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Etwas war anders als sonst (überarbeitet)

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28.04.2005
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Etwas war anders als sonst (überarbeitet)

Etwas war anders als sonst

Als ich heute morgen aufgewacht bin, war irgendetwas anders als sonst.
Noch bevor ich die Augen aufschlug, fühlte ich den pelzigen Belag meiner Zunge und einen Geschmack im Rachen, als hätte ich Aschenbecher ausgeleckt. Die Luft in meinem Schlafzimmer hing dick und verbraucht über mir. Trotzdem atmete ich sie begierig, sog mich damit voll und spie sie zurück, um gleich darauf von vorne zu beginnen.
Die Folgen der „Nacht zuvor“ waren mir nicht fremd und so bewegte ich meinen Kopf glücklicherweise nur minimal. Probeweise...
Eine gewaltige Explosion aus Glas schnitt sich in die Windungen meines Gehirns und ließ mich die Zähne zusammenbeißen. Die gestrige Nacht musste grauenvoll gewesen sein, wenn mir der Kopf und die Zähne so extrem weh taten.
Ich öffnete vorsichtig die Augen, blinzelte durch die noch halb geschlossenen Lider und nahm dankbar wahr, dass ich gestern zumindest daran gedacht haben musste, die Jalousien zu schließen. Wenigstens blieb mir vorerst das grelle Licht erspart. Die Sonne kann der größte Feind des Menschen sein!
Aufstehen. Kaffee. Und dann? Egal! Zuerst einmal aufstehen. Mehr wollte ich nicht. Verdammt nochmal, ich wollte nicht einmal denken!
Gestern Nacht war grauenvoll blutig, schoss es mir durch den Kopf.
Was? Ganz egal. Aufstehen!
Etwas war anders als sonst.
Scheinbar ewig krabbelte und robbte ich vorsichtig durch die wilden Landschaften meines Bettes, bis ich endlich den Rand fand. Peinlich darauf bedacht mit dem Kopf nicht am Kissen anzustoßen oder ihn zu ruckhaft zu bewegen. Ich schwang meine Beine über den Rand und fühlte den knotigen Teppich unter meinen bloßen Füßen. Es kitzelte ein wenig, aber die sitzende Stellung tat mir gut, deshalb verharrte ich ein oder zwei Stunden so. Vielleicht war es auch länger. Vielleicht waren es ja auch bloß wenige Minuten. Wer kann das schon sagen? Zeit wird zu einer Nebensächlichkeit, wenn man darauf wartet, dass Schmerzen nachlassen.
Sie hat keine Schmerzen mehr, gab mein Hirn einen völlig unsinnigen Kommentar ab. Ich schüttelte meinen Kopf und zuckte zusammen.
Etwas war anders als sonst.
Ja, irgendetwas war tatsächlich anders. Ich kniff die Augen zusammen und wappnete mich gegen das grelle Licht meiner Nachttischlampe, während ich mit der rechten Hand vorsichtig nach dem Schalter tastete. Meine Finger fuhren über die glatte Fläche des Tisches, stießen unbedacht ein Glas um und fanden ein kleines Schächtelchen. Was machte das denn da? Ich hob es mit einem bleischweren Arm langsam hoch und versuchte im Dunkeln zu erkennen was es war. Irgendetwas aus Pappe, erkennen konnte ich es nicht.
Inzwischen hatte ich den Schalter gefunden und knipste ihn an.
Rot flammte es hinter meinen Lidern auf, aber nach einer weiteren halben Stunde (?) war ich fast bereit dazu die Augen wieder zu öffnen. Was hatte ich bloß getrunken? Methylalkohol?
Immerhin taten meine Beine ihren Dienst und so gelang es mir tatsächlich nach einer Weile aufzustehen und stehen zu bleiben. Was ich aus meinem erhöhten Standpunkt sah verwunderte mich. Keine einzige Flasche war im Zimmer zu sehen. Aber nun konnte ich erkennen, was das Päckchen auf meinem Nachttisch war. Eine Schachtel Kondome. Hatte ich gestern etwa Besuch gehabt? In jedem Falle war ich alleine aufgewacht.
Tod.
Hinfällig. Denken tat im Augenblick weh. Wenn es wichtig wäre, würde es mir später wieder einfallen. Jetzt musste erst einmal schwarzer Kaffe her. Literweise. Und ein Aspirin. Besser drei! Kann man Aspirin im Kaffee trinken?
Ich wankte zunächst zum Fenster und ließ ein wenig frische Luft herein. Wohltuende frische Luft.
Auf dem Weg zur Küche fiel mir auf, dass ein paar Gegenstände zu Bruch gegangen waren. Selbst eines der Bilder, die ich irgendwann einmal irgendwo gekauft hatte, um sie mir in den Flur zu hängen, lag mit zerbrochenem Glas auf dem Boden. Aber vorerst sollte mich das nicht kümmern. Ich bemühte mich nur den Scherben auszuweichen. In meinem jetzigen Zustand hätte ich es vermutlich geschafft mir durch die Ferse hindurch die Arterie zu kappen. Zuerst einmal musste meine komplette Koordinationsfähigkeit zurückkehren. Rasieren war damit auch vorerst vom Tisch. Und das Zähneputzen musste auch verschoben werden. Bevor ich mir mit dem kleinen oralen Plastikdildo den Gaumen durchstoßen würde, war mir ein Kaugummi doch lieber.
In der Küche sah es seltsam aus. Keine Flaschen. Kein Wodka, kein Whisky, nicht einmal ein einzelnes Bier. Dafür ein heilloses Durcheinander von Töpfen, Pfannen und allem möglichen Anderen. Gläser lagen zersplittert auf dem Boden und Besteck war wild in der Küche verteilt, als hätte ich es mit vollen Händen um mich geschmissen. Ich glaube an dieser Stelle kam mir das erste Mal der Gedanke an Drogen. Hatte ich mich etwa zu etwas hinreissen lassen und anschließend einen wilden Polterabend auf Ecstasy gefeiert? Ich konnte es mir nicht vorstellen... aber ich konnte mich auch nicht daran erinnern, was geschehen war.
Definitiv war etwas anders als sonst.
Aber zumindest augenscheinlich war die Kaffeemaschine ganz geblieben. Ein kleiner Trost an diesem sonst so durchwachsenen Morgen. Gegen Abend werde ich die Küche dann aufräumen, nachdem ich die dringenderen Punkte abgehakt habe.
Ich füllte den Behälter mit der für mich normalen Menge Pulver, und entschied mich im letzten Moment noch zwei Extra-Portionen aufzulegen. Ich dachte das hätte ich mir verdient.
Plötzlich fiel mein Blick auf meine Hände, die verkrustet waren von rötlich-braun geronnenem Blut. Einer ganzen Menge Blut. Gewöhnlich kippe ich nicht so schnell um, aber der Anblick meiner eigenen blutigen Hände machte mich doch ziemlich nervös, vor allem, weil ich nicht feststellen konnte, woraus ich geblutet hatte. Meine Hände hatten zwar ein paar Abschürfungen und einen ziemlich tiefen Kratzer, aber keine größeren Verletzungen. Es ist ihr Blut. Auch an meinem Oberkörper konnte ich nichts entdecken, ausser einem ziemlich großen blauen Fleck, wo ich mich augenscheinlich an irgendetwas böse gestoßen hatte.
Vielleicht wollte ich auch gar nicht wissen, wie es zu dem Schlachtfeld in der Küche und den blutigen Händen gekommen war. Ich meine mich zu erinnern, irgendwo einmal gelesen zu haben, dass Unwissenheit ein Geschenk sein kann. Also Händewaschen, Duschen, Aufräumen und Abhaken.
Vor meinem Badezimmer blieb ich wie angewurzelt stehen. Die Tür war nicht geschlossen. Nicht dass dieser Umstand mich stutzig gemacht hätte, es war vielmehr die Tatsache, dass die Tür gar nicht hätte geschlossen werden können, da die eine Angel aus dem Rahmen gebrochen war. Ich betrachtete noch ein weiteres Mal meine Hände. Konnten Drogen so etwas anrichten? Ich hielt es nicht für unwahrscheinlich, aber doch für sehr unrealistisch. Ich bin kein Drogentyp!
Hinter der Tür erwartete mich meine ganz eigene Hölle. Blut auf dem Boden. Blut an den Wänden. Sogar Blut am Spiegel. Und eine Leiche in meiner Badewanne.
Keuchend entwich meinen Lungen jegliche Luft und ich sackte schwer zu Boden. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit einer toten jungen Frau in meinem Badezimmer. Sie kam mir ansatzweise bekannt vor, doch war es schwer, das zu erkennen. Ich hatte von ihrem Gesicht nicht viel übrig gelassen. Aber wenigstens wusste ich jetzt warum mir mein Kopf und meine Zähne so weh taten.
Alles war anders als sonst.
Und dann brach die Erinnerung über mich herein.
Ich hatte sie gestern auf dem Nachhauseweg mitgenommen. Sie hatte als Anhalterin an der Straße gestanden und ich war sofort angetan von ihr. Zudem wollte ich verhindern, dass irgendein perverser Schweinehund sie mitnehmen würde.
Lilly hatte sie sich genannt und war von zuhause ausgerissen. Ich bot ihr an, dass sie bei mir eine warme Mahlzeit und ein Bett zum Schlafen bekommen könne. Zwar hatte sie mich skeptisch angeschaut, doch mein Vertreterlächeln und der Hinweis, dass es ein Gästezimmer gab, hatten ihr übriges getan.
Als ich sie zu mir ins Bett holen wollte, hatte sie sich gewehrt und war vor mir geflüchtet. Es war eine wilde Verfolgungsjagd gewesen und hatte mir sogar Spaß gemacht. Ich bin mir sicher, dass es ihr auch gefallen hat, schließlich machte sie mit.
Im Badezimmer war dann für sie Endstation. Ich habe sie festgehalten und zu Boden gerungen, doch das kleine Miststück landete einen Glückstreffer zwischen meinen Beinen. Um ein Haar hätte ich sie losgelassen, aber bevor sie sich mir entziehen konnte rammte ich ihr meine Stirn ins Gesicht. Das Knacken ihrer gebrochenen Nase und das überraschte Blubbern unter mir faszinierten mich. Alles in mir schrie weiterzumachen. Und das tat ich. Ich weiß nicht mehr, wie lange oder wie oft ich sie im Gesicht traf, aber ich bin mir ziemlich sicher dieses befriedigende Knacken noch mehr als einmal gehört zu haben.
Mein Penis lag wie ein harter Stein an meinem Oberschenkel und zerriss mir fast die Unterhose.
Als sie sich nicht mehr bewegte, zog ich ihr die letzten Kleidungsstücke vom Leib und nahm sie mir. Drang in sie ein und fing dabei an zu beißen. Riss Stücke ihres Fleisches aus ihrem Körper und schluckte sie. Nahm sie in mich auf, wie sie mich in sich aufnahm. Ich wühlte mich in sie hinein, tiefer und tiefer. Blut floss mir am Kinn herunter. Ab und zu erbrach ich mich, spuckte Klumpen und biss wieder zu. Ich sog meinen Mund mit ihrem Blut voll, schluckte es und übergab mich erneut.
Als es mir kam, riss ich ihr in meiner Exstase an den Haare den Kopf herum und wurde mit einem letzten lauten Knirschen ihrer Knochen belohnt. Erschöpft brach ich auf ihr zusammen.
Das war der beste Sex meines Lebens.
Ich bin anders als sonst.
Ja, das kann man wohl sagen. Ich fühle mich freier, unbeschwerter als gestern. Ich will auf dieses Gefühl nicht mehr verzichten. Dafür tut es zu gut.
Nun muss ich das Loch im Garten noch zuschaufeln. Ob sie sich da draussen einsam fühlen wird?
Ich habe einen großen Garten...


Copyright by Thomas Erbslöh
26.05.2005

 

Hi Zensur.

Mir haben die Idee gut und Deine Wortwahl/Dein Schreibstil größtenteils gut gefallen. Aber es kommt keine rechte Spannung auf, weil durch die kurzen Einblendungen alles von vorneherein klar ist.
Die hätte ich wegge- und den Protagonisten wirklich "bei Null" beginnen lassen.
Dann wäre die Steigerung perfekt.
Und der Irre wäre perfekt, wenn er zunächst noch von einem anderen als Mörder ausgehen würde oder so (siehe "Das geheime Fenster" oder der andere Film mit RobertdeNiro, glaub ich, als Psychater)

 

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