Was ist neu

Engel oder Dämonen

Mitglied
Beitritt
22.09.2003
Beiträge
42
Zuletzt bearbeitet:

Engel oder Dämonen

September 2005: Nach den vorgezogenen Bundestagswahlen erhält eine konservativ-bürgerliche Regierung die Mehrheit. In einer ersten Stellungnahme werden harte Einschnitte ins soziale System bekannt gegeben. Des Weiteren soll der Kündigungsschutz gelockert werden, um mehr Beschäftigung zu schaffen sowie die Mehrwertsteuer auf 18% ansteigen, um den Staatshaushalt zu sanieren.

9 November 2005: Die Arbeitslosenzahl übersteigt wieder 5 Millionen.

1 Dezember 2005: Die Mehrwertsteuer wird nochmals angehoben und beträgt nun 20%, der reduzierte Satz wird auf 10% erhöht. Gewerkschaften, Unternehmen sowie der Handel bezeichnen die Mehrwertsteuererhöhung als tödliches Gift für die Konjunktur.

30 Januar 2006: Die Arbeitslosenzahl erreicht 5,5 Millionen Menschen. Um die Massenarbeitslosigkeit finanzieren zu können, steigt die Arbeitslosenversicherung auf 8%, dass Arbeitslosengeld wird gekürzt. Gewerkschaften und soziale Verbände protestieren.

7 März 2006: Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik übersteigt die Arbeitslosenzahl die Marke von 6 Millionen. Die Bundesregierung verabschiedet einen Sofortplan zur Sicherung des sozialen Wohles, geplant sind weitere Einschnitte in das soziale Netz. Es kommt zu spontanen Protestaktionen.

23 März 2006: Die Proteste sind nicht mehr spontan sondern geplant. An manchen Tagen sind mehr als eine Million Menschen auf der Straße. Die Bundesregierung beschließt eine Verschärfung des Versammlungsrechts. Die Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen wird nun mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft.

28 März 2006: „Die Schlacht von Kreuzberg“ Unter diesem Namen geht das blutige Ende einer Osterdemonstration in die Geschichtsbücher ein. Mehrere 100.000 Demonstranten versammelten sich in Kreuzberg um einen Protestzug in Richtung Reichstag zu starten. Die Polizeieinheiten, welche den Zug stoppen sollten, schlossen sich ihm an, um gegen die eigenen Arbeitsbedingungen zu protestieren. Herbeigerufene Einheiten der Bundeswehr konnten den Zug verlangsamen. Unbestätigten Berichten zufolge gab der Bundesinnenminister selbst den Befehl mit scharfer Munition in die Menge zu feuern. Ein Teil der Bundeswehreinheiten kam dem Befehl nach, während andere Truppenteile sowie die Polizeieinheiten zurückschossen. Am Ende des Tages erlagen 5974 Menschen ihren Verletzungen, mehrere 10.000 Verwundete mussten behandelt werden.

29 März 2006: Bundesweit demonstrieren die Menschen gegen die Bundesregierung. Große Teile der Polizei und der Armee unterstützen die Demonstranten. International wird das Vorgehen der Bundeswehr am vergangen Tag als Menschenverachtend kritisiert.

30 März 2006: Die Bundesregierung flieht aus dem Land. Ein Militärtribunal ergreift die Macht und stellt die Ordnung wieder her. Als erste Amtshandlung bitte sie die UNO um den Entsatz einer Übergangsregierung, bis Neuwahlen durchgeführt werden können.

1 Juli 2006: Nach einem erbitterten Wahlkampf steht die Partei der christlichen Nächstenliebe als Sieger fest. Mit einer Traumquote von 74,38% und einer Alptraumwahlbeteiligung von 10,98% eine Wahl der Extrema. Die Partei der christlichen Nächstenliebe verspricht soziale Gerechtigkeit, Steuersenkungen und mehr Arbeitsplätze.
Langsam breitete er die Zeitung vor sich aus, die Schlagzeile nahm fast das gesamte obere Viertel der Titelseite ein:

Ein Jahr Deutschland nach Gottes Geboten
Dies sind die Ergebnisse​

War es wirklich erst ein Jahr her? Marco fand dies merkwürdig, er konnte sich kaum noch an ein Leben ohne die Regierung der christlichen Nächstenliebe erinnern. Doch wirklich, dass Datum auf der Zeitung zeigt eindeutig den 14. Juli 2007. Heute vor einem Jahr nahm die Partei der christlichen Nächstenliebe ihre Arbeit auf.

Der Artikel strotze nur so vor Wohltaten und Verbesserungen für die Bevölkerung. Einen Rückgang der Kriminalitätsrate um mehr als 80%, Senkung der Lohnnebenkosten, die konsequente Umsetzung der 10 Gebote, Steuersenkungen für Arbeitnehmer und eine kaum noch messbare Arbeitslosenquote. Marco wunderte sich nicht, dass von den ganzen negativen Entscheidungen der Regierung nichts geschrieben wurde. Kein Wort über die Abschaffung des Grundgesetzes und Einführung der Bibel als oberste Instanz, der Wiedereinführung der Todesstrafe oder der Schließung der Grenzen. Im Gegenteil, die vor kurzem begonnenen Arbeiten für den Grenzwall wurden als „notwendige Schutzmaßnahme gegen fundamentalistische Terroristen“ gelobt. Am Ende des Artikels lobt der Stellvertreter Gottes auf Erden den Kurs der deutschen Regierung und fordert die Regierungen anderer Staaten auf, sich ebenfalls Gottes Geboten hinzugeben. Aber was erwartet man auch von einer Zeitung, welche sich das „Sprachrohr Gottes“ nennt? Auch wenn dies die offizielle Zeitung für Deutschland ist.

Ein kurzer Blick zur Uhr, es ist kurz vor 10 Uhr. Um 11:15 hat Marco einen Termin bei der Vermittlungsagentur für Arbeit. Es ist schon komisch, die Arbeitslosenquote soll kaum noch messbar sein, aber viele von Marco's Bekannten haben keine Arbeit, er selbst ist erst seit kurzem erwerbslos. Der Weg dürfte nicht mehr als eine halbe Stunde in Anspruch nehmen, es bleibt genügend Zeit, noch die Nachrichten zu hören. Und zwar die richtigen Nachrichten und nicht die Vorgaben der Regierung, welche die staatlichen Medien verbreiten. Natürlich ist der Empfang solcher Programme verboten, Marco hält sich da an das 11 Gebot: Du sollst dich nicht erwischen lassen. Sein Empfänger ist ein einer Kommode versteckt, unter jeder Menge Kleinkram. Auf der Kommode liegt sein Kündigungsgrund, seine Arbeit der letzen vier Jahre. Ein Buch in einem unscheinbaren blauen Einband, auf dem in grünen Buchstaben

Die Suche nach den Göttern
oder
wie wir uns selbst betrügen​

steht. Bücher mit solchen Themen sind in einem Gottesstaat nicht erwünscht. Das Exemplar ist das einzige, das jemals gedruckt wurde. Marco schlägt wieder mal die erste Seite auf und liest die Widmung: Für Barbara, die höchst bezaubernde Frau aus dem Sprachkurs. Ich hatte nie den Mut dich anzusprechen. Genug Gedanken an Vergangenes verschwendet, denkt Marco, Zeit für die das Jetzt. Er holt sein Radio heraus und schaltet es ein.

„Es ist 10 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Hier ist BBC Deutschland mit den Nachrichten.
Berlin: Heute tritt das von den Kritikern so genannte Unsafer-Sex-Gesetz in Kraft. Danach ist die Herstellung, der Verkauf und die Verwendung von Mitteln zur Empfängnisverhütungsmitteln verboten. Zuwiderhandlungen werden mit dem Tod bestraft. Der Papst begrüßt das Gesetz als „Schutz für das besonders schützenswerte ungeborene Leben“. Nachdem vor einem Monat bereits außerehelicher Geschlechtsverkehr bei Todesstrafe verboten wurde, erhöht sich die Anzahl der Verbrechen, welche mit dem Tod bestraft werden auf 35.
Konstanz: In der letzen Nacht enterten mehr als 300 Flüchtlinge aus Baden-Würtemberg die Fähre Kreuzlingen und flohen über den Bodensee in die Schweiz. Die deutsche Grenzwacht nahm die Verfolgung auf und beschoss die Fähre. Einheiten der Schweizer Grenzer kamen den Flüchtlingen zur Hilfe und erwiderten das Feuer. Die Fähre konnte im Hafen von Kreuzlingen anlegen, wo einige Leichtverletzte medizinisch versorgt wurden. Über Verluste bei der deutschen Grenzwacht liegen keine Informationen vor.
New York: Die UNO-Vollversammlung berät über einen Plan zur Bekämpfung von diktatorischen und unterdrückerischen Regimen zum Schutz der Bevölkerung. Eine Möglichkeit ist der Einsatz von Spezialeinheiten, um die Führer der Regime festzunehmen. Zur Zeit stuft die UNO 21 Regierungen als menschenrechtsverletzend ein, darunter Nord-Korea, Kongo und Deutschland. Welche Kriterien für einen Einsatz erfüllt werden müssen, ist jedoch noch nicht klar.
Das Wetter: Im Verlaufe der Nacht ziehen Wolken über Mitteleuropa und bringen...“

Marco schaltet sein Radio aus und verstaut es wieder in der Kommode. Vielleicht hätte er doch wählen gehen sollen, vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Vielleicht wäre es noch schlimmer geworden, wer weiß es schon? Nur über die Vergangenheit nachzudenken, bringt ihn nicht weiter, Marco fängt an seine Unterlagen zusammenzupacken.

---

„Marco! Hey, Alter. Was treibst du hier in der Gegend?“ Rachid, einer von Marco's Freuden kam ihm auf der Straße entgegen.
„Rachid, du alter Kameltreiber aus Marokko. Sag bloß du hast mal wieder Freigang“. Lachend umarmten sich die beiden.
„Also, wie geht's dir?“ will Rachid wissen.
„Schlecht, ich bin ayrbeitslos und brauche bald nen neuen Job. Und du? Hast du inzwischen was Neues gefunden?“
„Nein, ich denke als Christ bekommst du schneller einen Job als ein Moslem. Ich wollte konvertieren, bin aber grade durch den Christentest gefallen.“
„Was für ein Teil? Christentest? Davon höre ich zum ersten Mal.“
„Wenn du von einer anderen Religion zum Christentum übertreten willst, musst du einen Test machen, der zeigen soll, wie gut du dich in deinem neuen Glauben auskennst. Die 10 Gebote in die drei Gebote und die sieben Gebote aufzuteilen war ja kein Problem, nur die in den Originaltext zu übersetzen, davon hab ich doch keine Ahnung.“
„Verdammt Rachid, dass tut mir leid für dich. Du, ich muss los zu meinem Termin, aber wir telefonieren heute noch, ok?“
„Alles klar Alter, viel Glück.“
„Danke, dir auch.“
Christentest, was es nicht alles gibt. Was kommt als nächstes? Eine Falsche-Kirchensteuer für die Nichtchristen? Marco schüttelt den Kopf und geht weiter auf seinem Weg.

---

Einige Minuten zu früh trifft Marco bei der Vermittlungsagentur für Arbeit ein. Die Gänge quellen über vor Menschen. Lange Warteschlangen haben sich vor den Informationsschaltern gebildet. Da Marco einen Termin hat, sucht er das Büro seines Sachbearbeiters. Er klopft an die Tür und tritt ein. Nach einer kurzen Begrüßung ruft der Sachbearbeiter Marco's Akte auf, blickt kurz hinein und sagt:
„Tja, dass sieht schlecht aus. Auf dem Arbeitsmarkt für Nichtchristen ist absolut nichts frei. Ich glaube auch nicht, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird.“
„Was heißt hier Nichtchrist? Schauen Sie noch mal in ihre Akte, ich bin evangelisch!“
„Sie sagen es ja selbst: Evangelisch! Das ist eine Sekte die sich vom Christentum abgespalten hat und die Lehre Jesu Christi pervertiert. Sie könnten genauso gut Mutter Erde anbeten und nun raus mit ihnen!“

---

Mehr als nur leicht verwirrt geht Marco zu seiner Wohnung zurück. Seit wann sind Protestanten keine Christen mehr? Die Kirchenspaltung ist mehrere 100 Jahre her und danach kräht heute eigentlich kein Hahn mehr. Weiter vorne auf der Straße kommt es zu einem Tumult, Männer in weißen Mäntel stoßen die Passanten beiseite und jagen eine junge Frau Anfang 20. Es sind Inquisitoren, gnadenlose Jäger derjenigen, welche sich mit den Mächten des Bösen verbünden und die Ordnung des Landes stören. Kaum jemand überlebt ein Verhör von ihnen, ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber Ungläubigen ist grenzenlos und auch die Christen fürchten sie. Ihr heutiges Opfer scheint Glück zu haben, flink umkurvt sie die wenigen Passanten, welche auf der Straße sind. Noch wenige Meter und sie erreicht die Straßenecke, zwei Blocks weiter liegt ein kleiner Wald, in dem sie sich vielleicht verstecken kann. Marco wünscht ihr im Stillen viel Glück. Die Inquisitoren scheinen einzusehen, dass sie keinen Erfolg haben und ziehen ihre Waffen, feuern hinter der Flüchtigen her. Ein brennender Schmerz breitet sich an der linken Hüftseite von Marco aus, eine der Kugeln hat ihn erwischt. Er presst eine Hand auf die Wunde, um den Blutstrom ein wenig zu blockieren, dennoch geht er in die Knie. Die Inquisitoren laufen an ihm vorbei, nur einer bleibt stehen.
„Welcher Religion gehören Sie an, Bürger?“ möchte dieser Wissen.
„Ich bin evangelisch getauft.“
„Suchen Sie einen Arzt auf.“ Der Inquisitor dreht sich um und folgt seinen Kollegen.

Auf der anderen Straßenseite kann Marco das Schild von einer Arztpraxis oder einem Rechtsanwalt entdecken, er schleppt sich näher heran um es zu lesen. Er scheint ausnahmsweise mal Glück zu haben, es handelt sich wirklich um eine Arztpraxis von einem gewissen Jan Rosenstein und die Praxis hat zur Zeit Sprechstunde.

Marco wankte die Stufen ins Haus und lehnt sich an dem Empfangstresen. Eine Arzthelferin blickt besorgt auf.
„Guten Morgen, kann ich Ihnen helfen?“
„Ja,“ presst Marco hervor, „ich bin verletzt und brauche Hilfe.“
„Wir dürfen in dieser Praxis nur jüdische Patienten behandeln, sonst verliert der Doktor seine Zulassung. Sind Sie Jude?“
„Nein, aber ich wurde grade vor ihrer Tür angeschossen und brauche Hilfe. Es ist ein Notfall.“
„Wir dürfen keine Ausnahmen machen, tut mir leid. Bitte gehen Sie jetzt.“

Wieder draußen angekommen wird Marco schwarz vor Augen, der Blutverlust macht sich bemerkbar, er schwankt und fällt hin. Als er die Augen wieder öffnet blickt er auf ein paar schwarzer Stiefel und blaue Hosen. Ein Streifenpolizist ragt vor ihm in die Höhe.
„Helfen Sie mir“, stammelt Marco, „bitte, ich wurde angeschossen und die da drinnen dürfen nur Juden behandeln.“
Der Polizist geht in die Knie und blickt Marco ins Gesicht.
„Keine Sorge, dass wird schon wieder. Ich rufe Ihnen einen Rettungswagen, warum wurde dies nicht schon längst gemacht?“
„Ich ... bin ... evangelisch ... die ... wollen ... mich ... nicht...“
Der Polizist steht wieder auf, dass freundliche Lächeln, welches eben auf seinen Zügen lag, ist weg. Der Beamte zieht seinen Taser und zielt auf Marco.
„In diesem Fall muss ich Sie bitten, sofort aufzustehen und einen für Sie zulässigen Arzt aufzusuchen. Herumlungern ist nicht gestattet.“
„Ich ..... kann ..... nicht. ..... Bitte ..... helfen ...... Sie ..... mir. .... Ich .....“
Der Polizist drückt ab und als die Stromladung durch Marco's Körper zuckt, gehen bei ihm die Lichter für immer aus.

 

Das ist schon fast ne harte Satire würde ich sagen. Eine negative Utopie. Aber auf jeden Fall eher Geellschaft als Alltag.

Ich fand sie extrem gut. An dem Punkt wo es aus dem Artikel raus geht, war ich erst etwas enttäuscht, dass es nicht so weiter geht, aber dann hat es sich eingefädelt und blieb gut.

Mir hats gefallen!

Grüße
krilliam Bolderson

 

Ich fand's auch gut. Der erste Teil mit dem Zeitungsartikel war vielleicht etwas exzessiv lang, aber noch im Rahmen. Die Ideen sind wirklich gut und die Überzeichnung ist treffend.

Die Geschichte würde auch gut in die Rubrik "SF" passen.

 

Hallo Jaxen,

die Geschichte erinnert mich in der Vidion doch glatt ein bisschen an meinen "Gottesstaat" in der Wörterbörse.
Ich würde sie nach Science Fiction verschieben lassen.

Vom Plot und der Idee her hat mir der Text gefallen. Sprachlich hast du für meinen Eindruck etwas geschlampt und nicht versucht, dich in eine solche Vision auch wirklich einzufühlen. Du hast eine Menge böser Ideen, teilweise fehlt mir aber der Zusammenhang.
Natürlich neigen Menschen in schlechten Zeiten zu extremen Parteien, andererseits fehlen mir ein bisschen die aberwitzigen Konzepte, mit denen die Partei gegen Arbeitslosigkeit vorgehen will. Gut, wenn alle anderen Religionen oder sogar Konfessionen einfach aus der Statistik fallen, ist das Problem ja gelöst. ;)
Den Sender BBC Deutschland kann dein Prot mir etwas zu einfach hören, vor allem, würde ich ihn eher in Deutschland aus dem Exil umbenennen, denn innerhalb der Laandesgrenzen wird er nicht senden. ;)

Einige Details:

1 Juli 2006: Nach einem erbitterten Wahlkampf steht die Partei der christlichen Nächstenliebe als Sieger fest
dass Datum auf der Zeitung zeigt eindeutig den 14. Juli 2006. Heute vor einem Jahr nahm die Partei der christlichen Nächstenliebe ihre Arbeit auf.
Fällt dir was auf?
und einer Alptraumwahlbeteiligung von 10,98%
gibt es eigentlich im Grundgesetzt eine Statut, der regelt, was bei so geringer Wahlbeteiligung zu tun ist?
oder die Schließung der Grenzen.
oder der Schließung der Grenzen (du musst im Dativ bleiben)
er selbst ist erst seit kurzem Erwerbslos.
erwerbslos (klein)
Er holt sein Radio raus und schaltet es ein.
In solchen Texten würde ich auf jede Art Straßenslang verzichten, also "heraus"
Heute tritt das von den Kritikern genannte Unsafer-Sex-Gesetz in Kraft.
so genannte
Zur Zeit stuft die UNO 21 Regierungen als Menschenrechtsverletzend ein
menschenrechtsverletzend (klein)
„Rachid, du alter Kameltreiber aus Marokko.
wozu der Hinweis aus Marokko? und wenn notwenig, warum nicht marokkanischer Kameltreiber?
ich bin Arbeitslos und brauche bald nen neuen Job
arbeitslos (klein)
Seit wann sind Evangelisten keine Christen mehr?
Evangelisten sind die Ersteller der vier Evangelien, also Markus, Matthäus, Lukas und Johannes. Müsste mE Evangelen heißen, das muss ich aber noch mal nachschauen.
zwei Blocks weiter liegt ein kleiner Wald, wo sie sich vielleicht verstecken kann.
das "wo" ist auch immer recht umgangssprachlich und mE auc falsch. Wald, in dem sie sich ...
Marco wünscht ihr im Stillen viel Erfolg. Die Inquisitoren scheinen einzusehen, dass sie keinen Erfolg haben und ziehen ihre Waffen
Doppelung "Erfolg"
eine der Kugel hat ihn erwischt
eine der Kugeln
dennoch bricht er in die Knie.
Redewendungen sollten erhalten bleiben. Danach geht er in die Knie oder bricht zusammen
„Welcher Religion gehören Sie an, Bürger?“ möchte dieser Wissen.
„Ich bin evangelisch getauft.“
Das wäre die Frage nach der Konfession. Die Frage nach der Religion müsste er mit "Christentum" beantworten.
Der Polizist drückt ab und als die Stromladung durch Marco's Körper zuckt, gehen bei ihm die Lichter für immer aus.
Auch diese umgangssprachliche Formulierung des Todes nimmt deiner Geschichte mE etwas von ihrer Qualität.

So, lass dich von der Fülle nicht erschrecken, wie gesagt, hat mir gefallen.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Jaxen,
tja... ich bin von deiner Geschichte nicht sonderlich begeistert.
Die Thematik ist nicht uninteressant, wenn auch nicht besonders neu.
Der Anfang gefällt mir ganz gut: die von dir dargestellte Entwicklung Deutschlands ist durchaus spannend.
Was dann allerdings kommt, fällt deutlich ab. Du hast viele Idee – einige davon sind wirklich interessant – aber du verfolgst keine wirklich, deutetest immer nur an und wählst zum Schluss ein Ende, das (zumindest mich) unbefriedigt zurücklässt.
Als extrem schwach empfinde ich diesen Dialog:

jaxen schrieb:
„Marco! Hey, Alter. Was treibst du hier in der Gegend?“ Rachid, einer von Marco's Freuden kam ihm auf der Straße entgegen.
„Rachid, du alter Kameltreiber aus Marokko. Sag bloß du hast mal wieder Freigang“. Lachend umarmten sich die beiden.
„Also, wie geht's dir?“ will Rachid wissen.
„Schlecht, ich bin Arbeitslos und brauche bald nen neuen Job. Und du? Hast du inzwischen was Neues gefunden?“
„Nein, ich denke als Christ bekommst du schneller einen Job als ein Moslem. Ich wollte konvertieren, bin aber grade durch den Christentest gefallen.“
„Was für ein Teil? Christentest? Davon höre ich zum ersten Mal.“
„Wenn du von einer anderen Religion zum Christentum übertreten willst, musst du einen Test machen, der zeigen soll, wie gut du dich in deinem neuen Glauben auskennst. Die 10 Gebote in die drei Gebote und die sieben Gebote aufzuteilen war ja kein Problem, nur die in den Originaltext zu übersetzen, davon hab ich doch keine Ahnung.“
„Verdammt Rachid, dass tut mir leid für dich. Du, ich muss los zu meinem Termin, aber wir telefonieren heute noch, ok?“
„Alles klar Alter, viel Glück.“
„Danke, dir auch.“
Christentest, was es nicht alles gibt. Was kommt als nächstes? Eine Falsche-Kirchensteuer für die Nichtchristen? Marco schüttelt den Kopf und geht weiter auf seinem Weg.

Er wirkt einfach nicht echt. Ein bisschen so als würden zwei Halbstarke miteinander kommunizieren. Der Christentest ist eine gute Idee, aber du hättest sie auch anders bringen können. Diese Stelle würde ich komplett anders gestalten oder zumindest den Dialog umschreiben.
Zum Beispiel dieses "du alter Kameltreiber aus Marokko"... na ja, Marco muss es doch nur sagen, damit der Leser weiß, aha, R. ist aus M., alles klar, kein Christ und so weiter. Kein Mensch würde in einem echten Dialog das Marokko so herausstellen.!!! Klingt einfach blöd. Ich sage ja auch nicht: Hi Jaxen, du altes Haus aus Konstanz. ;) Lass das mit der Herkunft doch den Erzähler berichten.
Ähnliches gilt für die Stelle "davon hab ich doch keine Ahnung.“
„Verdammt Rachid, dass tut mir leid für dich. Du, ich muss los zu meinem Termin, aber wir telefonieren heute noch, ok?“"
Das mit dem Christentest ist raus, die ganze Rachid-Geschichte führt zu nichts mehr, also schnell beenden... meinetwegen mach das, aber nicht so... das erschient mir zu billig... klingt halt wie ein schlechter Dialog, nicht wie das echte Leben.

Recht gelungen finde ich deinen Text immer dann, wenn du die Meldungen bringst. Die BBC-Nachrichten haben mir gefallen, immer wenn du nachrichtlich wirst, hat die Geschichte, die stärksten Momente.

Die eigentliche Handlung ist zu dünn. Dass Marco nicht behandelt wird, weil er ein Protestant ist, schön und gut, aber für ein Ende einfach zu wenig. Dieses Dilemma wird schon klar, als der erste Polizist ihn zum Arzt schickt anstatt zu helfen. Danach kommen einfach noch zwei anderer Varianten (Jude, zweiter Polizist), die beide zum gleichen Ergebnis führen.
Statt dessen hätte ich mir mehr Handlung gewünscht. Anschlussmöglichkeiten sind ja vorhanden. Ich hätte es interessant gefunden, mehr über die gejagte Frau zu erfahren, hatte erwartet, dass sie noch eine Rolle spielt, Marco in den Untergrund einführt... oder was weiß ich nicht...

Sorry, für die härten Worte, aber es ist nicht so, dass die Geschichte kein Potential hätte. So allerdings erscheint sie mir unausgegoren und ein bisschen verschenkt. Würde gerne eine überarbeitete Fassung lesen.

Lieben Gruß Sebastian

 

danke svg, das meinte ich so ungefähr mit geschlampt, konnte es nur nicht so in worte fassen

 

Jipp, kann mich svg und sim nur anschließen. Ich habe dann auch kurz vor Ende mit dem Lesen aufgehört, weil mir einfach zu viele Fehler im Text waren (ich komme nicht umhin, das als Zumutung zu erachten).

Auch hat mich gestört, in welchem Tempo und mit welcher Selbstverständlichkeit sich dieser Gottesstaat etabliert; da fehlen m.E. die kleinen Schritte, die der Nachrichtenanfang nicht liefert. Die kleinen Schritte, die in sich sinnvoll erscheinen, bis endlich ein vollkommen abstruser Zustand erreicht ist.

 

Hi Jaxen,
ich finde deine Geschichte toll. Es ist schon soviel gesagt worden (besser: Gesellschaft,nicht SF, weil dann Erwartungshaltung nicht durchbrochen wird; Verbesserung der Fehler...); deshalb nicht so viel von mir.
Ich finde die Idee der christlichen Fundis klasse.
Gruß, Elisha

statt Evangel(ist)en besser Protestanten

Dialoganfang mit Rachid könnte besser sein

 

sim schrieb:
Ich würde sie nach Science Fiction verschieben lassen.

Unter SF verstehe ich eigentlich was anderes, aber zur Zeit läuft in dem Bereich das Thema Alternativwelten, ok.

sim schrieb:
Den Sender BBC Deutschland kann dein Prot mir etwas zu einfach hören, vor allem, würde ich ihn eher in Deutschland aus dem Exil umbenennen, denn innerhalb der Laandesgrenzen wird er nicht senden. ;)

Der Name ist angelehnt an den BBC-Sender aus dem zweiten Weltkrieg ;)


sim schrieb:
Fällt dir was auf?

Das Jahr war verdammt kurz :confused:

sim schrieb:
gibt es eigentlich im Grundgesetzt eine Statut, der regelt, was bei so geringer Wahlbeteiligung zu tun ist?

An dem letzen Satz arbeite ich noch ein wenig, aber bisher hab ich noch nichts gefunden, was mir da besser gefällt.

@svg
Du bringst mich da auf eine Idee...

Die markierten Fehler sind auch raus.

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom