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Flexibilität und Toleranz

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01.12.2004
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Flexibilität und Toleranz

Flexibilität und Toleranz


Die Kneipe ist wie immer leidlich leer. Ich sitze an meinem Platz an der Bar, leicht in der Ecke. Ich hab alles gut im Blick. Vor allem den Stammtisch, hinten im Separée.
„Noch´n Bier?“ Darf ich vorstellen, Klaus. Klaus der Wirt von ‚Klause´s Bierklause’. Kreativ, nicht wahr?
„Stell hin“, erwidere ich, ohne überhaupt daran zu denken ihn anzuschauen. Klaus ist ein prima Wirt, wir kennen uns schon, seit… „Sag mal Klaus…“
„Manfred.“ Aber alle sagen Klaus zu ihm.
„Sag mal Klaus…“
„Ich heiße Manfred. Niemand nennt mich Klaus.“ Mir scheint etwas Wichtiges entgangen zu sein.
„Wie lange kennen wir uns schon, drei Jahre? Vier?“
„Was soll die Frage?“ Aufgrund seiner Gegenfrage, schloss ich auf drei Jahre. „Also vier.“ Ich wundere mich doch sehr. Vier Jahre sind eine lange Zeit. Für jemanden wie mich sind vier Jahre fast schon… „Ist das wirklich schon so lange her, seit dem ich bei dir mein erstes Bier bestellt habe? Mir kommt es vor als ob es heute war.“ Ich kann mich überhaupt nicht an die vergangenen Besuche erinnern. Die Kneipe ist mir vertraut, Klaus sowieso, auch das Separée und die Stammtischbrüder. Dennoch, kein Abend ist wirklich in Gedanken haften geblieben.
Ah, das Bier ist schön kalt.
„Können wir mal Zwischenrechnung machen?“
Zwischenrechnung dauert immer. Während Klaus zusammenrechnet, kann ich meistens aufs Klo und noch in Ruhe eine Gauloises rauchen und… „Achtsnneunzich“ Naja, meistens eben.
In meinem Geldbeutel finden sich noch diverse Scheine. Es breitet sich ein wohliges, warmes Kribbeln im ganzen Körper aus. Mhm, Kribbeln. Immerhin, bei achtzehnneunzig auch kein Wunder und zu erwarten. Jedenfalls wird mir mal wieder klar, warum die Scheine unterschiedlich bunt sind. Ich lege Klaus zwei Zehner auf den Tresen, müsste ja reichen. „Reicht das?“
„Klar Kumpel.“ Kumpel, ja das bin ich für meinen Klausi, der nun Manfred heißt.
Wir leben ja auch in turbulenten Zeiten. Flexibilität ist der Schlüssel zuhn Erfolg. Toleranz ist aber auch wichtig. Insbesondere bei Rechtschreibfehlern.
„Ey Klaus, machste mir noch´n helles und´n kurzen? Schreib´s auf meinen Deckel. Ich zahl dann morgen, wie immer.“
„Tut mir leid Kumpel. Du hast bei mir keinen Deckel. Ich glaube du solltest jetzt nach hause gehen.“ Oh. Schon?
„Was isn mit dir los? Das hast du avec moi doch noch nie gemacht.“
„Du warst ja auch noch nie hier!“ Jetzt habe ich das ungute Gefühl, er weiß mehr als ich. Er fasst mich am Arm und laviert mich bestimmt, aber doch sehr gefühlvoll und freundschaftlich zur Tür. Auf dem Weg zum Ausgang hat Klaus die Wahrheit wohl verkannt. „Du bist wohl ein bisschen verrückt, was?“
Viel Zeit hab ich nicht mehr, um mich zu erklären. „Aber ich wollte doch nur in meiner Stammkneipe ein Bier trinken.“
„Das ist aber nicht deine Stammkneipe!“
„Ach, die sehen doch alle gleich aus. Sei doch mal ein wenig flexibel!“
„Ich dulde aber keinen übergeschnappten Gestörten in meinem Laden!“
„Ein bisschen mehr Toleranz, wenn ich bitten darf!“

Ich gehe jetzt auf Arbeit. Hab noch im Büro zu tun. Wieder einmal Nachtschicht.
Ich drehe mich noch kurz um. Nur noch mal mit den Fäusten in Richtung Kneipe drohen.
Manfreds Bierlokal? Klaus kommt doch wirklich auf die verrücktesten Ideen. Ja, flexibel muss man sein. Und tolerant.
Der Klaus ist vielleicht einer.

 

hello flashbak,

eine kleine, sprachlich muntere Verwechslungsgeschichte in launiger Bierstimmung. Ich geh' eigentlich nicht zum Lachen in den Keller, aber 'Humor' habe ich nicht so recht entdecken können - eher 'Alltag'.

Viele Grüsse vom gox

 

@gox
Danke fürs lesen und Lob!

'Humor' habe ich nicht so recht entdecken können - eher 'Alltag'
Also wenn das Alltag ist, uiuiui :sconf:

Gruss

 

Moin flashbak,

Ja, ich schließe mich gox an. War ganz nett zu lesen, aber lustig fand ich es (abgesehen von Jetzt habe ich das ungute Gefühl, er weiß mehr als ich) leider auch nicht.
Die Grundidee ist ganz nett, aber ich finde, die Gags wirken irgendwie zu gezwungen und wiederholen sich zudem thematisch immer wieder. Ich hatte das Schema ziemlich schnell raus und so blieben Überraschungen aus.
Den letzten Satz (ab "Manfreds Bierlokal") würde ich nicht in Anführungszeichen setzen - immerhin sagt er das ja nicht, oder?

 

@gnoebel

Danke erstmal fürs lesen.
Wegen der wörtlichen Rede am Schluss; ich denk drüber nach...

Okay, überredet. Geändert.

Gruss

 

Hi flashback

Gute Idee, meiner Meinung nach nicht ganz konsequent zu Ende gesponnen.

„Ach, die sehen doch alle gleich aus. Sei doch mal ein wenig flexibel!“
„Ich dulde aber keinen übergeschnappten Gestörten in meinem Laden!“
„Ein bisschen mehr Toleranz, wenn ich bitten darf!“
Ab hier gibt er zu, in der falschen Kneipe zu sein und wirft seinem "neuen" Klaus einfach Mangel an Toleranz vor.

Manfreds Bierlokal? Klaus kommt doch wirklich auf die verrücktesten Ideen. Ja, flexibel muss man sein. Und tolerant.
Finde ich eigentlich gut, steht aber völlig konträr zum vorherigen Absatz.

Ich gehe jetzt auf Arbeit. Hab noch im Büro zu tun. Wieder einmal Nachtschicht.
Das will er doch wohl sicher nicht wirklich oder?
Würde ich weglassen.

.: Deine Geschichte erinnert mich an den Witz mit der Drehtüre und der Pointe: "Gehören dir hier eigentlich alle Kneipen in der Strasse?"

Gruss dotslash

 

@dotslash

Danke fürs lesen und Kritik!
Der Prot soll als undurchschaubarer Irrer verstanden werden, inspiriert von so manch merkwürdigen Gestalten, denen man täglich in der U-Bahn oder eben einem Lokal begegnen kann. Es war von mir nicht beabsichtigt, alles logisch und realitätsnah nachvollziehbar zu gestalten. Dass sich der Prot teilweise selbst widerspricht, soll die Überzeichnung des Charakters verstärken (und ist eigentlich auch der ganze Witz an der Story).

Deine Geschichte erinnert mich an den Witz mit der Drehtüre und der Pointe: "Gehören dir hier eigentlich alle Kneipen in der Strasse?"
Den kannte ich noch nicht :)

Gruss

 

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