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Es ist kalt draußen

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21.04.2008
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Es ist kalt draußen

Es ist kalt draußen. Vor dem Fenster, durch das er blickt. Sichtbar ist die Kälte nicht. Trotzdem weiß er ganz genau: Es ist kalt draußen.
Hier drinnen ist alles erwärmt, alles in rötliches Licht getaucht. Ein Feuer in der Mitte des Raumes ist der Grund. Züngelnd und lodernd verlässt es doch nie den ihm zugewiesenen Raum. Dafür ist sie verantwortlich. Schon wieder kniet sie auf dem Boden. Schwitzt und keucht, doch er hilft ihr nicht. Es ist ihre Aufgabe.
Sie arbeitet immer noch, als er sich aus seinem Sessel erhebt. Ihr Rücken ist ihm noch zugewandt. Während das Feuer unter ihrer Aufsicht immer mehr Holz und Tränen verschlingt, nähert er sich ihr. Sie bemerkt ihn nicht und er beugt sich, ihr näher zu sein, vor. Ihr heißer Duft wird von ihm eingesogen, aber sie bemerkt ihn nicht. Sie arbeitet weiter, er dreht sich um. Sein Sessel nimmt ihn wieder auf. Durch das Fenster kann er auf das Meer sehen. Draußen muss es noch kalt sein, obwohl schon wieder Lichtstrahlen auf den Strand fallen.
Trotzdem weiß er ganz genau: Es ist kalt draußen.
Nun klärt alles auf. Er kann es sehen. Draußen wird alles in frühabendliches Licht getaucht. Eine ganze Weile verharrt er noch in seinem Sessel. Sie ist wieder an ihrem Platz in der Ecke. Nur kurz hat er zu ihr herübergesehen. Ihr Blick aber wechselt ständig zwischen ihm und dem Fenster hin und her. Das Licht des Feuers wird wieder intensiver, als das von draußen abebbt. Er steht auf, geht noch einmal einen Schritt auf das Feuer zu, macht dann kehrt und öffnet die Tür. Wärme entweicht, sie fröstelt auf ihrem Schemel. Aber nur kurz, denn die Tür ist schon wieder geschlossen. Er ist verschwunden, sein Platz auf dem Sessel ist leer. Durch sein Fenster kann sie noch einen Zipfel seines Blutroten Mantels erkennen. Auch der ist schon wieder verschwunden. Allein sieht sie nun, wie das Feuer hungert und gibt ihm wieder Nahrung. Kauert sich auf den Boden, beginnt von neuem.
Draußen steht er, sieht dem Meer zu, wie es sich zurückzieht. Er spürt keinen Wind, keine Kälte.
Trotzdem weiß er ganz genau: Es ist kalt draußen.
Er wandert die Küste entlang, Stunden verrinnen innerhalb weniger Schritte und die Küste ist schon in Dunkelheit getaucht, als er den Lichtern eines kleinen Dörfchens näher kommt. Er wendet sich ab, denn es ist kalt hier. Weitere Stunden vergehen und er sitzt wieder in seinem Sessel. Das Feuer ist noch nicht verloschen, obwohl sie nicht mehr hier ist. Sie wird wiederkommen. Das Feuer braucht Nahrung, er sitzt und wartet auf ihr Erscheinen. Noch immer ist sie nicht zurückgekommen. Das Feuer scheint sich selbst zu verschlingen, zerrt sich auf und er tut nichts. Wartet nur. Auf das Klopfen an der Tür, auf die verzweifelten Schreie, auf das Gebrüll der wütenden Meute, auf die Bitte nach Einlass und Schutz. So wird es wieder geschehen, wie in jedem Jahr. Das weiß er. Weil er genau weiß, es ist kalt draußen.

Schon hört er ein rasches Klopfen, ein Hämmern an der Tür. "Meister, lasst mich herein, es ist kalt hier draußen. Ich bitte euch, so lasst mich herein! Ich flehe euch an!" Er öffnet, gewährt und sie weiß, was sie ihm dafür schuldig ist.
Wieder werden ihre Tränen des Feuers gute Nahrung sein.

 

Hallo Erik Erdmann,
ich weiß nicht so recht, was ich mit deiner Geschichte anfangen soll. Worum geht es eigentlich wirklich? Ich habe so viel verstanden, dass ein Mann sich irgendeine Frau zu Hause hält, die nicht so begeistert davon ist, aber trotzdem wieder zu ihm zurückkommt.:hmm:
Erst einmal solltest du klären, welche Beziehung die beiden zueinander haben und warum sich der Mann so überaus ignorant verhält.
Klar, mit diesen ganzen Wiederholungen von "Es ist kalt draußen" wolltest du bestimmt ausdrücken, dass die Frau von der Wärme des Feuers abhängig ist. Dafür fehlt mir aber der Bezug zur Zeit, in der die Geschichte spielt. Heutzutage würde sicherlich keine Frau länger bei ihrem faulen Macker bleiben, nur weil es kalt draußen ist.
Ich hoffe, du verstehst, worum es mir geht. Kurzgeschichte heißt nicht, dass du die Handlung besonders knapp halten sollst, denn so versteh zumindest ich nicht, was du mit der Geschichte sagen willst.

Hier noch ein paar sprachliche Sachen, die mir aufgefallen sind:

Ihr Rücken ist ihm noch zugewandt.

Warum sagst du nicht einfach, dass sie ihm den Rücken zukehrt?

Züngelnd und lodernd verlässt es doch nie dem ihm zugewiesenen Raum.

Es heißt den ihm zugewiesenen Raum, obwohl sich das auch irgendwie zu formal anhört.

Sie bemerkt ihn nicht und er beugt sich, ihr näher zu sein, vor.

Das ist mir zu viel ihr und er und sie. Warum gibst du ihnen nicht einfach Namen?

Ihr heißer Duft wird von ihm eingesogen

Erstmal klingt die Formulierung irgendwie kompliziert. Was verstehst du unter einem heißen Duft?

Sein Sessel nimmt ihn wieder auf.

Klingt irgendwie total sinnentfremdet. Besser vielleicht: Er nimmt seinen Platz im Sessel wieder ein.

Sie ist bereits wieder an ihrem Platz in der Ecke.

Das bereits einfach streichen.

Ihr Blick aber wechselt ständig zwischen ihm und ihrem Fenster hin und her.

Meinst du wirklich, dass es ihr Fenster ist?

Er wandert die Küste entlang, Stunden verrinnen innerhalb weniger Schritte und die Küste ist schon in Dunkelheit getaucht, als er den Lichtern eines kleinen Dörfchens näher kommt. Er wendet sich ab, denn es ist kalt hier. Wieder vergehen Stunden und er sitzt in seinem Sessel.

Die Formulierung Stunden verrinnen ... ist gar nicht mal so schlecht, aber irgendwie komme ich nicht ganz mit. Erst spaziert er am Strand entlang und dann sitzt er plötzlich wieder in seinem Sessel?

Noch immer ist sie nicht zurückgekommen.

Wann ist sie denn weggegangen?

... auf das Gebrüll der wütenden Meute.

Unter einer Meute versteh ich etwas anderes als nur eine Frau.

Wieder werden ihre Tränen des Feuers gute Nahrung sein.

Dieser Satz gefällt mir eigentlich, nur müsstest du mehr einbringen, warum sie weint und warum sie dem Mann dient. :confused:
Lies einfach nochmal drüber und überlege, was du mit deiner Geschichte sagen wolltest. Vielleicht bin ich ja auch nur zu blöd, um es zu kapieren.
Lass dich nicht entmutigen und bearbeite den Text nochmal.;)

Gruß,
Segelengel

 
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Hallo Erik Erdmann,

Segelengel schreibt:
Ich weiß nicht so recht, was ich mit deiner Geschichte anfangen soll. Worum geht es eigentlich wirklich? Ich habe so viel verstanden, dass ein Mann sich irgendeine Frau zu Hause hält, die nicht so begeistert davon ist, aber trotzdem wieder zu ihm zurückkommt

ich habe es so verstanden:
Es ist kalt draußen
sagt nicht nur etwas über die Außentemperatur, sondern vielmehr über eine Gefühlskälte des da draußen und des Mannes da drinnen. Er scheint in einer Art innerem Gefängnis zu sitzen. Er sieht "das Draußen" und er sieht "die Frau" und lebt in dieser "Kälte", aber wirklich etwas tun, um die Situation zu ändern .. dazu ist er nicht in der Lage. Das einzige was mir nicht so gut gefällt ist der zeitliche Sprung von dem Dörfchen zurück zum Sessel bis zum neuerlichem erscheinen der von "der da draußen". Hier solltest du noch etwas nachbessern.

Gruß Keinstein

 

Hallo an Segelengel und Keinstein,

vielleicht kommt diese Antwort ein wenig spät, aber sie kommt. Ich danke euch natürlich erstmal für eure Rückmeldungen.

@ Segelengel:

Zitat:
"Ihr Rücken ist ihm noch zugewandt.

Warum sagst du nicht einfach, dass sie ihm den Rücken zukehrt?"

-gefiel mir persönlich besser, zugegebenermaßen ein wenig abgehoben, aber ich mag es...

Zitat:
"Züngelnd und lodernd verlässt es doch nie dem ihm zugewiesenen Raum.

Es heißt den ihm zugewiesenen Raum, obwohl sich das auch irgendwie zu formal anhört."

- Ja, ich war wirklich so blöd... danke, das wird korrigiert

Zitat:
"Sie bemerkt ihn nicht und er beugt sich, ihr näher zu sein, vor.

Das ist mir zu viel ihr und er und sie. Warum gibst du ihnen nicht einfach Namen?"

- Ich wollte auf keinen Fall Namen, eigentlich nur Stereotypen. ER (Mann) SIE (Frau) dazu gleich mehr

Zitat:
"Ihr heißer Duft wird von ihm eingesogen

Erstmal klingt die Formulierung irgendwie kompliziert. Was verstehst du unter einem heißen Duft?"

- Naja, heißer Duft halt... Sie kümmert sich um das Feuer und schwitzt und stinkt dabei wohl ein bisschen, aber ich fand diese Formulierung schöner

Zitat:
"Sein Sessel nimmt ihn wieder auf.

Klingt irgendwie total sinnentfremdet. Besser vielleicht: Er nimmt seinen Platz im Sessel wieder ein."

- Wieso das den Sinn entfremdet versteh ich nicht, die Formulierung ist zwar ungewöhnlich, weil ein Sessel normalerweise ja nichts tut, aber dennoch verständlich finde ich...

Zitat
"Sie ist bereits wieder an ihrem Platz in der Ecke.

Das bereits einfach streichen."

- Du hast recht^^

Zitat:
"Ihr Blick aber wechselt ständig zwischen ihm und ihrem Fenster hin und her.

Meinst du wirklich, dass es ihr Fenster ist?"

-Ähmm... nein, das erkläre ich mir mal mit Geistesabwesendheit...

Zitat:
"Er wandert die Küste entlang, Stunden verrinnen innerhalb weniger Schritte und die Küste ist schon in Dunkelheit getaucht, als er den Lichtern eines kleinen Dörfchens näher kommt. Er wendet sich ab, denn es ist kalt hier. Wieder vergehen Stunden und er sitzt in seinem Sessel.

Die Formulierung Stunden verrinnen ... ist gar nicht mal so schlecht, aber irgendwie komme ich nicht ganz mit. Erst spaziert er am Strand entlang und dann sitzt er plötzlich wieder in seinem Sessel?"

- Ja... eigentlich soll das: 'Wieder vergehen Stunden und er sitzt in seinem Sessel' heißen, dass er wieder zurückgegangen ist, allerdings habe ich es mal in : 'Weitere Stunden vergehen und er sitzt wieder in seinem Sessel' geändert...

Zitat:
"Noch immer ist sie nicht zurückgekommen.

Wann ist sie denn weggegangen?"

- Als er spazieren war. An folgendem Satz verdeutlicht: 'Das Feuer ist noch nicht verloschen, obwohl sie nicht mehr hier ist.'

Zitat:
"... auf das Gebrüll der wütenden Meute.

Unter einer Meute versteh ich etwas anderes als nur eine Frau."

- Ich auch, deshalb habe ich das wort ja benutzt^^... Soll heißen: sie ist weg, er weiß sie kommt wieder, das passiert jedes Jahr, wenn sie wiederkommt, dann weil sie von einer Meute verfolgt wird... Sie sucht ja auch Schutz vor ebendieser bei ihm...

Zitat:
"Wieder werden ihre Tränen des Feuers gute Nahrung sein.

Dieser Satz gefällt mir eigentlich, nur müsstest du mehr einbringen, warum sie weint und warum sie dem Mann dient. "

-Eigentlich wollte ich das ja extra relativ stark der Fantasie des Lesers überlassen, aber wahrscheinlich hast du recht, wenn ich nicht konkreter werde, wird es unverständlich. Ich werde da wohl noch was bearbeiten...
Naja auf jeden Fall dient sie dem Mann, weil er sie beschützt... vor der Meute^^


@ Keinstein

Du hast richtig erkannt, dass mit der Kälte nicht unbedingt ein realer Zustand von niedrigen Temperaturen beschrieben wird (...naja, vielleicht auch...ein bisschen) , sondern eine "Gefühlskälte" der Welt.
Das ist durchaus metaphorisch zu verstehen. Die Frau, die sich um das Feuer kümmert, tut das um der Kälte zu wehren. Sie ist an das Feuer gebunden.
Ebenso ist sie an den Mann gebunden, der anscheinend keine richtige Beziehung zu ihr unterhält, sonder ihr nur Schutz vor einer nicht näher beschriebenen "Meute" gewährt. Wir wissen zwar nicht wie, aber es scheint zu funktionieren, immerhin scheitert jährlich ein Fluchtversuch...


Allgemein:
Ich wollte in meiner Geschichte ein wenig von Abhängigkeiten, die durch äußere Umstände entstehen zeigen.
Irgendwie ist da ja jeder Abhängig, der Mann vom Feuer (Er kann zwar scheinbar eine zeitlang ohne seine Wärme auskommen, allerdings kehrt er doch vom "kalten Dörfchen" zurück in seinen Sessel), die Frau vom Mann, das Feuer von der Frau, die Frau vom Feuer...
Die äußeren Umstände sind wohl immer unbekämpfbare Widerstände (Kälte, Meute), die meine Figuren in Abhängigkeiten bringen. Dabei wird diese Abhängigkeit von der Frau trotzdem nie akzeptiert (flieht einmal im Jahr, weint), und dieses "Nicht-akzeptieren" ist Vorraussetzung, also äußerer Umstand für das Feuer, immerhin wird es von ihren Tränen gefüttert...

Also an euch beide nochmal: Danke

 

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