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Ethikmanagement

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02.11.2001
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Ethikmanagement

Wir haben Sonntag, Montag oder...Was weiß ich schon. Kann auch gut ein Mittwoch sein. Es ist nicht wichtig. Es ist wichtig, Waffen mit Nachtsichtsystemen zu haben. Gina ist bei mir zurück geblieben. Ihre Wangen glühen in der Kälte, die uns wie Eiswatte einhüllt. In den zerbombten Metroschächten wird es nie warm. Auch im Sommer nicht. Sie hat mir eine löchrige Decke über die Schultern gelegt. Die Decke riecht nach Fäulnis und altem Rattenkot. Wir atmen zwischen den Extremen. Draußen im Weltall ist es sauber und klar. Ich weiß, dass die Sterne wie jede Nacht hinter den Smogwänden blitzen. Sie fahren die Meiler wieder mit hundert Prozent. Es ist Krieg. Mit Venezuela, Äthiopien oder... Es ist immer Krieg. Sie brauchen jede Menge neuer Sprengköpfe. Damit pflügen sie die Städte unserer Feinde um. Unser Land hat alle seine Freunde verloren. Was ist schon Freundschaft? Gina ist so etwas, wenn sie mir ihr zahnloses Lächeln schenkt.
Einmal war Krieg mit Finnland. Das kann ich mit Bestimmtheit sagen. Damals waren die Bomber in der Nacht gekommen. Damals habe ich meine Balance verloren. Es gab einen riesigen Knall, als unser Haus mit einer Blockbuster aus den Fundamenten gehoben wurde. Ich denke an Vater und Mutter, an meinen Bruder. Er ist vor Helsinki in einem Panzer verbrannt. Ich vermisse sie alle. Für mich ging es weiter. Ich war beim alten Autokino herumgestreunt, als die Sirenen losbrüllten. Vater sagte, ich sollte in einen der Metroschächte laufen, wenn es soweit wäre. Ich bin gerannt und gerannt, immer weiter, immer schneller. Zwei Arme haben mich aufgefangen. Es war Bosco, der mich vor dem Phosphorregen gerettet hatte.
Früher hätten sie mich einen Mörder genannt. Jetzt....
Ich bin in einer der Gangs, die....
Heute Nacht bin ich nicht mitgegangen. Bosco sagte, dass ich versuchen sollte, zu schlafen. Es geht genauso gut mit nur einem Auge, sagte er. Er sah mich dabei nicht an. Das mit dem Auge glaube ich ihm ja. Aber es sind die Kinderschreie, die mich hinter dem Kopfverband quälen. Die leere Augenhöhle verursacht stechende Schmerzen. Gina kauert neben mir. Sie hat mir Morphium gegeben. Manches Mal denke ich, dass alles sinnlos ist. Doch wir haben Fortschritte gemacht. Wir werden von ihnen als ihre Feinde akzeptiert. Wir oder sie. Es sieht nicht schlecht für uns aus. Für jedes Neugeborene von ihnen töten wir zwei oder drei andere Kinder aus ihrer Brut. Die Gefahr für uns sind nicht ihre Kinder. Die Gefahr ist das, was sie denen in ihren Schulen beibringen. Wenn ich darüber nachdenke, finde ich es schon krass. Ich meine krass gegenüber dem, wie es hätte werden können, wenn wir denen da oben nicht so leutselig vertraut hätten. Ihrer Werbung, ihren Konsumtempeln, ihren Visagen, die ewig von Plakatwänden grinsen.

Mein rechtes Auge habe ich in einem der Keller von Block Zehn verloren.
Als wir uns Block Zehn vornahmen, war die Nachtluft so klar wie schon lange nicht. Man konnte auf gut zehn Metern alles halbwegs sehen. Block Zehn wurde ausschließlich von Familien der Regierungsmitglieder bewohnt, die es sich leisten konnten, ihre Kinder in gepanzerten Limousinen in die Schulen fahren zu lassen. Block Zehn war mit elektrisch geladenen Zäunen gesichert und eine Security- Truppe schoss jeden nieder, der sich nicht ausweisen konnte, oder sonst wie in der Nähe herumlungerte. Wir wussten, dass wir es trotzdem bringen würden. Wir hatten es auch geschafft, Block Siebzehn innerhalb einer Nacht einzuäschern. Damals fuhr die Armee Kettenfahrzeuge gegen uns auf. Es half denen nichts. Wir waren die Spezialisten, weil wir den Hass auf unserer Seite hatten. Mit Hass lässt es sich besser töten. Hass auf etwas lässt einen sein Ziel schneller und leichter erreichen.
Früher hätten sie uns Terroristen genannt.
Heute sind wir die Elite, weil wir uns den Ehrgeiz bewahrt haben, zu entscheiden, was und wie wir denken. Wir sind nicht Gott und glauben nicht an einen solchen. Es hat nichts mit Gott zu tun. Die Zeit, irgendwelche Götzen anzubeten, haben wir nicht. Auch mit Reden ist es schon lange vorbei. Die versuchte Diplomatie hat zu vielen von uns den Kopf gekostet. Es blieb der radikale Weg. Es ist gut so. Denn: Uns hatten sie die Familien genommen. Uns ließen sie in ihren Folterkellern verrecken, wenn sie uns zu fassen kriegten. Uns hatten sie das Land weggenommen, um es mit ihren Konzernen zuzupflastern. Wie eine Blumenwiese aussieht- mit Hummeln, Schmetterlingen, Löwenzahn- weiß ich aus alten Hochglanzmagazinen. Mit Gina hätte ich gerne in so etwas gelegen, meinen Kopf auf ihren Bauch gelegt und ihr gestanden, dass ich sie lieb habe. Wo ist die nächste Blumenwiese?
Jeder Sieg über diese machtgeile Versagerelite vergrößert meinen Hass. Ich hasse die Zeit, in der ich leben muss, weil ich weiß, dass es einmal eine bessere gab.

Aber zurück zu Block Zehn und meinem fehlenden Auge. Wir hatten es auch tatsächlich geschafft. Block Zehn lag in Schutt und Asche. Den meisten von den Security- Leuten konnten wir im Schlaf die Schädel einschlagen. Security- Leute sind dumm. Sie glauben an ihre Dienstgeber. Sie glauben, dass sie auf der richtigen Seite stehen. Gut, das mit der richtigen Seite glauben wir auch. Nur: Unsere Seite ist die richtige. Das ist der Unterschied. Wir glauben an diesen Unterschied.
Wir hatten es also wieder geschafft. Nachdem wir die Wohnetagen ausgeräuchert hatten, fanden wir den riesigen Kellerraum. Da begannen unsere Jungs auszurasten. Irgendwie war es verständlich und doch wieder nicht. Jeder Sieg hat etwas Endgültiges, Unwiderrufliches. Dieses eine Mal war es anders. Menschen sind wie Tiere, hatte Bosco danach gesagt. Ich weiß nicht, ob Bosco damit zur Gänze recht hat, obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Menschen können lieben, mit den Fingern die Wangen eines anderen Menschen streicheln, sich die Hände reichen, sich in die Arme anderer fallen lassen. Wenn ich die Hand an die Brust lege und mein Herz schlagen höre, glaube ich daran. Ich weiß, dass sich Vater und Mutter geliebt hatten. Tiere können nicht lieben. Also können Menschen nicht wie Tiere sein. Also hat Bosco in diesem Fall keine Ahnung.

Für Block Zehn war vereinbart worden, die Kinder, die wir drinnen vorfanden, am Leben zu lassen. Es gab Gangs in anderen Stadtteilen, bei denen wir sie gegen Waffen eintauschen konnten. Elitekinder sind begehrtes Spielzeug für Leute, denen sie die eigenen umgebracht haben.
Aber die Jungs rasteten aus.
Wie gesagt.
Sugar begann damit. Er hatte mit seinem Flammenwerfer mittlerweile alles drauf. Er kann damit eine Fliege vom Holztisch pusten und das Holz bleibt heil. Er ist so was wie unser geheimes Vorbild. Wahrscheinlich deshalb, weil er all das erlebt hatte, nach dem wir lechzen. Wenn der seine Geschichten erzählt! So wie er spricht, schien er bei allen Massakern dieser Erde dabei gewesen zu sein. Oder wenigstens bei den meisten. Für den Irak damals war er zu jung. Er meint, nichts versäumt zu haben. Als sie dort die Ölquellen in die Luft sprengten und sogar von der Stratosphäre aus die schwarzen Wolken zu sehen waren, hatte er in Hamburg seinen Doktor der Psychologie gemacht. Er hatte die Kameras in den Straßen in Kauf genommen, das Steigen der Trinkwasserpreise nicht verurteilt und die täglichen Lügen im Fernsehen belächelt. Unvorstellbar. Ganz cool hatte Sugar damals den Spießbürger gemacht. An den Wochenenden spielte er mit den Kindern und trank mit seiner Frau einen Sixpack Bier. Und danach hatten sie Sex oder stritten sich ein bisschen oder zogen sich einen Joint rein. Also das Übliche, das bei gestressten Eltern eben so abgeht. Ansonsten schaffte er Geld nach Hause, indem er in einer der staatlichen Universitäten vordiktierte Ammenmärchen über die Psyche des Menschen verzapfte. Sugar hatte sich mit dem System arrangiert, bis eben das mit seiner Familie passierte. Wir wussten, dass es ihn ganz schön ärgerte, wenn wir ihn darauf ansprachen.
Ja, Block Zehn.
Sugar hatte nicht den besten Tag erwischt. Die Vereinbarung wegen der Kinder stank ihm ganz gewaltig, weil er normalerweise keines von den kleinen Schweinen, wie er sie nannte, davonkommen ließ.
Man muss wissen, was dahinter steckt, um ihn zu verstehen.
Er sprach lange nicht davon. Irgendwann hatte er es uns erzählt und es sind ähnliche Gründe, warum auch ich hier bin. Ein Kommando des Ethikministeriums hatte während der großen Säuberungen einen ganzen Metrozug in einer der letzten von Ratten verseuchten Tunnelröhren in die Luft gesprengt. Sie wussten, dass die öffentlichen Magnetbahnen hier noch fuhren, doch sie hatten darauf keine Rücksicht genommen. Sugar hatte seine zwei Kinder da drinnen sitzen. Er überlebte irgendwie. Rettungsdienste gab es schon lange nicht mehr. Sugar kroch Stunden in den schwelenden Trümmern seines Lebens herum und versuchte zu finden, was vielleicht davon übriggeblieben war.
Als er seiner Frau die verkohlten Arme, Beine und einen zerschmetterten Kopf ohne Unterkiefer auf den Küchentisch legte, sprang diese ohne Worte aus dem vierundzwanzigsten Stock des Wohnbunkers. An diesem Abend kam Sugar zu uns in den Untergrund. Was wir für ihn hatten, war ein nagelneuer Flammenwerfer aus geplünderten Militärbeständen.
Und überhaupt. Scheißethik.
Die Großen würden nie eine haben. Politiker, Beamte, die Waffenlobby, die Gentechnikkonzerne. Der ganze Wasserkopf da oben ist versaut. Sie jonglieren mit Posten, Einfluss und Macht. Sie führen ihre schäbigen Kriege und bereichern sich am Elend der Anderen, verstecken ihre Brut hinter Panzerglasscheiben und elektrisch geladenen Zäunen. Die Anderen sind wir. Wir, die sogenannten Wilden und das Kanonenfutter, mit denen sie ihre kleineren und größeren Kriege am Köcheln halten. Als die Ersten von uns laut nachzudenken begannen und später aufbegehrten, hatten sie von einem Tag auf den anderen das Ethikministerium geschaffen, um uns damit die Moralkarotte vor die Nase zu halten.
Ich sinniere zu viel. Ich denke zu oft. Ich hoffe kaum noch.

Gina hat sich an mich gekuschelt. Es ist noch kälter geworden. Ich stoße eine handtellergroße Spinne mit dem Fuß von mir. Sie gleitet lautlos in einen Abwasserschacht, verschwindet darin. Gina scheint zu schlafen. Ihr zahnloser Mund atmet regelmäßig. Sie hat nur wenige Haarsträhnen, die alle schlohweiß sind. Wir haben sie völlig unterernährt aus dem Käfig eines Gentechniklabors befreit. Sie ist bei mir geblieben. Ich glaube, sie liebt mich. Ich bin froh, hier unten nicht alleine liegen zu müssen. Die Gang wird bald zurück sein. Ich werde trotz der Schmerzen müde. Block Zehn? Ja. Ja.
Der Keller. Sugar hatte damit begonnen. Mit völlig entrücktem Blick ließ er den Strahl des Flammenwerfers immer wieder über die dicht aneinander gekauerten nackten Kinderrücken streifen. Bosco war nicht fähig zu reagieren. In das Zischen, Prasseln und die irren Schreie der Kleinen mischten sich nach und nach die peitschenden Schüsse aus den Automatikwaffen unserer Jungs. So wurde der riesige Keller zum Schlachthaus. Es war nicht geplant gewesen. Die Dinge in Block Zehn hatten sich aus unerklärlichen Gründen verselbstständigt. Es roch nach verbranntem Blut und Haar. Ich stand mit weit aufgerissenen Augen neben Bosco, als mir der Querschläger aus einer Automatikwaffe das Auge zerfetzte. Als ich mich rasend vor Schmerzen im Kreis zu drehen begann, fing Bosco mich auf und brachte mich nach oben. Ich erinnere mich an die angenehme Kühle des Schlamms, in den sie mich legten. Als ich das Bewusstsein wieder erlangte, war alles vorbei. Sie hatten mir einen Stoffknäuel auf die Wunde gedrückt und sagten, dass ich noch eine Weile durchhalten müsse.
Keiner sprach danach ein Wort, als wir uns über die unbeleuchteten Seitenstraßen davonmachten.

Es wird nicht mehr lange dauern.
Ich meine, alles geht in die Brüche.
Sie haben die Wälder Amazoniens wegradiert und die Wälder Sibiriens. Sumatras Wälder auch. Sie haben die Meere leer gefischt und die höchsten Berge dem Erdboden gleichgemacht. Sie haben uns eine Welt geschaffen, in der sie die Ethik managen und uns sagen, was gut oder schlecht ist, groß oder klein, wichtig oder unwichtig, was einen am Leben lässt oder tötet. Wer zu töten hat und wer zu töten ist.
Ich schließe die Augen, stelle mir eine Blumenwiese vor und Ginas nackten, warmen Bauch unter meinem Kopf. Gina flüstert wieder im Schlaf, flüstert sich durch die Winkel ihrer dunklen Welt. Kleine Speichelbläschen hängen an ihrer Unterlippe. Ich streichle mit den Fingern über den feinen Flaum auf ihren Wangen.
ICH streichle über ihre Wangen.
Ja. Ich kann das.
Der Schlag unserer Herzen ist gleichmäßig und im Einklang.
Ich glaube, dass ich sie liebe.
Also bin ich. Ein Mensch?
Ich MUSS ein Mensch sein.
ICH BIN EIN MENSCH.
DIE IN BLOCK 10 WAREN KEINE TIERE.

Hört ihr mich?
Warum halten wir uns nicht fest und jagen das Ethikministerium zum Teufel?

 

Hi Aqualung,

schön, etwas Neues von dir zu lesen, auch wenn es so düster pessimistisch ist, dass ich dir gern ein bisschen Sonne aus Hamburg schicken möchte.
Noch ist unser Trinkwasser ja trotz privatisierung bezahlbar und den Schill haben wir auch überlebt. :)

Deine Geschichte hat mir gefallen in ihrer Bilderflut, in ihrer Warnung und in ihrme Festhalten an der Liebe, an den Menschen, die eben nciht nur zerstören können. Das ist der sonnige Gedanke deiner Geschichte.
Wir müssen uns der Entmenschlichung nicht beugen.

Übertragen könnte man schreiben, wir müssen uns unserer Reduzierung auf "Leistungspotential" nicht beugen, nicht der Ethik, die uns zu Gehalts-, Lohn-, Arbeitslosengeld-, Sozialhilfe- oder Rentenempfängern degradiert, merkwürdigerweise um so deutlicher, jemehr wir "Empfänger in die darbene Mehrzahl kommen.

Wenn ich drüber nachdenke, hat dein Plot was von Danzers "Morgenrot", nur weit aus drastischer, weit aus entfernter und fast zu spät um aufzustehen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Aqualung,

ein düsteres Bild, das du da zeichnest. Die Verzweiflung, die in den Menschen diesr Zeit verwurzelt ist, kommt sehr gut durch. Ich kann jedoch nicht ganz nachvollziehen, warum sich der Hass auf die Kinder der Reichen richtet - warum nicht gegen die Reichen selbst? Dieser extreme Hass auf eigentlich unschuldige Wesen lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits verdeutlicht dies die Extremsituation - nur so wird es möglich, sich zu rächen, andererseits lässt mich diese unmenschliche Tat (nur wenige Menschen sind zu so etwas fähig) etwas verwirrt zurück. Mir ist klar, dass du damit die Gesamtsituation charakterisierst - auch dass du die Geschichte unter Alltag gepostet hast, zeigt diese Allgegenwärtigkeit des Unmenschlichen in der von dir beschriebenen Situation.
Dennoch ist ein Hoffnungsschimmer erkennbar, ein kurzes Aufblitzen von Zuneigung oder Liebe in einer eigentlich ganz und gar lieblosen Welt.

Liebe Grüße,
Anea

 

Hallo Aqualung,
1984 meets "Der Untergang" - Ein Satz, den ich schon immer mal sagen wollte;).
Gut gefällt mir die Verbindung zur helsinkigeschichte seinerzeit, auch wenn mir der Teppich dieser deiner Geschichten allzu dunkel ausfällt; mir erreicht die Tragikomödie irgendwie mehr. Geschmackssache.
Sehr stark wiederum finde ich folgenden Stelle: [...]Die Gefahr für uns sind nicht ihre Kinder. Die Gefahr ist das, was sie denen in ihren Schulen beibringen.[...]. Geschichte wiederholt sich, hm? Oller Zeitkreisel. Ich meine krass gegenüber dem, wie es hätte werden können, wenn wir denen da oben nicht so leutselig vertraut hätten. Ihrer Werbung, ihren Konsumtempeln, ihren Visagen, die ewig von Plakatwänden grinsen. oder, später: Früher hätten sie uns Terroristen genannt.
Man kann eine beliebige Jahreszahl einsetzen, um einen Bezug zur Geschichte zu finden.
Aber zu trist. Wo bleibt da der Optimismus? Hab ich ihn überlesen, in der Schnelle? Kann ja sein.
Ich zumindest bin bei aller Brillianz in Punkto Sprache (Verdichtung, Metaebene und den Quark) nicht bereit, die geschichte ganz zu lesen, du erreichst mich als Leser nicht, weil ich das Gefühl habe, lediglich eine Zusammenfassung zu lesen von Visionen, die so oder ähnlich schon so viele hatten, ob Expressionisten oder SciFikerls/Visionäre zwischen Golding und Stephenson.
Salute, beste Grüße,
...para

 

Hallo sim, Anea, Paranova,

danke, dass ihr den Text gelesen bzw. fast gelesen habt. Ich hatte während des Schreibens gehofft, dass sich irgendwie zwischen den Zeilen doch noch etwas Optimismus etablieren würde. Am Schluss hat es wieder nicht ganz geklappt. Vielleicht auch, weil das Erkennen müssen, dass hier jede beliebige Jahreszahl passen würde, diese Düsternis nicht vertreiben kann. Ich wollte, dass der Text real und zeitnah Dinge anspricht, die den Alltag auf dieser Erde mittlerweile ausmachen. Das Gefühl von Liebe, das der Protagonist zu verspüren meint, als er die Wärme Ginas so nahe an sich selbst erfährt, ist die einzige Brücke zur Hoffnung, dass das GUTE im MENSCHEN letztendlich die Oberhand gewinnt.
Warum Kinder getötet werden, konnte auch in Beslan nicht beantwortet werden. Wahrscheinlich ist der Schmerz bei den Hinterbliebenen ein größerer.
Alles in allem hat jemand mit dem Irrsinn begonnen. In diesem Text sind es nicht die Leute in den Gangs, sondern die, die Moral und Ethik von Plakatwänden predigen.
Gemessen am gestrigen Wahlausgang in Sachsen und Brandenburg ist die Geschichte so gesehen bereits die Fortsetzung eines frühen Beginns.

Liebe Grüße - Aqua

 

Ich denke, ich kann die Stimmungslage, in welcher du dich beim Verfassen deines Textes befandest, nachvollziehen. Zum menschlichen Irrsinn in Schwarzafrika habe ich auch mal nen Text geschrieben - ich finde ihn zwar immernoch handwerklich usw. in Ordnung, aber bin mit seiner Aussage nicht einverstanden - man braucht Hoffnung, und vielleicht hat man als Schriftsteller auch eine gewisse Verantwortung, den Leuten nicht nur schlechte Laune einzutrommeln.
Sagt sich leicht, und natürlich bin auch ich und wohl auch jeder andere beunruhigt über die Umwälzungen unserer neuen Zeit. Aber hey! Das waren Generationen und Generationen vor uns auch, und es ist nicht alles schlechter geworden, wie immer gern geschrieen wurde und wird. Zum Beispiel, 1912, Benn und der Expressionismus: kann man als rabenschwarzes Morgue lesen, aber meiner Meinung nach hatte benn auch einen eigenen Humor, der Mut macht.
Genug :bla:, beste Grüße,
...para

 

Hallo Aq,
du warst also noch mal hier und hast wieder etwas hinterlassen. Ich weiß nicht, ob du diese Zeilen noch einmal lesen wirst, aber ich muss es noch mal schreiben. Und ich tat es auf die eine oder andere Weise schon vor Jahren.
"Du bist ein begnadeter Schreiber."

Liebe Grüße
Arche

 

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