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Faktum/Abstrakt
Ich wollte eine wie aus "Alf", die mit der coolen Saloontür, hinter der Alf immer verschwinden musste, wenn Besuch kam.
Ich würde ihn begleiten und solang mit ihm kuscheln, bis die Gefahr ausgestanden war. Blöd war die Sache mit den Katzen, die hätte er mir zuliebe sofort aufgegeben, sobald er von meiner schweren Katzenallergie gehört hatte.
Später gabs da noch die Küche aus „Friends“, in der Monica immer die köstlichsten Menüs produzierte, die alle anderen dann in kürzester Zeit runterschlangen, während sie ihre Schicksalsschläge, Collegeliebeleien, unehelichen Kinder und so durchdiskutierten. Gemütlich würde ich mich zu der Runde dazusetzen, meinen Senf zum Thema dazugeben und wie die andern Muffins ohne Ende mampfen und trotzdem gertenschlank bleiben.
Dann kam meine „Frisch gekocht ist halb gewonnen“-Phase, die Zeit, in der ich morgens immer eine Stunde am Crosstrainer schwitzte und Promis im Fernsehen dabei zusah, wie sie Kochen vortäuschten. Wenn die Kamera grade nicht die schönen Hände des Fernsehkochs in Nahaufnahme zeigte – was irgendwie auch ok war – sah man die Hightechküche in Frontalaufnahme, so Bulthaup, koste es was es wolle, elektrische Messerwärmer, Kirschenschäler und Eiswürfelzierschnitzer inklusive.
Endlich hätte ich nun auch all das Equipment, um all die gesunden Brigitte-Rezepte nachzukochen, endlich würde ich mich glücklich essen und die andern fröhlich und den einen willig kochen.
Der eine war willig gewesen.
Heute wollte ich eine wie aus "Desperate Housewives", so eine Weisse mit Holzarbeitsplatte, rundherum ums Gartenfenster mit Flattergardinchen bis zur Decke verbaut mit einem freistehenden Herdblock in der Mitte zum Wohnzimmer hin.
An der Arbeitsplatte daneben würde ich stehen, in lässiger Jogginghose und im Shirt, und Gemüse schnippseln für die Truthahnfüllung zum Abendessen, während die Kleine die Stiegen runterkommt und sich aus dem Kühlschrank den Orangensaft holt und aus dem Packerl runterstürzt. (Cola gäb’s natürlich nicht, zuwenig biologisch-dynamisch.) Sie würde die frischgebackenen Vollkornbrownies zwar sehen, aber wissen, wie unvernünftig es wäre, vor dem Abendessen zu naschen und fragen, ob sie den Mist mitrausnehmen solle am Weg zur Klavierstunde.
„Mama, kann ich ein Eis vorm Fischbüffet?“, die Kleine zerrt mich aus der Küchenabteilung Richtung Restaurant. Seufzend nehme ich mir einen Katalog mit und hetze ihr durch die Menschenmenge nach um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Während ich an der Restaurantkassa die Zehner in meinem Portemonnaie suche, frage ich mich, warum ich kein Kind mit Faible fürs 1,90 Euro Fleischbällchen-Kindermenü erwischen hatte können.
Nach dem Essen gehen wir zurück in die Küchenabteilung und ich bestelle Faktum/Abstrakt mit roten Lackfronten.