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Früher war alles besser!
Ich stand geschlagene zwei Stunden vor dem Replikator. Aber hier rührte sich absolut nichts. Kein Kaffee, keine Brötchen, kein Frühstück. Der Replikator war offensichtlich im Arsch.
Ausgerechnet an meinem freien Tag funktionierte hier gar nichts mehr. Das holographische Callgirl musste ich auch wegschicken. Ohne Frühstück krieg’ ich nun mal keinen hoch. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Und im Holopuff war an diesem Morgen auch nichts los. Die gutaussehenden Nuttenprogramme war alle schon runtergeladen. Ohne dieses kaputte Replikatording wäre ich bestimmt rechtzeitig gekommen.
Kurze Zeit später erhielt ich eine elektronische Mitteilung, dass der Reparaturservice in der Dekontaminationskammer festhängt. Seit der virtuelle Umweltausschuss unter Führung der Umweltminister-Jürgen-Trittin-Anwendung völlig dem Schadstoffarmutswahn verfallen ist, gibt es bei jeder Art von Körperausdünstung einen Großalarm. So war es auch beim Reparaturmann, der wahrscheinlich seine Körpergase nicht im Griff hatte. Bis der mit der Endgiftung fertig ist, würden sicher Stunden vergehen. Deshalb entschied ich mich, etwas spazieren zu gehen.
Der einzige Baum der Stadt stand im Hochsicherheitstrakt des Rathausquadranten. Man wollte mich aber nicht durchlassen. Bei der Sicherheitskontrolle stellte sich heraus, dass ich meine Schlüsselkarte aus Platin nicht am der Rezeption abgegeben hatte.
„Sicherheit muss sein! Oder wollen Sie die Verantwortung übernehmen, falls sie aus Versehen mit der Schlüsselkarte ein Stück Rinde herausbrechen, die an ihrem Schuhprofil in die Aussenglocke getragen wird und die sterile Umwelt da draußen unsteril macht?“ Ausgebuffte Typen, diese Holopolizisten. Das An-die-Moral-des-Bürgers-appellieren-Programm schien jedenfalls reibungslos zu funktionieren.
„Och, nöö. Recht hamse! Ich geh’ dann mal wieder nach Hause.“ Soviel zu meinem Spaziergang. Hatte sich ja echt gelohnt.
Da ich mich in der Nähe des Baumes aufgehalten hatte, schlug der Umweltsensor Pollenalarm. Wieder Entgiftung.
Zu hause angekommen, vernahm ich einen starken Schließmuskelreiz. Aber seitdem dieses neumodische Rektalabsaugstutzenklo eingeführt wurde, ist der Stuhlgang auch kein Vergnügen mehr. Früher war das viel besser. Wie schön waren die Zeiten, als man noch mit einer guten Lektüre in der Hand gepflegt über seinem Häufchen thronen konnte.
Als ich aus der Klosicherheitskammer kam, blinkte die Alarmleuchte des Holopuffterminals. Scheiße, dachte ich, jetzt ist der auch kaputt. Aber zumindest war der Reparaturservice für den Replikator eingetroffen.
Eine halbe Stunde später war ich satt und rief nach dem Callgirl. Keines da! Na klar doch, der Holopuff war ja im Eimer, und der Onanierroboter auch. Was für ein scheiß Tag. Blieb bloß noch der Handbetrieb. Also ging ich wieder ins Bett und verbrachte die Zeit damit, mir die Wichsvorlagen im Fernsehen rein zu ziehen.
Nach der Ejakulation trötete plötzlich der Umweltsensor los.
„Achtung, Achtung! Fremdstoffe in der Atmosphäre! Fremdstoffe in der Atmosphäre!“, schallte es mit digitalverzerrter Stimme aus der Wand. Binnen Millisekunden wurden die Türen meiner Wohnung elektronisch verschlossen und von außen verriegelt. Ich saß ganz schön in der Tinte. Über den Kommunikationsterminal konnte ich aber glücklicherweise Kontakt zum Dekontaminationsteam herstellen.
Drei Stunden später bekam ich dann die Nachricht, dass das Team in der Entgiftungskammer eingeschlossen war. Na klasse! Wie sich später herausstellte, hatte der Chefentgifter mit starken Blähungen zu kämpfen, die er nach achteinhalb Stunden Entgiftungsschicht einfach nicht mehr bei sich behalten konnte.
Um acht Uhr abends beschloss ich, diesen Tag zu beenden und ins Bett zu gehen. Schließlich sollte es am nächsten Tag wieder ein harter Arbeitstag in der Entgiftungsabteilung werden.