Mitglied
- Beitritt
- 13.05.2008
- Beiträge
- 9
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 2
Frieden durch Krieg
Das Rattern der Maschinengewehre offenbarte, was das Donnern der Halbkettenfahrzeuge Stunden zuvor schon prophezeit hatte. Der Krieg war angekommen und schickte sich an, ewig zu bleiben.
Claudius und Selma krochen die Kellertreppe hinunter gerade, als eine Granate die Eingangstür und alle Fenster im Haus zerbarsten ließ. Die Splitter gruben sich in das rechte Bein Claudius', als er die schwere Tür schloss. Aber seine Schreie hörte niemand, denn sie wurden vom Beben des Kampfpanzers vor dem Haus erstickt. Selma zog ihn hastig in die hinterste Ecke dieses dunklen Ortes und lehnte sich an die Wand. Sie half Claudius sich hinzulegen und er bettete seinen Kopf auf ihrem Schoss.
Als sie ein merkwürdiges Pfeifen in der Luft wahrnahm, schloss sie die Augen und betete, zum ersten Mal in ihrem Leben.
Claudius' letzte Worte waren voller Erleichterung: „Artillerie, mein Schatz. Jetzt haben wir Frieden“.
Und tatsächlich, nach diesen Worten hörte Selma nichts mehr. Sie roch keinen Moder und kein Blut mehr. Sie öffnete zaghaft die Augen und fand sich, stehend und Hand in Hand mit Claudius, auf einem Wolkenmeer wieder, welches den Weg zu einem großen Tor beschrieb. Sie blickten sich verwundert an aber brachten kein Wort hervor, denn an diese Wahrheit mussten sie sich erst gewöhnen.