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Fat farm
Eine vom Leben angekotzt wirkende Krankenschwester öffnet nun endlich die Tür am anderen Ende des sterilen Wartezimmers und ruft gelangweilt meinen Namen. Schwerfällig erhebe ich mich von einem orangenfarbigen Hartschalensessel, auf dem sich mittlerweile eine schmierige Schicht meines Schweisses gebildet hat. Als ich mich an der lahmen Kuh vorbei durch die Tür in das Arztzimmer quetsche, steigt mir ihr penetranter, nach ödem Rumhocken und Instantkaffe süffeln in der Schwesternküche, miefender Atem in die Nase. Ich unterdrücke einen Würgreiz.
Mit zusammengepressten Arschbacken, zugleich eine ausdruckslose Mimik vortäuschend stehe ich vor ihr, und als die Olle dann monoton eine DIN-A4 Seite medizinischer Daten über mich herunterleiert, nicke ich an den richtigen Stellen marionettenhaft mit dem Kopf. Bei der Routineaufforderung „Bitte ziehen Sie sich bis auf die Unterhose aus und stellen sich auf die Waage,“ tropft mir der Schweiss von der Stirn. Zögernd krempel ich mein T-shirt mit der Aufschrift I get laid on the first date über meinen 100 Kilo Wanst. Als ich mich bücke um meine Beine aus der Jogginghose zu pellen, merke ich wie eine der drei 1 Kilo schweren Bleikugeln, die ich mir vorher auf meinem Zimmer sorgfältig zwischen die Pobacken geklemmt hatte, unaufhaltsam zurück in meine Unterhose gleitet. Scheisse. Sollte mein Plan, während der drei Wochen ärztlich verschriebenen Zwangsaufenthaltes auf der Fat-farm wenigstens drei Kilo Gewicht zu verlieren, etwa schon beim ersten Waagegang im medizinischen Eingangscheck platzen?