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Copywrite Frühschicht

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14.08.2012
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Frühschicht

Ich wusste schon lange, dass mein Leben weniger großartig verlief, als ich es mir erträumt hatte, doch als mich Emma rauswarf, verging mir das Lachen endgültig.
Ich sei impotent, meinte sie, jeder kleine Junge ficke besser als ich, und überhaupt sei ich der allerletzte Versager, ob ich da in letzter Zeit mal drüber nachgedacht habe, und ob ich glaubte, sie würde ihre besten Jahre mit einem Langeweiler verplempern wollen, sie sei schließlich keine zwanzig mehr, und wie lange sie sich dieses Trauerspiel noch antun solle und so weiter. Als wäre es meine Schuld, dass ich mein Gerät bei ihr nicht mehr hochkriegte. Wer hätte mit der Kuh auch schlafen wollen?
Es war weit nach Mitternacht, ich stand mit zwei Pappkartons und einem Koffer auf der Straße und ein eisiger Wind pfiff mir um die Ohren. Unter uns gesagt, ich hatte keine Ahnung, wo ich hin sollte. Kurz überlegte ich, bei Theo anzuläuten. Oder bei Matze. Aber allein die Vorstellung, was ich mir von den Witzbolden vermutlich anhören könnte, ließ mich mit den Zähnen knirschen. Auch nach einem Puffbesuch stand mir nicht der Sinn.
Kurzerhand beschloss ich, mich mit dem Wagen vors Werkstor zu stellen. Dort könnte ich in aller Ruhe Radio hören und ein bisschen nachdenken, dazu ein paar Kippen rauchen und darauf warten, dass meine Schicht anfing. Und um sechs dann in die Halle reinmarschieren, mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen, und so tun, als wäre alles bestens, als wäre alles in Ordnung.
Als wäre auch nur irgendwas in Ordnung in meinem Leben. Dass mich mein kaputter Rücken bei der elendigen Schufterei halb umbrachte, darüber dachte ich schon gar nicht mehr nach. Ich solle mir bloß nicht einbilden, er bezahle mich fürs Herumstehen, hatte ich mir erst kürzlich vom Hormayer anhören müssen. Er ertappte mich im Waschraum, wo ich mit durchgedrücktem Kreuz Fratzen schnitt und nicht wusste, wie ich den nächsten Schritt bewerkstelligen sollte. Typen wie ich stünden Schlange vor seinem Büro, da solle ich mich nur ja keinen falschen Vorstellungen hingeben, um an der Metora zu arbeiten, brauche man bei Gott kein Genie zu sein, er hoffe, dass mir das klar sei. Und so weiter.
Keine Ahnung, wie lange ich diesen Job noch auf der Habenseite verbuchen konnte. Jetzt, da ich nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf hatte, stand es um meine Lebensbilanz wahrlich nicht zum Besten. Ich war noch keine sechzig und pfiff aus dem letzten Loch. So sah es in Wahrheit aus.
Und dann begann es auch noch zu regnen. Genaugenommen waren es winzige Eiskristalle, die mir der Wind waagrecht ins Gesicht peitschte. Eine Sache, die ich noch nie hatte ausstehen können, dieses elende Dreckswetter, diesen elenden Winter. Ich war eher der Schönwettertyp, weiß der Himmel, was ich in dieser Ecke der Welt verloren hatte. Sinnlos, darüber nachzudenken.
Ich sperrte den Wagen auf und warf meinen Krempel in den Kofferraum. Die zwei Dosen Bier, die erfreulicherweise da drin rumkugelten, holte ich raus und setzte mich hinters Steuer. Ich riss eine Dose auf, schaltete das Radio ein und steckte mir eine an. Kurzum, ich tat so, als wüsste ich, was ich tat, als hätte ich einen Plan. Der Plan sah als Nächstes vor, einen Sender zu finden, der die Nacht zumindest ein bisschen erträglicher gestaltete. Im besten Fall spielten sie ein paar alte Schnulzen von Frank Sinatra oder Billie Holiday, so was in der Art schwebte mir vor. Stattdessen geriet ich an eine Sendung, wo Hörer anrufen konnten. Einsame, Verlassene, Schlaflose, Verlierer, Verrückte. Leute, die derart bescheuert waren, dass sie einem Wildfremden den allerletzten Mist erzählten und dabei nicht kapierten, dass sie vom Moderator, einem arroganten Klugscheißer der Extraklasse, schlicht verarscht wurden. Eben als ich aus der Parklücke fuhr, erzählte einer, dass er gerade mit zwei Blondinen im Bett liege und die eine nach Strich und Faden in den Arsch pemperte, während die andere seinen Mordsständer im Mund habe, das ganze Ding, die gesamten fünfundzwanzig Zentimeter, ungelogen, und so weiter. Woraufhin der Moderator, ein Schlaumeier wie gesagt, nicht umhin konnte, ihn zu fragen, wie er sich das vorzustellen habe, was jetzt genau im Arsch der einen und was im Mund der anderen steckte, er besäße ja wohl kaum zwei, oder wie? Was den Typen gehörig aus dem Konzept brachte. „Fick dich selber, Arschloch“, nuschelte der Spinner noch und legte auf. Ich grinste vor mich hin – was konnte meiner Stimmung zuträglicher sein, als zu hören, dass es noch weit Beklopptere als mich gab? Ich fuhr also zur Fabrik, parkte neben Matzes Sattelschlepper und trank das zweite Bier. Da war es halb zwei.
Als ich aufwachte, war es kurz vor vier und mein Rücken endgültig im Eimer. Ich fror erbärmlich, aber ich wagte nicht, mich zu bewegen, ein glühender Schürhaken steckte mir im Kreuz, mir war schleierhaft, wie ich aus dem Wagen rauskommen sollte. Ächzend, fluchend langte ich zum Handschuhfach, in der Hoffnung, dort drin noch ein paar Megacetamol® zu finden, oder zumindest ein Aspirin, irgendwas. Im besten Fall einen Revolver.
Was ich fand, war die Flasche mit dem doppelt Gebrannten vom Höllererbauer, meine eiserne Reserve. Ein erster Lichtblick! Und dann entdeckte ich noch diese Zellophanhülle mit dem Bindfaden drum herum und ein paar minzgrünen Tabletten drin. Die hatte ich doch tatsächlich vergessen. Matze hatte mir die irgendwann geschenkt, keine Ahnung, was für Zeug das war, er jedenfalls schwor darauf. Ich schluckte ein paar von den Dingern und spülte mit dem Obstler tüchtig nach.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass die Windschutzscheibe zugeschneit war. Draußen herrschte tiefster Winter und im Wagen hatte es keine fünf Grad. Grund genug, mich zusammenzureißen und einen Besuch in der Kantine ins Auge zu fassen. Noch lebte ich. Immerhin. Und ein höllisch starker Espresso würde die Sache nicht verschlimmern, redete ich mir ein. Ich steckte noch zwei von den Pillen in den Mund, als Wegzehrung gewissermaßen für den Fußmarsch durch die Arktis, doch eben, als ich die Flasche ansetzte, ertönte ein Klopfen neben meinem linken Ohr. Beinahe verschluckte ich mich. Ich kurbelte das Fenster runter und blickte geradewegs in eine feixende Visage, in eine Visage mit einem dieser idiotischen Hipsterbärte.
„Andi? Bist du das wirklich? Pennst du da drin? Echt?“
Jürgen, mein neuer Partner an der Metora! Die Nervensäge hatte mir gerade noch gefehlt.
„Ist es jetzt so weit, hat dich deine Alte endgültig rausgeschmissen? Ich lach mich kaputt.“
„Ja, lach dich ruhig kaputt, du Komiker. Mal sehen, ob du in dreißig Jahren auch noch lachst.“
Er ging um den Wagen und öffnete die Beifahrertür. Der Wind fegte eine halbe Tonne Schnee herein und riss mir die Zigarette von den Lippen, ich sah zu, schleunigst mein Fenster hochzukriegen. Jürgen ließ sich in den Sitz fallen.
„Mach zu, du Idiot!"
Er schloss die Tür und schaute mich treuherzig an. „Toll, dass es endlich schneit, was?“
Der Typ war wirklich irre, ich fasste es nicht.
„Was treibst du hier überhaupt?", fragte ich ihn. Nicht, dass es mich interessiert hätte. „Spazierengehen? Falschparker aufschreiben?"
„Will mir die Stanze anschauen. Die hat gestern Macken gemacht, so komische Geräusche.“
„Um vier? Zwei Stunden vor Schichtbeginn? Soll das ein Witz sein?“
Das war wieder typisch für diesen Scheißkerl. Nicht genug damit, dass sie mir einen Grünschnabel vor die Nase setzten – einen Praktikanten, das musste man sich mal vorstellen – nein, der Heini glaubte auch noch, in seiner Freizeit an unserer Maschine herumdoktern zu müssen.
„Der Hormayer weiß Bescheid. Der findet das cool, dass ich mich drum kümmern will.“
„So so. Der findet das also cool.“
„Mann, ich mach’s halt, weil ich’s kann. Und ist ja zum Wohle der Firma.“
Ich setzte die Flasche an und trank, bis es mir die Tränen aus den Augen trieb. Jürgen bot ich die Flasche nicht an. Stattdessen nahm ich noch eine von Matzes Tabletten.
Zum Wohle der Firma? Sag mal, hörst du dir eigentlich zu? … Schon mal was von Arbeitszeitregelung gehört, Arschloch?“
„Was?“
„Solidarität, Zusammenhalt unter Arbeitern, Proletarier aller Länder und so weiter. Alles Larifari für dich?“
„Na ja, ich denke halt an meine Zukunft.“
Er dachte also an seine Zukunft. Sehr vernünftig, rechtbesehen, ein wahrlich schlaues Kerlchen. Ich hätte kotzen können. Genau solchen Strebern war es zu verdanken, dass die Stückzahlvorgaben alle paar Wochen hochgeschraubt wurden. Oder dass von einem Tag zum anderen drei Männer die Arbeit von vorher vier schaffen mussten. Erst vor drei Monaten hatten sie Theo nach Hause geschickt, Walter wenige Wochen später. Was einen wie Jürgen nicht weiter juckte, weil er nach seinem Praktikum in der Fertigung in null komma nix eine Etage höher sitzen würde. Um dort dann mit sauberen Händen und einem Leuchten in den Augen den Bossen an den Lippen zu hängen, wenn sie das Hohelied von Rentabilität und Rationalisierung und Automatisierung und Gewinnoptimierung anstimmten. Amen. Während Leute wie ich sich nächtens im Bett dabei ertappten, an den Fingernägeln zu kauen oder sich in die Faust zu beißen, um nicht zu schreien. Während die Heerschar der Verlierer, der Schlaflosen, der Verrückten immer größer wurde. Ich nahm noch einen Schluck.
„Hast du den Theo noch gekannt?“
„Theo? ... Nö, nicht dass ich wüsste.“
„Den Walter?“
„Weiß nicht. Glaub nicht.“
„Schon mal in der Nacht hochgeschreckt, weil du so laut mit den Zähnen geklappert hast?“
„Was?“
„Vergiss es.“ Ich wusste nichts mehr zu sagen. Jürgen offenbar auch nicht.
„Na ja, ich muss dann langsam los. Die Pflicht ruft.“
„Ich wünsch dir eine großartige Zukunft, Arschloch.“
„Mensch, Andi, du kannst mich wirklich nicht leiden, was?“
Erwartete er sich eine Antwort? Ich blickte ihn nicht einmal an, sondern widmete mich wieder der Flasche. Doch eben, als ich sie zum Mund heben wollte, fuhr mir ein Schmerz durch die Lendenwirbel, quer hindurch, ein greller Blitzstrahl. Schlimmer als je zuvor. Mir blieb die Luft weg. Das war’s, dachte ich, Spielabbruch, Ende. Der Schmerz brachte mich fast um und der verfluchte grüne Schnee auf der Scheibe machte die Sache nicht besser. Wie erstickt fühlte ich mich, wie unter Wasser, alles wirkte schemenhaft, alles schien sich zu drehen. Mir war kotzübel, der Scheißwagen, die ganze Scheißwelt drehte sich, mir fehlte völlig der Durchblick. Ich schaltete die Scheibenwischer ein. Mühsam kratzten sie den Schnee vom Glas.
„Alles in Ordnung mit dir?“ Das sagte er nicht, das säuselte er. Dieser Speichellecker.
„Verzieh dich.“
„Bist du dir sicher?“
„Meine Schicht beginnt um sechs!“, brüllte ich.
„Na ja, du musst es wissen.“ Jürgen öffnete die Tür. Ich leerte die Flasche und schleuderte sie an Jürgen vorbei auf den Parkplatz. Sanft landete sie im Schnee, mit einem leisen Pfft, nicht lauter als das Seufzen einer Spitzmaus. Auch das noch. Ich hätte sie ihm an den Schädel schmettern müssen, ich Idiot. Meine Hände verkrampften sich ums Lenkrad. Mir tropfte eiskalter Schweiß von der Stirn.
„Bis dann, Andi.“ Er schickte sich an, auszusteigen. Ich stand im Begriff, das Lenkrad auszureißen.
„Eine Kleinigkeit noch, Jürgen …“, mir kam’s hoch, ich würgte an saurem Schleim, ich schluckte ihn runter, „im Kofferraum … da hab ich eine Decke … kannst mir die noch holen?“
Jürgen grinste mich an und nickte. „Klar, Andi, mach ich. Bist ja mein Kollege, oder?“ Er stieg aus. Sein gönnerhaftes Grinsen hatte mir endgültig den Rest gegeben. Und dieser lächerliche Bart! Ich beugte mich vor und übergab mich in den Fußraum.
Als Jürgen den Kofferraumdeckel wieder zuwarf, hatte ich längst den Motor gestartet und den Retourgang drin. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und schon sah ich Jürgen im rötlichen Schein der Rücklichter mit den Armen rudern und rücklings zu Boden gehen. Der Wagen machte einen Rumpler und dann noch einen und dann tauchte Jürgen wieder auf, festlich angestrahlt von den Frontscheinwerfern. Ein zuckendes Bündel im Schnee. Dieser Scheißkerl. Konnte genauso gut ein Reh sein. Oder eine Wildsau. Ich setzte weiter zurück, gute fünfzehn Meter, haute den Ersten rein und drückte auf die Hupe. Und mit vollem Karacho drüber. Das machte ich zwei-, dreimal, vor und zurück, ich war wie von Sinnen, ich fühlte mich großartig. Irgendwann ließ ich es gut sein und kurvte vom Parkplatz raus auf die Landstraße, Richtung Autobahn.
Unter uns gesagt, ich hatte keine Ahnung, wo ich hin wollte. Auf jeden Fall würde ich mich für ein paar Tage krankmelden, so viel stand fest.
Sofern ich nicht vorher gegen einen Brückenpfeiler raste. Oder in den Stausee.

 

Eigentlich mag ich deine Geschichte ja nicht. Ich hasse Brutalität und eigentlich widert es mich an mich damit zu befassen oder mir sowas auszudenken. Klar, der Effekt knallt rein. Aber ich empfinde Beschreibung von Brutalität immer ein bisschen billig. Deswegen mag ich andere Geschichten von dir lieber. Auch wenn diese noch so toll geschrieben ist.
Ich halte mich ja für einen eher friedfertigen und sanftmütigen Menschen und irgendwie war ich der Meinung, dass sich dieser Wesenszug auch in meinen Geschichten niederschlägt.
Aber wie ich mir jetzt meine Geschichtenliste durchgesehen habe, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass das allerhöchstens auf die Hälfte meiner Texte hier zutrifft. In all den anderen geht es tatsächlich alles andere als harmlos zu. (Zweimal stürzt am Ende der Protagonist in den Tod, einem wird vom eigenen Sohn ins Knie geschossen, einer wird von seiner Geliebten abgestochen, ein anderer wiederum verstümmelt sich sukzessive selbst, und wieder ein anderer wird gar auf abscheulichste Weise zu Tode gefoltert. Ganz zu schweigen von den 7 Milliarden Toten in meiner einzigen … öhm, Kindergeschichte. :Pfeif: Ach ja, und dann war da noch der Typ, der seine Mitfahrerin sexuell bedrängt, bevor sie beide mit dem Wagen in eine Schlucht stürzen.)
All diese Gewaltexzesse darfst du allerdings nicht mir vorwerfen, lieber @snif. Tatsächlich war es @Fliege, die mich vor einigen Jahren in diese Richtung drängte. („Tu deinen Figuren weh, offshore, quäle sie, lass sie leiden“, usw.)
Nein, im Ernst jetzt, ich stehe durchaus zu meiner Verantwortung als Schöpfer all dieser Grausamkeiten. Vielleicht sollte ich mal mit einem Psychologen reden.

Zudem trete ich hier als Verteidiger von Jürgen auf. Punkt.
Was ich durchaus nachvollziehen kann, snif. Ich selber habe ja erst gestern Mittag in meiner Antwort an Chutney dasselbe getan und ihr dargelegt, warum Jürgen meinem Dafürhalten nach nicht der Böse in der Geschichte ist.
Hey. Das ist einer, der mit anpackt. Das solltest du doch wissen, Herr offshore ... ;-)
... und falls das wirklich nur ein "Praktikant" ist: "Warum wird der vor die Nase gestellt? Warum lassen die ihn die Geräusche beheben? Dämliche Abteilungsleiter.
Wie du schon erwähntest, konnte ich auch nicht verstehen, warum Andi immer noch schichtet
Usw.
Mir ist natürlich klar, dass viele Details aus der Story herzlich wenig mit dem realen Berufsleben zu tun haben. Ich meine, wo gibt’s das im wirklichen Leben, dass ein quasi Halbtoter, also ein Typ, der aufgrund eines Rückenleidens kaum mehr gehen kann, nicht einfach in den Krankenstand geht? Oder auch der Umstand, dass Jürgen offenbar qualifiziert und geschickt genug ist, eine komplexe Maschine zu reparieren: Das müsste ihn ja in Andis Achtung eigentlich steigen lassen. Im Sinne von Handwerkerethos usw.
Aber zugunsten der Dramaturgie, bzw. um der dramatischen Effekte willen, hab ich‘s mit der Glaubwürdigkeit nicht allzu ernst genommen und die Story kurzerhand als Groteske angelegt.
Ach was. Ich bin im Meckermodus. Dabei habe ich keinen Grund. Ich habe die rasante Fahrt durch die Wasserparkröhre einfach genossen und habe dabei laut gekreischt.
Ob mit oder ohne Grund, ich hab’s sowieso nicht als Meckern empfunden, sondern als bedenkenswerte Einwände. Dafür und für dein Lob will ich mich herzlich bedanken, snif. Und schön, dass du wieder da bist.

Ach ja, noch zu deiner Frage:

(Büezer: schweizerdeutsch, wie heisst das in echtem Deutsch? Hemdsärmeliger Handwerker?)
Also bei uns in Wien nennt man solche Leute Hackler. (Dieser doch eher umgangssprachliche Ausdruck fand sogar Eingang in die österreichische Sozialgesetzgebung.)

Ich mag den Text. Du bewegst dich in bekannten Bahnen, findest immer noch den Ton, den Ausgleich zwischen Realität und Aberwitz, insofern eine wirklich gelungene Offshore'sche Groteske.
Dein Urteil freut mich wirklich, Isegrims. Vor allem, dass es mir in deinen Augen offenbar gelungen ist, auf diesem schmalen Grat zwischen Realität und Aberwitz nicht die Balance zu verlieren. (Wobei ja gerade in letzter Zeit – also wenn man sich die Welt als Ganzes und die Menschheit darauf im Speziellen so anschaut – sich der Unterschied zwischen Realität und Aberwitz immer mehr aufzulösen beginnt, stellenweise sogar schon völlig verschwunden ist. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Mm. der auctorial Erzähler quatscht mit mir, na ja, ziemlich unmodern und anbiedernd, zumal du die selbe Wendung mehrfach benutzt.
Sofern man gezählte zweimal als mehrfach bezeichnen will, hast du natürlich recht. Aber das erste „unter uns gesagt“ hatte ich schon in dem Fragment vom Vorjahr drin, aus dem diese Geschichte hier entstanden ist. Und ohne es jetzt begründen zu können, mir hat das irgendwie gefallen. So hab ich’s nicht nur beibehalten, sondern kurzerhand im vorletzten Satz noch einmal wiederholt, als so eine Art Selbstzitat des Andi.
Und so richtig gestört hat diese quasi Leseransprache offenbar noch niemand, zumindest hat sich bisher keiner lauthals darüber beschwert.
Er ertappte mich im Waschraum, wie ich mit durchgedrücktem Kreuz Fratzen schnitt und nicht wusste, wie ich den nächsten Schritt bewerkstelligen sollte.
was für einen Schritt?
Na, einen Schritt eben. Schritt im Sinne von Schritt im Sinne von einen Fuß vor den anderen setzen.
Capisce?

Vielen Dank, Isegrims, für deinen Besuch und schöne Grüße an Vitja.*)

offshore

*)

So, jetzt mal schauen, ob ich noch ne Lampe montiert kriege oder lieber zum Goethehaus fahre

„Haste das Neueste vom Isegrims gehört?“
„Dass er wieder säuft?“
„Is'n alter Hut. Das mit der Lampe meine ich.“
„Nö, erzähl.“
„Wollte ne Deckenlampe montieren, das Genie, und hat’s geschafft, sich dabei durch die Zunge zu bohren.“
„Durch die Zunge? Nicht dein Ernst!"
„Doch, voll durch. Mit nem 18er-Mauerbohrer.“
„Oh Mann! Diese Dichter!“
„Tja, saufende Dichter und gefährliches Werkzeug, ist ne blöde Mischung irgendwie.“
„Durch die Zunge … oh Gott oh Gott ... ich glaub, mir wird schlecht.“
„Einen doppelten Grappa, Heinrich. Schnell!“

:Pfeif:

 

Hallo @ernst offshore,

war ein Erlebnis der anderen Art, etwas Neues über meinen Prota zu lesen, so habe ich es empfunden. Dein Andi (soll mir der Name was sagen? :D) ist mir in seiner Denke fremd und dann spricht der auch noch so anders, so wohlformuliert, "stand mir nicht der Sinn", "wie lange ich diesen Job noch auf der Habenseite verbuchen konnte", "stand es um meine Lebensbilanz wahrlich nicht zum Besten", "was konnte meiner Stimmung zuträglicher sein" würde meiner niemals sagen. Der würde vor Misstrauen die Klappe halten, wenn jemand so redet, so knapp vor upper class, der würde zumachen, weil ihm das zu geschwollen, zu unheimlich wäre. Weil niemand so redet, da wo er herkommt und wenn, dann ist das kein Kumpel, kein Malocher, sondern ein Vertreter des Wohlstands, des Kapitals.
Und auch so was "Genaugenommen waren es winzige Eiskristalle, die mir der Wind waagrecht ins Gesicht peitschte." wäre meinem Prota vermutlich egal, denn er ist kein Mensch für das Feine, Genaue, sondern jemand, der sich seinen Weg durchs Leben stampft und dabei einsackt, was am Wegesrand liegt. Der würde den Wind stoisch hinnehmen, "scheiß Winter" denken und weitestampfen. Soll nicht heißen, dass dein Andi diese Sensibilität nicht haben darf, es widerspricht nur seinem sonstigen Habitus. Der hat auch schon was Lethargisches, der Andi, teils liest es sich wie eine Anleihe aus einem Chandler. "Es war weit nach Mitternacht, ich stand mit zwei Pappkartons und einem Koffer auf der Straße und ein eisiger Wind pfiff mir um die Ohren." könnte auch Philip Marlow sagen, finde das stellenweise sehr nüchtern und aus großer Höhe draufgeguckt. Will nicht sagen, ich fände diesen Ansatz verkehrt, mir fehlt nur, dass du das durchziehst, denn ich weiß nicht, wie ich das Humoristische und Primitive einordnen soll, da widerspricht sich einiges. Daher die Fremdheit.

Ich hab keine Ahnung, wie sich ein CW üblicherweise anfühlt, mir fehlt da der Vergleich. Ich fand es interessant, zu sehen, wie der Prota auch hätte sein können, so als Frustrierter, als Mörder mit Vorsatz, als Auswegloser. Du hast dem Prota schroffe Härte verpasst, machst ihn zu einem Verlierer in einer Abwärtsspirale, zum Proletarier-Opfer im Turbokapitalismus. Das hat schon auch was Schablonenhaftes, du schreibst ja was von Groteske. So sehe ich den Text nicht, für mich ist der unentschieden. Es tut an manchen Stellen weh zu lesen, wenn du schreibst, wie der Haken in seinem Rücken steckt und er sich nicht bewegen kann, das ist ja Folgeerscheinung eines harten Malocherlebens. Der hat ja eine eigene, reflektierte Sichtweise, eine klare Position, der Andi.
ernst offshore schrieb:
Um dort dann mit sauberen Händen und einem Leuchten in den Augen den Bossen an den Lippen zu hängen, wenn sie das Hohelied von Rentabilität und Rationalisierung und Automatisierung und Gewinnoptimierung anstimmten. Amen. Während Leute wie ich sich nächtens im Bett dabei ertappten, an den Fingernägeln zu kauen oder sich in die Faust zu beißen, um nicht zu schreien. Während die Heerschar der Verlierer, der Schlaflosen, der Verrückten immer größer wurde.

Jo, an den Stellen bin ich schon nah dran, fühle mit ihm und seinem Los aber es schwankt stark, denn an anderen Stellen relativierst du diesen Eindruck, bspw. auch mit der überzogenen Brutalität.
Gerade die Stellen, wo und wie seine Gedanken ums Ficken kreisen, machen ihn für mein Empfinden unnötig primitiv, das schafft Abstand, so dass ich von außen draufschaue und nicht mehr mitleide. Da gibt es wenig, was deinen Andi abgesehen von seiner Positionierung sympathisch macht (den Rocky haste ja leider gekillt). Er setzt sich nächtens auch lieber ins Auto, als bei einem seiner "Freunde" aufzuschlagen. Der steht mit dem Rücken zur Wand, hat alles im Leben gründlich verbockt und letztlich nichts mehr zu verlieren. Da steckt schon Tragik drin, doch ich muss gestehen, so richtig hat´s mich nicht erwischt, mir ist es letztlich egal, ob dein Andi vor einen Brückenpfeiler kracht.

Peace, linktofink

 

Dein Andi […] ist mir in seiner Denke fremd und dann spricht der auch noch so anders, so wohlformuliert,
Soll nicht heißen, dass dein Andi diese Sensibilität nicht haben darf, es widerspricht nur seinem sonstigen Habitus.
Will nicht sagen, ich fände diesen Ansatz verkehrt, mir fehlt nur, dass du das durchziehst, denn ich weiß nicht, wie ich das Humoristische und Primitive einordnen soll, da widerspricht sich einiges. Daher die Fremdheit.
Das hat schon auch was Schablonenhaftes, du schreibst ja was von Groteske. So sehe ich den Text nicht, für mich ist der unentschieden.
Ich hab da jetzt ein paar kritische Aussagen aus deinem Kommentar rausgepickt, linktofink, und wenn ich mir die so anschau, kann ich eigentlich nur betreten zu Boden blicken und undeutlich nuscheln: „Verdammt, ja, ich wusste schon beim Schreiben um diese Schwächen der Story.
In einer früheren Antwort habe ich sie auch schon angesprochen:
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich beim Schreiben nicht recht wusste, wie ich den Andi wirken lassen wollte. Natürlich orientierte ich mich weitgehend am Protagonisten aus linktofinks Story, und der erfährt dort ja schon aufgrund seiner Erzählsprache eine gewisse Charakterisierung, stellt sich dem Leser als das dar, was man landläufig (und durchaus abwertend) als echten Proleten bezeichnet. Aber auch wenn ich selber – im wirklichen Leben – mich dieses Sprachduktus allemal zu bedienen weiß – zumindest, wenn es die Umstände erfordern – so kann und vor allem will ich nicht so schreiben. Und das war eigentlich meine größte Sorge, also dass man die Erzählsprache des Andi als völlig unauthentisch empfinden könnte.
Während du in deiner Story mittels der Erzählsprache des ich-Erzählers eine konsistente Übereinstimmung von Figur und Handlung erschaffst, mach ich das genaue Gegenteil:
Mit meiner Lust an nennen wir’s mal „geschliffenen Formulierungen“ zerstöre ich im Grunde die innere Logik der Story: Kein Mensch denkt und rekapituliert und reflektiert dermaßen bedacht, besonnen und vor allem wohlformuliert – also druckreif quasi. Schon gar nicht ein Typ, der wie dieser Andi nicht nur seelisch und körperlich am Ende ist – und obendrein bis oben hin voll mit Schnaps und Drogen – sondern nach allem, was er so aus seinem Leben erzählt, nicht unbedingt wirkt, als wäre er einer, der zum Beispiel allzu viele Bücher gelesen hat.
Und auch wenn vor dir bisher niemand der Kommentatoren diese so augenscheinliche Widersprüchlichkeit innerhalb der Story explizit bemängelt hat, mich selber stört sie nun von Tag zu Tag mehr.
So sehr, dass ich mir jetzt ernsthaft überlege, endlich das zu tun, was ich schon beim Schreiben immer wieder kurz in Erwägung gezogen habe: Nämlich die Erzählperspektive zu ändern. Nicht mehr Ich-Perspektive, sondern ein personaler Erzähler in der dritten Person.
In hab jetzt schon mal begonnen, mein Originaldokument umzuschreiben und bin bisher auf nur ganz wenige Stellen gestoßen, von denen ich mir einbilde, dass sie ausschließlich in der Ich-Perspektive funktionieren. Aber auch die lassen sich vermutlich irgendwie hinbiegen.
Ich werde mir jetzt noch ein paar Tage Bedenkzeit geben, bevor ich diesen radikalen Schnitt endgültig vollziehe, aber ich bin mittlerweile schon fast überzeugt, dass die Story dadurch gewinnen könnte.
Vielen Dank jedenfalls, linktofink, für deine vielen Gedankenanstöße.
Mal sehen, was aus der Story noch wird.

offshore

Ach ja, und danke für den Namen. :D

 

Moin, moin @ernst offshore ,

nun schleiche ich seit Veröffentlichung um Deine Geschichte drum rum und weiß nicht, warum ich enttäuscht bin. Die ist von Dir und ich liebe Deinen Schreibstil. Aber stimmt wahrscheinlich nicht, ich liebe Deine Sprache und das hier hört sich an, wie Ernst nach viel Wein/Whisky oder ähnlichem und einem echt schlechten Tag/Monat/Leben. Also es ist immer noch gut geschrieben, aber so anders ...

Da ich keinerlei konstruktive Vorschläge im Angebot habe, ist dies hier leider nur mein Versuch, wirklich all die fleißigen/schönen Challengegeschichten mit einem Kommentar zu versehen, Du kriegst ihn einfach dafür, dass Du geschrieben hast. Und wenn Du Spaß dran hattest - alles gut. Und wenn Du, wie ich gerade entdeckt habe, an eine neue Version gehst, sitze ich hier schon ganz hippelig und warte drauf. Dann gibt es auch einen ordentlichen Komm ...

Nun ist mir durchaus bekannt, das Geschichten kein Wunschkonzert sind, Du also jetzt berechtigterweise den Kopf schütteln darfst, aber schreibst Du bitte demnächst eine andere Geschichte, irgendeine richtige Offshoregeschichte?

sorry, witch

 
Zuletzt bearbeitet:

nun schleiche ich seit Veröffentlichung um Deine Geschichte drum rum und weiß nicht, warum ich enttäuscht bin.
:cry:
Die ist von Dir und ich liebe Deinen Schreibstil.
:)
ich liebe Deine Sprache
:D
und das hier hört sich an, wie Ernst nach viel Wein/Whisky oder ähnlichem und einem echt schlechten Tag/Monat/Leben. Also es ist immer noch gut geschrieben, aber so anders ...
:Pfeif:

Abgesehen davon, dass ich so gut wie keinen Wein trinke und Whisky auch nur dann, wenn ich dazu genötigt werde (zum Beispiel von Jimmy und dotslash bei Wk-Treffen), muss ich dir gestehen, liebe greenwitch, dass ich mich beim Schreiben meiner Storys schon immer an den Leitsatz des großen Udo Lindenberg gehalten habe: „Betrunken schreiben und nüchtern gegenlesen. Ist beides wichtig.“*)
So gesehen wüsste ich jetzt nicht zu sagen, was beim Entstehen dieser Story hier anders gewesen wäre. Auch die äußeren Umstände haben sich nicht groß unterschieden. (Mein ganz persönlicher Leitsatz angesichts der Welt im Ganzen und der Menschheit darauf im Speziellen lautet schon seit Jahrzehnten: „Es gibt keinen Grund, nicht verrückt zu werden.“)
Was ich sagen will, greenwitch: Ich weiß nicht, warum diese Story so geworden ist, wie sie ist.
Wie ich es im Grunde von keiner meiner Storys weiß. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, wo mir zum Beispiel ein Erlebnis aus meinem eigenen Leben Pate gestanden hat, entstanden alle meine Storys völlig ohne Plan und Konzept. Prämisse erstellen? Plot konstruieren? Dramaturgie entwerfen? Das sind alles spanische Dörfer für mich.
Meistens habe ich lediglich eine kleine Szene oder gar nur ein paar Sätze, die mir einfach gefallen, und im besten Fall entspinnt sich daraus irgendwas. Im allerbesten Fall eine Story. Ich gehe zwar nicht so weit wie viele andere, die behaupten, ihre Figuren entwickelten ein Eigenleben (was ich für ausgemachten Quatsch halte), aber dass meine Storys in Wahrheit reine Zufallsprodukte sind, kann ich nicht leugnen.

Nun ist mir durchaus bekannt, das Geschichten kein Wunschkonzert sind, Du also jetzt berechtigterweise den Kopf schütteln darfst, aber schreibst Du bitte demnächst eine andere Geschichte, irgendeine richtige Offshoregeschichte?
Du meinst, so eine richtige Herz-Tränen-Schmerz-Torte? Dazu kann ich nur sagen, lassen wir uns überraschen, liebe greenwitch.
Vielen Dank für deinen Besuch.

offshore


*) Gibt übrigens ein hübsche Anekdote zu dem Thema:
Der große österreichische Schriftsteller Joseph Roth war in gleichem Maße glühender Monarchist und exzessiver Alkoholiker. 1939 traf er im Exil in Paris mit Otto von Habsburg zusammen, dem Sohn des letzten Kaisers von Österreich & Königs von Ungarn. Kaisersohn Otto war darüber besorgt, dass der haltlose Alkoholkonsum den großen Dichter über kurz oder lang zu Tode bringen würde, deshalb ließ er ihn vor sich antreten und sprach ein Machtwort: In scharfem Ton befahl er Roth, augenblicklich mit dem Trinken aufzuhören.
Roth schlug die Hacken zusammen und rief: „Jawoll, Majestät!“ – und rührte fortan keinen Tropfen Alkohol mehr an.
Ein paar Wochen darauf starb er. Todesursache war der abrupte Alkoholentzug. :bonk:

 

Hallo @ernst offshore ,

lang ists her, dass ich hier rumgestöbert habe. Aber dann stolper ich gleich über dieses formidable kleine Werk von dir und es erwischt mich mit einer Backflash-Wucht, die einfach wunderbar ist. Ein herrliches fieses kleines Teil. Für mich absolut rund und in sich stimmig.
Ich könnte jetzt so viele Stellen zitieren, die ich gefeiert habe, lachen musste ich, als er er den Jürgen überrollt.

Der Wagen machte einen Rumpler und dann noch einen und dann tauchte Jürgen wieder auf, festlich angestrahlt von den Frontscheinwerfern.
festlich angestrahlt :lol:
Und Rumpler klingt auch so fies niedlich
Hach herrlich, wunderbar groteske Szene, rüber und noch mal rüber, könnte ein Reh sein ...
Ein konsequentes Finale.
Und das:
Auf jeden Fall würde ich mich für ein paar Tage krankmelden, so viel stand fest.
Genial.

Das Original habe ich erst im Nachhinein gelesen. Das ist schon ein bitterer Kontrast. Du hast hier eine Art Groteske draus gemacht, während das Original tatsächlich weh tut.

Lieber lesen tun tu ich allerdings deine Version :D
Am besten noch eine Fortsetzung.

Angenehm dosiert finde ich auch die Gesellschaftskritik im Text. Das ist schon ein gewagter Spagat, aber es fügt sich wunderbar ein.

Nur damit ich nicht ausschließlich lobhudel: Die einzige Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist:

Und mit vollem Karacho drüber. Das machte ich zwei-, dreimal, vor und zurück, ich war wie von Sinnen, ich fühlte mich großartig. Irgendwann ließ ich es gut sein und kurvte vom Parkplatz raus auf die Landstraße, Richtung Autobahn.
Ich finde, es braucht diesen Einschub nicht. Mehr noch, der kippt für mich aus dem Erzählten. Das impliziert ja, dass er begreift, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Im Rest des Textes bleibt aber genau dieser Punkt außen vor. Für mich auch der dicke Pluspunkt hierbei.

Eine Stippvisite, wie ich sie mir nicht hätte besser wünschen können.

grüßlichst
weltenläufer

 

Vor zwei Wochen erst wurde von @SilvitaJorska“ wieder ans Tageslicht geholt und jetzt kommst du, lieber @weltenläufer, und kramst diesen Copywrite-Text hervor. Mir scheint, als wäre ich den Klauen der Wortkrieger doch noch nicht endgültig entronnen. :Pfeif:

Aber im Ernst jetzt, ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass du wieder einmal hier auftauchst. Nach wie vor nämlich zählst du für mich gewissermaßen zum Fundament des Forums, immerhin warst du in meiner Anfangszeit nicht nur eine der aktivsten Figuren hier, sondern in meinen Augen auch einer der interessantesten Autoren. Umso mehr hab ich es bedauert, dass du dann immer seltener hier warst und schließlich gänzlich verschwunden bist.

Das Original habe ich erst im Nachhinein gelesen. Das ist schon ein bitterer Kontrast. Du hast hier eine Art Groteske draus gemacht, während das Original tatsächlich weh tut.
Tatsächlich gerieten meine letzten drei Storys zu Grotesken, auch wenn ich das beim Schreiben überhaupt nicht im Sinn hatte. Was soll ich sagen, die wurden einfach so. Vielleicht muss ich mich damit abfinden, dass es mit meinem ernsthaften (no pun intended) Schreiben wirklich vorbei ist.

Lieber lesen tun tu ich allerdings deine Version:D
Am besten noch eine Fortsetzung.

Das kann ich dir leider wirklich nicht versprechen.
Schön, dass du wieder da bist.

offshore

 

Lieber @ernst offshore

nd kramst diesen Copywrite-Text hervor. Mir scheint, als wäre ich den Klauen der Wortkrieger doch noch nicht endgültig entronnen

Hah! Ich finds toll, dass Deine Geschichten hervorgekramt werden und Du den Wortkriegern nicht entkommst :D Hab die Geschichte natürlich auch lesen müssen und sie hat mir gut gefallen. Sie trieft vor Sarkasmus, viel schwarzer Humor, viel Verzweiflung. Ein sehr flüssiger Text, das Tempo genau richtig. Ich bin sehr nah an dem Prota dran, kann mir alles gut vorstellen. Mir ist er übrigens nicht unsympathisch, eher tut er mir ein wenig leid. Sprachlich wieder sehr hohes Niveau der Text.

Hier ein paar Anmerkungen:

Eine Sache, die ich noch nie hatte ausstehen können, dieses elende Dreckswetter, diesen elenden Winter. Ich war eher der Schönwettertyp, weiß der Himmel, was ich in dieser Ecke der Welt verloren hatte. Sinnlos, darüber nachzudenken.

Ach, da hat er von mir sofort sehr viele Sympathiepunkte erhalten. Das empfinde ich nämlich ganz genaus so :bounce:

was jetzt genau im Arsch der einen und was im Mund der anderen steckte, er besäße ja wohl kaum zwei Pimmel, oder wie?

Lol :D Da musste ich herzhaft lachen.

Ich grinste vor mich hin – was konnte meiner Stimmung zuträglicher sein, als zu hören, dass es noch weit Beklopptere als mich gab?

Und auch das hat mich zum Schmunzeln gebracht und macht den Prota sympathisch.

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass die Windschutzscheibe zugeschneit war. Draußen herrschte tiefster Winter und im Wagen hatte es keine fünf Grad.

Da leide ich echt mit. Der Arme!

Er schloss die Tür und schaute mich treuherzig an. „Toll, dass es endlich schneit, was?“
Der Typ war wirklich irre, ich fasste es nicht.

Lol :D Das kann ich sooo gut nachvollziehen.

Während die Heerschar der Verlierer, der Schlaflosen, der Verrückten immer größer wurde.

Sehr schön ausgedrückt :thumbsup:

„Na ja, ich muss dann schön langsam los. Die Pflicht ruft.“

Würde ich streichen.

Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und schon sah ich Jürgen im rötlichen Schein der Rücklichter mit den Armen rudern und rücklings zu Boden gehen. Der Wagen machte einen Rumpler und dann noch einen und dann tauchte Jürgen wieder auf, festlich angestrahlt von den Frontscheinwerfern. Ein zuckendes Bündel im Schnee.

Da hast Du mich echt überrascht. Damit hab ich nicht gerechnet.
Und obwohl die Reaktion Deines Protas natürlich sehr krass ist, kann ich sie irgendwie verstehen. Grins schief.

Unter uns gesagt, ich hatte keine Ahnung, wo ich hin wollte. Auf jeden Fall würde ich mich für ein paar Tage krankmelden, so viel stand fest.
Sofern ich nicht vorher gegen einen Brückenpfeiler raste. Oder in den Stausee.

Das Ende gefällt mir, lässt Spielraum. Ich kann mir als Leser selbst ausmalen, wie es mit ihm weitergeht.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

@ernst offshore

Mir scheint, als wäre ich den Klauen der Wortkrieger doch noch nicht endgültig entronnen
Na, das hoffe ich ja nun wirklich nicht! Mögen die Klauen dich ritzen, wenn du hier ganz und gar fernbleibst ;)
Nach wie vor nämlich zählst du für mich gewissermaßen zum Fundament des Forums, immerhin warst du in meiner Anfangszeit nicht nur eine der aktivsten Figuren hier, sondern in meinen Augen auch einer der interessantesten Autoren.
Boah, das liest sich natürlich ... Hach, you made my Day.
Umso mehr hab ich es bedauert, dass du dann immer seltener hier warst und schließlich gänzlich verschwunden bist.
Glaub mir, das fiel mir auch wirklich äußerst schwer, aber das RL ist bekanntlich krasser als jede Fiktion und treibt einen mitunter in Entscheidungen, die man sich selbst hätte nie vorstellen können ... Ganz große Wehmut ...
Vielleicht muss ich mich damit abfinden, dass es mit meinem ernsthaften (no pun intended) Schreiben wirklich vorbei ist.
hehe. Da dir glücklicherweise auch die groteske Light-Variante liegt, gibt es aus meiner Sicht nichts zu beanstanden
Das kann ich dir leider wirklich nicht versprechen.
Schade. Denn ganz ehrlich, das würde ich gerne lesen.
Schön, dass du wieder da bist.
Ja, mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Danke in jedem Fall für die Blumen.

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

,,, Sarkasmus, viel schwarzer Humor, viel Verzweiflung
Nun ja, liebe Silvita, der Andi ist im Grunde ein Verlierer, ein am Leben Gescheiterter, der hängt schon längst in den Seilen und der Jüngste ist er auch nicht mehr. Da bleibt ihm letztlich nur bitterer Sarkasmus, um der Welt zumindest noch halbwegs die Stirn bieten zu können.

Mir ist er übrigens nicht unsympathisch, eher tut er mir ein wenig leid.
Da leide ich echt mit. Der Arme!
Mitleid mit einem Mörder?
Im Hinblick auf seine Wahnsinnstat zum Schluss war es natürlich eine fiese Strategie von mir, den Andi vorher nicht allzu unsympathisch zu zeichnen. Schön, wenn das Konzept trotzdem aufgeht.
Das Ende gefällt mir, lässt Spielraum. Ich kann mir als Leser selbst ausmalen, wie es mit ihm weitergeht.
Ich würde sagen, wir lassen ihn am Leben, was meinst du? Zumindest stünde dann einer Fortsetzung der Story nichts im Wege. :Pfeif:

„Na ja, ich muss dann schön langsam los. Die Pflicht ruft.“
Würde ich streichen.
Das hat einstens schon AWM beanstandet – er glaubte, dass es ein Tippfehler wäre und eigentlich „schon“ heißen sollte – woraufhin ich ihm den semantischen Unterschied zwischen (dem Adjektiv) „schön“ und (dem Modalpartikel) „schon“ in dieser Verwendungsform zu erklären versuchte, bzw. dass es sich bei „schön langsam“ offenbar um eine endemisch österreichische Redewendung handelt und so weiter. (Tatsächlich findet sich im www mit dem Suchbegriff „schon langsam oder schön langsam?“ in einem Forum ein seitenlanger Diskussionsthread zu der Frage.)
Jedenfalls habe ich deinen Streichungsvorschlag zum Anlass genommen, mir den Text noch einmal ins Edit-Fenster zu holen, und dann habe ich nicht nur das „schön“ rausgeschmissen, sondern bei der Gelegenheit gleich noch eine Handvoll anderer längst fälliger Änderungen vorgenommen. (Drei Wörter und ein Komma gestrichen, ein zweisilbiges Wort durch ein einsilbiges ersetzt, einen Nebensatz umgestellt. Alles der Satzrhythmik zuliebe.)

Vielen Dank, Silvita, für deinen schönen Kommentar. (Und danke auch für deine neuerliche Wortmeldung unter Jorska. Dort wollte ich dir nicht mehr antworten, weil der Thread eh schon aus allen Nähten platzt.)


Danke in jedem Fall für die Blumen.
Gern geschehen, weltenläufer, und jederzeit wieder. Brauchst dafür lediglich eine neue Story ins WK-Forum stellen. :D

 

Lieber @ernst offshore

Nun ja, liebe Silvita, der Andi ist im Grunde ein Verlierer, ein am Leben Gescheiterter, der hängt schon längst in den Seilen und der Jüngste ist er auch nicht mehr. Da bleibt ihm letztlich nur bitterer Sarkasmus, um der Welt zumindest noch halbwegs die Stirn bieten zu können.

Da hast Du recht und das hast Du beim Schreiben super transportiert.

Mitleid mit einem Mörder?
Im Hinblick auf seine Wahnsinnstat zum Schluss war es natürlich eine fiese Strategie von mir, den Andi vorher nicht allzu unsympathisch zu zeichnen. Schön, wenn das Konzept trotzdem aufgeht.

Geht auf jeden Fall auf das Konzept :)

Ich würde sagen, wir lassen ihn am Leben, was meinst du? Zumindest stünde dann einer Fortsetzung der Story nichts im Wege

Ich hab nichts dagegen und wäre an einer Fortsetzung sehr interessiert :)

Das hat einstens schon AWM beanstandet – er glaubte, dass es ein Tippfehler wäre und eigentlich „schon“ heißen sollte – woraufhin ich ihm den semantischen Unterschied zwischen (dem Adjektiv) „schön“ und (dem Modalpartikel) „schon“ in dieser Verwendungsform zu erklären versuchte, bzw. dass es sich bei „schön langsam“ offenbar um eine endemisch österreichische Redewendung handelt und so weiter. (Tatsächlich findet sich im www mit dem Suchbegriff „schon langsam oder schön langsam?“ in einem Forum ein seitenlanger Diskussionsthread zu der Frage.)
Jedenfalls habe ich deinen Streichungsvorschlag zum Anlass genommen, mir den Text noch einmal ins Edit-Fenster zu holen, und dann habe ich nicht nur das „schön“ rausgeschmissen, sondern bei der Gelegenheit gleich noch eine Handvoll anderer längst fälliger Änderungen vorgenommen. (Drei Wörter und ein Komma gestrichen, ein zweisilbiges Wort durch ein einsilbiges ersetzt, einen Nebensatz umgestellt. Alles der Satzrhythmik zuliebe.)

Als Tippfehler hatte ich es nicht gesehen. Ich kenn den Ausdruck "schön langsam", fand es einfach nur unnötig :)
Cool, dass Du es rausgeschmissen hast und den Text nochmal überarbeitet hast

Vielen Dank, Silvita, für deinen schönen Kommentar. (Und danke auch für deine neuerliche Wortmeldung unter Jorska. Dort wollte ich dir nicht mehr antworten, weil der Thread eh schon aus allen Nähten platzt.)

Von Herzen gerne.

Ich wünsche Dir einen schönen Freitag und einen baldigen Start ins Wochenende.

Liebe Grüße,
Silvita

 

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