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falsche Liebe
Nachdem der junge Novize, Sek, seine Ausbildung im Kloster beendet hatte, führte er seine Studien in der städtischen Bibliothek fort. Sie befand sich in einem größeren Turm am Stadtrand und bot wegen ihrer abgeschiedenen Lage optimale Bedingungen für angehende Priester. Zur Bibliothek gehörte auch eine Küche, in der sich die Studenten während der Pausen verpflegen konnten. In ihr arbeitete Ani, die gleich nach ihrem Schulabschluß durch Zufall an diese Stelle kam, obwohl sie nach Meinung des Küchenchefs kaum dafür geeignet war. Immer wieder schimpfte der Küchenchef über ihr mangelhaftes Talent und eines Abends, als sie erneut vom Küchenchef gefaltet wurde, floh sie in einen der Gärten, die auf kunstvolle Weise um den Turm angelegt waren. Sie setzte sich etwas abseits und grübelte, was sie tun könnte, um ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Sie wusste, dass die Gärten für die angehenden Priester bestimmt waren, aber sie fühlte sich sicher. Wer soll schon ausgerechnet um diese Zeit im Garten umherirren?
Etwa zur gleichen Zeit unterbrach Sek seine Arbeit. Müde vom Lesen verließ er den Turm und spazierte ziellos durch den Garten um sich zu entspannen. Nach einer Weile entdeckte er die anmutige Gestalt der jungen Ani. Er staunte, denn nie zuvor hatte er ein so schönes Mädchen gesehen. Sie selbst war durch seine Ankunft erstarrt, fürchtete schon die Bestrafung für ihren Aufenthalt, aber der seltsame Herr schien gar nicht an Bestrafungen zu denken. Er setzte sich zu ihr und legte seinen Arm um ihre Schulter. “Wovor versteckst du dich?” Seks bezaubernde Erscheinung verschlug ihr die Sprache. Sie wollte sich aus seiner Umarmung befreien, aber auch das wagte sie nicht. Unmerklich erschien in der Schönheit des Priesters ein Hauch von Ekel, der sich aber schnell in seinem bezaubernden Charisma verlor. Ani verpasste, wie sich die Angst aus ihrem Inneren entfernte und schmiegte sich hingebungsvoll an den Priester.
Die ungestillte Lust und die für ein leibliches Leben geschaffene Leidenschaft verbrannten Seks Seele. In immer engeren Kreisen zogen sich falsche Wahrheiten zu irrtümlichen und fatalen Evidenzen. Ihr Körper verschönte sich von Augenblick zu Augenblick, zu jung war sein Geist, als dass er hätte halten können, bevor er ungebremst fuhr, ohne Möglichkeit noch umzukehren, jetzt, da es zu spät war, schwanden die Ausgänge. Ein Weiser wäre gegangen noch ehe ihn die Umstände in die Versuchung geführt hätten und vielleicht hätte er noch jetzt den letzten Funken Kraft zusammengerafft. Sek aber war nicht weise und sie bald darauf schwanger.