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Flipper

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13.08.2014
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Flipper

Flipper und die Zapfenschlacht.

Es gibt einen alten Brauch in meiner Hauptschule, der Körperertüchtigung und Charakterbildung vereinen soll.

Die beiden zweiten Klassen, die 2A und die 2B gehen auf Wanderschaft, erkunden unter Aufsicht ihrer Lehrer die Umgebung, bestimmen Pflanzen und Tierspuren. Es ist kein kurzer Spaziergang, es ist ein 15 Kilometer Marsch. Das Ziel ist eine riesige, umgestürzte Eiche, der Stamm bildet eine mächtige Brücke.

Niemand weiß, warum dieser Gigant umfallen konnte. Wann der Sturz passiert ist, ist ebenfalls nicht zu ermitteln. Er liegt auf der Seite, die Krone ist immer noch grün, man kann unter dem massiven Stamm hindurchgehen, ohne sich zu bücken. Wo vorher seine Wurzeln tief ins Erdreich gereicht hatten, befindet sich nun ein kleiner Teich. Die Wurzeln sind hinabgewachsen, um diesen Teich zu erreichen. Ich bin erschöpft vom langen Marsch, die Hitze klopft in meinen Schläfen und ich kann das langsame Pulsieren sehen, mit dem der gefallene Baum das Wasser in seine braunen Venen pumpt.

Dieser Baum ist nicht tot, er hat nur seine Perspektive gewechselt, ich kann das gut nachfühlen.

Wir haben einen geistiges Beeinträchtigen im Ort, der sich vor Kindern gerne einen runterholt. Er ist bekannt als harmloser Spinner. Abends wandert er neben dem Badeteich und schreit immer die gleichen Mantras: „Waruuuum?“ „Duuu AAAA!“ Er wandert über die Feldwege und Nebenstraßen. Er hat einen Platz zum Schlafen, aber er wandert, vor allem nachts wandert er und er schuldet niemandem Rechenschaft.

Neben dem Badeteich befindet sich ein Sportplatz, mit Basketballkörben und Fußballtoren, dort tummeln sich die 12, 13, 14-Jährigen. Jugendliche in ihrer Pubertät, die allermeisten Jungs sind Sportler, die Mädchen schlank und schön. Im Schatten der Linden liegt damals niemand. Die Hitze belastet uns nicht, wir baden in ihr, wie Echsen.

Direkt hinter dem Sportplatz befindet sich ein kleines Wäldchen, ich denke es sind meist Birken, ihre Stämme schälen sich ständig. Künstlich gepflanzte Fichten sind sowieso allgegenwärtig.

Dort steht Flipper – das ist der Name für ihn, keiner weiß, wie er wirklich heißt, beobachtet die schönen junge Leute und masturbiert gelegentlich.

Wird er entdeckt, machen sich die Mutigsten auf ins Wäldchen und beobachten ihn, wie er sich einen runterholt. Wir verspotten ihn und manche bewerfen ihn mit Dreck. Er ist keiner der schnell kommt, das muss man ihm zugutehalten. Die meisten gehen einfach irgendwann wieder und spielen Basketball oder lassen sich den Rücken einölen. Aber manche haben Ehrgeiz und wollen ihn treffen, mit Dreck, niemals mit Steinen, das gehört sich nicht. Die Logistiker tragen Erde zum Badeteich, machen sie nass und formen Kugeln, die sie dann zurück transportieren, um die Schützen treffsicherer zu machen. Ich glaube, manche nehmen die Keine-Stein-Regel nicht ernst. Ich nehme eine der Dreckkugeln, erinnere mich an meine Wurftechnik, lege mich in den Wurf und treffe Flipper heftig an der Stirn. Die rote Suppe beginnt zu fließen und wir fliehen.

„Warum?, Du aa“, tönt es uns nach, nicht einmal wütend. Mein Herz klopft wie wild, ich befürchte, ich muss ins Gefängnis, aber es geschieht nichts in den nächsten Tagen, die nächsten Nächte schlafe ich schlecht, es passiert nichts.

Aus der Sicht von Flippers Wäldchen ist die Stirnseite dieses Sportplatzes direkt vor ihm, erweitert man aber die Perspektive etwas nach hinten, sieht man dort die Baustelle des neuen Sportzentrums, eigentlich existiert bis jetzt nur der Keller und eine Bodenplatte.

Wir gehen in den Keller, es gibt kein Licht und riecht eigenartig. Ganz selten liegt Kot und Papier in einer Ecke. Er ist dunkel und stickig und voller pubertären Phantasien. Oben, wir auf unserem giftigem roten Plastikplatz, auf unseren Coca Cola Handtüchern, gebräunte Schönheiten. Wir haben Kassettenrecorder, wir hören Depeche Mode. Aber dieser Keller, direkt unter unserem Schaulaufen der Eitelkeiten. Er lockt uns.

Der traditionsreiche Abschluss der Wanderung ist die Fichtenzapfenschlacht. Die Regeln sind denkbar einfach. Eine Klasse – die 2 A begibt sich auf die überlegene Position auf den umgestürzten Stamm. Es ist immer die A, vielleicht sind das die besseren Schüler, vielleicht ist das die Tradition.

Ich bin in der A Klasse, gehe aber freiwillig vor den umgestürzten Baum, ich denke, ich wollte etwas heroisch vor den Mädchen wirken. Der Mann, der die Schlacht alleine entscheiden kann und der ganze Scheiß.

Zapfen waren genug vorhanden, die Schlacht begann. Ich bin ein guter Werfer und habe gleich mal zwei Gegner gut an der Birne erwischt.

Aber es war vorbei, bevor es begonnen hatte. Aus ihrer überlegenen Position bewarf uns die A mit Tannenzapfen und es dauerte nicht lange und mehr und mehr Kämpfer wechselten die Seite. Das ist eine Regel der Fichtenzapfenschlacht: Man kann ganz einfach die Seite wechseln, möglicherweise hat das einen erzieherischen Nutzen. Einzelne A Kämpfer liefen den Stamm hinunter und sammelten die abgeschossenen Fichtenzapfen wieder auf. Die Logistik ist eine der wichtigsten Voraussetzungen des Krieges.

Mehr Mitstreiter ließen mich im Stich, sammelten noch ein paar Fichtenzapfen auf und erklommen den umgestürzten Baumstamm. Es wurde immer einseitiger, aber das erhöht den Ruhm. Inzwischen war ich der Einzige, der noch Zapfen den Baum hinaufwarf. Für jeden Zapfen, den ich warf, kassierte ich einen Hagel von 10 oder mehr Gegenangriffen.

Ein Geschoß traf mich so heftig, dass ich über dem Auge blutete, ich glaube, es war ein Stein.

Sie lachten über mich, weil ich alleine so dastand und Treffer um Treffer kassierte. Weil ich blutete und immer noch nicht aufhörte. Schulfreunde, schöne Mädchen in die ich so halb verliebt war, verspotteten mich. Inzwischen weinte ich, weil sie mich so verraten hatten, aber ich konnte nicht weichen. Weil ich weinte, verspotteten sie mich härter. Sie riefen mich an: Komm zu uns, komm zu uns auf den Baum! Lass es doch sein! Irgendwann schmeckt es dir!

Aber ich konnte nicht. Irgendwann wurden sie dann oben müde und hörten auf. Die Lehrer hatten sich traditionell zurückgezogen und tauchten wieder auf, als es vorbei war.

Am Rückweg machten wir Rast in einem Gasthaus. Wir bekamen Würstel und eine Semmel und eine Limo. Ich baute den höchsten Turm aus Bierdeckeln. Ich tat, als sei nichts geschehen. Aber jeder war mein Feind geworden. Sie hatten mich alle verraten.

Flipper bezog für seine Masturbationsperformances den Keller des zukünftigen Sportzentrums. Er wanderte die Straßen entlang, unermüdlich, doch er wusste, wann die schönen, jungen Menschen am Sportplatz waren. Es war ein Fehler, das kleine Wäldchen zu verlassen. Es war zu heiß im Keller, zu stickig.

Der Sommer war heiß, Flipper hatte immer eine dicke Arbeiterhose und ein schweres Hemd an. Ein blaues, dickes Hemd, im Hochsommer. Sein Gesicht war braungebrannt, die grauen Augen sahen durch jeden hindurch.

Blaugraue Augen sind in dieser Gegend nicht unüblich, sie haben keinen wirklichen Fokus. Es sind unendliche, unheimliche Augen.

Ein Mädchen, in das ich mehr so dreiviertel verliebt war, ging in den Keller und schaute zu, als Flipper seine Show abzog. Ich sage das ganz ehrlich, ich wollte sie beschützen, deshalb hielt ich mich im Hintergrund und beobachtete nur, was vor sich ging. Sie war eine der wenigen gewesen, die sich nicht über mich lustig gemacht hatten, damals bei der Zapfenschlacht.

Flipper holte seinen Penis hervor und begann daran herumzurubbeln. Ich bin jetzt kein Peniskritiker, aber wenn das rot und blatterig aussieht und 5 Meter weit riecht, dann bin ich bei eklig. Das Mädchen schaute ihm zu, ohne einen Kommentar, ohne eine Reaktion, bis das Ganze mit einem recht beachtlichen Samenerguss erledigt war. Sie wirkte kühl und interessiert.

Entspannt drehte sie sich um, sah mich an und ging mit ausdrucksloser Miene an mir vorbei. In diesem Moment fürchtete ich mich vor ihr.

Ich trug von der Zapfenschlacht die gleiche Wunde wie die, die ich Flipper mit meinem perfekten Wurf verpasst hatte. Einen perfekten Wurf kann man noch Jahre danach in sich spüren. Wir beide hatten diesen Schmiss. Nur war ich jung und meine Wunde fast verheilt, seine war voller Eiter und wurde immer schlimmer.

Er wanderte die Straßen entlang und den Weg am See. Wo er sich niederlegte, war seine Heimat. Das Zimmer, dass ihm zugeteilt worden war, blieb immer leer.

Flipper lebte nicht mehr lange. Sein „Waaaruuum?“ und „Du AAAAA!“ verstummte endgültig. Wir waren jung und machten selbst die Nacht unsicher, am See, bei den Linden und Birken, im Schein der Laternen. Wir erwarteten seinen Ruf, es gehörte dazu. Spazierte einer mit einem schönen jungen Mädchen den See entlang, mit Zungenkussabsichten, dann musste der Ruf von Flipper dabei sein, sonst verlor das jede Erotik.

Ich glaube, sie haben ihn einfach totgeschlagen. Oder ein Auto hat ihn überfahren, er wanderte immer die Straßen entlang und wo sein Kopf ruhte war seine Heimat. Aber nicht dort.

Meine Wunde ist niemals geheilt, die über meinem Auge, die mir der Zapfen geschlagen hatte. Ich schlafe schlecht und dann wandere ich die Straßen entlang. Inzwischen bin ich viel älter, die Leute sehen mich ungern an, das merke ich. Und dann frage ich: „Waruuum?“

 

Ich denke ich werde das aufführen in unserem Kleinkunsttheater. Einige Absätze werde ich extrem anders betonen, glaub ich. Leider gibt es keine Farben mehr?

 

Hallo @FieberOptik

leider hat dein Text für mich nicht funktioniert. Das hat mehrere Gründe. Zum einen finde ich, dass es dir nicht gelingt, die kindliche Perspektive deines Protagonisten einzufangen. Dafür ist der Ton zu flapsig und nicht angemessen für ein Kind aus der zweiten Klasse. Es wird aber auch (zumindest nicht für mich) nicht ersichtlich, dass der Text wesentlich aus der Rückschau beschrieben ist und der Protagonist jetzt schon viel älter. Das wäre ja zumindest eine Erklärung für den Ton. Momentan passt das für mich nicht zusammen.
Zweitens hat mich der Humor, diese flapsige Art, mit der du teilweise die Dinge beschreibst, gar nicht abgeholt. Ich fand das bestenfalls gewollt edgy und auch nicht passend zu dem, was du erzählen möchtest.
Schlussendlich komme ich hier zu meinem letzten Kritikpunkt. Was willst du uns denn hier eigentlich erzählen? Es fehlt mir zum einen der Fokus, zum anderen verstehe ich nicht, wie die einzelnen Teile da ineinandergreifen sollen. Das wirkt alles wie einzelne (Kleinst-)szenen, die du aneinandergepappt hast. Was hat denn der beeinträchtigte Mann mit der Tannenschlacht zu tun? Worum geht es deinem Text? Und in welcher Welt kann sich denn ein erwachsener Mann vor Kindern einen runterholen, ohne dass SOFORT die Polizei vor der Tür steht?

Tut mir leid, für mich war das leider gar nichts. Ich muss den Text aber vielleicht auch noch mal lesen. Eventuell ist mir da ja auch was Wesentliches durch die Lappen gegangen, wenn du sogar schon darüber nachdenkst, das auf die Bühne zu bringen.

Nichts für ungut
Habentus

 

Du hast völlig recht. Ich wollte da etwas probieren und hab leider daneben gehauen. Möglicherweise probiere ich es auf andere Weise noch einmal. Danke für die Kritik.

 

Hi @FieberOptik,

für mich sind das mehrere Texte in einem oder vielleicht sogar mehrere Textfragmente in einem: Den Baum und den Keller bringe ich nicht so richtig zusammen, ich vermute, es sind zwei verchiedene, nicht direkt nebeneinander liegende Orte, obwohl du sie im Text bruchlos nebeneinanderstellst.
Auch hast du teils Gegenwart, teils Vergangenheit, das kann Absicht sein, für mich sieht es aber eher unsortiert aus.

Asgerechnet die untertitelgebende Zapfenschlacht fand ich nicht sehr anschaulich - wo da vor, oben und unten ist in Bezug auf den Baum finde ich nur mittelmäßig einleuchtend. Also, ich kann es mir vom Ablauf her einigermaßen herleiten, aber ganz klar finde ich es nicht.

Manches gefällt mir ganz gut, z.B. der umgefallene Baum für sich genommen, sogar auch die Perspektive auf dem Flipper, die dann ja doch relativ wenig wertend ist - bis auf wenn's um den Penis geht halt, aber naja, wenn der halt so aussieht, was soll man machen (wobei andrerseits: Warum sieht der Ich-Erzähler das so genau, wie nah geht er denn da ran?), ja und auch, dass, wenn Wertungen vorkommen, sie sich gewissermaßen selsbt kritisieren, wie hier:

Jugendliche in ihrer Pubertät, die allermeisten Jungs sind Sportler, die Mädchen schlank und schön. Die Unansehnlichen und Dicken liegen woanders, weiter Richtung Teich im Schatten der Bäume.

Ja, also, das finde ich nicht schlecht.
Aber der flapsige Tonfall, der sich immer wieder dazwischen mischt, macht mir das ein Stück weit kaputt.
Da könnte ich schon gleich den ersten Satz zitieren, mit dem ich wirklich nicht so viel anfangen kann:
Es gibt einen lustigen Brauch in meiner Hauptschule, der Körperertüchtigung und Charakterbildung auf das eleganteste vereint.
- zumal das ja gar nicht so richtig deutlich das Hauptthema ist.

Oder auch:

Good old Flipper
- fänd ich wahrscheinlich nicht mal besonders irritierend, wenn es früher käme, aber hier ist das zumindest zu spät. Aber ich glaube, ich würd's eher ganz weglassen.

Wenn ich meinen Eindruck knapp benennen sollte, würde ich so sagen: Es ist schon an mehreren Stellen was für mich dabei, aber der Text wirkt auf mich noch ziemlich unaufgeräumt.

Zuletzt noch: Die Info mit dem Kleinkusttheater fand ich übrigens fast ein bisschen irreführend, da habe ich an Kabarett gedacht und den Text in der Humor-Kategorie platziert, manche Passagen unterstützen das ja auch, aber ingesamt passt das nicht - würde ich sagen, und ich nehme fast an, dass du das auch so siehst, sonst hättest du dir ja den entsprechenden tag rausgesucht.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Dieser Baum ist nicht tot, er hat nur seine Perspektive gewechselt, ich kann das gut nachfühlen.

Moin, @FieberOptik,

ob ich jemals

das langsame Pulsieren
eines umgestürzten Baumes erleben oder doch zumindest wahrnehmen konnte während meiner Schul- und Pfadfinderzeit oder später, wenn ich mit Hunden unterwegs war und bin, sei mal dahingestellt, aber das mit der „Körperertüchtigung“ kenn ich (hab auch heute noch keine Probleme vom Bewegungsapparat her, aber das mit den Schulausflügen, die eigentlich eher Kreisläufe, pardon, Wanderungen in heimatlichen Gefilden - und sei’s südlich der Ruhr in den Ausläufern des Bergischen Landes waren, wo der Startpunkt zugleich das Ziel war).

Ob das immer lustig und formbildend war, bezweifel ich, aber wir gestalteten den Massenausflug so schräg wie möglich – insbesondere wenn etwa zu Essen und Umgebung Beatles, Stones oder Kinks gastierten.

Da ist eine „Schlacht der Zapfen“ eine friedliche Erinnerung und was ganz auf meiner Wellenlänge steht ist die feine Ironie, wenn es etwa heißt

Es gibt einen lustigen Brauch in meiner Hauptschule, der Körperertüchtigung und Charakterbildung auf das eleganteste vereint.
So isset, wie man hier so sacht ...

Es ist kein kurzer Spaziergang, es ist ein 15 Kilometer Marsch. Das Ziel ist eine riesige, umgestürzte Eiche, 6 Kindermüssen sich an den Händen halten um den waagrecht daliegenden Stamm zu umfassen.
Du wirst Dich fragen, warum ich den Absatz vollständig zitiere, und ich werd es Dear sofort verraten -
weil Mengenangaben üblicherweise ausgeschrieben werden – also „fünfzehn Kilometer“ und „sechs Kinder“, nicht aber feste Bezeichnungen wie etwa die „Klasse 6 a“ -
Wobei ich eine Grenze bei der "zwölf" nehme, denn ab "dreizehn" weilt's lang ...

Auch die Aufzählung von Befindlichkeiten wie hier

Wo vorher seine Wurzeln tief ins Erdreich gereicht haben, befindet sich nun ein kleiner Teich.
gaukelt eine Belesenheit vor, wiewohl ein schlichtes „sein“ (kurz „ist“) ganze Weltphilosophien beherrscht ...
Neben dem Badeteich befindet sich ein Sportplatz, mit Basketballkörben und Fußballtoren, dort …

Direkt hinter dem Sportplatz befindet sich ein kleines Wäldchen, ich denke es sind meist Birken, ihre Stämme schälen sich ständig.
Genug der Befindlichkeiten ...

Dort steht Flipper – das ist der Name für ihn, keiner weiß, wie er wirklich heißt, beobachtet die schönenKOMMA junge Leute und masturbiert gelegentlich.
(Komma, das bloße Elemente einer Aufzählung trennt, es wird auch weniger schöne Leute geben ...

Er ist keinerKOMMA der schnell kommt, das muss man ihm zugutehalten.
Oben, wir auf unserem stinkendenKOMMA roten Plastikplatz, auf unseren Coca Cola Handtüchern, gebräunte Schönheiten

Es wurde immer brutaler. Inzwischen war ich nur mehr der Einzige, der noch Zapfen den Baum hinaufwarf.
Du sagst es selber, nicht „der einzige“ zu sein

Für jeden Zapfen, den ich warf, kassierte ich einen Hagel von 10 oder mehr Gegenangriffen.
Besser ausschreiben „zehn“, empfehl ich sogar bis zwölf – ab dann wird’s langweilig aufgrund der Endungen

Schulfreunde, schöne MädchenKOMMA in die ich so halb verliebt war, verspotteten mich.

So viel oder doch wenig vom
Friedel,

der selber einige Zeit (Straßen.)Theater „gespielt“ hat und es jederzeit wieder täte ...

 

Hallo @FieberOptik,

ein melancholischer Text ohne Erzählschwerpunkt. Man braucht nicht unbedingt einen Cliff-Hanger, um einen Text interessant zu gestalten, aber ein bisschen Spannungsbogen darfs dann doch sein.


6 Kinder müssen sich an den Händen halten um den waagrecht daliegenden Stamm zu umfassen.
Kann ich mir nicht gut vorstellen, einen waagrecht liegenden Stamm so zu umfassen.

Niemand weiß, warum dieser Gigant umfallen konnte. Wann der Sturz passiert ist, ist ebenfalls nicht zu ermitteln. Er liegt auf der Seite, die Krone ist immer noch grün, man kann unter dem massiven Stamm hindurchgehen, ohne sich zu bücken.

Das würde ich umstellen, da man "Er" auf "Sturz" beziehen könnte. Etwa so:


Niemand weiß, warum dieser Gigant umfallen konnte. Er liegt auf der Seite , die Krone ist immer noch grün. Wann der Sturz passiert ist, ist ebenfalls nicht zu ermitteln. Man kann unter dem massiven Stamm hindurchgehen, ohne sich zu bücken.

Ich bin erschöpft vom langen Marsch und ich kann das langsame Pulsieren sehen, mit dem der gefallene Baum das Wasser in seine braunen Venen pumpt.
Uhh - das Pulsieren bei einem Baum zu sehen ... der Venenvergleich ... sehr gewagt.

Tannenzapfenschlacht.

Genau genommen sind es Fichtenzapfen. Das könnten die Jugendlichen gelernt haben.

Am Stärksten fand ich die Zapfenschlacht beschrieben, dieser verbissene Trotz des Protagonisten.

Meint

Woltochinon

 

Hallo @FieberOptik,

ich meine in dem Text etwas von dem wiederzuerkennen, das ich auch immer mal wieder in Texten versuche. Es ist aber schwer auf den Punkt zu bringen. Ich glaube, man könnte es als programmatische Übertreibung bezeichnen oder als geplante Entgleisung oder als provozierendes Brennglas.

Jetzt ist klar, was ich meine, oder? :-)

... Mir kommt der Text so vor wie ein Zerrbild (diesen Begriff habe ich hier im Forum schon einmal verwendet und niemand hat verstanden, was ich damit meine). Dabei ist es für mich ganz klar: Man blickt auf die realen Gegebenheiten und verzerrt sie, ähnlich wie es die Expressionisten gemacht haben. Heraus kommt weder Fiktion, noch Wirklichkeit, sondern ein verzerrtes Abbild der Wirklichkeit.

Jetzt denkt man bei den Expressionisten zum Beispiel an onomatopoetische Wortneuschöpfungen oder formale Brüche. Das ist hier nicht gegeben. Aber die Verzerrungen sind trotzdem da, indem der Erzähler verzerrt auf den Inhalt reagiert durch Spott, wo Mitleid angebracht wäre, und dergleichen mehr.

Der Text spricht mich also einerseits an. Andererseits bin ich nun auf der anderen Seite, der Leserseite, und muss die textlichen Provokationen schlucken, anstatt sie mir mit Freude ausdenken zu können, und merke hier nun also, warum diese Texte (in meinem Fall zumindest) ihre beabsichtigte Wirkung eigentlich immer verfehlen.

Der Grund liegt in der Arroganz des Erzählers und in seiner Unzuverlässigkeit. Als Leser spürt man direkt die Pose im Erzählen. Per se noch nichts Schlechtes, aber entweder muss diese genial-gewitzt sein und maßlos unterhalten in all ihrer Frevelhaftigkeit. Oder die Stimme braucht degradierende Brüche, sodass der Leser beginnt, sich für die Hintergründe der Distanzierung durch den Erzähler zu interessieren. Der Leser muss also durch den Inhalt und stilistische Brüche die Chance zum Psychologisieren erhalten, damit er wenigstens weiß, warum der Erzähler auftritt, wie er auftritt. Dadurch gewinnt der gehörnte Leser dann die Deutungshoheit zurück. Passiert das nicht, fühlt er sich nur auf den Arm genommen durch aufgebauschtes "Geschwätz".

Am Ende will so ein überironsicher Erzähler vermeiden: Er hat eigentlich ein moralisches Urteil zu fällen, wagt das aber nicht. Also erklärt er das Falsche zum Richtigen oder zumindest zur Normalität, die niemand in Frage stellt. Das ist im Grunde eine Anklage, und zwar des Lesers als Teil dieses unmoralischen Kollektivs. Klar, dass das Leser nicht gerne schlucken.

Freundliche Grüsse

Henry

 

ich meine in dem Text etwas von dem wiederzuerkennen, das ich auch immer mal wieder in Texten versuche. Es ist aber schwer auf den Punkt zu bringen. Ich glaube, man könnte es als programmatische Übertreibung bezeichnen oder als geplante Entgleisung oder als provozierendes Brennglas.
Ja, das trifft es irgendwie, ich wollte bei dem Text zuviel und habe ihn viel zu wenig bearbeitet. Ich werde ihn nochmals wirklich sorgfältig umschreiben und habe auch schon Ideen dazu im Kopf. Dieses "arrogante Erzähler Ding", finde ich persönlich recht interessant, aber die Balance muss stimmen, sonst ist es nur unangenehm. Danke für deine Kritik.

 

Vielen Dank für deine Kritik, ich werde einiges davon umsetzen, denke ich.

Uhh - das Pulsieren bei einem Baum zu sehen ... der Venenvergleich ... sehr gewagt.
Das finde ich gar nicht so ungewöhnlich, heißer Tag, langer Marsch, die Wahrnehmung verzerrt sich vor Erschöpfung.

 

Danke für deine zutreffende Kritik. Diese Arroganz des Erzählers ist eigentlich gewollt, aber schlecht ausgearbeitet. Ich werde das in Arbeit nehmen. Ich habe es viel zu früh eingestellt.

 

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