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Etwas juckte am Kopf
Etwas juckte am Kopf. Es schabte, kratzte, biss. Roy schreckte auf und versuchte mit grobmotorischen Handbewegungen herauszufinden, was auf seinem Schädel vor sich ging. Irgendetwas glitt ihm immer wieder mit ungeheurer Wendigkeit durch seine filigranen Finger und Roy fühlte, daß es nun auch am Hinterkopf zu jucken anfing. Schnell richtete er sich auf und schüttelte den Kopf, um den vermeintlichen Übeltäter loszuwerden und als das Jucken immer noch nicht aufgehört hatte, ging er schlaftrunken in's Bad um nach dem Rechten zu sehen. Im Spiegel sah er dann, daß er sich nicht wirklich in seiner Wohnung befand. Hm, irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht... Ein paar kleinere Details stimmten nicht, das gelbe Nilpferd im Sakko, daß in seiner Badewanne lag, hatte er zum Beispiel noch nie zuvor gesehen! Und auch er selbst kam sich irgendwie anders vor! Diese ominösen, fühlerartigen Auswüchse auf seinem Kopf waren vorher noch nicht da gewesen und Flügel hatte er auch keine gehabt. Er drehte sich zur Seite, da es ihn am Hinterkopf immer noch fürchterlich kratzte und entdeckte im Spiegel, daß sich auf seinem Kopf ein kleines Firmengebäude befand, in dem reges Treiben herrschte. Direkt neben dem mehrstöckigen Haus war eine Art Bohrturm aufgestellt worden! Braune, sonderbare Gestalten bedienten ihn, während eine Hundertschar fuchsähnlicher Wesen hölzerne Karren belud, die dann von verschwitzten, pilzüberwucherten Schweinen in den Firmenkomplex gezogen wurden. Roy dachte sich: Da fliegste hin!, erstand noch schnell ein Salamibrötchen an der aus dem Wasserhahn heraustropfenden Wursttheke und fand sich wenige Augenblicke später in der Nähe des nun riesenhaft erscheinenden Turms wieder. Geschäftiges Treiben zwischen Bohrköpfen, Gewindestangen und Hautunreinheiten.
"Immer nach unten, Immer nach unten wo Macht und Reichtum liegt!
Immer am buddeln, Immer am buddeln nach Rohstoffen für den Krieg!",
bellte ein Chor aus hundert Schnauzen und übertönte damit locker das klagende Gegrunze der schwer schuftenden Lastentiere. Eines der Wesen, es sah aus wie ein Fuchs, der auf Stelzen läuft, dies jedoch erst vor einer Minute gelernt hat, kam aufgeregt auf ihn zugestolpert.
"Weißt du nicht, daß Schmetterlinge hier keinen Zutritt haben? Wenn dich die Wachleute erwischen bist du dran! Verschwinde am besten wieder zurück in den Wald, wo du hergekommen bist!" Es hob eines seiner stelzenartigen Gliedmaßen und zeigte gen Westen, wo gerade ein dunkler, gefährlich anmutender Wald am Entstehen war. Uralte Bäume schossen aus dem Boden und zwischen ihnen wucherte mit rasender Geschwindigkeit allerlei Gewächs, in dem sogleich Wühlmäuse und Insekten ihrer Arbeit nachgingen.
"Was macht ihr hier?", fragte Roy das unwirkliche Geschöpf. Die Kreatur holte mit allen vier Armen zum Schlag aus und als ihre entsetzlichen Fuchsfäuste Roy mit voller Wucht in's Gesicht trafen, wachte er schweißgebadet auf und bemerkte, daß im Fernsehen ein schlechter B-Movie mit Dolph Lundgren, dem Billigen, lief. Dakota's Rücken tat weh und als er sich kratzen wollte rollten Drei Dosen Erbsen & Möhren von der Couch. Gestärkt von der Annahme, er müße ein Adliger sein, da die Prinzessin im Märchen ja auch wegen einer Erbse nicht richtig schlafen konnte, ging er in die Küche, um sich ein Festmahl zu zaubern.