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Flüchtige Begegnung
Der Park war bunt. In dem warmen Schein der Sonne leuchteten alle Farben doppelt so kräftig. Die, gelben, roten, violetten und blauen Blumen sahen entspannt in den blauen Himmel, während viele fleißige Bienen sich um deren Fortpflanzung kümmerten. Die Vögel hatten niemanden der ihnen half, also plusterten sie sich auf und sangen so laut sie konnten. Stiller, aber genauso von der Schönheit des Tages betört, kümmerten die Menschen sich darum. Sie liefen von hier nach dort, oder im Kreis und immer wieder aneinander vorbei. Sie schauten sich an, lächelten und ergaben sich ihren Gedanken und Gefühlen.
Eine elegante weibliche Silhouette, das war das Erste, was er sah, als er nach vorne schaute. Er bewunderte Taille und Hüften.
Aus dem Umriss wurden Formen. Ihre Brüste zeichneten sich unter dem sommerlichen Oberteil ab und der Rock wehte im Wind, sodass er die Konturen ihrer Schenkel erahnen ließ. Kaum einen Wimpernschlag lang schaute er sie nun an, und doch reichte dieser kurze Moment, um ein leichtes Kribbeln der Erregung in ihm zu wecken und sein Herz schneller schlagen zu lassen. Sein Blick wanderte hoch.
Er sah ihre Haare im Takt ihres Schrittes schwingen. Sie kamen sich näher und liefen weiter aufeinander zu. Mit seinen Augen zeichnete er die Konturen ihres Gesichtes nach. Das Kribbeln breitete sich aus und ihm wurde wärmer. Die Pracht ihrer Lippen fesselte ihn und ließen einen weiteren Augenaufschlag vergehen. Zum ersten Mal schossen Gedanken durch seinen Kopf. Es kann wohl kaum perfektere Lippen geben, dachte er. Umso näher die Beiden sich kamen, desto schöner schienen sie zu werden.
Seine Vorstellungskraft malte Bilder vor sein geistiges Auge. Er stellte sich vor, wie sie die paar Schritte, die sie noch von einander entfernt waren, zu ihm laufen würde. Sie würden ihre Körper aneinander pressen und er könnte die Lippen schmecken, in die er sich gerade verguckte. Sie wird sicher gut riechen, vermutete er.
Sie schaute hoch und ihre Blicke trafen sich. Ein fröhlicher Glanz ging von ihren Augen aus. Kleine Explosionen erschütterten seine Magengegend. Er fing unweigerlich an zu lächeln. Kurze Zeit gerieten seine Gedanken ins stolpern. Er dachte nicht, er fühlte nicht, er sah nur ihre Augen. Ihre Zähne strahlten, als sie sein Lächeln herzhaft erwiderte. Wieder - viele kleine Explosionen, wie Knallfrösche an Silvester.
So langsam, wie die letzten wenigen Sekunden vergingen, so schnell schien nun die Zeit zu vergehen. Nur noch wenige Schritte und sie würden einander passieren.
Wundervoll... Einfach bezaubernd... Ich... Ich... Was soll ich tun? Ich will sie weiterhin angucken... Ich sprech’ sie an... Nein... Das bringt doch nichts... Sie ist die hübscheste Frau, die ich seit langem sah... Genau deswegen würde ich mich nur zum Affen machen, wenn ich sie ansprech’... Ich riskier es... Sie lächelt mich an, das heißt sie mag mich... Nein, nein bitte schau nun nicht weg... Ich hab nicht den Mut, wenn du wegschaust.
Sie hatte ihren Blick gesenkt, aber lächelte immer noch über beide Ohren. Nur noch ein paar Schritte. Man sah die Freude in seinem Gesicht, in den paar Augenblicken, die er noch hatte. Sie wirkte etwas klarer, sie wirkte etwas heller, als alles andere um sie herum. Er verguckte sich in Details. Er erkannte Grübchen und ein Muttermal. Die Augenblicke waren fast aufgebraucht. Nun musste er immer weiter seinen Kopf drehen, um sie weiterhin anschauen zu können.
Komm schon... Schenk mir noch einen Blick, vielleicht fällt mir dann etwas ein, das ich dir sagen könnte. Ein wunderschönes Lächeln... Ich liebe ihr Lächeln... Genau, ich liebe dein Lächeln, das sage ich nun einfach... Ich liebe es?... Ich hab sie gerade mal ein paar Sekunden angeschaut und schon liebe ich etwas an ihr?... Nein, das kann ich nicht sagen, das klingt blöd...Verdammt, mir fällt nichts ein... Wie wäre es mit: Hi?... Hi?
Sie ging an ihm vorbei. Sein Lächeln verschwand und angestrengtes Grübeln war ihm ins Gesicht geschrieben. Er blieb stehen, drehte sich um und schaute ihr nach. Sein Herz schlug so stark, als würde es aus seiner Brust springen wollen, um ihr hinterher zu hüpfen.
Verdammt...Verdammt... Verdammt... Wie konnte ich nur so ein Idiot sein... Dreh dich um... Bitte!
»Du bist schön!«, schrie er, etwas lauter und entschlossener, als er es vorhatte. Sie blieb stehen.
»Ich meine, du hast ein schönes Lächeln. Es ist es egal, ob du mich für bescheuert hältst...«, er stockte als sie sich umdrehte und ihn fragend anschaute.
»Aber das wollte ich sagen. Ich meine, das musste ich loswerden - oh Gott.« Er war schon im Begriff sich wieder umzudrehen, als sie ihr wunderbares Lächeln wiederfand und leise, auf die Entfernung fast nicht zu verstehen, antwortete, »Danke.«
Ihr Herz schlug schnell, war aber dabei sich wieder etwas zu beruhigen.
Meine Güte... Das war aber knapp mein Lieber... Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.
Die Beiden gingen wieder aufeinander zu.
Und so passierte es. Viele Menschen gingen von hier nach dort oder im Kreis und immer wieder liefen sie aneinander vorbei. Hin und wieder gingen sie dann zu zweit weiter, lernten sich kennen und schliefen miteinander, während die Bienen immer noch mit den Blumen beschäftigt waren und die Vögel immer noch aus voller Kehle sangen - Egal ob es um die grellste Farbe, den auffälligsten Gesang oder um die schönsten Lippen geht, der Reiz ist oberflächlich.