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Flieg Vogel, flieg!

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17.12.2017
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Flieg Vogel, flieg!

Seine Blicke hafteten knapp unter dem Minirock der jungen Frau mit dem frechen Sidecut. Ihre hochhackigen Stiefeletten und diese anmutige Haltung ließen seinen Mund offen stehen. Ihre langen, gebräunten Beine weckten seine Gier und in Gedanken wanderten seine verschmutzten Hände schon an ihrem freizügigen Dekolletee hinab - als sein Kopf Bekanntschaft mit einem Zebrastreifen-Schild machte. Den dumpfen Aufprall musste die Frau gehört haben. Fluchend und sichtlich errötet, eilte er weiter und bog in die nächste Seitenstraße ab.
„Das hast du nun wieder davon, Thomas“, hörte er sich ins Gedächtnis rufen.
„Anstatt den Mut aufzubringen und sie anzusprechen, stierst du lieber quer über die Straße und machst dich zum Gespött für alle Beteiligten.“
Ob das aus den Autos kommende Gelächter und Gegröle ihm galt, konnte er nur mutmaßen. Er wusste nicht einmal, ob jene Geräusche nicht nur seiner Einbildung entsprangen.

Nachdem er sich den Schmerz aus seinem Gesicht gerieben hatte, schlenderte Thomas durch die engen Seitengassen der Stadt und sah sich die heruntergekommenen Häuser an, die die Wege säumten. In den schmutzigen Verglasungen konnte er sein Spiegelbild nur als sonderbare Silhouette erahnen. Abgase und Dreck hafteten an ihnen, so schwarz und bösartig wie der Teer in seiner Lunge. Seit er sich erinnern konnte, hatte sich hier nichts verändert. Die unebenen Pflastersteine lagen schon zu Grundschulzeiten als Stolperfallen im Boden vergraben. Der von Kratzdistel bewachsene Kaugummiautomat war vermutlich etliche Jahre nicht mehr benutzt worden und selbst das fensterlose Haus, in das er und seine Kumpels als Jugendliche immer eingestiegen sind, reihte sich gestützt an die anderen Häuser.

Er schmunzelte bei den Gedanken an die vielen Saufexzesse, die in diesem Gebilde stattfanden. Die alten, vergammelten Matratzen und der verwinkelte Keller, die maroden Innenwände und die Horden von Spinnen. Damals, als seine erste Freundin halbnackt und schreiend aus dem Haus rannte, aus Angst sie könnte von einem dieser langbeinigen Krabbeltierchen berührt werden. Als er sich dabei ertappte, wie er von außen in jenes Haus spähte und überlegte, einzusteigen, um zu sehen, wie es im inneren aussehen möge, zog er schlagartig seinen Kopf ein und stolperte rückwärts über die Pflastersteine. Hüpfend konnte er einem Sturz entgehen. Eine Amsel wurde aufgeschreckt und kam hinter dem Fenster herausgeschossen. Thomas´ Herz begann zu rasen. Er vernahm die kleine geflügelte Gestalt und erkannte sie als Vogel. Sein Körper aber sah darin eine Bedrohung. Thomas zitterte grob und seine Hände schwitzten schlagartig. Sein Körper glühte und fror zugleich und obwohl die Amsel längst sein Sichtfeld verlassen hatte, stand er paralysiert da und begann zu hyperventilieren. Plötzlich fühlte er, wie die Luft aus seinem Brustkorb gepresst wurde und der Boden unter seinen Füßen nachgab. Plötzlich wurde es dunkel, die Sonne verschwand und Thomas nahm nur noch verschwommen Bruchstücke seiner Umgebung wahr. Todesangst übermannte seinen zuckenden Körper und er kauerte sich auf dem Boden zusammen.

Es war spät abends, als Tamara und Eduard mit dunklen Augenrändern bei Thomas im Wohnzimmer saßen. Eduard hatte seinen Joint eben fertig gedreht, als ihm Tamara schon ein brennendes Feuerzeug unter die Nase hielt. Im Licht der Flammen sah Eduard blasser aus, als er ohnehin schon war. Manchmal fragte sich Thomas, ob sein ausgemergelter Kumpel überhaupt noch pumpendes Blut hinter seiner marmorierten Haut vorrätig hatte.
„Oh man, war das wieder ein Scheißtag heute. Bin ich froh, dass jetzt endlich der entspannte Teil kommt. Was ist mit dir? Lief´s bei dir heute auch so beschissen weil... naja, nimm´s mir nicht übel, aber du siehst heute echt abgefuckt aus“, sprach Tamara zwischen zwei Zügen ihres eigenen Joints.
„Nunja, das Übliche, nicht schlimmer als die restlichen Tage auch“, antwortete Thomas stirnreibend. „Vielleicht sollten wir mal wieder unter Leute gehen? Ihr wisst schon, mal ordentlich einen heben, Pillen schlucken und unser Gehirn rebooten. Einfach mal einen drauf machen.“

Über seinen heutigen Vorfall wollte er nicht sprechen, das schien ihm irgendwie peinlich. Falls die beiden ihn nicht auslachten, würden sie ihn jedenfalls mit anderen Augen sehen und darauf wollte er es nicht ankommen lassen.
Seit langem war Thomas nicht mehr freiwillig unter Menschen gewesen. Seine sozialen Kontakte ließ er mehr und mehr schleifen. Seine Wohnung verließ er nur, wenn er unbedingt musste. Arbeitsamttermine. Lebensmittelkäufe. Drogenbeschaffungen. An sein früheres Leben erinnerte er sich kaum. Die Erinnerungen spülte er mit Alkohol fort. Seine Mutter besuchte er höchstens zu Pflichtterminen und seine Freundin hatte ihn vor zwei Jahren verlassen. Dabei wollte er nie, dass es soweit kommt. Als Kind hatte er Vorstellungen, wie sein Leben einmal verlaufen sollte. Irgendwann hatte er seinen Pfad verlassen. Bei dem Gedanken an seinen letzten Therapeutentermin lächelte er müde und trank aus seinem Bier.

„Ich könnte vielleicht etwas organisieren“, faselte Eduard, während er mit offenen Augen auf die gegenüberliegende Wand starrte. Gedämpfte Rockmusik schallte aus uralten Musikboxen.
„Ach ja, du? Und was? Hoffentlich nicht wieder so ein Reinfall, wie damals mit den angeblichen Dealern, die sich plötzlich als Zivilbullen entpuppt haben“, bohrte Tamara nach.
„Nein, ich kenne da jemanden, dem ich voll vertraue und der uns bestimmt eine berauschende Nacht verschaffen kann“, setzte Eduard mit einem schelmischen Grinsen nach.

Ein lauter Donnerschlag versetzte Thomas einen Schrecken. Kurz darauf prasselte Regen gegen die Fenster. Die drei sahen sich sprachlos an und nickten einander zu. Eduard putschte sich mit einer kleinen Menge Koks, ehe er ein Treffen mit seinem Bekannten in einem abgelegenen Park am Stadtrand arrangierte. Tamara exte ihre Bierflasche und zementierte sich roten Lippenstift auf. Da sie keiner regulären Arbeit nachging, musste sie sich ihren Drogenkonsum zuweilen anderweitig verdienen. Früher hätte Thomas das äußerst abstoßend gefunden. Mittlerweile war er abgestumpft. Vielleicht verdrängte er lediglich diese Art negativer Gedanken. Er kannte Tamara nicht genug, um sie zu fragen, was sie dazu veranlasst hatte. Vielleicht, dachte er, war es ihm peinlicher als ihr, darüber zu reden? Er spülte seine Gedanken herunter und rauchte seinen Joint zu ende. Anschließend lief er zu einem Tisch in seiner Wohnung, öffnete eine verschnörkelte Schublade und steckte sich unauffällig eine kleine Dose in seine Jackentasche. Danach gingen die drei durch das Treppenhaus zur Eingangstüre. Der Wind pfiff durch ein offenes Fenster. Sie schlossen ihre Jacken, stellten ihre Kragen auf und schritten hinaus in den strömenden Regen.

Der Weg zur Bushaltestelle führte die Hauptstraße entlang, vorbei an verkümmerten Straßenbäumen und defekten Laternen. Spätestens nach Eduards wutentbrannten Fußtritten gaben die Lichter den Geist auf.
„Diese scheiß Lampen!“, brüllte Eduard, nach einem für ihn schmerzhaften Tritt. Wegen des strömenden Regens rutschte er bei einem Tritt ab, stieß sich sein Knie und wäre beinahe auf den Boden gefallen. Mit einem letzten Rest Wodka Wegzehrung, versuchte er, seinen Zorn wegzuspülen. Thomas beobachtete das aggressive Verhalten seines Kumpels schon seit längerer Zeit. Im jetzigen Rauschzustand konnte er seine Gedanken allerdings nicht klar fassen. Wenige Sekunden später wichen sie der Vorfreude der bevorstehenden Nacht. Es regnete immer intensiver, sodass die drei froh waren, als sie die überdachte Bushaltestation erreicht hatten.

„Nun seht euch mal diese Scheiße an, kein Stück meiner Kleidung ist trocken geblieben“, schimpfte Tamara.
„Welche Kleidung?“, lachte Eduard und zündete sich eine Zigarette an.
Sie würdigte ihn nicht einmal eines Blickes, sondern war damit beschäftigt, sich mithilfe der spiegelnden Glaswände der Bushaltestelle, ihren Lippenstift noch wuchtiger aufzutragen. Kurz darauf zog sie ihre Bluse zurecht und Thomas bemerkte Eduards gierige Blicke. Das war einer dieser Momente, die er nicht richtig einzuschätzen wusste. Er mochte seinen Kumpel. Auch Tamara mochte er. Er hatte die beiden vor wenigen Monaten kennengelernt, als sonst niemand für ihn da war. Thomas wusste das zu schätzen, aber irgendetwas in ihm zweifelte an dieser Freundschaft. Anfangs konnte er diese Gedanken ganz leicht verdrängen, doch von Zeit zu Zeit kamen sie öfter. Stärker.

Plötzlich wurde Thomas aus seinen Gedanken gerissen. Der Linienbus, der die drei zur verabredeten Stelle bringen sollte, stand an der Haltestelle und hatte seine Türen geöffnet.
„Hey, du vollgedröhntes Etwas. Hier sind wir! Kommst du mit, oder willst du weiterhin Selbstgespräche führen?“, rief ihm Tamara zu, während sie in das hintere Abteil des Busses stieg. Aus seiner Starre gerissen, stieg Thomas langsam ein. Er fragte sich, wie lange er wohl an der Haltestelle in Erinnerungen versunken dastand. Er folgte den beiden auf einen Vierersitz und griff in seine Jackentasche. Dort steckte er die kleine Dose, die er von zu Hause mitgenommen hatte, wieder unauffällig ein. Einige Sekunden vorher schluckte er eine Pille aus dieser Dose, in der Hoffnung, sie würde seinen Abend entflammen. Schließlich blickte er aus den verschmierten Busfenstern und gab sich den vulgären Texten aus Eduards Smartphone hin.

„Wie sieht die spätere Abendplanung aus?“, wollte Tamara wissen, während sie sich an ihrem BH herumzupfte.
„Es läuft ab wie immer. Wir treffen uns mit meinen Bekannten und dann erhalten wir die Ware. Das Heroin war nicht billig. Du wirst ihnen also gewohnterweise ihre Wünsche erfüllen müssen. Alles weitere werden wir dann sehen“, antwortete Eduard.
Thomas riss seine Augen weit auf. Das hatte er nicht erwartet. Er hoffte auf einen Witz, ein polterndes Lachen oder wenigstens ein müdes Lächeln. Nichts davon folgte. Die Worte kamen so trocken aus Eduards Mund, dass diese unmöglich scherzhaft gemeint sein konnten. Auch Eduards Gestik und Mimik erinnerten Thomas an das Bild eines eiskalten Geschäftsmannes, der einen seiner Mitarbeiter skrupellos verkauft, nicht aber an das eines fürsorglichen Freundes. Erst jetzt fiel Thomas auf, dass er nicht einmal den Nachnamen seiner beiden Begleiter wusste.
„Ich dachte, ich muss das nicht mehr machen! Haben wir das nicht besprochen?“, fauchte Tamara zurück.
„Tamara!“. Eduard blickte sie mit blutunterlaufenen Augen und weit aufgerissenen Pupillen an. Seine Hände krallten sich so fest in die Sitze, dass seine Adern hervorschossen. „Du machst, was ich dir sage!“

Der Bus hielt an und öffnete seine Türen. An dieser Haltestelle mussten sie aussteigen. Eduard strafte Tamara mit einem zornigen Blick, bevor er sich aus dem Sitz schwang und zur Türe schritt. Tamara wischte sich eine Träne von ihrer Wange. Langsam mit gesenktem Kopf folgte sie Eduard, spürbar darauf bedacht, nicht in Thomas´ Gesicht zu blicken.
Thomas konnte es nicht fassen. Er fragte sich, was da in jenem Augenblick passierte. War es Einbildung? Wohl kaum, er hätte die Zeichen lediglich früher erkennen müssen. Lag es am Alkohol? Und wenn schon, dieses Gespräch zeigte deutlich die ruinöse Beziehung der beiden untereinander. Es schauderte ihn bei dem Gedanken, mit diesem blassen Monstrum feiern gehen zu müssen. Trotzdem. Der Bus würde nicht ewig halten und schon gar nicht aufgrund skurriler Gedankengänge eines betrunkenen Nichtsnutzes, der sich bis eben mit Fremden treffen und sich anschließend mit Heroin abschießen wollte. Er folgte den beiden ins Freie, schaute sich um und wunderte sich über die klare Nacht. Der Regen hatte aufgehört und ist angenehmer Kühle gewichen. Die Luft roch frisch und die Sterne scheinten kraftvoll von oben auf diese runtergekommene Stadt hinab, so als wollten sie ihr Leben spenden. Eine leichte Prise Wind blies Thomas kühlend ins Gesicht.

„So, da wären wir. Da hinten im Park warten unsere Gäste“. Eduard richtete seinen knorrigen Zeigefinger auf eine kleine Bank, auf der zwei Männer in dunklen Lederjacken saßen. Eine Laterne schenkte ihnen kühles Licht. Thomas war nicht wohl bei dem Gedanken, den anderen zu den Männern zu folgen. Er blickte zu Tamara und sah, wie sie sich bibbernd über ihre Augen wischte. Er brauchte kein Psychologe zu sein, um merken, dass sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte.
Eduard hob die Hand zur Begrüßung und marschierte los.
„Los, kommt mit!“, befahl er den beiden. Thomas, der noch immer nicht glauben konnte, wie ihm geschieht, wollte wiedersprechen, doch Tamara zog ihn am Ärmel mit und gab ihm zu verstehen, dass er lieber still sein sollte. Er folgte dieser Aufforderung. Tamara wirkte nun wieder etwas gefasster und machte sich zurecht. Mit erhobenem Haupt lief sie auf ihren Stöckelschuhen erst zaghaft, dann stolzierend auf die Männer zu.

„Willkommen, Eduard. Wir haben uns sehr über deinen spontanen Anruf gefreut. Ich hoffe, alles läuft so ab wie immer?“, wollte der kleinere der beiden Männer wissen. Thomas schätzte ihn auf knappe 60 Jahre alt und eine tiefe Narbe zog sich von seinem Kehlkopf bis zur Unterlippe. Thomas erschrak bei diesem Anblick. Als hätte ein Schlächter das Gesicht zur Hälfte gespalten. Er stellte sich vor, wie sich jemand mit einer stählernen Klinge in die Haut des Mannes bohrte und ihn anschließend filetierte wie einen toten Fisch. Er schüttelte seinen Gedanken ab.
„Guten Abend. Natürlich. Es läuft wie immer“, erwiderte Eduard kurz. Er war ausgesprochen ruhig, bedachte man die Wutanfälle auf dem Weg zur Bushaltestelle. Thomas musterte den zweiten Mann auf der Bank. Er war um die 50 Jahre alt und trug einen Zylinderhut. Thomas fragte sich, was es mit dieser albernen Kleidung auf sich hatte und was damit bezweckt werden sollte. Und dennoch, irgendetwas schien sonderbar. Thomas konnte sich nicht erklären, was es war, aber dieser Mann besaß eine fürchterliche Ausstrahlung.

„Dann kommen wir direkt zum Geschäfltlichen“, sagte das Narbengesicht. „Wir haben was du willst, aber erst erfüllst du deine vertraglichen Verpflichtungen“. Während dieses Ekel diesen Satz aussprach, schielte er bereits auf Tamara und musterte sie von oben bis unten. Kurz darauf leckte er sich über die Lippen. Thomas kochte innerlich. Seine Hände fingen an zu zittern.
Der andere Mann blickte auf Tamara hinab und zündete sich eine Zigarette an. Er blies weißen Rauch in die Luft und sah dann zu Eduard.
„Sie kommt mit uns in unseren Van. Wenn wir fertig sind, erhältst du, was du willst“.
„Fick dich, Bastard“, schrie Tamara. Noch ehe Eduard etwas sagen konnte, schleuderte sie ihre Handtasche in das Gesicht des Mannes. Sofort schlug die Faust des Narbengesichts auf sie ein. Eduard versuchte zu schlichten, erntete jedoch sofort ebenfalls einen Schlag des zweiten Mannes.
„Aufhören!“, brüllte Thomas so laut aus seiner Kehle, wie es ihm möglich war. Die Situation geriet völlig außer Kontrolle. Tamara lag blutüberströmt am Boden, während das Narbengesicht sie stiefelte.
„Lasst eure scheiß Pfoten von ihr!“, kreischte Thomas. Tausend Gedanken schossen durch seinen Kopf. Was passierte hier? Wieso war er mit den beiden mitgegangen? Wie konnte er die Situation noch beruhigen? Seine Gedanken überschlugen sich. Plötzlich sah er nur noch einen Ausweg aus dieser Misere. Er preschte auf das Narbengesicht zu und schubste ihn von Tamara runter. Anschließend bückte er sich und half ihr wieder hoch. Sie war noch nicht aufgestanden, da sprang der Kerl zurück und trat nach Thomas. Durch die Wucht des Trittes flog Thomas ebenfalls auf den Boden. Der Mann trat sofort weiter auf ihn ein und Thomas legte schützend seine Hände über sein Gesicht. Er fühlte jeden einzelnen Tritt. Jede Sekunde wurde zu einer Ewigkeit und er glaubte zu hören, wie einer seiner Knochen knackste. Er hatte kaum genügend Zeit, zwischen den Einschlägen zu atmen.
Plötzlich stoppten die Schläge und Tritte. Ohne ersichtlichen Grund ließen die beiden Männer von Thomas und seinen Begleitern ab. Sie schienen vor irgendetwas Angst zu haben, denn sie rannten völlig panisch davon. Thomas, der nahezu ohnmächtig war, hörte ferne Schreie und ein auf abscheuliche Weise verzerrtes Krähen. Schemenhaft blickte er auf gigantische Schatten, die über sie alle herabzustürzen schienen. Beim Anblick von etwas, das nicht existieren durfte, verlor er sein Bewusstsein.

Erneuter Regen plätscherte auf Thomas´ Gesicht. Er tastete seinen Körper ab. Bis auf Prellungen, mehrere Schürfwunden und eine aufgeplatzte Lippe bliebt er verschont. Er drehte sich auf den Bauch und stützte sich schnaufend nach oben. Danach taumelte er zu Tamara, die regungslos ab Boden lag. Mit schreckgeweiteten Augen starrte er auf ihren aufgerissenen Körper. Thomas hatte nicht bemerkt, dass einer der Männer ein Messer bei sich hatte.
„Thomas, hilf mir hoch. Ich kann nicht alleine aufstehen“, keuchte Tamara.
Erleichtert eilte er heran und zog sie behutsam nach oben. Die Wunden schienen nicht allzu tief zu sein. Sie zitterte am ganzen Leib.
„Schnell, wir müssen hier weg! Wir müssen dringend weg von hier!“, flehte sie Thomas an.
Als sie zu Eduard eilen wollten, blieben sie abrupt stehen. Eduards Körper war nicht so, wie er sein sollte. Es dauerte einige Sekunden, bis Thomas verarbeiten konnte, was er da sah. Eduards Körper war nicht mehr in einem Stück. Er war komplett zerfetzt. Gedärme hingen heraus und eine Blutlache zerfloss unter seinen Körperstücken.
Neben ihm lag der Hut des Mannes, der auf Eduard eingeschlagen hatte.
Ein derartiges Bild hatte er in seinem ganzen Leben nicht gesehen. Keine Fernsehaufnahme kam auch nur ansatzweise an die Brutalität hin, die sich ihm hier präsentierte. Der metallische Gestank von Blut war immens. Alles war verschmiert. Doch da war noch etwas anderes, etwas Sonderbares. Das war kein menschlicher Geruch, irgendetwas beißendes lag in der Luft. Raubtiergeruch.

„Thomas! Weg hier!“, schrie Tamara mit all ihrer Kraft. Ihre blutige Hand streckte sie in Richtung Himmel. Thomas folgte der Richtung, konnte jedoch nicht glauben, was er sah. Er wollte rennen, doch seine Beine bewegten sich nicht. Seine Atmung stockte. Thomas´ innersten Ängste stiegen empor und drängten in seine Realität. Dieses Etwas, das hoch über ihm kreiste und seine riesigen Flügel spannte, durfte es nicht geben. Es war ein gigantisches Wesen in bizarrer Vogelgestalt. Es kreischte auf unnatürliche Weise, während es seinen Kopf gen Boden neigte und Thomas mit festem Blick fixierte. Glühend rote Augen starrten ihn an, den Kopf dabei überdehnt, dass Thomas jetzt erst gewahr wurde, was er da eigentlich sah. Eine raubvogelartige Monstrosität.

„Thomas!“, brüllte ihm Tamara ins Gesicht. Ruckartig sah er zu ihr. Sein Blick blieb auf ihrem Dekolleté haften. Unter ihrem Schlüsselbein klaffte eine daumengroße Wunde, aus der Blut floss. Ihre zerrissenen Kleidungsreste waren blutgetränkt. Ehe er seine Gedanken ordnen konnte, rannten die beiden los durch den Park. Sie hetzten auf die Bushaltestelle zu, von der sie gekommen waren. Ohne sich umzudrehen eilten sie über die Straße, auf eine kleine Häuserfront zu. Zwischen zwei Häusern führte ein kleiner Weg hindurch, den sie ansteuerten. Das Hupen der Autofahrer nahmen sie nicht wahr. In der Ferne hörte Thomas das Fauchen dieses grotesken Raubvogels. Obwohl er bereits außer Atem war, stürmte er panisch weiter und hätte fast seine Begleiterin vergessen.

„Warte, ich kann nicht mehr.“, keuchte Tamara, während sie sich am Boden mit einem Knie am Boden stützte. Thomas stoppte den Sprint und keuchte sich selbst seine verteerte Lunge aus dem Hals. Er drehte sich zu Tamara und und riss seine Augen auf. Noch bevor sie fragen konnte, weshalb er sie so angsterfüllt anstarrte, stieß das geflügelte Tier von oben herab und griff sich mit seinen Krallen Tamara. Er bohrte sie tief in ihr Fleisch, riss sie ruckartig vom Boden und schleuderte sie durch die Luft. Blut sprühte am Himmel und vermischte sich mit dem Regen, der weiterhin unaufhörlich strömte. Thomas` Herz hörte auf zu schlagen. Er sah den dämonischen Raubvogel, wie er Tamara in Richtung Asphalt schleuderte und wutentbrannt krähte. Er riss seinen Kopf nach unten und blickte Thomas an. Dieser sah dem Vogel in seine lodernden Augen. Das Wesen hatte seine Krallen aufgestellt und schrie wie besessen am Himmel. Die gesamte Spannweite des pechschwarzen Vogels betrug locker die Höhe eines mehrstöckigen Familienhauses. Thomas konnte nicht fliehen. Seine Beine vermochten ihn nicht mehr zu tragen, seine Atmung schlug in ein Hecheln um. Dieser Höllenvogel stürzte nach unten, direkt auf Thomas zu. Kurz vor dem Aufprall fiel Thomas bewusstlos zu Boden.

„Guten Morgen, junger Mann. Sie müssen aufstehen, hier ist Endstation“. Ein Busfahrer, es war ein anderer als am Vorabend, stand neben dem Viererabteil und wartete geduldig auf eine Regung der beiden.
„Was? Wo bin ich? Wie?“, erwiderte Thomas. Plötzlich schossen die Gedanken an den Vogel in den Kopf und er raffte sich in Sekundenbruchteilen auf. Sofort bemerkte er Tamara, die neben ihm eingeschlafen war. Ihr Kopf war leicht gegen seine Schulter gelehnt. Sie hatte eine Schürfwunde an der Stirn. Von Eduard fehlte jede Spur.
„Nun, ich stehe schon seit einigen Minuten hier und versuche euch beiden aufzuwecken, aber bisher wenig erfolgreich“, sprach der Fahrer mit amüsierter Miene.
„Keine Angst, auch wenn man es mir nicht ansieht“ – der Busfahrer machte eine absichtlich lange Pause – „ich war auch einmal jung“. Er zeigte auf die kleine Dose, die Thomas von zuhause mitgenommen hatte. Der Deckel war offen und mehrere Pillen lagen am Boden. „Aber jetzt nehmt das bitte alles mit und dann raus aus dem Bus. Ich muss den hier abstellen und abschließen. Die Frühschicht, die später kommt, wäre vermutlich wenig begeistert, euch hier noch so vorzufinden. Ich glaube, die Polizei möchtet ihr genauso wenig hier haben, wie ich jetzt um diese Uhrzeit, ich habe nämlich jetzt Feierabend“. Mit einer gezielten Geste und einem zugezwinkerten Auge bat er die beiden nach draußen. Thomas sammelte alles ein, was er ungern im Bus hinterlassen wollte, weckte Tamara auf und sie verließen den Bus.
Thomas und Tamara schlürften eine Weile nebeneinander einher, bis sich ihre Wege trennten. Aufgrund ihres desolaten Zustandes sprachen sie nicht viel miteinander. Wie sich herausstellte, nahm auch Tamara eine Pille aus der kleinen Dose und schlief kurz darauf ein. Wo ihr Begleiter Eduard geblieben ist, wussten sie nicht.

Als Thomas etwas später seine Wohnungstüre aufsperrte, wäre er am liebsten wieder umgekehrt. Im Suff und Cannabisrausch hatten sie wohl alle vergessen, das große Flügelfenster im Wohnzimmer zu schließen. Es stand komplett offen. Es musste die komplette Nacht über hereingeregnet haben, denn der Laminatboden schlug bereits Wellen. Zettel wurden durch den Wind aufgewirbelt und lagen in der Wohnung verteilt. Seine alte Stehlampe lag am Boden, die Glühbirne zersprungen. Während Thomas sich daran machte, seine Wohnung noch vor dem Schlafengehen ein wenig aufzuräumen, lief er zu seinem Schreibtisch und öffnete die verschnörkelte Schublade. Seine Hand erstarrte. Die kleine Dose, die er in der Schublade verstauen wollte, fiel ihm aus der Hand. In der Schublade fand er eine große, schwarze Vogelfeder. Blut klebte daran.

 

Hi Federkrieger,

eine neue Geschichte von dir. Toll.
Hab gerade gesehen, dass ich all deine Geschichten (vier aus 2018) kommentiert habe. (Komm mir fast schon wie ein Stalker vor.)
Habe sie auch direkt mal überflogen und nachgeschaut, was ich damals dazu gesagt habe. Vielleicht lässt sich eine mögliche Entwicklung erkennen.

Hast du seit dieser Zeit nichts Neues geschrieben? (*)

Im Detail:

sah sich die heruntergekommenen Häuser an, die die Wege säumten.
In der Stadt säumen Häuser i.d.R. Straßen, keine Wege.

In den schmutzigen Verglasungen konnte er sein Spiegelbild nur als sonderbare Silhouette erahnen.
Er erahnt eine Silhouette. Okay. Aber wie kann er erahnen, dass diese sonderbar ist?

Der von Kratzdistel bewachsene Kaugummiautomat war vermutlich etliche Jahre nicht mehr benutzt worden und selbst das fensterlose Haus, in das er und seine Kumpels als Jugendliche immer eingestiegen sind, reihte sich gestützt an die anderen Häuser.
M.E. überflüssig für die Story.

Er schmunzelte bei den Gedanken an die vielen Saufexzesse, die in diesem Gebilde stattfanden.
wohl: stattgefunden hatten

Damals, als seine erste Freundin halbnackt und schreiend aus dem Haus rannte, aus Angst sie könnte von einem dieser langbeinigen Krabbeltierchen berührt werden.
M.E. überflüssig für die Story.

Als er sich dabei ertappte, wie er von außen in jenes Haus spähte
Von außen? Ja, von wo denn sonst?

Eine Amsel wurde aufgeschreckt und kam hinter dem Fenster herausgeschossen. Thomas´ Herz begann zu rasen. Er vernahm die kleine geflügelte Gestalt und erkannte sie als Vogel.
Ein wenig irreführend.
Es ist eine Amsel. Dann vernimmt er eine Gestalt, die ein Vogel ist. ist hier die Rede von zwei unterschiedlichen Vögeln?

Plötzlich fühlte er, wie die Luft aus seinem Brustkorb gepresst wurde und der Boden unter seinen Füßen nachgab. Plötzlich wurde
WW.

ob sein ausgemergelter Kumpel überhaupt noch pumpendes Blut hinter seiner marmorierten Haut vorrätig hatte.
vorrätig?

weil... naja,
weil ... naja,

Manchmal fragte sich Thomas, ob sein ausgemergelter Kumpel überhaupt noch pumpendes Blut hinter seiner marmorierten Haut vorrätig hatte.
„Oh man, war das wieder ein Scheißtag heute. Bin ich froh, dass jetzt endlich der entspannte Teil kommt. Was ist mit dir? Lief´s bei dir heute auch so beschissen weil... naja, nimm´s mir nicht übel, aber du siehst heute echt abgefuckt aus“, sprach Tamara
Ich würde viel früher sagen, dass da Tamara spricht. Vorher war die Rede von Thomas und Eduard, auf einmal spricht sie.
Z.B.: „Oh Mann, war das wieder ein Scheißtag heute" sagte Tamara. "Bin ...

Über seinen heutigen Vorfall wollte er nicht sprechen, das schien ihm irgendwie peinlich. Falls die beiden ihn nicht auslachten, würden sie ihn jedenfalls mit anderen Augen sehen und darauf wollte er es nicht ankommen lassen.
Wofür ist das wichtig?
Was war daran so besonders, dass sie ihn mit anderen Augen sehen sollten?

während er mit offenen Augen auf die gegenüberliegende Wand starrte.
Thomas riss seine Augen weit auf.
und weit aufgerissenen Pupillen
Mit schreckgeweiteten Augen starrte er
und riss seine Augen auf
:Pfeif:

Eduard putschte sich mit einer kleinen Menge Koks, ehe er ein Treffen mit seinem Bekannten in einem abgelegenen Park am Stadtrand arrangierte.
Wie arrangiert er das? Per Handy?

Anschließend lief er zu einem Tisch in seiner Wohnung
Das klingt, als er verließe er die Wohnung, in der er sich gerade befindet und liefe in seine Wohnung.

nach einem für ihn schmerzhaften Tritt. Wegen des strömenden Regens rutschte er bei einem Tritt ab
Tritt, Tritt

Er folgte den beiden auf einen Vierersitz und griff in seine Jackentasche. Dort steckte er die kleine Dose, die er von zu Hause mitgenommen hatte, wieder unauffällig ein. Einige Sekunden vorher schluckte er eine Pille aus dieser Dose, in der Hoffnung, sie würde seinen Abend entflammen.
Satzaufbau ist Murks.
Vorschlag:
wieder unauffällig ein, aus der er einige Sekunden zuvor eine Pille entnommen und geschluckt hatte

„Tamara!“. (KEIN PUNKT) Eduard

Seine Hände krallten sich so fest in die Sitze, dass seine Adern hervorschossen
die Sitze oder den Sitz?

Es schauderte ihn bei dem Gedanken, mit diesem blassen Monstrum feiern gehen zu müssen.
Warum tut er es trotzdem?

Der Regen hatte aufgehört und ist angenehmer Kühle gewichen.
ist=war

Die Luft roch frisch und die Sterne scheinten kraftvoll von oben auf diese runtergekommene Stadt hinab, so als wollten sie ihr Leben spenden.
Die Sterne schienen(!) von oben? Von wo sonst?
"ihr Leben spenden" ist doppeldeutig:
Opfern sie sich (abstürzen/tot?) oder wollen sie lediglich (der Stadt) Licht spenden?

„So, da wären wir. Da hinten im Park warten unsere Gäste“.
Punkt innerhalb der wörtlichen Rede.
Hast du oft.

Thomas, der noch immer nicht glauben konnte, wie ihm geschieht, wollte wiedersprechen,
geschah oder geschehen war
widersprechen

Thomas schätzte ihn auf knappe 60 Jahre alt(KOMMA) und eine tiefe Narbe zog sich von seinem Kehlkopf bis zur Unterlippe.

Während dieses Ekel diesen Satz aussprach, schielte er bereits auf Tamara und musterte sie von oben bis unten.
Wertend. Sollte der Erzähler nicht tun.

Er preschte auf das Narbengesicht zu und schubste ihn von Tamara runter.
Schubsen? Echt? Voll der Gewalttätige, dieser Thomas. :Pfeif:

legte schützend seine Hände über sein Gesicht.
seine/seine. Wessen sonst?

Durch die Wucht des Trittes flog Thomas ebenfalls auf den Boden. Der Mann trat sofort weiter auf ihn ein und Thomas legte schützend seine Hände über sein Gesicht. Er fühlte jeden einzelnen Tritt. Jede Sekunde wurde zu einer Ewigkeit und er glaubte zu hören, wie einer seiner Knochen knackste. Er hatte kaum genügend Zeit, zwischen den Einschlägen zu atmen.
Plötzlich stoppten die Schläge und Tritte

Eduards Körper war nicht so, wie er sein sollte. Es dauerte einige Sekunden, bis Thomas verarbeiten konnte, was er da sah. Eduards Körper war nicht mehr in einem Stück. Er war komplett zerfetzt. Gedärme hingen heraus und eine Blutlache zerfloss unter seinen Körperstücken.
Hm ... Würde ich überdenken, diesen Absatz.
Klingt unabsichtlich komisch.

Keine Fernsehaufnahme kam auch nur ansatzweise an die Brutalität hin, die sich ihm hier präsentierte.
kam an ... hin?
Satzaufbau ist Murks.

Das war kein menschlicher Geruch, irgendetwas beißendes lag in der Luft.
Beißendes

stieß das geflügelte Tier von oben herab und griff sich mit seinen Krallen Tamara. Er bohrte sie tief in ihr Fleisch, riss sie ruckartig vom Boden und schleuderte sie durch die Luft.
Wer ist "er"? Die Rede ist im Satz zuvor von einem Tier. Also: es.

Thomas` Herz hörte auf zu schlagen. Er sah den dämonischen Raubvogel, wie er
Echt jetzt? Das Herz schlägt nicht mehr. Er ist also tot und kann noch sehen? ;)

Ein Busfahrer, es war ein anderer als am Vorabend, stand neben dem Viererabteil
Abteil erinnert eher an Bahn/Zug.

Wie sich herausstellte, nahm auch Tamara eine Pille aus der kleinen Dose und schlief kurz darauf ein. Wo ihr Begleiter Eduard geblieben ist, wussten sie nicht.
hatte genommen
war ... eingeschlafen.
geblieben war.

Der Plot gefällt mir. An der Ausarbeitung kannst du noch arbeiten.

(*): Vielleicht wäre dies von Vorteil gewesen. Üben, üben, üben ... :Pfeif:

Viel Spaß noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Keine Macht den Drogen! Das war das Erste, was mir zu deinem Text einfiel, lieber @Federkrieger. Du benutzt sehr viele Adjektive, die moralisch wertend rüberkommen, statt es dem Leser zu überlassen, sich sein eigenes Bild zu machen. Wenn du ihm zwei, drei Details mitgibst, um deine Figuren in ihrer Individualität zu charakterisieren, könnte er ein halbwegs realistisches Bild bekommen.
Das Horrorszenario mit dem Vogel fand ich eigentlich nicht schlecht, nur hätte ich es besser gefunden, wenn das Ganze nicht als Traum entlarvt worden wäre, sondern als Wahrnehmungsstörung durch zu viel Drogenkonsum, die allmählich im Text aufgebaut wird. Ansonsten habe ich das Gefühl, du wolltest das Ganze irgendwie schnell zu Ende bringen.

Auch von den Figuren bekomme ich kein klares Bild. Sie sind einerseits das volle Klischee, mit allem was dazugehört - Tamara die Chica, Eduard der skrupellose Eisklotz und Thomas hängt irgendwie dazwischen. Einerseits wird er als abgefuckt beschrieben, aber dann wirkt er wieder total naiv, und die Dialoge klingen eher so wie der Spießer an der Ecke reden würde, der mit dem Milieu überhaupt nichts am Hut hat.

Der Anfang hat mMn nichts mit dem Rest der Geschichte zu tun. Ich denke, du wolltest damit die Figur Thomas einführen und zeigen, wie es um ihn steht, aber seine Erinnerungen an vergangene Zeiten lenken mich nur ab, und als er plötzlich zusammenklappt, frage ich mich, warum. Gut, er ist gegen ein Schild gerannt, aber nachdem er sich ausgiebig an seine Jugend erinnert hat, kommt der Zusammenbruch für mich ein bisschen spät.

Ich gehe mal durch den Text:

wanderten seine verschmutzten Hände schon an ihrem freizügigen Dekolletee hinab
Hier hätte ich mir z.B. gewünscht, du würdest kurz skizzieren, wie das aussieht. Wenn die Hände unbedingt dreckig sein müssen - obwohl er ja nicht auf der Straße lebt sondern offenbar immer noch eine Wohnung hat - beschreib doch wie die Hände aussehen. Wobei ich das immer noch sehr wertend finde. Drogenabhängig = dreckig. Und das freizügige Dekolletee wirkt auch etwas naserümpfend auf mich, das Wort ist schon sehr altmodisch. Was sieht er denn da? Dicke Titten? Das würde mir jedenfalls mehr über Thomas erzählen.

Grundsätzlich finde ich die Anfangsszene etwas ungeschickt gewählt. Ich hatte den Eindruck, Thomas kommt nach Jahren wieder an seinen Heimatort zurück, so wie er seine Umgebung wahrnimmt. Aber wie sich dann herausstellt, hat er wohl die ganze Zeit da gewohnt. Die Saufexzesse klingen aber, als ob das Jugendsünden gewesen wären, so wie Thomas darüber denkt. Und der Vogel soll möglicherweise ein Hinweis auf das spätere Horrorszenario sein, aber ich hätte es besser gefunden, wenn anstatt der Vogelgestalt eher der Horror angekündigt würde, der hier seinen Verlauf nimmt. Vielleicht sieht er davon schon etwas in der Frau, der er hinterherschielt. Alles in allem aber ein Einstieg, der mit dem Rest der Geschichte nicht mehr viel zu tun hat. Ich würde gleich mit Eduard und Tamara anfangen.

Er wusste nicht einmal, ob jene Geräusche nicht nur seiner Einbildung entsprangen.
Das fand ich wiederum gut, weil du hier schon andeutest, dass mit Thomas etwas nicht stimmt.

und sah sich die heruntergekommenen Häuser an, die die Wege säumten.
Wie sehen die aus?

Die unebenen Pflastersteine lagen schon zu Grundschulzeiten als Stolperfallen im Boden vergraben. Der von Kratzdistel bewachsene Kaugummiautomat war vermutlich etliche Jahre nicht mehr benutzt worden und selbst das fensterlose Haus, in das er und seine Kumpels als Jugendliche immer eingestiegen sind, reihte sich gestützt an die anderen Häuser.
Das gefällt mir!

Manchmal fragte sich Thomas, ob sein ausgemergelter Kumpel überhaupt noch pumpendes Blut hinter seiner marmorierten Haut vorrätig hatte.
Auch so ein Wort, das in meinen Ohren abgenutzt wertend klingt. Automatisch denke ich, ich habe es hier mit Junkies im letzten Stadium zu tun, obwohl sie erstmal "nur" kiffen. Beschreib ihn doch einfach mit ein paar Details.

„Vielleicht sollten wir mal wieder unter Leute gehen? Ihr wisst schon, mal ordentlich einen heben, Pillen schlucken und unser Gehirn rebooten. Einfach mal einen drauf machen.“
Nein, also tut mir leid, aber das klingt total unglaubwürdig in meinen Ohren. Das meinte ich vorhin mit dem Spießer an der Ecke. Und das ordentlich einen heben passt auch inhaltlich nicht, denn kurz darauf wird klar, dass sie doch die ganze Zeit einen heben und auch ihr Gehirn permanent rebooten. Was soll daran dann so besonders sein?

Seit langem war Thomas nicht mehr freiwillig unter Menschen gewesen. Seine sozialen Kontakte ließ er mehr und mehr schleifen. Seine Wohnung verließ er nur, wenn er unbedingt musste. Arbeitsamttermine. Lebensmittelkäufe. Drogenbeschaffungen. An sein früheres Leben erinnerte er sich kaum. Die Erinnerungen spülte er mit Alkohol fort. Seine Mutter besuchte er höchstens zu Pflichtterminen und seine Freundin hatte ihn vor zwei Jahren verlassen.
Das ist volles Klischee, tut mir leid. Zumal sie ja eben keine Junkies im Endstadium sind, sondern offenbar auf Partydrogen spezialisiert. Nicht, dass man da nicht auch abstürzen und den Bezug zur Realität verlieren kann, aber manche dieser Drogen machen auch wach, also frage ich mich, warum die drei die ganze Zeit zu Hause hocken.

Bei dem Gedanken an seinen letzten Therapeutentermin lächelte er müde und trank aus seinem Bier
Das fällt ihm in dem Moment ein? Passt für mich nicht.

„Nein, ich kenne da jemanden, dem ich voll vertraue und der uns bestimmt eine berauschende Nacht verschaffen kann“
Auch wieder so eine Wortwahl, die mich eher an meine Oma denken lässt. Und voll vertrauen passt nicht zu dem eiskalten Geschäftsmann, den Thomas in ihm sieht. Schon gar nicht, wenn man kurz darauf erfährt, wie diese Typen aussehen.

Da sie keiner regulären Arbeit nachging, musste sie sich ihren Drogenkonsum zuweilen anderweitig verdienen.
War ja klar.

Mittlerweile war er abgestumpft. Vielleicht verdrängte er lediglich diese Art negativer Gedanken. Er kannte Tamara nicht genug, um sie zu fragen, was sie dazu veranlasst hatte. Vielleicht, dachte er, war es ihm peinlicher als ihr, darüber zu reden? Er spülte seine Gedanken herunter und rauchte seinen Joint zu ende
zu Ende. Aber mMn nach könnte der Absatz weg. Ich finde es zu beschreibend und auch widersprüchlich. Einerseits ist er abgestumpft, andererseits macht er sich Gedanken über Tamara, und es ist ihm peinlich zu fragen. Passt für mich nicht. Und am Ende wieder der moralische Zeigefinger. Er verdrängt, und mit einem Schluck, ein paar Zügen am Joint ist alles weg. Wenn die sich permanent dichtknallen, sind sie das doch gewohnt, also bezweifel ich, dass die Verdrängung auf Dauer noch so gut funktioniert.

Sie würdigte ihn nicht einmal eines Blickes, sondern war damit beschäftigt, sich mithilfe der spiegelnden Glaswände der Bushaltestelle, ihren Lippenstift noch wuchtiger aufzutragen. Kurz darauf zog sie ihre Bluse zurecht und Thomas bemerkte Eduards gierige Blicke. Das war einer dieser Momente, die er nicht richtig einzuschätzen wusste.
Warum nicht? Er hat doch selber am Anfang der Geschichte einer Chica hinterhergeguckt. Warum wundert ihn das dann bei seinem Freund?

Er fragte sich, wie lange er wohl an der Haltestelle in Erinnerungen versunken dastand.
Das fand ich gut. Beschreibt schön seinen Zustand.

Schließlich blickte er aus den verschmierten Busfenstern und gab sich den vulgären Texten aus Eduards Smartphone hin.
Wertend. Was sind das für Texte? Und wieso ist Thomas dann so entsetzt, was für ein Arsch Eduard ist, wenn er ihn offenbar sowieso nicht mag?

Das Heroin war nicht billig.
Nein, also das geht für mich gar nicht, sorry. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das öffentlich im Bus sagen würde, höchstens flüstern, aber selbst dann … Wenn sie schon beim Heroin landen müssen, hätte Eduard sicher schon in der Wohnung was gesagt oder überhaupt nicht, aber bestimmt nicht mitten in der Öffentlichkeit.

Thomas schätzte ihn auf knappe 60 Jahre alt und eine tiefe Narbe zog sich von seinem Kehlkopf bis zur Unterlippe
Ein Drogendealer wie er im Buche steht.

Er war um die 50 Jahre alt und trug einen Zylinderhut. Thomas fragte sich, was es mit dieser albernen Kleidung auf sich hatte und was damit bezweckt werden sollte. Und dennoch, irgendetwas schien sonderbar. Thomas konnte sich nicht erklären, was es war, aber dieser Mann besaß eine fürchterliche Ausstrahlung.
Den Zylinder finde ich gut. Der gibt ein starkes Bild. Aber das Fette ist nur Behauptung, ohne dass ich als Leser ein Bild kriege. Und warum denkt Thomas über die Kleidung nach, bzw. was es damit auf sich hat? Wenn der Zylindermann eine so fürchterliche Ausstrahlung hat, gehen ihm sicher andere Gedanken durch den Kopf.

Er fühlte jeden einzelnen Tritt.
Davon gehe ich aus. :D

Neben ihm lag der Hut des Mannes, der auf Eduard eingeschlagen hatte.
Ein derartiges Bild hatte er in seinem ganzen Leben nicht gesehen. Keine Fernsehaufnahme kam auch nur ansatzweise an die Brutalität hin, die sich ihm hier präsentierte.
Das ist ein starkes Bild, hat mir sehr gut gefallen! Aber durch die Erklärung mit der Fernsehaufnahme schwächst du es ab. Ich finde, du solltest es einfach ohne Erklärung so stehenlassen.

keuchte sich selbst seine verteerte Lunge aus dem Hals
Das Fette könnte weg, dann ist die Wirkung stärker. Wir wissen ja, dass rauchen schädlich ist, aber durch das Adjektiv schwingt für mich wieder sowas Moralisches mit.

Er sah den dämonischen Raubvogel, wie er Tamara in Richtung Asphalt schleuderte und wutentbrannt krähte.
Auch hier könnte das Fette weg, das schwächt den Text mMn nur, gibt ihm sowas Pathetisches. Und krähen? Ich dachte eher an einen schrillen Ton, aber vielleicht geht es nur mir so.

Dieser Höllenvogel
Könnte auch weg, klingt mir zu pathetisch. So wie sich der Vogel verhält, kriegt der Leser schon ein eigenes Bild.

„Warte, ich kann nicht mehr.“, keuchte Tamara
Wieso sind es eigentlich immer die Frauen, die nicht mehr können? ;)

„Was? Wo bin ich? Wie?“,
Hast du jemals jemanden so etwas sagen hören, wenn er aus dem Schlaf gerissen wird?

„ich war auch einmal jung“
Obwohl mir der Busfahrer sympathisch ist, passt das hier nicht. Denn plötzlich bekomme ich das Bild von zwei harmlosen Teenagern, über die man schmunzeln kann. Vorher hast du sie aber ganz anders beschrieben.

Thomas und Tamara schlürften eine Weile nebeneinander einher
schlurften

Aufgrund ihres desolaten Zustandes sprachen sie nicht viel miteinander.
Aufgrund klingt wie aus einem Geschäftsbrief. Finde ich in einem literarischen Text unpassend. Und desolat ist auch wieder so wertend. Stärker fände ich: Sie sprachen nicht mehr viel miteinander.
Da steckt für mich alles drin.

Wie sich herausstellte, nahm auch Tamara eine Pille aus der kleinen Dose und schlief kurz darauf ein.
War das 'ne Schlaftablette?

Entschuldige bitte, Federkrieger, wenn ich hier teilweise recht spitzfindig rübergekommen bin, aber streckenweise hat mich der Text wirklich geärgert. Durch die Wortwahl wertest du in meinen Augen deine Figuren ab, machst sie zu billigen Karikaturen, die der Erzähler nicht als vollwertige Menschen wahrzunehmen scheint. Vielleicht ist das alles gar nicht so gemeint von dir und einfach nur ungeschickt formuliert, aber es kommt so an, zumindest bei mir. Wenn du erzählen möchtest, wie Menschen durch Drogen abstürzen, würde ich mich ein wenig mehr mit dem Milieu auseinandersetzen, bzw. authentische Charaktere zeichnen, mit denen ich mitfühlen bzw. ihre Entscheidung für diesen Lebensweg nachvollziehen kann. Das fehlt mir in dem Text.

Trotzdem noch eine schöne Restwoche wünscht Chai

 

Hallo @GoMusic,

solange sich das Stalken auf diese Internetseite beschränkt, ist das völlig in Ordnung ;)

M.E. überflüssig für die Story.
Hier wollte ich lediglich ein bisschen Atmosphäre aufbauen, kam bei dir wohl nicht so gut an.

M.E. überflüssig für die Story.
hier selbes Prinzip. Ist mir nicht gelungen, da hast du Recht. Überflüssig wohl auch, ja.


Ein wenig irreführend.
Es ist eine Amsel. Dann vernimmt er eine Gestalt, die ein Vogel ist. ist hier die Rede von zwei unterschiedlichen Vögeln?
Nein, das sollte schon ein und der selbe Vogel sein. Eigentlich hätte ich gerne auf eine Phobie anspielen wollen, um die Geschichte etwas verständlicher zu machen bzw. um mehr Atmosphäre reinzukriegen. Auch dieser Versuch ging wohl schief.

Ich würde viel früher sagen, dass da Tamara spricht. Vorher war die Rede von Thomas und Eduard, auf einmal spricht sie.
Z.B.: „Oh Mann, war das wieder ein Scheißtag heute" sagte Tamara. "Bin ...
Werde ich beherzigen, danke!

Satzaufbau ist Murks.
Vorschlag:
wieder unauffällig ein, aus der er einige Sekunden zuvor eine Pille entnommen und geschluckt hatte
Tatsächlich habe ich wirklich lange an diesem Satz gesessen und überlegt, wie man den verfassen könnte. Im Ergebnis war es eine Verschlimmbesserung.

Die Sterne schienen(!) von oben? Von wo sonst?
"ihr Leben spenden" ist doppeldeutig:
Opfern sie sich (abstürzen/tot?) oder wollen sie lediglich (der Stadt) Licht spenden?
Hier war gemeint, dass der Stadt neues Leben eingehaucht wird. Dass sich die Sterne selbst opfern, war so nicht angedacht.
Bzgl. schienen und scheinten habe ich extra gegoogelt...

Punkt innerhalb der wörtlichen Rede.
Hast du oft.
Ich werde darauf achten, danke!

Der Plot gefällt mir. An der Ausarbeitung kannst du noch arbeiten.

(*): Vielleicht wäre dies von Vorteil gewesen. Üben, üben, üben ... :Pfeif:

Das stimmt, ich habe in der langen Zeit nicht wirklich viel geschrieben. Schade, dass du keinerlei Verbesserung wahrnehmen konntest.
Ich danke dir aber für deine Zeit, die du in meinen Text gesteckt hast und auch für dein ehrliches Feedback.
Die angeführten Punkte werde ich beherzigen und bei einer Überarbeitung im größten Teil auch umsetzen!

Hallo @Chai,

Das Horrorszenario mit dem Vogel fand ich eigentlich nicht schlecht, nur hätte ich es besser gefunden, wenn das Ganze nicht als Traum entlarvt worden wäre, sondern als Wahrnehmungsstörung durch zu viel Drogenkonsum, die allmählich im Text aufgebaut wird.
Mit den letzten Sätzen meiner Geschichte wollte ich ein offenes Ende herbeiführen, das einen bloßen Traum ausschließt. Ist mir wohl misslungen.

Auch so ein Wort, das in meinen Ohren abgenutzt wertend klingt. Automatisch denke ich, ich habe es hier mit Junkies im letzten Stadium zu tun, obwohl sie erstmal "nur" kiffen. Beschreib ihn doch einfach mit ein paar Details.
Eduard war nicht als "normaler Kiffer" geplant, da habe ich den Character wohl nicht richtig herausgearbeitet. Zukünftig werde ich wohl auf mehr Authentizität achten müssen.

Nein, also tut mir leid, aber das klingt total unglaubwürdig in meinen Ohren. Das meinte ich vorhin mit dem Spießer an der Ecke. Und das ordentlich einen heben passt auch inhaltlich nicht, denn kurz darauf wird klar, dass sie doch die ganze Zeit einen heben und auch ihr Gehirn permanent rebooten. Was soll daran dann so besonders sein?
Wörtliche Reden überarbeiten. OK! Ist auf meiner Liste.

Das ist volles Klischee, tut mir leid. Zumal sie ja eben keine Junkies im Endstadium sind, sondern offenbar auf Partydrogen spezialisiert. Nicht, dass man da nicht auch abstürzen und den Bezug zur Realität verlieren kann, aber manche dieser Drogen machen auch wach, also frage ich mich, warum die drei die ganze Zeit zu Hause hocken.
Hier wollte ich aufzeigen, dass sich Thomas seit langen in depressiven Episoden befindet, er also seinen kompletten Sinn in Frage stellt und mit seinem Leben derzeit nicht wirklich zurecht kommt. Mit den Drogen (beruhigend oder aufputschend) sollte das gar nicht zwingend etwas zu tun haben. Hier wollte ich viel mehr die Gesamtsituation wiederspiegeln.

zu Ende. Aber mMn nach könnte der Absatz weg. Ich finde es zu beschreibend und auch widersprüchlich. Einerseits ist er abgestumpft, andererseits macht er sich Gedanken über Tamara, und es ist ihm peinlich zu fragen. Passt für mich nicht. Und am Ende wieder der moralische Zeigefinger. Er verdrängt, und mit einem Schluck, ein paar Zügen am Joint ist alles weg. Wenn die sich permanent dichtknallen, sind sie das doch gewohnt, also bezweifel ich, dass die Verdrängung auf Dauer noch so gut funktioniert.
Auch hier wollte ich die Resignation von Thomas aufzeigen. Ich wollte zeigen, dass er immer noch "ein normaler" Mensch ist, der sich über gewisse Dinge Gedanken macht, anderseits aber gar nicht mehr die Kraft oder den Willen verspürt, das auch alles zu tun. Also ergibt er sich innerlich und flüchtet in Konsum. War in diesem Kontext wohl nicht ganz zu erkennen. Werde ich nochmal überdenken.

Das ist ein starkes Bild, hat mir sehr gut gefallen! Aber durch die Erklärung mit der Fernsehaufnahme schwächst du es ab. Ich finde, du solltest es einfach ohne Erklärung so stehenlassen.
Danke für den Tipp! Wird beherzigt.

Obwohl mir der Busfahrer sympathisch ist, passt das hier nicht. Denn plötzlich bekomme ich das Bild von zwei harmlosen Teenagern, über die man schmunzeln kann. Vorher hast du sie aber ganz anders beschrieben.
Ja, da hast du Recht. So ganz konstant sind meine Figuren innerhalb dieser Geschichte nicht geblieben. Vermutlich lag das daran, dass die Geschichte nicht komplett durchgeplant war. Werde ich überarbeiten und für kommende Geschichten übernehmen.

Ich danke die für deine Bemühungen und dein Feedback. Es waren sicherlich nicht die blumigsten Bemerkungen, die ich bisher erhalten habe, aber ich bin sicher, dass ich darüber hinwegkomme ;)

Dankeschön an euch beide,

viele Grüße

Federkrieger

 

Hallo @Federkrieger,

ich habe deine Geschichte nicht ungern gelesen. Es war auf jeden Fall Spannung da, aber einige Passagen haben mir nicht so gut gefallen.

Kommen wir zur Textarbeit:

Ihre hochhackigen Stiefeletten und diese anmutige Haltung ließen seinen Mund offen stehen.
Ich habe mich als Leser direkt gefragt, wie diese anmutige Haltung aussieht?

und sah sich die heruntergekommenen Häuser an, die die Wege säumten.
Das hat mir gut gefallen, die Szenerie wird deutlich.

Die alten, vergammelten Matratzen und der verwinkelte Keller, die maroden Innenwände und die Horden von Spinnen.
Hier baust du ein schönes Bild, das ist dir meiner Meinung nach gut gelungen.

Er vernahm die kleine geflügelte Gestalt und erkannte sie als Vogel. Sein Körper aber sah darin eine Bedrohung.
Das war eine Stelle, die sich für mich nicht so richtig plausibel gelesen hat. Er bekommt eine Panikattacke und der Vogel bereitet den Leser auf das weitere Ende vor, aber mich hat das stutzen lassen.

Über seinen heutigen Vorfall wollte er nicht sprechen, das schien ihm irgendwie peinlich.
Wenn er doch eine Panikattacke hatte, warum trifft er sich dann überhaupt mit ihnen?

Als Kind hatte er Vorstellungen, wie sein Leben einmal verlaufen sollte. Irgendwann hatte er seinen Pfad verlassen.
Das ist mir hier zu erzählend, mir hätte es besser gefallen, wenn du das in einen Dialog gepackt hättest.

Mittlerweile war er abgestumpft. Vielleicht verdrängte er lediglich diese Art negativer Gedanken.
Also hier habe ich ein Problem mit deinem Protagonisten. Auf der einen Seite hatte er gerade eine Panikattacke wegen eines Vogels und auf der anderen Seite ist er abgestumpft? Bekommt jemand der abgestumpft ist eine Panikattacke? Das hat sich für mich nicht ganz stimmig gelesen.

Er spülte seine Gedanken herunter und rauchte seinen Joint zu ende.
Das ist auch so eine Sache. Nach einer kompletten Panikattacke und Todesangst nimmt er Drogen?

Er hatte die beiden vor wenigen Monaten kennengelernt, als sonst niemand für ihn da war. Thomas wusste das zu schätzen, aber irgendetwas in ihm zweifelte an dieser Freundschaft.
Auf der einen Seite will er gar nicht mehr raus und sich verkriechen und auf der anderen Seite geht er mit Freunden aus, die er noch nicht lange kennt?

Einige Sekunden vorher schluckte er eine Pille aus dieser Dose, in der Hoffnung, sie würde seinen Abend entflammen.
Wie sich herausstellte, nahm auch Tamara eine Pille aus der kleinen Dose und schlief kurz darauf ein.
Hier schreibst du, dass die Pille seinen Abend entflammen soll, das lese ich also als ein Aufputschmittel. Später schreibst du dann, dass auch Tamara eine Pille nimmt und dann einschläft? Habe ich hier etwas nicht verstanden?

„So, da wären wir. Da hinten im Park warten unsere Gäste“
Richtig spannend geschrieben ab diesem Punkt.

Er stellte sich vor, wie sich jemand mit einer stählernen Klinge in die Haut des Mannes bohrte
Schön geschrieben.

Noch ehe Eduard etwas sagen konnte, schleuderte sie ihre Handtasche in das Gesicht des Mannes. Sofort schlug die Faust des Narbengesichts auf sie ein.
Da musste ich wieder zucken, greift sie wirklich an, wenn die beiden eine so angsteinflößende Ausstrahlung haben? Ist es da nicht wahrscheinlicher, dass sie vorher Eduard angreift und gar nicht erst mitkommt?

Er war komplett zerfetzt. Gedärme hingen heraus und eine Blutlache zerfloss unter seinen Körperstücken.
Krass, richtig gute Stelle.

Der metallische Gestank von Blut war immens.
Die Szene wirkt auf mich lebendiger durch diese Beschreibung. Hat mir gefallen.

Er sah den dämonischen Raubvogel, wie er Tamara in Richtung Asphalt schleuderte und wutentbrannt krähte.
Auch diese Stelle fand ich spannend, habe mich natürlich gefragt, wo dieser Vogel herkommt.

Zettel wurden durch den Wind aufgewirbelt und lagen in der Wohnung verteilt.
Das finde ich eine schöne Beschreibung, die für mich Verzweiflung verdeutlicht und das gesamte Chaos seines Lebens darstellt.

In der Schublade fand er eine große, schwarze Vogelfeder. Blut klebte daran.
Das Ende ist interessant, ich frage mich als Leser, was hier genau passiert ist. War es ein Traum? Was ist passiert?


Insgesamt habe ich deine Geschichte nicht ungern gelesen, ich finde deinen Plot spannend. Allerdings gab es ein paar Passagen, die mich nicht so gefesselt haben. Ich hoffe, du kannst mit den Textstellen etwas anfangen.


Viele Grüße,
MRG

 

Hallo @MRG,

vielen Dank für deine Zeit und das Lesen meiner Geschichte. Im Folgenden möchte ich auf ein paar Punkte eingehen und dir zeigen, was ich mir dabei gedacht habe.
Einige Punkte haben mich jedenfalls zum Nachdenken angeregt und durchaus konnte ich einiges mitnehmen, gerade was das Thema "Logik" anbelangt.


Das war eine Stelle, die sich für mich nicht so richtig plausibel gelesen hat. Er bekommt eine Panikattacke und der Vogel bereitet den Leser auf das weitere Ende vor, aber mich hat das stutzen lassen.
ja, diese Stelle hätte ich womöglich etwas subtiler machen können...

Wenn er doch eine Panikattacke hatte, warum trifft er sich dann überhaupt mit ihnen?
Panikattacken gehen normalerweise nicht über einen Rahmen von 30 Minuten hinaus und verschwinden wieder. Einige Menschen haben das Problem, regelmäßig heimgesucht zu werden, ohne sich komplett einschränken zu müssen (anders als Phobien ist die Ursache vielen Patienten unbekannt).
Aber du hast Recht, der ganze Zusammenhang strotzt nicht unbedingt vor durchdachter Logik. Nachdem ich die Geschichte selbst ein paar Mal überarbeitet habe, bevor ich sie hier reingestellt habe, habe ich diesen Abschnitt mit der Panikattacke zusätzlich eingefügt, um von Beginn an mehr Spannung aufzubauen. Hat wohl nur leider eher für Verwirrung als für Spannung und Horror gesorgt.


Das ist mir hier zu erzählend, mir hätte es besser gefallen, wenn du das in einen Dialog gepackt hättest.
werde ich beherzigen, danke!

Also hier habe ich ein Problem mit deinem Protagonisten. Auf der einen Seite hatte er gerade eine Panikattacke wegen eines Vogels und auf der anderen Seite ist er abgestumpft? Bekommt jemand der abgestumpft ist eine Panikattacke? Das hat sich für mich nicht ganz stimmig gelesen.
ok...ich werde hier noch einiges umschreiben müssen. Diese Art von nicht ganz plausibler Logik durchzieht meinen gesamten Text...ich habe verstanden :D


Auf der einen Seite will er gar nicht mehr raus und sich verkriechen und auf der anderen Seite geht er mit Freunden aus, die er noch nicht lange kennt?
Hier war der Ursprungsgedanke, dass Thomas seine beiden neuen "Freunde" erst kürzlich kennengelernt hat, diese jedoch noch viel weiter abgestürzt sind als Thomas selbst. Er sollte also noch in einer Art Zwischenphase von "normal" und "völlig abgestürzt" sein. Auch hier haben sich meine Charaktere verselbstständigt und der rote Faden kam mir abhanden.

Richtig spannend geschrieben ab diesem Punkt.
Danke!

Da musste ich wieder zucken, greift sie wirklich an, wenn die beiden eine so angsteinflößende Ausstrahlung haben? Ist es da nicht wahrscheinlicher, dass sie vorher Eduard angreift und gar nicht erst mitkommt?
Habe ich beim Schreiben gar nicht bedacht! Werde ich überdenken.


Viele Grüße

Federkrieger

 

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