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Es werde Licht

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13.11.2002
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Es werde Licht

Ich starrte abwechselnd in den Nachbargarten, dann wieder auf des Gesicht des Einen.
Mein Sohn klammerte sich an der Fensterbank fest und blickte auf geschätzte zwei Milliarden Lichter, und es schien ihm ausnehmen gut zu gefallen.
»Der Typ hat sie nicht mehr alle«, murmelte ich, noch immer unter Schock.
Unser Nachbar hatte die Großoffensive gestartet, und diesmal noch früher als im letzen Jahr.
»Heiiiiiiii«, grunzte mein Sohn und drückte seinen Knubbelzeigefinger gegen die Scheibe, »Heiiiiiiiiiiiiiiii!«
»Stimmt. Eine großkotzige Zurschaustellung amerikanischer Zuckerbäckerromantik«, pflichtete ich meinem Sohn bei, »und teuer wie Sau. Und man kriegt kein Auge zu hier.Ich muß was tun.«
Das ältere Ehepaar von nebenan.
Er: Ehemaliger Stadtverwaltungsfuzzi, stets in Strickjacke mit Rautenmuster unterwegs, im Sommer pedantisch gekleidet wie ein japanischer Offizier- mit Bügelfalten in den Shorts, die zum Heckenschneiden geeignet waren; er grillte nach Kochbuch, und das, wenn es warm war, täglich.
Sie: Ein ausgezehrtes Persönchen, daß gern Loden und Blusen mit dubiosen Jagdmotiven trug, morgens um Sechs ein von meinem Schreibzimmer aus gut sichtbar montiertes Unterbauküchenradio in Betrieb nahm und brüllend WDR 4 aufdrehte, weswegen ich mir allmorgendlich um Sechs Uhr eins die Zeigefinger in die Ohren rammte, noch bevor ich die Augen öffnen konnte.
Die beiden waren ein kinderloses Feuerwerk der guten Laune, auch wenn sie sich gerüchteweise gegenseitig »Flurwoche« im Treppenhaus eintrugen, obwohl sie in einem Einfamilienhaus wohnten.
Der Herr des Hauses genoß seinen Ruhestand, der vermutlich genauso erholsam war wie die voran gegangenen dreißig Jahre im Katasteramt von Duisburg, sie lag sommers gern auf der Veranda und las Frauenzeitschriften mit Aufmachern wie »Prinz Harry: Schicksalsschlag am Gründonnerstag- wird er je wieder laufen können?«
Im Sommer machte es Spaß, die beiden zu hassen.
Es war wie der bedrohliche Vortrag des Dschungelmädchens im Schwarzenegger-Vehikel PREDATOR: Jeden Sommer, wenn es besonders heiß ist, kommen sie und jagen. Sie verschonen Frauen und Kinder, aber sie machen alle Männer zu ihrer Beute!
Stimmte schon- weder mein Sohn noch seine Mutter ließen sich von den beknackten Eskapaden unserer Hochglanznachbarn beeindrucken, aber mir gingen sie gehörig auf den Sack- allerdings nicht genug, um aufzumucken.
Heute allerdings war das Maß voll.

Herr Nachbar hatte gegen sechszehn Uhr seinen flugzeugträgergroßen, karamelfarbenen Volvo vor seine Garage gefahren und den Schlund seines schwedischen Riesenkofferraums aufgähnen lassen.
»Was tut er da?«, fragte die Mutter meines Sohnes.
»Er schafft Leichenteile ins Haus. Dann wird er in einem geheimen Raum im Keller seine komplette Behörde mit zusammengenähten Toten wieder aufbauen: Den Schröder von der Buchhaltung, die Kleine, die immer kopiert... und alles riecht nach Verwesung, und dann wird er eine Besprechung anberaumen... «
»Red nicht so einen Müll!«
»Wer hat denn damit angefangen? Hab ich ne Kristallkugel auf dem Nachttisch? Was weiß ich denn?«
Wir beobachteten, wie er das Ende einer Lichterkette hervorzog; wir schauten ihm noch weitere zwanzig Minuten zu, ohne das andere Ende zu Gesicht zu bekommen.
Dann wuchtete er eine unförmige, stählerne Wumme hervor- ein bedrohliches, martialisch anzuschauendes Monster von einem Industrietacker.
Für eine Sekunde sah der Mann aus wie der Robocop einer Welt, die als offizielles Zahlungsmittel Schlecker-Rabattmarken akzeptiert. Er wog den Tacker in der Hand, pfiff dann anerkennend, und der Eindruck verpflog.
»Will wohl nur was reparieren«, murmelte ich.

Der gleiche Tag, zweiundzwanzig Uhr.
»Was sind das für Geräusche?«, fragte jene, die meinen Stammhalter ausgetragen hatte.
Schrung!
Schrung!
Schrung!

Eine kurze Pause trat ein.
»Er wird sicher nur...«
Schrung!
Ich riß den Vorhang beiseite.
Unser Nachbar war ein Ninja in Trevira; katzengleich turnte er auf dem Dach herum, den Reißverschluß seines gutbürgerlichen Versandhaustrainingsanzuges bis zum Hals geschlossen, und feuerte mit dem Robocop-Tacker auf sein eigenes Haus.
»Der hat sicher Ratten«, vermutete ich.
»Auf dem Dach?«
»Die Biester sind flink.«
Der Nachbar kletterte ungelenk herunter, sah ich.
»Trotzdem: Ratten? Oben?«
»Höre«, ereiferte ich mich, »das ist möglich. Im Sommer reißt er beim Grillen immer so den Arm hoch. Zuerst dachte ich, er wäre Altnazi, aber mittlerweile glaube ich eher, daß er immer ungenießbare Stücke Fleisch nach oben warf- aus den Augen, aus dem Sinn. Da sammeln sich verottete Bauchfleischfragmente in der Regenrinne, und irgendwann kriegen das die Ratten spitz. Sie bauen Räuberleitern....«
In diesem Moment wurde es...hell?
Nein.
In diesem Moment flammte unsere Siedlung auf, wurde grell, greller, Supernova-kreischend gleißend-Höllen-hell.
Gegen das, was sich im, am, und ums Nachbarhaus nebst Garten tat, war der Brand der Hindenburg wie eine Adventskerze im Kartoffelkeller.
Ich sprang kreischend vom Fenster zurück und schrie:»ICH HABS DOCH GESAGT! UNSERE NACHBARN SIND DIE ARSCHLÖCHER AUS INDEPENDENCE DAY! ALS NÄCHSTES FLIEGT UNS DAS RATHAUS UM DIE OHREN! RAUS HIER!«
»Hm«, sinnierte die höchste Instanz der Frucht meines Samens,»ist wirklich n bißchen hell für ne Weihnachtsbeleuchtung.«

Ich stand zitternd im Garten; ein dicker Schal schütze mich vor der grimmen Kälte dieser Novembernacht, meine Schweißerbrille vor den Auswirkungen der infernalischen Dekoration des Katasterkaspers, der sich im Innern seines Hauses verschanzt hatte, wo es schön dunkel war.
»Lichtscheues Gesindel«, brüllte ich, legte den Baseballschläger aber trotzdem zur Seite.
Jetzt nur ein Öl ins Feuer gießen, dachte ich mir, gefolgt von dem Gedanken, daß Öl sowieso nicht brennt und dieser Spruch genauso ein Unfug ist wie»auf gute Nachbarschaft«-hohles Gesülze ohne irgend einen geistigen Sättigungswert.
Herr im Himmel:
Ein unendliches, riesiges, dichtes, weitverzweigtes Netz voller kreischend heller Glühbirnen war übers Haus gespannt, als hätte die Travestie einer Riesenkirmesspinne Eier gelegt; ein wahnhaft pulsender Plastik-Santa hing wie Falschgeld am Balkon, und zwar in schrillster Originalgröße; Rentiere aus Metall bevölkerten den Garten, alle durchzogen von schmerzlich gleißenden Lichtspiralen, alle mit einem doofen, zweidimensionalen »Spann mich vor den Schlitten«-Grinsen in ihren bescheuerten Drahtfressen; Die Bäume, die Zäune, der selbstgemauerte Grill: Alles leuchtete, blinkte, glimmte, schwoll irrsinnig weihnachtlich strahlend an und ab, und ich blickte in die Sterne, sah keine Drei Heiligen mit einer abisolierten Kabelzange und übergab mich auf den Rasen. Mir wurde schwindelig-dann sackte ich weg, die Welt waberte, verschwand....

August 1984
Discothek »Zwischenfall«, Bochum
21.48 Uhr.
Nahe der Tanzfläche.

Ich starre auf die Schuhspitzen meiner schnallenbewehrten, spitzen Dark-Wave-also-sauteuer-Stiefeletten, während Anne Clark sich hineinsteigert.
Trockeneis.
Mein Mantel schwingt locker in der Zugluft ankommender Grufties, die mir auf die Schulter klopfen.
»Zuckerwasser, Dracula?«, fragt ein Mädchen mit quarkfarbenem Makeup und Kettenhemd.
»Gel, Cola und Haarlack«, gebe ich mit Grabesstimme zurück, dann, um das Gespräch am Laufen zu halten: »Öfter hier?«
»Selten. Zu grell hier. Habs gern dunkel.«
Der Laden ist zappenduster, aber für manche Mädchen offenbar nicht duster genug.
Sie heißt übrigens Britta, nennt sich aber »Damona«.
»Geiles Outfit«, sagt sie und weist auf meinen schwarzen Rolli, in den ich mit Silbernieten »Zusatzzahl:666« gestanzt habe. Hier drin sind vierzig Grad.
Ich nippe an meiner Cola, die übel schmeckt, aber das einzige Getränk ist, das mir farblich gut steht.
»Wollen wir woanders hingehen? Wo es wirklich dunkel ist?«
Ihre Stimme klingt aufreizend rauh.
»Klar-wart noch einem Moment: Sie spielen gleich die Sisters.«
Ich kürze Sisters of Mercy immer so cool ab.
»Bring mich an einen Ort, der wirklich finster ist«, sagt sie, und ihr Kettenhemd klirrt sexy.
Obwohl sie aussieht wie der Tod auf Socken, ist sie süß. Diese sexy Gruftiesache. Schwer zu erklären.
Aus den Boxen kommt »Black Planet«, und wir hören es uns schweigend an, während sie an schwarzen Fingernägeln kaut.
»Bring mich an einen Ort, der wirklich finster ist«, wiederholt sie, und dann:
»Ich kann nur im Dunkel glücklich sein.«
Ich kann nur im Dunkel glücklich sein
Ich kann nur im Dunkel...

Ich wachte auf. Der Rasen war eiskalt.
Langsam kroch ich zum Haus zurück. Ein Plan hatte sich in meinem Kopf eingenistet.

»Das solltest du nicht tun! Willst du in den Knast?«, fragte jene, aus deren Schoß mein Erstgeborener geschlüpft war.
»Ungewöhnliche Situationen erfordern heftige Maßnahmen«, entgegnete ich, »und jetzt gib mir den UV-Blocker.«
Ein Blick in den Spiegel:
Das alte Outfit, fast zumindest.
Guter alter Mantel, dachte ich, dann streifte ich die Strumpfmaske über und zog den Kajal nach.
Beim nächsten Mal andersrum, sagte ich mir, wischte das Zeug von der Maske und griff mir die Axt.
»Wenn du jetzt gehst, brauchst du überhaupt nicht mehr antanzen«, keifte die Frau, welche meinen Sproß unter dem Herzen getragen hatte.
»Wenn ich zurück kehre, dann in Finsternis«, nuschelte ich durch den Stoff.
»Für wen bitte schön tust du das jetzt? Dein Sohn schläft sowieso, und mich stört es nicht. Und beim nächsten Mal nimm einen Perlonstrumpf, keine deiner alten Socken. Du siehst aus wie der Bücherwurm aus Lemmi und die Schmöker
»Danke. Ich tue das«, bellte ich und öffnete die Balkontür,»für alle hier. Dich, mich, den Einen...und Damona.«
»Wer ist Damona?«
»Erzähl ich dir, wenn ich wiederkomme.«


Ich betrat den Garten der Eheleute Kleffmann gegen kurz vor Mitternacht.
Ich habe den Rentieren großen Schaden zugefügt.
Ich habe den Nikolaus ausgelöscht.
Ich wollte das Hauptstromkabel an der Kellertreppe kappen.
Als ich gerade mit der Axt ausholte, erlosch alles Licht.
Frau Kleffmann, bei der ich mich hiermit vielmals entschuldige, nahm mich wohl als vermummten Mann wahr, der eine Axt über dem Kopf schwang, was nicht schwierig war, da ich direkt vorm Fenster stand. Ich hatte keine Ahnung, daß die Weihnachtsbeleuchtung über Zeitschaltuhr geregelt war, um demnach um Null Uhr erlischt, um etwaigen Beschwerden vorzubeugen.
Ich bedauere ausdrücklich, daß Frau Kleffmann sich zur Stunde nicht wohl fühlt, und werde für alle Kosten aufkommen, die über die üblichen Krankenkassenleistungen hinaus durch ihre psychatrische Behandlung entstehen.
Ich werde die Rentiere ersetzen.
Ich werde den Nikolaus ersetzen.
Wie besprochen werde ich mich dem Haus der Kleffmanns bis auf eine Distanz von hundert Metern nicht nähern, auch wenn das bedeutet, daß ich mich von nun an nur noch im Badezimmer aufhalten kann, weil das zur Straße rausgeht.
Ich werde weiterhin unterlassen, mich außerhalb der üblichen, dafür vorgesehenen Festtage zu kostümieren oder zu vermummen.

»Für die Kleffmanns ist das in Ordnung so«, meinte der Beamte, »jetzt die Anzeige. Seien Sie froh, daß Herr Kleffmann von der Anzeige wegen versuchten Todschlags absieht. Der Mann war in der Rechtsabteilung der Stadt und hat Verständnis. Er möchte ihr Leben nicht ruinieren. Aber Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch....nee, nee.«
Der Polizist begann, seine Schreibmaschine zu bearbeiten.



Epilog

»Wer also ist Damona?«, fragte die Miterzieherin des kleinen Mannes.
»Ein Schemen der Vergangenheit«, sagte ich und griff mir den Vorhang unseres Wohnzimmerfensters, »So wie dieser hier.«
Der Umriß eines doof grinsenden Rentiers hatte sich in den Stoff gebrannt, als wäre es das Turiner Leichentuch Christi.

 
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Hi Jack,

das hat mir leider überhaupt nicht gefallen.

Während ich mich bei "Laterne, Laterne", obwohl noch nicht kommentiert, stellenweise beömmelt hab vor Lachen, hab' ich bei diesem Text nicht einmal grinsen müssen. Ich glaube das liegt daran, dass hier alles viel zu konstruiert und unrealistisch wirkt - ich kann mich über zu helle Weihnachtsbeleuchtung nicht so sehr erregen, dass ich alles zerstückeln möchte.

Was mich ehrlich gesagt ziemlich genervt hat sind die immer neuen, immer gleichen Namen für die Mutter des "Einen": Sie hat ihn geboren, und das kommt immer wieder und wieder und wieder und wieder ... in den Namen vor. Ein oder zweimal ist das witzig (bei mir war das bei "Laterne, Laterne"). Danach nicht mehr.

Das ist in meinen Augen der Querschläger, der das sonst ja durchaus vorhandene komische Potential der Geschichte unter dem grauen Mantel der Endlosschleife versteckt und letztendlich dazu geführt hat, dass meine Gesichtszüge ungerührt geblieben sind wie die von Arnie in "Conan der Barbar".

Ach ja: "Der Eine" gefällt mir auch nicht so (als Name). Gleiches wie für seine Mutter: Der Witz geht durch übermäßige Anwendung verloren.

Nichts für ungut

MisterSeaman

 

Hallo Jack

Nein, das war jetzt keine Geschichte zum Lachen. Das Gefühl, hier schreibt sich jemand mit krassem Zynismuss den Frust von der Seele überwiegt vom ersten Abschnitt an.

Der Einschub mit der Rückblende liess hoffen, dass doch noch was Verdrehtes kommt.
Doch, oh weh, Entschuldigung Frau Kleffmann, war nicht so gemeint, Rückzieher.


und ich blickte in die Sterne, sah keine Drei Heiligen mit einer abisolierten Kabelzange und übergab mich auf den Rasen.
Keine Drei Heiligen? eine abisloierte Kabelzange?
Sorry, den habe ich jetzt absolut nicht kapiert.

Guter alter Mantel, dachte ich, dann streifte ich die Strumpfmaske über und zog den Kajal nach.
Beim nächsten Mal andersrum, sagte ich mir, wischte das Zeug von der Maske und griff mir die Axt.
Ist irgendwie sehr platt.

Dich, mich, den Einen...und Damona
Erneut "den Einen", Wiederholung und mMn viel zu abschätzig.
Warum nicht "Dich, mich, den Kleinen...und Damona"

Irgendwie habe ich das Gefühl, du wolltest zwar was Lustiges schreiben, ist dann aber eher ein Frustabladefeuerwerk mit aufgewärmtem Running Gag der Stammhalterproduzentin aus Laterne, Laterne geworden.

Entweder bin ich übersättigt, oder es fehlt hier tatsächlich der gute alte Jack Torrance Humor.

TextEnten:
Herr Nachbar hatte gegen sechszehn Uhr
- sechzehn

und der Eindruck verpflog
- verflog

Jetzt nur ein Öl ins Feuer gießen
- eher kein Öl, gell?

Nichts für ungut, nur (m)eine Meinung nach einem langen Arbeitstag.

Lieben Gruss
dotslash

 

Moin Jack,

Also, im Vergleich zu deinen älteren Werken stelle ich anhand dieses und des Dingen mit der Laterne fest, daß du eine deutliche Veränderung hinsichtlich der Struktur deiner Texte durchlebst (alleine für diesen Satz hätte ich den Reinhold Beckmann - Förderpreis für Rhetorik am Werk verdient).
Wo du früher (ich nenns einfach mal so, damit ich älter und weiser klinge) Alltagssituationen, wie einen Kinobesuch oder die Weihnachtsfeier mit Onkel Erwin "einfach nur" überzeichnet und mit einem unvergleichlichen Gagfeuerwerk überzogen hast, erzählst du jetzt Geschichten. Du weißt, ich bin eh ein sabbernder Verehrer deiner Schreibe (ich würde selbst das dortmunder Telefonbuch lesen, wenn man mir versichern würde, daß du deinen Namen selbst reingeschrieben hast) - aber so oder so gefällt mir dieser Wandel.
Wo früher manchmal fast schon eine gewisse Übersättigung an Gags aufkam und die Geschichte dabei in den Hintergrund trat, hast du jetzt irgendwie ein besseres Timing drauf. Die Lacher kommen zwar seltener, als bei den alten Texten, aber sie sind definitiv da. Es ist irgendwie anders als früher, aber nicht unbedingt schlechter.
Sag ich jetzt mal so.

Die beiden waren ein kinderloses Feuerwerk der guten Laune, auch wenn sie sich gerüchteweise gegenseitig »Flurwoche« im Treppenhaus eintrugen, obwohl sie in einem Einfamilienhaus wohnten.
:D
Jeden Sommer, wenn es besonders heiß ist, kommen sie und jagen. Sie verschonen Frauen und Kinder, aber sie machen alle Männer zu ihrer Beute!
Das hab ich nicht kapiert. Wer jagt wen?
Herr Nachbar hatte gegen sechszehn Uhr
sechzehn
Guter alter Mantel, dachte ich, dann streifte ich die Strumpfmaske über und zog den Kajal nach.
Beim nächsten Mal andersrum, sagte ich mir, wischte das Zeug von der Maske und griff mir die Axt.
Na holla... Welch garstiger Dämon hat denn von dir Besitz ergriffen, als du diesen Gag fabriziert hast? Kalle Pohl?

 

WER wagt es, sich über Gothic auszulassen?
Torrance! Antanzen!

Im Ernst: ich kann nur wiederholen, was ich bei "Laterne, Laterne" schon sagte: Diese Story ist mehr "Geschichte" als alle anderen. Diese Entwicklung deines Stils ist allerdings nicht nach meinem Geschmack. Ich mag die alten Gagfeuerwerke lieber. Insgesamt erinnert mich alles sehr an einen Chevy-Chase-Film, den ich mal gesehen habe. Über deinen Gothic-Exkurs lasse ich mich nicht mehr aus, sonst heißt es wieder, wir hätten keine Selbstironie.

Fazit: Torrancig, aber nicht wirklich schenkleklopfend.

Grüße,

Lestat

 

Ist wirklich witzig, wie unterschiedlich Geschmäcker in Sachen Humor sind. Ich weiß, ist 'ne abgedroschene Phrase, kommt mir aber gerade beim Lesen der Kommentare hier in den Sinn. Alles, was MisterSeaman, dotslash und Lestat hier so kritisieren, also negativ wahrnehmen, finde ich gerade gut: Mehr Handlung, mehr Geschichte, subtilerer Humor, gekonnt an den richtigen Stellen in Szene gesetzt.

Ob man aber wirklich von einem ganz neuen, völlig anderen Stil bei dir sprechen kann, wage ich zu bezweifeln. Zumindest kann ich das aufgrund zwei oder drei Geschichten neueren Datums so nicht festmachen. Ich meine, mich erinnern zu können, dass du irgendwo mal geschrieben hast, dass du, wenn du an deinen Sohn denkst, irgendwie anders, sanfter draufkommst (was für ein Satzungetüm, aber ich habe jetzt keine Lust, den Satz deswegen neu zu schreiben). Ich vermute den Grund für die "Andersartigkeit" der Texte also eher hier. Wahrscheinlich blitzt in Geschichten mit anderen Themen auch wieder der Humor durch, den die anderen so schätzen. Und ich auch, der mir aber gerade bei der so vielzitierten Cranger Kirmes ein wenig zu platt war.

Blablablubb - das war irgendwie alles mehr zu den Kommentaren, oder? Okay, kommen wir zur Geschichte an sich.

Schön geschrieben, locker, mit sicherem Stil. Der Einschub mit den Fraggles (der Name ist durchaus liebevoll gemeint) hat mir auch gut gefallen. Lockert alles noch ein wenig auf und man erfährt "on the fly" (mir fällt grad kein deutsches Wort dafür ein :shy: ) noch ein wenig mehr von dem Prot. Geschickt eingestreut.

Anfangs dachte ich, es sei so eine typische Nachbarschafts-Wettstreit-Wer-hat-die-buntesten-hellsten-meisten-Lichter-Geschichte. Auch und gerade weil der Sohn so verzückt an / auf der Fensterbank hängt. Da muss man als stolzer Papi doch eigentlich gegenhalten, oder? Aber du hast die Geschichte ja dann doch ganz anders aufgezogen. Schön, das erste Mal seit langem, dass eine Geschichte für mich nicht nach dem ersten Absatz vorhersehbar war. ;)

Besonders gelungen finde ich (wie in vielen deiner anderen Geschichten auch), wie du es schaffst, Leute mit einigen wenigen Attributen / Verhaltensweisen auszustatten und damit ein sehr genaues Bild der Person (zumindest habe ich als Leser das Gefühl) zu zeichnen.
Auch die vielen Namen für die "Mutter des Einen" stören mich nicht. Im Gegenteil: a) hast du die eine Menge unterschiedlicher Namen einfallen lassen (ich glaube, keiner wird wiederholt, richtig?) und b) ist das durchaus auch ein humoriges Element in der Geschichte: Wichtig ist einzig und allein der Sohn; die Mutter ist reduziert auf genau das: Mutter des "Einen" (= Vergötterten) zu sein.

Der Aufbau der Geschichte hat mir auch gut gefallen. Es fängt nahezu harmlos an, der auflockernde Einschub in der Mitte und am Ende eine deutliche Zuspitzung zur eigentlichen Pointe. Nichts zu meckern.

Und damit kommen wir zu dem einzigen Punkt, zu dem ich doch ein bisschen meckern kann. Flüchtigkeitsfehler in Rechtschreibung und Zeichensetzung. Ich habe die jetzt beim Lesen nicht alle rausgeschrieben. Außerdem weiß ich ja, dass manche die langen Fehlerlisten nicht mögen (gell, Horni?). Ich kann sie dir aber gerne raussuchen und per PM schicken, wenn du magst.
Und weil ich keine Fehler zitiere, zitiere ich jetzt auch nicht meine Lieblingsstellen der Geschichte, so.

Fazit: Schöne Geschichte mit einem humorigen "Grundrauschen" und einigen gut platzierten, sicheren Gags. Gerne gelesen!

 

tja,

ich bin da ganz bei katzano. die geschichte ist einfach ehrlich - einfach jack. hirnverqueres, fabulierprächtiges, skurrilhumoriges in bester tradition. und mir ist es ehrlich wurscht, obs da jetzt drei oder dreißig schenkelklopfer hat ... ich mags.

und @dotslash: der EINE ist einfach der EINE, das muss so sein. wer hier abschätzigkeit vermutet, ist kein vater :D

lg p.

 

Hallo Abtrünniger,

da hatte ich ja irgendwie den richtigen Riecher, dass diese Story vollweihnachtlich daher kommt.
Ok, sie ist nicht so wie ich dich gerne hätte...ähm...ich meine als Autor hätte, so mit Verve, Esprit, Gagreichtum und viel gewürztem Ironischem und alles auf ner Grundlage guter Beobachtungsabe und Klugheit. (Falls ich was vergessen hab, möge man mir es verzeihen :D ) Nein, ich weiß, sowas geht nicht immer.
Aber die Story hat mir gefallen! Punkt.

Ich hab sie gern gelesen, auch, wenn der Plot irgendwie durchsichtig ist und doch wusste ich nicht wies ausgehen würde, also hab ich weiter gelesen und das mit Interesse und nicht in höchster Neugierdenot.

Wie wärs mit Nachschub? *nurmalsofrag*
Oder machst dus nur noch gegen Geld? :D

Da du vermutlich erst in Monaten wieder reinschaust, vorab schon mal frohes Fest, katerlosen Jahresübergang und gesundes und erfolgreiches 2007 !

lakita

 

HI!
Die Meinungen über deine KG scheinen ja wirklich auseinander zu gehen und ich selbst finde einige Sachen gut und auch manche schlecht.
Vielleicht das Schlechte mal zuerst. Okay, schlecht ist übertrieben. Weniger gefallen hat mir die Stelle mit Damona, die passt zuerst überhaupt nicht in den Zusammenhang und verwirrt. Die Wiederholung der Umschreibungen für seine Frau finde ich an sich gut, kommen aber wirklich zu oft, so oft, bis es nervt, sry.
Dein Stil hat mir dafür richtig gut gefallen, du beschreibst sehr gut und wirklich lustig. Ja, dein Prot ist ein cholerischer Zyniker aber das ist gut. Dieses absurde Hineinsteigern ist wirklich toll:

UNSERE NACHBARN SIND DIE ARSCHLÖCHER AUS INDEPENDENCE DAY!
:rotfl: Mein absoluter Lieblingssatz in der KG

Als Kontrast zum Prot ist dir die Frau gut gelungen, als Ruhepol und extrem gelassen. Der Charakter deines Prots wird auch schon bei der ersten Antwort an seinen Sohn deutlich.
Wenn man sich deine KG bildlich vorstellt ist sie sogar nich witziger also bis auf die Passagen, die mir weniger gefallen haben: :thumbsup:

MFG Steeerie

 

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