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Freiheit für Api

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03.08.2003
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Anmerkungen zum Text

Der Text ist ein sogenanntes Drabble - Micro Fiction, die mit 100 Worten ohne die Überschrift auskommt.

Freiheit für Api

„Freiheit für Api!“, summten die Bienen im Chor und flogen um das Netz, in dessen klebrigen Fäden ihre Schwester Api zappelte.
Die dicke Kreuzspinne hielt auf dem Marsch zu ihrer Gefangenen inne und blickte in die Runde.
Als nichts geschah, setzte sie ihren Weg fort.
„Hilfe! So helft mir doch!“, flehte Api.
„Wir müssen etwas tun. Wir haben doch unsere Stacheln!“, rief eine junge Biene.
„Dein Stachel könnte in der Spinne hängen bleiben und du würdest sterben, du dummes Ding“, erwiderte eine ihrer Schwestern.
Die junge Biene zögerte. Dann stimmte sie in den Ruf der anderen ein:
„Freiheit für Api!“

 

Hübsche Fabel mit aktueller Gesellschaftskritik. Gefällt mir sehr gut, denn gerade bei so selbstauferlegten Einschränkungen kann es schon mal erzwungen wirken. Hier passt aber jedes Wort für mich, wo das junge Ding selbstlos und naiv die Spinne stechen würde, durch die erfahrene Schwester aber davon abgehalten und lieber weiter kräftig protestiert wird, im Wissen ohne Aussicht auf Erfolg.

Gruss dot

 

Hallo @Sturek,

was soll denn dieser Blödsinn! :xxlmad: Eh, halt - nicht etwa, dass deine Geschichte Blöd wäre: Blöd ist so ein Verhalten! :lol: Eine gute Gesellschaftskritik, Engagement erschöpft sich leider häufig in symbolischem Verhalten.
Die Stärke deiner Fabel ist aber ihre Universalität - der kritisierte Aspekt zeigt sich bei vielen Gelegenheiten/Themengebieten.

Schön, dass du wieder schreibst!

Woltochinon

 

Hallo und vielen Dank für euer Feedback.
Euren Worten entnehme ich, dass mein Drabble so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe. :)

@dotslash
Ich meine, die Gesellschaftskritik, die in meiner kleinen Geschichte steckt, ist gerade ziemlich aktuell. Bei solchen kleinen Geschichten mit Wortbegrenzung sollte der Leser nichts von der Einschränkung merken. Schön, dass es offenbar geklappt hat.

@Woltochinon
Ja, da findet wohl jeder für sich Beispiele für dieses Verhalten, im Großen wie im Kleinen.
Der Schlüsselsatz ist für mich: "Als nichts geschah, setzte sie ihren Weg fort."

@Friedrichard
mehr nicht? :) Du hättest zum Beispiel die vielen Ausrufungszeichen würdigen können.

Grüße
Sturek

 

Hi @Sturek,

eine überaus gelungene Parabel, Hut ab. Einfach und prägnant.

(Mir kommt es so vor: Da nun jeder seine Meinung in den 'sozialen Medien' kundtun kann und dort protestiert und Freiheit für diesen und jenen fordert – ist kaum noch wer auf den Straßen oder sonstwie aktiv, um wirklich was zu bewirken; Dampf abgelassen hat man ja auf Facebook, Insta und Co, obwohl das niemanden interessiert).

Eine Kleinigkeit indes hätt ich noch:

„Dein Stachel könnte in der Spinne hängen bleiben und du würdest sterben, du dummes Ding“
Der Widerhakenstachel der Biene bleibt in elastischer Haut stecken, zum Beispiel in der des Menschen. Hingegen bei Insekten oder anderen Chitinpanzertieren besteht diese Möglichkeit … nicht. Andernfalls hätte die Natur die Bienen echt 'verarscht'. An dieser Kleinigkeit scheitert dein Text natürlich nicht. Hab nur überlegt, wie man das anders machen könnte. Vielleicht indem die Bienen stattdessen sagen: "Du könntest dich selbst im Netz verfangen und dann auch von der Spinne gefressen werden." Dann wär die kleine biologische Ungenauigkeit noch ausgemerzt ;)

Gruß
Flic

 

Hallo @Sturek,

ich darf mich dem Lob anschließen: Kurz und prägnant. Es führt aber auch zu einer Überlegung, die einen selbst betrifft: Wie weit würde man selber gehen? So weit wie ein Navalny? Oder würde man doch lieber den Chor bevorzugen?
Steckt einiges drin, sehr gelungen, schönen Gruß

Jaylow

 

Hallo @FlicFlac

vielen Dank für das Lob und den Hinweis.
Ja, die sozialen Medien. Eine Bekannte von mir leitet mir öfter Online-Petitionen weiter.

eine überaus gelungene Parabel
Interessant, dass du hier den Begriff „Parabel“ ins Spiel bringst. Für mich ist es eine Fabel, aber über die Unterschiede streiten sich wohl nur die Gelehrten.
Der Widerhakenstachel der Biene bleibt in elastischer Haut stecken, zum Beispiel in der des Menschen. Hingegen bei Insekten oder anderen Chitinpanzertieren besteht diese Möglichkeit … nicht.
Das war mir beim Schreiben nicht bewusst und stellt tatsächlich einen Mangel dar, der aber sicher nur für Insider sichtbar ist. Die Sache ist auch nicht so ganz klar. Chat GPT meint, es wäre möglich, dass ein Bienenstachel in einer Kreuzspinne stecken bleibt, und argumentiert, deren Chitinpanzer sei besonders im Bauchbereich nicht spröde, sondern dünn und elastisch. Hat es sich das aus den Fingern gesaugt?
Dein Vorschlag zur Abänderung hat für mich den Nachteil, dass der Hinweis der Bienen nur etwas aufzeigen würde, dass für die junge Biene ohnehin offensichtlich ist.

Hallo @Jaylow

auch dir vielen Dank für das Lob.

Nawalny ist ein gutes Beispiel. Wie sehr muss man für eine Sache brennen, um sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen? Man hat schließlich nur eins.

Übrigens war der Gegenspieler Nawalnys für mich beim Schreiben die Kreuzspinne. Die ist auch als Platzhalter für andere Autokraten gut geeignet.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Jaylow !

Ja, die sozialen Medien. Eine Bekannte von mir leitet mir öfter Online-Petitionen weiter.
Ja. Das gibt das Gefühl, was 'getan zu haben'. Manche schreiben viel Text auf Facebook, wogegen sie alles sind und warum. Aber das ist kein 'echter' Protest. Auf Demos, in eine Gewerkschaft oder zu einer Interessengruppe, die was Konkretes machen könnte, gehen sie nicht. Blablabla und fertig, heiße Luft.

Interessant, dass du hier den Begriff „Parabel“ ins Spiel bringst. Für mich ist es eine Fabel, aber über die Unterschiede streiten sich wohl nur die Gelehrten.
Mein Fehler, ist natürlich eine Fabel.

Das war mir beim Schreiben nicht bewusst und stellt tatsächlich einen Mangel dar, der aber sicher nur für Insider sichtbar ist. Die Sache ist auch nicht so ganz klar. Chat GPT meint, es wäre möglich, dass ein Bienenstachel in einer Kreuzspinne stecken bleibt, und argumentiert, deren Chitinpanzer sei besonders im Bauchbereich nicht spröde, sondern dünn und elastisch.
Und wer weiß das nun wieder, dass die Kreuzspinne im Bauchbereich eine elastische Stelle hat?
Aber wie schon erwähnt, die meisten dürfte das ohnehin nicht interessieren, ob das biologisch Sinn ergibt; ist kein 'Muss', das anzupassen.

Gruß
Flic

 

Hallo @Sturek,
mir gefällt die Geschichte auch. Besser nichts unternehmen, um keinen Ärger zu kriegen. Lauthalse Betroffenheitsbekundungen müssen reichen. Das Geschimpfe jeden Tag in den Talkshows. Das trieft vor falschen Gefühlen.

Viel ernster war es ja vor 92 Jahren. Was da aus dem Versagen der fortschrittlichen Kräfte entstanden ist, ist Geschichte.

Wie machen das eigentlich die Russen? Ich frage mich manchmal, wie können sie es zulassen, was in der Ukraine geschieht. Wie kommen sie klar mit den vielen Gefallenen? Auch den Russen. Warum ist dort die Anti-Krieg-Bewegung so schwach?
Gruß FK

 

Hallo @Frieda Kreuz

Danke auch dir für dein Feedback.
Es ist für mich interessant, zu lesen, zu welchen vielfältigen Assoziationen meine Fabel führt.

Besser nichts unternehmen, um keinen Ärger zu kriegen. Lauthalse Betroffenheitsbekundungen müssen reichen.
Genau. In dem Moment, wo es für einen persönlich ans Eingemachte geht, es wehtut, ist das Engagement in der Regel schnell vorbei. Ich nehme mich da selbst gar nicht aus.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Sturek,

hier kommt der Advocatus Diaboli

Ist so ein Drabble nicht genau dasselbe wie der Ruf: "Freiheit für Api!"?

:baddevil:

 

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