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Fänger
Soul – Catcher
Fänger
Lily, Lil, Lilie.
Hautenges schwarzes Kleid, das kleine Schwarze von Chanel, besser gesagt vom Secondhandshop, lange Perlenkette, lange braune Haare, große schwarze Brille, eiskaltes Pokerface nicht vergessen.
Frühstück bei Tiffany in Deutschland, halb Zehn, mit einem Knoppers im Park. Demonstrieren der eigenen Coolness.
Sitzen auf der Parkbank, 4 Mädchen in schrägen Outfits, leuchten, sind anders als die andern, alle sind gleich, manche sind gleicher, nur wir sind anders.
Schräge Gedanken, halb formuliert, dann sofort wieder vergessen, Themen hüpfen um uns herum.
Die Sonne scheint, ich strecke ihr mein Gesicht entgegen, ah, tut das gut. Die Gespräche der andern ziehen an mir vorbei, nichts berührt mich, ich bin glücklich. Glücklich?
Glücklich !!
Ein Mann kommt an uns vorbei, dreht sich nach uns um, ist verwundert, staunt, leichter Neid, auf uns? Wer weiß, sind das gewohnt, wollen und können ohne die Blicke nicht mehr leben.
Da, er kommt zurück. Bleibt vor uns stehen, wir blinzeln ihn an, die Sonne strahlt um ihn herum, umgibt ihn mit einer flammenden Aura.
Wie er aussieht , keine Ahnung,. Alt, jung. Keine Ahnung.
Seine Stimme, wunderbar, dunkel, klar. Warme geschmolzene Schokolade, ewig könnte ich zuhören. Da verstummt er, traurig. Fühle mich alleine, möchte mit ihm gehen, ihm ewig zuhören. Da er geht. Muss ihn aber noch einaml wenigstens hören.
Ich hechte auf, werfe keinen Blick zurück, laufe hinter ihm her, so gut es ihm engen Kleid geht, spüre die Blicke meiner Freundinnen , sie brennen mir Löcher in den Rücken, doch sie folgen mir nicht. Da, jetzt habe ich ihn erreicht „ Monsieur , warten sie , bitte warten sie “ die Worte sprudeln nur so aus mir heraus, ich entwickele eine ungeheuere Beredsamkeit, wahre Wortfluten türmen sich vor uns auf, und immer wieder wiederhole ich, das ich seine Stimme noch einmal hören möchte.. Er selbst, bleibt gelassen, lächelt leicht und bedeutet mir dann zu folgen, ich höre auf zu Reden. Folge ihm, begierig seine Stimme noch einmal zu hören. Geradezu süchtig, sehnsuchtsvoll warte ich auf ein Wort, ein Geräusch dieser betörenden Schokoladenstimme.
Wir gehen aus dem Park, durch die Straßen der Stadt, niemand beachtet uns, grauen Geistern gleich, eilen wir durch sie hindurch.
Dann stehen wir in einem wunderschönen Garten, er ist von hohen Mauern umgeben, die mit voll erblühten Heckenrosen bewachsen sind, schwer hängt ihr Geruch in der Luft, süß und betäubend zugleich. In der Mitte des Gartens ein kleiner Springbrunnen, munter sprudelt das Wasser aus ihm heraus, im Brunnen huschen kleine goldene Flecken, Goldfische.
Das Gras ist weich, wir gehen zu einer alten Steinbank, die unter der südlichen Wand steht, ein halb von Moos überwachsener Cupido hat seinen Bogen erhoben und droht mir spielerisch, er lacht mich an. Der Mann setzt sich jetzt auf die Bank, wieder eine Geste und ich setzte mich vor ihn, auf dieses wunderbare, weiche Gras.
Der Cupido wendet mir sein Gesicht zu, ich blinzele und sofort schaut er wieder in die alte Richtung, doch ich schwöre ,dass er mir zugeblinzelt hat.
Langsam beginnt der Mann zu erzählen, leise umschmeicheln mich die Worte, sie umhüllen mich, machen schläfrig und matt, ich lehne mich zurück, die Augen fallen zu, sie sollen nicht zufallen, mache sie immer wieder auf, gehen immer wieder zu, dumme Augen, ich bin müde, so müde, alles verschwimmt, schlafen, will nur noch schlafen. Langsam gleiten ich in den Schlaf,
Doch jetzt wird die Stimme des Mannes deutlicher, ich verstehe jetzt seine Worte, fange an einen Sinn darin zu erkennen
„ Mein Name ist Johannes, von Beruf war ich Rattenfänger, es war ein gutes Leben. Ich konnte nicht klagen, hatte immer genug zu Essen und überall gut angesehen. Nun begab es sich aber, das eine große Rattenplage ausbrach. Ich arbeitete Tag und Nacht, doch die Ratten wurden nicht weniger, zuletzt fielen sie auch noch in mein Haus ein und dann, ich vergaß es nie, mein ganzes Leben nicht.
Ich hatte eine Tochter, Ilse war ihr Name, eines Nachts wurde sie von einer Ratte gebissen, ich wachte auf, vom Schrei meiner Tochter aufgeschreckt, stürmte ich ihr an ihr Bett, da saß das Biest, groß, grau fett, aus ihren winzigen Augen funkelte Hass, teuflisch, ich warf ihr einen Pantoffel nach, doch traf ich nicht. Ich tröstete mein Töchterchen, meine Frau verband die noch blutende Wunde. Die Wunde heilte nicht, sie entzündete sich, der Körper meiner Tochter blähte sich immer mehr auf, sie bekam rote Beulen.
Der rote Tod war in meinem Haus, ich verfluchte die Ratten, machte mich noch emsiger an die Arbeit, so als wolle ich mit dem Tod der Ratten meine Tochter vom Tod loskaufen.
Umsonst sie starb. Meine Frau, meine Frau, Augenstern meines Lebens, folgte Ilse bald nach. Auch der rote Tod.
Ich wurde wahnsinnig, zuhauf tötete ich Ratten, umsonst, mein Schmerz wurde nicht geringer. Da fluchte ich Gott und eines Tages, im strahlenden Sonnenlicht, wurde mir ein Pakt angeboten, ich sollte ein magisch Ding bekommen, das die Ratten zu hunderten töten würde, ein so magisch Ding, wie es sonst kein zweites gab.
Ich willigte ein, vom Gram übermannt und halb wahnsinnig vor Schmerzen, willigte ich ein, verkaufte meine Seele, um mich an den Ratten zu rächen.
Am nächsten Tag, fand ich eine Flöte vor meiner Tür liegen, wenig magisch, erschien sie mir, ich hob sie auf und blies hinein, ein süßer Ton erklang und plötzlich wimmelte es auf meinem Hof von Ratten. Sie schauten wie hypnotisiert auf die Flöte, reckten die Schnauzen in die Luft und standen starr auf ihren Hinterbeinen.
Ich erschlug sie samt und sonders.
Da begann eine gute Zeit für mich, mein Herz wurde zu Stein, je öfter ich die Flöte benutze und mein Ruf wuchs und somit auch mein Reichtum.
Ich wurde reich, sagenhaft reich, doch ich war auch einsam, das machte mir aber nichts, da ich mich immer noch an der einen Ratte rächen wollte.
Ich bekam den Auftrag eine große Stadt von ihrer Plage zu befreien, 3 mal ging ich flötend durch ihre Straßen, 3 mal tötete ich die Ratten. Doch die eine war nicht darunter.
Als ihre Stadt befreit war, wollten sie nicht bezahlen, wollten mich sogar ins Gefängnis bringen und mich der Hexerei anklagen. Ich weiß bis heute nicht warum sie nicht zahlen wollten, auf jeden Fall kochte ich vor Wut, und da fiel mir ein Plan ein.
Noch einmal ging ich durch die Straßen und pfiff mein Locklied, doch diesmal liefen nicht die Ratten hinter mir her, sondern die Kinder der Stadt, groß, klein , dick, dünn, verzogen, mutig, frech, schlau, dumm und schön. Es machte keinen Unterschied, sie waren mir verfallen und ihre Eltern mussten weinend mit ansehen wie ihre Kinder mir folgten. Keiner probierte mich aufzuhalten, alle waren wie erstarrt, die Erwachsenen konnten keinen Muskel rühren, den auch dafür sorgte mein Lied.
So wanderten wir unbeschadet durch das Tor, in die Wälder und tötete ich sie.
Dann begann ich zu erwachen, ich sah mich um, lauter Kinderleichen, in jeder erkannte ich meine geliebte Ilse wieder. Ich lief weg, rannte so schnell ich konnte, dann als ich mich ausruhen wollte, erkannte ich, das ich noch immer diese verfluchte Flöte in der Hand hielt, ich zerbrach sie, da erklang eine dünne Stimme „ So haben wir nicht gewettet“, wieder floh ich.
Als ich in die nächste Stadt kam, hingen alle an meinen Lippen, ich konnte erzählen was ich wollte, wieder begann eine schöne Zeit für mich.
Mein Herz verhärtete sich immer mehr, und es wurde noch steinerner als ich erkannte welche Macht meine Stimme in sich barg.
Jeder folgte blind meinen Befehlen und im Laufe der Jahrhunderte lernte ich dies sehr zu schätzen und möchte mein Leben nie mehr missen, den auch das beinhaltete mein Vertrag, ich lebe ewig und dafür bekommt der Gehörnte jährlich eine bestimmte Anzahl von Seelen, gleich welcher Art.
Heute ist der Jahrestag meines Vertrages, Zeit um zu bezahlen.
Nur noch eine Seele hatte mir gefehlt, bis jetzt“
Damit beugte sich der Mann über das schlafenden Mädchen, das im Traum gefangen wild um sich strampelte, zog ein Messer aus einer Tasche und geschickt stach er ihr ins Herz, ein kurzes Zucken, ein leichtes Röcheln.
Das Werk war vollbracht.
Der Mann kniete nieder, dann stand er auf und verließ leise vor sich hinsummend den Garten.
Die Leiche des Mädchen blieb zurück, und über die Wangen des Cupido rinnt eine Träne.