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Für Katinka wär' das hier nix

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08.01.2002
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Anmerkungen zum Text

Die ukrainische Sprache ist reich an Diminutiv-Endungen, also Verniedlichungsformen und sie verwenden ebenso gern Kosenamen.
Katinka wird also zu Katrúsja
Und die Mama zu Mamotschka und Matusja.

Für Katinka wär' das hier nix

Liebes Tantchen Galina,
jetzt hast du dich ganz allein um Mamotschkas Beerdigung kümmern müssen. Glaub‘ mir, ich hab alles versucht, um freizubekommen. Wenigstens für einen Tag, auch wenn der von hier bis nach Kiew nicht gereicht hätte. Aber da waren sie gnadenlos, keine Ausnahme, auch nicht für Mama.

Und weißt du was, Tantchen? Erst war ich so wütend deswegen. Ich hab gedacht, jetzt türm‘ ich einfach. Ist mir egal. Dann bin ich eben wegen Fahnenflucht dran. So können sie nicht mit uns umgehen. Schließlich halten wir den Kopf hin. Als ich so wütend alles in meinen Rucksack geworfen habe und grad loswollte, sah ich einen kurzen Blick von Dmytro aufblitzen. Du erinnerst dich bestimmt, Dmytro, unser Teufelsfahrer, der den Panzer wie ein Tangotänzer bewegt.
Wenn ich abhaue und sie bei einem Angriff umkommen, weil ich nicht auf meinem Posten bin, weil an meiner statt so ein Jüngelchen, so ein unerfahrenes schießt und womöglich nix trifft, dann hab ich gleich drei auf dem Gewissen. Wegen Matusjas Beerdigung.
Kannst du verstehen, Tantchen, wie hin- und hergerissen ich mich fühlte? Ich muss ausrücken, bis später. Dein Andriy

Liebes Tantchen Galina,
du weißt ja, ich kann nur kurz zwischendrin schreiben. Ist zu unruhig hier. Ich hab jetzt grad Empfang und weißt du was? Unser Kommandeur hat es endlich eingesehen, dass wir alle jede Minute nutzen, um nach Hause zu schreiben. Auch er. Und mal ehrlich: Es ist doch egal, ob sie uns via Drohne aufspüren oder Handyortung. Übrigens schreib ich dir lieber per Mail. Wenn ich bei WhatsApp irgendeinen Satz anfange und ihn nicht zu Ende bringe, machst du dir unnötige Sorgen.

Danke, dass du hart geblieben bist, damit Matusja eine Erdbestattung bekommt. Das geht doch nicht: Verbrennen. Nur weil die Grabstellen knapp sind. Mama in einer Urne. Da schüttelt es mich.
Wenn es mich trifft, wär es mir egal. Wenn dann kein Platz ist, dann sollen sie mich verbrennen. Aber weißt du was, Tantchen? So schnell wie das hier gehen kann, wird auf dem neuen Militär-Gedenkfriedhof, du weißt, den in Hatne, noch genug Platz für mich sein. Ist ja erst seit Ende August geöffnet. Wir reden hier oft über den Tod, Tantchen, ganz normal für uns. Und wir machen wüste Scherze drüber. Letztens haben wir uns alle ausgeschüttet vor Lachen. Meinte einer der Kameraden so lakonisch: „Wenn uns die Russen treffen, bleibt grad mal so viel von uns übrig, dass wir lässig zu dritt in eine Urne passen.“

Dass Mamotschka nicht mehr ist, das ist noch nicht in meinem Kopf angekommen, Tantchen. Keine Ahnung, wieso. Ich versuch es die ganze Zeit, aber ich vermisse sie nicht. Für mich lebt sie noch. Ich werde es erst begreifen, wenn ich vor dem zerbombten Haus stehe. Und sie mich nicht umarmt.
Weißt du, wen ich vermisse, Tantchen? Lach‘ nicht! Meine Katinka. Die hab ich schon in der ersten Nacht vermisst. Was für ein Glück, dass sie heil da rausgekommen ist. Ich bin dir dankbar, dass du dich um sie kümmerst. Frisst sie gut? Sag es nur frei heraus, Tantchen, wenn du mehr Geld für ihr Futter brauchst.
Nachts denke ich kurz vor dem Einschlafen, dass es die reinste Freude wär‘: Katinka hier dicht an meinem Ohr schnurrend. So ein warmes Fellchen in meinen Armen, himmlisch. Aber hier ist das nichts für sie. Wenn der Wind zur falschen Seite stürmt, drückt sich eine harte Kälte in unser Bettlager und da reichen dann die Decken kaum aus. Da würde selbst meine dick bepelzte Katrúsja frieren. Ich muss los. Dein Andriy


Hallo Tantchen,
weißt du noch, wie Mamotschka mit mir wegen des Namens geschimpft hat? Was mir undankbarer Bengel einfiele, einen russischen Namen für die Katze zu wählen. Warum ich sie nicht ukrainisch Mypka nenne? Mama wollt‘ mir nicht glauben, dass Katinka gar nicht russisch ist. Sie behauptete stur weiter, der Name stammt von Ekaterina ab.
Es hat Artem erwischt und sie haben mich zum Panzerkommandanten gemacht. Er war der beste Kommandant und ist mein Vorbild. So schnell kann es gehen, wenn die Leute fehlen. Stell dir nur vor Tante Galina, ich sitze jetzt rechts im Turm über dem Richtschützen. Es gibt mehr Sold. Mach dir also keinen Kopf wegen der Beerdigungskosten. Ich krieg das hin. Obwohl es eine Riesenschweinerei von diesen korrupten Arschlöchern ist, die Grabstellen gegen Höchstgebot zu verkaufen. Verzeih meine wüsten Ausdrücke, Tantchen, aber je mehr sterben, desto praller werden die Taschen der Beerdigungsräuber. Wie geht es meiner Süßen? Hat sie sich bei dir eingewöhnt? Dein Andriy


Hallo Tantchen Galina,
wie viele Fragen du stellst. Da muss ich ja Romane schreiben, um sie alle zu beantworten.

Wann der Krieg aufhört, ist schnell beantwortet. Das weiß keiner. Er hört auf, wenn eine Seite nicht mehr kann. Weißt du Tantchen, sie kommen nicht voran, wir kommen nicht voran. Es ist überflüssig, dir die Frontabschnitte zu benennen, die wir zurückgeholt haben. Wir sind stolz darauf, aber das kann morgen alles wieder anders sein.

Ich freue mich, das Neueste über meine Katrúsja zu lesen. Tantchen, sie hat dich doch schon längst um ihre Pfote gewickelt. Ich musste lachen, weil du nicht merkst, dass du tust, was sie will und nicht umgekehrt.
Immer, wenn mich das alles hier betrübt, taucht meine Schöne auf und blickt mich mit ihren großen Augen wachsam an. Als wollte sie sagen:
„Komm schon Andriy, halt durch, du hast den Tag bald geschafft.“
Weißt du, was mir am meisten fehlt, Tantchen? Dass ich nicht meine Fingerkuppen in ihrem dichten Fell vergraben kann. Und ihr Schnurren fehlt mir. Der schönste Klang der Welt.

Wir haben heute unseren Panzer verloren, aber wir drei sind da lebend raus. Jetzt warten wir auf Ersatz und ich nutze die Wartezeit zum Mailschreiben und zum Schlafen. Das macht hier jeder so. Es gibt keinen, der sich nicht sofort hinpackt, um auf Vorrat zu schlafen oder Schlaf nachzuholen. Gute Nacht Tantchen! Dein Andriy


Liebes Tantchen Galina,
ich bin doch kein Drückeberger, nur weil ich dir nicht all deine Fragen aus der letzten Mail beantwortet habe. Wo fange ich an? Was ich den Tag über mache? Das ist natürlich unterschiedlich. Mal müssen wir raus, mal nicht. Hat sich viel verändert. Früher sind wir, wie in den alten Filmen, in großen dichten Panzerformationen auf den Feind zugerollt. Diese Großverbände gibt es praktisch nicht mehr, sondern wir haben kleine aus drei Panzern bestehende Züge. Wir agieren selektiver, führen aus der Deckung Angriffe aus, feuern und ziehen uns wieder zurück. Hängt alles irgendwie mit den Drohnen zusammen. Ich weiß Tantchen, der Scherz, dass wir zu dritt in eine Urne passen, ist schon sehr derbe, aber was gibt es daran nicht zu verstehen?
Wie geht es meiner Katinka? Vermisst sie mich? Ich glaube, das Vermissen ist eher etwas rein Menschliches. Wie denkst du darüber Tantchen? Ich stelle mir oft vor, sie hier bei mir zu haben. Meine kleine Fellfreundin. Das wäre das reinste Glück.
Ich muss, Tantchen, unser Ersatzpanzer ist da. Bitte streichele Katrúsja von mir. Lieben Gruß dein Andriy


Liebes Tantchen,
der gelieferte Panzer hat seine Mucken und Macken. So hab ich Zeit. Mach dir keinen Kopf. Das kommt ab und zu vor, dass Katzen alles wieder auskotzen. Hast ihr vermutlich eine neue Futtersorte gegeben? Oder es war zu kalt? Oder sie muss bald Fell rauswürgen, denn sie nimmt ja jede Menge Haare durch das Putzen auf. Und das kommt bei ihr nicht hinten, sondern oben wieder raus. Es gibt jede Menge harmlose Gründe. Bitte halte mich auf dem Laufenden.
Ich habe all deine Fragen nicht vergessen, Tantchen, es ist nur so, dass ich meist kaum Zeit habe und für manche Antworten muss ich eine Weile in Ruhe überlegen. Deine Sprache ist längst nicht so wüst und rau, wie wir hier sprechen. Z.B. die Sache mit der Urne für drei. Ich versuch, es dir zu erklären: Wenn so ein T72-Panzer getroffen wird, dann bleibt von der Besatzung meist nichts mehr übrig. Die Munition, die wir nicht verschossen haben, befindet sich ja noch im Panzer. Die besorgt den Rest.
Ach ja, die Angst. Nach der hattest du ja auch gefragt.
Ich hab‘ keine. Beantwortet?
Haha, ich kenne dich, Tantchen. Jetzt willst du wissen, wieso ich keine habe. Ich glaube, das lag an Kommandant Artem. „Wir drei sind unbesiegbar“ hat er vor jedem Einsatz gesagt, „ihr werdet sehen, wir kommen heil zurück.“
Und weißt du was, Tantchen Galina? Wir kamen immer unversehrt zurück. Bei all den Einsätzen hat es uns kein einziges Mal erwischt. Das war so ungewöhnlich, dass die anderen Panzerbesatzungen ihre flachen Hände auf unseren Panzer legten. Vorher sind die nicht los.
Artem fehlt mir.
Ich glaube, Tantchen, der Mensch kann nicht 24/7 in Angst sein. Wenn ich Glück habe, dann hört meine Angst urplötzlich auf, als sei der Akku leer.
Es gibt nicht nur die eine Angst, es gibt viele. Wenn ich eine Drohne erblicke, dann ist die Angst eine andere, als meine Angst, Katrúsja könnte etwas passieren. Die Angst um einen Freund ist anders, als die vor dem eigenen Tod. Und die Angst, zu versagen, ist eine andere. Die Angst, die Beine zu verlieren, ist wieder anders. Die Angst, einem Kameraden nicht in der Not helfen zu können. Und die ewige Angst vor der Angst, die unermüdlich zu Zeiten aufblitzt, in denen man keinen Grund hat. Verzeih, ich bin grad so müde, Tantchen, bitte gib Katrúsja einen dicken Kuss von mir, gute Nacht, dein Andriy


Liebes Tantchen Galina,
das siehst du schon ganz richtig, dass Artems Tod mich sehr getroffen hat, uns alle. Er war einer der Besten. Wie geht es meiner Katrúsja, kotzt sie immer noch? Du wirst es nicht glauben, gestern lag da mitten im Schnee ein funkelnagelneues Halsband. Rot und mit Strasssteinen verziert und grad so groß, dass es ihr passen könnte. Ich hab mich gewundert, wer verliert denn an der Front so was?

Während es mit Artem passierte, saß ich den ganzen Vormittag in der Fahrzeughalle, einen neuen Richtschützen ausbilden: Turm drehen, Ziel erfassen, Entfernung messen, Munitionsarten unterscheiden. Mykhailo heißt der Neue, noch so jung und wirklich sehr bemüht, aber bis man wirklich fühlt, wie ein Panzer atmet und denkt, vergehen Monate.
Wäre Kommandant Bohdan nicht durch einen Schrapnelltreffer am Bein verletzt und operiert worden, hätte er weiterhin das Zugkommando gehabt. Unsere Aufklärer hatten gemeldet, dass die Russen in einem Waldstück neue Stellungen ausgebaut hatten. Tief gestaffelte Panzerabwehr und vermutlich ein paar von diesen modernen Lenkflugkörper-Teams, die so gern warten, bis man ihnen genau in die Optik fährt.
Für solch eine Aufgabe schickt man keinen Frischling an die Spitze. Und so kam der unvermeidliche Satz:
„Artem, wir brauchen dich auf Panzer Zwei. Nur heute. Danach kannst du wieder mit deiner Crew fahren.“
Während Mykhailo und ich weiterübten, er mit dem Simulationsgerät, ich mit dem Ohr am Funk, rollten unsere Panzer raus. Ich hörte die Stimmen der Kommandanten, die Bereitmeldungen, die letzten Scherze zur Auflockerung. Auch Artem, ruhig wie immer, gab seine Meldung.

Unsere Jungs näherten sich der Waldkante in Keilformation. Die Drohnen hatten zwei mögliche Abschusspositionen identifiziert. Offenbar saß aber noch ein drittes Team gut getarnt irgendwo weiter rechts. Und die verfügten über diese Dinger, die genug Durchschlag haben, um selbst die dickste Frontpanzerung wie Papier zu behandeln.
Artems Panzer war in der Mitte der Formation. Beim Einfahren ins Waldstück mussten sie kurz die Geschwindigkeit drosseln, um eine Senke korrekt anzufahren. Ein falscher Winkel, Tantchen, und selbst ein starker Panzer setzt auf. In diesem einen verdammten Moment griffen die Russen an.

Der Lenkflugkörper kam seitlich aus einer Senke geschossen. Der Treffer schlug in die Stelle ein, wo der Turm auf dem Panzer sitzt.
Ich hörte zuerst nur das Knacken im Funk. Dann dieses dumpfe „Ausfall! Ausfall!“, das durch Mark und Bein geht. Die anderen Panzer versuchten sofort, Sperrfeuer zu legen, aber gegen eine gute Stellung im Wald hilft das oft nur wenig.
Und dann… Stille. Nur Stille.
Ich stand daneben, während Mykhailo in diesen schnellen, flachen Zügen atmete, die man bei Neuen hört, wenn sie begreifen, was Krieg bedeutet.
Ich werde Artem nie ersetzen können, Tantchen, aber ich werde jeden Befehl so geben, wie er es getan hätte: klar, ruhig und nie mit mehr Härte als nötig.

Ach, Tantchen, ich wär gern in deiner heimeligen Wohnstube, mit meiner schnurrenden Katinka auf dem Schoß. Knuddel sie bitte von mir. Gruß, dein Andriy


An die raubrüchige Stimme der alten Frau hatte sie sich schnell gewöhnt. Auch an die seltsam anders riechende, neue Umgebung. Sie hatte herausgefunden, wie sie die Frau dazu bestimmen konnte, ihr den Futternapf zu füllen und Wasser hinzustellen. Etwas fehlte, dessen war sie sich sicher. Doch im Laufe der Jahre verloren die dünnen Erinnerungsfäden ihre Farben.

 
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Liebe @lakita ,

da hast du wohl eines der schwersten Dinge gemeistert: Als Nichtbetroffene von der Front zu schreiben. Ich war logischerweise auch nicht an der Front (wobei ja Orcland keine 200 km von meinem Wohnort entfernt liegt, also mal schauen ...), aber lese seit der Nacht des Angriffs 2022 jeden einzelnen Tag zum Krieg, eben auch nahezu nur ukrainische Medien / Profile. Und damit eben auch Berichte / Prosa / Gedichte von Soldaten, Angehörigen, von einem befreundeten Photographen, und dann ist eine Bekannte schon seit der 2014er Invasion als Flüchtling hier (investigative journalist, ukrainisch-russisch) usw.

Du hast den Ton 1:1 getroffen, ich finde da auch gar nix, was mich rausgekickt oder irritiert hätte. Auch die Sache mit der Katze ist wirklich extrem authentisch. Finde auch sehr gut, wie du das aufgezogen hast - über Kommunikation, weil die überlegt ist, quasi after the fact: du umgehst geschickt, direkte Angstzustände /'Action' zu schildern, hast aber alle Emotionen und Tragik trotzdem noch drin.

Apropos: Die Orcs könntest du reinnehmen. Es gibt ja massig Lord of the Rings-Analogien, die sind extrem verbreitet, auch Mordor usw. Mein Bekannter meinte dazu: "Ja, wir können inzwischen den ganzen LOtR neuschreiben!" Weil viele Soldaten ja Musiker sind, Kulturleute, Gamer, die auch zum Abschalten eben zocken, durchaus METRO oder andere Ego-Shooter.

Der Schwenk auf die Katze, okay. Warum nicht. Aber du könnest ebensogut diesen wunderbaren Satz mit den Fäden der alten Frau zuordnen. Das wäre richtig fies, also in Richtung Demenz. Der drohende Verlust des Landes oder ganzer Regionen und da gespiegelt der Verlust der Einnerung, die dann ebenfalls das Land auslöscht (nur eben individuell, nicht faktisch). Dann hättest du eben nicht auch noch am Ende einen harten Schwenk. Hier:

Und im Laufe der Jahre verloren die dünnen Erinnerungsfäden ihre Farben.
Großes Kino, finde ich sehr schön, auch nicht zu viel Pathos, gut austariert.

Etwas fehlte, dessen war sie sich sicher. Nur was war es? Katinka grübelte darüber nicht. Sie konnte es nicht. Und im Laufe der Jahre verloren die dünnen Erinnerungsfäden ihre Farben.
Wenn sie nicht grübelt oder grübeln kann, ist der Verlust nicht ganz so tragisch. Nimm das doch einfach raus und setze nach dem 'sicher' an - dann zerredest du den schönen Abschluss auch nicht. Was sagst du dazu?

Tiere und Soldaten haben ja vielerorts eine Art Symbiose - die Tiere laufen den Einheiten teils zu, oder begleiten sie (-> Maksym Kryvtsov und seine rote Katze, die ihn überall hin begleitete und dann mit ihm starb. Er hat tolle Gedichte geschrieben, sehr harsch, teils recht abstrakt.) Und dann gibts noch den Dachs Molly. :herz: Während die Russen z. B. Pferde zu Tode quälen und das noch lustig filmen. Also, jedenfalls hab ich all das im Hinterkopf und es passt. Die Bekannte erzählte mir schon aus 2014, dass Tote erstmal in Hinterhöfen (Innenhöfen) und Gärten begraben wurden und dann kleine Hinweise hinterlassen wurden, wo sie liegen, denn man wollte auch nicht die Besatzer drauf aufmerksam machen.

Runder Text, Hut ab. Sehr schön. Finde auch die ganze Haltung und den Tonfall authentisch.

Alles Liebe, dir einen guten Start in die Woche,
Katla

 

Liebe @Katla,

wow!
So schnell schon die erste Reaktion und dann so ein tolles Feedback. Ganz großes DANKE!
Den guten Start in die Woche hast du mir tatsächlich bereitet. Ich bin noch ganz baff.

Du hast den Ton 1:1 getroffen, ich finde da auch gar nix, was mich rausgekickt oder irritiert hätte. Auch die Sache mit der Katze ist wirklich extrem authentisch.
Herzliches Dankeschön!
Apropos: Die Orcs könntest du reinnehmen. Es gibt ja massig Lord of the Rings-Analogien, die sind extrem verbreitet, auch Mordor usw. Mein Bekannter meinte dazu: "Ja, wir können inzwischen den ganzen LOtR neuschreiben!" Weil viele Soldaten ja Musiker sind, Kulturleute, Gamer, die auch zum Abschalten eben zocken, durchaus METRO oder andere Ego-Shooter.
Oh ja, ich verstehe sofort, was du meinst. Und da mir die grausigen Szenen der "Herr der Ringe"-Bände durchaus noch in Erinnerung sind, wäre das eine ziemlich intensive Untermalung, wenn ich das noch miteinbringen könnte.
Ich fürchte jedoch, dass mir nur noch diese wirklich bedrückende Stimmung im Kopf hängengeblieben ist, die diese Schlacht- und Bedrohungsszenen damals in mir hervorriefen.

Ich wollte auch, dies ist noch ein weiterer Aspekt, die Geschichte nicht so ausufern lassen. Denn da sind wir uns ja einig, dass an der Front noch viel mehr grausame Dinge passieren, die einen den Atem stocken lassen. Wir sitzen hier alle satt, warm und trocken in unseren Wohnungen. Und wir müssen uns richtig anstrengen, um nur erahnen zu können, was an der ukrainischen Front für eine Hölle ist.
Angefangen von den ganz schlichten hygienischen Dingen über die Verpflegung und so weiter.
Aber, um nochmals auf deine Idee zurückzukommen: Ich finde sie uneingeschränkt gut. Ich wünschte, ich könnte sie umsetzen, vor allen Dingen in der gebührenden Textkürze.

Der Schwenk auf die Katze, okay. Warum nicht.
Bei diesem letzten Absatz bin ich sehr flexibel. Da habe ich mir so gedacht, ich lass ihn erstmal da so stehen, mal schauen, was die Wortkrieger dazu sagen. Also ich meine damit, ich hab bereits ihn mit gewissen Zweifeln, ob er so bleiben kann, reingesetzt gehabt.

Aber du könnest ebensogut diesen wunderbaren Satz mit den Fäden der alten Frau zuordnen. Das wäre richtig fies, also in Richtung Demenz. Der drohende Verlust des Landes oder ganzer Regionen und da gespiegelt der Verlust der Einnerung, die dann ebenfalls das Land auslöscht (nur eben individuell, nicht faktisch). Dann hättest du eben nicht auch noch am Ende einen harten Schwenk. Hier:
Mit dem Gedanken, es der alten Frau zuzuordnen muss ich mich erst noch anfreunden, ich werde ihn mal in mir wirken lassen. Aber die Idee, es vieldeutiger anzulegen ist sehr gut.
Wenn sie nicht grübelt oder grübeln kann, ist der Verlust nicht ganz so tragisch. Nimm das doch einfach raus und setze nach dem 'sicher' an - dann zerredest du den schönen Abschluss auch nicht. Was sagst du dazu?
Stimme dir zu. Es funktioniert auch, wenn ich die Sätze weglasse. Ich fand sie eh nicht so glatt formuliert. Werde es gleich mal umsetzen. Danke dafür.
Maksym Kryvtsov und seine rote Katze, die ihn überall hin begleitete und dann mit ihm starb. Er hat tolle Gedichte geschrieben, sehr harsch, teils recht abstrakt.) Und dann gibts noch den Dachs Molly.
Kryvtsov sagt mir nix, spannend diese Info, werde auf jeden schauen, ob ich von dem was finde, was in meiner Sprache lesbar ist. Und was ist mit diesem Dachs Molly? Klingt auch spannend. Danke für diese Hinweise. Ich mag solche Tipps gern. Ich liebe diese Verquickungen Mensch und Tier sehr. Und ich muss gestehen, dass ich mit jedem weiteren Lebensjahr immer intensiver den Eindruck habe, dass Tiere eine viel größere mentale Bedeutung in unserem Leben haben, als wir es uns manchmal eingestehen mögen.

Nochmals lieben Dank, Katla, für dein so aufbauendes Feedback.

Herzliche Grüße

lakita

 
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Kryvtsov sagt mir nix, spannend diese Info, werde auf jeden schauen, ob ich von dem was finde, was in meiner Sprache lesbar ist.
Liebe @lakita , ich denke, ein bissl semi-OT ist okay, oder? Und ja, schu doch mal, ob das in ein paar Tagen doch passen könnte mit dem Übertrag auf die alte Frau.

Es gibt inzw. (lt. Wiki.de) ein Buch auf Deutsch von ihm und einzelne Texte in LitMagazinen. Ich nehme an, der Buchinhalt ist größtenteils aus dem Band, der kurz vor seinem Tod im Original rauskam. Er war auch Photograph und hat sehr eindringliche s/w Bilder von der Front gemacht (von der Natur v.a.), sieht aus wie aus dem WWI.
https://de.wikipedia.org/wiki/Maksym_Krywzow

Hier sind zwei Bilder von der Katze (und hier das bekannteste, worauf die Zeichnung oben beruht). Ich hatte auch einige Gedichte aus dem Englischen übersetzt und wollte das an eine Literaturseite geben, der Bekannte / Redakteur wollte sie aber nicht (klar, ich hätte noch um Genehmigung gebeten - kann dir das zum Vergleich mal senden, es ist dasselbe wie vom Goethe-Artikel, weil er das am Tag vor seinem Tod schrieb, und es eben um seinen Tod geht).

Maksym kämpfte freiwillig bereits beim ersten Überfall Russlands 2014, verstand sich aber nicht als Held und sagte in einem Interview mit Chytomo.com: „Ich denke, wir sind alle Feiglinge. Wir haben Angst vor uns selbst, Angst vor der Einsamkeit. Also gibt es immer eine Sehnsucht nach jemandem, an den du dich wenden kannst und der dich so akzeptiert wie du bist.“
(Quelle: https://chytomo.com/en/maksym-kryvt...to-walk-around-kyiv-with-a-rifle-in-my-hands/)

Molly auf FB oder im Artikel. Abgesehen davon, dass es eben viele verwaiste Haus-/Hoftiere gibt, die dann die Nähe von Menschen suchen, laufen denen aber auch immer wieder Wildtiere zu, teils verletzte, die verarztet werden und nicht mehr gehen. Umgekehrt sind sie für Soldaten dann 'emotional support animals'.

Alles Liebe, werde deinen Text sicher noch ein paar Mal lesen, feine Sache!
:-) Katla

 

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