Was ist neu

Erjas Lohe

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19.09.2006
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Erjas Lohe

Eine junge Frau steht auf dem höchsten Turm einer gewaltigen Burg. In der Nacht erheben sich deren steile Mauern schwarz und drohend über hügeliges Land. Am gipfelgesäumten Horizont glänzt silbern der Mond und taucht weite Kiefernwälder in gespenstisches Licht.
Ihr langes blondes Haar fällt, wie klares Wasser, auf ihre weißen Schultern, während der Nordwind ihr blaues Kleid umspielt. Der Stein, auf dem ihre nackten Füße stehen und die Zinnen, welche ihre grazilen Hände umfassen, sind kalt und feucht. Doch sie spürt nichts. Kein Schmerz vermag mehr die Wälle ihres Grams zu überwinden, die um ihr Herz errichtet sind. Ihre Augen, blau wie Eis, schweifen in die Ferne; ihr eigenes Land – und sehen nichts. Herrschaft, Ehre, Königsruhm; nichts davon ist ihr mehr wichtig. Sie sieht Ödnis, in blühenden Wäldern und schimmelnde Leichen, in glücklichen Menschen. Das Leben ist ihr verhasst und das Sonnenlicht ein Hohn. Ihre Gedanken fliegen, mordend und brandschatzend durch die Welt - ein jedes Lebewesen teilhaben zu lassen an ihrem Leid. Tröstlich scheint ihr der Gedanke.
Sie neigt den Kopf. Blickt in die dunkle Tiefe; vom Nebel verborgenen Abgrund. Vor ihrem geistigen Auge entstehen unwillkürlich Bilder: Sturz, Flug, Aufprall, Tod - und Frieden. Die Bilder formen sich zur Sehnsucht. Die Sehnsucht wird zum Wunsch, doch Tat wird nicht daraus. Es bleibt ein Gedanke. Noch ist zu viel zu tun; Noch schreit das Feuer des Hasses nach Nahrung, ehe es sich selbst verzehren kann.
Langsam kehrt ihr Wille zurück, die Welt um sie wird klarer, die Kälte spürbar. Sie wendet den Blick vom Abgrund und atmet tief ein. Die kalte Luft in ihren Lungen schmerzt und sie saugt diesen Schmerz in sich auf, als Beweis ihrer eigenen Existenz. Er gibt ihr Kraft; genug sich zu bewegen und diesen verhängnisvollen Ort zu verlassen.
Was treibt eine Frau, gesegnet mit Schönheit und Anmut, dabei noch reich an Macht und Gütern, zu solcherlei finsteren und abgründigen Gedanken? Die Antwort liegt, wie so oft, in der Vergangenheit.

Kaum einige Sunden war es her, bevor wir sie, in düstrem Sinnen an düstrem Orte sahen, da lag die holde Schönheit in ihrem Gemach. Umgeben von teuren Stoffen aus edler Seide ruhte sie, halb schlafend, halb wachend, in ihrem Bett. Viele Kerzen brannten in dem Gemäuer und erzeugten eine fast drückende Wärme. Schweiß rann über ihre Stirn und sie wälzte sich hin und her in dunklen Phantasien. Da nährten sich Schritte, kräftig und fest. Eine Hand griff in den Schleier über dem Bett und zog ihn mit einem Ruck beiseite.
Erja schrak aus ihrem unruhigen Schlaf auf. Ihr Haar war nass vom Fieber und ihr Geist in einem Dämmerzustand, welcher noch nicht Traum von Realität zu unterscheiden vermag. Alles schien ihr verschwommen. Sie bemerkte die Silhouette eines Mannes: Vor ihrem Bett stehend, groß und stattlich. Ihr Herz erkannte ihn, noch vor ihren Augen und ein Schauer, schwankend zwischen Abscheu und Zuneigung, ergriff sie. Der Mann wand sich ab und ging zum Fenster. Ohne ein Wort zu sagen zog er die Gardienen beiseite. Helles Abendlicht durchflutete den Raum und warf lange Schatten an die Wände.
Langsam wurde die Welt um sie herum schärfer. Ihre Gefühle gegenüber diesem Mann ordneten sich und formten einen Namen: Guntrich.
Er stand in edlem Gewand und funkelnder Brünne am Fenster. Sein langes braunes Haar wallte im Wind, der durch das Fenster drang, und starr betrachtete er Erja auf ihrem Laken. Dann erhob er die Stimme:
"Wach auf, Erja, die Sonne scheint über die Burg: Wirf den Harm von dir und sei fröhlich."
Seine Worte waren wie Stiche in ihr Herz. Wut übernahm alle Kontrolle über ihren Körper und voller Hass sprach sie:
"Warum erdreistest DU dich, zu mir zu kommen?"
"Sorge trieb mich zu dir. Seit sieben Tagen bist du nun hier eingeschlossen und redest weder mit deinem Mann, noch mit deinen Mägden. Nimmst kaum Nahrung zu dir. So sprich mit mir, was härmt dich?"
Sie erbebte bei diesen Worten. Als ob er nicht wüsste was sie umtrieb. Wie konnte er es nur wagen hierher zu kommen... so unverhohlen, so ohne Scham. Sie antwortete:
"DIR will ich meinen Harm sagen! Du warst es, der mich zu dieser Heirat zwang. Du gabst ihm den Ring, der unser beider Treue besiegeln sollte."
Bei diesen, ihren Worten senkte er die Augen. Ein Teil des Glanzes erlosch und seine Stimme wurde leiser.
"Ja, Erja. Ich habe dich an diesem Tag, als Berthold um dich anhielt, getäuscht. Ich gab ihm das Kleinod, damit er dich gewinnen konnte. Ich bitte dich, vergib mir. Und auch Berthold. Er liebt dich aufrichtig und du bereitest ihm großen Kummer. Meinen Verrat an dir beging ich aus Treue zu ihm. Ich bin sein Gefolgsmann und habe ihm brüderliche Eide geschworen... ich... musste gehorchen."
"Ha! Brüderliche Eide. Was ist mit den Eiden die du mir vor langer Zeit geschworen hast? Bedeuten sie nichts? Hast du schon alles vergessen?"
Bei dem Gedanken an ihre erste Begegnung, vor vielen Jahren, schwand ihr langsam der Hass und wich der Schwermut. Damals lag sie in Ketten, bekleidet mit Lumpen und getreten von ihren Peinigern. Nordmänner waren von der See gekommen, ins Land ihres Vaters und brandschatzend einhergezogen. Eines Tages war ihr Zug überfallen und sie, mitsamt ihren Mägden, geraubt worden. Nach Wochen der Gefangenschaft war ihre Hoffnung geschwunden, doch ihr Stolz umso mehr gewachsen.
Eines nachts erhob sich plötzlich wildes Kampfgeschrei und in ihrem Zelt hörte sie Schilde splittern und die Schwerter klirren. Zwei Männer waren abgestellt, sie und ihr Gefolge an der Flucht zu hindern. Nun zogen sie Schwert und Axt und warfen bange Blicke aus dem Zelt. Alsbald sahen sie ihre Mannen besiegt und wollten die Geiseln töten. Einer zog ein Messer und schritt auf die zusammengekauerten Frauen zu. Da stand Erja auf, kalten Blickes, bemüht ihre Todesangst zu verbergen, und stellte sich vor die Mägde. Als sich ihre Blicke trafen, hielt der Mann inne, dass Messer, schon zum Stoß erhoben, erstarrte wie von einem unsichtbaren Schild gehalten. Alles schien still. Wohl nur wenige Sekunden dauerte die Starre, doch Erja erschienen sie wie Stunden. Langsam versagten ihr die Kräfte, ihr Wille kämpfte gegen das Zittern ihrer Beine, den Wunsch, den Blick zu wenden, an. Und als sie schon glaubte, sie könne nicht länger standhalten, wurde die Stille zerrissen: Schwere Schritte und klappernder Stahl nährten sich. Ein Schatten erschien im Fackelschein auf der Zeltplane. Die Wachen wanden sich erschreckt dem Eingang zu, Angst stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
Da zerschnitt funkelnder Stahl die Zeltplane und ein Krieger sprang behände ins Innere. Die Wache am Eingang war völlig überrumpelt, strauchelte einen Schritt nach hinten und wurde sogleich vom Schwert durchbohrt. Der Zweite hob die Axt und rannte schreiend auf den Eindringling zu. Gerade noch rechtzeitig, hob dieser den Schild und fing den Hieb ab. Die Axt blieb stecken und das Schwert fuhr blitzend dem Angreifer durch den Leib, dass dieser tot zusammenbrach.
So sahen sich Erja und Guntrich zum ersten mal. Sie standen sich schweigend gegenüber, er, blutüberströmt, kampfesmüde und sie bekleidet mit Lumpen, gezeichnet von langen Qualen. - In diesem Moment verliebten sich beide ineinander.
Die Zeit die sie nun miteinander verbrachten war freilich kurz. Doch in den folgenden Tagen schworen sie sich ewige Treue und besiegelten ihre Liebe mit heiligen Eiden. Aber Guntrich war kein Fürst und damit nicht fähig eine Prinzessin zu ehelichen; Sie wussten, viel Zeit würde vergehen ehe sie sich wiedersähen. Er schwor ihr, er werde eines Tages als Adliger zurückkehren und sie werde ihn an seinem Ring Andwaranaut erkennen. Dieser war aus alten Sagen vielerorts bekannt und Guntrich in die Hände gefallen. Das er ihn besaß wussten jedoch nur wenige.
So trennten sie sich für lange Jahre. Guntrich ging auf Kriegsfahrt, sich Ruhm zu erwerben und Erja kehrte heim auf die väterliche Burg.
So kam die Zeit, da der Vater es für angebracht hielt, seine Tochter zu verheiraten. Viele Freier folgten dem Ruf, denn Erjas Schönheit und Anmut wurden weithin gerühmt. Die stolze Erja aber weigerte sich standhaft und wies auch die edelsten Werber ab. Ihr Starrsinn zog bald den Zorn des Vaters auf sich und er drohte, sie zur Vermählung zu zwingen. Also wandte Erja eine List an: Sie erklärte sich bereit zu heiraten, knüpfte aber eine Bedingung daran, wie es durchaus üblich war für begehrte Frauen: Sie wollte nur den Mann heiraten, welcher den berühmten Ring Andwaranaut an seinem Finger trägt. Damit zeigte sich der Vater einverstanden und Erja wartete...
Doch all das war nur noch verschwommene Erinnerung in ihrem Geist. Die Eide waren gebrochen, die Jahre verloren und da stand der Mann, dem sie alles geopfert hatte, an ihrem Bett und bat um Verzeihung für unverzeihliche Taten. Sie sprach:
"Als Berthold mit seinem Gefolge vor meines Vaters Thron stand, glaubte ich deine Augen unter dem Schatten eines Helmes zu erkennen. Einer seiner Mannen kam mir so vertraut vor; sein Gang, seine Rede, und doch erkannte ich dich nicht. Guntrich! Ich hielt dich für tot, als mir der Ring übergeben wurde. Ich wusste... nein, ich glaubte zu wissen, dass du ihn nie fortgeben würdest. Hast du eine Ahnung wie ich mich fühlte, als ich dem vermentlichen Mörder meines Geliebten das Jawort geben musste?!"
Guntrich antwortete nicht, er wusste, dass er nichts erwidern konnte, dass ihren Schmerz gelindert hätte. Er wandte das Gesicht dem Fenster zu; konnte sie jetzt nicht ansehen.
"Warum sagst du nichts? Warum bist du hier? Antworte mir! Nicht weniger bist du mir schuldig, Eidbrüchiger! Ich achte meines Lebens nicht mehr und werde es mir nehmen, solltest du es wagen mir weiter den Rücken zu kehren!"
Da wand er sich um, und traurig war sein Blick.
"Ich bitte dich, lebe. Lebe, und sei glücklich, all mein Gut will ich dafür geben das du nicht stirbst. Auch Berthold ist ein wackerer Held und er brachte dir die Morgengabe. Ich sage dir: Er liebt dich, und gäbst du ihm Gelegenheit, so würde er dich glücklich machen."
"Held oder nicht, mein Herz lacht ihm nicht zu. Verhasst ist mir Berthold aus tiefstem Herzen, weder Güter noch Zeit werden das ändern."
Verzweifelt sprach da Guntrich:
"Dann sag mir, was begehrst du Erja? Was kann ich tun, dir Sühne zu leisten?"
Finster entgegnete sie:
"Deinen Tod begehr ich!"
"Darum sei nicht besorgt. Ich bin ein Krieger und schon bald wird ein Schwert aus meinem Leibe stehen; du wirst mich sicher überleben."
"Ich werde es mit Freuden sehen: Denn du ragst über alle Männer aber kein Weib ist dir verhasster, als ich."
"Du irrst dich. Ich liebe dich mehr als mich. Viele Monde habe ich deiner gedacht und die Hölle hab ich durchlitten als ich die verriet."
Da entsprang ein Lachen der Verzweiflung ihrer Kehle:
"Ha! Was klagst du mir jetzt dein Leid!? Du hast kein Recht, MICH, über Qualen zu belehren."
Und düster fügte sie hinzu:
"Zu spät. Wir finden keine Hilfe mehr."
Da zerbrach in Guntrich etwas und er fiel vor ihrem Bett auf die Knie.
"Werde du mein Weib. Ehe dass du stirbst, verlass ich Lioba und nehme dich."
Doch dumpf antwortete Erja:
"Ich habe geschworen, den Mann zu nehmen, der mir den Ring Andwaranaut bringt und das habe ich getan. Ich werde nicht die Schuld des Eidbruchs auf mich laden. Noch im Hass werde ich Berthold treu sein."
Damit drehte sie sich weg und zog die Vorhänge vor ihrem Bett zu. Guntrich wusste nicht, was er noch tun könnte. Also erhob er sich schweren Herzens und schritt aus ihrem Saal.

So war es geschehen. Nicht lange, bevor die schöne Maid, auf dem höchsten Turm der Burg, danach trachtete Hel zu begegnen. Doch sie entschied sich für das Leben, wohlgemerkt, ein Leben im Zeichen der Rache. Nun hastet sie durch die dunklen Gänge der Burg. Der Hass ist ihr Meister geworden und nach Verderben trachtet all ihr Sinnen. Allein daraus schöpft sie ihren letzten Lebenswillen.
Sie geht die Treppen vom Turm hinunter, ohne einen konkreten Plan zu haben. Sie gibt sich dem Abgrund ihres Herzens einfach hin - und trifft das Ziel blind: Bertholds Gemach.
Seine geräumige Halle ist prunkvoll ausgestattet und edle Wandteppiche erzählen von großen Taten ehrwürdiger Vorfahren. Erjas Gemahl sitzt soeben bei Speise und Met an der Tafel, doch anders als üblich, leistet ihm heute Niemand Gesellschaft. In Sorge um sein Weib hatte er sich zurückgezogen. Ihr Eintreten überrascht ihn. Er steht auf und freudig geht er ihr entgegen um sie zu begrüßen. Doch düsteren Blicks weicht sie vor ihm zurück. Seine Arme, schon freudig ausgestreckt, sinken und er bleibt stehen. Böse Vorahnung ergreift sein Herz, denn er spürt, dass sie nicht der Versöhnung wegen seine Schwelle überschritt. Er spricht zu ihr:
"Es freut mich sehr, zu sehen, dass du deine Kammer verlassen hast. Ich bin in großer Sorge um dich, Erja. Ich bitte dich sprich mit mir, auf das ich deinen Kummer lindern kann."
Darauf gab Erja fest zur Antwort:
"Ich will nicht leben. Betrogen hast du mich, da nicht du der Besitzer Andwaranauts bist. Freiheit und Ehre hast du mir genommen. Unendlicher Hass ist mein Dank."
Da seufzte Berthold tief und lies sich auf den nächsten Stuhl sinken.
"Guntrich hat dir also alles erzählt – doch es ist gut, ich bat ihn darum, dich zu bewegen mit mir zu reden. Ja Erja, der Ring gehört mir nicht. Doch was hätte ich tun sollen? Ich war krank vor Liebe zu dir, seit ich dein Antlitz erblickte. Guntrich ist mein brüderlicher Gefolgsmann und er ist verheiratet und hat einen Sohn. Was hätte es dir genutzt auf ewig zu warten? Hier bist du eine Königin. Besitzt Land, Geschmeide, Herrschaft und meine Liebe. Ich bitte dich, gräme dich nicht, ich werde tun was du zu deinem Glück verlangst."
Dies ist der Moment, sie spürt es. Und listig erwidert sie:
"Guntrich hat auch dich betrogen, Berthold. Ihm bin ich verlobt mit heiligen Eiden und ich will nicht zwei Männer haben. Nun sterbe Guntrich, oder du, oder ich."
Schwer treffen diese Worte den König. Schon lang ist Guntrich einer der Seinen und in vielen Kämpfen stand er ihm zur Seite. Es kann nicht sein... oder doch. Eifersucht kennt keine Logik und langsam beginnt sie in Bertholds Herz zu schweln. Erja sieht, dass sie ihren Gemahl in Zweifel gebracht hatte. Sie geht hinter den Stuhl, auf welchen Berthold mit sich kämpfend sitzt, und spricht flüsternd in sein Ohr, sanft, wie eine süße Verheißung:
"Was mein Glück verlangt; Das waren deine Worte. Also schön: Töte mich, bevor ich es tue...oder: Erschlage Guntrich, und sein Söhnlein folge ihm. Jungen Wolf soll man nicht aufziehen."
Darauf geht sie und lässt Berthold in Eifersuchts- und Gewissensqualen zurück.
Lang sehen wir ihn in der Dunkelheit sitzen. Zusammengesunken, beraubt aller königlichen Anmut. Missgunst und Neid wüten, gleich einer feurigen Schlange in seinen Eingeweiden und verzehren, Stück für Stück, seinen Verstand:
"Dieser Bastard, er hat mich betrogen... sie mir genommen! Nein, er hat mir stets die Treue gehalten, ich kann nicht glauben das er... doch warum hat er mit nicht gesagt das er sie von früher kannte? Und dieser Ring – ihr Gelöbnis – ER trägt ihn am Finger. Das kann nur Verrat bedeuten! War ich wirklich so blind? Wenn er dies verheimlicht hat, was dann noch alles? Ja, das ist es: Er will meinen Thron! Erst erheischt er mein Vertrauen, dann meine Frau und dann... Ich muss ihn aufhalten. Was glaubt er, wer er ist?! Ich bin der König. Ich, ICH!"
Er springt auf und läuft, wild gestikulierend, vor sich hin murmelnd, im Zimmer auf und ab. Sein langer Mantel weht und die Kerzen werfen bedrohliche Schatten an die Wände.
Plötzlich bleibt er abrupt stehen und sagt laut zu sich selbst:
"Doch wie soll ich es anstellen? Ich kann nicht einfach in sein Gemach marschieren und ihn abstechen, zumal ein Zweikampf ein schlimmes Ende für mich nehmen könnte. Vielleicht hinrichten? Ganz offiziell? – Nein, noch beging er keinen Fehltritt und niemand traut ihm einen solchen zu. Ich brauche Rat, mein Kopf droht mir noch zu zerspringen."
Er verlässt eilig den Saal und begibt sich zu Eckwini; Einem treuen Freund und bedingungslosen Gefährten, der schon sehr lange in seinem Dienst steht. Von ihm verspricht er sich Rat und Tat.
Er trifft ihn in der Schmiede an, wo er zwischen allerhand Werkzeug, dem Meister Anweisung erteilt seine Brünne auszubessern. Als Eckwini seinen Lehnsherrn kommen sieht, geht er ihm entgegen und kniet nieder. Berthold weist ihn, sich zu erheben und legt ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
"Treuer Freund. Ich brauche deine Hilfe. Doch lass uns ein paar Schritte gehen, hier ist es zu laut und heiß."
Sie verlassen die Schmiede und gehen auf den weiten, von der Nacht eingehüllten, Burghof. Kalt ist es, und sternenklar.
"Eckwini, ich habe schreckliche Kunde von meinem Weib erhalten, doch ich bin überzeugt das sie die Wahrheit spricht: Guntrich, der tapferste meiner Recken, dem ich mein Leben anvertraut habe, hat mich verraten."
Als Eckwini das hört bleibt er stehen und ungläubiges Entsetzen steht ihm ins Gesicht geschrieben.
"Guntrich? Ein Verräter? Verzeiht mir Herr, aber das scheint mir ganz unmöglich... ich"
Er verstummt. Der finstere Blick des Fürsten gebietet ihm Schweigen.
"Stellst du mein Urteil in Frage? Nennst du mein Weib eine Lügnerin?"
Eckwini besinnt sich und senkt den Kopf.
"Nein Herr... bitte vergebt mir. Was ich sagen wollte ist, dass ich Guntrich so etwas nicht zugetraut hätte. Doch ihr wisst, Euer Wort ist mir stets Beweis genug."
"Schon gut Eckwini. Es fiel mir selbst schwer, daran zu glauben." - Seine Stimme ist nun wider freundschaftlich. - "Doch Erja hat mich überzeugt: Sie gestand mir, mit ihm verlobt zu sein. Als er seine Treue zumeist bewähren sollte, verriet er mich – es kann nur eine Strafe dafür geben. Auch Erja verlangt es, er hat sie ebenso tief gekränkt wie mich. Sie will lieber ihr Leben lassen als eidbrüchig zu sein. Du weißt Eckwini – Sie ist mir lieber als alles und eher sterbe ich, als das ich ihr entsage. Dein König fordert deine Treue, wirst du mir helfen?"
"Und die Klinge gegen den Freund richten? Wir beide haben ihm Eide geschworen, ebenso wie er uns. Sie zu brechen wird uns Schaden und Schande bringen, bedenkt das mein Fürst."
Da baut sich Berthold vor Eckwini auf, packt ihn an den Armen und spricht zornig:
"Ich fordere deine Treue, hörst du, nicht nur als König – auch als Freund. Der Bande die uns fesseln bin ich mir bewusst, deshalb brauche ich ja deinen Rat. Hilf mir ihn zu Hel zu senden und ich werde dich reich belohnen. Vergiss nicht das Guntrich sehr wohlhabend ist"
Schweiß tritt auf seine Stirn und seine Augen beginnen zu funkeln. Er fährt fort:
"Guntrich sterbe! So gewinnen wir sein Gold und können unser Leben in Freuden genießen."
Voll Schrecken ist Eckwini über das Gebärden seines Herrn, doch gleichzeitig gedenkt er des Reichtums, der so nahe scheint. Und Guntrich ist ein Verräter, die Eide sind verwirkt, redet er sich ein. Schließlich spricht er:
"Also gut. Aber wir können es nicht selbst tun. Ein Dritter muss die Tat vollbringen. Ich kenne Jemanden, er ist jung, ehrgeizig, erst seit kurzem in eurem Dienst und hat Guntrich keinen Eid geleistet. Ich denke, wir könnten ihn zum Mord überreden."
Da lächelt Berthold überlegen und die Spannung weicht aus seinem Antlitz.
Ja, dass war es - die Lösung aller Probleme, zum Greifen nah. Im Geiste sieht er sich schon mit einer lachenden Erja an seiner Seite über dem Golde Guntrichs thronen. Alles würde wieder ins Lot kommen.
Er schlägt Eckwini freundschaftlich auf die Brust und sagt:
"Mein Freund. Ich wusste das ich mich auf dich verlassen kann. Ich werde dir unermessliche Ländereien geben und jede Frau die du dir wünschst. Wir werden es machen wie du sagst. Bring diesen Mann morgen zu mir in den Saal. Wir wollen trinken und ihn zur Tat drängen."
Damit dreht er sich um und geht in die Burg. Eckwini bleibt zurück. Froh ist ihm nicht zumute. Er seufzt tief, blickt zu den Sternen und denkt: "Wir werden es entgelten müssen".

Der folgende Tag ist feucht und kalt. Dicke Nebelschwaden ziehen über die Felder und eine milchige Sonne blickt verhalten durch das Grau des Himmels. Leichter Regen setzt gegen Mittag ein, als Eckwini den Soldaten Nantwig vor des Königs Thron führt.
Dieser begrüßt ihn in allen Ehren und fordert ihn auf mit ihm zu speisen. Die Tafel ist reich gedeckt mit allerlei Fleisch und der Met versiegt nie in Bertholds Halle. Zögernd setzt sich Nantwig, die vielen Ehren nicht gewohnt. Doch der König bricht schnell das Eis und redet freundschaftlich von diesem und jenem: Kriegshandwerk und großen Taten, jenen die vollbracht wurden und solchen die es zu vollbringen gilt. Über ihr Gespräch neigt sich allmählich der Tag und Eckwini füllt stets die Trinkhörner nach. Ansonsten aber, ist er auffällig still und oft in Gedanken versunken. Mit der Zeit steigt Nantwig der Met zu Kopf und seine Zunge löst sich. Ungezügelt prahlt er vom hohen Geschlecht seiner Vorfahren und wie es ihm danach dürste ihren ruhmreichen Beispielen zu folgen – die Begeisterung des Königs mit seinen Erzählungen haben ihn angesteckt. Da sieht Berthold, dass er seinen Gast dahin bekommen hat, wo er ihn haben wollte und wird konkreter:
"Und ruhmreich wirst du sein, Nantwig, wenn du den Mut aufbringst zu tun, was ich dir nun antragen werde. Es gibt eine große Tat zu vollbringen und du scheinst mir der kühnste in meinem Gefolge – nur einem Mann wie dir, gebührt die Ehre eines solchen Auftrags. Auch an Gütern und Gold soll es dir nicht fehlen..." damit gibt er Eckwini ein Handzeichen. Dieser geht kurz hinaus und kommt wieder mit einem reich verzierten Kasten in den Händen. Er stellt ihn zwischen den König und Nantwig. Berthold öffnet es und goldene Kleinode blenden Nantwig mit ihrem Glanz. Dann greift der König neben sich und legt ein kostbares Schwert neben das Kästchen. Verziert mit allerlei kunstvollen Runen und einem Edelstein-geschmückten Griff. Nantwig steht der Mund offen, die Augen sind weit aufgerissen - nie sah er dergleichen. Die Gier ergreift sein Herz und lässt ihn alle Ehre vergessen. Der König spricht:
"All das könnte dir gehören, mein Freund. Doch du musst mir schwören, zu tun was ich von dir verlange."
Nantwig fährt sich durch die Haare, kaum kann er den Blick vom Geschmeide abwenden.
"Was... was soll ich tun, Herr."
"Nein. Zu erst schwöre, es zu tun, was immer es sein mag."
Zweifeld antwortet Nantwig:
"Ich kann doch nicht schwören ohne zu wissen auf was..."
Düster wird da, dass Antlitz Bertholds und er schließt mit einem lauten Knall das Kästchen vor Nantwigs Augen.
"Nein... also gut: Ich schwöre zu tun was ihr verlangt. Gleich was es ist."
Des Königs Miene hellt sich auf, er lächelt, öffnet gnädig das Kästchen und schiebt es Nantwig zu.
"So gefällst du mir. Ein wahrer Gefolgsmann. Höre also deinen Auftrag: Du sollst mir Guntrich töten."
Da springt der Verführte auf, wirft den Stuhl um und taumelt einen Schritt zurück.
"Guntrich töten? Aber Herr, dass kommt einem Selbstmord gleich, ich kenne niemanden der ihm im Waffengang gewachsen wäre! Und wieso wollt ihr seinen Tod?"
"Guntrich ist ein Verräter, mehr brauchst du nicht zu wissen und ich verlange auch nicht das du ihm im Zweikampf gegenübertrittst, Narr."
"Ihn meucheln soll ich? Keine Ehre sehe ich in dieser Tat."
"Aber Reichtum siehst du in ihr und vergiss nicht: Ich habe deinen Schwur und ihn zu brechen würde dich teuer zu stehen kommen!"
Bei diesen Worten erhebt sich Berthold drohend, die Hand am Schwert. Eckwini nähert ich von hinten und auch er stützt sich auf den Knauf seiner Klinge. Da sieht sich Nantwick ängstlich in der Falle. Also kniet er nieder.
"Ihr habt mein Wort und meine Treue. Wie soll ich es anstellen?"
"Eine weise Entscheidung mein Freund. Ich will dir den Schlüssel zu seinem Gemach geben und dafür Sorge tragen, dass Niemand seine Tür bewacht. Du schleichst dich in sein Zimmer, noch heute Nacht, und erdolchst ihn während er schläft. Hast du das vollbracht, töte auch Weib und Kind. Dann komme zu mir zurück und du wirst diesen Saal als reicher Edelmann verlassen."
Er greift in seine Tasche und überreicht ihm den Schlüssel.
"Jetzt geh und leg dich einige Stunden nieder. Es ist noch zu früh und du solltest nüchtern sein."
Er klopft ihm auf die Schulter und wenig entschlossen verlässt der Attentäter die Königshalle.

Als Nantwig erwacht ist es tiefe Nacht. Sein Kopf schmerzt und ihm ist übel. Die Erinnerung kehrt nur langsam zurück und er wünscht sich, sie würde es nicht tun. Doch das Versprechen ist gegeben, der Schicksalsfaden gewebt. So redet er sich Mut ein und hält sein Gesicht in die Waschschale neben seinem Bett. Das kalte Wasser belebt die Sinne, seine Entschlossenheit wächst. Wenn er es schon tun muss, will er es schnell hinter ich bringen. Er gürtet sich sein Schwert um und steckt einen langen Dolch in den Stiefel. Als er schon an seiner Tür steht, die Hand an der Klinke, fällt ihm der Schlüssel ein. Er greift hastig in seine Taschen – leer. Panik übermannt ihn, hektisch schaut er sich um. Da blinkt etwas auf dem Tisch. Schnell greift er zu und umklammert den Schlüssel mit der schwitzigen Rechten.
Vorsichtig öffnet er die Tür und späht nach allen Seiten. Niemand ist zu sehen. Die fackelbeleuchteten Gänge liegen still. So schleicht er sich von Ecke zu Ecke, bis er vor Guntrichs Räumen anlangt. Er legt das Ohr ans Holz und horcht – nichts. Nun zieht er den Dolch aus seinem Stiefel und langsam wandert der Schlüssel Richtung Schloss. Seine Hände zittern unerbittlich, sosehr er auch dagegen ankämpft. Es geht nicht, er muss inne halten. Den Kopf an die kühle Wand gelehnt versucht er gleichmäßig zu atmen. Mit dem Ärmel wischt er sich den kalten Schweiß von der Stirn. Neuer Versuch: Er hält die Luft an und die Hände gehorchen. Fast lautlos dreht er den Schlüssel herum. Zentimeter für Zentimeter schiebt er die Tür auf und späht hinein. Das Zimmer liegt im Dunkeln, keine Kerzen brennen, nur der Mond wirft ein diffuses Licht, dass lediglich Umrisse erkennen lässt. Am anderen Ende des Raumes erblickt er ein großes Bett. Zwei Menschen liegen darin. In Zeitlupe schlüpft er durch den Türspalt und nähert sich langsam Guntrichs Lager. Dieser schläft, die Decke hebt sich gleichmäßig unter seinem Atem. Neben ihm liegt Lioba. Vor dem Bett verharrt Nantwig, das Messer bereits erhoben.
Er betrachtet Lioba – schön ist sie im fahlen Mondlicht. Der Schweiß rinnt ihm in die Augen. Alles ist verschwommen, die Situation wird unerträglich, ihm ist heiß, furchtbar heiß. Er kann nicht mehr.
In diesem Moment regt sich Guntrich, stößt einen Seufzer aus und – schlägt die Augen auf. Er schaut Nantwig direkt ins Gesicht. Nicht einmal überrascht sieht er aus, als der Dolch seine Brust durchbohrt, an seinem Rücken wieder austritt und in den Federn der Matratze stecken bleibt.
Lioba schreckt auf. Sie stößt einen Schrei aus, als sie ihren Mann blutüberströmt neben sich liegen sieht. Sein Mörder steht über ihm, ungläubig, sich kaum der Tat bewusst. Erst ihr Schrei reist ihn aus seiner Trance. Ihre Blicke treffen sich. Lioba springt auf und ehe er richtig zu sich kommt, stürzt sie schon ins Nachbarzimmer. Nantwig fängt sich und hastet ihr hinterher. Als er das Zimmer betritt steht Lioba da, sie hat ihren Sohn aus der Wiege genommen und drückt ihn fest an ihre Brust. Nantwig, schon nicht mehr er selbst, zieht das Schwert und geht langsam auf sie zu. Im Maße wie er auf sie zu kommt, weicht sie zurück. Ihr Blick ist fest, ohne Angst; nur traurig. Nach wenigen Schritten stößt sie mit dem Rücken an die Wand, es gibt kein Entkommen. Nantwig ist wie im Rausch, sein Blick irre, der Geist verwirrt. Er will nur noch hier raus – alles hinter sich bringen und nie mehr daran denken. Dieser Blick, er will ihren Blick nicht mehr sehen. Sein Schwertarm hebt sich.... plötzlich, ein seltsamer Geschmack in seinem Mund, wie Eisen. Er fährt sich verwundert mit der linken Hand an den Mund und betrachtet sie: rot, blutrot. Der Blick wandert an seinem Körper herunter. Etwas glänzendes ragt aus ihm heraus und zieht sich mit einem unangenehmen Geräusch ruckartig zurück. Dann setzt der Schmerz ein, steigert sich langsam ins Unerträgliche. Sein Blick wird trübe, die Glieder geben nach. Der Horizont fällt – das letzte was er sieht sind ihre nackten Füße.
Guntrich steht über dem Toten. Das Schwert in der Hand, der Dolch in seinem Leib. Er atmet schwer, sieht seine Frau mit dem Kind ein letztes mal an und bricht mit einem Lächeln tot zusammen.
Als die Wachen sie des Morgens finden, kniet Lioba über ihrem Mann, voll Gram, doch ohne Tränen.

Die Nachricht vom Tode Guntrichs verbreitet sich wie ein Lauffeuer am ganzen Hof. In der Haupthalle sitzt das Königspaar, als Boten die blutige Kunde überbringen. Da Erja es hört bricht sie in wildes Gelächter aus. Ein Lachen, in dem sich Schmerz und Freude die Hand reichen. Berthold sitzt nur finster da und weist das anwesende Gefolge an, den Saal zu räumen. Nur Eckwini bleibt zurückt und als alle gegangen sind fährt er Erja wütend an:
"Lache du nicht, Verderbensstifterin, als brächte dir´s Heil!"
Erja verstummt. Doch spöttisch blickt sie auf Eckwini herunter.
"Bedenke mit wem du sprichst, Knecht! Und spiel nicht die Unschuld in Person, ich weis sehr wohl um deine Rolle." Und zu Berthold gewand fährt sie fort.
"Niemand nennt dich nun feige, Berthold: Rache vollbrachtest du und gewannst Guntrichs Waffen und Gold."
Dieser Antwortet nicht. Der Sieg dünkt ihm nicht so süß wie er es sich erhofft hatte.
Plötzlich schwingt das Tor zur Halle auf und hineingeschritten kommt Lioba. Hinter ihr laufen ihr Mägde und tragen, auf einer Bahre liegend, in ein Leichentuch gehüllt, Guntrichs toten Körper. Verhalten folgt alles Burggesinde, zu sehen was geschieht. Vor dem Thron bleiben sie stehen und stellen ihre grausige Fracht ab. Schon hatte sich Berthold erhoben etwas zu sagen – doch nun bringt er keinen Laut hervor, trocken ist sein Mund, die Kehle zugeschnürt. Er fällt auf seinen Sitz zurück. Auch Erja ist stumm und alle Farbe weicht aus ihrem Gesicht. Starr blickt sie auf den Toten, will ihn nicht sehen und kann sich dennoch nicht abwenden. Es herrscht Schweigen. Lioba blickt alle nach einander lange an: hasserfüllt, wissend. Sie geht langsam um die Bahre herum, zieht das Leichentuch fort und kniet sich nieder. Erja entfährt ein dünnes Schluchzen, wie sie Guntrich dort liegen sieht. Die Augen erloschen, Blut auf seinem Gesicht, die Brust durchbohrt. Lioba beugt sich über den Gemahl und küsst ihn. Erst jetzt vermag sie zu weinen und vergießt bittere Tränen auf Guntrichs bleiches Gesicht. Dann steht sie auf, die Augen gerötet, und spricht düster: "Nicht lange werdet ihr euch des Goldes erfreuen. Ehrlos seit ihr und ohne Zukunft. Durchschnitten, der Nornen Faden, als ihr alle Eide gebrochen habt!"
Damit wendet sie sich ab, und schreitet stolz durch die nunmehr versammelte Menge, aus der Halle.

Die nun folgende Stille liegt wie ein bleiernes Tuch über der Gesellschaft und ein kühler Windzug durchsteift den Saal. Erja erhebt sich langsam von ihrem Thron, den Blick unablässig auf Guntrichs Leiche gerichtet. Schritt für Schritt nähert sie sich ihm und als sie vor dem Toten zu stehen kommt streicht sie ihm sanft über die Stirn. Die Berührung der kalten Haut durchfährt sie wie ein Hauch des Todes. Mit geschlossenen Liedern erblickt sie Bilder dunkler Vorahnung: Sie selbst liegend, in kaltem Bett, umgeben von tiefem Raum, angefüllt mit Finsternis – und ein jeder Schrei verhallt in der Ewigkeit. Dann ein weites Feld, unter blutrotem Himmel, bedeckt mit schwarzen Heerscharen und mitten unter ihnen, in einem Wald aus feindlichen Speeren, reitet Berthold, gefesselt auf einem zerbrechlichen Gaul.
Da weicht sie mit einem Schrei zurück und bricht in Tränen aus. Allen Anwesenden scheint es, als sei aller Glanz in diesem Moment von ihr gewichen und auch ihre Augen, mit denen sie den herbeieilenden Berthold anblickt, entbehren schon jedem Leben. Sie stößt Berthold von sich und erhebt bebend die Stimme:
"Der Mord ist vollbracht: Mein Leid muss ich sagen bevor ich sterbe. All euer Geschlecht wird zugrunde gehen, denn meineidig seid ihr! Neid und Gier trieben dich, Berthold, zur Tat. Mit Bösem hast du Guntrich vergolten das er dir der Treueste war. Höre das Berthold: Mich wies er von sich aus brüderlicher Liebe zu dir. Nie hat er mit dir gebrochen.
Er ist der einzige Mann den ich liebe und edel gesinntes Weib kann nicht mit fremden Manne leben: darum will ich nun sterben!"
Damit schickt sie sich an zu gehen. Berthold greift sie am Arm und sagt:
"Ich bitte dich Erja, mein Weib, lass ab von deinen Todesgedanken. Nur für dich hab ich all das getan! Nun ist es vollbracht und nicht mehr zu ändern, was hilft´s wenn noch mehr Blut vergossen wird?"
Doch erneut stößt Erja ihren Gatten fort und rennt aus dem Saal. Da wendet sich Berthold an Eckwini und bittet ihn:
"Hole alle deine Mannen, auf das wir sie gemeinsam an ihrem Vorhaben hindern."
Aber Eckwini antwortet finster, zum ganzen Saal gewand:
"Niemand halte sie ab vom Todesgang, die zum Unheil Geborne und Männern zum Herzeleid!"
Er lässt den König stehen und schreitet gesenkten Blickes von dannen.

Eine junge Frau steht auf dem höchsten Turm einer gewaltigen Burg.
Der Tag ist noch jung und eine rote Morgensonne taucht weite Kiefernwälder in bronzenes Licht. Ihr langes blondes Haar hängt ihr in taugetränkten Strähnen ins Gesicht. Kein Wind weht. Der Stein, auf dem ihre nackten Füße stehen und die Zinnen, welche ihre grazilen Hände umfassen, sind kalt und feucht. Alle Wälle, um ihr Herz errichtet, liegen in Trümmern – von Schmerz und Schuld zermalmt. Das Feuer des Hasses hat alle Nahrung verbraucht und verzehrt sich nun selbst in unerträglichen Schmerzen.
Sie neigt den Kopf. Blickt in die Tiefe, zum, vom Nebel verborgenen Abgrund. Vor ihrem geistigen Auge entstehen unwillkürlich Bilder: Sturz, Flug, Aufprall, Tod - und Frieden. Die Bilder formen sich zur Sehnsucht. Die Sehnsucht wird zum Wunsch –
und Wunsch zur Tat.

 

Skalde schrieb über seine Geschichte:

Ich möchte der folgenden Geschichte ein paar Worte vorausschicken. Ich könnte mir denken das sich der ein oder andere Leser fragt, warum ich unter „Fantasy/Märchen„ gepostet habe. Zwar tummeln sich keine Oger und Feen auf den Schauplätzen aber die Geschichte basiert auf einer Germanischen Sage, genauer gesagt auf der, im Wölsungen Sagenkreis enthaltenen, Sigurd-Sage. Wer sie kennt wird einen permanenten Wiedererkennungseffekt haben. Dennoch war sie nur die Blaupause und vieles ist anders angelegt. So auch die Namen, sie sind nicht original (bis auf den Ring), haben aber charakteristische Sinn-Übersetzungen aus dem nordisch germanischen.
Aus diesen Gründen ist die Geschichte eigentlich in einem Phantasiereich angelegt und hat keine wirklichen historischen Entsprechungen (Dinge wie Jahreszahlen oder konkrete Orte kommen nicht vor und sind für den Plot auch völlig egal). Deshalb also nicht unter Historik, was mir noch am ehesten in den Sinn gekommen wäre.
Also letztlich fand ich einfach, dass die Geschichte hier, zumindest grob, am besten aufgehoben ist. Nicht zuletzt der, hoffentlich vorhandenen, Leserschaft wegen.
Ok, so viel im Voraus von mir und nun (hoffentlich) viel Spaß beim lesen.
Solche Kommentare bitte immer in ein Extraposting!

Und bessere bitte deine Anführungszeichen aus, also entweder deutsche („...“), englische ("...") oder französische(»...«), ich möchte die Geschichte deswegen nur ungern ins KC schieben.

 

Ich eigentlich schon, aber Haeuptling Blaine hat gesprochen und ich bin im Urlaub. Hugh...
bitte korrigiere das umgehend. Mittwoch bin ich wieder da, und dann bin ich nicht mehr im Urlaub :D

Ich habe den ersten Teil der Geschichte trotz der augenkrebserregenden Anfuehrungszeichen gelesen, und er gefaellt mir relativ gut - obwohl die Sprache eher bemueht als routiniert wirkt. Eventuell solltest du Pathos und gekuenstelt altertuemliche Formulierungen aus dem Text nehmen, damit er sich natuerlicher und besser liest, so ist das leider nicht der Fall...

gruss
vita
:bounce:

 

Hallo zusammen

Ein mächtiges "Sorry" für die Anführugsstriche. Ich hab das natürlich nicht so geschrieben gehabt, aber bis ins internet führte der Weg über drei Computer und ein völlig veraltetes Wordprogramm. Muss ein Versionskonflikt gewesen sein der das dermaßen verhunzt hat. Ich hab es jetzt geändert und hoffe ihr macht euch vielleicht nochmal die Mühe die Geschichte, jetzt flüssiger, zu lesen.
Was den Sprachstil angeht: Das hab ich schon oft gehört, dass es vielen nich zusagt aber für mich ist das ein ganz wesentlicher Teil der Atmosphäre und ich werd es definitiv nicht ändern. Um ehrlich zu sein nervt es mich persöhnlich, wenn bei Geschichten, die in einem ähnlichen Zeitramen spielen, die Protagonisten reden als kämen sie aus dem Supermarkt um die Ecke.
Na ja, ist einfach Geschmackssache würde ich sagen.
Danke für die Hinweise.

Gruß, Skalde.

 

Hallo Skalde und ein verspätetes herzlich Willkommen auf kg.de!

Erst einmal ein paar Textkritteleien:

Wir sehen eine junge Frau.
Ich meckere wieder mal an Anfangssätzen. Dieses "Wir" passt mir nicht so, das erinnert mich an Lehrer, die auch es auch gerne benutzen und eigentlich "Ihr" meinen.

Ihre Augen, blau wie Eis, schweifen in die Ferne; ihr eigenes Land – und sehen nichts
.
Ich würde das anders formulieren, "in ihr eigenes Land" oder so, ansonsten hat man das Gefühl, hier würde was fehlen. Unterbricht den Lesefluss.

Sie sieht Ödnis, in blühenden Wäldern und schimmelnde Leichen, in glücklichen Menschen.
Auch dieser Satz holpert ein wenig, ich würde da zwei Zweierpärchen von diesen Vergleichen machen.

Ihre Gedanken fliegen_ mordend und brandschatzend durch die Welt - ein jedes Lebewesen teilhaben zu lassen an ihrem Leid.
Komma weg

Noch ist zu viel zu tun; noch schreit das Feuer des Hasses nach Nahrung, ehe es sich selbst verzehren kann.
klein (kannst du dir auch für später merken).

Wir fragen uns: Was treibt eine Frau, gesegnet mit Schönheit und Anmut, dabei noch reich an Macht und Gütern, zu solcherlei finsteren und abgründigen Gedanken?
Och ne, mit diesem "Wir" hast du gerade die schöne Atmosphäre kaputt gemacht.

Kaum einige Stunden war es her, bevor wir sie, in düstrem Sinnen an düstrem Orte sahen, da lag die holde Schönheit in ihrem Gemach.
Dieser Satz wirkt besonders gekünstelt. Ich benutze "hold" meistens nur, wenn ich es ironisch meine. ;) Edit: Nachher kommt ja noch ein ganzer Haufen solcher Sätze ...

Sie bemerkte die Siluette eines Mannes:
Silhouette

Ihr Herz erkannte ihn, noch vor ihren Augen und ein Schauer, undefinierbar schwankend zwischen Abscheu und Zuneigung, ergriff sie.
Undefinierbar schwankend? Also nur ein bisserl umrisshaft schwankend?

Ohne ein Wort zu sagen zog er die Gardienen beiseite.
Langsam drängt sich mir der Verdacht auf, dass du die Rechtschreibprüfung nicht verwendet hast ...

Ihre Gefühle, gegenüber diesem Mann, ordneten sich und formten einen Namen: Guntrich.
*lol* ... sorry, dieser Satz klingt ungewollt komisch. Ausserdem können die Kommas getrost gestrichen werden.

„Warum erdreistest DU dich, zu mir zu kommen?
Ich würde das "DU" kursiv setzen ... ist Ansichtssache (aber nur der Tod bei Terry Pratchett spricht in Grossbuchstaben).

Bei diesen, ihren Worten senkte er die Augen.
Eins von beidem ist überflüssig.

„Ja, Erja.
Komma

In diesem Moment verliebten sich beide ineinander.
Ach, gleich muss ich mein Taschentuch auspacken ... Im Ernst, hier trägst du ja ganz schön dick auf. Ich habe auch einen Hang zum Kitsch, aber das hier ist zuviel des Guten.

Ich hielt dich für Tod, als mir der Ring übergeben wurde.
Wie, für den Kerl mit Kapuzenmantel und Sense? -> tot

... als ich dem vermeidlichen Mörder meines Geliebten das Jawort geben musste?!
vermeintlichen. "?!" ist eigentlich nur in der Sprache der Comics gebräuchlich.

Nicht weniger bis du mir schuldig, Eidbrüchiger!
bist

Denn du ragst über alle Männer, aber kein Weib ist dir verhasster_ als ich.
Kommafehler hier und dort.

Da zerbrach in Guntrich etwas und er viel vor ihrem Bett auf die Knie.
fiel

Konstruktives Denken macht immer Fehler, da Idee und Produkt nie völlig übereinstimmen. Dieses Problem hat Erja nicht: Im Ziel der Zerstörung sind Idee und Umsetzung immer identisch.
Diese Stelle passt überhaupt nicht in deinen schwülstig-bemüht-historischen Stil.

Seine geräumige Halle ist wertvoll ausgestattet und edle Wandteppiche erzählen von großen Taten_ ehrwürdiger Vorfahren.
Komma weg. Und "wertvoll" ist hier so nichtssagend. Könntest du ruhig ausschmücken.

Erjas Gemahl sitzt soeben bei Speise und Met an der Tafel, doch anders als üblich_ leistet ihm heute Niemand Gesellschaft.
Da du hier wohl keinen Namen meinst: klein.

Von hier habe ich den Text eigentlich nur überflogen, er war mir zu anstrengend zu lesen. Ein Detail ist mir noch aufgefallen:

„Bedenke mit wem du sprichst, Knecht! Und spiel nicht die Unschuld in Person, ich weis sehr wohl um deine Rolle.„
weiß

Die Story an sich finde ich nicht schlecht, sie ist halt ein bisschen arg von Klischees und Dramatik durchtränkt. Was sich leider ganz vernichtend auf die Geschichte auswirkt, ist dein misslungener Stil. Ich muss ehrlich sagen, mich nervt es, wenn Leute versuchen, möglichst antiquiert zu schreiben. Meistens geht das nämlich in die Hose. Schreib lieber so, wie du kannst, wie es dir wohl ist. Du musst niemanden kopieren, wie beim Xerox verringert sich die Qualität ...
Ein etwas flotterer und gestraffterer Stil hätte der Geschichte gut getan, denn der Plot ist ja nicht so übel und hätte eine schönere Umsetzung verdient. Ah, ich habe gerade deine Antwort auf vitas Kommentar gelesen.
Tja, niemand muss so reden, als wäre eben aus dem Supermarkt gekommen. Aber man muss auch nicht so gewollt altertümlich schreiben, wenn man's nicht kann. Das ist jetzt nicht einmal Geschmackssache, es macht einfach einen Unterschied, ob es authentisch wirkt oder nicht. Es ist übirgens auch möglich schön und gehoben zu schreiben, ohne allzu verstaubte Worte/ Wendungen zu benutzen.

Bei den Figuren bin ich mir noch unschlüssig: Ich verstehe ihre Motivation und so weiter, aber wirklich nahe gehen wollen sie mir nicht, was unter anderem auch am Stil liegt. (Ich kann die einfach nicht ernst nehmen, wenn sie die ganze Zeit so pseudo-mittelalterlich schwafeln).
Aber nur Mut, ich hoffe, dieser kleine Verriss hat dich nicht zu sehr enttäuscht. Ich möchte dich gerne weiter anspornen, denn ich glaube, du kannst noch viel aus dir selber rausholen. In meinen Augen hast du noch ein grosses Verbesserungspotential. :)

Liebe Grüsse,
sirwen

 
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Hallo Skalde und ein verspätetes herzlich Willkommen auf kg.de!

Erst einmal ein paar Textkritteleien:

Wir sehen eine junge Frau.
Ich meckere wieder mal an Anfangssätzen. Dieses "Wir" passt mir nicht so, das erinnert mich an Lehrer, die auch es auch gerne benutzen und eigentlich "Ihr" meinen.

Ihre Augen, blau wie Eis, schweifen in die Ferne; ihr eigenes Land – und sehen nichts
.
Ich würde das anders formulieren, "in ihr eigenes Land" oder so, ansonsten hat man das Gefühl, hier würde was fehlen. Unterbricht den Lesefluss.

Sie sieht Ödnis, in blühenden Wäldern und schimmelnde Leichen, in glücklichen Menschen.
Auch dieser Satz holpert ein wenig, ich würde da zwei Zweierpärchen von diesen Vergleichen machen.

Ihre Gedanken fliegen_ mordend und brandschatzend durch die Welt - ein jedes Lebewesen teilhaben zu lassen an ihrem Leid.
Komma weg

Noch ist zu viel zu tun; noch schreit das Feuer des Hasses nach Nahrung, ehe es sich selbst verzehren kann.
klein (kannst du dir auch für später merken).

Wir fragen uns: Was treibt eine Frau, gesegnet mit Schönheit und Anmut, dabei noch reich an Macht und Gütern, zu solcherlei finsteren und abgründigen Gedanken?
Och ne, mit diesem "Wir" hast du gerade die schöne Atmosphäre kaputt gemacht.

Kaum einige Stunden war es her, bevor wir sie, in düstrem Sinnen an düstrem Orte sahen, da lag die holde Schönheit in ihrem Gemach.
Dieser Satz wirkt besonders gekünstelt. Ich benutze "hold" meistens nur, wenn ich es ironisch meine. ;) Edit: Nachher kommt ja noch ein ganzer Haufen solcher Sätze ...

Sie bemerkte die Siluette eines Mannes:
Silhouette

Ihr Herz erkannte ihn, noch vor ihren Augen und ein Schauer, undefinierbar schwankend zwischen Abscheu und Zuneigung, ergriff sie.
Undefinierbar schwankend? Also nur ein bisserl umrisshaft schwankend?

Ohne ein Wort zu sagen zog er die Gardienen beiseite.
Langsam drängt sich mir der Verdacht auf, dass du die Rechtschreibprüfung nicht verwendet hast ...

Ihre Gefühle, gegenüber diesem Mann, ordneten sich und formten einen Namen: Guntrich.
*lol* ... sorry, dieser Satz klingt ungewollt komisch. Ausserdem können die Kommas getrost gestrichen werden.

„Warum erdreistest DU dich, zu mir zu kommen?
Ich würde das "DU" kursiv setzen ... ist Ansichtssache (aber nur der Tod bei Terry Pratchett spricht in Grossbuchstaben).

Bei diesen, ihren Worten senkte er die Augen.
Eins von beidem ist überflüssig.

„Ja, Erja.
Komma

In diesem Moment verliebten sich beide ineinander.
Ach, gleich muss ich mein Taschentuch auspacken ... Im Ernst, hier trägst du ja ganz schön dick auf. Ich habe auch einen Hang zum Kitsch, aber das hier ist zuviel des Guten.

Ich hielt dich für Tod, als mir der Ring übergeben wurde.
Wie, für den Kerl mit Kapuzenmantel und Sense? -> tot

... als ich dem vermeidlichen Mörder meines Geliebten das Jawort geben musste?!
vermeintlichen. "?!" ist eigentlich nur in der Sprache der Comics gebräuchlich.

Nicht weniger bis du mir schuldig, Eidbrüchiger!
bist

Denn du ragst über alle Männer, aber kein Weib ist dir verhasster_ als ich.
Kommafehler hier und dort.

Da zerbrach in Guntrich etwas und er viel vor ihrem Bett auf die Knie.
fiel

Konstruktives Denken macht immer Fehler, da Idee und Produkt nie völlig übereinstimmen. Dieses Problem hat Erja nicht: Im Ziel der Zerstörung sind Idee und Umsetzung immer identisch.
Diese Stelle passt überhaupt nicht in deinen schwülstig-bemüht-historischen Stil.

Seine geräumige Halle ist wertvoll ausgestattet und edle Wandteppiche erzählen von großen Taten_ ehrwürdiger Vorfahren.
Komma weg. Und "wertvoll" ist hier so nichtssagend. Könntest du ruhig ausschmücken.

Erjas Gemahl sitzt soeben bei Speise und Met an der Tafel, doch anders als üblich_ leistet ihm heute Niemand Gesellschaft.
Da du hier wohl keinen Namen meinst: klein.

Von hier habe ich den Text eigentlich nur überflogen, er war mir zu anstrengend zu lesen. Ein Detail ist mir noch aufgefallen:

„Bedenke mit wem du sprichst, Knecht! Und spiel nicht die Unschuld in Person, ich weis sehr wohl um deine Rolle.„
weiß

Die Story an sich finde ich nicht schlecht, sie ist halt ein bisschen arg von Klischees und Dramatik durchtränkt. Was sich leider ganz vernichtend auf die Geschichte auswirkt, ist dein misslungener Stil. Ich muss ehrlich sagen, mich nervt es, wenn Leute versuchen, möglichst antiquiert zu schreiben. Meistens geht das nämlich in die Hose. Schreib lieber so, wie du kannst, wie es dir wohl ist. Du musst niemanden kopieren, wie beim Xerox verringert sich die Qualität ...
Ein etwas flotterer und gestraffterer Stil hätte der Geschichte gut getan, denn der Plot ist ja nicht so übel und hätte eine schönere Umsetzung verdient. Ah, ich habe gerade deine Antwort auf vitas Kommentar gelesen.
Tja, niemand muss so reden, als wäre eben aus dem Supermarkt gekommen. Aber man muss auch nicht so gewollt altertümlich schreiben, wenn man's nicht kann. Das ist jetzt nicht einmal Geschmackssache, es macht einfach einen Unterschied, ob es authentisch wirkt oder nicht. Es ist übrigens auch möglich schön und gehoben zu schreiben, ohne allzu verstaubte Worte/ Wendungen zu benutzen.

Bei den Figuren bin ich mir noch unschlüssig: Ich verstehe ihre Motivation und so weiter, aber wirklich nahe gehen wollen sie mir nicht, was unter anderem auch am Stil liegt. (Ich kann die einfach nicht ernst nehmen, wenn sie die ganze Zeit so pseudo-mittelalterlich schwafeln).
Aber nur Mut, ich hoffe, dieser kleine Verriss hat dich nicht zu sehr enttäuscht. Ich möchte dich gerne weiter anspornen, denn ich glaube, du kannst noch viel aus dir selber rausholen. In meinen Augen hast du noch ein grosses Verbesserungspotential. :)

Liebe Grüsse,
sirwen

 

Hallo Skalde,

irgendwie habe ich so eine Geschichte aufgrund deines Namens erwartet. Und so gesehen passt der Erzählstil ja auch eigentlich ganz gut.
Ich hoffe allerdings, du bist nicht enttäuscht, wenn ich der Nächste bin, dem der antiquiert hochgeschraubte Stil eher negativ auffällt, ähnlich wie bei deiner anderen Geschichte. Ich weiß ja jetzt, dass du ihn nicht ändern möchtest und das will und darf ich dir auch gar nicht raten. Zum Teil kann ich deine Begründung sogar nachvollziehen.

Diesmal ging es mir so, dass ich vor allem die Dialoge als zu antiquiert-bemüht empfunden habe, bei den beschreibenden Passagen ist es mir gar nicht so aufgestoßen. Zu den Details hat dir Sirwen ja schon einiges geschrieben, daher möchte ich dir meinen allgemeinen Eindruck schildern:

Natürlich sollen die Personen nicht mit ultramodernem Vokabular um sich werfen, aber ich denke nicht, dass Menschen jemals in irgendeiner Epoche so miteinander gesprchen haben. Es wirkt für mich einfach ein wneig aufgesetzt und klischeehaft, wie sirwen schon sagte. Zumal zwei deiner Figuren Krieger sind, die ein rauhes Leben gewohnt waren. Und auch Adelige waren nicht unbedingt hochintellektuelle Menschen, die sich ständig solche Floskeln an den Kopf geworfen haben, denke ich zumindest.

Was mir noch aufgefallen sind, sind die Zeitsprünge. Zuerst schreibst du in der Gegenwart, dann eine Rückbllende, die meiner bescheidenen Meinung nach komplett in der Vorvergangenheit stehen müsste und dann sind da wieder einige Passagen in der "normalen" Vergagenheit stehen, vielleicht solltest du das noch angleichen?

Trotz all dieser Kritikpunkte hat mir deine Adaption dieser traurigen Geschichte gefallen, mal was anderes. Man muss sich eben mit dem Stil der Skaldendichtung anfreunden, schätze ich.
Ich werds versuchen!

Viele Grüße,
Meari

 

Hallo sirwen

Danke für die ausführliche Kritik. Die zugegebenermaßen lange Liste an Fehlern ist hauptsächlich einer gewissen Flüchtigkeit meinerseits geschuldet (hatte am Ende kaum Lust alles nochmal detailiert durchzuarbeiten, da ich selbst nur mangelhaft von der Geschichte überzeugt war.)
Was den Stil angeht: Schade wenn es gewollt rüberkommt, dass soll es wirklich nicht. Umso Schlimmer da ich mich nicht im geringsten anstrenge antiquiert zu schreiben. Ist mir schon völlig ins Blut übergegangen und ich fühle mich wohl wenn ich so schreibe. Ich orientiere mich hier hauptsächlich an alten Sagenerzählungen oder Übersetzungen mittelalterlicher Texte (die ich wohl ein bisschen zu viel lese :) ). Deren Atmosphäre lebt schlicht von der altertümlichen Sprache.
In diesem Zusammenhang zu "Geschmackssache": Nennen wir es vielleicht besser Gewöhnungsfrage. Ich kann mir gut vorstellen, das mein Stil hier vielen verstaubt vorkommt aber ich wage mal zu behaupten das, dass nicht daran liegt, das ich nicht altertümlich schreiben kann sondern das kaum jemand gewohnt ist es zu lesen. Huh, das klang jetzt ganz schön vermessen.
Aber ist ja eigentlich auch egal was von beidem zutrifft, wenn es beim Leser so gar nicht ankommt, ist der Sinn der Sache ja verfehlt. Ich werde mich also in den folgenden Geschichten bemühen den Stil zu überarbeiten.
Noch eine Sache zu dieser Wir-Satzeinleitung: War ein Experiment und du hast recht, es macht mehr kaputt als es bringt, werde es ab jetzt nicht mehr verwenden.
Also danke nochmal für die detailierte Fehlerausarbeitung und keine Sorge, so leicht demotiviert man mich nicht :)

Gruß, Skalde.

 

Danke auch dir Mearie.

Nochmal zum Stil: Du hast vollkommen recht das der Krieger einer, sagen wir mal mittelalterlichen Epoche, kaum so gehoben gesprochen hätte. Aus diesem Grund steht die Geschichte auch nicht in Historik und soll in diesem Sinne auch nicht realistisch sein. Vorbild ist eine Sage und eine Sage sollte es auch bleiben. Ich war einfach bemüht die Atmosphäre aus diesem, von mir sehr geliebten Genre, zu übertragen. Ich merke schon das, dass nicht hinhaut. Das mag zum einen an mir liegen, dem es nicht richtig gelingt und zum anderen am Leser (siehe Antwort an Sirwen), der es einfach nicht gewohnt ist. Auf jeden Fall werd ich versuchen dazuzulernen und einen Kompromiss zu finden, welcher sowohl Historie und Genre gerecht wird und gleichzeitig dem Leser verständlicher bzw. näher ist.
Danke nochmal

Gruß, Skalde.

 

Hallo nochmal!

Ich kann mir gut vorstellen, das mein Stil hier vielen verstaubt vorkommt aber ich wage mal zu behaupten das, dass nicht daran liegt, das ich nicht altertümlich schreiben kann sondern das kaum jemand gewohnt ist es zu lesen. Huh, das klang jetzt ganz schön vermessen.
Jo, dann bin ich so frech und behaupte ganz frech das Gegenteil, nämlich dass du den richtigen Dreh noch nicht raus hast. :D
Ich bin mir diesen alten Stil durchaus gewöhnt, du bist nicht der einzige, der Sagenbücher gelesen hat. Nur klingt es in denen ein bisschen runder, das mag daran liegen, dass du nicht konsequent bist und noch nicht alle Bilder sitzen. Ich denke, du könntest ganz schön schreiben, wenn du die altertümlichen Begriffe ein bisschen zurückschraubst und dafür mehr auf den Lesefluss achtest, das finde ich nämlich ganz wichtig bei einer Geschichte, wenn du den Leser an der Stange halten willst. Holprigkeiten und zu unnatürlich Sätze können tödlich sein.
So, jetzt lass ich aber mal. :)

Liebe Grüsse,
sirwen

 

Ok, Sirwen. Ist akzeptiert. Ich wollt auch echt nicht anmaßend sein und weiß sehr wohl das mein Stil nicht perfekt ist. Nicht das ich hier so rüberkomme wie: "Der böse Leser versteht das arme Genie nicht"
Nein, nein, mir ist klar das da nicht alles rund ist, sonst würde ich es ja auch nicht für nötig halten meine Geschichten hier reinzustellen :)
Wollte nur sagen, dass es wohl einer Mischung aus meiner Unzulänglichkeit und mangelnder Gewohnheit zu verdanken ist, dass der Stil nicht ankommt.
Wollt ich nur noch kurz richtigstellen, falls es falsch rübergekommen ist.

 

Hallo gbwolf

Ist ein guter Einwand, kann ich dir nur zustimmen.
Tatsächlich habe ich auf diesem Weg schon versucht ein bisschen mit dem Stil zu experimentieren (Als Reaktion auf ähnliche Kritiken bei meiner letzten Geschichte). Aber es stimmt schon: Die Kombination geht, zumindest auf die Art wie ich es hier versuche, nicht wirklich auf. Konnte aber bis jetzt nicht richtig mit dem Finger drauf zeigen. Danke dafür.

Gruß, Skalde.

 

Hallo Skalde,

auch wenn Dein Stil hier schon viel kritisiert wurde, muss ich in die gleiche Kerbe hauen. Mir gefällt er auch nicht. Zu holprig, zu anstrengend zu lesen und teilweise unverständlich. Einige Sätze musste ich zweimal lesen, um sie zu verstehen. Aber das haben Andere an dieser Stelle ja schon gesagt. Ich erwähne das auch nur, weil ich vielleicht einen Tipp für dich habe: Ich habe vor kurzem das Buch "Die Wanderhure" von Iny Lorentz gelesen. Der Roman spielt im Mittelalter, und die Autorin verwendet einen Stil, der sich altertümlich anhört, aber trotzdem flüssig und verständlich zu lesen ist. Man vergisst beim Lesen nie, dass die Geschichte im Mittelater spielt. Und das ist, glaube ich, was Du mit Deinem Stil erreichen willst. Also, steck mal die Nase in das Buch, sofern Du es noch nicht kennst.
Was mir noch auffiel, ist Deine Kommasetzung mit dem Salzstreuer.

Sie sieht Ödnis, in blühenden Wäldern und schimmelnde Leichen, in glücklichen Menschen.
Nicht lange, bevor die schöne Maid, auf dem höchsten Turm der Burg, danach trachtete Hel zu begegnen.
Hier nur zwei Beispiele. Auch wenn ich kein Experte für Zeichensetzung bin: irgendwie liest sich das so, als wären die Kommas an der falschen Stelle oder es sind zu viele Kommas im Satz. Verwirrend.
Ansonsten muss ich sagen: die Idee, Geschichten zu schreiben, die auf Sagen beruhen, finde ich sehr gut.

Gruß, Stefan

 

Hallo Stefan

Danke fürs Lesen und die Tips.
Ach ja, die Zeichensetzung; ist mir immer wieder ein Graus. Erstmal ins Schreiben gekommen setze ich viel zu wenig und wenn ich es dann überarbeite, könnt ich plötzlich überall und nirgends mit Kommas um mich werfen... Na ja, Übung macht den Meister.

Gruß, Skalde.

 

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