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Erinnerungen

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16.10.2006
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Erinnerungen

Erinnerungen

Gestresst eilte sie durch den vollen Supermarkt. Schnell noch die Einkäufe erledigen, bevor sie Lena abholen musste.
“Jenny?” Sie erkannte die Stimme sofort und wurde nervös.
Jenny, so hatte sie schon lange niemand mehr genannt. All die Erinnerungen kamen wieder hoch. Sie hatte immer gewusst, dass dieser Moment kommen würde, dass sie ihn eines Tages völlig unerwartet und zufällig treffen würde. Trotzdem war sie nicht darauf vorbereitet, sie hatte ihn sehen wollen, hatte sich nach ihm gesehnt, aber hatte es nie gewagt ihn zu suchen, warum wusste sie selbst nicht so genau. Am liebsten wäre sie plötzlich unsichtbar geworden. Stattdessen drehte sie sich langsam um und sah sich dem Mann gegenüber, nach dem sie sich so viele Jahre gesehnt hatte, mit dem sie in ihren Träumen glücklich war.
Sie lächelte unsicher. “Hallo Tom.”
“Jenny!”, rief er freudig. “Was machst du denn hier? Wie geht’s dir?”
“Ich wohne wieder hier. Das Heimweh hat mich nie ganz losgelassen, also bin ich vor ein paar Jahren zurück gekommen. Wir haben uns ja bestimmt 15 Jahre nicht gesehen! Wie geht’s dir denn? Was machst du?" Sie lachte nervös.
Er sah auf einmal etwas verlegen aus, als wüsste er nicht, was er antworten sollte. “Also ich hab‘ noch denselben Job. Hab’ ein Haus gekauft, in der Nähe wo ich früher gewohnt hab, weißt du? Nah am Strand.”
“Bist du verheiratet? Hast du Kinder?”
Er schüttelte den Kopf. “Eine Freundin, aber nix Ernstes. Und du?”

Während sie ihm erzählte, dass sie zwei kleine Töchter hatte und sich kürzlich von ihrem Mann getrennt hatte, musterte sie ihn. Er trug noch die gleichen T-Shirts mit albernen Sprüchen darauf wie mit 18. Die hatte sie noch nie gemocht. Jeans und Turnschuhe, die lässig ungeschnürt waren. “Nicht wie ein Mann seines Alters”, dachte sie unwillkürlich.
Sie selbst hatte eine dunkle Jeans, Lederstiefelletten und eine grüne Bluse an; nicht zu schick, aber durchaus vorzeigbar und meist angemessen.
Dass er ihr etwas erzählte, nahm sie kaum wahr. Ihre Gedanken rasten. “Das soll der Mann sein, nach dem ich solche Sehnsucht hatte? Deswegen setze ich meine Ehe aufs Spiel? Weil ich diese fixe Idee im Kopf habe, dass ich mit ihm glücklicher sein könnte? Das kann es nicht sein.” Er riss sie aus ihren Gedanken, genau in dem Moment, in dem sie ihren Entschluss fasste. “Wollen wir uns demnächst mal treffen? Wir könnten vielleicht ins Kino gehen, so wie damals...”
Verwirrt schaute sie ihn an. “Fragst du mich nach einem Date?” Er nickte stumm und lächelte hoffnungsvoll.
Es fiel ihr fast schwer nicht loszulachen. Aber stattdessen umarmte sie ihn kurz, lächelte und sagte: “Weißt du Tom, wir hatten eine schöne Zeit zusammen, aber das ist über 15 Jahre her. Ich hab mich verändert und es würde nichts bringen.”
Er sah niedergeschlagen aus, fast so traurig wie damals, als sie in die andere Stadt gezogen war und sie sich trennen mussten. Sie küsste ihn auf die Wange, verabschiedete sich schnell und ging. Den Einkaufswagen ließ sie einfach stehen.

Als sie im Auto saß, brach sie in Tränen aus.
Sie weinte um die verlorenen Jahre mit ihrem Mann, die sie zwar mit ihm verbracht, aber viel zu oft an Tom gedacht hatte. Sie weinte um ihre Ehe, die fast daran zerbrochen wäre, dass sie sich in den Kopf gesetzt hatte, mit ihrer Jugendliebe glücklicher sein zu können. Sie weinte um Tom, der so hilflos wirkte und sich, im Gegensatz zu ihr, überhaupt nicht verändert hatte seitdem sie beide 18 gewesen waren.
Und sie weinte um ihre Jugendliebe, die sie erst jetzt als das annehmen konnte, was davon übrig geblieben war, bittersüße Erinnerungen und nicht mehr.

Als sie sich beruhigt hatte, rief sie ihren Mann an. “Robert, bitte komm nach Hause, ich vermiss' dich.”

 

Hallo Carolyn

Herzlich willkommen und keine Sorge, habe hier noch keinen erlebt der seine Meinung versteckt hätte. :)

Was deine Geschichte angeht, die fand ich gar nicht mal so übel. Der Stil ist flüssig und solide. Ausserdem konzentrierst du dich gut auf das Wesentliche und redest nicht lange drum herum, ein Umstand der für angenehme Kurzweil sorgt.
Was den Inhalt betrifft. Na ja, ist halt nix neues. Hat man schon hundertmal, in vielen verschiedenen Variationen gelesen. Insofern hats mich nicht beeindruckt.
Das Ende find ich ein bisschen fragwürdig. Na schön, der Typ von dem sie eine illusorische Vorstellung hatte läuft noch immer im Schlabberlook durch die Gegend und sie ist freilich enttäuscht, als dass natürlich nicht ihren Vorstellungen entspricht. Sie ist der Meinung sich verändert zu haben, während sie diesen Eindruck von ihm (nach wenigen Sekunden) nicht hat. Aber soweit ist es ja ok auf die Kürze, sie erkennt das die Vorstellung die sie von ihrer Jugendliebe hatte lediglich eine Projektion war. Aber dann... rennt sie zurück zu ihrem Mann und das ohne sich zu fragen WARUM sie über all die Jahre in ihrer Ehe an diesen Kerl von vor 15 Jahren denken musste. Das ist doch die entscheidende psychologische Frage, dessen Klärung ganz interressant werden könnte. Vielleicht wolltest du ja gerade diesen unreflektierten Zug an deinem Protagonisten hervorheben. Wenn ja, ist dir das gelungen, aber ich hatte ehrlich gesagt nicht wirklich den Eindruck das, dass deine Intention war.
Ok, soweit meine Meinung. Alles in allem eine ganz gelungne Kurzgeschichte würde ich sagen, vor allem für ein Erstlingswerk.

Gruß, Skalde.

 

Hallo Carolyn,

Herzlich Willkommen auf kg.de :).

Erstmal möchte ich zur Form der Geschichte kurz anmerken:
Der Titel erscheint separat, du brauchst ihn im Text nicht wiederholen.

Ich gehe nun erstmal den Text durch:

Trotzdem war sie nicht darauf vorbereitet, sie hatte ihn sehen wollen, hatte sich nach ihm gesehnt, aber hatte es nie gewagt ihn zu suchen, warum wusste sie selbst nicht so genau.
gewagt, ihn
warum, wusste

Das Heimweh hat mich nie ganz losgelassen, also bin ich vor ein paar Jahren zurück gekommen.
zurückgekommen
Wir haben uns ja bestimmt 15 Jahre nicht gesehen!
fünfzehn kann man getrost noch ausschreiben

Er schüttelte den Kopf. “Eine Freundin, aber nix Ernstes. Und du?”
Jemand geht langsam gegen die 40 und nennt die Beziehung, die er führt, nichts Ernstes?
Nein, das ist für mich unglaubwürdig. Das kann einer mit 17 oder 22 sagen, aber in dem Alter und dem Hintergrund? Wenn die Person so unwichtig wäre, würde sie gar nicht erwähnt werden, denke ich.


Während sie ihm erzählte, dass sie zwei kleine Töchter hatte und sich kürzlich von ihrem Mann getrennt hatte, musterte sie ihn.
Das erste hatte kannst du streichen.
Er trug noch die gleichen T-Shirts mit albernen Sprüchen darauf wie mit 18. Die hatte sie noch nie gemocht. Jeans und Turnschuhe, die lässig ungeschnürt waren. “Nicht wie ein Mann seines Alters”, dachte sie unwillkürlich.
Sie selbst hatte eine dunkle Jeans, Lederstiefelletten und eine grüne Bluse an; nicht zu schick, aber durchaus vorzeigbar und meist angemessen.
Warum so auf Äußerlichkeiten fixiert?

Dass er ihr etwas erzählte, nahm sie kaum wahr. Ihre Gedanken rasten. “Das soll der Mann sein, nach dem ich solche Sehnsucht hatte? Deswegen setze ich meine Ehe aufs Spiel? Weil ich diese fixe Idee im Kopf habe, dass ich mit ihm glücklicher sein könnte? Das kann es nicht sein.”

Sehe ich das richtig: Nur weil er sehr lässig angezogen ist, bemerkt sie den Irrtum? Die beiden unterhalten sich über gar nichts, können gar nicht entdecken, wie sie im Leben stehen und sie wirft nur wegen dem Freizeitdress ihre ganzen Träume hin? Wäre das alles anders geworden, wenn sie ihn in Stoffhose, Hemd und Sakko wiedergesehen hätte?
Sie weinte um Tom, der so hilflos wirkte und sich, im Gegensatz zu ihr, überhaupt nicht verändert hatte seitdem sie beide 18 gewesen waren.
Aha. An was merkt das die Protagonistin denn? Sie unterhält sich doch gar nicht mit ihm. Um diese Reaktion von ihr glaubhaft zu machen, müssen sie mehr miteinander sprechen; der Leser muss durch Handlung oder Gesagtes von Tom auch zum Schluß kommen, dass er sich nicht verändert hat.
Aber nur durch Kleidung - das reicht nicht. Mir wären solche Männer viel symphatischer als jene im Business-Dress ;).
Lass sie sich doch treffen und zeig uns dann, warum Tom es nicht wert war, die Ehe so ins Wanken zu bringen.

Und sie weinte um ihre Jugendliebe, die sie erst jetzt als das annehmen konnte, was davon übrig geblieben war, bittersüße Erinnerungen und nicht mehr.Als sie sich beruhigt hatte, rief sie ihren Mann an. “Robert, bitte komm nach Hause, ich vermiss' dich.”

Da machst du es dir zu einfach, wie auch Skalde bemerkt hat.

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Meine erste Geschichte.. Bitte kommentiert mal, sagt mir ehrlich, was ihr davon haltet. Danke.

Solche Zusätze sollten nicht in die Geschichte, sondern in ein Extra-Posting untendrunter.

Trotz dieser Kritik am Inhalt möchte ich dir sagen, dass du eine gut lesbare Geschichte (auch was Rechtschreibung etc. betrifft) als Erstling hier eingebracht hast. Das ist schon mal ein großer Pluspunkt :).

Überleg dir nochmal die übereilige Reaktion deiner Protagonistin und feile etwas an ihren Vorurteilen ;).

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo,
danke erstmal für die Kommentare.
Ihr habt schon Recht, viele Ideen, die in meinem Kopf ausgereift sind, kommen im Text nicht so richtig durch. Ich werde das Ganze nochmal überarbeiten.
LG,
Carolyn

 

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