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Freitagnachtouvertüre
„Donnerwetter“, dachte ich mir, als ich durch unsere voll mit flanierenden Leuten bestückten Straßen schlenderte. Überall fielen stark gebündelte Lichtstrahlen auf mein natur-sonnengebräuntes Gesicht ein. Ich zog den Schal höher und war wütend, wütend auf Alles, was mir bis dahin noch nie aufgefallen war! Die arrogant drein schauenden Schaufensterpuppen, die man am liebsten mit übermäßig großen Rabattschildern oder „we are #1“-Handschuhen in Form eines überdimensional großen Zeigefingers nieder prügeln möchte. Ich entschied mich dagegen und guckte dezent zur Seite, um diesen Blicken nicht weiter ausgesetzt werden zu müssen. Ich lief weiter, beobachtete Leute. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, nach dem Zuhören von Montagmorgen-Busgesprächen. Die sind immer besonders spektakulär. Was man Samstag so erlebt habe, und wer dann wieder wen geboxt, niedergestochen und bedroht habe. Der Tonfall trägt nicht unmittelbar zu der Unterhaltsamkeit bei. Doch meistens überwiegt dann doch die Müdigkeit und reißt mich in einen nie enden wollenden Schlaf, der nach etwa 10 Minuten sein gezwungenes Ende nimmt. Ich würde einmal gerne selbst diese in den Geschichtchen erwähnte Örtlichkeit besuchen und in Erfahrung bringen, was dort wirklich „für eine Party ging“, wie es doch immer so schön heißt. Leider bin ich dazu noch nie gekommen, vielleicht ist das auch ganz gut so. Doch die Stadt hat noch vieles Mehr zu bieten:
Eine scheinbar nie enden wollende Einkaufstrasse, diverse „shopping malls“ und ein Highlight, welches in keiner richtigen Stadt fehlen darf: Mindestens einen Drehorgelspieler, der mit einem Affen auf der Schulter sein imaginäres Publikum unterhält. Ein Freund durfte dabei selbst einmal spielen, müsste leider hinnehmen, dass es doch gar nicht so einfach zu handhaben ist, so dass es viel zu schnell und grauenhaft klang, was er da fabrizierte. Kann man sich professionell zum Drehorgelspieler ausbilden lassen, vielleicht sogar in einer extra dafür vorgesehenen Drehorgelspieler-Ausbildungs-Zentrale? Dies gehört zu einer der Fragen, die sich mir wohl nie beantworten wird. Die andere ist, nur so nebenbei, wer sich in dreiteufelsnamen zum professionellen Drehorgelspieler ausbilden lässt, das will ich hier aber nicht länger an den Pranger hängen. Doch dann sprang mir eine andere Frage in die rechte Hälfte meines linken oberen Kleinhirns.
Eigentlich war es gar keine Frage, sondern nur eine Feststellung:
Die Tatsache, dass sich auf dem Nachhauseweg sicherlich mal wieder nichts Interessantes ereignen würde, ich einen weiteren gelangweilten Freitagabend verbringen und ihn mit diversen Kleinigkeiten versuchen schöner zu machen würde. Dies ist nun auch wieder einmal der Fall.
Anmerkung des Verfassers: Diese Geschichte entstand an einem Freitagabend.