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Frühlingsbeginn

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02.01.2005
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Frühlingsbeginn

Frühlingsbeginn

Die kleine, verrostete Tür des umzäunten Grundstückes öffnete sich mit einem lauten, jedoch bereits vertrautem Knarren, das ihm jeden Tag aufs Neue erfreute. Killian durchschritt das Gatter.

Seit Anbeginn des Tages sehnte er sich bereits danach, nach dem Betreten des winzigen Stück Landes seiner Großmutter, das in Killians Augen jedoch so groß wie die ganze Welt zu sein schien.
Jedes Mal, nach Beendigung der Arbeit am väterlichen Bauernhofe, lief er voll Glück und Sehnsucht zum Hause der alten Dame, die ihn wie immer bereits an der Türschwelle erwartete und liebevoll umarmte. Sie war die einzige Person seiner Familie, an die sich Killian wenden konnte. Er sah sie gleichzeitig als Großmutter wie Mutter an, zu der er jederzeit kommen konnte, egal was ihm auf dem Herzen lag. Auf der anderen Seite war Killian zu der alten Frau wie ein Sohn, den sie niemals schlecht behandelte, ihm das Gefühl von Geborgenheit und Liebe übermittelte und ihm die Freuden und Schattenseiten des Lebens zu zeigen versuchte. Am Hofe seines Vaters war Killian nichts anderes als ein Knecht, ein Arbeiter, der für eine kleine Unterkunft hart arbeiten musste. Die Eltern akzeptierten ihn nicht, gaben ihm nur das Nötigste an Essen und Kleidung, hielten ihn nicht schlechter als das Vieh im Stall und ließen den Jungen seit Jahren nur die härteste und schmutzigste Arbeit am Hofe verrichten.
Die Schule hatte er nie besucht, denn dazu reichte das Geld nicht. Und selbst wenn es sich die Eltern hätten leisten können, wären sie nicht auf die Idee gekommen, ihren Sohn lernen zu lassen, denn er wäre doch viel zu dumm dafür gewesen.
Killian war mit seinen neunzehn Jahren ein durchwegs hübscher junger Mann. Mit dem schwarzen, schulterlangen Haar, den ebenso schwarz-scheinenden dunkelbraunen Augen und der kräftigen Statur wäre er bei den Mädchen im Dorfe mit Sicherheit stark umschwärmt gewesen - doch er war wie kein anderer Junge in seinem Alter.
Kurz nach seiner Geburt musste eine Notoperation an seinem Herzen durchgeführt werden. Durch einen Narkosefehler während des Eingriffes blieb sein Gehirn für einen Moment lang ohne Sauerstoff, was für den Jungen nicht ohne Folgen blieb. Körperlich entwickelte sich Killian normal, geistig jedoch wurden die Schäden im Laufe seines Lebens immer mehr ersichtlich. Er erlernte das Sprechen nur mühevoll, konnte sich schwer konzentrieren, fiel immer häufiger in eine Art Lethargie, wandte sich fast komplett von seiner Umwelt ab um in seiner eigenen, kleinen Welt zu leben. Durch die vielen Schläge von Zuhause, sowie durch den Spott der Dorfbewohner wurde er durch die Jahre immer mehr eingeschüchtert und war als Außenseiter verschrien.
Die einzige Person, die ihn als normale Jungen ansah, war Killians Großmutter und seit jüngster Zeit auch ein Mädchen namens Jasmina, die ihn so nahm wie er nun mal war. Durch sie lernte Killian das Gefühl von Liebe kennen, das für ihn, wie er selbst sagte, "das schönste Geschenk Gottes" war. Jasmina war ein Mädchen von außergewöhnlicher Schönheit. Ihre himmelblauen Augen ließen selbst den trübsten Tag in einem nie enden wollenden Glanze erscheinen. Sobald er sie nur einmal ansah, bekam er ein Gefühl von Geborgenheit und Glück, ein Gefühl von Vertrauen, das er jedoch nicht wirklich beschreiben konnte. Das Auffälligste, das auch sie zu einer Außenseiterin machte, war jedoch ihr schneeweißes Haar, das in großer Fülle über ihre Schultern fiel und sich wie ein Mantel um sie schlug. Killian hatte so ein Wesen noch nie zuvor gesehn, ihre Schönheit übertraf alles bisher da gewesene - für ihn war sie einfach vollkommen. Und so geschah es, dass sich die Beiden jeden Nachmittag bei Großmutters kleinem, eingezäuntem Grundstück trafen und bis spät Abends dort blieben.
Auch an jenem Tage, an dem Killian das kleine, rostige Gatter durchschritt, saß Jasmina bereits im Grase und beobachtete die Hasenfamilie, die munter auf der Wiese herumhoppelte. Ihr weißes Haar wehte im lauen Herbstwind und verdeckte ihr Gesicht bei jedem stärkeren Windstoß. Killian setzte sich neben sie und nahm Jasmina in den Arm. Nach einer Weile des Beobachtens der Hasenfamilie sagte der Junge plötzlich: "Wie wunderbar müsste es sein, als Hase geboren zu werden. Das ganze Leben nur das tun, was man möchte. Keine Ungerechtigkeit, kein Spott und kein Hass!". Jasmina lächelte ihn an und küsste ihn zärtlich auf den Mund.
Killian bemerkte auch heute, wie an den letzten Tagen zuvor, eine Veränderung an ihr. Sie wurde immer ruhiger, sprach kaum mehr und bekam vereinzelte Hustenanfälle. Er dachte sich nichts weiter dabei und genoß die letzten Stunden des zu Ende gehenden Tages. Als dann der Abschied gekommen war, umarmten sie sich nochmals und wünschten sich eine gute Nacht. Killian ahnte nicht, dass es das letzte Mal sein würde, dass er seine Geliebte in den Armen gehalten hatte.
In der kommenden Nacht bekam Jasmin hohes Fieber, Schweißausbrüche und starke Schmerzen. Der Dorfarzt wusste nicht was ihr fehlte und tat alles mögliche, um ihr zu helfen. Am frühen Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, schlief sie ein und wachte nicht mehr auf. Wie ein Engel lag Jasmina in ihrem Bette, die Hände auf dem Bauch verschränkt, ihr Haar als weiße Krone auf dem Kopf, nur ihre blauen Augen waren verdeckt, das schönste Blau für immer erloschen.
Für Killian war die Nachricht vom Tode Jasminas wie ein Stoß ins Herz. Er fand keinen Sinn mehr am Leben.
Zum letzten Mal durchschritt er das kleine Gatter und beobachtete die Hasen, wie sie lustig um ihn umherliefen und sich am saftigen Gras der Wiese freuten. Zwei Tage später fanden Killians Eltern ihren Sohn erhängt im Stall. Drei Worte waren mit Kohle verzerrt an die Wand geschrieben: Liebe stirbt nie.

Zu Frühlingsbeginn, als die Märzsonne ihre ersten, warmen Strahlen auf die Erde sandte, die Blumen ihre ersten Knospen zeigten und das Gras der Wiesen saftig und grün wurde, beobachtete die Großmutter ein fremdes Hasenpärchen in ihrem kleinen Gehege. Sie tollten mit den anderen Tieren umher und genossen die Wärme der Sonne. Besonders auffällig war ihr Fell, das sich deutlich von dem der anderen abhob. Das Männchen war von oben bis unten schwarz, selbst die Augen. Das Weibchen hingegen war schneeweiß mit großen, himmelblauen Augen.

 

Die Liebesgeschichte eines Außenseiterpaares ohne Höhepunkte erzählt. Nun ja, Dein Stil ähnelt dem einer Nacherzählung zu sehr, als dass Spannung aufkommen könnte. Keine Dialoge, keine tiefen Charakterisierungen der Protagonisten und die Handlung auf ein, zwei Beispiele beschränkt. Daher wirkt Dein Text beliebig. Das wird zudem dadurch verstärkt, dass Du inhaltlich einen altbekannten Rahmen wählst. Die Liebe zwischen zwei Außenseitern und auch ihr hier gewählter Ausgang bieten keine kreative Eigenleistung. Da fallen Stil und Sprache noch mehr ins Gewicht.

Das Ende mit den Hasen ist nach meinem Geschmack viel zu kitschig. Die Aussage wirkt naiv. Das ist aber Geschmackssache. Wer auf solche Märchen steht, dem solls wohl bekommen. Naja und da wir bei dem Stichwort sind: Wieso nicht in Märchen gepostet?

Also für mich nicht viel mehr als eine Skizze. Aber eine Ausbaufähige.

 

Hallo Tristan,

zunächst einmal herzlich willkommen auf kg.de und in der "seltsamen" Rubrik.
Ich finde Deine Geschichte furchtbar kitschig. Von wegen Liebe stirbt nie und sich aufhängen und so. Liebeskummer kann man durchaus überleben, glaub's mir ;)

Was Deinen Stil angeht, habe ich einen Verbesserungsvorschlag, den ich an einem Beispiel zeigen möchte:

Die einzige Person, die ihn als normale Jungen ansah, war Killians Großmutter und seit jüngster Zeit auch ein Mädchen namens Jasmina, die ihn so nahm wie er nun mal war

So wirkt es wie Zaza geschrieben hat wie eine Nacherzählung, dieser Formulierung fehlt jegliches Leben. Und das gilt für den größten Teil Deiner Geschichte.

Der zugehörige Merksatz lautet: "Show, don't tell!"

Erzähl also nicht einfach, dass Killians Großmutter ihn als normalen Jungen ansieht, sondern zeig uns, dass das so ist. Lass sie miteinander sprechen. Vor allem das Mädchen wirkt viel zu flach. Lass sie mit dem Jungen reden, etwas unternehmen.

 

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