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Formulierungshilfen

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07.04.2016
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Formulierungshilfen

Oft grübel ich über eine Formulierung, möchte aber für diese Kleinigkeit keinen Extra-Thread eröffnen. Deshalb habe ich jetzt diesen Sammel-Thread eröffnet. Los geht es mit zwei Formulierungen:

1)
"Sie begriff sein Problem und atmete deshalb tief ein."
Ihr kennt sicherlich das typische Einatmen in dieser Situation, oft gefolgt von dem "Aaach so!", welches aber in dieser Situation nicht erfolgen soll. Mir will es aber nicht gelingen, das elegant zu formulieren. Ideal wäre etwas kurzes, selbsterklärendes: "Sie atmete begreifend ein".

2)
Jemanden dem Kopf zuzuneigen und dabei heftig zu blinzeln, kann arrogant wirken. Oft ist mir diese Mimik bei Frauke Petry aufgefallen. Wie formuliert man das?
"Sie neigte ihm den Kopf zu und blinzelte arrogant" ist mir noch zu deskriptiv. Der Leser soll die Handlung selbst als arrogant entlarven.

Kleine Anekdote am Ende: Ich wollte diesen Thread bereits schon zweimal mit anderen Fällen eröffnen, habe bei der Problembeschreibung allerdings selbst eine Lösung gefunden.

 

Hallo Ephraim,

ich bin bei dem Thema ganz bei dir. Habe selbst oft Schwierigkeiten schmackhaft, gleichzeitig aber treffend und nicht ausschweifend zu formulieren.

1) "Sie atmete begreifend ein." ist mAn Quatsch- man kann nicht 'begreifend' einatmen. Es ist, wie ziemlich alle Gesten- bewusst oder unbewusst (meist zweiteres)- ein Kommunikationsmittel, um dem Empfänger eine Information (wie in diesem Fall das Begreifen) zu transportieren.
Ich denke, dass ist eine höchst emergente Thematik für sich, denn Körpersprache sagt in einem Gespräch (oder nicht- Gespräch) weitaus mehr, als es die gesprochenen Worte tun. Und diese nun zu beschreiben ist eine Kunst für sich. Immerhin ist es stets von der (subjektiven) Wahrnehmung des Empfängers abhängig, wie diese Gesten interpretiert werden, ungachtet dessen, wie diese gemeint war (und zuletzt von dem Rezipienten, der deinen Text liest).

(Hilfreich wäre zudem, den Kontext zu kennen.)
"Richtiger" wäre also eine Formulierung wie: Sie z/sog (, mit leicht geweiteten Liedern) scharf die Luft ein; bedeutete (ihm) (dadurch), (sein/das Problem) zu begreifen.
Nicht die schönste Formulierung, aber Inhaltlich vielleicht deutlicher.

2) Der zugewandte Kopf war ein Stück zu weit geneigt, um dem gefolgten Blinzeln einen Zweifel an jener kabbalistischen Abfälligkeit zu bieten, wie sie nur zu häufig in den Zügen, vom Machthunger verzerrter Fratzen zu deuten war.
- kleiner Spaß

Unverständnis bringe ich dir, für das nicht Aufführen deiner beiden, bereits selbst gelösten Formulierungen, entgegen. Die dienen doch demnach als optimales Beispiel für einen Lösungsansatz oder -weg. Bitte um Nachtrag :)

Beste Grüße
Robin

 

Sie atmete tief ein, begriff, was er von ihr wollte. „In Ordnung, aber ...“

Mit gehobener Nase neigte sie den Kopf in seine Richtung.

 

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Hilfe.

Sie atmete begreifend ein." ist mAn Quatsch- man kann nicht 'begreifend' einatmen.

Ja, das ist mir klar. Deshalb erhoffe ich mir ja eine bessere Lösung.

Sie z/sog (, mit leicht geweiteten Liedern) scharf die Luft ein; bedeutete (ihm) (dadurch), (sein/das Problem) zu begreifen.

"Sie sog scharf die Luft ein und bedeutete ihm, das Problem begriffen zu haben."
Ich hatte gehofft, dass es eine so pointiert-treffende Beschreibung gibt, dass die Erklärung des Einatmens überflüssig gemacht wird - so wie ein Nicken dem Leser nicht mehr erklärt werden muss. Das ist hier nicht der Fall, aber dennoch elegant gelöst.

Unverständnis bringe ich dir, für das nicht Aufführen deiner beiden, bereits selbst gelösten Formulierungen, entgegen.

Das ist schon ewig her, schlicht vergessen. Ist aber mittlerweile ein Trick von mir, wenn ich nach Formulierungen suche - einfach so tun, als würde ich jemandem das Problem erklären wollen.

Sie atmete tief ein, begriff, was er von ihr wollte. „In Ordnung, aber ...“

Ich finde die Idee gut, keine Konjunktion zu verwenden. In diesem Satz wären vermutlich alle unpassend.

Mit gehobener Nase neigte sie den Kopf in seine Richtung.

Da könnte ich auch einfach hochnäsig schreiben. Ich möchte bewusst dieses arrogant-ablehnende Blinzeln beschreiben, weil ich das selten gelesen habe. Trotzdem vielen Dank! =)

 

Ich möchte nur ganz kurz, weil ich gerade im Zug sitze, etwas zu bedenken geben:

Ich hatte gehofft, dass es eine so pointiert-treffende Beschreibung gibt, dass die Erklärung des Einatmens überflüssig gemacht wird - so wie ein Nicken dem Leser nicht mehr erklärt werden muss.

Wieso überhaupt erklären? Deine Leser/innen sind doch auch Menschen, lass sie doch einfach selbst die Körpersprache lesen. Darfst Du den Leuten ruhig zutrauen, denke ich. Ganz nach dem Grundsatz: Show, don't tell.

 

Wieso überhaupt erklären?

Ich hatte gehofft, dass es eine so pointiert-treffende Beschreibung gibt, dass die Erklärung des Einatmens überflüssig gemacht wird

Wir meinen genau dasselbe, bin mir ziemlich sicher. Aufgabenstellung ist also klar. Ob der Leser aber durch ein tiefes Einatmen erkennt, dass das Problem verstanden ist, wage ich zu bezweifeln. Deshalb diese Anfrage, wie man das Einatmen noch treffender beschreiben kann.

 
Zuletzt bearbeitet:

Dein Formulierungsproblem ist zu sehr auf der Ebene der einzelnen Aussage gestellt. Die Frage lässt sich meiner Meinung nach ohne zwei Arten von Kontext nicht beantworten.

1. Weiter Kontext: In welchem Text steht der Satz? Maedys Vorschlag: Sie atmete tief ein, begriff, was er von ihr wollte. „In Ordnung, aber ...“ wird in einem Roman kaum auffallen und alles leisten, was nötig ist. Steht der Satz in einer reduzierten Kurzgeschichte im Stile Carvers, dann ragt "begriff, was er von ihr wollte" aus dem Text wie der schiefe Turm von Pisa.

2. Enger Kontext: Was kommt vor der Aussage, was danach?

a) "Der heilige Gral ist hinter der Tür", sagte sie. Er atmete ein. "Hast du einen Schlüssel?"

b) "Der heilige Gral ist hinter der Tür", sagte sie. Er atmete ein. "Hier riecht es aber eigenartig."

In beiden Fällen ist es nicht nötig, das Einatmen zu spezifizieren. Die unterschiedliche Bedeutung ergibt sich aus dem Kontext. Grundsätzlich gilt: Wenn in einem Text was von Einatmen steht, dann weiss der Leser a priori, dass es sich dabei nicht um ein normales Einatmen handelt.

Ich befürchte, du bist auf der Suche nach einem spezifizierenden Adjektiv, einer spezifizierenden Beschreibung, die nicht auf der Tell-Ebene liegt, sondern auf der Show-Ebene. "Er atmete mit drei kurzen Zügen ein, hielt die Luft für eineinhalb Sekunden an und liess sie dann durch das rechte Nasenloch entweichen." Diese quasi-anatomischen Versuche, Gestik und Mimik so zu beschreiben, dass deren Bedeutung eindeutig wird, führt fast immer zu Murks. Arbeite mit Kontext. Das können auch Metaphern oder Vergleiche sein.

 

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