Erderwärmung
Der Himmel fiel in weißen Fetzen auf die Erde, um dort alles in Matsch und Pampe zu verwandeln. Wenn man hochschaute war's beinah idyllisch, trotz der Kälte, die Heribert Hagenfotz seinen Schädel spüren ließ. Die weißen Brösel hoben sich, wie geraspelte Engelsflügel, vom schwarz ab.
Vielleicht waren sie auch rotzig-grüne Schleimflöckchen, Engelspneumonieauswurf, und der Matsch, in dem er stand, war in Wirklichkeit weiß, wie frisch gestärkte Gardinen, wie sie in Oma Brunhilde's guter Stube Hingen.
In diesem Fall hätte Hagenfotz natürlich eine veränderte Farbwahrnehmung und könnte sich glücklich schätzen. Tat er aber nicht, er blickte auch nicht auf. Ihm war einfach nur eiskalt – und was er sah und spürte war, dass er im Matsch stand, nasse Füße bekam und schlechte Laune.
„Globale Erderwärmung!“ grunzte er durch die festgefrorenen Curry-Ketchup Reste in seinem verfilzten Rauschebart, „Pah! Die wollen uns nur verarschen und damit die nächste Eiszeit vertuschen!“
Heribert hatte nämlich mehr Durchblick, als jeder andere Bildzeitungsleser.
Schließlich schlief er jede Nacht darunter - wischte sich nach Onanie und anderen Stoffwechselvorgängen damit ab, war ihr also meistens sehr nah.
Kurzum, er wusste dass er im Dreck lebte, und dass der Schnee für ihn nur am Himmel weiß war.
Welche Farbe er haben wird, wenn er ihn von oben anschaut, davon hatte er freilich keine Ahnung.
„Geht mich ja auch nix an.“ murmelte er noch in die Eiszapfen.
In der Bildzeitung steht am nächsten Tag, neben dem üblichen Schrott, lediglich eine neue Lüge über die Erderwärmung.
