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Fort

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23.12.2008
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Fort

Mit zitternden Händen zündete sie eine Zigarette an. Sie nahm einen tiefen Zug, einen Zug, der alles ungeschehen machen und sie vergessen lassen sollte.

An diesem Dezembertag war alles um sie herum finster und leer. Obwohl sie nur wenige Meter von ihrem Haus entfernt stand, dehnte sich die Strecke ins unendliche aus. Sie fühlte sich schwach, unbeholfen, machtlos.
Sie drückte ihre Zigarette aus und machte sich auf den Weg zu der in der Ferne liegenden Haustür.

Sie sah wie ihre Töchter, mit leuchtenden Augen auf sie zu rennen und sie umarmen würden, hörte ihr aufgeregtes Gelächter, fühlte die Angst, die sie plagen würde, wenn ihr Mann sie mit seinem liebevollen Blick durchlöcherte, wenn er sie, erwartungsvoll zu ihr blickend, sanft in die Arme schloss, ihr einen zarten Kuss auf die Wange drückte.
Die Überwindung die es sie kostete, einen Schritt vor den anderen zu setzten, zerfraß sie innerlich.

Leblos stand sie vor der Haustür, steckte mit letzter Kraft den Schlüssel ins Schloss, und schob die Tür mit ihrem Bein auf.
Sie hielt ihren Kopf gesenkt. Ihr Mann kam auf sie zu, durchlöcherte sie mit seinen Blicken. In ihr stieg ein Angstgefühl auf, ihre Muskeln fingen an zu zucken.

„Wo sind die Kinder?“

„Im Kindergarten natürlich, es ist 10.00 Uhr in der Früh, Schatz.“

Er nahm sie in den Arm, sie fühlte sich elend. Sie war eine Lügnerin, eine Betrügerin. Den einzigen Mann, denn sie wirklich liebte, hatte sie hintergangen.

Sie drückte ihn von sich weg, ihre Augen füllten sich mit Tränen, ihre Lippen formten sich zu einem Wort, dann wieder zurück. Ihre Augen weiteten sich, sie setzte noch einmal an, doch nichts kam aus ihrem Munde, ihre Stimme war fort.

Sie blickte ihren verwirrten Mann an, lächelte. Als die angespannte Atmosphäre sich langsam zu lockern schien, platze er aus ihr heraus:

„Ich habe dich betrogen.“, der Satz, der sie so bedrückte. Ihm fiel seine Tasse aus der Hand und zersprang in tausend winzige Teilchen, genauso wie sein Leben.

Nach halt suchend sackte er, den Rücken an die Wand gelehnt, auf den Boden. Vor seinen Augen färbte es sich schwarz, alles um ihn herum drehte sich.

Sie blickte ein letztes Mal auf ihn, riss die Wohnungstür auf und rannte los, sie wusste nicht wohin, wollte einfach nur fort.

 

Hallo NADU!

Weil ich gerade so vorbeikomme. :)

Mit zitternden Händen zündete sie eine Zigarette an. Sie nahm einen tiefen Zug, einen Zug, der alles ungeschehen machen und sie vergessen lassen sollte.

Im ersten Satz "ztztzt" es mir zu zu zuviel.

Sie nahm einen tiefen Zug, einen Zug, der alles ungeschehen machen und sie vergessen lassen sollte.

Und da ziehts weiter. Außerdem finde ich den Satz viel zu schwammig. Ich denke mal, du wolltest damit Neugier wecken, aber zumindest ich konnte mir unter "alles ungeschehen" und "vergessen" nichts vorstellen, und zwar wirklich garnichts - und das weckt dann auch keine Neugier.

Ganz davon ab, dass mir die Perspektive unklar ist. Wessen Gedanken sind das denn? Die des Erzählers oder die der Protagonistin? Das sind Dinge, die klarer sein müssen.

An diesem Dezembertag war alles um sie herum finster und leer. Obwohl sie nur wenige Meter von ihrem Haus entfernt stand, dehnte sich die Strecke ins Unendliche aus. Sie fühlte sich schwach, unbeholfen, machtlos.

Finster und leer sind meiner Meinung nach hier zu schwach. Warum war das so? Und wie fühlt sie sich dabei? Zu sagen, sie sei schwach, deklariert sie lediglich, lässt das Gefühl aber ungelebt.

Beschreibt doch, wie es ist, wenn man sich schwach fühlt.

Sie sah wie ihre Töchter, mit leuchtenden Augen auf sie zu rennen und sie umarmen würden, hörte ihr aufgeregtes Gelächter, fühlte die Angst, die sie plagen würde, wenn ihr Mann sie mit seinem liebevollen Blick durchlöcherte, wenn er sie, erwartungsvoll zu ihr blickend, sanft in die Arme schloss, ihr einen zarten Kuss auf die Wange drückte.

Das ist ein Ungetüm, das man bändigen sollte. Und außerdem stimmen die Kommas nicht.

„Ich habe dich betrogen.“, der Satz, der sie so bedrückte. Ihm fiel seine Tasse aus der Hand und zersprang in tausend winzige Teilchen, genauso wie sein Leben.

Das nach der Rede da, das geht so nicht. Streich es raus.

Und das ... naja, sein Leben zersprang und die Tasse auch. Das kann ich mir halt so überhaupt nicht vorstellen. Ich mein, klar, ich kann mir vorstellen, wie eine Tasse zerspringt, aber ... wie fühlt es sich denn an, wenn das Leben zerspringt?

Naja. Ich fand das nicht gut. Sprachlich ist das hingeklebt und lieblos, und vom Inhalt her will der Text mehr sein, als er ist.

Ich würds nochmal schreiben. Komplett neu.

Was ist die Geschichte, die du erzählen willst?

Bis bald,

yours

 

Hallo NADU,

potentiell interessantes Thema, über das du da schreibst. Sicherlich ist der Umgang mit so etwas eine sehr individuelle Sache, weshalb ich über die Art und Weise, wie deine Protagonistin mit ihrem Flüchtigkeitsfehler umgeht, nicht viele Worte verlieren möchte. Keine Ahnung, ob viele Untreue für wenige Sekunden oder Minuten nach Hause kommen würden, um ihrem Schatz die frohe Kunde zu überbringen und sich dann planlos aus dem Staub zu machen. Aber immerhin macht sie es nicht per SMS. :D

Sie sah wie ihre Töchter, mit leuchtenden Augen auf sie zu rennen und sie umarmen würden, hörte ihr aufgeregtes Gelächter, fühlte die Angst, die sie plagen würde, wenn ihr Mann sie mit seinem liebevollen Blick durchlöcherte, wenn er sie, erwartungsvoll zu ihr blickend, sanft in die Arme schloss, ihr einen zarten Kuss auf die Wange drückte.
Die Überwindung die es sie kostete, einen Schritt vor den anderen zu setzten, zerfraß sie innerlich.
Finde ich an sich schön geschrieben, wirkt inhaltlich authentisch. Könnte man höchstens noch etwas harmonisieren, z.B. mit Vokabeln wie "laufen" statt "rennen". Das würde die Passage womöglich noch etwas tiefer wirken lassen.

Als die angespannte Atmosphäre sich langsam zu lockern schien, platze er aus ihr heraus:
Ich weiß nicht. Erstens, weshalb sollte sich die Situation gelockert haben? Die zwei scheinen immer noch am selben Fleck zu stehen und zu schweigen. Mich persönlich würde das nur noch angespannter machen.

Ihm fiel seine Tasse aus der Hand und zersprang in tausend winzige Teilchen, genauso wie sein Leben.
Hm, irgendwie eine nette Phrase, aber halt eine Phrase. Wirkt belanglos. Schadensprotokoll: Tasse ist kaputt. Ach ja, das Leben von dem Typen da auch. ;)

Vor seinen Augen färbte es sich schwarz, alles um ihn herum drehte sich.
Hier hast du einen Sichtwechsel. Bis eben sah der Leser alles durch die Augen der Frau, jetzt durch die des Mannes. So schien es mir zumindest, was diese Stelle etwas störend macht.

So. Eine Sache noch zum Titel: Er wirkt geheimnisvoll, durchaus. Ich persönlich habe ihn allerdings erst auf den letzten Zeilen verstanden, als klar wurde, dass das deutsche Wort "fort" gemeint war. Ich hatte vorher an ein Fort (im Sinne von Festungsbestandteil) oder das frz. Adjektiv "fort,e" gedacht. Wahrscheinlich mein eigenes Problem, ich wollte das mal gesagt haben.

Irgendwie gefällt mir dein Text, auch wenn ich nicht recht weiß, was ich damit genau anfangen soll. Das Ende ist weder überraschend noch besonders ausgeschmückt, was ich auch nicht unbedingt erwartet habe. Ich würde in Teilen yours truly zustimmen, sprachlich kannst du noch mehr rausholen. Irgendwas hat der Text aber dennoch. Vielleicht ist es die Atmosphäre, die er beschreibt, die wirkt auf mich interessant. Irgendwo zwischen Aschenbecher, Plattenbau und Lieblingsbettwäsche. Und das ist positiv gemeint. :-)

 

Hallo NADU,

eine interessante Thematik die Du hier anschneidest. Leider hast Du Dich -meine persönlichen Meinung!- an einigen Stellen zu kurz gefasst. Eine "richtige" KG ist es daher nicht geworden, mehr eine Szenenbeschreibung.

Du schneidest das Problem an, aber dann wenn es interessant wird, brichst Du ab. Der Leser bleibt etwas ratlos zurück. Was wolltest Du aussagen?

Ich sehe es wie "yours truly". Die Szene hat Potential. Schreib sie neu, mache eine richtige KG daraus.

Gruß, Buddy

 

Hallo NADU,

immer noch stell ich mir die Frage, wie ein junges Mädchen an Deine Themen gerät ...

Aber ich will jetzt nur meiner Kleinkrämerseele freien Lauf lassen: zu viele Adjektive

>zitternde Hände<, >tiefer Zug<, >alles ungeschehen machen<, >finster und leer<, >nur wenige Meter<, >entfernt stehen<, >sich schwach, unbeholfen, machtlos< fühlen allein in den ersten Zeilen.

>...dehnte sich die Strecke ins unendliche aus<, Unendliche, oder "... dehnte sich die Strecke unendlich aus<

>Sie sah wie ihre Töchter, mit leuchtenden Augen auf sie zu rennen < Komma weg!

> ... und sie umarmen würden, ..., fühlte die Angst, die sie plagen würde, ...<
Warum würde-Konstruktionen?

>Angstgefühl< Ist doch Angst. Oder?

>„Ich habe dich betrogen.“, der Satz, ... < Punkt vorm Gänsefüßchen weg oder ein anderes Satzzeichen (zur Verstärkung der Aussage schreit der Sat nach einem Ausrufezeichen!).

Erst ist die Stimme der Frau >fort<, und nun die Frau selbst. Kein schlechter Gedanke: wer keine Stimme hat, ist schon weg ...

Gruß

Friedel

 

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