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- 21.04.2009
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Franz kehrt heim
Franz kehrt heim
Franz fuhr gerne in seinem Auto. Es war ein Geschäftswagen mit einigem Komfort und er genoss die Wärme der Heizung und hörte eine seiner Lieblings-Cds. Er war auf dem Nachhauseweg. Das Wochenende stand bevor und er war gut gelaunt.
Es war spät im Jahr und es war schon stockdunkel. Seit Tagen wurde es immer kühler und vielleicht würde es bald sogar schneien. Sein Heimweg führte ihn durch ein gewundenes Tal, er kannte jede Kurve und fuhr flott nach Hause. Seit einiger Zeit fuhr ein Auto hinter ihm her. Er bemerkte es erst nicht und fand es aber mit der Zeit lustig, wie dieses Auto dieselben Abzweigungen nahm wie er, den Blinker gleichzeitig setzte wie er- ja es fuhr eigentlich auch genauso schnell wie er. Bin gespannt, ob er hier auch abbiegt, dachte er bei sich als er in die Straße in sein Dorf abbog. Und tatsächlich auch hier bog er ab. Er beobachtete dieses Auto jetzt genauer im Rückspiegel und es sah so aus als ob er dasselbe Automodell fuhr. Als er ins Dorf kam sah er sogar, dass das Auto dieselbe Farbe wie seines hatte. Dann verlangsamte Franz das Tempo um in seinen Hof einzufahren. Als er schließlich ganz langsam fuhr kroch ihm ein Schreck in die Glieder. Das Auto hinter ihm hatte sein Kennzeichen! Vor Schreck trat er auf die Bremse. Doch ehe er es sich versah fuhr das andere Auto an ihm vorbei in seinen Hof und in seine Garage! Das war ja dann doch zuviel. Schnell parkte Franz sein Auto auf einem öffentlichen Parkplatz weiter oben an der Strasse und lief eilig zu seinem Haus. Als er in den Hof kam, sah er gerade noch wie der andere in seine Haustür ging. Das gab es doch nicht! Na ja seine Frau würde den auf jeden Fall gleich rauswerfen. Er freute sich schon auf das Spektakel. Er wartete kurz, aber nichts geschah! Dann ging er selbst zur Tür, aber er fand seinen Hausschlüssel nicht mehr, was war das nur für ein Tag. Völlig verwirrte ihn schließlich, als er durch das Küchenfenster sah, wie seine Frau den Fremden umarmte. Als er seine Frau umarmte zwinkerte er Franz, hinter dem Rücken seiner Frau, fröhlich grinsend zu. Seine Frau bemerkte anscheinend gar nicht, dass jemand anderes nach Hause kam als er selbst. Franz klingelte an der Tür, aber es schien niemand zu hören, oder war die Klingel kaputt? Er trommelte gegen die Tür- nichts geschah! Er klopfte an die Fensterscheibe der Küche- keine Reaktion. Es fiel ihm immer schwerer die Scheibe zu erreichen, er kam sich plötzlich kleiner vor. Drinnen holte seine Frau ein feines Essen aus dem Ofen während der Fremde eine Flasche Rotwein entkorkte und den Tisch deckte, sie hatten anscheinend beide beste Laune. Franz wurde vom vielem Trommeln und an die Scheibe schlagen völlig wütend. Es wurde immer kälter und erste Schneeflocken fielen bereits in sein heiß gerötetes Gesicht. Was er sah war unglaublich: Seine Frau aß mit dem Fremden zu Abend und unterhielt sich anscheinend prächtig. Sie lachten und scherzten. Nach dem Essen stand sie auf, räumte den Tisch und er ging ins Bad- in sein Bad! Als sie in der Küche fertig war kam er in seinem Pyjama aus dem Bad und sie setzten sich ins Wohnzimmer. Franz rannte ums Haus um besser ins Wohnzimmer sehen zu können. Der Fremde machte ein gemütliches Feuer im Ofen an, er konnte das genauso gut und schnell wie Franz. Franz hämmerte gegen die Scheiben, aber es schien ihn immer noch niemand zu hören und langsam wurde er auch müde davon. Was sollte es, es hörte ihn ja doch niemand! Er begann nur mehr ins Haus zu schauen und musste bald seinen Kopf strecken um ins Fenster hinein schauen zu können. Sie schalteten drinnen den Fernseher an und es kam anscheinend eine Fernsehkomödie, denn die beiden drinnen lachten immer öfter herzhaft miteinander. Sie kuschelten zärtlich auf dem Sofa ganz eng zusammen. Er war so enttäuscht von seiner Frau! Drinnen wurde es anscheinend immer gemütlicher und die Zärtlichkeiten zwischen den beiden wurden immer intimer. Nach ihm endlos erscheinender Zeit ging endlich der Fernseher aus. Der Fremde ging gleich ins Bett und Franz ging vor das Schlafzimmerfenster. Es fing immer stärker an zu schneien Franz musste sich ein paar Steine auf einander stapeln um darauf zu stehen um ins Schlafzimmer sehen zu können. Gerade als er hineinschauen konnte sah er seine Frau aus dem Bad gegenüber ins Schlafzimmer kommen. Sie hatte gar nichts an und Franz ahnte was das hieß. Im Schlafzimmer löschten sie die Lampen und nur eine kleine Kerze gab noch etwas Licht. Er schaffte es auch nicht mehr auf den Steinen stehend hinein zu schauen…und er wollte jetzt auch nicht mehr sehen was drinnen geschah, er wusste es auch so. Ab und zu sah er das flackernde Licht an der Schlafzimmerdecke. Franz war so müde geworden, so unendlich müde. Der Schlaf erlöste ihn von seiner Pein und er gab sich ihm trotz der bitteren Kälte hin. Drinnen tranken sie danach noch ein Glas Wein, der Fremde löschte die Kerze und sie sahen im Licht der Straßenlaterne, dass es draußen heftig schneite. Dann schliefen die beiden auch ein. Eng umschlungen und glücklich…
Der nächste Morgen war sonnig und es hatte in der Nacht wirklich viel geschneit. Sie erwachte und ging aus dem Schlafzimmer zur Terrassentür, öffnete diese und trat barfuss in den kühlen Schnee, das tat ihr gut. Es war ein klarer, herrlicher Wintertag mit frischer Luft. Sie gähnte und streckte sich glücklich. Dann sie sah sich um, im Garten war alles tief verschneit und sie erkannte die Büsche und Sträucher nur schemenhaft. Ein kleiner Schneehaufen vor ihrem Schlafzimmerfenster kam ihr etwas seltsam vor.