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Findet mich...
Sonny öffnete blinzelnd die Augen.
Bedrückende Finsternis umgab ihn.
Beklemmende Lautlosigkeit schloss ihn ein.
Nahm ihn fast die Luft zum atmen.
Machte ihm Angst…
Es war eng – ziemlich eng sogar.
Mit den Händen, die dicht an seinem Körper anlagen,
konnte er mühelos die Seitenwände ertasten, indem er nur die Finger spreizte.
Auch seine Füße brauchte er nur ein kurzes Stück anzuheben, um hier ebenfalls die Grenzen seiner Bewegungsfreiheit zu erkennen.
Vorsichtig schob Sonny die Hand neben seiner Hüfte in die Höhe und berührte kaltes Metall.
Mit den Fingerknöcheln klopfte er verhalten dagegen.
Es klang blechern und tonlos.
Dann drückte er mit der flachen Hand gegen das Metall über seiner Brust.
Nichts bewegte sich.
Jetzt stemmte er mit beiden Händen kräftig dagegen, doch ohne Chance.
Würden sie ihn hier finden?
Würden sie es hören, wenn er um Hilfe rief?
Also rief er laut: „Hallo! Hey! Hört ihr mich?“
Aber nichts geschah.
Niemand entriss ihn der klammernden Finsternis.
Wie lange würde man brauchen, bis man ihn hier drinnen entdeckte?
Wie lange, bevor er wohlmöglich erstickte?
Und wenn er aus Leibeskräften schrie??
Vielleicht würde man ihn... dann musste man ihn doch hören.
Und wenn nicht… wäre dann der Sauerstoff, die Luft schneller verbraucht und würde er dann einfach ohnmächtig werden und dann einfach… ersticken?
Dumpf erklang von irgendwo hektisches Geplapper her.
Sonny lauschte aufgeregt.
Die Stimmen kamen näher. Sie mussten jetzt schon ganz dicht sein.
Ja! Sein Name! Jemand rief seinen Namen.
Das war ganz eindeutig Christina.
Ihre helle, klare Stimme, klang besorgt; ja, ängstlich.
Wieder rief sie nach ihm.
Sonny holte tief Atem - schnell, bevor es zuspät war - und schrie aus voller Brust.
Er schrie wie er es noch nie im Leben getan hatte.
„Hilfe! Hiiiilfe! Ich bin hier! Könnt Ihr mich hören? Hört Ihr miiiich? Hilfe!“
Sonny brach ab. Das Schreien hatte seine Lungen überanstrengt.
Keuchend rang er nach Luft, die jetzt merklich knapper wurde, und begann zu weinen.
Seine Stimmbänder schmerzten, so stark hatte er sie eben beansprucht.
Aber was spielte das für eine Rolle, wenn man plötzlich den Tod vor Augen hatte?
„Ich will hier raus“, schluchzte Sonny laut vor sich hin, „Ich will hier endlich raus… ich will noch nicht sterben… Biiiitte…. Biiii…“
Die Tür wurde aufgerissen und schmerzvoll stach das grelle Sonnenlicht in Sonnys unvorbereiteten, verheulten Augen.
Zwei, drei Hände fassten Sonny an den Armen und zogen ihn herauf.
Schniefend schaute er in das süße, aber ernstblickende Antlitz von Christina.
Zu seiner Rechten stand Tommy mit verkniffenem Gesicht.
„Verdammter Bullshit!“ schimpfte dieser.
„Willst Du Dich umbringen, Du Idiot? Wir hätten Dich um ein Haar nicht gefunden.
Du hättest ersticken können, weißt Du das? Wenn das Dad hört, ist der Teufel los.“
„Er muss es ja nicht erfahren, oder?“, krächzte Sonny Schuldbewusst, aber sichtlich erleichtert.
„Besser nicht“, meinte nun Christina bestimmt, „Denn wenn er erfährt das du Trottel Dich in einen ausrangierten, riesigen Kühlschrank versteckt hast, nur das wir Dich nicht so leicht finden – und wir hätten Dich beinahe nicht gefunden – dessen Türverriegelung dann zuschnappte, und Du Dich nicht mehr hast befreien können - haben wir nicht nur das letzte Mal hier auf dem Schrottplatz gespielt, dann haben wir auch mindest drei Wochen Hausarrest.“
Sonny entstieg dem, auf dem Rücken liegenden Kühlschrank und nickte unter Tränen.
Erst in diesem Augenblick wurde er sich seines Leichtsinns schmerzlich bewusst, der ihm um ein Haar das Leben genommen hätte.
Dann verließen die drei Geschwister gemeinsam den Platz, denn es wurde Zeit für das Abendbrot.