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18.06.2024
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Anmerkungen zum Text

Der Text beschreibt die Reise eines verbitterten religiösen Mannes, der sich von der Gemeinschaft entfernt hat.

Erscheinungen

1​

Der Wald war dunkel, er erschien Matthäus bedrückend an diesem Abend. Aus der Ferne konnte man Eulen rufen hören. Matthäus blickte sich ängstlich um, während er über winzige Jungfichten hinweg immer tiefer in den Wald ging. Schweiß rann ihm von der Stirn bis zum Kinn, von wo er bei einer ruckartigen Bewegung herabtropfte.

Er blickte zwischen unzähligen Ästen hindurch auf die vor Lichtung vor ihm. Plötzlich raschelte es ganz in der Nähe. Matthäus’ Gesicht spannte sich an, die Wangenknochen traten hervor, er wurde völlig still und lauschte.

Ein Rascheln, direkt vor ihm.

Stille.

Ein lautes Knirschen.

Stille.

Ein Knarzen.

Stille.


Nach einiger Zeit nahm er wieder andere Geräusche um sich herum wahr. Sein Herzschlag beruhigte sich und der Wald verlor langsam seine Eindringlichkeit. Er war wieder von ihm abgerückt.

Er blickte zurück, in die Richtung, aus der er gekommen war. Um ihn herum düsteres Dickicht, die Bäume wirkten Grau, als ob keine Farbe an ihnen haften wollte. Matthäus wandte sich wieder der Lichtung zu.

Ein Schweißtropfen rann ihm ins Auge und er strich mit der Hand fest darüber. Der Ausschnitt der Lichtung, auf den er blickte, war nun unscharf geworden und er musste viele Male blinzeln, bis er wieder besser sah.

Es war auf einmal heller geworden, Lichtstrahlen brachen durch das Geäst und durchschnitten die Dunkelheit. Vom Rand der Lichtung schritt ein bärtiger, muskulöser Mann in Matthäus’ Sichtbereich. Er hatte eine feierliche Miene aufgesetzt und war in eine beige-goldene Tunika gekleidet. Seine Haut war von einem leichten Glanz, als ob er eingeölt wäre wie ein Ringer. Langsam schritt er über die Lichtung. Eine unwirkliche Erscheinung. Als er wieder im Dickicht verschwand, wurde es still und Matthäus machte sich wieder auf.

2​

Der Wald veränderte sich, er wurde wieder dichter und auch dunkler. Matthäus hielt deshalb an und entschied, erst am Morgen weiter zu gehen. Er streifte lauter Blätter und Ästchen von seinem Gewand ab und blickte sich um. Sein Blick verharrte auf einem kleinen moosigen Stück Holz, das auf dem Boden lag. Er kniete sich darauf, faltete die Hände und begann zu beten.

Mit den ersten Sonnenstrahlen brach er auf. Das Ende des Waldes und damit der große See musste bald erreicht sein. Der Wald wurde lichter. Irgendwann schimmerte zwischen den Bäumen der See hervor. Matthäus trat ans Ufer.

Der See war einige hundert Meter breit. Links war in der Ferne eine dicht bewaldete Landzunge zu erkennen. Der Wald reichte fast überall bis ans Ufer heran, nur auf der rechten Seite war eine größere freie Fläche zu erkennen. Dort war die Böschung auch von dichtem Schilf bewachsen.

Nachdem er sein Gewand ausgezogen hatte, stieg Matthäus in den See. Das Ufer fiel sehr schnell ab, nach ein paar Schritten stand er hüfthoch im Wasser. Seine schmale Gestalt mit dem langgezogenen Gesicht, den blauen Augen und den hellbraunen Locken spiegelte sich im Wasser. Ihm fiel die Phrase „in Würde katzbuckeln“ ein, die ihm ein Betrunkener auf dem Erntedankfest einmal an den Kopf geworfen hatte. Matthäus hielt die Beleidigung für treffend, weshalb er dem Mann nicht böse war.

Er schloss die Augen, spritzte sich Wasser ins Gesicht und wusch sich. Der Himmel war blau und von vielen sich im Wasser spiegelnden kleinen Wolken übersät. Unzählige Wolken. Sie waren von einem kräftigen Weiß, mit feinen, hellgrauen Akzenten. Manche Wolken hatten weiße Ausläufer, die immer dünner wurden und sich am Ende mit anderen Wolken wieder verbanden. Der Himmel war bis zum Horizont voll von immer kleineren Wolken, bis sie nur noch durch kleine, blaue Himmelsflecken voneinander abgesetzt waren.

Matthäus tupfte mit dem Finger ein paar Kreise auf die Wasseroberfläche. Als die Kreise verlaufen waren und das Aufschaukeln des Wassers an der Stelle immer schwächer wurde, erkannte er sein Spiegelbild wieder. Matthäus blickte es eine ganze Weile an. Es war, als blickte ihn ein Fremder an. Dann hallte ein Kuckucksruf über den See und Matthäus, aus seiner Starre gerissen, blinzelte kurz, schlug mit der Hand auf sein Spiegelbild, stieg aus dem See und kleidete sich wieder an.

Auf den Boden sitzend nahm Matthäus eine kleine, zweiteilige Tafel aus seiner Tasche, klappte sie auf und legte das Scharnier um. Die beiden Hälften lagen jetzt genau ausgerichtet in seiner Hand. Die Innenflächen der Tafel waren dünn mit Wachs überzogen. Matthäus zog einen metallenen Stift aus der Tasche und setzte ihn mit der Spitze auf das Wachs. Er schloss die Augen und begann leise zu sprechen.

„Ich blicke nach Innen und fasse das Erste.“ Sein Stift kratzte ruckartig ein Stück nach oben. „Es folgt das Nächste.“ Wieder kratzte der Stift ein Stück, diesmal zur Seite. „Es folgt das Nächste.“ Der Stift glitt diesmal nach unten, bis zum Rand der Innenseite.

Matthäus wiederholte diesen Vorgang viele Male. Mit der Zeit wurden die Bewegungen immer langsamer, bis der Stift so sanft über das Wachs glitt, dass man seine Spur fast nicht mehr erkennen konnte. Er schlug die Augen auf und blickte auf das zerkratzte Wachs. Eine Zeit lang saß er so da, dann klappte er die Tafel wieder zu. „Innen ist Trugbild, der Herr aber ist überall“, sprach er fast unhörbar und machte sich bereit, um aufzubrechen.

3​

Es dauerte einige Zeit, bis Matthäus die freie Fläche am Ufer erreicht hatte. Aus der Ferne war ein kleines, hölzernes Objekt am Rande der Lichtung sichtbar. Es war ein hölzerner Heiligenschrein, mit zwei Seitenwänden, einer Rückwand und einem flachen Dach. Im Inneren war ein Bild der Jungfrau Maria aufgehängt. Matthäus griff an das Bild, um es herauszuheben, aber es bewegte sich nicht. Es war festgenagelt.

Matthäus packte den Schrein am Dach und stieß ihn mit einem kräftigen Ruck zur Seite hin um. Er zog seinen metallenen Griffel aus der Tasche und hebelte das Bild der heiligen Jungfrau damit von der Rückwand des Schreins. Als das Bild endlich abgelöst war, hatte sich der Rahmen verzogen und die Leisten waren an zwei Stellen nur noch locker verbunden. Matthäus nahm den Griffel fest in die Hand und durchstach mehrmals das Bild. Das dargestellte Gesicht war nicht mehr zu erkennen. Dann warf er das Bild in einem großen Bogen in den See und machte sich auf, weiter Richtung Norden.

4​

Irgendwann tauchte im linken Ausläufer des Sees in der Ferne eine Kirche auf. Ein imposantes Gotteshaus, umgeben von kleineren Gebäuden. Viele kleine Punkte bewegten sich darum. Die Kirche hatte ein großes Mittelschiff mit einem flachen Dach. Die Außenfassade war von Rissen durchzogen, der Putz zum Teil abgeplatzt, mit hervorschauendem Mauerwerk.

Ein paar Angler saßen nicht weit vor der Kirche am See und blickten an ihren Angelruten vorbei aufs Wasser. Als sie ihn bemerkten, murmelte er etwas und machte eine flüchtige Geste zum Gruß. Bis auf einen, der nur blöde glotzte, nickten ihm die Angler zu.

Vor der Kirche scharten sich einige Menschen um zwei Priester, die gerade lebhaft diskutierten. Matthäus stellte sich neugierig dazu.

„Wenn wir die Verse so strikt auslegen, können wir uns keine gute Vorstellung von den Ereignissen der Heiligen Schrift machen. Natürlich ist das Wort die Grundlage, das von Gott Gegebene. Aber reicht die Schrift alleine aus, dem einfachen Mann die Geschehnisse verständlich zu machen? Werden ihm die Ereignisse, die darin beschrieben werden, vor dem inneren Auge klar?“, fragte der Jüngere. Dabei wippte er immer wieder mit den Armen auf sein Gegenüber zu, so als wollte er ihm einen unsichtbaren Kürbis übergeben.

Der Ältere blickte ihn die ganze Zeit mit ungerührter Miene an. „Mein lieber Gregorius, natürlich reicht selbst dem einfachen Mann das Wort, um die Schrift zu verstehen.“

Erzürnt von der schroffen Antwort begann Gregorius, erneut auf ihn einzureden.

Matthäus folgte den Ausführungen sehr bald nicht mehr. Er kannte diese Gespräche zur Genüge aus seiner Abtei. Etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit gefangen.

Täuschte er sich, oder hatte der Jüngere einen bronzefarbenen Teint? Nicht zu reden von der glänzenden Haut des Älteren! Nicht wie jemand, der schwitzte, sondern wie jemand, der viel Wert auf seine Erscheinung legte. Beide waren sie auch von äußerst kräftiger Statur.

Matthäus umklammerte fest den Gurtansatz seiner Tasche. Er griff schnell hinein und befühlte die Tafel. Sie war noch da. Er atmete tief durch und die Erregung legte sich langsam. Er wandte sich von der Gruppe ab und schritt weiter Richtung Kirche.

In der Kirche zündete er ein Licht an und bekreuzigte sich. Er kniete sich in die letzte Reihe und betete. Obwohl es in der Kirche recht kalt war, schwitzte er. Verstohlen betrachtete er die Menschen um sich herum. Ein Altardiener löschte ein paar Kerzen, ein anderer kehrte den Boden, ein paar Gläubige beteten. Die meisten von ihnen aber standen in einer langen Schlange, die bis zum Altarraum reichte. Dort stand ein Bild. Matthäus reihte sich ein.

Es zeigte Jesus mit Kreuznimbus vor goldenem Hintergrund, während er mit der rechten Hand die Segensgeste ausführte. Seine aufgemalten Augen blickten Matthäus gleichgültig an. Sie waren wie die Augen eines Toten oder eines wilden Tieres. Seine Hand klammerte sich wieder am Gurt fest. Er blieb kurz stehen, dann wandte er sich ab.

Auf dem Rückweg zu den Kirchenbänken war ihm die Tür zum Glockenturm aufgefallen. Matthäus wartete bis ein Altardiener sie öffnete und dahinter verschwand. Er folgte ihm und versteckte sich hinter ein paar Kisten in einer Nische hinter der Tür. Dort harrte er die Nacht aus.

5​

Die ersten Sonnenstrahlen weckten ihn. Er ging hinauf zu den Glocken und lehnte sich ans Geländer des Turmes. Der Platz war menschenleer, auch weiter entfernt war niemand zu sehen. Zwanzig Meter unter ihm war das Kirchenportal, davor mehrere breite Stufen.

Ein kalter Wind wehte auf dem Turm. Jede Böe erzeugte ein Pfeifen auf dem Turm. Nach einiger Zeit verschwand die Sonne und ein trüber Grauton ergriff Besitz vom Himmel und von Matthäus’ Gemüt. Mit müden Gesten setzte er sich in den Windschatten einer großen Säule und wartete.

Es pfiff.


Ein lauter Schlag und Matthäus riss den Kopf hoch. Wo war er? Wieder ein Schlag, sein Geist war wie betäubt. Langsam kam er zu sich. Dann war es still, nur der Nachhall des Dröhnens hing noch in seinem Kopf. Er öffnete die Augen.

Die Glocken hatten aufgehört zu läuten. Eine große Gemeinde hatte sich am See versammelt. Sie lauschten einem Priester im roten Talar. Zum Glockenturm drangen die Worte nur bruchstückhaft, die Menge aber war gebannt. Rechts neben dem Priester stand auf einem Sockel das Christusbild aus der Kirche, darüber wurde von vier Messdienern ein prächtiger grün-goldener Baldachin aufgerichtet.

Ein Gebet, die Predigt, dann begann die Gemeinde zu singen. Matthäus zog währenddessen sein Gewand aus und setzte sich nackt auf den kalten Steinboden. Er nahm seine Tafel aus der Tasche, klappte sie auf und nahm den Metallgriffel. Die Spitze des Griffels zitterte leicht.

Vorsichtig setzte er den Griffel auf die zerkratzte Wachsoberfläche. Die zweiteilige Tafel klapperte leicht ein, er hatte sie nicht arretiert. Matthäus ließ die Tafel sinken und saß eine Weile so da. Er atmete unregelmäßig, ein dünner Schweißfaden rann ihm langsam von der Stirn. Etwas irritierte ihn. Lärm. Gesang. Der Gesang wurde lauter.

Er schaute zum See, sah die Gemeinde singend hinter dem Baldachin gehen, Richtung Kirche. Vorsichtig richtete sich Matthäus auf. Er stellte sich hinter eine Säule und betrachtete die Prozession. Noch waren sie vielleicht hundert Meter entfernt.

80 Meter.

60 Meter.

50 Meter.

Er musste niesen, hielt sich die Nase zu und gab ein unterdrücktes, dumpfes Geräusch von sich.

30 Meter.

Matthäus spannte sich an. Der Baldachin kam langsam immer näher. Matthäus musste sich leicht vorbeugen, um ihn von hier oben zu sehen. Nur noch wenige Meter trennten das Christusbild von den Stufen zur Kirchenpforte. Plötzlich hörte Matthäus Rufe, jemand rief „da oben“ und ein Kreischen war zu vernehmen. Die Prozession stoppte.

Die Messdiener waren nicht gleichzeitig zum Stehen gekommen, so dass der rechteckige, mit Brokat besetzte Baldachin am Fuß der Steintreppe sich zu einem Trapez verformt hatte. An seinem vorderen Ende lugte der Priester mit dem Christusbild in der Hand hervor und blickte Matthäus mit offenem Mund von unten her an. Einen Augenblick lang herrschte Stille.

„Elende Ketzer“, schrie Matthäus dem Priester aus voller Kehle entgegen. Der Priester, mit offenem Mund, zeigte keine Regung.

Auf einmal begriff er, packte das Bild und rannte auf die Gemeinde zu. „Weg von der Kirche“, schrie er, worauf die Menge sich panikartig auflöste.

Matthäus blickte auf das Schauspiel. Dann nahm er seine klappbare Tafel in die Hand, arretierte das Scharnier, drehte sie um und betrachtete sie. Auf der verblichenen Außenseite der Tafel war die Gestalt auf der linken Seite noch schemenhaft zu erkennen. Die Farben waren fast ganz verblichen. Das aufgemalte Gold war schon lange mit dem Braun des darunterliegenden Holzes verschmolzen.

Er brach die Tafel am Rücken entzwei, ließ die rechte Hälfte achtlos fallen und stach mit dem Griffel zu. Die Gestalt zersplitterte. Dann nahm er die zerstörte Hälfte, warf sie von sich weg und machte einen Schritt auf den Abgrund zu. Sie fiel trudelnd auf den am Boden liegenden Baldachin.

 

Hi @PhilippZ,

und damit herzlich willkommen bei den Wortkriegern!

Da ich Dir Deine erste Kritik schreiben darf, hier noch ein paar generelle Punkte:
Sehr schön, dass Du bereits auf andere Geschichten reagiert hast. Nur so kann das hier im Forum funktionieren und außerdem lernt man wirklich viel, wenn man sich Gedanken darüber macht, was für einen selbst in anderen Geschichten funktioniert und was eher weniger.
Außerdem der Hinweis, dass etwaige Kritik an Deinen Geschichten nur dem jeweiligen Text und nicht Dir als Person gilt.
Und last but not least: Das hier ist natürlich nur mein subjektiver Eindruck! :)

Ich habe den Text zunächst als sehr mystisch und traumartig empfunden, vor allem durch den Wald, den nicht näher erläuterten Prota und deinen Schreibstil. Gegen Mitte der Geschichte ändert sich das für mich etwas, es wird konkreter und ich lese eine religionskritische Allegorie(?) bei der ein von der Kirche frustrierter Mann mutmaßlich ein ikonisches Bildnis Jesu zerstört und Suizid begeht(?). Da ich im Thema Religion nicht allzu bewandert bin, entschuldige, wenn ich christliche Anspielungen zum Beispiel im Hinblick auf das Matthäusevangelium o.ä. überlesen habe.

Mir ist das Lesen der Geschichte persönlich etwas schwer gefallen. Das liegt für mich im wesentlichen daran, dass Du für meinen Geschmack die Geschehnisse teilweise etwas zu detailliert schilderst und dadurch die Geschichte länger ist, als sie sein müsste (siehe konkrete Beispiele hierfür unten).
Was auffällt, ist der Eindruck, dass Du ein sehr genaues Bild vor Augen hast, das Du dem Leser mitsamt seiner Atmosphäre so nah wie möglich bringen möchtest. Dass dies teilweise nicht gelingt, liegt aus meiner Sicht daran, dass Du dem Leser keinen Platz lässt, die Beschreibungen des Textes um die eigenen Vorstellungen zu ergänzen. Die Beschreibungen lesen sich in ihrem Detaillierungsgrad teilweise eher wie Regieanweisungen, weshalb ich mich an diesen Stellen gefragt habe, ob und inwiefern das für die Geschichte relevant ist. Vielleicht ist bei diesen Passagen weniger mehr.

Trotz dieser Kritikpunkte, empfinde ich den Text als eindrucksvoll, was ich auf Deine Fantasie und die metaphorischen Ansätze zurückführen würde. Deshalb danke für's einstellen!

Und abschließend: Ich bin selbst absolut kein Grammatiknerd, aber ich glaube, über die Kommasetzung solltest Du noch mal drüber gucken.


Hier meine konkreten Anmerkungen:

Matthäus blickte sich ängstlich um, während er über moosige Baumstümpfe und winzige Jungfichten hinweg immer tiefer in den Wald ging. Schweiß rann ihm von der Stirn bis zum Kinn, von wo er bei einer ruckartigen Bewegung herabtropfte.
Hier sind mir direkt zum Einstieg die vielen Adjektive aufgefallen. Allerdings ist es mir in der restlichen Geschichte kaum negativ aufgefallen, weshalb ich mir vorstellen kann, dass Du diese bewusst als Stilmittel für einen atmosphärischen Einstieg eingesetzt hast.
Außerdem würde ich das "bei" durch "in" ersetzen"

Es kam von vorne, vom vorderen Teil der Lichtung.
Eine sehr umständliche Beschreibung, da es das erste "von vorne" gar nicht braucht. bei gesprochenem Wort klingt das sehr natürlich, hier würde ich es aber präzise und knapp halten.

Nach einiger Zeit begann Matthäus wieder andere Geräusche Ringsherum wahrzunehmen.
Vielleicht eher "um sich herum"

Entferntere Geräusche rückten in sein Gesichtsfeld und nahmen ihn ein, bis wieder etwas lautes direkt aus der Nähe zu hören war.
Können Geräusche ins Gesichtsfeld rücken?

Er blinzelte, drehte sich um und schaute zurück. Von dort kam nichts Besonderes. Der Wald war dichter und dunkler in dieser Richtung und auch trister. Die Bäume wirkten Grau, als ob keine Farben an ihnen haften wollten. Matthäus wandte sich wieder der Lichtung zu.
Hier weiß ich nicht, ob es gewollt war, dass Du der Beschreibung, dort sei nichts besonderes, in den nächsten Sätzen zu widersprechen scheinst. Ein farbloser, dichterer und dunklerer Wald scheint ja doch auffällig zu sein. Weshalb würde es mir sonst so geschildert? Ich würde deshalb den zweiten Satz einfach streichen.

Während er sich umgedreht hatte[Komma] bemerkte er, dass sein Gewand ihm vor Schweiß am Körper klebte.
Hier passt zeitlich etwas nicht. Vielleicht eher: "Beim Umdrehen bemerkte er, dass sein Gewand ihm vor Schweiß am Körper klebte."

Es ekelte ihn und er verzog unwillkürlich das Gesicht. Ein Schweißtropfen rann ihm dabei ins Auge. Matthäus kniff das Auge zusammen und strich mit der Hand fest darüber.
Das klingt für mich wieder etwas umständlich und sehr detailliert. Warum ist dies wichtig?

Er hatte einen ernstem Blick aufgesetzt und war in eine beige-goldene Tunika gekleidet.
ernsten

Ein kleiner morscher Baumstamm, zur Hälfte mit Moos überwuchert, lag eingewachsen auf dem unebenen Boden.
Eine etwas ausufernde Beschreibung mit sehr vielen Adjektiven. Außerdem doppeln sich die Beschreibungen im Bezug auf das wuchernde Moos und das eingewachsen sein.

Das Ende des Waldes und damit der große See musste bald erreicht sein. Der Wald wurde lichter, irgendwann schimmerte zwischen den Bäumen der See hervor.
Vielleicht eher "das Wasser" um die Dopplung zu vermeiden.

Matthäus verlangsamte sein Tempo und ging bedächtig die letzten Schritte, bis er aus dem Wald ans Ufer trat.
Das steckt ja eigentlich schon in der Verlangsamung.
Vielleicht einfach "Matthäus verlangsamte seine Schritte bis er aus dem Wald ans Ufer trat."

Der See war einige hundert Meter breit. Von Links ragte in der Ferne eine Landzunge in den See, die dort wachsenden Bäumen verdeckten den dahinter liegenden Gewässerarm. Der Wald reichte fast überall bis ans Ufer heran, nur auf der rechten Seite war eine größere freie Fläche am Ufer zu sehen. Dort war die Böschung auch von dichtem Schilf bewachsen.
Wieder eine sehr detaillierte Beschreibung bei der ich nicht weiß, ob es sie in dieser Form braucht.

Nachdem er sein Gewand ausgezogen hatte[Komma] stieg Matthäus in den See.

Ihm fiel die Phrase „in Würde katzbuckeln“ ein, die ihn ein Betrunkener auf dem Erntedankfest einmal an den Kopf geworfen hatte.
ihm

Obwohl es eine Beleidigung war[Komma] beschrieb es sein Verhalten recht gut fand Matthäus, weshalb er dem Mann nicht böse war.
Klingt etwas umständlich, würde ich daher streichen und am Ende "weshalb Matthäus dem Mann nicht böse war." schreiben.

Matthäus schloss die Augen, spritzte sich Wasser ins Gesicht und wusch sich.
Wieder sehr detailliert, aber vermutlich eine Anspielung an die Taufe?

Auf den Boden sitzend nahm Matthäus eine zusammengeklappte kleine Tafel aus seiner Tasche und klappte sie auf und legte das Scharnier um.
Wieder eine sehr detaillierte Beschreibung (braucht es diese?), bei der man eventuell auch die "Klapp-Dopplung" vermeiden könnte.

Die beiden Hälften lagen starr fixiert genau ausgerichtet in seiner Hand. Die Innenflächen der Tafel waren Dünn mit Wachs überzogen. Matthäus zog einen metallenen Stift aus der Tasche und setzte ihn mit der Spitze auf die Wachsoberfläche.
Braucht es diese Beschreibung?

„Innen ist Trugbild, der Herr aber ist überall“[Komma] sprach er fast unhörbar und machte sich bereit um aufzubrechen.

Irgendwann konnte Matthäus soweit in den linken Ausläufer des Sees blicken[Komma] dass er in der Ferne eine Kirche am See erkannte.

Als die Angler Matthäus bemerkten und sich zu ihm drehten[Komma] murmelte er etwas und machte eine flüchtige Geste zum Gruß. Bis auf einen, der nur blöde glotzte, nickten ihm die Angler zu.

Weiter Richtung Kirche scharten sich einige Menschen um zwei Priester, die gerade lebhaft diskutierten.
Diese Verortung kann man vielleicht noch etwas natürlicher formulieren. Warum nicht einfach "Bei der Kirche"?
+scharrten

„Wenn wir Vers 4 und 5 so strikt auslegen, können wir uns doch gar keine gute Vorstellung von den Ereignissen der Heiligen Schrift machen. Das Wort ist natürlich die Grundlage und das von Gott gegebene. Aber reicht die Schrift alleine aus um dem einfachen Mann die Geschehnisse plastisch darzustellen? Kann er sich die Ereignisse die darin beschrieben werden vor dem inneren Auge klar genug verdeutlichen?“[Komma] fragte der jünger von beiden den älteren.
jüngere
& Ich würde die letzten Wörter streichen, das ist in dem Kontext offensichtlich, dass er den anderen fragt, der dann logischerweise der ältere ist.

Der ältere blickte ihn die ganze Zeit mit ungerührter Mine an und begann seine Erwiderung mit „Mein lieber Gregorius, das kann er natürlich“. Diese knappe Erwiderung erzürnte den jüngeren, der etwas ungehalten von neuem begann.
Das klingt für mich sehr umständlich, unter anderem durch die doppelte "Erwiderung". Außerdem zeigt das "begann" ja an, dass er vermutlich nicht ausreden konnte, was dann im Widerspruch mit der "knappen Erwiderung" zu stehen scheint.

Auf dem Rückweg war ihm die Tür zum Glockenturm aufgefallen. Matthäus wartete bis ein Altardiener auf sie zuging, sie öffnete und dahinter verschwand. Kurz danach folgte er ihm, schritt leise die dahinterliegende Treppe hinauf und versteckte sich in einer Nische. Dort harrte er die Nacht aus.
Die Glockentürme die ich kenne, waren eher schmal und dadurch eher weniger gut als längerfristiges Versteck geeignet, besonders wenn da noch ein Altardiener drinnen ist.

Der Platz war menschenleer und auch bei den Gebäuden weiter entfernt vom See war noch niemand zu sehen.
Das ist wieder eine wie ich finde recht umständliche Verortung. Vllt: "auch bei den weiter vom See entfernteren Gebäuden war noch niemand zu sehen."

Direkt unter ihm, 20 Meter unter ihm, war das Kirchenportal und davor mehrere breite Stufen.
Wieder eine Stelle, an der Du den ersten Teil meiner Meinung nach streichen solltest: "20 Meter unter ihm lag das Kirchenportal und davor mehrere breite Stufen."

die schweigend lauschte als der Priester im roten Talar seine Ansprache begann.
Das "schweigend" braucht man beim Lauschen meiner Meinung nach nicht.

Bis zu Matthäus herauf drangen seine Worte nur bruchstückhaft, die um ihn versammelten Menschen aber waren gebannt davon.
Vielleicht eher "von ihnen."

Die Messdiener waren nicht gleichzeitig zum Stehen gekommen, so dass der rechteckige, mit Brokat besetzte Baldachin am Fuß der Steintreppe sich zu einem Trapez verformt hatte
Dieser Satz gefällt mir in Deiner Geschichte am besten. Schönes Bild!

Dann nahm er die zerstörte Hälfte und warf sie von sich weg. Er machte einen Schritt auf den Abgrund zu. Sie fiel trudelnd auf den am Boden liegenden Baldachin.
Hier war ich zunächst etwas verwirrt. Sind denn nicht beide Hälfte zerstört?

Wie gesagt, nur mein subjektiver Eindruck. Nimm Dir einfach das raus, was Dir sinnvoll erscheint. Du kannst den Text auch direkt hier im Forum bearbeiten um die Flüchtigkeitsfehler auszubessern.


Liebe Grüße,
Takinios

 

Lieber @Takinios,

vielen Dank für die detaillierte Kommentierung.

Ich habe viele der Komma-Korrekturen und der Flüchtigkeitsfehler so geändert wie du vorgeschlagen hast.

Ein paar Punkte zu den konkreten Kommentaren:

Hier sind mir direkt zum Einstieg die vielen Adjektive aufgefallen.
Ja, das stimmt, hier wollte ich den Einstieg plastischer machen.

Können Geräusche ins Gesichtsfeld rücken?
Guter Punkt, ich meinte das "Feld aller Sinne", war mir nicht klar dass das nur das Sehen meint, hab mal Sinnesfeld geschrieben. Bewußtsein wollte ich da bewußt nicht schreiben.

Die Glockentürme die ich kenne, waren eher schmal und dadurch eher weniger gut als längerfristiges Versteck geeignet, besonders wenn da noch ein Altardiener drinnen ist.
Der Altardiener war ja nur drinnen um zu läuten, der verlässt den Turm ja wieder. In größeren Kirchen gibt es schon massivere Glockentürme, ich dachte da an einen wie im Film Vertigo von Hitchcock, evtl. noch etwas größer.

Hier war ich zunächst etwas verwirrt. Sind denn nicht beide Hälfte zerstört?
Auch ein guter Punkt, das war nicht klar verständlich, er hat nur eine Hälfte runtergeworfen, die mit der Figur. Habe das umformuliert


Zu den allgemeinen Punkten:

Der Text hat keine sehr tiefe religiöse Bedeutung, er benutzt eher religiöse Elemente und ein allgemeines religiöses Thema. Den Namen Matthäus habe ich genommen, weil er direkt als christlich interpretiert wird.
Der Text ist inspiriert vom byzantinischen Bilderstreit in der orthodoxen Kirche des 8. Jahrhunderts, also ob man Ikonen anbeten darf. Die Hauptfigur lehnt die Kirche nicht ab sondern das anbeten von Ikonen und hält die anderen Personen später deshalb für Ketzer.
Der Selbstmord der Hauptfigur ist ja auch eher ein (möglicher) Selbstmordanschlag.
Die Hauptfigur blickt auch nicht nach Innen, will "in der Welt verankert sein", weshalb ich ihr Innenleben fast nicht beschrieben habe.
Da ich mich aber mit der Orthodoxen Kirche selber nicht auskenne, ist das nur angelehnt an dieses Thema. Ich wollte es am Anfang konkreter machen, aber nachdem ich immer wieder nachlesen musste (gibt es Orthodoxe Ministranten, wie sehen orthodoxe Kirchen innen aus usw. usf.) habe ich es da dann unbestimmter gelassen.

Bei der Geschichte wollte ich vor allem eine Stimmung erzeugen, diese Vereinzelung der Figur, die mit keiner anderen Person wirklich im Kontakt ist sondern immer im Bezug zur Umwelt ist. Dabei habe ich denke ich oft die Bilder die ich dabei hatte beschrieben, die waren recht Konkret für mich. Dass das den Leser zu sehr an die Hand nimmt kann gut sein, da muss ich mal drüber nachdenken wie ich das ändern kann.


Schöne Grüße
Philipp

 

Hi @PhilippZ!

Der Text ist inspiriert vom byzantinischen Bilderstreit in der orthodoxen Kirche des 8. Jahrhunderts, also ob man Ikonen anbeten darf. Die Hauptfigur lehnt die Kirche nicht ab sondern das anbeten von Ikonen und hält die anderen Personen später deshalb für Ketzer.

Sehr interessant! So ergeben einige Sachen rückblickend noch mal mehr Sinn für mich.
Das gefällt mir übrigens sehr gut, dass der historische Hintergrund von Dir nur angedeutet wird. Auch wenn es natürlich das Risiko mit sich bringt, dass Leser (wie ich) die genaue Motivation des Protas nicht direkt erkennen, empfinde ich es oft als störender, wenn der Autor sein Setting und seine Charaktere zu sehr rechtfertigt und erklärt.

Liebe Grüße,
Takinios

 
Zuletzt bearbeitet:

Der Wald erschien dunkel und bedrückend an diesem Abend.

Nicht erschrecken –

lieber @PhilippZ -

aber dunkelt es nicht allabendlich und gemeinhin nicht nur „an diesem Abend“ am und im Wald? -

Und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Und ist hier nicht eine natürlichste Grenze am „Kinn“ erreicht, wenn es heißt

Schweiß rann ihm von der Stirn bis zum Kinn, von wo er bei einer ruckartigen Bewegung herabtropfte.

Du hast einen durchaus natürlichen Drang zum Adjektiv – wie etwa hier
Er blickte zwischen unzähligen Ästen hindurch auf die vor ihm liegende Lichtung.
("auf die Lichtung vor ihm" tut's doch auch ganz gut ...)

Und hier kannstu getrost

Nach einiger Zeit nahm er wieder andere Geräusche um ihn herum wahr.
das persönlicherere Pronomen „“um sich …“ verwenden.

Und warum hier

Die Bäume wirkten Grau, als ob keine Farben an ihnen haften wollten.
die Pluralbildung, wenn nicht schon eine einzige Farbe „haften wollte?“

Der Ausschnitt der Lichtung, auf den er blickte, war nun unscharf geworden und er musste viele [M]ale BlinzelnKOMMA bis er wieder besser sah.
(„bis er …“ leitet einen vollständiger Satz ein.)

Sein Blick verharrte auf einem kleinen moosigen Stück HolzKOMMA das auf dem Boden lag.

Matthäus trat aus dem Wald, ans Ufer.
Warum das Komma?
Weg mit ihm!

Sie waren ganz weiß, mit feinenKOMMA hellgrauen Akzenten.
(Aufzählung

und im folgenden Satz:

Manche Wolken hatten weiße AusläuferKOMMA die immer dünner wurden und sich am Ende mit anderen Wolken wieder verbanden.
folgt auf die Ausläufer ein schlichter Relativsatz

Der Himmel war bis zum Horizont voll von immer kleineren Wolken, bis sie nur noch durch kleineKOMMA blaue Himmelsflecken voneinander abgesetzt waren.
Beide Attribute sind selbständige Adjektive, ein Komma entfiele nur, wenn ein weiteres Adjektiv (zB hell, dunkel …) das „blau“ verstärkte

... und Matthäus, aus seiner Starre gerissen, blinzelte kurz, schlug mit der Hand auf Spiegelbild, stieg aus dem See und kleidete sich wieder an.
Da fehlt was - am ehesten das Pronomen „sein“ oder der Artikel ...

Auf den Boden sitzend nahm Matthäus eine kleineKOMMA zweiteilige Tafel aus seiner Tasche, ….

Die Innenflächen der Tafel waren Dünn mit Wachs überzogen.
dünn

Aber auch mal ein Lob, ob nun durch Zufall oder bewusst geglückt

Er schloss die Augen und begann leise zu sprechen.
weil es dem einen oder andern da in den Fingern juckt, ein Komma zu setzen, das das komplexe (also mehrteilige) Prädikat „leise zu sprechen beginnen“ zerschlüge.

Und nun eine seltsame Serie, den Punkt bei wörtlicher Rede

„Ich blicke nach Innen und fasse das Erste“.
zu setzen, der üblicherweise vor den auslaufenden Gänsefüßchen gesetzt wird … (musstu am nächsten auch korrigieren ---)

Mit der Zeit wurden die Bewegungen immer langsamer, bis der Stift so sanft über das Wachs glittKOMMA dass man seine Spur fast nicht mehr erkennen konnte.

„Innen ist Trugbild, der Herr aber ist überall*“ sprach er fast unhörbar und machte sich bereit, um aufzubrechen.
... überall", sprach ...

Es dauerte einige ZeitKOMMA bis Matthäus die freie Fläche am Ufer erreicht hatte.

Aus der Ferne war ein kleinesKOMMA hölzernes Objekt am Rande der Lichtung sichtbar.

Matthäus griff an das BildKOMMA um es herauszuheben, aber es bewegte sich nicht.

Vielen kleinen Punkten bewegten sich darum.

Hier wird m. E. das bisher bemüht „christliche“ Weltbild durchs (Wert)Urteil gestört
Bis auf einen, der nur blöde glotzte, nickten ihm die Angler zu.

Vor der Kirche scharrten sich einige Menschen um zwei Priester, …
„Scharren“ ist was gänzlich anderes, als in einer „Schar“ aufzutreten …

Darum eine kurze Unterbrechung und die Frage, warum Du Deine grammatischen Schwächen in einem – wie ich finde – viel zu langgeratenem Erstling offenbaren musst … denn der Höhepunkt kommt ja erst hier

Der Ältere blickte ihn die ganze Zeit mit ungerührter Mine an.
wenn die (menschliche) Miene mit der bergbaulichen oder bleistiftigen Mine velwechsert wird¿

Nicht wie jemandKOMMA der schwitzte, sondern wie jemandKOMMA der viel Wert auf seine Erscheinung legte.

Beide waren sie auch von äußert kräftiger Statur, besonders für Priester.
Das ist purer Quatsch!
Dass der Papst nicht wegen Kraftsport oder Völlerei erwählt wird, schließt nicht aus, dass er ganz gut Holzhacken und/oder einen gut gefüllten Koffer tragen könnte, wenn er’s denn müsste oder gar am Rollstuhl ginge ...

Hier

In der Kirche zündete ein Licht an und bekreuzigte sich.
fehlt was, bevorzugt ein wer … oder jemand ...

Verstohlen betrachtete er die Menschen um ihn herum.
sich

Sie waren wie die Augen eines Toten, oder eines wilden Tieres.
Warum das Komma?
und warum hier

Er folgte ihm und versteckte sich hinter ein paar Kisten, in einer Nische hinter der Tür.

und dann die Verwexelung im Deutschen schlechthin

Matthäus lies die Tafel sinken, saß eine Weile so da.
„lesen“ mit „lassen“ zu velwechsern : „ließ“

..., sah die Gemeinde singend hinter dem Baldachin her gehen, Richtung Kirche.

Er musste niesen, hielt sich die Nase zu und gab ein unterdrücktesKOMMA dumpfes Geräusch von sich.

Matthäus musste sich leicht vorbeugenKOMMA um ihn von hier oben zu sehen.

Plötzlich hörte Matthäus Rufe, jemand rief „da Oben“ und ein Kreischen war zu vernehmen.
Weil etwas hoch oben ist wird kein Adjektiv substantiviert, also schlicht „da oben“!

Elende Ketzer“ schrie Matthäus dem Priester aus voller Kehle entgegen.
Komma nicht vergessen!
„Weg von der Kirche!“, schrie er, worauf die Menge sich panikartig auflöste.

Alles kein Beinbruch und bekanntermaßen ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Was hätte der auch davon außer einem gebrochenen Genick. Bin überzeugt, mit ein bisschen Übung und wachsender Routine wirds was ...

Friedel

 

Lieber @Takinios ,

ich finde es auch besser, wenn die Motivation einer Figur nicht zu breit ausgewalzt wird. Oft ist es ja im Detail ja auch gar nicht so entscheidend warum jetzt jemand genau was gemacht hat, solange die Figur konsistent handelt.


Lieber @Friedrichard ,

danke für die detaillierte Kommentierung der Geschichte.
Dass sie etwas zu lang geworden ist sehe ich mittlerweile auch so, ich habe am Anfang schon ein paar Abschnitte gekürzt.
Dass ich so eine lange Geschichte als erste hier eingestellt habe liegt einfach daran dass ich ja bei der ersten Geschichte noch gar kein Gefühl dafür habe, was hier lang ist.

Die Rechtschreibkorrekturen habe ich soweit eingearbeitet.
Die Fehler waren mir zu einem guten Teil einfach nicht klar (z. B. Komma nach wörtlicher Rede).


Schöne Grüße
Philipp

 

Lieber @PhilippZ,

Ich habe mir schon länger vorgenommen, deine Geschichte zu kommentieren. Leider ist mir dann immer etwas dazwischengekommen. Da sich ja schon jemand der Kommasetzung angenommen hat (vielleicht hilft dir diese Seite, wenn du da Unsicherheiten hast: 2.1 Komma (ids-mannheim.de)), werde ich hauptsächlich auf Inhalt und Sprache eingehen.
Soviel vorab: Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen!

Ein Rascheln, direkt vor ihm.

Stille.

Ein lautes Knirschen.

Stille.

Ein Knarzen.

Stille.

Die Stelle gefällt mir sehr gut. Man spürt bereits zu Beginn den Stress/die Zerrissenheit Matthäus´. Natürlich lauern auch im Wald Gefahren, aber man ahnt bereits, dass das, was ihm Unbehagen bereitet, eigentlich etwas Inneres ist.

Nach einiger Zeit nahm er wieder andere Geräusche um sich herum wahr. Sein Herzschlag beruhigte sich und der Wald verlor langsam seine Eindringlichkeit. Er war wieder von ihm abgerückt.
Mir gefällt die Beschreibung des Waldes. Ich kann mich sehr gut in die Figur hineinversetzen.

und er musste viele Male Blinzeln, bis er wieder besser sah.
"blinzeln" gehört kleingeschrieben

Sein blick verharrte auf einem kleinen moosigen Stück Holz, das auf dem Boden lag.
"Blick" großschreiben

Der Wald wurde lichter. Irgendwann schimmerte zwischen den Bäumen der See hervor. Matthäus trat aus dem Wald ans Ufer.
Der letzte Satz funktioniert auch ohne „Wald“. Ich würde es streichen, um die Wortwiederholung zu vermeiden.

Ihm fiel die Phrase „in Würde katzbuckeln“ ein, die ihm ein Betrunkener auf dem Erntedankfest einmal an den Kopf geworfen hatte. Matthäus hielt die Beleidigung für treffend, weshalb er dem Mann nicht böse war.
Das ist eine sehr starke Stelle! Womöglich könntest du aber sein Spiegelbild anders beschreiben: Mit den „strahlend blauen Augen“ etc. wirkt er ja sehr vital. Vielleicht könnte hier sichtbar werden, dass es ihm nicht gut geht bzw. dass er irgendwie erschöpft/angeschlagen ist. Vielleicht hat er hohle Wangen und ein blasses Gesicht? Nur ein Vorschlag.

Natürlich ist das Wort die Grundlage, das von Gott gegebene.
„Gegebene“ muss großgeschrieben werden, da es ein Substantiv und hier der Kopf einer Nominalphrase ist.

Dabei wippte er immer wieder den Armen auf sein Gegenüber zu, so als wollte er ihm einen unsichtbaren Kürbis übergeben.
Der Vergleich mit dem Kürbis gefällt mir extrem gut! Ich kann mir die Geste so richtig vorstellen!

Der Ältere blickte ihn die ganze Zeit mit ungerührter Miene an. „Mein lieber Gregorius, das kann er natürlich.“
Das ist die Antwort auf die Frage „Werden ihm die Ereignisse, die darin beschrieben werden, vor dem inneren Auge klar?“, oder? Es ist mir erst beim zweiten Mal Lesen aufgefallen, aber ich würde entweder die Frage oder die Antwort ändern, damit es übereinstimmt.

Ein Altardiener löschte ein paar Kerzen, ein anderer kehrte den Boden, ein paar Gläubige beteten. Die meisten Gläubigen aber standen in einer langen Schlange, die bis zum Altarraum reichte.
Ich würde im zweiten Satz „die meisten von ihnen“ anstelle von „die meisten Gläubigen“ schreiben.

Seine aufgemalten Augen blickten Matthäus gleichgültig an. Sie waren wie die Augen eines Toten oder eines wilden Tieres.
Wieder ein toller Vergleich!

Das aufgemalte Gold war schon lange mit dem Braun des darunterliegenden Holzes verschmolzen.
Das gefällt mir auch sehr gut.

Auch das Ende ist dir gut gelungen. Es ist schon eine Weile her, dass ich deinen Text zum ersten Mal gelesen habe. Ich hatte es so in Erinnerung, dass der Protagonist Suizid begeht. Als ich deinen Text jetzt wieder gelesen habe, fand ich das gar nicht mehr so eindeutig. Ich weiß nicht, ob du etwas geändert hast, aber mir gefällt es auf jeden Fall, dass das Ende offengelassen wird.

Im Großen und Ganzen toll gemacht! Du hast mich auch dazu angeregt, mich etwas in das Thema „Byzantinischer Bilderstreit“ einzulesen. Sehr spannend!

Herzliche Grüße
Jorinde

 

Liebe @Jorinde21 ,

vielen Dank für deinen Kommentar!
Es hat mich sehr gefreut, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Danke für den Link bzgl. Kommasetzung, da wird das ja wirklich sehr detailliert behandelt. Ich schaue es mir auf jeden Fall einmal genauer an.

Ich habe deine Rechtschreibkorrekturen soweit eingearbeitet.

Ein paar Antworten zu deinen Anmerkungen:

Das ist die Antwort auf die Frage „Werden ihm die Ereignisse, die darin beschrieben werden, vor dem inneren Auge klar?“, oder?
Stimmt, das ist nicht so ganz klar geworden, weil der ältere Priester auch gar keine detaillierte oder genaue Antwort geben will, sondern gar nicht auf das Thema eingehen will.
Ich habe die Antwort des älteren Priesters so geändert, dass sie für sich steht.

Vielleicht könnte hier sichtbar werden, dass es ihm nicht gut geht bzw. dass er irgendwie erschöpft/angeschlagen ist
Da habe ich drüber nach gedacht, habe mich aber dagegen entschieden.
Ich wollte nicht, dass der Protagonist als Getriebener handelt, sondern dass er selber entscheiden kann. Wenn er jetzt erschöpft ist, dann kann man das ja als eine Art von Zwang sehen, er muss das dann tun. Er will aber ja ein Zeichen setzen.
Andererseits hast du Recht, der Anfang impliziert das gestresst sein schon und das bricht sich vielleicht mit der Erscheinung, gerade mit den strahlen blauen Augen. Ich überlege da nochmal.

Schöne Grüße
Philipp

 

Lieber @PhilippZ,

Ich habe nocheinmal darüber nachgedacht und gebe dir bezüglich der Spiegelbild-Stelle recht. Lass sie, wie sie ist. Einzig das Wort "strahlend" würde ich streichen, das wirkt auf mich, als wäre er irgendwie glücklich. Und das ist er ja nicht wirklich.

LG Jorinde

 

Hallo @PhilippZ,

ein interessantes Thema hast du gewählt. Leider geht es im 'Drumherum' fast unter. Du schreibst recht nüchtern und beobachtend, dadurch bleibt die Motivation der Handelnden etwas im Dunkel.
Zwischendurch dachte ich 'wie lange will der denn noch laufen und über Ästchen berichten, was will er und warum?'

Mir ist schon klar, dass du keine Spannungs-Geschichte schreiben wolltest, aber mich (ganz subjektiv, natürlich :cool: ) hast du auf dem Weg zum Ziel zu wenig mit Neugiererweckendem versorgt.

In der Idee zum Text steckt mehr! Hoffentlich bist du jetzt nicht zu sehr enttäuscht, ich denke nämlich, dass dir die Geschichte schon wichtig ist bzw. war.

Noch einige Feinheiten:

Er blickte zwischen unzähligen Ästen hindurch auf die vor Lichtung vor ihm. Plötzlich raschelte es vom vorderen Teil der Lichtung
auf die vor Lichtung vor. Dann noch vom vorderen, etwas viel vor. (Plötzlich ein Rascheln – ganz in der Nähe, vermeidet auch die doppelte Lichtung).

Matthäus Gesicht spannte sich an, die Wangenknochen traten hervor, er wurde völlig still und lauschte.
Matthäus' Gesicht (mehrere Stellen).

Sein Herzschlag beruhigte sich und der Wald verlor langsam seine Eindringlichkeit. Er war wieder von ihm abgerückt.
Das ist so unspezifisch: Was steckt hinter dem "Abrücken"?

Der Wald war dort dichter und dunkler. Die Bäume wirkten Grau, als ob keine Farbe an ihnen haften wollte. Matthäus wandte sich wieder der Lichtung zu.
Es war auf einmal heller geworden, Lichtstrahlen brachen durch die Baumdecke und durchschnitten den Wald.
Es ist schwierig, "Wald" nicht zu wiederholen. Hier gehts:
Um ihn herum düsteres Dickicht, die Bäume ... (ein schönes Bild, dieses Nichthaften der Farbe).

Lichtstrahlen brachen durch das Geäst und durchschnitten die Dunkelheit (oder so)

Ihm fiel die Phrase „in Würde katzbuckeln“ ein, die ihm ein Betrunkener auf dem Erntedankfest einmal an den Kopf geworfen hatte.
Mir ist nicht klar geworden, was diese Assoziation auslöst (allein das Spiegelbild?).

Unzählige Wolken. Sie waren ganz weiß, mit feinen, hellgrauen Akzenten. Manche Wolken hatten weiße Ausläufer
Du beschreibst vieles meiner Meinung nach übergenau, ohne dadurch viel für den Inhalt zu erreichen (bezogen auf den Plot oder die Atmosphäre).
"ganz" passt nicht.


Dabei wippte er immer wieder den Armen auf sein Gegenüber zu
... mit den Armen

20 Meter unter ihm war das Kirchenportal, davor mehrere breite Stufen.
Zwanzig ...

Wenn man bedenkt, wie bedeutend der Bilderstreit einmal war ... und heute ...
(zumindest in Westeuropa).

LG,

Woltochinon

 

Hallo @Woltochinon ,

vielen Dank für die detaillierte Kritik.

Die Figur sollte nüchtern, ohne große Bewertungen sein. Außerdem wollte ich möglichst wenig Innenleben der Figur darstellen, wenn dann nur durch Interaktion mit der Umgebung oder anderen Figuren.
Schade, dass ich dich auf dem Weg verloren habe.

Deine Änderungsvorschläge habe ich zum großen Teil berücksichtigt.

Das ist so unspezifisch: Was steckt hinter dem "Abrücken"?
Damit meine ich, dass Matthäus nicht mehr so gestresst ist und deshalb nicht mehr so stark auf seine Umgebung achtet. Damit bestimmt die Außenwelt sein Bewußtsein nicht mehr so stark, er hat wieder eine gewisse Distanz zu seiner Umgebung aufgebaut.

Schöne Grüße
Philipp

 

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