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Fliegendes Zwerchfell

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31.10.2009
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Fliegendes Zwerchfell

Ich entdeckte es durch Zufall.
Ich streifte an einem sonnigen Tag durch kleine Gassen mit winzigen, krumm und schief zusammengeschustert wirkenden Holzhäusern. Eine leichte Steigung verriet, dass ich mich auf einem flachen Hügel befand.
Ich hatte gerade einen Innenhof betreten, der wie ein Plateau etwas über dem Niveau der Gassen lag, sodass man ihn über zwei steinerne Stufen betrat, unter einem engen Bogengang hindurch. Strauchartige Jungbäume waren in den Ecken des Hofes durch den Asphalt gebrochen. Eines der Gebäude war schlichter als die anderen und mit einem Wellblechdach bedeckt, es musste sich um einen Fahrradschuppen oder etwas ähnliches handeln.

Hier geschah es nun, dass ich, zum ersten Mal, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, was sie vermutlich tut, mein Zwerchfell spannte und abhob. Es ist schwer, dieses Gefühl der Euphorie und zugleich der tiefen inneren Ruhe zu beschreiben, welches ich verspürte. Ich glitt nach oben, getragen von einem Organ, dessen Existenz ich zuvor kaum zur Kenntnis genommen hatte, und dessen wunderbare Kräfte sich mir jetzt offenbarten.
Es fiel mir nicht schwer, durch die Luft zu schweben und meine Flugbahn mit einfachsten Bewegungen meiner Gliedmassen zu kontrollieren. Als richtiger Flug konnte es an sich wohl nicht bezeichnet werden, denn obschon ich vom Boden abhob, so wagte ich mich doch nicht mehr als zwei bis drei Meter empor. Da die Häuser, kaum mehr als Hütten, sowieso besonders niedrig waren, reichte meine Höhe aus, um bis an die Dächer zu gelangen. Ich entsinne mich, dass ich den Schuppen angepeilt hatte und mich mit meinen Händen an der Oberkante aufstützte.
Nahezu augenblicklich sackte ich ab. Meine Konzentration schien nachzulassen, ich verlor die Kontrolle über mein Zwerchfell, allerdings nicht für lange. Ich gemahnte mich zur Ruhe und besann mich darauf, die richtigen Muskeln anzuspannen. So beschränkte sich mein Sturz nur auf wenige Zentimeter und einen kurzen Schreck, was mich daran erinnerte, dass die Regeln der Schwerkraft nach wie vor galten- wenn man nichts gegen sie unternahm.
Nachdem ich sicher war, dass mein Zwerchfell mich wieder trug, manövrierte ich mich vorsichtig in die Horizontale, und in dieser Stellung glitt ich über das Wellblechdach hinweg und über den nächsten Innenhof. Nachdem ein weiteres Dach unter mir hinweg geglitten war, befand ich mich auf der italienischen Seite, denn der Ort erstreckte sich über die Grenze hinaus. Lediglich die Strassennamen würden sich ändern und die Leute eine andere Sprache sprechen, wobei gesagt werden muss, dass das Städtchen an jenem Tag wie ausgestorben war. Vermutlich war Sonntag.

Nachdem ich aufgewacht war und mich geduscht hatte, stellte ich zu meiner Verblüffung fest, dass sich das Zwerchfell nicht mehr so nutzen liess, wie ich es geträumt hatte. Dass es keine grenzüberschreitenden deutsch-italienischen Ortschaften gab störte mich eher zweitrangig, schliesslich war es ja nur ein Traum gewesen. Weswegen bei mir die Frage aufkam: Können Zwerchfelle träumen?

 

Salve neustrasbourg,

da wir uns hier noch nicht über den weg gelaufen sind, erst einmal von mir ein herzliches Willkommen auf KG.de.

Deine Schreibe gefällt mir ganz gut, die Idee mit dem Zwerchfell, das das Fliegen ermöglicht, hat etwas für sich.
Leider bleibt Dein Text bei der Vorstellung der Idee an sich, ohne wirklich eine Geschichte daraus zu entwickeln. Der Protagonist schwebt einmal durch die Gassen, weiter geschieht nichts.

Das ganze als Traum aufzulösen wirkt da wie ein Verlegenheitsbehelf, als sei dem Autoren auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen.

Eine richtige Geschichte, in der die Sache mit dem Zwerchfell zu irgendwelchen weiteren Begegnungen und Erlebnissen führt, fände ich schöner. Was würde zum Beispiel passieren, wenn andere Städter den Fliegenden entdecken?

Kleinkram:

so wagte ich doch nicht mehr als zwei bis drei Meter empor
Da fehlt was.

LG, Pardus

 

Danke für deine Antwort, Pardus, ich hab den Fehler auch gleich ausgebessert.

Ich muss sagen, dass mich die Idee fasziniert, und ich habe vor, sie vielleicht in anderen Geschichten auszuweiten. Diese Geschichte (wenn ich sie trotz allem so nennen darf ) ist an sich abgeschlossen, auch wenn sie so entschieden ohne Konsequenzen bleibt. Eher so eine Art seltsamer Erlebnisbericht.

 

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