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Erwachen

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13.02.2005
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Erwachen

Ein Sonnenstrahl schien mir in die Augen und weckte mich. Weckte mich aus einem endlos scheinenden Traum. Der Tag versprach schön zu werden. Ich verließ das Bett und trat ans Fenster. Der kornblumenblaue Himmel wurde nur von wenigen Blumenkohlwolken unterbrochen. Die Bäume blühten auf der saftig grünen Wiese. Welch Sinneseindrücke!
Ich erinnerte mich nicht, jemals eine so idyllische Szenerie gesehen zu haben. An was erinnerte ich mich überhaupt? Daran, wie Bäume aussehen, wenn sie blühen. Aber wer war ich? Und wo befand ich mich?
"Amnesie", meldete mein Wissensfundus. Aha, das wusste ich also, wie man es nennt, wenn man sich nicht mehr erinnert. Wie unpraktisch! Lieber hätte ich gewusst, wer ich bin und warum ich hier war. Dunkel drang die Erinnerung an einen Namen in mein Bewusstsein. Ob es meiner war? Wenn ich ihn doch nur greifen könnte.
Das Zimmer war zweckmäßig eingerichtet, um nicht zu sagen: steril. Es ließ keinerlei Rückschlüsse auf meine Identität zu. Hatte ich einen Unfall gehabt? Mit "Amnesie" verband ich Unfälle oder Hirntumoren. Aber ich fühlte mich wunderbar und schmerzfrei.
Was würde wohl passieren, wenn ich einfach dieses Zimmer verlassen würde, um nach draußen in die Idylle zu gehen?

"Guten Morgen, Sarah. Hast du gut geschlafen?" ein junger Mann war eingetreten und lächelte mich freundlich an.
"Ja danke, ich habe herrlich geschlafen und die Sonne hat mich aufgeweckt. Du sagtest Sarah? So heiße ich also?"
"Genau, du heißt Sarah. Das wusstest du schon mal, aber anscheinend hast du es nicht auf dich bezogen."
"Oh warte, ich erinnere mich. Ganz oft habe ich schon gesagt: mein Name ist Sarah. Aber dass ich damit mich gemeint habe, ist mir neu. Sag, hatte ich einen Unfall, denn ich erinnere mich nicht mehr an mich?"
"Nein, du hattest keinen Unfall. Alles ist in bester Ordnung. Kannst du den Namen Sarah jetzt mit dir in Verbindung bringen?"
"Ja, ich bin Sarah."
"Wunderbar! Das klingt schon ganz anders als gestern und all die Tage zuvor. Ich glaube, wir erleben heute einen Durchbruch."
"Bin ich schon lange hier? Wo bin ich überhaupt? Und warum kann ich mich an so Vieles nicht erinnern?"
"Das sind aber viele Fragen auf einmal. Nur nichts überstürzen. Ich bin schon sehr zufrieden, dass du dich mit deinem Namen identifizieren kannst."
Rätsel über Rätsel. So vieles, was ich wissen will.
"Wie ist denn dein Name? Ich glaube, ich wusste ihn schon mal, aber ich habe ihn leider wieder vergessen."
"Ah, herrlich, du zeigst echtes Interesse an anderen. Ich bin Sven."
"Sven! Das ist aber ein schöner Name. Jetzt erinnere ich mich auch wieder. Ich glaube, ich kenne dich schon lange."
"Stimmt genau. Ich bin dein Trainer - seit geraumer Zeit."
"Mein Trainer? Bin ich denn Sportlerin?"
"Nicht ganz, aber du bringst durchaus die richtigen Worte zusammen. Was würdest du jetzt denn gerne tun?"
"Die Bäume da draußen locken mich."
"Gut, dann machen wir einen Spaziergang. Ich glaube, du bist reif dafür."

Sven half mir beim Anziehen mehrerer Kleidungsstücke. Dabei fiel mir auf, dass er Schwimmhäute zwischen den Fingern hatte, aber das schien deren Beweglichkeit nicht einzuschränken. Meine Finger sahen normal aus - sagte zumindest mein Wissensfundus.
"Was ist mit deinen Fingern los?" fragte ich Sven, denn ich wollte möglichst viel über ihn rauskriegen.
"Eine harmlose genetische Abweichung", antwortete Sven knapp.
Ob er wohl nicht darüber reden wollte? Sven versuchte, seine Ohren unter seiner Kopfbedeckung zu verstecken, doch sie waren zu groß, um darunter zu passen. Mir gefielen seine riesigen, spitzen Ohren - warum wollte er sie bloß verstecken? Ich hatte nicht so schöne Riesenohren. Bestimmt konnte er mit diesen Elefantenohren besonders gut hören. Vorsichtshalber sprach ich Sven aber nicht auf seine Ohren an, denn er schien sie nicht zu mögen.
Sven schlug vor: "Weißt du was? Wir gehen jetzt erst mal in den Park und freuen uns an dem schönen Frühlingsmorgen."
"Einverstanden."

Sven führte mich durch lange Gänge. Unterwegs trafen wir niemanden, obwohl wir an vielen Türen vorbeikamen. Eine Treppe brachte uns ins Erdgeschoss, wie Sven es nannte, und dann traten wir auf die Wiese hinaus. Laute Piepsgeräusche stürmten auf uns ein. Als ich Sven danach fragte, erklärte er mir, dass Vögel die Ursache dieser Geräusche waren. Dann zeigte er mir ein kleines Geschöpf, das sich eilig in die Luft erhob, sobald wir uns ihm näherten. "Ein Spatz", meldete mein Wissen aus unbekannter Quelle.
"Ich dachte, es wäre ein Spatz, aber du sagst, es sei ein Vogel", machte ich Sven auf die Unstimmigkeit aufmerksam.
"Stimmt beides. 'Vogel' ist die allgmeine Bezeichnung für die meisten Tiere, die fliegen und 'Spatz' ist die spezielle Art."
"Aha, also eine Untergruppe. Ok, das macht Sinn."

Weiter hinten war ein merkwürdiges Tier unterwegs. Es schien aus zwei Teilen zu bestehen, davon einige metallisch glänzend. Der vordere Teil hatte unten kreisrunde Elemente, die den Boden berührten. In eine Art Kasten eingebettet sah man einen Teil mit beweglichen Extremitäten und einem kartoffelförmigen Kopf, der auf und ab wippte. Der Teil dahinter war aus Metall und diente offensichtlich der Fortbewegung. Durch Bewegungen der unteren Extremitäten glitt das Tier über den Weg. Unheimlich!
"Was ist das dort?"
"Ach das! Das ist Oskar, der von seinem Roboter geschoben wird. Oskar sitzt im Rollstuhl, weil er keine Beine hat und außerdem hat er einen Knollenkopf; das erschwert sein Denken. Beides Mutationen aufgrund der Radioaktivität. Aber er ist ein lieber Kerl."
"Ein lieber Kerl? Bin ich auch ein lieber Kerl?" irgendwie verband sich für mich mit dem Wort "lieb" etwas Positives.
"Du bist ja goldig! Inzwischen bist du drauf und dran eine liebe Kerlin zu werden, meine Süße."
"Deine Süße? Hat das was mit Zucker zu tun?"
"Ursprünglich wohl schon, aber im Zusammenhang mit dir ist es sowas ähnliches, wie ein lieber Kerl."
"Gut, das gefällt mir. Du bist auch ein lieber Kerl."
"Freut mich, dass du so denkst. Findest du mich nicht abstoßend mit meinen großen Ohren?"
"Abstoßend? Das ist ein negatives Wort, oder? Nein, deine großen Ohren gefallen mir sehr gut. Leider habe ich nicht so große Ohren, sonst würden wir gut zusammenpassen."
"Du bist sehr schön, so wie du bist."
"Meine Erinnerung sagt mir auch, dass ich dem klassischen Schönheitsideal entspreche. Ist das was Gutes?"
"Ja, das ist etwas sehr Gutes. Du erinnerst uns daran, wie wir Menschen früher aussahen und das gefällt uns."
"Dann bin ich zufrieden."
Zufriedenheit ist ein ungewohntes Gefühl. Ob ich vorher je zufrieden war? Wenn ich doch nur mehr über mich wüsste. Diese Amnesie ärgert mich. Aber der Tag ist so schön und Sven ist so lieb zu mir, da sollte ich mich nicht ärgern. Ich möchte Sven gerne näher sein - ein seltsames Gefühl, aber sehr angenehm.
"Zeig mir doch noch mal deine Hände."
Sven reichte mir seine Hände und schaute mich fragend an. Ich hielt seine Hand so, dass man die Schwimmhäute sehen konnte und hielt meine Hand dagegen, die viel mehr wie eine normale Hand aussah. Dann wurde meine optische Wahrnehmung von einem anderen Bild überlagert, das zeigte, wie zwei Hände ineinander verschränkt wurden. Das Bild reizte mich und daher ergriff ich Svens Hand und hielt sie mit meiner Hand. Wir konnten unsere Arme auf diese Weise zusammen schwenken, was ich auch prompt ausprobierte. Das Händehalten gefiel mir und ich lächelte Sven an. Sven strahlte zurück. In meinem Bauch fühlte es sich warm an.
"Weißt du was? Wenn es nur noch so wenig Menschen gibt, könnten wir doch zusammen neue machen. Denn daran erinnere ich mich: dass zwei Menschen zusammen neue, kleine Menschen machen können. Mit dir würde ich gerne kleine Menschen machen."
"Oh, du bist wirklich niedlich - genau wie du sein sollst. Und du hast auch schon sehr viel verstanden in der kurzen Zeit. Aber dir ist wohl bisher entgangen, dass du eine Androidin bist, wenn auch die erste, die Gefühle und Bewusstsein hat."

 
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Hi Stormdance!

Ich erzähl mal was in meinem Kopf vorging, als ich diese Story las.

Ein Sonnenstrahl schien mir in die Augen und weckte mich. Weckte mich aus einem endlos scheinenden Traum. Der Tag versprach schön zu werden. Ich verließ das Bett und trat ans Fenster. Der kornblumenblaue Himmel wurde nur von wenigen Blumenkohlwolken unterbrochen. Die Bäume blühten auf der saftig grünen Wiese. Welch Sinneseindrücke! Ich erinnerte mich nicht, jemals eine so idyllische Szenerie gesehen zu haben. An was erinnerte ich mich überhaupt? Daran, wie Bäume aussehen, wenn sie blühen. Aber wer war ich? Und wo befand ich mich?
Aha, ein schöner, atmosphärischer Anfang. Zwar der eine ohne andere Satz zuviel ("Der Tag versprach schön zu werden." (das steht im kornblumenblauen Himmel), "Welch Sinneseindrücke!"), sonst aber nix zu meckern.

"Amnesie", meldete mein Wissensfundus. Aha, das wusste ich also, wie man es nennt, wenn man sich nicht mehr erinnert.
Weiß ich doch! Selbst wenn nicht: Braucht man das Fremdwort unbedingt?

...weitergelesen...

"Genau, du heißt Sarah. Das wusstest du schon mal, aber anscheinend hast du es nicht auf dich bezogen."
Show, don't tell! Da kommt wieder der "Informationshammer"...
...weiter...
Liegt an der allgegenwärtigen Radioaktivität. Ich habe noch Glück gehabt, denn meine Körperfunktionen sind in keinster Weise eingeschränkt."
SHOW, DON'T TELL!
...weiter...
"Warte mal, zu Radioaktivität fällt mir was ein: es gab einen Krieg. Einen Krieg, bei dem die meisten Menschen gestorben sind. Und bei diesem Krieg wurde durch Bomben Radioaktivität freigesetzt."
"Gut gelernt. Jetzt sind nur noch sehr wenige Menschen übrig geblieben. Kaum genug, um eine Zivilisation aufrecht zu erhalten. Ohne Maschinen wären wir wohl verloren."
SHOOOW, DON'T TELL! Hier wäre ich fast vom Stuhl gefallen! (Natürlich übertrieben... :D)
...weitergelesen...
Eine Treppe brachte uns ins Erdgeschoss, wie er sagte, und dann traten wir auf die Wiese hinaus.
Genau! "wie er sagte" streut die Information (Prot weiß nichts über die Welt) schön versteckt ein! :)
...weitergelesen...
"Ein lieber Kerl? Bin ich auch ein lieber Kerl?" irgendwie verband sich für mich mit dem Wort "lieb" etwas Positives.
Auch schön versteckt! So muss das sein!
(...)
"Meine Erinnerung sagt mir auch, dass ich dem klassischen Schönheitsideal entspreche. Ist das was Gutes?"
So nicht!
(...)
Sven reichte mir seine Hände und schaute mich fragend an. Ich hielt seine Hand so, dass man die Schwimmhäute sehen konnte und hielt meine Hand dagegen, die viel mehr wie eine normale Hand aussah. Dann wurde meine optische Wahrnehmung von einem anderen Bild überlagert, das zeigte, wie zwei Hände ineinander verschränkt wurden. Das Bild reizte mich und daher ergriff ich Svens Hand und hielt sie mit meiner Hand. Wir konnten unsere Arme auf diese Weise zusammen schwenken, was ich auch prompt ausprobierte. Das Händehalten gefiel mir und ich lächelte Sven an. Sven strahlte zurück. In meinem Bauch fühlte es sich warm an.
Die Szene beschreibt das "Unwissen" der Prot ebenfalls sehr schön und "indirekt"!
"Oh, du bist wirklich niedlich - genau wie du sein sollst. Und du hast auch schon sehr viel verstanden in der kurzen Zeit. Aber dir ist wohl bisher entgangen, dass du eine Androidin bist, wenn auch die erste, die Gefühle und Bewusstsein hat."
Diese wiederum leider nicht!

Zusammenfassend würde ich sagen, dass du dem Leser mehr zutrauen solltest (Show, don't tell) und aufpassen solltest, nicht zuviele Informationen in (unglaubwürdige) Dialoge zu packen, weil der Leser dann merkt, dass er sie holzhammermäßig vermittelt bekommen soll (z.B. die Passage über den Atomkrieg ist ein gutes Beispiel). Die "fragende Androidin" gibt ziemlich viel Freiraum zur Informationenverbreitung, leider nutzt du den nicht immer geschickt (unglaubwürdige Dialoge etc.).
Insgesamt ist der Charakter der Prot aber schon wesentlich ausgetüftelter und interessanter als bei "Schmutzige Tricks".

Der Plot gewinnt bei mir leider keinen Blumentopf, dazu sind mir "Androiden" zu "ausgetreten".
Aber nicht verzagen, es kommen auch wieder bessere Tage(n). :D

Gruß
MisterSeaman

 

Hallo

Danke für dein Feedback :-)

MisterSeaman schrieb:
SHOOOW, DON'T TELL! Hier wäre ich fast vom Stuhl gefallen! (Natürlich übertrieben... :D)
...weitergelesen...
Kann es sein, dass du Dialoge hasst?

Ich wüsste auch gar nicht, wie ich Folgendes "showen" sollte, ohne viele Seiten voll zu schreiben:
"Warte mal, zu Radioaktivität fällt mir was ein: es gab einen Krieg. Einen Krieg, bei dem die meisten Menschen gestorben sind. Und bei diesem Krieg wurde durch Bomben Radioaktivität freigesetzt."
"Gut gelernt. Jetzt sind nur noch sehr wenige Menschen übrig geblieben. Kaum genug, um eine Zivilisation aufrecht zu erhalten. Ohne Maschinen wären wir wohl verloren."

Hast du da einen Vorschlag?

Insgesamt ist der Charakter der Prot aber schon wesentlich ausgetüftelter und interessanter als bei "Schmutzige Tricks".
Na, das gibt doch schon mal Anlass zu Hoffnung :-)

Der Plot gewinnt bei mir leider keinen Blumentopf, dazu sind mir "Androiden" zu "ausgetreten".
Aber nicht verzagen, es kommen auch wieder bessere Tage(n). :D
Blumentöpfe habe ich sowieso schon genug *grins*

Für mich war es ganz was Neues, eine Androiden-Story zu schreiben und ich dachte eigentlich, dass es ein neuer Aspekt wäre, aus der Sicht einer erwachenden Androidin zu schreiben.
Aber vielleicht sind ja Andere auch schon auf diese Idee gekommen und ich kenne deren Geschichten nicht.

Tschuess

Stormdance

 

Hi nochmal.

Kann es sein, dass du Dialoge hasst?
Ne, eigentlich nicht. :) Aber wie du meine auch ich, dass
"Warte mal, zu Radioaktivität fällt mir was ein: es gab einen Krieg. Einen Krieg, bei dem die meisten Menschen gestorben sind. Und bei diesem Krieg wurde durch Bomben Radioaktivität freigesetzt."
"Gut gelernt. Jetzt sind nur noch sehr wenige Menschen übrig geblieben. Kaum genug, um eine Zivilisation aufrecht zu erhalten. Ohne Maschinen wären wir wohl verloren."
eine Handlung beschreibt, die man eigentlich nicht zufriedenstellend in wenigen Sätzen zusammenfassen kann. Das ist so ähnlich wie
Siehst du da den Jäger mit dem Gewehr? Mein Vater hatte auch ein Gewehr, damit hat er meine Mutter erschossen. Das war ziemlich übel.

Mein Vorschlag wäre die größere Rahmenhandlung durch kleinere Details anzudeuten. Es wäre z.B. viel spannender, wenn die Erde immer noch verseucht wäre, die Story also quasi zeitlich näher an der Katastrophe spielt. Dann könnte der "Mentor" der Androidin sie an Ende "zur Frau nehmen", damit es "nicht so einsam ist", weil ja sonst nirgendwo mehr Menschen sind. Dann könntest du z.B. noch irgendwo einen Schutzanzug einfliessen lässt, den der Mann ständig trägt. Außerdem könnten die beiden z.B. eine ältere Leiche ohne Schutzanzug und mit verbrannter Haut finden, oder vergilbte Knochen oder der Typ hat einen ständig tickenden Geigerzähler am Anzug oder keinen Schutzanzug und einen dicken Tumor am Kopf - irgendwas, wo man ganz leicht nachdenken muss, um dahinterzukommen, was eigentlich passiert. Dann hast du die gleiche Rahmenhandlung so deutlich angedeutet, dass der Leser schon von alleine auf die atomare Verseuchung kommt, aber ihn gelichzeitig in den Bann gezogen, weil er über das Geschehen nachdenken muss.

Hoffe das war jetzt hilfreich! :)

Gruß
MisterSeaman

 

Hallo

MisterSeaman schrieb:
Mein Vorschlag wäre die größere Rahmenhandlung durch kleinere Details anzudeuten. Es wäre z.B. viel spannender, wenn die Erde immer noch verseucht wäre, die Story also quasi zeitlich näher an der Katastrophe spielt. Dann könnte der "Mentor" der Androidin sie an Ende "zur Frau nehmen", damit es "nicht so einsam ist", weil ja sonst nirgendwo mehr Menschen sind. Dann könntest du z.B. noch irgendwo einen Schutzanzug einfliessen lässt, den der Mann ständig trägt. Außerdem könnten die beiden z.B. eine ältere Leiche ohne Schutzanzug und mit verbrannter Haut finden, oder vergilbte Knochen oder der Typ hat einen ständig tickenden Geigerzähler am Anzug oder keinen Schutzanzug und einen dicken Tumor am Kopf - irgendwas, wo man ganz leicht nachdenken muss, um dahinterzukommen, was eigentlich passiert. Dann hast du die gleiche Rahmenhandlung so deutlich angedeutet, dass der Leser schon von alleine auf die atomare Verseuchung kommt, aber ihn gelichzeitig in den Bann gezogen, weil er über das Geschehen nachdenken muss.

Hoffe das war jetzt hilfreich! :)

Hilfreich war es durchaus und zugebenermassen ein plausibler Vorschlag.

Allerdings wollte ich keine widerliche Story über atomare Verseuchung und ihre Nachteile schreiben, sondern eigentlich eher eine Story über die Bewusstwerdung einer Androidin. ;-)
Aber das ist wohl auch stark Geschmacksache, ob einem schaurige Schilderungen gefallen.
Ich fand die Beschreibung des entfernten Oskars schon abstossend genug, dabei wurde der ja nur vorbeigeschoben - von einem seelenlosen Stahlroboter.
Und auch eine Geschichte über den letzten Menschen hatte ich nicht unbedingt im Sinn.

Wichtig war mir hingegen die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Mutant und Android ohne dass sich einer der beiden schaudernd vom anderen abwendet.
Tendiert natürlich in Richtung Schmalz ;-)

Tschuess

Stormdance

 

Hallo

Die Passage mit dem Krieg habe ich mal verändert, ohne die Geschichte völlig auf den Kopf zu stellen.

"Eine harmlose genetische Abweichung", antwortete Sven knapp.
Ob er wohl nicht darüber reden wollte? Sven versuchte, seine Ohren unter seiner Kopfbedeckung zu verstecken, doch sie waren zu groß, um darunter zu passen. Mir gefielen seine riesigen, spitzen Ohren - warum wollte er sie bloß verstecken? Ich hatte nicht so schöne Riesenohren. Bestimmt konnte er mit diesen Elefantenohren besonders gut hören. Vorsichtshalber sprach ich Sven aber nicht auf seine Ohren an, denn er schien sie nicht zu mögen.
Den Krieg habe ich einfach komplett weggelassen, denn ich dachte mir, den kann man sich durchaus denken.
Und die Mutationen aufgrund Radioaktivität habe ich kurz bei dem Kartoffelkopf erwähnt.
"Beides Mutationen aufgrund der Radioaktivität."

Ist die Stelle jetzt besser so?

Tschuess

Stormdance

 

Hallo Stormdancer

Vorweg: Dein Anliegen, "die Menschwerdung eines Androiden" darzustellen, ist ansich schon interessant. Schau dir doch bitte gleich mal Dantes Gefühle sind menschlich an. Diese Geschichte bildet sozusagen das negative Sequel zu deiner Geschichte.

Leider - an dieser Stelle beginnt der Veriss- ist deine Umsetzung mehr als unglücklich.
Ich beginn mal mit dem beliebten "Show, dont tell". Diese drei englischen Worte sind der Kernsatz einer jeden guten Geschichte. Vor allen Dingen für Anfänger ist sehr schwer zu verstehen, was es damit auf sich hat und wie das umzusetzen ist (Weil diese Floskel doch nur sehr kanpp formuliert ist)
Im Prinzip ist damit eine Methode der Informationsübertragung zwischen Autor und Leser gemeint. "Tell" bezieht sich dabei auf das bloße Erklären von Handlungselementen/ Breitschmieren von wichtigen Informationen (BSP: Klaus saß schon seit einem Jahr an seiner Doktorarbeit)
Mit "Show" ist das scheinbar zufällige Nebenbeierklären gemeint, wo die wichtigen Kerninformationen in Nebensätzen oder beiläufigen Bemerkungen versteckt sind (BSP: Hans sah sich im Zimmer um und bemerkte die Berge aus zerknüllten Zetteln neben Klaus Schreibmaschine. "Wie lange sitzt jetzt eigentlich schon an deiner Doktorarbeit? Ein Jahr?")

Das nur mal zu Erklärung, wobei du das hier schon etwas besser gemacht hast als in "Schmutzige Tricks", wie ich finde.

Das wirklich katastrophale - ohne dich jetzt beleidigen zu wollen - sind deine Dialoge. Nee, sorry, aber so gestelzt sprechen nicht mal Androiden geschweige denn Strahlungsmutanten mit Schwimmhäuten. Diese Gespräche sind echt schrecklich. Nur weil die Geschichte so kurz ist und ich dir mal meine Meinung angedeihen lassen wollte, hab ich das über mich ergehen lassen, sonst wäre ich schon im zweiten Abschnitt ausgestiegen!
In verkürzter (aber nicht überspitzter!!!) Form schreibst du:
"Hast du gut geschlafen?"
"Ja, ich hab gut geschlafen! Ich heiße Sarah?"
"Ja, du heißt Sarah"
"Hatte ich einen Unfall?"
"Nein, du hattest keinen Unfall. Weißt du, dass du Sarah bist?"
"Ja, ich bin Sarah."
Boah!!! :eek: Nee nee nee, da musst du ganz stark dran üben (siehe auch dazu das obrige Dante-Bsp! Dort sind zwar die Dialoge reichlich unfreundlich aber realistisch )

Dann noch ein weiteres Problem, dass ich mit dem Dialog habe:
Das Gespräch wirkt neben der Art, wie es geführt wird, auch inhaltlich sehr unglaubwürdig.
Deine Prot leidet an Amnesie, was ihren Namen und ihre Herkunft betrifft. Gut, das kann ich schlucken. Aber nicht, dass sie zwar das Wort "negativ" kennt und semantisch korrekt behandelt, aber ein Problem mit "abstoßend" hat, nur um mal eines der unzähligen Beispiele zu nennen. Ähnlich bei Spatz und Vogel. Sie erkennt da sofort eine gewisse Vererbungshierachie und dass das eine die Obermenge des anderen ist, aber den Begriff "Vogel" selbst kennt sie nicht.
Ich meine, sie drückt sich perfekt und sehr gestelzt aus, kann aber mit den simpelsten Worten nichts anfangen.

Insgesamt fällt dieser Text bei mir nach objektiven und geschmacklichen Maßstäben gemessen glatt durch. Aber mach dir nichts draus, der nächste Text ist bestimmt besser :D


Gruß
Hagen

 

"Eine harmlose genetische Abweichung", antwortete Sven knapp.
Ob er wohl nicht darüber reden wollte? Sven versuchte, seine Ohren unter seiner Kopfbedeckung zu verstecken, doch sie waren zu groß, um darunter zu passen. Mir gefielen seine riesigen, spitzen Ohren - warum wollte er sie bloß verstecken? Ich hatte nicht so schöne Riesenohren. Bestimmt konnte er mit diesen Elefantenohren besonders gut hören. Vorsichtshalber sprach ich Sven aber nicht auf seine Ohren an, denn er schien sie nicht zu mögen.

Die Stelle ist so auf "Show, don't tell" bezogen in der Tat besser. :)
"Elefantenohren" finde ich zwar etwas unglücklich, aber das ist Geschmackssache.

Nochmal auf den Resttext bezogen gibt es wirklich noch Widersprüche:
Einerseits kennt deine Androiden allereinfachsten Wörter nicht, andererseits weiß sie sich vortrefflich auszudrücken. Das hat Hagen ja schon angemerkt und ich gebe ihm in diesem Punkt vollkommen recht.

gruß
MisterSeaman

 

Hallo

Danke für dein Feedback :-)

Hagen schrieb:
Vorweg: Dein Anliegen, "die Menschwerdung eines Androiden" darzustellen, ist ansich schon interessant. Schau dir doch bitte gleich mal Dantes Gefühle sind menschlich an. Diese Geschichte bildet sozusagen das negative Sequel zu deiner Geschichte.
Erstaunlich - fast das gleiche nur umgekehrt.
Es gibt wohl kaum noch neue Ideen.

Ich beginn mal mit dem beliebten "Show, dont tell". Diese drei englischen Worte sind der Kernsatz einer jeden guten Geschichte. Vor allen Dingen für Anfänger ist sehr schwer zu verstehen, was es damit auf sich hat und wie das umzusetzen ist (Weil diese Floskel doch nur sehr kanpp formuliert ist)
Stimmt, es fällt mir schwer, das richtig zu verstehen.
Teilweise ist es durchaus klar, andererseits habe ich das Gefühl, dass das totale Tell-Verbot eine Menge Geschichten unmöglich macht.
Denn man müsste endlos viel showen, bis man Situationen erklärt hat; selbst wenn die Erklärung zwar nötig ist, aber nicht breitgetreten werden möchte.
Aber vielleicht habe ich da auch noch Verständnisprobleme.

Ausserdem bin ich ja angetreten, Geschichten zu "erzählen", das erschwert mein Verständnis noch.

"Tell" bezieht sich dabei auf das bloße Erklären von Handlungselementen/ Breitschmieren von wichtigen Informationen (BSP: Klaus saß schon seit einem Jahr an seiner Doktorarbeit)
Das Beispiel finde ich jetzt eigentlich ziemlich knapp und nicht breitgeschmiert.

Ok, endlos lange erklärende Epen hasse ich auch wie die Pest.
In einer Geschichte sollte was passieren und als Leser will ich das Geschehen miterleben können.
Soweit verstehe und akzeptiere ich das "show don't tell" durchaus.

Mit "Show" ist das scheinbar zufällige Nebenbeierklären gemeint, wo die wichtigen Kerninformationen in Nebensätzen oder beiläufigen Bemerkungen versteckt sind (BSP: Hans sah sich im Zimmer um und bemerkte die Berge aus zerknüllten Zetteln neben Klaus Schreibmaschine. "Wie lange sitzt jetzt eigentlich schon an deiner Doktorarbeit? Ein Jahr?")
Das finde ich viel breitgetretener.
Aber wenn die Dauer des Arbeitens an der Doktorarbeit eine wichtige Rolle spielt, finde ich es passend.
Die zerknüllten Zettel bieten ausserdem ein lustiges Bild.

Das nur mal zu Erklärung, wobei du das hier schon etwas besser gemacht hast als in "Schmutzige Tricks", wie ich finde.
Das freut mich :-)
Immerhin etwas.

Das wirklich katastrophale - ohne dich jetzt beleidigen zu wollen - sind deine Dialoge. Nee, sorry, aber so gestelzt sprechen nicht mal Androiden geschweige denn Strahlungsmutanten mit Schwimmhäuten. Diese Gespräche sind echt schrecklich.
Dass ich an meinen Dialogen noch viel arbeiten muss, ist mir klar.
Unglücklicherweise kapiere ich noch nicht, was an den Dialogen in Dantes Geschichte soviel besser ist.
Aber vielleicht blicke ich das ja noch im Laufe der Zeit.

Boah!!! :eek: Nee nee nee, da musst du ganz stark dran üben
Ok, üben werde ich, denn ich schreibe gern und dann kommt im Laufe der Zeit einiges an Übung zusammen.

Dann noch ein weiteres Problem, dass ich mit dem Dialog habe:
Das Gespräch wirkt neben der Art, wie es geführt wird, auch inhaltlich sehr unglaubwürdig.
Deine Prot leidet an Amnesie, was ihren Namen und ihre Herkunft betrifft. Gut, das kann ich schlucken. Aber nicht, dass sie zwar das Wort "negativ" kennt und semantisch korrekt behandelt, aber ein Problem mit "abstoßend" hat, nur um mal eines der unzähligen Beispiele zu nennen. Ähnlich bei Spatz und Vogel. Sie erkennt da sofort eine gewisse Vererbungshierachie und dass das eine die Obermenge des anderen ist, aber den Begriff "Vogel" selbst kennt sie nicht.
Ich meine, sie drückt sich perfekt und sehr gestelzt aus, kann aber mit den simpelsten Worten nichts anfangen.
Hier wirkt sich wohl nachteilig aus, dass ich mich mit Bots sehr gut auskenne, denn ich programmiere welche (natürlich ohne Bewusstsein ;-) ).
Da staune ich oft, wie unausgewogen der Wissensstand und das Begriffsvermögen bei den Bots ist.
Aber für einen Normalmenschen wirkt das bestimmt sehr unglaubwürdig, das kann ich gut nachvollziehen.
Vielleicht sollte ich als nächstes eine Geschichte schreiben, über deren Inhalt ich kein Spezialwissen habe.

Aber mach dir nichts draus, der nächste Text ist bestimmt besser :D
Ich frage mich, ob die Geschichte zu retten ist und ob es eine gute Übung wäre, das zu versuchen.
Oder ob ich lieber gleich eine neue Geschichte schreibe (was für mich die bequemere Variante wäre).

Tschuess

Stormdance

 

Schön, dass du meine doch recht böse Kritik so gut wegsteckst :)

Teilweise ist es durchaus klar, andererseits habe ich das Gefühl, dass das totale Tell-Verbot eine Menge Geschichten unmöglich macht.
Es gibt kein totales Tell-Verbot, das geht ja auch gar nicht. Auch das "Show" ist ja nur ein Erklären auf anderen verschlungneren Wegen. Und natürlich kann man auch nicht alles Showen. Das ist von der jeweiligen Stelle und ihrem Kontext abhängig. Generell ist es aber notwendig ein ausgewogenes und angepasstes Verhältnis zu finden und große Erklärabschnitte zu vermeiden, da diese immer plump und vom Leser entfernt wirken.

Das Beispiel finde ich jetzt eigentlich ziemlich knapp und nicht breitgeschmiert.
Breitgeschmiert war ein schlechtes Wort. Mit ner "Schippe in den Mund schaufeln" oder "mit nem Holzhammer in den Kopf trichtern" drückts wohl besser aus. Gemeint ist die fantasielose Präsentierung der kalten Fakten.

Das finde ich viel breitgetretener.
Jupp, hier ist die Info in die Länge gezogen, aber die Szene ist doch wesentlich interessanter im Vergleich zum Satz oben, oder?

Anderes Bespiel:
Telling:
Die riesige enkorianische Raumflotte flog herbei und es entbrannte eine mörderische Schlacht, die Paul als einziger überlebte.

Infos: sehr viele Raumschiffe; Enkorianer; Weltraumschlacht; Paul überlebt - das alles ziemlich pur und langweilig serviert.

Showing:
Mit einem Mal war der Himmel mit Abermillionen kleiner Punkte übersät.
"Scheiße! Enkorianische Zerstörer!", dachte Paul und lud blitzartig seine Waffensysteme. Eine Warnsirene kreischte auf. Einen Augenblick nur. Dann gab es einen Knall und Dunkelheit senkte sich auf den Jungen hinab.
Ein metalisches Quietschen weckte ihn. Etwas benommen schaltete er auf die Außenkameras seines Gleiters.
"Ich treibe mitten in einem Trümmerfeld!" Und noch dazu das größte, das er je gesehen hatte.

Infos: Viele enkorianische Raumschiffe(Zerstörer), eine Schlacht (angedeutet durch das Laden der Waffensysteme und das Trümmerfeld), Paul überlebt und da ihn keiner bisher aufgesammelt hatte, ist er wohl der einzige - im Prinzip also die gleichen Infos. Entscheide selbst, welche Methode interessanter ist.

Sicherlich ist Showing umständlicher (weil nicht direkt) und auch etwas aufwendiger, aber um die Geschichte spannend zu halten, lässt sich das nicht vermeiden.


Unglücklicherweise kapiere ich noch nicht, was an den Dialogen in Dantes Geschichte soviel besser ist.
Ich versuchs dir mal überspitzt an einem deiner hiesigen Dialoge zu zeigen:

Deine Variante:
"Guten Morgen, Sarah. Hast du gut geschlafen?"
"Ja danke, ich habe herrlich geschlafen und die Sonne hat mich aufgeweckt. Du sagtest Sarah? So heiße ich also?"
"Genau, du heißt Sarah. Das wusstest du schon mal, aber anscheinend hast du es nicht auf dich bezogen."
"Oh warte, ich erinnere mich. Ganz oft habe ich schon gesagt: mein Name ist Sarah. Aber dass ich damit mich gemeint habe, ist mir neu. Sag, hatte ich einen Unfall, denn ich erinnere mich nicht mehr an mich?"
"Nein, du hattest keinen Unfall. Alles ist in bester Ordnung. Kannst du den Namen Sarah jetzt mit dir in Verbindung bringen?"
"Ja, ich bin Sarah."

Meine Variante:
"Morgen, Sarah. Gut geschlafen?"
"Ja danke, wunderbar. Die äh... - Sonne, heißt das so? - hat mich geweckt. ... Sarah? Ist das mein Name?"
"Jupp. Gestern hast du's noch gewusst, aber macht nix, das kriegen wir wieder hin."
"Oh warte, ich erinnere mich. ...Mein Name ist Sarah. Klingt irgendwie vertraut. Interessant. Aber anscheinend ist mein Erinnerungsvermögen gestört. Hatte ich einen Unfall?"
"Äh, nein. Alles ist in bester Ordnung. Funktioniert die Selbsterkenntnis jetzt wieder?"
"Glaub schon."


Bin mir nicht sicher, obs deutlich genug geworden ist. Das Problem deiner Dialoge ist die Perfektion, mit der die Leute reden. Aber wenn es sich nicht gerade um Sprachwissenschaftler oder Literaten handelt, wirkt eine perfekte Sprache, ausformuliert bis ins kleinste Detail, immer äußerst gestelzt. Im normalen Umgang pflegen Menschen einen recht lockeren Ton, verschleifen Endungen, machen Gedankenpausen und vergreifen sich auch mal bei der Deklination der Substantive. Das sollte sich auch in den Gesprächen deiner Prots widerspiegeln.

Ok, üben werde ich, denn ich schreibe gern und dann kommt im Laufe der Zeit einiges an Übung zusammen.
Genau, die ersten Erfolge kommen bestimmt recht schnell.
Ich frage mich, ob die Geschichte zu retten ist und ob es eine gute Übung wäre, das zu versuchen.
Oder ob ich lieber gleich eine neue Geschichte schreibe (was für mich die bequemere Variante wäre).
Das musst du entscheiden. Ich rate doppelgleisig zufahren: Ausbessern und neu schreiben. Ich schreib auch recht viel, aber nicht immer alles zu Ende. Hier posten tu ich nur recht wenig.


gruß
Hagen

 

Hallo

Hagen schrieb:
Schön, dass du meine doch recht böse Kritik so gut wegsteckst :)
Bevor ich hier losgepostet habe, hab ich ne Weile mitgelesen und versucht, mir ein dickes Fell wachsen zu lassen *grins*
Ich will halt gut schreiben lernen und es gibt nur ein kurzgeschichten.de ;-)

Es gibt kein totales Tell-Verbot, das geht ja auch gar nicht. Auch das "Show" ist ja nur ein Erklären auf anderen verschlungneren Wegen. Und natürlich kann man auch nicht alles Showen. Das ist von der jeweiligen Stelle und ihrem Kontext abhängig. Generell ist es aber notwendig ein ausgewogenes und angepasstes Verhältnis zu finden und große Erklärabschnitte zu vermeiden, da diese immer plump und vom Leser entfernt wirken.
Ok, das verstehe und akzeptiere ich.

Breitgeschmiert war ein schlechtes Wort. Mit ner "Schippe in den Mund schaufeln" oder "mit nem Holzhammer in den Kopf trichtern" drückts wohl besser aus. Gemeint ist die fantasielose Präsentierung der kalten Fakten.
Ok

Jupp, hier ist die Info in die Länge gezogen, aber die Szene ist doch wesentlich interessanter im Vergleich zum Satz oben, oder?
Stimmt.
Schon allein wegen der zerknüllten Papiere ;-)

Anderes Bespiel:
Telling:
Die riesige enkorianische Raumflotte flog herbei und es entbrannte eine mörderische Schlacht, die Paul als einziger überlebte.

Infos: sehr viele Raumschiffe; Enkorianer; Weltraumschlacht; Paul überlebt - das alles ziemlich pur und langweilig serviert.

Showing:
Mit einem Mal war der Himmel mit Abermillionen kleiner Punkte übersät.
"Scheiße! Enkorianische Zerstörer!", dachte Paul und lud blitzartig seine Waffensysteme. Eine Warnsirene kreischte auf. Einen Augenblick nur. Dann gab es einen Knall und Dunkelheit senkte sich auf den Jungen hinab.
Ein metalisches Quietschen weckte ihn. Etwas benommen schaltete er auf die Außenkameras seines Gleiters.
"Ich treibe mitten in einem Trümmerfeld!" Und noch dazu das größte, das er je gesehen hatte.

Infos: Viele enkorianische Raumschiffe(Zerstörer), eine Schlacht (angedeutet durch das Laden der Waffensysteme und das Trümmerfeld), Paul überlebt und da ihn keiner bisher aufgesammelt hatte, ist er wohl der einzige - im Prinzip also die gleichen Infos. Entscheide selbst, welche Methode interessanter ist.

Das Beispiel ist sehr gelungen.
Das kapier sogar ich ;-)

Ich versuchs dir mal überspitzt an einem deiner hiesigen Dialoge zu zeigen:

Deine Variante:
"Guten Morgen, Sarah. Hast du gut geschlafen?"
"Ja danke, ich habe herrlich geschlafen und die Sonne hat mich aufgeweckt. Du sagtest Sarah? So heiße ich also?"
"Genau, du heißt Sarah. Das wusstest du schon mal, aber anscheinend hast du es nicht auf dich bezogen."
"Oh warte, ich erinnere mich. Ganz oft habe ich schon gesagt: mein Name ist Sarah. Aber dass ich damit mich gemeint habe, ist mir neu. Sag, hatte ich einen Unfall, denn ich erinnere mich nicht mehr an mich?"
"Nein, du hattest keinen Unfall. Alles ist in bester Ordnung. Kannst du den Namen Sarah jetzt mit dir in Verbindung bringen?"
"Ja, ich bin Sarah."

Meine Variante:
"Morgen, Sarah. Gut geschlafen?"
"Ja danke, wunderbar. Die äh... - Sonne, heißt das so? - hat mich geweckt. ... Sarah? Ist das mein Name?"
"Jupp. Gestern hast du's noch gewusst, aber macht nix, das kriegen wir wieder hin."
"Oh warte, ich erinnere mich. ...Mein Name ist Sarah. Klingt irgendwie vertraut. Interessant. Aber anscheinend ist mein Erinnerungsvermögen gestört. Hatte ich einen Unfall?"
"Äh, nein. Alles ist in bester Ordnung. Funktioniert die Selbsterkenntnis jetzt wieder?"
"Glaub schon."

Ok, auch das kapier ich.
Die zweite Variante gefällt mir deutlich besser.

Bin mir nicht sicher, obs deutlich genug geworden ist. Das Problem deiner Dialoge ist die Perfektion, mit der die Leute reden. Aber wenn es sich nicht gerade um Sprachwissenschaftler oder Literaten handelt, wirkt eine perfekte Sprache, ausformuliert bis ins kleinste Detail, immer äußerst gestelzt. Im normalen Umgang pflegen Menschen einen recht lockeren Ton, verschleifen Endungen, machen Gedankenpausen und vergreifen sich auch mal bei der Deklination der Substantive. Das sollte sich auch in den Gesprächen deiner Prots widerspiegeln.
Ob die gestelzte Sprache möglicherweise mit meiner Vergangenheit als Handbuchautorin zusammenhängt?
Da gibts zwar gar keine Dialoge, aber man muss sich präzise ausdrücken.
Ich kämpfe sowieso schon hart gegen die Angewohnheiten, die ich mir dabei zugezogen habe, aber eine "perfekte" Sprache war mir bisher noch nicht aufgefallen - eher das Stereotype, was ich auch versuche auszumerzen.
(Dummerweise muss ich immer noch recht viel Doku schreiben; davon lebe ich sogar teilweise - also muss ich wohl lernen, umzuschalten)

Danke für dein ausführliches Feedback.

Und auch noch einen Dank an MisterSeamon für deine Mühen, wo ich gerade dabei bin :-)

Tschuess

Stormdance

 

Hallo Stormdance,

originelle Geschichte.
Die Pointe funktioniert, und einige Sachen sind (ziemlich bis wirklich) lustig.

Beispiele:
„Wie unpraktisch!“
„Laute Piepsgeräusche stürmten auf uns ein.“
das merkwürdige Tier aus zwei Teilen

Im größten Teil der Geschichte kommt die helle sonnige Atmosphäre gut rüber, finde ich.

Ein bisschen herumnörgeln möchte ich aber auch.

Gleich am Anfang kommt ziemlich häufig „Blumen“ und „blühen“ vor.
kornblumenblauer Himmel
Blumenkohlwolken
Bäume blühen
Bäume blühen

„... denn ich wollte möglichst viel über ihn wissen.“
Das Verb „wissen“ finde ich hier zu passiv.
Würde ich ersetzen durch
„rauskriegen“
„rausfinden“
„in Erfahrung bringen“

Es kommt mir leicht unlogisch vor, dass die Menschen heftig mutiert, aber Vögel und Bäume fröhlich und wohlauf sind.
Wahrscheinlich befinden sich Sarah und Sven in einem hermetisch abgeriegelten Reservat, unter einer Kuppel oder so.
Könnte man vielleich ein, zwei Andeutungen dazu fallen lassen.

Was mich persönlich auch noch stört, ist die Erwähnung und Auswalzung von Krieg, Bomben, Radioaktivität.
Ich finde, das ist ein krasser Gegensatz zur Sonnigkeit der restlichen Geschichte.
(Vergleiche auch deine Geschichte „Schmutzige Tricks“.)
Aber das willst du wahrscheinlich so haben.
Ich finde, wenn man Krieg, Bomben, Radioaktivität explizit und ausführlich erwähnen will, dann sollte man eine dreckige postapokalyptische Endzeitstory machen. Dort könnte man deine Pointe genauso verwenden.
Und wenn man Sonne, blauen Himmel, Bäume, Vögel haben will, sollte man Krieg, Bomben, Radioaktivität nebulöser beschreiben, zB „der große Knall“, „der große Fehler“, ...
Meine Meinung.

viele Grüße
jflipp

 

Hallo

Danke für dein Feedback :-)

jflipp schrieb:
originelle Geschichte.
Die Pointe funktioniert, und einige Sachen sind (ziemlich bis wirklich) lustig.
*freu*

Gleich am Anfang kommt ziemlich häufig „Blumen“ und „blühen“ vor.
kornblumenblauer Himmel
Blumenkohlwolken
Bäume blühen
Bäume blühen
Stimmt, da ist wohl die Frühlingssehnsucht mit mir durchgegangen.

„... denn ich wollte möglichst viel über ihn wissen.“
Das Verb „wissen“ finde ich hier zu passiv.
Würde ich ersetzen durch
„rauskriegen“
„rausfinden“
„in Erfahrung bringen“
Jo, leuchtet ein, habe ich gleich mal geändert.

Es kommt mir leicht unlogisch vor, dass die Menschen heftig mutiert, aber Vögel und Bäume fröhlich und wohlauf sind.
Wahrscheinlich befinden sich Sarah und Sven in einem hermetisch abgeriegelten Reservat, unter einer Kuppel oder so.
Könnte man vielleich ein, zwei Andeutungen dazu fallen lassen.
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber das macht Sinn.
Alternativ zur Kuppel könnte ich ja auch dem Vogel ein paar Auswüchse verpassen *grins*

Was mich persönlich auch noch stört, ist die Erwähnung und Auswalzung von Krieg, Bomben, Radioaktivität.
Ich finde, das ist ein krasser Gegensatz zur Sonnigkeit der restlichen Geschichte.
(Vergleiche auch deine Geschichte „Schmutzige Tricks“.)
Aber das willst du wahrscheinlich so haben.
Ich finde, wenn man Krieg, Bomben, Radioaktivität explizit und ausführlich erwähnen will, dann sollte man eine dreckige postapokalyptische Endzeitstory machen. Dort könnte man deine Pointe genauso verwenden.
Und wenn man Sonne, blauen Himmel, Bäume, Vögel haben will, sollte man Krieg, Bomben, Radioaktivität nebulöser beschreiben, zB „der große Knall“, „der große Fehler“, ...
Meine Meinung.
Dem kann ich mich anschließen.
In dieser Geschichte ist der Krieg eigentlich nur Mittel zum Zweck, um die Menschen mutieren zu lassen.
Denn ich wollte gerne einen mutierten Menschen in eine aufkeimende Liebesgeschichte mit einem Androiden verwickeln.
Also reicht es völlig, wenn der Krieg eine diffuse Hintergrundinfo bleibt.

Tschuess

Stormdance

 

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