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Erstkontakter
ESS Pyjo – Sternzeit 22072005 – Erweitertes Expeditions-Log
Unser Landeplatz wird gerade vom Nachtschatten erfasst, als wir die Steuerdüsen zünden, um die ESS Pyjo am Zielort aufsetzen zu lassen. Eine halbe Einheit außerhalb des Zeitplans, was aber weder der Navigatorin noch dem BS-Operators angelastet werden kann. Die Hyperconnections waren entgegen der Aufzeichnungen in den Sternenkarten an mehreren Stellen unterbrochen, so dass wir immer wieder mit lästiger Unterlichtgeschwindigkeit einherdümpeln mussten. Ané und Chr bewältigen ihre jeweiligen Aufgaben wirklich gut und ich gebe gerne zu, dass ich in meiner langen Laufbahn als Pilotin selten mit einer neuen und zudem noch so jungen Crew so gut zusammengearbeitet habe.
Dass die anderen Landungskapseln des Erstkontakterteams bereits am Einsatzort eingetroffen sind, war abzusehen. Hatten sie doch alle wesentlich günstigere Abflugkoordinaten und Zeitfenster erhalten. Der größte Teil der Biwak-Kuppeln ist bereits aufgebaut und die Energieversorgung müht sich redlich, der lebensfeindlichen Umgebung Licht und Wärme zu spenden. Wir verschieben die Begrüßung der schon anwesenden Explorer auf später und beginnen mit der Erstellung unserer persönlichen Biwak-Einheiten. Wegen der leichten Unterdimensionierung des Lagerplatzes, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns etwas außerhalb des sicheren Rings anzusiedeln. Die Gefahr, von einheimischen Kreaturen belästigt zu werden, sei hier draußen etwas größer, sagt man uns. Aber meine Mannschaft und ich haben keine Furcht vor dem heimlichen Eindringen schleimiger Zwitterwesen oder den gefürchteten Gruppenangriffen der W.E.S.P.-Staffeln.
Beim Aufbau der Unterkünfte kommt die fehlende Erfahrung meiner Crew doch zu Tage. Chr hat sein Material vor Abflug nicht ausreichend gecheckt und muss nun das Fehlen des unverzichtbaren Stabilisationsmaterials feststellen und auch Ané nimmt dankbar die Hilfe eines Explorer-Mitglieds beim Aufstellen ihrer Einheit an. (Vermerk im Abschlußbericht eintragen!)
Die restliche Zeitsequenz bis zur Retire-Phase nutzen wir, um uns mit den übrigen Mitgliedern dieses Planetenerkundungs-Einsatzes bekannt zu machen. Sie sind aus verschiedenen Ecken der Galaxie hergekommen. Haben sich, wie wir, zumeist freiwillig gemeldet, sind hochmotiviert und gut ausgerüstet. Ein buntgemischter Haufen aus altgedienten Veteranen und jungen Rekruten, die hier ihren ersten Einsatz erleben. Selbst der Crew-Commander hat es sich wieder einmal nicht nehmen lassen, zusammen mit seinem engsten Mitarbeiterstab persönlich vorort zu sein. In der Com-Lounge lernen wir auch unseren einheimischen Kontaktmann Por kennen. Er allein hat die Landung auf seinem Heimatplaneten möglich gemacht, unsere Sprache gelernt und die Verbindung zwischen unseren doch so unterschiedlichen Rassen behutsam und von langer Hand vorbereitet.
Wie auf solchen Expeditionen üblich, nutzen auch hier die meisten Mitglieder vorausschauend die Möglichkeit, ihren Organismus für die kommenden Ereignisse mit den beliebten Stim-Liqs vorzubereiten. Diese Vorgehensweise der Stimulanz der Empfindungen bei gleichzeitiger Beruhigung der Nerven hat sich über die ganze Galaxis verbreitet und hilft bei vernünftiger Dosierung mit der Härte solcher Einsätze fertig zu werden.
Œ-Basislager – Sternzeit 23072005 – Erweitertes Expeditions-Log
Die Erholzungszeit im Einsatz erweist sich als gewohnheitsmäßig kurz, doch die Motivation der Truppe ist hoch und so wird schon bald nach dem Aufgehen der fremdartigen Sonne das Lager weiter ausgebaut. Während auf der einen Seite noch die Biwak-Messe erstellt wird, tragen die Teams bereits die Überlebensrationen aus ihren jeweiligen Explorer-Spaceships zusammen. Eine Abordnung sucht nach Pors Empfehlungen die Umgebung nach geeigneten verpflegungstechnischen Ergänzungen ab und bewältigt diese erste Mission überaus erfolgreich. Selbst gewisse begehrte Sorten an Stim-Liqs scheinen auf dieser Welt bekannt zu sein.
Mittlerweile ist auch das letzte Spaceship eingetroffen, so dass mit seinem Captain und dem vierbeinigen Kontaktspezialisten unsere Einheit nun vollständig ist. Auch der Crew-Commander hat seine besonders ausgebildete, zwergwüchsige Assistentin mitgebracht, von deren enormen Fähigkeiten in der Kommunikation mit fremden Rassen wir bereits am Vorabend eine Kostprobe erhielten. In der Dunkelheit kaum sichtbar waren schon kurz nach unserer Ankunft fremde Wesen vorsichtig durch unser Lager gehuscht. Bisher haben sie sich friedlich verhalten. Unser Kontaktmann hat uns allerdings gewarnt, das Lager nicht willkürlich über die abgesteckte Parzelle auszudehnen, da die Einheimischen gedroht haben, in diesem Fall das Feuer auf uns zu eröffnen.
Im Lauf des folgenden Sonnenzirkels zeigt sich wieder, wie ein gut ausgebildetes Explorer-Team auf einem fremden Planeten seine Arbeit bewältigt. Dra und Mel, die Kontakter, locken eine kleine Abordnung aus der für uns fremden Rasse ins Lager. Die Planetenbewohner sind bewusst vorsichtig und schicken nur die nicht voll entwickelten Exemplare, auf die sie wohl bei einer Verteidigung am ehesten verzichten können. Nur ganz selten wagt sich ein ausgewachsenes Weibchen zu uns und ruft mit seltsamen Lauten die kleine Gruppe zum Rapport zurück. Sicher werden sie regelmäßig an ihnen umfassende Tests durchführen, um festzustellen, ob der Aufenthalt in unserem Lager keine bleibenden Schäden hervorruft.
Die kurzen Phasen, die uns zum ungestörten Kontakt bleiben, nutzen wir um die Verständigungsprobleme zu überwinden, ihnen unsere Kultur nahe zu bringen und um Barrieren und Vorurteile abzubauen. Dabei kommen besonders diejenigen Team-Mitglieder mit umfassender Ausbildung im akustischen Bereich zum Einsatz. Zum Ende der Lichtphase haben die kleinen Botschafter bereits soweit Vertrauen gefasst, dass wir sogar ihre rassentypisch überbordenden Verhaltensweisen kennen lernen dürfen, die für die leibliche und geistige Gesundheit der direkt betroffenen Team-Mitglieder schon leicht bedrohliche Ausmaße annehmen. Allein der Professionalität, der exzellenten Ausbildung und der extremen Belastbarkeit unserer Fachleute ist es zu verdanken, dass diese Situation nicht eskaliert und in feindliche Aktivitäten umschlägt. Sämtliche Experimente, Tests und Erkenntnisse werden selbstverständlich ausführlich dokumentiert und selbst die interne Kommunikation der Team-Mitglieder wird zur späteren Auswertung akribisch niedergeschrieben.
Beim Eintritt des Planeten in die nächste Schattenphase ist unsere Einheit bereits soweit zusammengewachsen, dass im Schutz der Dunkelheit gewisse Verbrüderungsrituale stattfinden. Eine durchaus übliche Verhaltensweise, wenn man bedenkt, welch großer emotionaler Belastung solche Einsätze unterliegen. Die Fremden Wesen haben sich in ihre verborgenen Zufluchtsorte zurückgezogen und wir können nur vermuten, dass wir ebenfalls beobachtet und studiert werden. Diesen Gedanken verdrängen jedoch die meisten von uns und geben sich ganz der Freude hin die aus dem gemeinsamen Bewältigen einer schwierigen Situation resultiert. Veteranen und Neulinge erzählen von den Planeten, auf denen sie bisher stationiert waren und geben skurrile Anekdoten aus ihrem Erfahrungsschatz zum Besten. Die Dunkelheit bleibt ruhig und überraschend ungefährlich, abgesehen von einigen Zwitterwesen-Überfällen, die aber relativ problemlos bewältigt werden.
ESS Pyjo – Sternzeit 24072005 – Erweitertes Expeditions-Log
Die Abflugfenster öffnen sich. Das Biwak wird nach und nach abgeschlagen. Die Operation war kurz aber höchst erfolgreich. Eine längere Stationierung des Explorer-Teams könnte die junge Zivilisation auf dem Planeten noch nicht verkraften. Aber die Prognosen für einen weiteren Besuch sind durchweg positiv. In den kommenden Tagen wird das Expeditionspersonal die gesammelten Daten sichten, aufbereiten und zentral zur Verfügung stellen, so das die einzelnen ESS-Crews auf ihren Heimatwelten ihr ganz persönliches Resümee ziehen können. Ané und Chr nehmen ihre Arbeit auf meinem Schiff wieder auf, bis sie an ihren Raumhäfen wieder neuen Aufgaben zugeteilt werden. Gerne würden wir alle wieder einmal solch einen gewinnbringenden Einsatz zusammen erleben, aber wer weiß schon was die Zukunft bringt und welche Pläne der Crew-Commander mit uns hat …