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Fort

Seniors
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06.08.2005
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Fort

Du bist fort. Ich streife durch die Wohnung, suche nach Spuren unseres gemeinsamen Lebens, nach kleinen Dingen, die du vergessen hast mitzunehmen.

Leer ist das Fach im Spiegelschrank, in dem du dein Rasierzeug untergebracht hattest. Alleingelassen steht meine Zahnbürste im Becher, und „Nostalgie“ muss ohne „Panama Jack“ auskommen. Die Waschlappen hast du nie benutzt. „Bazillenschleuder“ hast du sie genannt, obwohl ich sie jeden Tag gewechselt habe. So wie jetzt auch.

Hätte ich mich noch mehr bemühen sollen? Die Lappen auskochen, anstatt sie nur bei sechzig Grad zu waschen oder Einmaltücher kaufen, um Diskussionen zu vermeiden? Hättest du dich dann mehr zu Hause gefühlt in meiner Wohnung, besser willkommen geheißen?

Im Flur hängt noch ein Geierposter, das ich zu unserem Jahrestag aufgehängt habe. Du, vom Finanzamt, fandest es witzig, sie zu sammeln, giertest nach den Vögeln in allen Formen. Kleine Geier aus Keramik und Porzellan, ein schwarzer aus Ebenholz, selbst ein Jadegeier waren dein ganzer Stolz, und erst deine, dann auch meine Wohnung füllte sich mit kleinen Tierfiguren. Ich mochte deinen skurrilen Humor, und immer wieder suchte ich die Läden ab, erstaunt über die Vielfalt des Angebotes.
Wie konnte ein so hässlicher Vogel dich mir näher bringen, ein Band werden zwischen dir und mir? Wie soll ich an den Käfigen im Tierpark vorbeigehen, ohne an dich zu denken?

Du bist fort, und ich räume meine Billig-Maschine an den leeren Fleck auf die Arbeitsfläche. „Senseo“ – ich fühle; dass ich nicht lache! Egal, vorbei! Ich krame hinten aus dem Schrank noch ein Paket vom Discounter hervor und schnuppere an dem duftenden braunen Pulver, während ich den Kaffee vorbereite. Altvertrautes Gurgeln begleitet mich bei meinem Gang durch die Wohnung.

Jedes Möbelstück, jeder Gegenstand erzählt unsere Geschichte, an allem haften Erinnerungen, die sich nicht abwischen lassen.
„Was willst du denn mit dem Teewagen?“
„Ich fand ihn schön ... und praktisch.“
„Der passt doch gar nicht zum Rest, und hier steht er im Weg.“
„Aber ... es ist doch meine Wohnung.“
Schweigen.

Hätte ich noch mehr tun können? Wenn ich mich noch mehr angestrengt hätte, wären wir dann glücklich geworden?

„Wie kannst du nur dieses Buch lesen? Auch wenn es alle tun, musst du dabei sein?“
„Ich bin durch Zufall drauf gestoßen, und beim Anlesen war es spannend.“
Ich greife das Buch aus dem Regal, blase den Staub weg und suche die letzte Seite, die ich damals gelesen habe. Dann lege ich es auf dem Sessel ab, stelle eine Duftschale auf den Teewagen, gefüllt mit warmem Wasser und Öl und zünde das Teelicht an. Ich hab sie zu meinem Geburtstag von einer Freundin bekommen und nie benutzt.
„Das ist doch reine Chemie, so ein Öl, und von Kerzen muss ich immer husten.“

Inzwischen ist auch der Kaffee durchgelaufen, und ich gieße mir eine Tasse ein und stelle sie neben der Duftlampe ab. Der herbe Kaffeeduft vermischt sich mit Orange und Weihrauch, kleine Schwaden steigen aus beiden Gefäßen empor.

„Meinst du das ernst?“ Deine Augen erstaunt, deine Stimme ein wenig verärgert.
„Ja, wir haben es lange genug versucht.“
„Das beschließt du jetzt so einfach?“
„Das beschließe ich jetzt so.“ Einfach ist gar nichts dabei.

Du bist fort und hast deine Sachen mitgenommen. Ich kuschele mich in meinen Lieblingssessel, die Beine hochgezogen, wie ich es früher immer gern gemacht habe, das Buch auf meinen Schenkeln, schlürfe den Kaffee und blinzele in das Kerzenlicht. Der altbekannte Raum scheint verändert, und zum ersten Mal seit langer Zeit spüre ich die Enge nicht mehr um meinen Brustkorb. Endlich kann ich wieder atmen. Du bist fort.

 
Zuletzt bearbeitet:

Extra-Spin-Off für Dreimeier

@Dreimeier

Und ich dachte, dies sei so eine Geschichte über eine Frau, die sich dem Mann total anpasst und er sie dann am Ende auch noch sitzen lässt.
Hätte mich aufgeregt und ich hätte dazu eine Menge zu schreiben.
:lol:

Aber… warum stirbt er nicht?

Nun gut, ein Extra-Spin-Off für dich:
Der altbekannte Raum scheint verändert, und zum ersten Mal seit langer Zeit spüre ich die Enge nicht mehr um meinen Brustkorb. Endlich kann ich wieder atmen. Du bist fort.

Jetzt müsstest du in deiner Wohnung angekommen sein. Meine Sachen dort zusammen zu suchen, wird nicht viel Zeit beanspruchen, denn die Tüte neben deinem Kleiderschrank ist ja das Einzige, das du mir da zugestanden hast. Aber vermutlich wirst du sie noch dabehalten wollen als Zeichen dafür, dass nicht alles vorbei ist.

Das Telefon klingelt. Deine Nummer. Mal sehen, was es diesmal ist: Fieber oder Hexenschuss? Wo du ja keinen anderen kennst, den du um Hilfe bitten könntest ...

Ich zwinge mich dazu, nicht abzunehmen. Einmal muss doch Schluss sein! Wenn ich mich nur nicht so schuldig fühlen würde ...

Ich lese mein Buch weiter, du klingelst wieder, Seite für Seite, Ton für Ton, bis ich mir Musik anstelle und die Kopfhörer aufsetze. Ich schaffe es tatsächlich, das Buch noch am selben Abend auszulesen, als hinge mein Leben davon ab. Schließlich lege ich es beiseite, trete auf den Balkon, sehe, wie der Himmel im Osten schon heller wird in Vorfreude auf die Sonne und höre dem Stimmengewirr der Vögel zu.

Was ich zunächst für eine Amsel gehalten habe, erweist sich in seiner wiederkehrenden Penetranz wieder als mein Telefon, das mich zurück in mein Wohnzimmer ruft. Eine fremde Nummer. Um diese Zeit?

"Hallo?", melde ich mich abwartend, und am anderen Ende atmet jemand tief durch. "Hier ist Frau Kirschner." Deine Nachbarin, ich weiß.
Entsetzen, wie weit du diesmal gehst, eine fremde Frau, mitten in der Nacht! Da fährt sie langsam fort: "Ich muss Ihnen leider eine traurige Mitteilung machen ..."


Und hast du gar kein Bedürfnis, dich als Waschlappen-User oder Waschlappen-Hasser zu outen? :D

Gruß, Elisha

 

Liebe Elisha,

Ich brauchte sie, um mich nicht von der Kritik eines Global Forum-Vaters abschrecken zu lassen (dem ich doch so gern gefallen möchte), sondern mit Distanz anzugucken, was denn eigentlich passiert
Ich möchte doch gar nicht abschrecken, sondern das Gefühl haben, verstanden zu werden. ;)
Das wird weder erwähnt noch ausgeschlossen. Und aus langjähriger Erfahrung (mein Partner und ich sind beide Psychologen) kann ich dir nur sagen: zu erkennen ist nicht immer zu beseitigen.
Zum einen setzt gerade da meine Kritik an. Für mein Gefühl wird es ausgeschlossen. Ich sehe keine Stelle, an welcher der Leser hier weiter geführt wird, als die Protagonistin. Dass die (trotz der Befreiung) stagniert, werfe ich der Geschichte nicht vor. Das ist alltägliche traurige Realität. Wie viele Menschen fragen sich, warum ihre Beziehungen immer scheitern, ohne auch nur zu bemerken, dass es immer wieder die gleichen Dinge sind, an denen sie scheitern. Die Symbole dafür sind, wie in meinem Spin Off, austauschbar.
Vielleicht sind sie mir in deiner Geschichte einfach zu schwach, um daraus wirklich Leiden zu erkennen, bei dem ich die notwendige Konsequenz einer Trennung sehe.
Und natürlich ist Erkennen nicht immer beseitigen. Es kann aber ein erster Schritt dahin sein.
Und natürlich kann es im Leben sehr anstrengend und auch kontraproduktiv sein, alles zu analysieren. Dadurch macht man sich oft hochgradig unfrei und letztlich führt es ja dazu, was ich der Protagonistin vorhalte. Man denkt nur noch, anstatt zu fühlen.
Ich denke, ich fühle.
Ich fühle: Ich denke.
Ein Teufelskreis, den du zwar dargestellt hast, den infrage zu stellen, aber kein Handwerkszeug mitgeliefert wird.
Als neuen Aspekt bei dem alten Thema wollte ich die ethische Frage nach der Trennung stellen. Die katholische Kirche und konservative Moralisten sind gegen die Scheidung, auch wenn einer oder beide Menschen leiden.
Dieser Aspekt ist mir leider nicht ausgefeilt genug. Wieder: Dafür sind mir Teewagen, Waschlappen und Buch zu schwache Symbole für Selbstbehauptung, Rückzug, etc.
Allenfalls das Buch hat dabei eine gewisse Stärke, auch wenn eine psychisch stabile Person wahrscheinlich gesagt hätte. "Ich lese, was ich will."
Ich wäre doch der Letzte, der Menschen zum Zusammenbleiben zwingt, wenn sie sich in einer Beziehung nicht glücklich fühlen. Dazu müssen sie noch nicht einmal leiden. Wenn keine Liebe mehr da ist, müssen sie sich trennen. Aber doch bitte nicht wegen eines Teewagens, so symbolisch er auch immer sein mag. Als Psychologin in der Paarberatung würdest du doch da auch Fragen stellen. Und wenn dir erklärt wird, wofür der Teewagen steht, würdest du nach weiteren Situationen fragen, die ein ähnliches Gefühl vermitteln. Du würdest wissen wollen, ob die Person die andere noch liebt und du würdest sie auf sich selbst zurückwerfen, schon weil sie den Partner nicht ändern kann, sondern (Phrase) eben nur sich selbst.
Ähnlich ist es mit dem Buch. Stell dir vor, jemand kommt zu dir und sagt, ich kann mit meinem Partner nicht zusammen bleiben. Er verbietet mir zu lesen, was ich will. Du würdest doch erstmal wissen wollen, wie er ihr das verbieten kann und ob er sich immer über alles lustig macht, was ihr gefällt.
In einem entsprechenden Dialog zwischen den Partnern, würde doch normalerweise bei solchem Konflikt je nach Persönlichkeitsstruktur wenigstens die Frage kommen, hey, wenn ich dir so sehr zu dumm bin, warum bist du mir mir zusammen?
In dem Zusammenhang ist es auch folgerichtig, dass sie hinterfragt, ob sie genug für die Beziehung gekämpft hat
Natürlich wäre das folgerichtig, aber empfindest du es wirklich als Hinterfragen, wenn sie sich überlegt, was sie noch alles mit den Waschlappen hätte anstellen können? Oder ist es nicht eher unkonstruktives Grübeln?
Was würdest du als Psychologin einer Klientin erzählen, die dir erzählt, wenn sie die Waschlappen (die der Partner nicht benutzt hat) nicht nur gewaschen, sondern gekocht hätte, wäre die Partnschaft vielleicht zu retten gewesen? Würdest du sie fragen, warum sie es denn nicht getan hat? Und auch da, selbst, wenn du hier das Symbol erführest, das diese Lappen für sie haben, würdest du nicht erstmal fragen, wo hat er denn die Mühe noch nicht zu würdigen gewusst? Hat er diese Mühe überhaupt verlangt (oder haben Sie sie ihm aufgezwungen)?


Was mir an deinen Spin-Offs auffällt, ist eine Haltung deiner Frau, auf die ich allerdings tatsächlich immer allergisch reagiere. Interpretation. Diese mag auf Erfahrungen beruhen, aber sie gibt eben nicht die wirklichen Beweggründe des Mannes wieder, sondern die Fantasien der Frau zu seinen Handlungen, die sie für die Realität hält (zu halten scheint).

Bekanntestes Beispiel dafür. Mann sitzt hinter seiner Zeitung am Frühstückstisch, genießt die Anwesenheit seiner Frau, die aber ist unzufrieden. „Seine Zeitung am Morgen ist ihm wichtiger als ich. Er liebt mich gar nicht, nimmt mich gar nicht wahr“. Dass er die Zeitung ohne ihre Gegenwart nicht genussvoll lesen könnte, kommt ihr dabei nicht in den Sinn.

Und um das ganze geschlechtsneutral zu halten.
Mann möchte am Abend mit seiner Frau schlagen, schmiegt sich an sie, kuschelt, zieht sie langsam aus, doch die Frau hat Kopfschmerzen.
„Nie möchte sie mit mir schlafen. Immer schiebt sie Kopfschmerzen vor. Bestimmt hat sie einen anderen, während ich tagsüber schufte. Sie liebt mich gar nicht mehr. Ich bin nur noch ihr Büttel“.

Auch so kann man in Geschichten gern Menschen charakterisieren. Schließlich gibt es sie zu Hauf. Aber auch da habe ich in deinen Geschichten das Gefühl, der Leser wird nicht über diese Fantasien hinausgeführt, er bekommt kein Mittel an die Hand, sie in Frage zu stellen. Und ich habe immer den Eindruck, nicht nur die Protagonistin, sondern die Autorin hält diese interpretierrenden Fantasien für richtig.
Das war schon unser Konflikt in der anderen Geschichte.
Von dir würde ich dann eher erwarten, dass du es entsprechend aufbaust, wie ich es in den Möbiusschleifen getan habe. Da bin ich auch ganz in den Interpretationen der Icherzählerin geblieben. Und trotzdem hatte der Leser das Instrument, diese Interpretationen in Frage zu stellen.
Genau dieser Schritt, den du als Autorin oder ich als Leser weiter bin als die Protagonisten, der fehlt mir in der Geschichte.
Genau an dem Punkt frage ich mich, wozu du sie erzählst, was willst du damit bezwecken, wozu stellst du diese Trennung dar?

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

Mann möchte am Abend mit seiner Frau schlagen ...
:lol: Freud lässt grüßen :naughty:

Ich möchte doch gar nicht abschrecken, sondern das Gefühl haben, verstanden zu werden.
Ja, das ist mir klar, und du gibst dir viel Mühe, genauso wie ich.

Als ich die Geschichte gepostet habe, hatte ich zwei Befürchtungen: dass ich die Frau zu defensiv und schwach beschreibe (besonders die Stelle mit dem Buch) und dass das Duftöl zu weiblich ist und Männer die Stimmung nicht nachvollziehen können. Nun, das letztere scheint ja niemanden gestört zu haben, und du betonst:

Die Symbole dafür sind, wie in meinem Spin Off, austauschbar. Vielleicht sind sie mir in deiner Geschichte einfach zu schwach, um daraus wirklich Leiden zu erkennen, bei dem ich die notwendige Konsequenz einer Trennung sehe. ... Allenfalls das Buch hat dabei eine gewisse Stärke, auch wenn eine psychisch stabile Person wahrscheinlich gesagt hätte. "Ich lese, was ich will."

Du zweifelst das Unglück an und hältst an einer starren Interpretation der Prot fest.
Zitat Elisha:
Das [Hinterfragen der Symbole] wird weder erwähnt noch ausgeschlossen.
Zitat Sim:
Für mein Gefühl wird es ausgeschlossen.

Von mir aus kannst du die Geschichte ja so lesen, aber es ist dann halt deine Interpretation; also laste es nicht der Geschichte an. Gemeint und geschrieben habe ich, dass sie leidet, und anscheinend hat sie ja ein Repertoire an Handlungsweisen ausprobiert. Und nun ist sie an dem Punkt, zu überlegen, ob sie es besser hätte machen können.
Natürlich wäre das folgerichtig, aber empfindest du es wirklich als Hinterfragen, wenn sie sich überlegt, was sie noch alles mit den Waschlappen hätte anstellen können? Oder ist es nicht eher unkonstruktives Grübeln?
Ja, es ist hinterfragen, und ja, es ist unkonstruktiv. Deshalb weise ich auch deinenVorwurf ab:
Genau dieser Schritt, den du als Autorin oder ich als Leser weiter bin als die Protagonisten, der fehlt mir in der Geschichte.
Und in einer Paarberatung würde ich dem nachgehen, wieso sie dauernd zusammenknallen. Und dabei wäre es ein mögliches (!) Ergebnis, dass ihre Vorstellungen so weit voneinander entfernt sind, dass sie keine für beide befriedigende Lösung zustandebringen, trotz Liebe und Leidenschaft (!). Anscheinend bist du aber nicht bereit, diese Möglichkeit in deiner Vorstellung zuzulassen.

Ich habe mir nochmal beide von dir erwähnte Geschichten (meine "Zeitenwechsel" und deine "Möbiusschleifen" ) angeguckt und wundere mich noch mehr, warum du bei mir immer "Verurteilung liest". Gerade in deinen "Möbiusschleifen" habe ich ja zu subtilem Schreiben gedrängt (die Verurteilung war mir schon etwas zu dicke; gut fand ich den Aspekt der Zwiespältigkeit).

Ich weiß nicht, ob wir uns jetzt besser verstehen. Versucht haben wir es ja. ;)

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

ich habe die vielen, sicherlich interessaten Kommentare nur überflogen, weil ich grade nicht die Zeit habe, sie in Ruhe durchzudenken.

Mir gefiel die Stimmung, die der Text ausstrahlt, sehr gut. Ich sehe es auch als Resumée der Prot - die Gedanken schweifen durch ein paar prägnante Szenen der Partnerschaft.

Einzig die Aussage: Es ist doch meine Wohnung hat mich stutzig werden lassen. Es ist doch so, dass sie in ihre Wohnung zusammengezogen sind oder habe ich das falsch interpretiert und er war nur zeitweise bei ihr?
Also falls sie zusammen gewohnt hätten, fände ich den Ausspruch nicht passend; falls jeder seine eigene Wohnung hat, wäre es für mich hilfreich gewesen, das eindeutiger zu zeigen. Das Fort kommt dann auch nicht so richtig zur Geltung, weil es nur ein Kommt nicht mehr wäre.

Mehr habe ich nicht zu mäkeln, da ich in dem Text keine Botschaft gesucht habe, sondern ihn gern gelesen habe, weil er es geschafft hat, eine Stimmung zu transportieren

Lieber Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bernadette,

Also falls sie zusammen gewohnt hätten, fände ich den Ausspruch nicht passend; falls jeder seine eigene Wohnung hat, wäre es für mich hilfreich gewesen, das eindeutiger zu zeigen. Das Fort kommt dann auch nicht so richtig zur Geltung, weil es nur ein Kommt nicht mehr wäre.
Fort aus ihrem Leben. Danke für die Rückmeldung; ich dachte, ich hätte es damit deutlich gemacht:
und erst deine, dann auch meine Wohnung füllte sich mit kleinen Tierfiguren.
Anscheinend war das zu wenig, um zu zeigen, dass sie in beiden Wohnungen sind. Denn das Extra-Spin-Off für Dreimeier gehört ja nicht wirklich zur Geschichte. *g*
Ok, muss ich mir noch was überlegen, das subtil reinzupacken.

Gruß, Elisha

P.S. Hast du eine Haltung zu Waschlappen, die du äußern möchtest? :Pfeif:

 

Na, da hast Du Dir aber Mühe gegeben. Da brauchst Du mir nix zu erklären. Ich kenn das doch… genau so und in Varianten, aus eigenem Erleben, bei mir, bei Freunden, Bekannten, nicht so hart oder genau so.
Das Alter macht weise und verständig.
Allerdings finde ich den Selbstmord bei einem Mann nicht so Glaubwürdig. Und schon sind wir wieder bei den Waschlappen.

………..
Und hast du gar kein Bedürfnis, dich als Waschlappen-User oder Waschlappen-Hasser zu outen?
………..
Alte Leute schneiden schon mal alte Bettwäsche in kleine Rechtecke und nähen die zusammen. Das nutzen sie dann als Waschlappen. Kommt noch aus der „schlechten Zeit“.
Ich persönlich bevorzuge das gleichmäßige Verteilen des Duschgels mit den Händen. Achtung!: Wasser abstellen!
Allerdings rate ich hin und wieder besonders den Bereich zwischen den Schulterblättern mit einer Stiel-Badebürste zu bearbeiten, wer da nicht so gut hinkommt. :)

Scheint sich aber eine interessante Diskussion entwickelt zu haben, die ich bei Gelegenheit mal lesen werde. :)

 

Hallo Elisha,

zunächst einmal hatte ich bei diesem Titel mit einem Western gerechnet, aber sehr schnell festgestellt, dass es um etwas ganz anderes geht (Insider!).

Trennungsgeschichten gibt es gar viele, keine Frage, und aus der von den meisten von uns in allen möglichen Perpektiven erlebten Situation der Trennung, unter welchen Umständen das auch immer geschehen mag, ist kaum literarisches Neuland zu gewinnen.

Deine eher nüchterne Bestandsaufnahme verschont uns mit weinerlichem Pathos und einem schmerzlichen, selbstzerfleischenden und selbstbemitleidenden Fazit. Auch die leise anklingende Melancholie, die Rückblicke auf die gemeinsame Zeit, haben schon eine unglaublich geklärte Distanz, so dass ich behaupten würde, der Partner der Prot war eigentlich schon lange fort, nur noch nicht gegangen. Und sie hat den Körper dem längst verschwundenen Geist der Gemeinsamkeit hinterher geschickt. Wohl dem, der in der faulen, satten Gewohnheitssituation noch die Reißleine zu ziehen vermag.

Abgesehen von der Inventur liefert mir die Geschichte nur wenig Ansätze für eine Vorstellung, was an dieser Beziehung eigentlich mal gut gewesen sein soll. Du schilderst zwei Menschen, du zusammenlebten, ohne dass ich wirklich nachvollziehen könnte, warum zum Teufel die überhaupt jemals auf die Idee gekommen sein mögen, diese Entscheidung zu treffen.

Aber es gibt solche Beziehungen, und insofern ist es Realität und Alltag. Und wenn man gemeinsam nichts Besonderes entwickelt, dann bekommt das kleine Wörtchen WEG eine sehr schöne doppeldeutige Bedeutung. Der eine ist weg, und der andere sieht einen neuen Weg, weil er sich aus der zuvor empfundenen Enge befreien konnte und aufblüht, wie eine Blume. Eine Blume, für die das gemeinsame Leben Schatten war, und das Alleinsein nach der Trennung ein Sonnenaufgang. Aber auch da erliegst du nicht der Versuchung, die Größe dieses Moments auszukosten, sondern bleibst verhalten und auf stille kleine Augenblicke fixiert.

Die Geschichte lässt mich ziemlich unbeteiligt. Irgendwie mit dem (gewollten?) Gefühl: Er ist fort - nach Gott sei Dank!

Wenn das deine Intention war, dann hat's funktioniert. Zweifellos sehr gut zu lesen, aber aus der gefühlsmäßigen Perspektive nicht wirklich zupackend - und so gesehen dann doch etwas anders als die meisten Geschichten dieser Art.

Grüße von Rick

 

Hallo Elisha,

Happy Birthday :)


Ich hatte das Gefühl, dass deine Prot Liebe mit etwas anderem verwechselt, will sagen: etwas für Liebe gehalten hat, dabei aber intuitiv gespürt haben muss, dass ihr Gefühl Liebe falsch ist. Sie hat wohl nicht aus Liebe sondern aus anderen Gründen mit ihrem Partner zusammen gelebt. Deine Geschichte ist sehr subtil geschrieben, da du die Trennungsgründe anneindereihst, die eher dafür sprechen, dass sie anfangs geliebt hat und er dran gearbeitet hat, die Liebe kaputt zu machen während sie doch sogar seine Sammelleidenschaft akzeptierte. Ich würde eher sagen: duldete.
Diesen Anschein erweckst du bei mir. War es so beabsichtigt? Ich könnte mir aber vorstellen, dass der (Schuld) Anteil der Frau an der Trennung, vielen Lesern nicht offenbar ist. Aber das muss auch nicht so sein. Der Text kann jedenfalls polarisieren. Ich sehe die Frau jedenfalls nicht als Trennungsopfer, sondern als Wiederholungstäterin ,in der nächsten Beziehung wieder dieselben Fehler zu machen.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 
Zuletzt bearbeitet:

@Dion

So, ich wollte ja nochmal genauer auf deine Beiträge eingehen:

Kein Mensch denkt an Verzicht, wenn er mit jemand zusammen eine Wohnung bezieht oder gar heiratet ...
Akzeptiert man den Einspruch des anderen, dann besteht die Gefahr, wieder zum Kind zu werden ... Natürlich nicht gleich beim ersten Mal, aber solche Dinge häufen sich meistens, und wenn der eine oft Recht erhält, dann wird der andere langsam in diese Rolle gedrängt, und eher man sich versieht, wird er dominiert und findet womöglich sogar Gefallen daran, nichts mehr entscheiden zu müssen - diese Gemeinschaften sind die dauerhaftesten.
Wenn sich beide wohlfühlen, kann das (einer entscheidet, einer lässt sich leiten) sehr stabil; die Ehen in den fünfziger Jahren funktionierten ja so. Allerdings: selten fühlen sich beide wohl.

Aber man kann sich auch arrangieren, daß heißt einmal gewinnt einer, ein anderer Mal der andere. Man kann dazu auch sagen, einmal verzichte ich und einmal verzichtest du, der Liebe wegen. Dieses Verzichten heißt auch sich zusammenreißen. Gewiß, das kann man eine Zeitlang machen, aber wenn die Liebe schwindet – und die schwindet im banalen Alltag jeden Tag ein Bißchen -, fällt der Verzicht immer schwerer.
Ich geh ja nicht vom unwillkürlichen Schwinden der Liebe aus, aber in der Beziehungsforschung wurde festgestellt, dass ausgewogene Beziehungen (Geben und Nehmen) stabiler glücklich sind als unausgewogene. Gut, dass immer mehr nach Win-Win -Situationen gesucht wird.

Du, Elisha, hast in dieser Geschichte ein Bild einer Frau gezeichnet, die sich zwar noch fragt, ob sie sich nicht mehr hätte zusammenreißen sollen, aber gleichzeitig zufrieden ist, wieder allein zu sein. Sie tut das, was sie auch gern getan hätte, als der Mann noch da war, aber darauf verzichten mußte - um Streit oder Schlimmeres zu vermeiden.
*zustimm*

Aber das Bild ist auch trügerisch, denn das Buch wird sie einmal ausgelesen haben und die Kerze wird ausgebrannt sein – und was dann? Sie wird entdecken, daß sie Lebendiges um sich herum braucht, sie ist – wie wir alle – ein soziales Wesen. Vielleicht wird sie sich einen Hund anschaffen oder eine Katze, aber möglicherweise lernt sie wieder jemanden kennen, der etwas Interessantes sammelt oder ihr sonstwie gefällt – und das Spiel beginnt von neuem.
Meine Vorstellung vom Altern schließt mindestens eine Katze, aber nicht unbedingt einen Partner mit ein. Aber vermutlich ist das durch den Umstand, dass es "das andere" (schließlich lebe ich in einer Beziehung) ist, beeinflusst.*g* Und in unserer heutigen Gesellschaft wird ja totale Autonomie zwar überall propagiert, andererseits die vielen Singles mit Kopfschütteln bemitleidet. Da hast du schon Recht, das als Gefahr zu sehen.

Ich habe in dieser Sache schon in der Pubertät ein Schlüsselerlebnis gehabt: Im Freibad machten wir uns Jungs einen Spaß daraus, Mädchen ins Wasser zu schubsen. Und nun machte ich die Entdeckung, daß Mädchen unterschiedlich reagierten, je nachdem von wem sie ins Wasser befördert wurden ...Dies zeigt, daß die Sympathie für einen Menschen das Entscheidende für die Beurteilung von Taten ist
Verständlich, aber nicht allgemeingültig. Ich habe z.B. schon in der Grundschule den Brauch, den Mädchen die Schuhe auszuziehen und sie an den Füßen zu kitzeln, für diskriminierend (obwohl ich das Wort noch nicht kannte) gehalten und habe mich gewundert, das manche das Spiel genossen. Anstatt beim Fangen spielen die (für mich) attraktiven Jungen zu verfolgen oder sich fangen zu lassen. ;)


@Dreimeier

Allerdings finde ich den Selbstmord bei einem Mann nicht so Glaubwürdig. Und schon sind wir wieder bei den Waschlappen.
Vllt hat einfach sein gebrochenes Herz versagt.


@Rick

zunächst einmal hatte ich bei diesem Titel mit einem Western gerechnet, aber sehr schnell festgestellt, dass es um etwas ganz anderes geht (Insider!).
:lol: Grüße aus Laramie.

Auch die leise anklingende Melancholie, die Rückblicke auf die gemeinsame Zeit, haben schon eine unglaublich geklärte Distanz, so dass ich behaupten würde, der Partner der Prot war eigentlich schon lange fort, nur noch nicht gegangen. Und sie hat den Körper dem längst verschwundenen Geist der Gemeinsamkeit hinterher geschickt.
Schön ausgedrückt.

Abgesehen von der Inventur liefert mir die Geschichte nur wenig Ansätze für eine Vorstellung, was an dieser Beziehung eigentlich mal gut gewesen sein soll.
Also du warst das! Ich wusste gar nicht mehr, wer das geschrieben hatte. Aufgrund dieses Satzes habe ich nämlich "Danach" geschrieben, mit dem Schwerpunkt auf der Anziehung.


@Goldene Dame

Deine Geschichte ist sehr subtil geschrieben, da du die Trennungsgründe anneindereihst, die eher dafür sprechen, dass sie anfangs geliebt hat und er dran gearbeitet hat, die Liebe kaputt zu machen während sie doch sogar seine Sammelleidenschaft akzeptierte. Ich würde eher sagen: duldete.
So einseitig sollte es nicht klingen. Es sind ja nur herausgegriffene Situationen, und wer weiß, wie sie sich in seiner Wohnung aufgespielt hat?


@Jynx

Die Beziehung, die da aufgelöst wird, schwankt von - Teewagen-Problemen zu "Jedes Möbelstück, jeder Gegenstand erzählt unsere Geschichte, an allem haften Erinnerungen, die sich nicht abwischen lassen." Das ist die Beschreibung der Auflösung eines gemeinsamen Lebens und nicht des Versuchs, ob man mit einem Geiersammler zusammenleben mag. Die Bilder, die da manchmal zwischen auftauchen, sind einfach viel zu stark und hoch angesetzt für die Art von Beziehung, die es scheinbar sein sollte.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Es sollte schon eine enge Beziehung sein, auch wenn sie zwei Wohnungen hatten. Insofern versteh ich nicht deinen Zwiespalt; deine Beschreibung (Auflösung eines gemeinsamen Lebens) finde ich sehr passend.

Zitat von Elisha
Kleine Geier aus Keramik und Porzellan, ein schwarzer aus Ebenholz, selbst ein Jadegeier waren dein ganzer Stolz, und erst deine, dann auch meine Wohnung füllte sich mit kleinen Tierfiguren. Ich mochte deinen skurrilen Humor, und immer wieder suchte ich die Läden ab, erstaunt über die Vielfalt des Angebotes. Wie konnte ein so hässlicher Vogel dich mir näher bringen, ein Band werden zwischen dir und mir? Wie soll ich an den Käfigen im Tierpark vorbeigehen, ohne an dich zu denken?
Dieser ganze Absatz gefällt mir sprachlich überhaupt nicht, er sticht irgendwie raus. Was wolltest du denn damit genau?
Ich dachte, nur zu erwähnen, dass er Geier sammelt, reicht nicht für die Atmosphäre. Und die Prot assoziiert dann weiter: Geierposter - Sammeln - Geier als Symbol der Bindung. Aber ich werde nochmal überlegen; vllt streiche ich auch die letzten zwei Sätze des Abschnitts. Was meinst du dazu?


Vielen Dank für euer Lesen und Kommentieren.

Gruß, Elisha

 
Zuletzt bearbeitet:

Elisha schrieb:
Wenn sich beide wohlfühlen, kann das (einer entscheidet, einer lässt sich leiten) sehr stabil; die Ehen in den fünfziger Jahren funktionierten ja so. Allerdings: selten fühlen sich beide wohl.
Das mit sich wohl fühlen ist so eine Sache, denn niemand kann sagen, wen ich nicht oder jemand anderen geheiratet hätte, dann wäre ich heute glücklicher - das Leben ist ein Vabanquespiel.


Elisha schrieb:
Ich geh ja nicht vom unwillkürlichen Schwinden der Liebe aus, aber in der Beziehungsforschung wurde festgestellt, dass ausgewogene Beziehungen (Geben und Nehmen) stabiler glücklich sind als unausgewogene. Gut, dass immer mehr nach Win-Win -Situationen gesucht wird.
Ausgewogen sollen meines Erachtens vor allem die intellektuellen Fähigkeiten der beiden sein - und damit einhergehend auch die Interessen. Nichts ist tödlicher für eine Beziehung, als wenn der eine dem anderen in dieser Beziehung unterlegen ist (dann gibt es schon nach kurzer Zeit nichts mehr zu reden), oder wenn die eine zum Beispiel Verfilmungen nach Rosamunde Pilcher sehen will, der andere sich aber viel lieber Shakespears oder Ibsens Dramen reinzieht (dann geht jeder seine eigenen Wege, und man trifft sich nur noch zum Essen oder im Bett).


Elisha schrieb:
Verständlich, aber nicht allgemeingültig. Ich habe z.B. schon in der Grundschule den Brauch, den Mädchen die Schuhe auszuziehen und sie an den Füßen zu kitzeln, für diskriminierend (obwohl ich das Wort noch nicht kannte) gehalten und habe mich gewundert, das manche das Spiel genossen. Anstatt beim Fangen spielen die (für mich) attraktiven Jungen zu verfolgen oder sich fangen zu lassen. ;)
Du fingst ja früh an, mit der Emanzipation! ;) Aber ich wette, auch du hättest zu grübeln angefangen, wenn du das einzige Mädchen wärst, dem kein Junge den Schuh ausziehen und kitzeln wollte. Und dein Verhalten beim Fangspiel ist nur eine andere Art des von mir beschriebenen Inswasserschubsens - findest du nicht? :D

Dion

PS: Zu der von mir hier mehr nebenbei in die Runde geworfene These, die Waschlappen benutzen nur diejenigen, die sich nicht mit der bloßen Hand (intim) berühren möchten, habe ich erst kürzlich per Zufall einen weiteren Hinweis gefunden: Es gibt Tampons, die zusammen mit einem Applikator (Einführhilfe) verkauft werden. Da Industrie überall Kosten spart, kann ich mir nicht vorstellen, daß sie das produzierten, wenn kein Bedarf da wäre. Ergo ... :D

 

@Dion

Du fingst ja früh an, mit der Emanzipation! ;)
Ich habe einfach ein sich lautstark meldendes Gerechtigkeitsgefühl.;)
Aber ich wette, auch du hättest zu grübeln angefangen, wenn du das einzige Mädchen wärst, dem kein Junge den Schuh ausziehen und kitzeln wollte.
Ich weiß gar nicht, ob ich die einzige war, die sich geweigert hat, dabei mitzuspielen.
Das ins Wasser schubsen oder döppen (untertauchen) ist meistens etwas, das Jungs einseitig mit Mädchen tun; beim Fangen waren die Rollen austauschbar.

Es gibt Tampons, die zusammen mit einem Applikator (Einführhilfe) verkauft werden.
:eek: Da hast du Recht, da habe ich mich schon seit meiner ersten Periode drüber gewundert. Genauso wie über den Sinn von Slip-Einlagen. :confused:

Gruß, Elisha

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Elisha,

eine – trotz ihrer Thematik – ruhig erzählte Geschichte, trotz der anfänglichen Zweifel an ihrem Tun („Hätte ich mich noch mehr bemühen sollen?“) wirkt die Protagonistin gefasst.
Interessant ist, dass sie die `Wohnung durchstreift´, ihr bei dem `Bemühen sollen´ das ganz Banale, das Waschlappenwaschen einfällt, nicht etwas, einen Charakterzug betreffendes oder Ähnliches. Das zeigt, die einfachen Dinge sind für die Betroffenen nicht einfach, hier hat sich etwas zusammengebraut (man kennt ihn ja, diesen zermürbenden Zahn der Zeit).
Der Mann hat sich daheim nicht zu Hause gefühlt, war es doch immer ihre Wohnung (hat hier jemand ein gemachtes Nest gesucht?), trotz der erstaunlichen Vielfalt an Geiern, die es gab - ja, mit drei oder vier solcher Gutwilligkeitsvögel kann man sich nicht freikaufen - wo das Aas der Probleme hingestreckt liegt, sammeln sich doch immer die Geier.
Was bleibt? Eine Erinnerung, ausgelöst durch hässliche Vögel hinter Gittern - wie klar scheint es nun, dass man hier außer Rand und Band enden muss, welches Band sollte auch geknüpft werden?
Entstanden sind neue Erinnerungen, zäh überlagern sie das Altvertraute, welches man schüchtern aus den Ecken kramt, aus dem Schrank, aus dem Kopf, den freigewordenen Raum okkupierend. Der Raum füllt sich mit einem Buch, Staub wird weggeblasen, es wird Zeit, dort wieder zu beginnen, wo man aufhörte, dieses Mal ohne beurteilenden Verweis, Teewagen-Stolpersteine sollen das werden, was sie einmal waren, doch allzu zäh … (und natürlich - wenn er husten muss, gilt es Rücksicht zu nehmen, würde man doch auch in Anspruch nehmen. Trotzdem: Diese Freiheit – oder ist es ein Seitenhieb? - erleichtert das Wohlbefinden).
Und wenn man dann das Nicht-Einfache hinter sich gebracht hat, das Altbekannte heraufbeschworen (was nur eine momentane Lösung ist), dann wird immer mehr bewusst: Es sind nicht die Waschlappen, Figuren, Teewägen, Bücher, die Entscheidend sind - nein, es ist immer der Raum oder die Enge im eigenen Brustkorb.


L G,

tschüß Woltochinon

 

Alleingelassen steht meine Zahnbürste im Becher, und "Nostalgie" muss ohne "Panama Jack" auskommen.
hä?
"Senseo" - ich fühle; dass ich nicht lache! Egal, vorbei!
mir persönlich ist ein Ausrufezeichen hier zu emotional; es ist doch angeblich "Egal", also finde ich, ein Punkt sollte dies noch mal bestätigen ...

Hi Elisha,

hehe, coole Geschichte. Vom Schreibstil her find ich eine deiner besseren, vom Inhalt her find ich sie deine beste, von denen, die ich gelesen habe.

Den vorletzten Satz find ich ziemlich gut, den letzten würd ich streichen, weil er den vorletzten zerstört.

Weil, es wird ja eher die ganze Zeit so n Vermissen-Teil aufgebaut, aber dann wird es eben als Befreiung angesehen .. net schlecht, net schlecht ...

Hau rein

Tserk

Keine Fehler gefunden, aber auch nicht gesucht.

 
Zuletzt bearbeitet:

@Wolto
Sehr philosophisch, dein Kommentar! :)

Interessant ist, dass sie die `Wohnung durchstreift´, ihr bei dem `Bemühen sollen´ das ganz Banale, das Waschlappenwaschen einfällt, nicht etwas, einen Charakterzug betreffendes oder Ähnliches. Das zeigt, die einfachen Dinge sind für die Betroffenen nicht einfach, hier hat sich etwas zusammengebraut
Die nicht zugedrehten Zahnpastatuben als Scheidungsgrund sind ja schon sprichwörtlich.

wo das Aas der Probleme hingestreckt liegt, sammeln sich doch immer die Geier
Interessanter Gedanke.

Entstanden sind neue Erinnerungen, zäh überlagern sie das Altvertraute, welches man schüchtern aus den Ecken kram, aus dem Schrank, aus dem Kopf, den freigewordenen Raum okkupierend.
Meinst du, auf der materiellen Ebene, das, was übrig bleibt, nachdem er seine Sachen mitgenommen hat?

Es sind nicht die Waschlappen, Figuren, Teewägen, Bücher, die Entscheidend sind - nein, es ist immer der Raum oder die Enge im eigenen Brustkorb.
:thumbsup:


@Tserk
Wow, schon wieder die Gunst eines Kommentars! :susp:

Alleingelassen steht meine Zahnbürste im Becher, und "Nostalgie" muss ohne "Panama Jack" auskommen.
Frauen - und Männerparfüm

"Senseo" - ich fühle; dass ich nicht lache! Egal, vorbei!
mir persönlich ist ein Ausrufezeichen hier zu emotional; es ist doch angeblich "Egal", also finde ich, ein Punkt sollte dies noch mal bestätigen ...
Gut, dass du das geschrieben hast, so musste ich nochmal drüber nachdenken. Ich meine, wenn man "egal" sagt, steckt oft der Wunsch dahinter, dass es einem egal sein soll statt einer Feststellung. Ich lass mal das Ausrufezeichen.

Endlich kann ich wieder atmen. Du bist fort.
Den vorletzten Satz find ich ziemlich gut, den letzten würd ich streichen, weil er den vorletzten zerstört.
Nein, der letzte deutet auf den Anfang, an dem der Leser den Satz noch ganz anders versteht.

Hau rein
:susp:


Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

„Sehr philosophisch, dein Kommentar!“

Danke! Wollte nach langer Zeit mal annähernd so eine Kritik schreiben, wie früher im Kritikerkreis.


Zitat:

Entstanden sind neue Erinnerungen, zäh überlagern sie das Altvertraute, welches man schüchtern aus den Ecken kram, aus dem Schrank, aus dem Kopf, den freigewordenen Raum okkupierend.

Meinst du, auf der materiellen Ebene, das, was übrig bleibt, nachdem er seine Sachen mitgenommen hat?


- Mit neuen Erinnerungen meine ich die Dinge, an die man sich erinnern kann, weil man die Beziehung hatte. Das Altvertraute sind die Erinnerungen vor der Beziehung, die langsam wieder Platz im Denken bekommen, im gleichen Maße wie Gegenstände wieder Raum bekommen, die aufgrund der Partnerschaft verdrängt wurden.


Hoffentlich habe ich das jetzt richtig verständlich gemacht, das kommt davon, wenn man beim Kritikschreiben loswirbelt …

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hi Wolto,

Hoffentlich habe ich das jetzt richtig verständlich gemacht, das kommt davon, wenn man beim Kritikschreiben loswirbelt …
Ja, jetzt ist alles klar. Wirbel ruhig weiter ...

Gruß, Elisha

 

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