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Flammenbuße

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19.02.2006
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Flammenbuße

„Er ist nur ein Mensch, geht das nicht in deinen Schädel?“
„Boss, ich hatte ein halbes Dutzend Männer dabei ...“
Lucien unterbrach den Wortschwall, indem er Sören beide Hände auf die Schultern legte, halb väterlich, halb zupackend. In Luciens Gegenwart hoben sich reale Größenverhältnisse auf, schrumpfte selbst ein Muskelpaket wie Sören zu einem kleinen Jungen.
„Weißt du, weswegen ich dich so gut bezahle?“, begann Lucien einen seiner gefürchteten Vorträge. „Weil ich dich schätze. Und weißt du, was ich an dir schätze? Dass du bisher nicht einen Funken Fantasie gezeigt hast. Genau so soll das sein. Ich sage dir, was du zu tun hast - du gehst los und erledigst das. Und zwar exakt so, wie ich es gesagt habe. Ohne Zögern, ohne Ausschmückungen."
Lucien packte fester zu. "Du warst für mich immer ein Mann der Tat. Solche Männer brauche ich! Aber jetzt entdecke ich, dass in dir plötzlich der kleine Schisserjunge wach wird, der sich vor dem Monster unterm Bett gruselt. Herrgott, wie viele Kerle der Bastard auch immer umgenietet hat - er ist und bleibt nur ein Mensch. Und weißt du, warum er die Kerle ausknipsen konnte? Ich sag´s dir - weil sie voll von Fantasien waren! Ein albernes Flatterkostüm in der Dunkelheit, ein bisschen Effekte mit Licht und Rauch - und schon machen sich die Schisser ins Hemd. Das hat sie umgebracht, ihre Angst, nichts Übernatürliches!“
„Boss, du hättest das sehen sollen, wie plötzlich alles Licht ...“
„Ich fasse es nicht!“ Lucien grub die Finger in Sörens Sehnen, sodass dieser aufstöhnte. Dann stieß er ihn von sich. „Er hat den verdammten Sicherungskasten gesprengt. Wie oft hast du das schon gemacht, he?“
Luciens Hand klatschte auf Sörens Wange. „Wie oft, he? Da ist nichts Unheimliches dran! Unheimlich ist es nur, wenn du Schiss vor der Dunkelheit hast - und zwar unheimlich dämlich!“
Als Sören sich wie ein Kleinkind die gerötete Wange rieb, huschte kurz ein Grinsen über Luciens Gesicht. Aber es gab ihm nicht die Befriedigung wie sonst.

Noch nie hatte er Sören so verstört erlebt. Seitdem dieser kostümierte Spinner aufgetaucht war und ein paar Clan-Leute ausgelöscht hatte, herrschte eine ungewohnte Anspannung unter den Männern.
Am Anfang wurde sich noch über den selbsternannten Rächer lustig gemacht. Nach den ersten Konfrontationen lachte man weniger, war vorsichtiger - und jetzt, da der Kerl mehr und mehr ihre Reihen lichtete, machte sich allmählich dieser faulige Geruch der Angst breit.
Das durfte Lucien nicht zulassen. Nichts war zersetzender als Furcht. Niemand wusste das besser als Lucien selbst. Ohne über die Furcht zu gebieten, konnte man Bären wie Sören nicht kontrollieren. Lucien brauchte Sören in dieser unruhigen Phase so sehr wie nie zuvor. Büßte er jetzt seine Galionsfigur ein, würde das Gemurmel seiner Männer zu einem Sturzbach werden, und Luciens Herrschaft mit sich ins Chaos reißen. Wie alle Bärenbändiger war Lucien ein Freund der Peitsche, doch jetzt war es Zeit für das Zuckerbrot.
„Setz dich, du brauchst einen Drink!“
Nur ein kurzes Blinzeln verriet Sörens Erstaunen. Sitzen und Hausbar waren sonst nur Geschäftspartnern vorbehalten.
Allein der Aufenthalt im Safe, wie der durch eine Stahltür gesicherte fensterlose Raum genannt wurde, war ein Privileg.

Lucien schenkte zwei Gläser Whisky ein, schob eines über den Tisch zu seinem Untergebenen und setzte sich ihm gegenüber.
„Bist du ein Kämpfer, Sören?“
„Klar, Boss!“
„So ist es. Wie viele Leute hast du für mich schon ausgeschaltet?“
„Das ... das weiß ich nicht.“ Sören starrte in sein Glas.
„Waren es viele?“
„Nun ...“
„Mehr als ein Dutzend?“
„Bestimmt.“
„Hast du irgendwelche Superkräfte?“
„Boss ...“
„Hast du irgendwelche Superkräfte?“
„Nein, natürlich nicht.“
Natürlich nicht. Warum bist du dann mein Killer Nummer eins? Na, warum? Weil du tust, was ich dir sage! Jeder dieser gottverdammten Aufträge war von mir verdammt noch mal bis ins kleinste Detail geplant. Und deswegen sitzt du heute noch vor mir. Weil alles perfekt geplant war. War es manchmal knapp?“
Sören nickte vorsichtig.
„Es war manchmal knapp, richtig. Lag es am Plan? Nein, es lag nicht am Plan. Es lag daran, dass man nicht alles planen kann. Und dieser Spinner da draußen“, Lucien tippte sich gegen die Stirn, „der macht nichts anderes. Er plant seine Aktionen. Sorgfältig, sehr sorgfältig. Und ein Teil seines Plans ist, seine Gegner in Angst und Schrecken zu versetzen. Scheiße, das ist nicht irgendein Teil seines Plans, das ist der entscheidende Teil. Und das ist auch, was ihm zum Verhängnis werden wird. Denn wenn du dich von seinem Auftritt nicht täuschen lässt, dann geht sein Plan nicht auf.
Was ist damals bei Hausmann schief gelaufen?“, fragte er unvermittelt, fuhr aber fort, bevor Sören antworten konnte: „War es nicht ein perfekter Plan? Es war ein perfekter Plan. Der Bulle war geschmiert. War er doch, oder? Aber der Bulle hat nicht mitgespielt. Was ist also passiert?“
„Das Ding ging schief“, murmelte Sören und befühlte unwillkürlich seinen rechten Rippenbogen.
„Angeschossen wurdest du, hast geblutet wie ein Schwein. Weil wir uns haben täuschen lassen von dem Bullen. Täuschung, Sören! Nichts als Täuschung. Wenn wir uns von diesem Spinner blenden lassen, sind wir erledigt - gehen wir aber nicht auf sein Spielchen ein, hat er verloren!“
„Du hast bestimmt recht Boss ...“
„Aber was?“
Bevor Sören antwortete, stürzte er in einem Zug den Whisky runter.
„Du hast sie nicht schreien gehört, Boss. Es heißt ... es heißt, man erlebt alle Qualen, die man anderen je zugefügt hat.“
Lucien schlug mit der Faust auf den Tisch und bellte: „Sagt wer?“
Sören sah nicht auf. „Das hat der alte Pierre erzählt.“
„Der alte Pierre hieß nicht umsonst der alte Pierre. Dieser senile Trottel hat nicht aufgepasst, hat diesen Verrückten unterschätzt und sich einen Bauchschuss eingefangen. Bei diesen Schmerzen kommt man schnell ins Fantasieren.“
„Pierre hat mir gesagt, dass der ... also dass dieser Typ mit ihm gesprochen hat. Soll ihm gesagt haben, dass keiner seiner gerechten Strafe entgehen wird. Niemand von uns. Nur wer wahrlich um Vergebung für seine Taten bittet, den werden seine Flammen verschonen.“
„Flammen?“
„Sein Anzug ... es sieht aus, als würde er glühen ... ich weiß nicht ...“
„Ein glühender Anzug also, verstehe ...“ Plötzlich sprang Lucien auf, packte Sören mit beiden Händen am Kragen und zog ihn zu sich ran. Keine Hand hätte mehr zwischen ihre Gesichter gepasst.
„Jetzt hör mir mal gut zu, du Idiot! Du wirst jetzt losgehen und diesen Flammenspinner einäschern. Kommst du mir noch einmal mit solch bescheuerten Geschichten, anstatt mit dem Kopf dieses Kerls, dann werde ich dich in einen glühenden Anzug stecken und du wirst zehnmal die Schmerzen ertragen müssen, die du in deinem Leben anderen zugefügt hast. Hast du mich verstanden?“
Die Art und Weise wie Sören den Blick erwiderte und nickte, weckte ein ungutes Gefühl in Lucien. Jeder im Clan wusste, dass Lucien seine Drohungen nicht nur ernst meinte, sondern auch wörtlich umzusetzen pflegte.
Einmal hatte er eine Planierraupe anschaffen lassen, um zu demonstrieren, wie platt er die Ausrede von einem geplatztem Deal empfand.
Aber Lucien sah keine Furcht in Sörens Blick. Er musste sich eingestehen, dass es etwas gab, vor dem Sören sich mehr fürchtete, als vor ihm. Und das weckte wiederum einen Anflug von Furcht in Lucien.
„Es wird nicht nötig sein, dass ich gehe, Boss.“
„Wie bitte?“
„Er hat gesagt, dass er hier herkommen wird.“
„In mein Haus?“ Lucien schüttelte fassungslos den Kopf. „Hilf mir kurz auf die Sprünge - wie viele Männer haben wir hier? Zehn, zwölf?“
„Mit uns beiden müssten wir vierzehn sein.“
„Und dieser Freak will hier reinstürmen und mich mit seinem Flammenarsch beeindrucken?“
Eine Sirene heulte los.
Rufe und eilige Schritte drangen gedämpft von unten herauf.
„So krank kann man doch nicht sein ...?“, murmelte Lucien und nahm einen Revolver aus der Schreibtischschublade. „Na los, positionier dich an der Tür“, wies er Sören an, während er die Kammern seiner Waffe inspizierte.
Ein Schuss hallte durch das untere Stockwerk, eine Scheibe zersprang, jemand schrie.
„Da bricht der Kerl wirklich in mein Haus ein, ich glaub es nicht!“ Er breitete in einer Geste der Fassungslosigkeit die Hände aus.

Sören stand seelenruhig neben der Tür. „Weißt du, Boss, ich habe viel darüber nachgedacht, warum ich dem Rächer zweimal begegnet bin und immer noch lebe.“
„Du nennst ihn den Rächer? Bin ich hier in einem schlechten Film gelandet?“
„Alle nennen ihn den Rächer.“
Ein lauter Knall ließ das Haus erzittern. Das Heulen der Sirene erstarb. Für einen Moment war es ruhig, dann stotterte das Stakkato einer Maschinenpistole unter ihnen durch den Flur.
„Hat dieser Irre eine ganze verdammte Armee im Schlepptau?“ Die eigene Stimme klang Lucien unangenehm schrill in den Ohren.
„Der alte Pierre ist in meinen Armen krepiert, wusstest du das?“ Sören sprach mit ruhiger Stimme weiter, als säßen sie am Lagerfeuer und nicht in einem Haus, in dem ein Krieg ausgebrochen war. „Der alte Pierre hat mir die ganze Geschichte erzählt, vom Rächer. Alle hundert Jahre oder so, also wenn sich zu viel ungesühntes Unrecht angehäuft hat, dann wird der Rächer entsendet. Er hat gesagt, die Seelen finden keine Ruhe, wenn sie nicht gerächt werden. Und wenn das zu viele werden, dann ... nun, das würde das Gleichgewicht gefährden. Also erscheint der Rächer. Der muss dann das Gleichgewicht wieder herstellen. Und die ganze Zeit über, während der alte Pierre mir das erzählte, habe ich da so eine ... Präsenz gespürt. Ich wusste einfach, dass ich beobachtet wurde. Und ich wusste auch, wer das war. Ich rechnete jeden Augenblick mit meinem Tod, als ich so dahockte und der alte Pierre in meinen Armen verblutete. Ich hab natürlich versucht, mir nichts anmerken zu lassen, habe beruhigend zum Alten geredet, aber in Wirklichkeit hatte ich einen Riesenschiss.“
Es herrschte für einen Moment Stille. Nach dem Lärm hatte diese Ruhe etwas Gespenstisches an sich. Dann gingen die Lichter aus. Sofort drangen wieder Schreie und Feuersalven zu ihnen herauf.
Lucien fluchte, tastete sich zurück zu seinem Schreibtisch und kramte erneut in der Schublade.
Sören sprach weiter, als ginge ihn all das nichts an.
„Vorhin hast du mich gefragt, wie viele Leute ich umgelegt habe und scheiße, ich weiß es nicht mal mehr. Ist das nicht krass? Ich weiß es wirklich nicht mehr, aber ich weiß, dass ich für jedes dieser Leben büßen werde. Und weißt du was, Boss, ich bin bereit dafür zu büßen. Ja, das bin ich. Und das weiß der Rächer, und deswegen hat er mich verschont.“
Lucien hatte gefunden, wonach er gesucht hatte. Der Strahl einer Taschenlampe flammte auf. Nach einem Moment des Herumirrens blieb der Kegel auf Sörens Gesicht geheftet.
„Was redest du denn da für eine Scheiße, Sören? Hast du jetzt den Rest deines Verstands verloren?“
Sören kniff geblendet die Augen zusammen, aber seine Stimme blieb so ruhig wie zuvor. „Ja, ich weiß, es klingt verrückt. Wenn es mir irgendjemand einfach so erzählt hätte, hätte ich ihn auch für verrückt erklärt. Aber wenn du dieses Präsenz spüren würdest, dann wüsstest du, dass jedes Wort wahr ist.“ Sören gluckste auf einmal. „Warte nur, du wirst es bald spüren. Nichts wird den Rächer aufhalten.“
„Bist du völlig übergeschnappt?“
Der Strahl glitt zur Tür. „Das ist eine massive Stahltür. Dieser Rächer müsste schon mit einem verdammten Panzer anrücken, um die aufzukriegen. Hat er einen Panzer, hat er einen, hä?“
Sören sprach ungerührt weiter: „Das zweite Mal bin ich ihm gestern begegnet. Und diesmal habe ich ihn nicht nur gespürt, sondern auch gesehen. Er pflügte durch deine Männer, als wären sie warme Butter. Sie schrien noch lange, nachdem sie zu Boden gegangen waren, durchbohrt von glühenden Schürhaken, verbrannt von weißen Flammen. Der Rächer sieht aus wie ein Mensch, doch er glüht wie Kohle und seine Arme sind Lanzen aus Feuer. Und Hitze geht von ihm aus. Hitze, die meine Haar versengte, als er sich zu mir beugte.“
„Halt‘s Maul, Sören, halt sofort die Klappe, ich will dieses durchgeknallte Geschwafel nicht mehr hören!“
Der Lichtkegel zitterte, immer wieder rutschte Sören aus dem Fokus. Von unten war schon längere Zeit nichts mehr zu hören. Oder hatte Lucien da eben ein Knarren vernommen? Schritte auf den Dielen? Und was war das für ein Geruch? Roch es wirklich so, als würde etwas brennen?
„Für meine Taten werde ich büßen müssen, das weiß ich und ich bin bereit dafür. Aber am Ende meiner Buße kann Erlösung stehen.“
„Ich sagte, halt‘s Maul!“ Luciens Stimme zitterte wie der Strahl seiner Taschenlampe.
Wieder das Knarren. Deutlicher diesmal. Näher. Und es war spürbar wärmer geworden.
„Das hat mir der Rächer versprochen. Ich muss nur ein Opfer bringen und ich finde Erlösung.“
„Sei endlich ruhig, Sören - ich glaube, er kommt die Treppe rauf ...“
„Du kannst ihn spüren, oder?“
Lucien war sich nicht sicher, aber er meinte auf Sörens Gesicht ein entrücktes Lächeln zu sehen. Wie jemand, der ... Sören verschwand plötzlich aus dem Lichtschein. Wohin war er ver- ?
„Sören, Finger weg von der Tür!“
„Du kannst ihn spüren, nicht wahr Boss?“
„Ich warne dich zum letzten Mal!“
„Seine Flammen werden dich reinigen ...“
Lucien schoss. Der Knall hallte ohrenbetäubend wider in dem kleinen Zimmer. Sörens massiger Körper sackte aus dem Lichtschein. Lucien zuckte mit der Taschenlampe an der Tür nach unten. Sören krümmte sich, doch seine Hände fummelten noch immer am Schloss. Lucien drückte ein zweites Mal ab, ein drittes und viertes Mal. Durch den Rückstoß des Revolvers tanzte der Lichtkegel bei jedem Schuss spastisch über die Wand. Hatte er Sören erwischt? Seine eigene Hektik gaukelte ihm Bewegungen vor, wo keine waren. Er musste all seine Beherrschung aufbringen, um nicht seine letzten beiden Kugeln in die Schatten zu feuern.
Dann wurde die Tür aufgestoßen und ein Schwall kochender Luft fraß sich in feuerrotem Gewand in das Arbeitszimmer. Aus dem Zentrum der Flammen warf sich eine Gestalt auf Lucien. Was ...?
Lucien zog den Auslöser durch. Einmal, zweimal, beim dritten und vierten Mal klickte der Hahn nur noch ins Leere. Doch die Gestalt stolperte zurück und stürzte rücklings die Treppe hinab.
Für einen Moment verharrte Lucien regungslos. Das Haus stand in Flammen. Es knackte und summte und überall wälzten sich Orgien aus rot und orange und gelb und weiß durch die Zimmer. Dichte Wolken trübten dieses leuchtende Farbenspiel und das eigene Husten brachte Lucien wieder zu sich.
Noch konnte er es schaffen, noch stand nicht alles in Flammen. Ein Korridor der Unversehrtheit zog sich durch das obere Stockwerk.
Im Feuerschein sah er Sören verkrümmt auf dem Boden liegen. Selbst im Tod lächelte er noch dieses schwachsinnig-selige Lächeln. Von der Flammengestalt war nichts zu sehen. Zügle deine Fantasie, du Schwachkopf!
Er barg den Kopf in der Ellenbogenbeuge und hetzte los. Ein Blick über die Balustrade ins untere Stockwerk ließ ihn erkennen, dass ihm der Weg runter verwehrt war. Stand das erste Stockwerk in Flammen, so herrschte im Erdgeschoss ein Inferno.
Der Rauch wurde dichter, schien Ringe um ihn zu bilden, narrte seine Sinne.
Lass dich nicht von der Angst lähmen, ermahnte er sich. Überdenke nüchtern deine Situation. Das Bad! Das Bad verfügte über ein Fenster, durch das er auf das Dach der Garage gelangen konnte. Von dort aus würde er klettern oder zur Not auch auf die Erde springen.
Er hustete, tastete sich beinahe blind seinen Weg durch das Chaos.
Der Qualm verdichtete sich zu schmierigen Wänden, bildete einen Tunnel, durch den Lucien sich vorwärts kämpfte. Längst hätte er das Bad erreichen müssen, doch die Phalanx aus Rauch und Qualm nahm kein Ende.
Lucien schrie auf, als eine Flammenhand nach ihm langte.
„Nein!“ schrie er in das Brausen. „Das ist nur Feuer. Es gibt keinen Rächer!“ Er stolperte weiter, doch immer wieder zuckten Flammenspeere aus der Rauchphalanx, versengten seine Kleidung, verbrannten seine Haut.
Zunächst hatten die Schläge etwas Neckisches an sich, doch bald zwang ihn die zunehmende Wut des Feuers auf die Knie, scheuchte ihn auf allen Vieren krabbelnd vorwärts. Das Brausen und Knacken und Knistern klang wie spöttisches Gelächter.
Aus tränenverschwommenen Augen sah Lucien, wie sich aus dem Rauch eine Gestalt schälte. Sie war ganz in Feuer gebadet und mit jedem flammenden Schritt nahm die Hitze zu. Luciens Haut warf Blasen; er röchelte, wollte ihr entfliehen, doch ihm fehlte jede Kraft. Als die Erscheinung über ihm war und sich die Flammen in einer lodernden Umarmung um ihn schlossen, schrumpfte Lucien zu einem Kind und schrie.

 

Hallo weltenläufer,

ne volle Kritik bekommst du hier nicht, habe nicht genug Zeit dazu.

Aber soviel:

obwohl mich der Plot ansich gar nicht so interessiert hat, bin ich doch wie gebannt "dran" geblieben, weil sich immer mehr Spannung aufbaute. Gut gemacht!
Das Ende gefiel mir auch. Insoweit ist dir eine runde Geschichte gelungen.

Lieben Gruß
lakita

 

HAllo Aris,

na, treibt es dich auch mal wieder auf diese Seite. Schön, von dir zu hören.

Es erinnert an Actionfilme, vom Dialog her Tarantino und Hollywood, aber französische Namen, da musste ich unweigerlich an Jean Reno denken.
na, das finde ich doch ziemlich schmeichelhaft, wenn diese Assoziationen aufploppen
Dass du Jean Reno sagst, finde ich stark, weil ich in der Anfangsphase dieser Geschichte tatsächlich ganz klar die ANfangssequenz aus Leon vor Augen hatte. WIe sich da alle verrückt machen, dann das Licht ausgeht, im Dunkeln geschossen wird, alle tot sind und sich aus der Schwärze Leon schält. Meisterhaft.

Ich finde die Grundidee gut, also die Verzerrung und Verfremdung von Genres, weil der Leser da immer merkt, dass er festgefahren in seiner Erwartungshaltung ist, wenn bestimmte Sprachdosen und -szenarien geöffnet werden.
das finde ich eine ganze Menge, von daher nehme ich deinen Kommentar gar nicht so negativ aus, wie du vll meinst, dass er klingt.
Danke für deine Worte :)


Hallo Lollek noch mal,

und es lenkt mich vom aufmerksamen lesen ab, wenn ich im Hinterstübchen darüber nachdenke, wo sich die Szene abspielt
echt? Also, wenn es gut geschrieben ist, dann erhöht es bei mir höchstens die Spannung, den Kitzel. Du sprichst von einschätzen und ich weiß gar nicht, ob ich das so gut finde. Deswegen poste ich auch gerne unter sonstige. Hier ist vieles möglich, aber kaum etwas determiniert. Ich finde, das erhöht den Kitzel erheblich. Lese ich was unter Horror, dann kann ich ungefähr einschätzen, wo das hinläuft, was da noch lauern wird. Spannender wirds, wenn ich das nciht kann, mich ganz der Geschichte ausliefern muss.
Aber gut, das ist meine Vorliebe. Habe ernsthaft über deinen Vorschlag nachgedacht, aber alles, was da ginge, käme mir hölzern vor. Falls also nicht die Erleuchtung über Nacht kommt, bleibt es erstmal so

Stimmt beides. Aber du hast die doofe Alliteration ja noch drin..
argh erwischt!

das ist was anderes, ja.
schön, dass wir da einer Meinung sind. UNd danke fürs nochmalige ANtworten :)


He Lakita

ne volle Kritik bekommst du hier nicht, habe nicht genug Zeit dazu.
ein großes Danke, dass du dir in deiner knappen Zeit überhaupt die ja nicht ganz so kurze Geschichte vorgenommen hast. Ehrt mich :gelb:

Insoweit ist dir eine runde Geschichte gelungen.
Und wenn so ein Fazit zurück bleibt, dann ist doch auch eine knappe Kritik völlig in Ordnung :D Nein ehrlich, vielen Dank fürs Lesen und Gutfinden :)

grüßlichst
weltenläufer

 

He Maria,

das ist mal eine Geschichte, die ich gern selbst geschrieben hätte ^^
nee, sach an! :D

Ich kenne es schon so gut, dass es mir beim Lesen wie eine Wiederholung vorkam =D Wahrscheinlich hat mir deshalb das Gespräch zwischen dem Boss und dem Muskelpaket nicht so gut gefallen.
mja, obwohl ich jetzt natürlich auch bestätigung darin finden könnte, so nach dem Motto: es klingt wirklich so wie in den Filmen. Das ist doch schon mal eine Menge. :D
Aber gut, bist ja leider nicht die einzige, die den Einstieg etwas holprig findet. Aber ich kann da einfach nichts kürzen :heul:

und ich habe schon irgendwo in der Mitte geahnt, dass der Untergebene den Verräter spielen wird.
echt?
Muss zugeben, dass ich mehrere Varianten hatte und sich die kg letztlich in diese Richtung entwickelt hat

Der Rächer selbst ist schon ziemlich blass. Man redet zwar die ganze Zeit über ihn, doch die Figur selbst bleibt fremd. Hier und da ein Häppchen, aber wie er dann auftaucht und alles in Schutt und Asche legt, das fand ich echt coo
ja, ich denke mehr darf da auch nicht sein.

Da haben die Bilder wundervoll geklappt und ehrlich, der Schluss macht die Geschichte wirklich lesenswert
du meinst jetzt wegen des Finales?

Es ist halt so was wie eine Comicgeschichte, was jetzt negativ klingt, aber nicht ist xD Also mir hat es gefallen. Punkt!
klingt gar nicht negativ. Nur wenn man den Text so lesen kann, wird er auch wirklich aufgehen, denke ich.

HaHa! Habe ich da einen Fehler entdeckt xD
öhm, also ich sehe den Fehler nicht ... :shy: :susp:

Danke fürs Lesen und Kommentieren :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey weltenläufer,

Lucien unterbrach den Wortschwall, indem er Sören beide Hände auf die Schultern legte, halb väterlich, halb zupackend.
... begann Lucien einen seiner gefürchteten Vorträge.
... huschte kurz ein Grinsen über Luciens Gesicht. Aber es gab ihm nicht die Befriedigung wie sonst.

So führst Du also das personifizierte Böse ein. Wer soll Dir den dabei den Schurken abkaufen? Da entsteht doch schon am Anfang ein Bild im Kopf, das widersprüchlich ist. Weil Du ihn so weichzeichnest. Jedenfalls ging es mir so.

„Du nennst ihn den Rächer? Bin ich hier in einem schlechten Film gelandet?“

:)

„Der alte Pierre hat mir die ganze Geschichte erzählt, vom Rächer. Alle hundert Jahre oder so, also wenn sich zu viel ungesühntes Unrecht angehäuft hat, dann wird der Rächer entsendet. Er hat gesagt, die Seelen finden keine Ruhe, wenn sie nicht gerächt werden. Und wenn das zu viele werden, dann ... nun, das würde das Gleichgewicht gefährden. Also erscheint der Rächer.

Genau hier bin ich, glaub ich, ausgestiegen. Also, ich finde die Szene schön, wie der alte da in seinen Armen verblutet und ihm noch schnell die Geschichte erzählt. Mein Problem war nur, dass dieses Mysterium in diesem Augenblick aufgelöst wurde. Es bleibt bereits an dieser Stelle kaum noch eine Frage offen. Das er sich jetzt auch Lucien holen wird, darauf läuft es ja schon hinaus, indem im Haus da gerade Krieg läuft.

„Vorhin hast du mich gefragt, wie viele Leute ich umgelegt habe und scheiße, ich weiß es nicht mal mehr. Ist das nicht krass? Ich weiß es wirklich nicht mehr, aber ich weiß, dass ich für jedes dieser Leben büßen werde. Und weißt du was, Boss, ich bin bereit dafür zu büßen. Ja, das bin ich. Und das weiß der Rächer, und deswegen hat er mich verschont.“

Und hier wirkt Sören so weichgespühlt, ich habe ja nix dagegen, dass er da um sein Leben bangt und hofft, auf diese Art und Weise dem Höllenfeuer zu entgehen - aber das klingt echt nach Beichtstuhl, so kurz vor dem Himmelstor. Soll es wohl auch, macht ja Sinn für den weiteren Verlauf der Geschichte, aber hier fehlt echt nur noch ein Amen.
Ich hätte es irgendwie spannender gefunden, wenn sich dieser "Wandel" mehr "versteckt" vollzogen hätte, bis zu dem Punkt, wo er die Tür öffnet und ich dann denke, auch so tickt der Typ. Okay ... Und dann kommt halt das erwartete Ende.

Aber wahrscheinlich tue ich Deiner Geschichte nur unrecht. Ich gehöre einfach nicht zur Zielgruppe für solche Geschichten, auch nicht für die Filme. Deshalb hab ich mich auch so lange um einen Kommentar gedrückt. Aber wo ich die Geschichte nun schon drei Mal gelesen habe und mir so Sachen durch den Kopf gingen ...

Ich schreib dann wieder euphorisch, wenn mir das Genre mehr liegt :).

Beste Grüße Fliege

 

He Fliege,

Mein Problem war nur, dass dieses Mysterium in diesem Augenblick aufgelöst wurde. Es bleibt bereits an dieser Stelle kaum noch eine Frage offen. Das er sich jetzt auch Lucien holen wird, darauf läuft es ja schon hinaus, indem im Haus da gerade Krieg läuft.
hm, also ich finde sowas nciht schlimm, wenn man schon weiß, wie wahrscheinlich im Groben die story enden wird. Sonst würden Neuverfilmungen ja auch nicht funktionieren, Stoffe wie Titanic schon gar nicht. Und gerade im Comic-UNiversum läuft das natürlich nach bekannten Schemata ab.
Hier, in meiner kg, hoffte ich natürlich auch, dass es nicht ganz so klar ist, ob es sich wirklich um einen Dämon handelt, oder um etwas anderes, also dass die Neugierde in dieser Hinsicht die Spannung noch etwas mehr herauskitzeln würde. Aber gut, muss einsehen, dass das bei dir nicht funktioniert hat. Schade

Aber wahrscheinlich tue ich Deiner Geschichte nur unrecht. Ich gehöre einfach nicht zur Zielgruppe für solche Geschichten, auch nicht für die Filme
mja, damit beruhige ich mich jetzt einfach mal :D

Ich schreib dann wieder euphorisch, wenn mir das Genre mehr liegt
meine nächste kg handelt von einem Vampir, der in eine Kaffeemaschine verwandelt wurde und versucht seinen Benutzer derart zu verbrühen, dass etwas Blut aufs Gehäuse spritzt, denn nur dann :zensiert:

Ganz lieben Dank fürs lesen und dann doch bekritteln, obwohls nicht dein Genre ist :)

grüßlichst
weltenläufer

 

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