Hallo Antonym,
"Fabelhafte Zeiten" - ist das schon ein Hinweis?
Ich habe letztens schon eine andere Geschichte (von einer anderen Autorin) kritisiert, da ging es um einen fabelhaften Reiher. Hier ist es ein Fisch in seiner "natürlichen" Umgebung: Einem Aquarium.
Ja, ich habe schon wieder dasselbe Problem, und es muss tatsächlich an mir liegen, dass ich einfach mit dieser Form von Geschichten nicht klar komme.
Wobei ich bei deiner (sehr schön geschriebenen) Geschichte meine Probleme klar benennen kann, weil sie sich an Begriffen festmachen lassen.
Ich versuch's einfach mal:
Vertraute Geräusche, Stimmen, Wände aus Glas. Jemand ist hier - ich erkenne es daran, dass jetzt Musik zu hören ist.
An diesem Satz stören mich zunächst die Begifflichkeiten: Ein Fisch, der weiß, was Stimmen, Wände aus Glas und Musik sind - vielleicht ließe sich das irgendwie anders beschreiben, als mit diesen typisch menschlichen Definitionen. Wenn nicht hier Metaphern, wann dann?
Dass der Fisch am Ende etwas erkennt, weil Musik zu hören ist, darüber habe ich länger nachgedacht. Im ersten Moment habe ich natürlich gedacht: Das ist ein Fehler, weil ... Erkennen/Musik.
Aber: Fische haben keine Ohren, oder? Meinst du dann erkennen eher im Sinne von Spüren oder Empfinden, über die Schallwellen, die er im Wasser ortet?
Regelmässig streut eine grosse Hand hellgrüne Flocken auf die Wasseroberfläche, wohldosiert, in gefriergetrockneter Form.
Auch hier stören mich die markierten Begriffe. Vor allen Dingen aber das wohl dosierte und gefriergetrocknete - das ist so gar nicht gängiges Fischwissen. Aber wie sollte man das anders schreiben?
Ich hätte einen Vorschlag: Regelmäßig lässt Gott hellgrünes Leben auf das Wasser niederregnen, und das hält mich am Leben.
Oder sowas in der Art. Irgendwie fischiger. Nicht so von menschlichen Gedanken durchzogen.
Und hier schon wieder:
ihr fluoreszierendes Schimmern im Schein der Neonröhre,
und verfolge ihre leuchtenden Schleier, die wehend ihre Kreise ziehen
Ein sehr gebildeter Fisch, der Worte kennt, die manche Menschen nicht einmal richtig schreiben könnten (bitte nicht böse verstehen!).
Auch hier wäre mein Empfinden, dass du andere Beschreibungen finden müsstest, Metaphern aus Sicht des Fisches, wo eine Neonröhre vielleicht eher eine "kalte Sonne" wäre oder etwas in der Art.
Ich hoffe, ich kann das wirklich verständlich machen, was ich meine.
Die andere Möglichkeit wäre es natürlich, solch eine Geschichte total zu vermenschlichen und damit satirisch zu überspitzen. Vielleicht mal das Leben einer Familie aus der Sicht eines Fisches, das er nur anhand der Tischgespräche verfolgen kann. Und der Fisch führt darüber eine Art Tagebuch. Da geht jetzt aber meine Fantasie mit mir durch.
Hab ich noch etwas vergessen? Ja!
Willkommen im aufregenden Aquarium dieses Kurzgeschichtenforums. Hier gibt es Fische jeder Art. Und natürlich auch Haie.
Grüße von Rick