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Fünf im Boot

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22.08.2007
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Fünf im Boot

Das dunkle Boot glitt übers Wasser, als würde es schweben. Der Bug zerschnitt die neblige Finsternis. Man hörte nur das Geplauder der fünf Fahrgäste, einer Gruppe, die bunter nicht zusammengewürfelt sein konnte.
"Woran bist du denn gestorben?", fragte ein gut aussehender Mann mittleren Alters ein Mädchen, deren schwarze Mähne ein bleiches Gesicht mit dunkel geschminkten Augen umrahmte.
"Ich habe Selbstmord begangen", antwortete sie mit einem Hauch von wehmütigem Stolz in der Stimme, einer Art melodramatische Selbstbewunderung.
Der Mann hob die Brauen, die drei anderen Personen stießen bewundernde Pfiffe aus. Einen Moment lang herrschte ehrfürchtige Stille, dann fragte eine alte Dame, die als einzige nicht begeistert zu sein schien: "Warum denn, Kind?"
"Das Leben ist einfach sinnlos", antwortete das Gothic-Girl, als hätte sie nur auf diese Frage gewartet, um mit ihrem Monolog zu beginnen. Ihrem theatralischen Tonfall nach zu urteilen, hatte sie diese Worte schon oft genug ausgesprochen. "Der Tod ist viel schöner, dann brauche ich nicht den ganzen Schwachsinn wie Schule und Familie und die ganze Welt über mich ergehen zu lassen."
Auch dafür erntete sie Beifall in Form von Seufzern, Kopfnicken, einer im Hintergrund applaudiert sogar. Einen Moment ist es still, dann sagt der Mann: "Vielleicht hast du Recht. Bei mir war es genau das Gegenteil. Ich liebte das Leben - vielleicht viel zu sehr."
Den weit geöffneten Augen und Mündern seiner Zuhörer zufolge, war auch dies eine faszinierende Aussage.
"Ich war ein Geschäftsmann, und wie erfolgreich! Ich machte gewaltige Profite, meine Firma stand stets an der Spitze. Ich regierte die Welt, könnte man sagen!"
Das stark geschminkte Mädchen kichert.
"Aber die Konkurrenz wollte mich aus dem Weg haben, also haben sie mich aus dem Weg geräumt."
Es schien eine Art ungesprochenes Gesetz unter den Fahrgästen des Bootes zu sein, nicht nach der genauen Todesursache nachzufragen. Bei der Fortsetzung stellt sich heraus, dass ein anderer Mann, ein glatzköpfiger Herr mit einem unvorstellbaren Leibesumfang überraschenderweise an einer Krankheit gestorben ist und eine ausgesprochen hübsche Frau von ihrem Mann wegen Eifersucht ermordet wurde. Angeregt unterhalten sich die Leute, erst gegen Ende des Gesprächs fragt der Geschäftsmann die alte Dame von vorhin: "Wie sind Sie denn gestorben, wenn ich fragen darf?"
"Oh", sagt sie schüchtern, "ganz einfach. Ich war gut in der Schule gewesen, hatte später einen nicht sonderlich reichen, aber netten und rechschaffenen Mann geheiratet, mit ihm zusammen ein Haus gekauft, zwei wunderbare Kinder gekriegt..."
Gespannt lauschen die vier anderen. Sie halten sogar den Atem an, in Erwartung der Katastrophe, die bei einem derart schönen Leben doch bald kommen müsste.
"Was ist dann passiert?", fragt das dunkel geschminkte Mädchen ungeduldig.
"Meine Kinder wurden erwachsen, zogen weg, gründeten ihre eigenen Familien. Zehn Jahre vor mir ist mein Mann gegangen - er ist hier leider nicht anwesend. Und ich, ich habe immer versucht, fit zu bleiben, aber man kann die Zeit nicht aufhalten. Im Alter von siebenundachtzig Jahren bin ich dann friedlich in meinem Bett gestorben, an Altersschwäche."
Brüllendes Gelächter zerreißt die kurzweilige Stille.

 

Präsens und Präteritum durcheinandergewürfelt. Lies dir die Geschichte bitte noch mal dahingehend durch.

Die Geschichte an sich find ich zwar relativ gut geschrieben, aber irgendwie auch ... hm, banal. Nichtssagend. Sozusagen. Irgendwie. :)

Bruder Tserk

 
Zuletzt bearbeitet:

Es schien eine Art ungesprochenes Gesetz unter den Fahrgästen des Bootes zu sein, nicht nach der genauen Todesursache nachzufragen.

Wieso? Machen die Fahrgäste nicht genau das Gegenteil?

rechschaffenen

Ein "t" würde dem Wort guttun.

Die Pointe am Ende hat mir gut gefallen. Was für ein langweiliges Leben, was für ein langweiliger Tod.

 

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