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Faulenzen
Faulenzen, was für ein herrliches Wort. Abends auf der Terasse sitzen und den Nachbarskinder beim Spielen zu sehen, während einem ein kühles Blondes die Kehle hinunterläuft. Jetzt da es Frühling war und die Sonne sogar Abends noch ihre warmen Strahlen auf die Erde warf, war diese Vorstellung sogar reell umzusetzen.
" Na Schatz, wie war dein Tag?" erklang Marie´s Stimme, als sie ihren Schatz die Stufen des Hauses, welches sie sich im letzten Frühjahr, von ihrem hart erarbeiteten Geld gekauft hatten, hinaufkommen sah.
" Naja, wie immer Stress auf der Arbeit, aber ich will jetzt nicht drüber reden, denn jetzt hab` ich Feierabend."
Marie schaute in Maik`s Gesicht, welches in letzter Zeit müde, wenn nicht sogar fast kränklich wirkte. Seit sie dieses Haus gekauft hatten, mussten sie jeden Cent zwei mal umdrehen. Über jede ihrer neuen Anschaffungen diskutieren, ob sie es sich leisten konnten und auf was sie dann im kommenden Monat verzichten mussten, aber trotzdem waren sie irgentwie glücklich, denn sie hatten ja ihr Haus und jeder seine Arbeit.
Das Abendbrot was Marie gezaubert hatte: Kartoffeln, Spinat und Spiegelei dazu hatten vorzüglich geschmeckt und der Abend konnte nun in den gemütlichen Teil übergehen. Marie hatte sich ein Glas Wein geholt, während sie ihrem Schatz ein Bier in die Hand gedrückt hatte. So saßen die beiden nebeneinander auf dieser großen Terasse, aber irgentwas fehlte. Irgentwas, was Marie schon seit einigen Monaten vermisste. Was der Herbst mit sich gebracht hatte, wie er den Wolken verhangenen Himmel und die regnerischen Stürme mit sich brachte und was Marie gehofft hatte, es würde wieder vergehen, wenn der Frühling kam, aber es verging nicht.
Stilles Schweigen durchflutete die abendliche Luft, welches nur ein paar Vögel und die Kinder der Nachbarschaft zu durchbrechen vermochten. Warum sprachen sie nicht mehr miteinander? Hatten sie sich etwa nichts mehr zu sagen? Waren wirklich schon alle Worte gesprochen? Sollte das den Rest ihres Lebens so gehen? Alles Fragen auf die Marie keine Antwort fand. Es machte sie traurig nicht zu erfahren, was in ihm vor sich ging. Das war doch auch ein Grund warum man eine Beziehung führte. Oder? Das man nach Hause kam und seine Sorgen, Ängste, aber auch Freuden mit jemandem teilen konnte.
" Was ist nur los mit dir?"
" Mit mir? Nichts, was soll schon mit mir sein?"
" Wir reden gar nicht mehr miteinander." erklang zaghaft ihre liebliche Stimme, durch ihre zusammen gepressten Lippen.
" Was soll ich dir auch schon erzählen? Von meiner Arbeit ... jeden Tag der gleiche Mist."
Böse hatte er sie angesehen. Sein Blick dabei so ernst, so teilnahmslos, so anders als früher noch, wo sie gemeinsam miteinander gelacht hatten und alles bis ins kleinste Detail besprochen hatten.
" Aber da muss es doch auch was zu erzählen geben."
" Nein nicht wirklich. Kannst du nicht verstehen, dass ich hier einfach nur relaxen will. Ich hab`Feierabend und will meine Ruhe." erklärte er ruhig.
Es würde sich wohl nichts mehr ändern. Es würde für immer so weiter gehen. So still und schweigsam, damit er in Ruhe faulenzen konnte ohne drüber nachzudenken, dass seine Frau vielleicht auch noch andere Bedürfnisse hatte.
Wahrscheinlich waren sie doch unterschiedlicher, als sie es zugeben wollten und was ihr ihre Mutter schon von Anfang an gesagt hatte.