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Flucht und Vertreibung

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15.12.2004
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Flucht und Vertreibung

Flucht/Vertreibung

Weiß nicht mehr, wann ich geboren wurde. Muss schnell gegangen sein. War zusammen mit meinen Geschwistern. Dann haben sie mich angeschaut, mich und meine Geschwister, aber nur mich mitgenommen. Erst Trauer, wochenlang. Danach war es nicht mehr schlimm. Glaube, ich war sogar glücklich. Sie haben sich um mich gekümmert. Mit mir gespielt, im großen Garten, mit dem Apfelbaum in der Mitte. Die zwei Kleineren. Sie gaben mir viel zu essen und ihre Liebe. Ich ging mit ihnen, wo auch immer sie hingingen. Ich fühlte mich behütet, war wieder Kind.
Doch dann sind sie einmal mit mir in die Stadt gegangen. „Zur Apotheke“, jaja, „Apotheke“ haben sie gesagt. Ich verstand nicht. „Du musst hier warten“, „warten“, „warten“, das haben sie gesagt. Ich bin draußen geblieben. Dann sind auf einmal diese Männer gekommen und haben mich weggezerrt. Hab versucht mich zu wehren, hab gebissen. Und geschrieen. Doch sie hörten mich nicht hinter der Glastür, sie wussten es nicht, war nicht ihre Schuld. Pech, Zufall, ich ausgeliefert des Teufels Generälen. Dann kam ich in diesen Käfig. Sah Andere in Käfigen, sie heulten, vielleicht wussten sie was kommt. Spritzen durch die Käfiggitter. Ewiger Schlaf. Sie gaben mir zu essen, ich wusste ich sollte es nicht tun, doch ich aß. Ich aß.
Blaues Licht und Dunkelheit durchtränkten meine Augen. Wusste nicht mehr, ob Tag oder Nacht. Wusste nicht mehr. Meine Beine wurden lahm, das Essen… Sie haben mich an Geräte angeschlossen, mir noch mehr Futter gegeben. Sie haben „getestet“, furchtbarer Schmerz, Tage, Wochen, habe versucht meinen Kopf an den Gitterstäben zu zerschmettern. Nicht geklappt, aufgeben. Dunkelheit, unfassbarer Schmerz, Erinnerungen an Zuhause. Monate, Jahre? Eingeschlafen. Stille.
Doch dann sind sie gekommen. Haben Masken aufgehabt. Brachten das Licht zurück. Ja, haben mit irgendwas geleuchtet. Haben von mir und meinen Kameraden alle Käfige geöffnet. Wir, raus! Nur noch gerannt. Egal wohin. Nur noch raus, raus, raus! Draußen war es dunkel. Bin gerannt durch Wälder, über Straßen, durch die Städte, hab nicht angehalten, bis es Tag wurde. Kam zum Nachdenken. Ich wusste, ich musste zurück zu meiner Familie. Hatte eine Karte im Kopf, hab das Zuhause gerochen. Bin wieder losgerannt. Durch die Wälder, über die Straßen, durch Gärten und Siedlungen. Es wurde Nacht und es wurde wieder Tag. Dann bin ich angekommen.
Das Haus war verfallen, sah leer aus, kein Licht, keine Geräusche. Bin zur Tür. Verschlossen. Dann in den Garten. Das Gras war nicht geschnitten. Der Baum schien verdorrt, hatte keine Äpfel mehr. Dann hab ich das Bewusstsein verloren, bin im Gras eingeschlafen. Habe von meiner Familie geträumt, von den beiden Kleineren. Habe sie gemocht. Träumte von den Spritzen, den Käfigen, der Dunkelheit. Dann bin ich erwacht. Sie standen um mich herum, die langen dunklen Männer, irgendetwas in der Hand. Dann haben sie es auf mich gerichtet, ein lauter Knall. Dann bin ich wieder erwacht, und ich sah meine Familie, die zwei Kleineren, den Garten, das Gras war geschnitten und das Haus nicht verfallen. Ich war glücklich. Nur der Baum im Garten, der war nicht mehr da.

 
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Hallo Jack,

mir hat Deine Beschreibung eines "Hundelebens" nicht gefallen. Das lag vor allen Dingen an den kurzen, stakkatohaften Sätzen, mit denen Du durch ein ganzes Hundeleben hetzt. Du streifst diverse Stationen eines Hundelebens, gehst aber nirgends in die Tiefe. Dadurch wirkt die Geschichte - zumindest auf mich - sehr flach und seltsam emotionslos. Und das bei dem Thema!

Hättest Du Dich auf einen Aspekt der Geschichte konzentriert und diesen ausgearbeitet, ich glaube, Du hättest beim Leser wesentlich mehr Emotionen wecken können.

Was mich interessieren würde: Worin besteht das Experiment?

Gruß
George

 

Finde das auch recht substanzlos, aber die kühle Sprache ist wohl Geschmackssache.
Als Experiment würden die kurzen Sätze kaum durchgehen. Aber wenn da nicht mehr ist, wäre wohl eine Verschiebung angemessen.

 
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Hi,
habe nichts gegen eine Verschiebung. War mir unsicher, in welche Rubrik ich den Text stellen sollte, weil meiner Meinung nach keine richtig passte.
Zu der Kritik muss ich sagen, dass ich meinen Text nicht für substanzlos halte. Aber das tut wohl jeder Autor ;). Die kühle Sprache ist so gewollt, wie auch der gehetzte Erzählfluß(Gedankengänge)-stream of consciousness, wie man so sagt.
Desweiteren ging es mir auch nicht darum, irgendeinen Aspekt eines Hundelebens stärker hervorzuheben, sondern eigentlich hauptsächlich um die Symbolik. Aber die scheine ich zu wenig ausgearbeitet zu haben, weil sie niemand zu verstehen scheint. Mein Fehler also. Aber vielleicht muss ein Text auch nicht immer vollständig erfasst werden.
Bis dahin,
Jack

 

Jack K. schrieb:
Hi,
habe nichts gegen eine Verschiebung. War mir unsicher, in welche Rubrik ich den Text stellen sollte, weil meiner Meinung nach keine richtig passte.

*grummel*
Das höre ich dauernd in PMs, aber hier sei es allen gesagt:

Es gibt eine Rubrik namens "Sonstige", wozu ist die wohl da?

 

Verschoben von "Experimente" nach "Sonstige".

 

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