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...für immer!

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09.09.2005
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...für immer!

Es ist leer. Nichts ist mehr da. Schwärze, erdrückende Schwärze. Diese
Dunkelheit, sie scheint mich zu zermalmen. Es ist, als wenn Wände immer
kommen und doch wirkt es leer und weit, als wenn man loslaufen könnte und
kein Ende finden würde. Ich sehe nichts mehr. Kein Licht strahlt in dieser
Dunkelheit. Kein Geräusch durchbricht die Stille. Ich möchte schreien, doch
ich kann nicht. Meine Lippen bleiben starr. Habe ich überhaupt noch Lippen?
Ich versuche nach unten zu schauen. Wo ist er? Ich sehe keinen Körper, keine
Arme und Beine, keine Hände und Füße – nichts. Da, ein Geräusch! Ich sehe
mich um. Oder doch nicht? Woher weiß man, dass man sich umsieht, wenn um
einen herum alles schwarz ist? Fühlt man das einfach? Kann ich noch fühlen?
Da, ich sehe es! Ein kleiner, silberner Tropfen fällt hinab ins Nichts. Er
tropft auf eine scheinbar unsichtbare Fläche. Von dem Punkt aus, wo der
Tropfen aufprallte, wächst etwas. Es ist nicht schwarz, nicht unsichtbar. Es
ist farbig, ich kann es sehen! Es bricht das Dunkel! Es rankt schier
unaufhörlich, wie eine riesige Blume. Sie scheint ihre Blüte zu öffnen. Sie
teilt sich. Aus ihr heraus strahlt ein gleißendes Licht. Es leuchtet warm.
Ich fühle, wie die Wärme mich erreicht. Es ist angenehm. Aus dem Licht
steigt ein schönes Wesen. Es ist groß, größer als ich. Oder größer als ich
war? Bin ich denn überhaupt noch? Das Wesen hat ein schönes Gesicht. So
schön und warm. Es lächelt. Seine roten Augen schauen mich an. Sie strahlen
Erlösung aus. Das Wesen hat große Schwingen. Es breitet sie aus. Die Flügel
sind besetzt mit schwarzen Federn. Sie funkeln anmutig, die Federn. Sie
zeigen Stärke. Die Stärke, die ich nie besaß. Es ist ein schönes Wesen. Es
gleitet majestätisch hinab zu mir. Es kommt zu mir. Noch nie ist jemand zu
mir gekommen. Es sieht aus wie ein Engel. So stark und übernatürlich. So
schön. Die schwarzen Flügel des Engels umschließen mich. Sie sind warm. Der
Engel hält etwas in seiner Hand. Er hält sie mir entgegen. Ich greife
danach. Meine Hand! Ich kann sie sehen! Doch sie wirkt schwach. Ich halte
die Blume in meiner schwächlichen Hand. Es ist ein Geschenk – ein schönes
Geschenk. Noch nie habe ich ein Geschenk bekommen. Der Engel lächelt, noch
immer mit diesem erlösenden Blick, doch in seinen Augen sammeln sich nun
Tränen. Der Engel schreitet ein wenig zurück, er geht rückwärts. Langsam
verblasst die Engelsgestalt. Die Blume, aus der er kam, verwelkt in
Sekunden. Bald schon wird sie verschwunden sein. Ich merke, wie ich
schwächer werde… Ich spüre etwas… Ich verlasse diese Dunkelheit… für immer.

 

Hallo alle zusammen!

Das ist meine erste Kurzgeschichte auf kg.de! Ich hoffe sie wird euch gefallen oder euch zumindest dazu anregen, eure Kritiken mitzuteilen. Ich hab die Seite durch unseren Deutschunterricht (Grundkurs, 1. Abitur-Semester) gefunden. Ich wusste nicht genau, wo ich sie einordnen sollte, deshalb habe ich sie unter sonstiges gepackt.

 

Hallo Nico!
Deutschkurs? Da fühl ich mich jetzt an meine mageren sechs Pünktchen erinnert.
Und dein Text erinnert mich genau an die Texte, die ich im Grundkurs zur Textanalyse serviert bekam. Vielleicht ist das für dich ein Kompliment, doch wenn das jemand unter meine Geschichten schreiben würde, würde ich schreiend weglaufen.
Also: Was willst du uns mit dieser Erzählung sagen? Ist es ein Nach-Tod-Erlebnis?
Warum hast du armer Mensch nie etwas geschenkt bekommen?
"Meine Lippen bleiben starr. Habe ich überhaupt noch Lippen?
Ich versuche nach unten zu schauen." - Augen hast du offensichtlich noch.
"Da, ein Geräusch!" - Und Ohren auch.
"Woher weiß man, dass man sich umsieht, wenn um einen herum alles schwarz ist?" - Mach die Augen zu, dann merkst du es.
Ist wohl alles irgendwie philosophisch gemeint, aber ich habe keine Ahnung, was du mir sagen willst.
Nicht persönlich nehmen. Und willkommen auf kurzgeschichten.de.
Grüße
Chris

 

So ungefähr war die Reaktion der anderen Kursteilnehmer... Damals war die kg noch ein wenig schwerer, da ich zu dem Zeitpunkt noch mehr Wiederholungen eingebaut hatte... und gleich vorweg mal: ich hasse Textanalysen. Das sind ebenfalls meine sechs mageren Pünktchen des letzten Jahres.

Ich würde, wenn ich diese Geschichte das erste Mal lesen würde, erst einmal lesen, ohne irgendetwas hinein sehen zu wollen, erst einmal versuchen, den Gefühlszustand zu betrachten. Es gab Bewertungen von meiner Lehrerin und den anderen Kursteilnehmer, die von einer metaphorischen Kurzgeschichte bis hin zu einer mit metaphysischem Hintergrund (wobei ich das Zweitere nicht kenne, bzw. mir nichts dabei denken kann). Ich war vor einiger Zeit ziemlich weit unten und ich denke, dass ich daher meine Affinität für metaphorische Geschichten und (jetzt mal auf Musik bezogen) Moll-Akkorde u.Ä. habe... Ich würde es eher so sehen, dass ich etwas verliere und es nach und nach wieder finde, bevor es zum Schluss (aber nicht zum Ende) der Geschichte kommt. Ob die Typus in der Geschichte nun am Ende alles wieder bekommt oder alle ganz verliert, ist nicht genau definiert, da wollte und werde ich mich nicht festlegen. Als philosophisch würde ich sie nicht sehen, da, so sehe ich es, es sich eher um eine bestimmte Situation handelt und diese lediglich auf ein anderes Medium, bzw. aus der realen Welt ausgelagert wird. Es wird keine Frage oder Ähnliches behandelt... Was man nun in die ganzen Metapher rein interpretiert ist euch überlassen. Jeder hat bestimmt mal eien Situation gehabt, die hier rein passen würde... Widersprecht mir bitte, wenn das alles gar nicht zutrifft oder es eurer Meinung nach anders ist...

 

Hallo Nico!
Erstmal Entschuldigung, ich würde gerne mit dir diskutieren, aber auf diesem Niveau kann ich es nicht. Da muss ich ein Lexikon dazuholen. Okay, metaphorisch bedeutet bildlich, Affinität kenne ich aus der Chemie, aber was meinst du mit: "Ob die Typus in der Geschichte nun am Ende alles wieder bekommt oder alle ganz verliert, ist nicht genau definiert,..."?
Wenn ich dich richtig verstehe, wolltest du diese Situation bildlich beschreiben, ohne Hintergedanken. (Übrigens, deinen Geisteszustand, zur Zeit als du den Text geschrieben hast, würde ich nicht als Erklärung angeben, das kommt im Allgemeinen nicht gut an; beschränken wir uns nur auf den Text)
"Ich würde, wenn ich diese Geschichte das erste Mal lesen würde, erst einmal lesen, ohne irgendetwas hinein sehen zu wollen, erst einmal versuchen, den Gefühlszustand zu betrachten." Das verstehe ich nicht. Entweder lese ich den Text, ohne hineinzusehen, oder ich sehe tiefer und betrachte den Gefühlszustand.
Nein, tut mir leid, ich glaube, wir denken auf zwei völlig verschiedenen Ebenen. Alles, was ich weiter dazu sagen könnte, würde dir nicht helfen. Naja, vielleicht schreiben noch andere Kommentare.
Sorry,
Chris

 

Das hört sich vielleicht alles ein wenig komisch an, is aber alles ganz harmlos, also beißt nicht. Metaphorisch, damit ist eher gemeint, dass alles mit Sinnbildern vershene ist, also dass es sich dabei um KEINE real existierenden Dinge handelt, sondern um Umschreibungen, Symbole, Metapher, etc. Affinität, damit bezeichnet man nicht nur in der Chemie einen Zustand, in der einem Stoff einem anderne, bzw. einer Substanz, zugeneigt ist, sondern man kann diesen Begriff auch allgemein als Zuneigung abstempeln. Von einem Typus, bzw. Typ rede ich, da man eigentlich von keinem Charakter reden kann, da ja in typischen Kurzgeschichten keine Charaktere auftreten, sondern nur namenlose Typen mit leichten Andeutungen eines Charakters, die durch Mono- und Dialoge mit sich selbst und anderen zum Ausdruck gebracht werden. Ich finde es wichtig, meine eigene Stimmung beim Schreiben anzugeben, denn es beeinflusst die Geschichte schon und kann Aufschlüsse über die Absichten des Autors geben, nciht nur bei Kurzgeschichten, weshalb ja bei Analysen o.Ä. oft udn gerne auch Hintergrundinformationen zu Autoren und der historische Hintergrund genannt werden. Zu dem Zitat "Ich würde, wenn ich diese Geschichte das erste Mal lesen würde, erst einmal lesen, ohne irgendetwas hinein sehen zu wollen, erst einmal versuchen, den Gefühlszustand zu betrachten." meien ich, dass der Text nicht gleich zerrupft werden soll und auf keinen Fall man sich daran machen soll, die einzelnen Symbole und Metapher zu analysieren, sondern alle zusammen als Gesamtheit zu sehen. Eigentlich spielen alle auf eines hin: auf das innere Empfinden des Typs. Mit den beiden unterschiedlichen Ebenen kannst du recht haben. Ich hasse es, Geschichten auseinander zu pflücken. Ich bin da eher der Mensch, der darauf schaut, wie die Grundeinstellung im Text ist, ob es sich flüssig liest oder ob man nur stockend voran kommt und ob einfach alles vorhanden ist, dass es die Wirkung, die man versuchte zu erreichen, erzielt...

 

Hallo zusammen!

Ist ja schon toll, dass die Komentare hier länger sind, als manche meiner Geschichten;).
Naja, mal zu deiner Geschichte... Hmm... kann man schwarze Federn sehen, wenn doch alles herum schwarz ist? Und wenn du wissen willst, wo deine Lippen sind, warum fasst du nicht einfach hin?;) Aber in deiner Geschichte gehts nicht um so kleinichkeiten, ich weiß. Stimmung und so zählt. Wenn die interpretations texte in der 12/13 auch so sind, kann ich mich schon mal freuen, was? ;) .
Trotzdem. Eine situation die in diesen Text passt hab ich (in meinem, zugegebenermaßen noch kurzen) Leben wirklich noch nicht erlebt. Klar hab ich schwarze Löcher, in die ich manchmal falle, dass dann jemand kommt, der mir hilf, das gibts dann auch noch, aber das der weggeht, die ganze Hilfe zerfällt und ich dann trotzdem aus diesem Loch rauskomme... nee. Und mehr oder weniger ist doch klar, das der prot. in eine bessere Welt kommt. Kann es etwas Schlimmeres geben, als im Nichts gefangen zu sein? (Hihi, hört sich jetzt an wie aus Jan Tenner)

glg, Jägerin

 

Hi!

Ich denke, er kann sich zu dem Zeitpunkt, an dem er meint, dass er nicht weiß, ob er überhaupt noch Lippen hat, auch nicht andersweitig bewegen. Er kann sich nicht irgendwo hinfassen, denn er bemerkt ha kurz darauf, dass er seine Gliedmaßen nicht finden kann. Erst langsam klart das auf und da dann aich das gleißende Licht ist, das von der Blüte ausging, kann ich mir gut vorstellen, dass diese Flügel sichtbar sind. Man kann es auch als Beispiel dafür zegen, dass er auf dem Weg der "Besserung" ist, denn er kommt heraus aus dieser absoluten Leere, in dem er schon einige Dinge sehen kann, wenn auch fiktive, wie die Blume und den 'Engel'. Außerdem ist nicht gesagt, ob er das mit oder ohne Freunde schafft. Der Engel muss nicht als Sinnbild für Freundschaft stehen (kann, muss aber nicht), sondern könnte auch für die Erlösung stehen... ich möchte nichts irgendwie vorgeben, aber es könnte genauso gut sein, dass er ablebt. Man kann das Weggehen des Engels aber auch als das Austreten aus dieser fiktiven Welt sehen, denn das fiktive muss erst verschwinden, bevor das reale sich entfalten kann. Und nein, es gibt nichts schlimmeres als im Nichts gefangen zu sein, jedenfalls kann ich mir nichts schlimmeres vorstellen.

lg
Nico

 

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