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Es gibt halt immer was zu tun

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07.10.2006
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Es gibt halt immer was zu tun

Es gibt halt immer etwas zu tun

Ich weiß nicht, wie es ist, einen Krieg zu erleben. Im Fernseher sehe ich Bilder davon. Fotos von halbverbrannten Menschen, deren Haut in grauen Fetzen vom Körper hängt und in Farbe. Soldaten, die in ihrer schweren tarnfarbenen Uniformen durch zerbombte Straßenläufe patrouillieren. Mit ihren teuren Waffen bewachen sie die karge Ruinenstadt und schützen Zivilisten, die ihre zerstörten Häuser aufbauen. Auf irgendeinem Markt, in einer Stadt, deren Name ich nicht einmal aussprechen kann, sprengt sich ein Terrorist in die Luft, ohne Bekennervideo. Dreiundvierzig Tote und sieben Verletzte, meldet der Nachrichtensprecher.
Draußen fallen erste große Regentropfen zu Boden, ich lege mir die weiche Wolldecke von der Sofakante um und wickele mich bis zum Kopf in ihr ein. Mir ist plötzlich so kalt.
Zwischen den Marktständen sehe ich eingetrocknete Blutlachen, verzweifelt Weinende und einen Krankenwagen. Nicht weit entfernt kurvt hektisch ein Militärjeep herum, olivgrün und dick bereift. Ein Gefährt für alle Fälle, nur für den einen Fall gebaut. In einer riesigen Fabrik hergestellt, von einer Industrie, die Waffen am Fließband produziert und ein Teil unseres Wirtschaftssystems ist.
Der anfängliche Schauer steigert sich zu einem grausigen Unwetter und in meinem Vorgarten biegt der Wind die schmale Birke zu allen Seiten, er peitscht die Regentropfen gegen die Fensterscheiben und das trommelnde Geräusch erinnert mich an die kleinen Maschinengewehrsalven aus den Lautsprechern. Orkan Wilhelm ist im Anmarsch, der Wetterfrosch empfiehlt, heute Abend das Haus nicht mehr zu verlassen. Ich habe nichts dagegen, sitze ich doch jeden Abend vor der Flimmerkiste und schlürfe meinen Tee. Etwas besorgt betrachte ich die brachiale Naturgewalt und den Baum nahe des Hauses, dessen Äste wild geschüttelt werden. Gleich beginnt der Abendfilm, ich stelle die Lautstärke höher, um nichts zu versäumen und übertöne den lärmenden Sturm mit Leichtigkeit. In letzter Zeit stürmt es immer öfter, nach Naturkatastrophen sprechen Klimaforscher in Sondersendungen immer von der Klimaerwärmung. Was sollen sie auch anderes tun, als Klimaforscher? Alles liegt am Klima, sogar Kriege resultieren aus dem schlechten Betriebsklima in der Politik.
Dienstag, zwei Tage später, entdecke ich meine jammernde Nachbarin in einer ordinären Boulevardsendung. Ihr Ehemann ist von einem herabfallenden Ast erschlagen worden, ein weiteres Opfer von Orkan Wilhelm. Geschockt und ein wenig stolz über die ihr zuteil werdende Aufmerksamkeit berichtet sie von dem Unglück, das ihr widerfuhr. Auf die Frage des Reporters, wie sie sich nun fühle, antwortet sie, in wechselnden Bildern zurechtgeschnitten: Ich bin sehr traurig, das alles ist für mich nicht zu fassen. Aber die Beerdigung muss organisiert werden, Einladungen geschrieben und der Leichenschmaus hergerichtet werden. Ich muss meine Trauer aufschieben, bis unser geliebter Ehemann und Vater unter der Erde ist. Es gibt halt immer etwas zu tun.
Ich ziehe mir die treue Wolldecke fester um meine Schulter, nippe an dem heißen, süßen Tee und sehe die blaue Weltkarte der Tagesschau aufziehen. Heute wird mir nicht wärmer.

 

Also nachdem ich euch Kgler etwas länger von meinen geistigen Ergüssen verschont habe, ist hier mein neustes orthografisches Fettnäpfchen.

Und ich bin mir nicht sicher, ob die Kg in diese Rubrik passt oder wohin sonst...
Tut euch keinen Zwang an und verschiebt sie, wenn's woanders besser passt.


Viele Grüße

A.Merg

 

Hallo A. Merg,

leider muss ich dir sagen, dass ich deine Geschichte nicht gut finde. Die Sätze sind fehlerhaft und die Überleitung vom Krieg im TV zum Unwetter, scheint mir hier sehr makaber, auch die Aussage der Frau, deren Mann gerade verunglückt ist, mit der Unterstellung sie sei stolz, weil sie jetzt in der Presse sei. Kann ich nicht nachvollziehen.

Auf die Frage des Reporters wie sie sich nun fühle, antwortet sie wie folgt: Ich bin sehr traurig, das alles ist für mich nicht zu fassen. Aber die Beerdigung muss organisiert werden, Einladungen geschrieben und der Leichenschmaus hergerichtet werden.
Die Witwe redet vom Leichenschmaus, alles sehr unrealistisch

Und seit wann ist eine Wolldecke treu? Vielleicht geht meine Wolldecke fremd und trifft sich mit meinem Federbett:lol:

Also der Inhalt entbehrt jeder Realität, für mich ist die Geschichte ein total verriss. Sorry, ließ dir mal die Sätze durch, dann findest du jede menge Fehler

Trotzdem liebe Grüße und nicht verzagen, vielleicht sind andere Leser anderer Meinung.
Gruß Weltflucht

 

Hallo A. Merg,

am Anfang hatte ich das Gefühl, eine bloße Beschreibung dessen zu lesen, was man tagtäglich in den Fernsehnachrichten sehen kann. Später merkt man dann, dass der Prot. selbst sich alles stupide gefallen lässt, so nüchtern wie du es erzählst also sich mit den Geschehnissen in den Nachrichten abgefunden hat und den Unterschied zwischen Krieg und Boulevardsendungen nicht ganz versteht. Auch scheint er sich keine Gedanken mehr zu machen über Klimakatastrophe usw. usf.? Und hier liegt für mich ein Widerspruch. Anfangs nämlich zeigt sich der Prot. selbst als gesellschaftskritisch, kritisiert beispielsweise die kriminellen Waffengeschäfte als einen Teil (um nicht zu sagen: Grundlage) unseres Wohlstands. Gegen Ende hin wird der Prot. aber ignorant oder hat sich eine "Mir doch egal"-Stimmung zugelegt und irgendwie erscheint mir das nicht so ganz stimmig. Auf der einen Seite ist er so naiv, dass er ruhig seinen Tee schlürft, während er das Leid der anderen in den Boulevardsendungen begafft, auf der anderen Seite ist er so kritisch. Einzige Erklärung wäre für mich, dass er sich in eine Art innere Emigration verkrochen hat, dann würde die Wolldecke auch gut dazu passen. Dafür fehlte mir dann eine nähere Beschreibung seines Innenlebens.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die von dir dargestellten Kritikpunkte (oh mann, wie das klingt ;-) ) in meinen Augen viel zu schwach ausgebaut werden. Du schneidest viele schlimmen Dinge an, Waffengeschäfte, Klima, Krieg in Nahost, ..., aber reihst sie alle irgendwie auf eine lakonische Art und Weise aneinander, als ginge es um Fußpilz oder eine Niederlage der Lieblingsmannschaft. Das würde allerdings wieder zur Naivität des Prots passen, aber dann sind wieder andere Stellen nicht ganz stimmig. Ein Teufelskreis irgendwie.

So, das war es jetzt auch erstmal, ich hoffe, du nimmst es nicht ganz so schwer und kannst mit meiner Kritik ein bißchen was anfangen,

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Salut Weltflucht,
also dein Nick Weltflucht sagt mir ja schon einiges, z.B. warum du dich über die makabere Überleitung pikierst. Übrigens da steht, ich darf zitieren :

ein wenig stolz über die ihr zuteil werdende Aufmerksamkeit
Die Presse spielt für mich eine untergeordnete Rolle, es sind eher die mitleidenden Zuschauer.

Und wenn du schon fehlerhafte Sätze erwähnst, wäre ich dir verbunden, wenn du sie genau benennst, die Fehler meine ich. Wie soll ich das sonst korrigieren?

Die Rede der Witwe ist ein wenig gestellt, da hast du recht. Aber beim Lesen hat es mich nicht direkt gestört, deshalb hab ich es so gelassen.

Zur treuen Decke: Der Prot. empfindet seine Decke als treu.

Also der Inhalt entbehrt jeder Realität
Vieleicht deiner Vorstellung von Realität, Weltenflucht. Sei mir nicht böse, wenn ich diese Bemerkung nicht als gegeben hinnehme.

Also ich warte auf konstruktivere Kritik von dir und
Viele Grüße
A.Merg

Hallo Smildi, verdammt wie war das noch? Smilodon,

-Puh, komplizierte Namen sind das...

Oh mann, da deutest du aber viel hinein. Naja ich freue mich, dass der kleine Text wenigstens einen, bis jetzt, zum denken anregte. Wenn auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.

Andere Stellen sind nicht ganz stimmig? Welche denn? Also diese vagen Andeutungen sind irgendwie ansteckend. Ich brauche doch handfeste Ansatzpunkte, wenn schon solche schrecklichen Behauptungen aufgestellt werden.

Falls es dir nicht allzuviel Mühe bereitet, könntest du ja mal ein paar Stellen zitieren.

Viele Grüße
A.Merg

Und ein grundsätzliches Dankeschön an alle Beide, für die ersten Kritiken. :)

 

Im Prinzip könnte ich dir den gesamten Text zitieren, daher habe ich versucht, meine Kritik zu erklären.

Ich habe geschrieben, dass, vorausgesetzt deine Gesellschaftskritik ist bewusst von dir so lakonisch aneinandergereiht worden, einige andere Stellen nicht stimmig wären. Dann wäre wie gesagt dass mit den Waffengeschäften nicht so passend und auch dein Einstiegssatz zeugt irgendwie davon, dass der Prot. sich schonmal Gedanken darüber gemacht hat, wie es ist, einen Krieg erleben zu müssen, er also durchaus zum Nachdenken fähig ist.

Meine Andeutungen waren übrigens, wie ich finde, weder bloße Andeutungen noch vage ;)

Liebe Grüße,
Sebastian

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi,

ich noch mal,

Soldaten, die in ihrer schweren tarnfarbenen Uniform durch zerbombte Straßenläufe patrouillieren.
wenn es Soldaten sind, wäre mE Uniformen richtig
ich lege mir die weiche Wolldecke von der Sofakante um und wickele mich bis zum Kopf in ihr ein.
da bin ich gestolpert, liest sehr schlecht, ist für mich nicht stimmig
und den Baum nahe des Hauses, der seine Äste wild schüttelt
ein Baum der sich schüttelt :confused:
Was sollen sie auch anderes tun, als Klimaforscher.
der Satz scheint wieder so einer zu sein, als ob ein Schüler einen schlechten Aufsatz geschrieben hätte
Alles liegt am Klima, sogar Kriege liegen an dem schlechten Betriebsklima in der Politik.
der ist genau so ausgedrückt, oder bist du etwa ein Schüler
Stellenweise kommt dein Text wie ein Bericht rüber oder wie ein Aufsatz vom Schüler, alles wirkt monoton, wie das Tee schlürfen

Ich habe einfach keine Lust, mich mit deiner Geschichte auseinander zu setzen, weil ich sie schlecht und langweilig finde. Vielleicht ist die nächste von dir, für mich interessanter.
Gute Nacht Weltflucht

 

Hallo Smilodon,

Im Prinzip könnte ich dir den gesamten Text zitieren, daher habe ich versucht, meine Kritik zu erklären.
Hä, hä, das hast du aber gefickt eingeschädelt.

Aber vielleicht fehlt dir bei deiner persönlichen Interpretation einfach die Erleuchtung vom Autor. Deshalb erkläre ich mich mal: Es ist nur eine einfach gehaltene Beschreibung von jemanden der fernsieht.

Was du da reindeutest ist deine Sache, es sind deine unstimmigen Gedankengänge. Gibt dir das nicht zu Denken ;) ?

Viele Grüße
A.Merg


Hallo Weltflucht,

erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, konkrete Beispiele zu zitieren.

Die Uniformen hab ich schon korrigiert, leider passieren mir solche Patzer immer wieder.

Den Wolldeckensatz überdenke ich und ähm eigentlich komme ich ja aus der Fantasyecke. Deshalb sind Bäume, die ihre Äste schütteln, für mich nichts Besonderes. Will sagen, das hab' ich beim Schreiben gar nicht registriert.

der ist genau so ausgedrückt, oder bist du etwa ein Schüler
Stellenweise kommt dein Text wie ein Bericht rüber oder wie ein Aufsatz vom Schüler, alles wirkt monoton, wie das Tee schlürfen

Ja genau, monoton beschrieben so wie es ist, ohne überflüssige Schnörkel.

Viele Grüße
A.Merg

 

Was du da reindeutest ist deine Sache, es sind deine unstimmigen Gedankengänge. Gibt dir das nicht zu Denken ?
Ich deute nicht hinein, ich deute heraus. An welcher Stelle meine Gedanken unstimmig gewesen sein sollen, interessiert mich jetzt aber schon noch...

Und wenn es wirklich nur eine "einfach gehaltene Beschreibung von jemanden der fernsieht" sein soll, hat die Geschichte hier in der Gesellschaftsrubrik meiner Meinung nach nix verloren. Davon abgesehen, dass du dir die Geschichte dann auch gleich hättest sparen können, die meisten deiner Leser werden wohl irgendwann schonmal selbst ferngesehen haben.

Viele Grüße,
Sebastian

 

Ich deute nicht hinein, ich deute heraus.
Ähm, ist das nicht eine wenig polemisch? Oder macht das tatsächlich einen Unterschied?

An welcher Stelle meine Gedanken unstimmig gewesen sein sollen, interessiert mich jetzt aber schon noch...
Teutates bewahre uns davor, aber ich glaube, mir fällt gleich der Himmel auf den Kopf!
Lies dir bitte deine erste Kritik durch und zwar ganz genau. Dann denk mal scharf nach und ich kann mir weitere Erklärungen sparen.

Und wenn es wirklich nur eine "einfach gehaltene Beschreibung von jemanden der fernsieht" sein soll, hat die Geschichte hier in der Gesellschaftsrubrik meiner Meinung nach nix verloren.
Argh und weitere Verzweifelungsschreie, ich versuch es nochmal deutlicher zu erklären. Oberflächlich btrachtet, ist es tatsächlich nur eine Geschichte von jem., der fernsieht und wenn es da keinen tieferen Sinn gäbe, hätte ich mir das ganze Theater auch sparen können, wie du so schön schreibst, aber und jetzt kommt das große und wichtige Aber, den Sinn oder die Moral musst du selber finden. Jeder Einzelne, der das liest und jedesmal sind das andere Gedanken zu den Prot. und eine subjektive Moral, ob unstimmig oder Stimmig.
Niemand sollte eine Geschichte als schlecht aburteilen, weil ihm die eigens interpretierte Aussage nicht gefällt. Du kannst eine Geschichte schlecht geschrieben finden, weil der Schreibstil unmöglich ist, Rechtschreibung katastrophal oder die Handlung unlogisch, aber doch nicht die hineininterpretierten Gefühle oder Moral, die du selber "heraus deutest".

Und jetzt sag' ich dir mal was: Der Einzige, der eine Geschichte mit Sicherheit richtig interpretieren kann, ist der Schriftsteller selbst und manchmal noch nicht einmal der.

Also nichts für ungut und

Viele Grüße
A.Merg

 

Hallo A.Merg,

jemand bekommt die Welt nur aus dem Fernsehr mit und sie gefällt ihm nicht, sie ist ihm zu kalt. Warum er nicht in sie eingreift, darüber kann man nur spekulieren. Es geht nicht aus deinem Text hervor. Eine Querschnittslähmung wäre genau so denkbar wie Misanthropie.
Zunächst dachte ich, es soll der banale Vergleich sein: Anderswo krepieren die Leut und hier kümmern wir uns ums Wetter. Ganz so kam es nicht, eher zu einer Analogie, denn wie die Nachbarin in der Organisation des Todes nicht zur Trauer kommt, kommt die Welt in der Verwaltung der Kriege nicht zur Betrauerung der Toten. Wo keine Zeit zum Luft holen bleibt, bleibt für Gefühle kein Platz.
So weit folge ich einer Geschichte, in der der Erzähler nur Beobachter bleibt. Was nimmt ihm die Gefühle? Die Einsamkeit? Zeit, Luft zu holen hat er ja.
Technisch finde ich die Geschichte überarbeitungsbedürftig:

Ich weiß nicht wie es ist, einen Krieg zu erleben.
nicht, wie
deren Haut in grauen Fetzen von dem Körper hängt
hier besser: vom
und schützen Zivilisten, die ihre zerbrochenen Häuser aufbauen.
zerbrochen ist hier im Grunde ein Euphemismus, eher sind sie in zerbombten Straßen eingestürzt.
Draußen fallen erste große Regentropfen zu Boden
wohin sonst?
Zwischen den Marktständen sehe ich eingetrocknete Blutlachen, verzweifelt Weinende und einen Krankenwagen
dann sind die Blutlachen noch nicht eingetrocknet
Nicht weit entfernt kurvt aufgeregt ein Militärjeep herum
ein aufgeregter Militärjeep?
In einer riesigen Fabrik hergestellt, von einer Industrie, die Waffen am Fließband herstellt und ein Teil unseres Wirtschaftssystems ist.
das trommelnde Geräusch erinnert mich an die kleinen Maschinengewehrsalven aus den Lautsprechern
kleine Machinenengewehrsalven? Wäre nicht, wenn schon ein Adjektiv "leise" besser?
Was sollen sie auch anderes tun, als Klimaforscher.
Fragezeichen
Alles liegt am Klima, sogar Kriege liegen an dem schlechten Betriebsklima in der Politik.
Falsch, sie sind dessen Eskalation
man muss als Nachbar schon sehr ignorant sein, um so etwas so zu erfahren.
Auf die Frage des Reporters wie sie sich nun fühle, antwortet sie wie folgt: Ich bin sehr traurig
"wie folgt" sagt der Doppelpunkt aus, es ist redundant.
Und jetzt sag' ich dir mal was: Der Einzige, der eine Geschichte mit Sicherheit richtig interpretieren kann, ist der Schriftsteller selbst
den hat ein Leser in der Regel selten zur Hand. Ein Text muss aus sich heraus zu intepretieren sein. Erklärungsbedarf ist ein Manko des Textes.

Lieben Gruß, sim

 

Ohne weiter auf die Diskussion einzugehen, weil mir die Diskussion ansonsten zu müßig wird, noch eine kleine Anmerkung:

Und jetzt sag' ich dir mal was: Der Einzige, der eine Geschichte mit Sicherheit richtig interpretieren kann, ist der Schriftsteller selbst und manchmal noch nicht einmal der.

Wenn das wirklich so wäre, könnte man die ganze Literatur abschaffen. Wieso nämlich sollte ich eine Geschichte, einen Roman, was auch immer lesen, wenn ich sie, ihn, es doch nicht richtig verstehen kann, weil ich nicht der Autor bin? Oder anders gesagt: Wieso stellst du deine Geschichte überhaupt anderen Menschen zum Lesen zur Verfügung, wo du doch von vornherein weißt, dass sie sie doch nicht richtig verstehen? Doch nicht etwa, um ihnen zu zeigen, dass nur du, der Schriftsteller!, ansatzweise in der Lage bist dein tiefgründiges Meisterwerk zu entschlüsseln?

Viele Grüße (und Ende der Diskussion),
Sebastian

 

Hallo sim,

vielen Dank für deine ausführliche Kritik und dass du meiner Geschichte so weit gefolgt bist. :D

Was nimmt ihm die Gefühle? Die Einsamkeit? Zeit, Luft zu holen hat er ja.
Stell dir vor du sitzt vor dem Fernseher und schaust Nachrichten, das Übliche eben. Was empfindest du da? Trauer, Wut oder Hass und das jedesmal? Jeden Tag in der Woche? Wenn du dir meine Fragen ehrlich beantwortest, weißt du auch warum der Prot scheinbar keine Gefühle besitzt.

Einige deiner Anmerkungen zu der terchnischen Seite habe ich leider nicht richtig verstanden und weil ich immer etwas dazulernen will, fände ich es toll, wenn du mir die Wörter irgendwann mal genauer erklärst.

"wie folgt" sagt der Doppelpunkt aus, es ist redundant.
Was bedeutet redundant?

zerbrochen ist hier im Grunde ein Euphemismus, eher sind sie in zerbombten Straßen eingestürzt.
Und was zum Henker ist ein Euphemismus, kann man das esssen?:schiel:

Ansonsten bin ich noch ein wenig unentschlossen bei der Blutlache und der kleinen Maschinengewehrsalve.

Ich meine, dass ich keinen Zeitraum festgelegt habe, wann der Krankenwagen eingestroffen ist und ich sehe immer nur Bilder von eingetrockneten Lachen mit oder ohne Krankenwagen. Vielleicht hast du ja andere Erfahrungen gemacht?

Eine Salve, ist das nicht eine bestimmte Menge Patronen, also eine Mengenangabe? Wäre die Bezeichnung klein denn dann falsch? Ich bin mir nicht sicher...

den hat ein Leser in der Regel selten zur Hand. Ein Text muss aus sich heraus zu intepretieren sein. Erklärungsbedarf ist ein Manko des Textes.
Da hab ich ja was losgetreten, aber na jut, deine Argumente klingen logisch.

Viele Grüße
und 'nen schönen Abend

A.Merg

 

Hallo A.Merg

Wenn du dir meine Fragen ehrlich beantwortest, weißt du auch warum der Prot scheinbar keine Gefühle besitzt.
Manchmal sogar ein Gefühl der Genervtheit, immer noch damit konfrontiert zu werden. Die Abstumpfung kam als Gefühl deines Prot bei mir aus dem Text nicht an.
Ich meine, dass ich keinen Zeitraum festgelegt habe, wann der Krankenwagen eingestroffen ist und ich sehe immer nur Bilder von eingetrockneten Lachen mit oder ohne Krankenwagen. Vielleicht hast du ja andere Erfahrungen gemacht?
Kannst du am Bildschirm bei Aufnahmen aus von Selbstmordattentaten wirklich ausmachen, ob das Blut getrocknet ist? Ich gehe davon aus, dass die Krankenwagen kommen, solange deren Besatzung noch helfen kann. In der Sonne dort kann das Blut natürlich eventuell schneller trocknen.
Eine Salve, ist das nicht eine bestimmte Menge Patronen, also eine Mengenangabe? Wäre die Bezeichnung klein denn dann falsch? Ich bin mir nicht sicher...
Eine Salve ist schon eine Mengenangabe, allerdings nicht für Patronen. Der Begriff sagt aus, dass aus mehreren Feuerquellen (Kanonen, Gewehren, et.) geschossen wird, nicht nur aus einer. Die Anzahl der Waffen ist dabei egal. Man könnte also bei nur zwei MG schon von einer kleinen Salve sprechen, die Frage ist nur, was wird im Fernsehgerät wahrgenommen? Die spärliche Anzahl der Schüsse vielleicht, aber doch eher über die Lautstärke. Ich empfand die Verbindung zumindest als unstimmig, zual der Regen ja auch eher unuinterbrochen prasselt, während "kleine Salven" auf viele Unterbrechungen schließen lässt.
Redundanz
Von diesen Bedeutungen unterscheidet sich das rhetorische Stilmittel „Redundanz“ (vom lateinischen reducere „zurückführen“), das das Vorhandensein von überflüssigen Wörtern bezeichnet, Beispiele: „Den ganzen Tag lang – früh, mittags, abends, nachts“, oder „Der weiße Schnee“, „Weißer Schimmel, schwarzer Rappe“, „Runder Kreis“. Siehe dazu auch Pleonasmus.
Ich persönlich empfand "wie folgt" als überflüssig.
Euphemismus
Im Zusammenhang deines Textes empfinde ich "zerbrochen" als zu schwach.

Lieben Gruß, sim

 

Salut sim,

Vielen Dank nochmal, dass du, trotz deiner Genervtheit, die Kritiken zu meiner Kg geschrieben hast und die Wörter erklärt. Das hat mir wieder ein Stückchen weiter geholfen.

Die kleinen Salven lasse ich jetzt so stehen, weil sich der Prot. erinnert und keine direkten Vergleiche anstellt.

Und die eingetrockneten Blutlachen auch, weil sie am Bildschirm immer eingtrocknet wirken. Ob sie es sind oder nicht kann ich nicht sagen, sie sehen aber im Fernseher so aus.

Viele Grüße

A.Merg

 

Hi A.Merg!

Auf den ersten Blick ist es ein wenig schwer, zwischen der Aneinanderreihung
von Fernsehbildern und dem Sturm vor der Haustür des Prots eine Verbindung herzustellen. Aber ein gewisses "System" erkenne ich doch.
Der Prot ist den Nachrichtenbildern gegenüber gleichgültig, obwohl er sehr plastische Bilder von dem sieht, was in der Welt vor sich geht. Er sieht Bilder des Krieges, aber er hat, wenn überhaupt, nur ein Unterhaltungsinteresse ( "Fotos von halbverbrannten Menschen, deren Haut in grauen Fetzen vom Körper hängt und in Farbe" ).
Der Sturm vor seiner Tür ist Sinnbild für eine Nachricht, die spürbar auf sein Leben einwirken kann. Aber selbst vor dieser Nachricht flüchtet er sich in die trügerische Sicherheit des Fernsehers.
Insofern ist das Auftauchen seiner Nachbarin fast ein finaler Höhepunkt: Sein eigenes Leben und die Bilder im Fernseher sind nun unmittelbar miteinander verbunden.
Allerdings weiß ich nicht, wie dann das unsympathische Auftreten der Nachbarin ins Bild passt. Wenn er eine Nachbarin bekäme, die in Tränen aufgelöst ist, würde dieser Aspekt der Geschichte viel besser zur Geltung kommen.
Auch moralinsaure Beisätze wie "In einer riesigen Fabrik hergestellt, von einer Industrie, die Waffen am Fließband produziert und ein Teil unseres Wirtschaftssystems ist" sind nicht nur und überflüssig, sie schaden auch dem Bild vom Prot, der sich ja gleichgültig zeigen soll.
Vielleicht willst du aber gar nicht das rüberbringen, sondern dass der Prot sehr ängstlich ist und sich vor der gefährlichen Welt da draußen im Fernsehsessel verkriecht. Dann sucht er sich allerdings wohl die falschen Sendungen aus ...
Oder willst du, ganz unterste Stufe, rüberbringen, wie schlimm die Welt geworden ist? ;)
Vielleicht solltest du dir noch einmal genauer Gedanken darüber machen, was genau du mit dieser Geschichte eigentlich rüberbringen willst. Es will sich nicht so recht ein klares Bild ergeben.

Einzelheiten:

Ich weiß nicht, wie es ist, einen Krieg zu erleben.

Da müssen zwei Kommas in den Satz. ;)

Auf irgendeinem Markt, in einer Stadt, deren Name ich nicht einmal aussprechen kann,

Auf die Frage des Reporters, wie sie sich nun fühle,

Ciao, Megabjörnie

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi, Megabjörnie!

Danke für deine Kritk und entschuldige, dass ich erst jetzt antworte.

-hab' die letzten Tage keine Gelgenheit gehabt vorbeizuschauen.


Vielleicht solltest du dir noch einmal genauer Gedanken darüber machen, was genau du mit dieser Geschichte eigentlich rüberbringen willst. Es will sich nicht so recht ein klares Bild ergeben.
Ja, das bemerkten schon Viele, aber das ist ja gerade das Tolle an meiner Kurzgeschichte, jeder zieht andere Schlüsse.:lol:
Nein, mal im Ernst, das, was ich schreibe, ist meistens weit davon entfernt, als eine annehmbare Kurzgeschichte durchzugehen und ich gebe es zu, ich bin kein talentierter Schreiberling. Deshalb sehe ich jede weitere Geschichte, als eine Übung an, die ich als Experimentierfeld nutzen kann, bis ich irgendwann zufrieden mit dem Ergebnis bin. Bei "Es gibt halt immer etwas zu tun" habe ich versucht, herauszufinden, wie Gefühle und Meinungen durch das reine Beschreiben von Umgebung und Handlung hervorgerufen werden können.
Der Text ist aus einem reinen, intiutiven Gedankenspiel entsprungen und kann leider in keine Schublade mit der Aufschrift "Böse, schlechte Welt" oder "Gleichgültiger Prot." gesteckt werden, weil ich das gesamte Bild darstellen wollte, von einem Menschen, in einer Welt, wie sie heute ist.

Wahrscheinlich ist die Kg einfach zu kurz und ungenau geraten, um diese ambivalente Situation deutlich zu machen. Auf der anderen Seite, zeigen mir eure Krikien ja, dass ihr verwirrt, zwischen den Aussagen der Kg hin und her schwankt und tatsächlich keine Schublade findet. Das ist sicherlich ärgerlich für den Leser, aber lehrreich und ich habe mein Ziel vielleicht doch halbwegs erreicht.

Was meinst du, sollte ich meine Aussage in der nächsten Kg, wie eines der zehn Gebote anpreisen oder bei der Idee bleiben, der Fantasie des Lesers ein wenig mehr Freiraum zu lassen?

Übrigens, was zum :fluch: sind moralinsaure Beisätze (klingt irgndwie von Moral abgeleitet...)?

Viele Grüße ;)
A.Merg

 

Was meinst du, sollte ich meine Aussage in der nächsten Kg, wie eines der zehn Gebote anpreisen oder bei der Idee bleiben, der Fantasie des Lesers ein wenig mehr Freiraum zu lassen?

Wenn es darum geht, "der Fantasie des Lesers Freiraum zu lassen", dann ist nicht die Moral gemeint, sondern der Grad an Informationsübermittlung.
Es gibt Autoren, die jede Umgebung haarklein beschreiben, und andere, die erzeugen gerade lebendige Bilder, indem sie etwas nicht beschreiben.
Mehrdeutigkeit ist übrigens auch nicht schlecht, aber der Text sollte in sich stimmig sein. Die Erzählungen eines Franz Kafka erschließen sich einem auch nicht sofort, aber es gibt immer einen stringenten Zusammenhang, eine erzählerische Absicht.
Beziehen wir das mal auf deine Kg:

Bei "Es gibt halt immer etwas zu tun" habe ich versucht, herauszufinden, wie Gefühle und Meinungen durch das reine Beschreiben von Umgebung und Handlung hervorgerufen werden können.

... dann haben wir ja schon die Absicht. Und es gibt auch literarische Mittel, das zu erreichen. Ein mir bekannter Trick ist, dass du dem Leser erst eine Identifikationsfigur gibst, durch die er etwas erleben kann ( dann sollte der Prot schon etwas näher am Geschehen sein ) und dann notierst, was an Schrecklichem auf ihn einwirkt, ohne eine einzige Emotion zu umschreiben.
So könnte der Held in einem brennenden afrikanischen Dorf stehen, und er sieht, wie die Bewohner einen verwundeten Angreifer foltern. Du kannst die Folter in grausigen Einzelheiten beschreiben, aber das, was das Entsetzen beim Leser hervorruft, ist nicht die Beschreibung selbst, sondern die Vorstellung, dass der Held den Blick nicht abwenden, sich der Szenerie nicht entziehen kann.

Übrigens, was zum :fluch: sind moralinsaure Beisätze (klingt irgndwie von Moral abgeleitet...)?

Moralinsauer ist ein Text, wenn der Autor meint, den Leser mit moralischen Gemeinplätzen und Verurteilungen belehren zu müssen. Ist also schon irgendwo von Moral abgeleitet. ;)

 

Und es gibt auch literarische Mittel, das zu erreichen. Ein mir bekannter Trick ist, dass du dem Leser erst eine Identifikationsfigur gibst,
Das war dieses ich...

durch die er etwas erleben kann
das fernsieht...

und dann notierst, was an Schrecklichem auf ihn einwirkt, ohne eine einzige Emotion zu umschreiben.
könnte das der Makel an der Kg sein, zu wenig Schreckliches?

Moralinsauer ist ein Text, wenn der Autor meint, den Leser mit moralischen Gemeinplätzen und Verurteilungen belehren zu müssen. Ist also schon irgendwo von Moral abgeleitet.
Soso, dann bin ich schon wieder ein wenig schlauer.:D

 

könnte das der Makel an der Kg sein, zu wenig Schreckliches?

Äh, nein, das ist es nicht. Dieses fernsehende Ich könnte noch viel schrecklichere Bilder im Fernsehen sehen, und es würde den Leser immer noch kalt lassen, weil man den Fernseher einfach ausschalten könnte.
Der Prot müsste schon in einer Situation sein, der er sich nicht entziehen kann. Nur dann "erlebt" der Leser wirklich etwas. Er stellt sich die Situation vor, und selbst eine kalte Bestandsaufnahme der Dinge kann Emotionen auslösen. Es funktioniert vor allem bei den schrecklichen Dingen, ob das auch bei den schönen geht, bin ich nicht sicher.

 

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