...für immer!
Es ist leer. Nichts ist mehr da. Schwärze, erdrückende Schwärze. Diese
Dunkelheit, sie scheint mich zu zermalmen. Es ist, als wenn Wände immer
kommen und doch wirkt es leer und weit, als wenn man loslaufen könnte und
kein Ende finden würde. Ich sehe nichts mehr. Kein Licht strahlt in dieser
Dunkelheit. Kein Geräusch durchbricht die Stille. Ich möchte schreien, doch
ich kann nicht. Meine Lippen bleiben starr. Habe ich überhaupt noch Lippen?
Ich versuche nach unten zu schauen. Wo ist er? Ich sehe keinen Körper, keine
Arme und Beine, keine Hände und Füße – nichts. Da, ein Geräusch! Ich sehe
mich um. Oder doch nicht? Woher weiß man, dass man sich umsieht, wenn um
einen herum alles schwarz ist? Fühlt man das einfach? Kann ich noch fühlen?
Da, ich sehe es! Ein kleiner, silberner Tropfen fällt hinab ins Nichts. Er
tropft auf eine scheinbar unsichtbare Fläche. Von dem Punkt aus, wo der
Tropfen aufprallte, wächst etwas. Es ist nicht schwarz, nicht unsichtbar. Es
ist farbig, ich kann es sehen! Es bricht das Dunkel! Es rankt schier
unaufhörlich, wie eine riesige Blume. Sie scheint ihre Blüte zu öffnen. Sie
teilt sich. Aus ihr heraus strahlt ein gleißendes Licht. Es leuchtet warm.
Ich fühle, wie die Wärme mich erreicht. Es ist angenehm. Aus dem Licht
steigt ein schönes Wesen. Es ist groß, größer als ich. Oder größer als ich
war? Bin ich denn überhaupt noch? Das Wesen hat ein schönes Gesicht. So
schön und warm. Es lächelt. Seine roten Augen schauen mich an. Sie strahlen
Erlösung aus. Das Wesen hat große Schwingen. Es breitet sie aus. Die Flügel
sind besetzt mit schwarzen Federn. Sie funkeln anmutig, die Federn. Sie
zeigen Stärke. Die Stärke, die ich nie besaß. Es ist ein schönes Wesen. Es
gleitet majestätisch hinab zu mir. Es kommt zu mir. Noch nie ist jemand zu
mir gekommen. Es sieht aus wie ein Engel. So stark und übernatürlich. So
schön. Die schwarzen Flügel des Engels umschließen mich. Sie sind warm. Der
Engel hält etwas in seiner Hand. Er hält sie mir entgegen. Ich greife
danach. Meine Hand! Ich kann sie sehen! Doch sie wirkt schwach. Ich halte
die Blume in meiner schwächlichen Hand. Es ist ein Geschenk – ein schönes
Geschenk. Noch nie habe ich ein Geschenk bekommen. Der Engel lächelt, noch
immer mit diesem erlösenden Blick, doch in seinen Augen sammeln sich nun
Tränen. Der Engel schreitet ein wenig zurück, er geht rückwärts. Langsam
verblasst die Engelsgestalt. Die Blume, aus der er kam, verwelkt in
Sekunden. Bald schon wird sie verschwunden sein. Ich merke, wie ich
schwächer werde… Ich spüre etwas… Ich verlasse diese Dunkelheit… für immer.