

„Achtung! Der Zug trifft in einer Minute ein. Bitte halten Sie ausreichend Abstand von den Gleisen!“

Ob es hier je zu einem Zugunglück gekommen ist, fragte sich John und verstaute alles wieder in seinen Taschen. Sein Großvater war Zugführer gewesen und musste früh pensioniert werden, nachdem es Unfall mit einem Kind gegeben hatte, das auf die Gleise gestürzt war. Sein Zug hatte dem Jungen beide Beine abgetrennt. Das hatte er nie verkraftet.

Die Oberleitungen begannen zu summen und die Geräusche des nahenden Zuges schwollen schnell an.

Wenn ich jetzt vor den Zug springe, ob es dann wohl eine zweite Todesspalte in meinem Ausweis gibt, fragte sich John. Doch die Gelegenheit zur praktischen Ausübung des Gedankenexperiments war schon vergangen, denn die Lock huschte bereits an ihm vorbei. Quietschend brachten die Scheibenbremsen des Gefährt erst zum stehen, als der Triebwagen schon halb in der gegenüberliegenden Tunnelöffnung verschwunden war.
Es war ein langer Zug, der die Gleise jenseits des Bahnsteigs von einem Ende zum anderen füllte. Viel zu viele Wagen für nur einen Fahrgast, dachte er bei sich, als sich alle Türen gleichzeitig öffneten.

Nun, was soll’s? Er stieg ein. Direkt neben der Tür war der orangefarbene Kasten mit der Schlitzöffnung, der einem unmissverständlich sagte: Hier ist der richtige Ort, wenn Du vorhast, eine Fahrkarte zu entwerten. Er steckte das weiße Papier hinein in Erwartung, dass die Maschine einen Stempelaufdruck erstellte, doch stattdessen verschwand der Fahrschein mit leisem surren komplett in der Kiste, die daraufhin einen grünen Papierstreifen ausspuckte.

Verdutzt starrte John auf den Streifen, während draußen ein schriller Pfeifton erklang und sich der Zug in Bewegung setzte.

PERSONENBEFÖRDERUNGSSCHEIN
John Rhein – ENTWERTET
Fahrt bis zur ENDSTATION

stand darauf geschrieben – das hatte einen seltsamen Klang, der John nicht besonders gefiel. Er steckte den Steifen in die Hosentasche und betrat einen Wagon, während der sterile Bahnsteig immer schneller an den Fenstern vorbei glitt. Das Innere des Zuges machte einen soliden Eindruck nüchterner Moderne mit abgesetzten rot-braunen Sitzreihen und jeweils zwei Plätzen. Er nahm einen Fensterplatz direkt an der Tür, als das weiße Bahnhofslicht abrupt mit dem Schwarz des Tunnelinneren wechselte. Wenigstens war der Zug gut beleuchtet.

Ihn verwunderte es selbst, mit welcher Gelassenheit er die Situation erlebte. Der Bahnhof ohne Türen, die Zugfahrt mit unbekanntem Ziel. Selbst die zusätzliche Spalte im Ausweis. Er nahm die Dinge hin, wie sie waren. Hätte es ihm nicht Angst machen sollen?
Und diese Einsamkeit? War er allein in diesem langen Zug?
Er beschloss sich im Inneren nach anderen Fahrgästen umzusehen, zumal die Aussicht aus den Fenstern mehr als eintönig war.

Der Wagon eins weiter hinten war ebenso leer, wie der, in den er sich zuerst gesetzt hatte. Nur die Farbgestaltung der Sitze war eine andere. Es war hier ein dunkles Blau, das durch Hellblau abgesetzt wurde - eine Farbkombination, die ihm recht gut gefiel.

Der nächste Wagon war mit gelben-grauen Sitzen ausgestattet und hier fand er Lisa.

Das Mädchen hockte mit angezogenen Beinen quer in einer Sitzreihe in der Mitte. Mit den Armen die Unterschenkel umschlungen und den Kopf zwischen den Knien vergraben sah sie aus, als würde sie schlafen. Die langen dunkelblonden Haare verhüllten ihr Gesicht. Als John sie antippte schrak sie auf, wie aus einem Traum und sah ihn an. Sie mochte zwölf, dreizehn sein.

„Hallo“, sagte er.
Sie blinzelte. „Auch hallo!“
Er setzte sich eine Reihe hinter sie.
„Ich bin John“
„Lisa“, gab sie zurück.
Sie reichte ihm die Hand und er griff sie.
„Na, auch tot?“, fragte John und biss sich auf die Lippen. Die Frage war extrem dämlich.
Sie kicherte.
„Wie bist Du gestorben?“, fragte er und überlegte sich im gleichen Augenblick, ob das nun eine bessere Art war, ein Gespräch zu beginnen. Die Situation war scheinbar nicht besonders gut für Konversation geeignet und mit einem Kind zu sprechen - damit hatte er nun gar nicht gerechnet.
„Naja, ich würde sagen, ich bin einfach so gestorben“, sagte Lisa.
„Einfach so?“
„Mit 87 stirbt man an vielen Ursachen, John. Die Hauptursache ist, dass man vorher 87 Jahre gelebt hat.“
„Aber...“, begann John verdutzt.
Sie lächelte ihn an. „Was denn?“
„Du bist doch höchstens fünfzehn.“ Er wollte sie nicht mit der Annahme von zwölf, dreizehn Jahren beleidigen oder verletzen.
„Und du?“
„29“

Vor Johns Augen begann sich das Mädchen zu verwandeln. Nur einen kurzen Moment, da gab es zwei. Eine junge Lisa und eine alte Frau. Und dann saß nur noch die alte Frau vor ihm - mit grauen Haaren und so vielen Falten, dass sie Methusalems Mutter hätte sein können.
„So fühlt es sich nur falsch an.“, krächzte die Alte.
Wieder verwandelte sie sich.
„Aber ich bin 29 und sehe auch so aus!“
„Weil 29 für dich richtig ist. Weil es sich richtig anfühlt.“
„Und du? Wenn man 87 ist, fühlt man sich dann nicht auch so?“
„Ja, leider. Aber man weiß, wie es früher war und man wird sehnsüchtig. So sehnsüchtig danach wie es ist, als alles noch besser war. Du hast das Alter nie kennen gelernt und das ist schön für dich, John. Nur schade, dass Du den Weg dorthin nicht erleben konntest. Der birgt mitunter einige erlebenswerte Momente.“

John wusste nicht, was er sagen sollte. Das alles verwirrte ihn zu sehr. Sie lächelte ihn wieder an und er musste zugeben, dass es sich richtig anfühlte, wenn sie Ihn so ansah. Viel richtiger jedenfalls, als die zerbrechliche Alte.

„Du wolltest also immer so alt sein, wie Du jetzt aussiehst?“
„Das verstehst Du falsch, John. Du fragst Dich, wieso ich nicht als junge attraktive Frau hier sitze. Aber wenn Du alt bist, willst Du einfach nicht mehr alt sein. Deine Sehnsucht gilt der Jugend. Der wirklichen Jugend. Nicht dem jungen Erwachsensein.“
John nickte und glaubte sogar zu verstehen, was sie meinte.

„Hast Du Deine Fahrkarte entwertet?“, fragte sie ihn plötzlich.
„Klar“, sagte er und nickte eifrig und kam sich dabei vor, wie ein Schuljunge, der gefragt wird, ob er seine Hausaufgaben gemacht hat.
„Zeig mal!“

Er kramte in der Hosentasche und gab ihr das Ticket.
„Ach, das ist ein grüner“, sagte sie und gab es ihm zurück.
„Weißt Du, was die Farbe bedeutet?“, fragte er
„Klar!“

Er zögerte
„Kannst Du mir auch sagen, was Grün bedeutet?“
„Endstation, John, ganz einfach. Steht auch drauf.“
„Ja und was heißt das?“ John spürte brennende Neugier in sich aufsteigen.
„Also, dass heißt, deine Reise geht bis zur Endstation. Sie ist noch nicht beendet.“
Er schüttelte den Kopf. Bitte etwas konkreter!
Hast Du Deinen Ausweis dabei?
Er gab ihn Ihr.
„Ha! Guck mal auf das Datum!“; sie tippte mit ihren Finger auf die neue Zeile mit dem Todesdatum. „20. Oktober 2060!“
Als er den Ausweis wieder entgegen nahm, fuhr sie fort: „Sieh mal, dieser Zug hat viele Wagons und jeder hat eine andere Farbe. Und diese Farben sind nie ohne Bedeutung – nichts ist bedeutungslos. Gelb ist die Farbe, die für einen Tod, nach einem langen Leben steht, Rot für einen schnellen Unfalltod und so weiter. Grün ist die Farbe des Lebens und die Endstation ist genau dort, wo du dich jetzt befindest.“
Sie gab ihm das Ticket wieder wuselte in ihrer eigenen Hose herum und hielt ihm ihre Fahrkarte vor die Nase. Es sah aus, wie jene, die er zu Anfang in seiner Tasche gefunden hatte, jedoch war auf der einen Seite ein regulärer Entwertungsstempel, der das aktuelle Datum trug.

FAHRKARTE ZUR PERSONENBEFÖRDERUNG
Eine Fahrt zu alten Freunden für Elisabeth Kramer

„Schnell, John!“, sagte sie, „Der Zug ist gleich da und du solltest im richtigen Abteil sitzen, wenn er eintrifft, sonnst steigst du auf der falschen Seite aus.“
„Und dann?“
„Das wäre schlimm, John“
„Schlimm?“
„Beeil Dich John! Oder hat dir der Bahnhof so gut gefallen, dass du die nächsten 52 Jahre dort warten willst?“
Er stand auf und wand sich in die Richtung, aus der er kam.
„Andere Seite, John.“
„Danke!“, sagte er.
„Danke für deine Begleitung!“, antwortete sie.

Er eilte durch das Abteil und drehte sich noch einmal zu ihr um. Sie lächelte und winkte und dann raste er weiter.
Im grauen Abteil spürte er, wie der Zug an Fahrt verlor.
Weiter durchs rosa Abteil – was musste man nur verbrochen haben, um eine solche Farbe zu verdienen?
Im braunen begannen die Bremsen zu pfeifen. Und als er schließlich ins grüne stürzte, wich das Schwarz jenseits der Zugfenster dem gleißenden Weiß der Haltestelle.
Er setzte sich nicht sondern sah stehend aus dem Fenster.

Dieser Bahnhof hatte nur ein Gleis und man konnte den Zug zu beiden Seiten verlassen oder betreten. Und zu beiden Seiten sah er Menschen, die ihm sehr vertraut waren. Seinen Großvater, den Lokomotivführer in voller Uniform. Oma Gisela, Oma Hanna und viele andere standen zur rechten Seite und winkten ihm zu. Doch dort hatte der Wagon keine Tür. Auf der linken Seite standen Johns Eltern, seine zwei Brüder, selbst der Hund und ganz vorne Sarah, seine Verlobte.
Dort öffnete sich die Tür und als er unsicher da stand, war es Sarah, die seine Hand nahm – energisch - und ihn ganz herauszog.


Er spürte ihre Hand als er erneut die Augen aufschlug. Das weiße Licht schmerzte in den Augen doch sie lächelte ihn an und hatte Tränen an den Wangen und es war gut.
„Sarah!“, krächzte er und es fiel ihm schwer zu sprechen.
Sie lächelte nur und eine Träne kullerte über ihre Wange und fiel auf seinen Kopfverband.

Da war eine wage Erinnerung an eine Zugfahrt, die sich schnell verlor.

 
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Hallo Zerbrösel-Pistole,

danke für deine sehr schnelle Antwort und die Komplimente für die Formulierungen.
Freut mich auch, dass Dir die Geschichte ganz gut gefallen hat, obgleich das Thema vielleicht nicht das kreativste war. :-)

Habe die Geschichte auch gleich fix überarbeitet und hoffe, die Kommata-Fehler nun einigermaßen verringert zu haben. Ich gebe zu, dass ich in dieser Hinsicht Schwächen habe.

Die angesprochenen Stellen, in denen Wortwiederholungen usw. vorkamen habe ich soweit überarbeitet und auch den plumpen Witz mit der rosa Farbe (hmm... kleine Anleihe aus dem Buch 'Gelb', wo es die rosa Porno-Federn gab) ersetzt. Weis nicht, ob er nun besser ist.

Die Längen in der Mitte und die teilweise akkurate Beschreibung sind eigentlich sogar Absicht. Ich hoffe nicht so übertrieben zu haben, dass es allzu langweilig wird. Dadurch wollte ich ein wenig eine Stimmung erzeugen - so ähnlich wie sich John in der Situation fühlt. Nüchtern, leidenschaftslos - aber nicht ohne Neugier auf seine Umgebung. Seine Beobachtung schließt dabei sogar ihn selbst ein, so dass er alles fast aus einer Meta-Perspektive sieht. Zumindest so lange er noch allein ist.

Die 'man ist so alt, wie man sich fühlt'-Nummer sollte eigentlich eine 'man ist so alt, wie es sich richtig anfühlt'-Nummer sein. Ist natürlich nur ein kleiner Unterschied. Habs ganz leicht überarbeitet, aber ich muss zugeben: Du hast da recht - ist nicht besonders stark.

Letzter Satz in völligem Einverständnis gestrichen, war ein Überbleibsel aus der Urfassung. Der letzte Satz, wie er nun steht, kam bei einer Überarbeitung hinzu, bevor ich die Geschichte hier reingestellt hab und machte den 'Ich liebe Dich" - Satz überflüssig.

LG
Joe_Blackwater

 

Hi Joe!

Schließ mich Z-P hinsichtlich des Einstieges an, die ersten Sätze sind gut gelungen. Allerdings wird es dann schnell ein wenig dröge. Die Beschreibung des Bahnhofs hat mich doch glatt an Matrix Revolutions erinnert, mit dem weiß, keine Treppen usw. ;) (Hab den Film erst kürzlich weider gesehen, deshalb wohl auch dies Bild vor meinem geistigen Auge)

Die ganzen Beschreibungen des Mittelteils (einschl. des Bahnhofs) sind meiner Meinung nach zu ausführlich und könnten noch ein wenig gekürzt werden.

Ein paar Kleinigkeiten:
- Oberleitungen in der U-Bahn? Bin mir nicht sicher, aber sieht da die Energieversorgung nicht anders aus?
- Die Info über seinen Großvater finde ich überflüssig.
- Der Abschnitt mit Lisa und dem Blabla übers Altwerden usw. finde ich schon beinahe störend. Ahhh... Jugendkult über alles. Naja.
- Die Ideen mit den Bedeutungen der Farben, die Tickets und das neu eingetragende Sterbedatum sind gut.

Die Grundidee mit dem Zug ist natürlich nicht neu (welche Idee ist das schon wirklich?), aber schon wirklich oft in der einen oder anderen Form umgesetzt.

Insgesamt taumelt deine Geschichte haarscharf am Abgrund der Langeweile entlang. Runtergefallen ist sie aber nicht. ;)

Beste Grüße

Nothlia

 

Nabend Nothlia!

Vielen Dank, dass Du dir die Zeit fürs Lesen und zum Schreiben einer Kritik genommen hast.

Mit den Oberleitungen hast Du mich jetzt aber sehr verunsichert, so dass ich erstmal nach 'U-Bahn' + große Bilder gegoogelt hab'. Ich muss sagen: Es gibt welche mit UND ohne Oberleitungen.
Sofern der Link funktioniert: http://communityneu.klz.apa.net/perktold/images/ubahn.jpg <--- Beispiel mit Oberleitung.

Was die Info mit dem Großvater angeht: Was erfahren wir schon von John? Es sind doch nur Häppchen. Eines davon ist, dass sein Großvater Zugführer war und daran muss er in dem Augenblick nunmal denken.
Vielleicht war ihm der Großvater sehr wichtig und er ist erst vor kurzem gestorben - das erfahren wir nicht. Möglicherweise verbindet John seinen eigenen Unfall den er mit dem Wagen hatte, mit dem, der beim Großvater dazu geführt hatte, dass er seinen Beruf nicht weiter ausüben konnte und erschafft dadurch die Welt in der er sich befindet. So war der Hinweis mit dem Großvater als ein kleiner Gedankenanstoß gemeint.
Kann so sein, muss aber nicht :-)

Öhm... ich bin auch kein Anhänger des Jugendkults, habe aber viel mit älteren Leuten gesprochen und die Hauptthematik neben Kriegserlebnissen und wie sie den Partner kennengelernt hatten waren Geschichten, die meist in etwa in dem Alter zwischen 10 und 14 angesiedelt waren. Ist mir nur so aufgefallen und ich denke dabei so im speziellen an die verstorbene Oma meiner Frau.
Ich interpretiere natürlich nur, ich meine jedenfalls immer in diesen Gesprächen eine Sehnsucht an diese Zeit herauszuhören.
Und übereinstimmend haben meiner und der Großvater meiner Frau mir unabhängig voneinander gesagt, dass es, um es gelinde auszudrücken, nicht schön ist, alt zu sein.
Das du diesen Abschnitt nun als Jungendkult siehst, tut mir echt leid. Das wollte ich damit wirklich nicht.

Nicht nur die Farben der Wagons haben Bedeutung. Beispielsweise entsprechen die Farben von Johns Schuhen (Schuhe hier als Sinnbild von Fortbewegung) den Farben des Bahnhofs - weiß, schwarzer (oder halt dunkler) Streifen. Tragen sie ihn fort oder nimmt er den falschen Weg?
Der Zug steht in diesem Sinne natürlich auch für Bewegung, nur kann man diese nicht steuern. Nur mitfahren und irgentwann aussteigen.
Die Sieben Bänke des Bahnsteigs. 7 - eine göttliche Zahl (-> 7 Wochentage, 7 Plagen, usw.). Er sitzt in der Mitte, das ist auch von Bedeutung 3 Bänke links, 3 Bänke rechts - wieder eine göttliche Zahl (-> 3-Faltigkeit, 3 Weise aus dem Morgenland, etc.) -> Er befindet sich in einer spirituellen Welt. Er hat 2 Möglichkeiten, versinnbildlicht auch durch die beiden Gleise, doch nur in einer Richtung gibt es Sitzbänke für ihn.
Ich hab insgesammt versucht mit sehr vielen Symbolen zu arbeiten, möglicherweise fällt auch deswegen die Beschreibung etwas zu akkurat aus.
... vielleicht weis Lisa, was der ganze Kram bedeutet :-)

Danke nochmal für deine Kritik. Besonders der charmante letzte Satz hat mir gut gefallen. Das könnte man noch viel gemeiner sagen...

LG
Joe_Blackwater

 

Hallo Joe!

Das mit den Oberleitungen und den U-Bahnen glaub ich dir auch ungesehen. Bin so selten mit einer gefahren, deswegen war ich mir nicht ganz sicher.

Der Abschnitt mit dem Großvater finde ich trotz deiner Erklärung immer noch überflüssig. ;)

Okay, der Jugendkult. Mehr von mir reininterpretiert. Allerdings würde ich sagen, dass alte Menschen gern Geschichten aus ihrer Jugend erzählen, weil sie diese Geschichten oft erzählt haben und deshalb immer "frisch" im Gedächnis sind. Viele alte Menschen sehen das Alter aber gar nicht so schlimm, meiner Gesprächserfahrung nach. Sehr viele schon, aber die Leute jammern grundsätzlich gern.

Über die Symbolik hast du dir anscheinend viele Gedanken gemacht. Sehr löblich, auch wenn mir nicht alles aufgefallen ist. Trotzdem gut gelungen, sie in die Geschichte einzubringen (bzw. zur Geschichte werden zu lassen, quasi).

Beste Grüße

Nothlia

 

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