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Freier Fall

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20.05.2009
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Freier Fall

Unsere Maschine gab ein seltsames Stottern von sich, als sie in die graue Wand stach. Draussen, vor den Fenstern, verschwanden sofort jegliche Silhouetten und Konturen, welche vorher noch schemenhaft zu erkennen waren. Wir waren in eine neue Welt eingetaucht, in eine düstere und trostlose Umgebung, aus der es keinen Ausweg zu geben schien. Über die Lautsprecher wurde uns mitgeteilt, wir sollten nur noch in Notfällen unseren Platz verlassen. Mir gegenüber sass ein mir noch unbekannter junger Mann. War er das erste Mal in unserer Gruppe? Seine Körperhaltung war gelassen, aber seine Anspannung und Nervosität waren unverkennbar. Sein Blick schweifte hilfesuchend durch die Runde, doch niemand erwiderte ihn. Wir alle waren mit unseren eigenen Gedanken und Gefühlen beschäftigt. Erst als man draussen die ersten schwachen Sonnenstrahlen erkennen konnte, schien neues Leben in die Körper zu strömen.

Erneut nahm der Pilot über die Lautsprecher Kontakt zu uns auf. Dieses Mal liess uns die Meldung aufatmen. Vor uns lag eine Schönwetterfront, welche optimale Bedingungen für unseren Sprung aufwies. Über uns waren die sich drehenden Rotorblätter sichtbar, noch weiter oben der klare blaue Himmel. Und das Wichtigste war, dass unter uns nur noch vereinzelte Wolken in der Luft schwebten. Welche die sonst klare Sicht auf die Erde versperrten. Das dichte Wolkenmeer lag schon eine grössere Distanz hinter uns. Erst jetzt konnte ich mich richtig auf das unvergessliche Erlebnis freuen. Es war nicht etwa unvergesslich, weil es einmalig war. Es lag daran, dass, wie schon alle meine Fallschirmsprünge, auch diese wieder Nervosität und Freude auslösen würde.

Langsam kamen wir dem Absprungpunkt näher. Unsere sechsköpfige Truppe begann mit den ersten Vorbereitungen. Jeder bekam seinen zugeteilten Rucksack, in dem der Schirm verstaut war. Ein letztes Mal sprach man sich untereinander ab, man wünschte sich Glück und verabschiedete sich.
Die Luke wurde geöffnet. Der Helikopter schwebte an Ort, hoch über einer Miniaturlandschaft. Einer nach dem andern sprang in die Leere hinaus, endlich kam ich an die Reihe. Ausser mir waren nur noch der Pilot und unser Leiter an Bord, und dieser neue Unbekannte. Man wünschte mir Glück. Ich sprang!

Den freien Fall am eigenen Körper zu erfahren, das war das beste Gefühl im Leben. Ich schoss der Erde entgegen, die Bäume und Häuser kamen immer näher, dann kam der Moment, auf den es ankommt. Ich zog langsam an der Schnur. Mit einem Zischen spannte sich sofort ein riesiger Schirm über mir aus. Mein Fall wurde gebremst und ich segelte gemächlich dem Boden entgegen. Weit über mir sah ich einen roten Punkt. Als ich genauer hinsah, erkannte ich einen noch kleineren schwarzen Punkt mir entgegenkommen. Der Neuling war gesprungen. Endlich konnte auch er dieses Gefühl spüren, diese Schwerelosigkeit am eigenen Leibe zu erleben. Der Punkt kam näher und näher, er war schon als Person erkennbar. Ich zollte ihm Respekt, wie lange er mutig blieb und den Schirm ungeöffnet liess. Plötzlich hörte ich einen leisen Schrei, der immer lauter wurde. Da gefror mir das Blut in meinen Adern.

Dieser einzigartige Moment der Freude, der wurde durch die Todesangst verdrängt. Der freie Fall wurde zur tödlichen Falle. Er war schon auf meiner Höhe, untätig musste ich zusehen, wie er langsam wieder zum schwarzen Punkt wurde. War es Sabotage, war es seine Unfähigkeit oder einfach nur Pech? Aber was spielt das für eine Rolle? Die Chance, einen solchen Aufprall zu überleben, ist schwindend klein. Noch ein letztes Mal sah ich dem Fallenden hinterher. Dann konnte ich den Anblick nicht länger ertragen.

 

Hallo Alexander,

Draussen
ß
Kleine Faustregel: kann man das betreffende Wort auch langsam und gedehnt aussprechen, sodass es gut klingt, und klingt es, wenn es schnell ausgesprochen wird, schlecht, nimmt man "ß".
Beispiele:
"Drauuußen"? Ja, klingt. "Draussn"? Nein, klingt nicht.
"Liiieß"? Ja, klingt. "Liss"? Nein, klingt nicht.
"Saaaß"? Ja, klingt. "Sass"? Nein, klingt nicht.
Es heißt also auch nicht "Fussball" (sieht man so oft)...

Zur Story: Joa, da springt ein Fallschirmspringer, dabei wird er von einem anderen überholt, dessen Schirm sich nicht öffnet. Doof gelaufen.
Irgendwie hat mich das Ganze nicht berührt, keine Emotionen geweckt, ich hatte keine Bilder vor Augen.
Nach dem Lesen habe ich ein geistiges Schulterzucken durchgeführt und mich an den Kommentar gemacht.
Es gibt null Hintergründe. Warum übt der Prot das Fallschirmspringen aus? Was fühlt er dabei?
Der Neue wird fast gar nicht beschrieben. Wer ist er? Warum will er springen? Was erhofft er sich?
Gibt es Anzeichen, dass bei ihm etwas schief laufen könnte? (Spannung!)
Der Neue ist total farblos, deswegen habe ich auch kein (wenig) Mitleid mit ihm.

Grüße,
Maeuser

 

Hallo Maeuser

Danke für deine Anregungen. Leider war ich mit den ß-Regeln nicht vertraut, da ich als Schweizer davon nie gebrauch mache.
Ich stimme dir zu, dass die Geschichte ausbaufähig ist, bei einer allfälligen Überarbeitung werde ich auf deine Bewertung zurückgreifen.

Grüsse
Alexander

 

Hallo!

Zu dem "ß": Es gibt ein Land in Europa, das hat diesen Buchstaben komplett abgeschafft. Ein völliges Fehlen dieses Buchstaben ist so ein Hinweis auf die Herkuft des Autors. :)

Zum Text:

Er ist langweilig erzählt. Klingt so, als würdest du erzählen, wie du gestern deine Zähne geputzt hast. Wen interessiert es?

Du könntest es spannender machen, in dem du näher ran gehst. Die Personen leben lässt. Vielleicht kennt er den Typen? Vielleicht hat er vorher noch mit ihm geredet, vielleicht haben sie gelacht und sich für nach den Sprung auf ein Bier verabredet?

Schöne Grüße,

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Ist ja lustig, stimmt: in der Schweiz und in Liechtenstein wird das ß gar nicht benutzt. Wusste ich gar nicht.
Naja, vielleicht liest ja jemand meine Erklärung, der damit Schwierigkeiten hat...

 

hi alex,
gut geschrieben, n bißchen kurzgefasst mit den gefühlen, aber warum nicht?
Is mal was anderes- gerade weil so wenig gefühle beschrieben werden, hat der leser die möglichkeit, sich mit den gefühlen anzupassen, wenn du verstehst, was ich meine ;-)
Gruß,
Johanna

 

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