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Thema des Monats Es war so

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24.04.2003
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Es war so

Wir hatten es nicht abgesehen auf jene oberflächliche, stets zum Zerreißen gewillte Haut einer feierfreudigen Reichengesellschaft, die sich in schummerigen Lokalen, denen man das schmückende Beiwerk einer vermeintlichen Echtheit verliehen hatte, indem gar kitschige Maskenfratzen im Alkohol ertränkten Menschen, die lediglich die Weite des Geldes, nicht aber die des Fernschmerzes suchten, von nicht erlebten Ereignissen der Mystik prahlten. Sollte jenen doch irgendeine, nur nicht die tatsächliche Wahrheit zuteil werden.
Was wir suchten, und es stellte sich vom Beginn her als grobe Vernunftslästerung dar, war eben solcher Untergrund, der exotische Tiefe mit sich brachte; wenn ferne Länder über das angestrebte, luxuriöse Reiseziel hinaus auch solche Dinge wie kulturelle Erlebnisse und Finsternis darboten, von denen keiner wissen konnte und auch niemals wissen sollte, der sich nicht für solche Geheimnisse interessierte.

Als wir der im aufgehen begriffenen Sonne unsere Rücken zuwandten wie Flüchtende vor dem Exil, welches mit sinnlichen Küssen hinter ihnen herlangt, da stand bereits die Unmöglichkeit des Abbruches vor unser aller Augen; konnten wir doch - das Vorhaben vom Plan gewandelt und zum Ziel geworden - nur noch an den Tempel denken.
Jener Schrein der Unsäglichkeiten, in Assoziationen verstrickt wie sie unser eingeschränktes Denken unmöglich und somit noch faszinierender macht.
Macheten zerflossen alsbald zu der albtraumhaften Routine ununterbrochener Anstrengung, die einzig das Fortkommen im Dschungel gestatten lässt, und es war so ermüdend ... so unendlich viele Hiebe und nirgends ein Weg, dass sich mir bald die Frage aufdrängte, ob es uns Menschen überhaupt gestattet war uns dort so euphorisch und gutgedünkt zu bewegen. Als seie eben dieses Paradies auf Erden blind vorhanden und nicht geschaffen für den Menschen, welcher sich statt dessen nach Technik umgeschaut hat, von derer wir reichlich aufgeben mussten im Irrlicht jenes pfadschlagenden Weges; als handele es sich um eine Schar im Geiste reisender Kranker dorthin, wo sie im Fieberfeuer Heilung erwarten.
Die Tiere und Insekten, denen das Licht Gestalt verlieh in vor angst geweiteten Pupillen, und all jene Stunden, die dem Schlaf verplant waren, und eben jener sich nicht daran hielt auch einzutreffen, lag ich wachendem und doch maßlos erschöpften Willens in dem Zelt, welches den Namen nicht verdiente und malte mir in wirren Gedanken noch erheblich wirrere Konstrukte aus, so dass es bald soweit kam, dass ich den Regen in den Blättern der Bäume eine Sprache flüstern hörte, die mich davor warnte den eingeschlagenen Weg, und sei es bloß für eine Sekunde, fortzuführen.

Wir fanden einen der Gepäckträger derart zerrissen in seiner Gestalt vor, dass es unser aller Blut gefrieren ließ.
Man sprach von einem Gorilla, wohlwissend, dass es nicht wahr sein konnte.
Ein Spinnenbiss im gleißenden Licht einer Sonne, die sich so nicht erahnen lässt, kommt man aus Europa, reduzierte uns um eine weitere Mannkraft und fügte dem Hirn zugleich eine neue Narbe hinzu.

Dann ... mit der Unverhofftheit abgestorbenen Forscherdrangs, standen wir vor dem Tempel.

Als wir ihn betraten, da ...

***

Ich schaue von unten auf jene oberflächliche, stets zum Zerreißen gewillte Haut.
Was ich sah, das vermag niemand zu glauben.
Dort stand dieses Ding, welches mich ein Leben lang in meinen Albträumen verfolgen wird.
Vielmehr wird mich allerdings die Handtasche verfolgen, die es in den Klauen hielt.
Die Reichengesellschaft, die zum Feiern hierher gelangt.


Der Parasit.

Schon bald wird er in Europa eintreffen.

 

Hi Cerb!

Das ist kein Lovecraft, das ist kein Poe, das ist ein waschechter Cerberus!:D
Ich muss sagen, du hast dich hier um Verständlichkeit so wenig geschert, wie eine Badetasche um Religion. Man taucht in den Text und liest, verfolgt die Formulierungen, taucht in den nächsten Teilsatz ein und - hoppala, worum gings nochmal? Das ist nicht Sinn der Sache!

Es gibt eine Menge Formulierungen, die ich beanstanden würde:

Als wir der im aufgehen begriffenen Sonne unsere Rücken zuwandten wie Flüchtende vor dem Exil...

die Sonne liegt hinter ihnen, das Exil liegt aber vor Flüchtenden, oder habe ich da etwas missverstanden?

Ach ja, was ist ein

pfadschlagender Weg

Das klingt genauso, als hättest du dir beim Schreiben den kleinen Finger gebrochen.

Allerdings wird man in dem Text (wie fast immer) mit kleinen...Kleinoden belohnt:

Wenn du im Fabulieren bist, das Meer der Nebensätze über den Leser schwappt, fällt ihm plötzlich die Beschreibung einer ärmlichen, zerlumpten Unterkunft ins Auge:

...und eben jener sich nicht daran hielt auch einzutreffen, lag ich wachendem und doch maßlos erschöpften Willens in dem Zelt, welches den Namen nicht verdiente

Zack! Das ist ein Bild, das kaum Worte braucht, sich aber festsetzt.
Noch besser dies hier:

Dort stand dieses Ding, welches mich ein Leben lang in meinen Albträumen verfolgen wird.
Vielmehr wird mich allerdings die Handtasche verfolgen, die es in den Klauen hielt.

Die Handtasche in den Klauen des Monster - wir haben eine Beziehung hergestellt zum Normalen, Alltäglichen und somit das Vieh fassbar gemacht.
Die Handtasche wird das Utensiel bleiben, die mir von der Story im Gedächtnis bleibt.

Wie gesagt, wären diese Ideenblitze nicht...

Grüße von meiner Seite!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Cerberus,

okay, ich geb`s offen zu: nix kapiert. Da gibt es drei Möglichkeiten: a) ich bin zu doof, b) Cerberus ist zu schlau, was im Fall von a) gar nicht nötig wäre, oder die Geschichte ist zu unvollständig. Ich bin ja - wie schon oft betont - nicht der begeisterte Rätselrater.

Ich habe den Plot so gesehen: Da sind Forscher im Dschungel auf der Suche nach einem Tempel, verlieren einen Teil der Mannschaft, finden den Tempel, da drin ist ein Monster mit Handtasche, das als Parasit in Europa eintreffen wird. Ömm...

Dafür fand ich`s atmosphärisch dicht, mit einigen schönen Formulierungen. Bei der Kürze des Textes konnte ich also doch noch etwas Gewinn mitnehmen.

Besten Gruß
nic

 

Booooah ey ... was seid ihr alle böse! :D

Hm, na gut: Ist eine kleine Fingerübung gewesen. Endlich darf man mal kompliziert schreiben und das dem TdM in die Schuhe schieben.
Muss ich doch ausnutzen :D

@Zerbrösel-Pistole

Früher mochte ich H.P., heute beneide ich ihn um seine düsteren Lokationen; sein Stil ist nicht wirklich mein Stil. Richtig kopiert habe ich ihn hier ja auch nicht, sondern eben bloß eine komplizierte Sprache verwendet.

War halt eine Fingerübung, das Ganze.

@Hanniball

Ich muss sagen, du hast dich hier um Verständlichkeit so wenig geschert, wie eine Badetasche um Religion.

Du musst das anders betrachten: Die Religion schert sich einen Dreck um Badetaschen, und wenn man das ganze Zeug dann am Strand verliert, heißt es gleich, man sei von Gott abgefallen ... oder so.

Ach ja, was ist ein "pfadschlagender Weg"?

Das hättest du mich gestern fragen sollen. Heute muss ich selbst mit den Schultern zucken.

Das klingt genauso, als hättest du dir beim Schreiben den kleinen Finger gebrochen.

Schlimmer noch! Der Zeigefinger hatte sich im Labyrinth des rechten Nasenlochs verlaufen.

Zack! Das ist ein Bild, das kaum Worte braucht, sich aber festsetzt.
Noch besser dies hier:

Die Handtasche in den Klauen des Monster - wir haben eine Beziehung hergestellt zum Normalen, Alltäglichen und somit das Vieh fassbar gemacht.
Die Handtasche wird das Utensiel bleiben, die mir von der Story im Gedächtnis bleibt.

Wenn es nur zwei Bilder sind, die dir gefallen haben, dann freue ich mich zumindest darüber, dass es zumindest diese beiden sind; denn über kleine positive Aspekte von dir freue ich mich immer wieder aufs Neue (und das ist wirklich ernst gemeint).

Wie gesagt, wären diese Ideenblitze nicht...

Ich gebs ja zu ... so toll ist das Ding wirklich nicht. Fingerübung hin oder her.
Nichts für ungut.

@nictita

Eigentlich hast du doch alles richtig verstanden.
Die Handtasche soll deutlich machen, dass dieses Monster es auf Touristen abgesehen hat und scheinbar längst einen Weg aus dem Urwald heraus gefunden hat.

 

Doch so einfach? Das macht mich ja direkt glücklich!
Ich hatte irgendwie an eine den komplexen Satzstrukturen angepasste um fünf Ecken gestrickte andere Aussage gedacht.

Schönes Wochenende
nic

 

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