Was ist neu

Gate E38

Mitglied
Beitritt
22.01.2021
Beiträge
14
Zuletzt bearbeitet:

Gate E38

Es war noch früh am Morgen und trotzdem herrschte am Flughafen schon reger Betrieb. Gruppen von Menschen hetzten von einem Gate zum anderen, unterhielten sich angeregt an den überteuerten Kaffeeständen, oder vertrieben sich die Zeit in einem der vielen Duty-free-Shops.
Roger stand etwas abseits des Stroms und nippte lustlos an seinem Kaffeebecher. Widerlich, dachte er. Merkwürdig, denn eigentlich liebte er Kaffee. Doch heute wollte ihm nichts so wirklich schmecken. Oder um es anders zu sagen, er schmeckte einfach nichts mehr. Er spürte die heiße Flüssigkeit in seinem Mund, doch das Bittere, welches ihm ein treuer Begleiter auf all seinen Reisen geworden war, blieb aus.
Neben ihm auf dem Boden stand seine alte Sporttasche, die so gar nicht zu seinem feinen Anzug passen wollte. Er wunderte sich kurz, warum er heute morgen nicht seine Aktentasche gegriffen hatte, doch verwarf den Gedanken gleich wieder.
“Es wird schon einen Grund haben”, sagte er leise und nippte erneut an der, mittlerweile nur noch lauwarmen, Flüssigkeit. Die Uhr an der gegenüberliegenden Wand schlug Elf. Es wird Zeit, dachte Roger, sonst verpasse ich noch meinen Flug. Doch warum flog er überhaupt? Und noch dazu an einem Sonntagmorgen? Hatte er einen Termin? Er wusste es nicht mehr. Doch das Ticket in seiner Hand zeigte in fetten Buchstaben GATE E38.
Mit schlurfenden Schritten ging er los, die Sporttasche fest umklammert. Erst jetzt bemerkte er, wie die umstehenden Reisenden ihm angewiderte Blicke zuwarfen.
“Wie sieht der denn aus?”
“Ist ja widerlich.”
“Warum haben die den hier rein gelassen?”
Plötzlich fühlte Roger sich unwohl in seiner Haut. Sein Blick schwirrte umher und endlich fand er das rettende WC-Schild. Er stolperte durch die Tür. Dabei verfing sich sein Jackett am Knauf und er kam ins Trudeln. Seine Tasche wurde ihm aus der Hand geschleudert. Die Tür fiel hinter ihm zu.
Drinnen war es ruhiger. Mit zittrigen Fingern nahm er die Tasche wieder auf. Der Reißverschluss war aufgegangen und zum ersten Mal warf er einen Blick hinein. Und stockte. Rote, gelbe und grüne Drähte. Metallene Zylinder, etwas, das aussah wie eine Digitaluhr und unheimlich viele Lötstellen. Roger kannte solche Gebilde aus Filmen.
“Eine Bombe.”, wisperte er. Warum hatte er eine Bombe dabei? Er wusste es nicht. Wie gelähmt stand er da und blickte auf die blinkenden Lichter. Dann endlich, nach einer halben Ewigkeit, wanderte sein Blick langsam zu den großen Spiegeln über den Waschbecken, obwohl er selber nicht genau wusste warum.
Faulende Haut, Eiterbeulen, ausfallendes Haar, gelbe Zähne. Und da wurde ihm klar, warum er nichts mehr schmeckte und warum ihn die Leute so anstarrten. Doch anstelle der Panik, die er erwartet hatte, fühlte er, wie sich eine sanfte Ruhe in ihm ausbreitete. Was sollte ihm schon passieren. Er war ja schon tot. Er richtete seinen Anzug im Spiegel, schloss den Reißverschluss der Sporttasche, warf sie über seine Schultern und öffnete die Tür.
“Lassen Sie mich bitte durch. Ich muss meinen Flug erwischen. Weiß jemand, wo Gate E38 ist?”

 

Hallo hspajonk,

was für eine tolle und in fast jeder Hinsicht gelungene Kürzestgeschichte. Ich mochte die Beschreibung des Kaffees, den Spannungsaufbau und den Wendepunkt. Ich bin noch nicht ganz sicher, ob ich das Ende richtig verstanden habe, aber vielleicht kommt ja irgendwann noch die klare Erkenntnis.

Handwerklich auch sehr solide gemacht. Bei wörtlicher Rede mit nachgeschobenem Redemarker setzt man üblicherweise keinen Punkt. Einmal schreibst du von "gründen" statt "grünen" Drähten.

Dann endlich, nach einer halben Ewigkeit wanderte sein Blick langsam
Nach "Ewigkeit" fehlt ein Komma.

Toll gemacht, gerne mehr davon!

Viele herzliche Grüße
PGN

 

Hi @hspajonk,
ich kann mich nur anschließen - eine wirklich gut gelungene Geschichte (kann mir vorstellen, dass das nicht der erste Text in deinem Leben ist, oder?). :) :thumbsup:

Tatsächlich war ich am Ende auch etwas verwirrt. Ich habe es so verstanden, dass dein Prota wirklich tot und jetzt sozusagen ein Zombi-Attentäter ist? Ich hätte sehr gerne gewusst, wie es dazu kam, aber werde es wohl nicht erfahren. Doch genau das spricht für deine Geschichte - sie macht Lust auf mehr. :)

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Moin @hspajonk,

zuerst mal die Kleinigkeiten, die mir am Samstagmorgen mit nur zwei Tassen Kaffee auffielen.

Neben ihm auf den Boden
dem Boden
“Es wird schon einen Grund haben.”, sagte er leise
Punkt weg, nur Dialogendezeichen + Komma
“Warum haben die den hier rein gelassen.”
Vielleicht ein ? am Ende.
Doch heute wollte ihm nichts so wirklich schmecken. Oder um es anders zu sagen, er schmeckte einfach nichts mehr. Er spürte die heiße Flüssigkeit in seinem Mund, doch das Bittere
Vielleicht "heute jedoch" ...
Rote, gelbe und gründe Drähte.
grüne?
etwas das Aussah wie eine Digitaluhr und unheimlich viele Lötstellen
aussah
"unheimlich" ist ganz schön viel. Vielleicht "einige".
Dann endlich, nach einer halben Ewigkeit wanderte
Noch das Komma nach "Ewigkeit".
Leute so angestarrten
anstarrten
Weiß jemand wo Gate E38 ist?
Weiß jemand, wo ...

So, alles in allem ein interessanter Gedanke. Vielleicht eine Metapher, denn wenn man mit so nem Ding in ein Flugzeug will, ist man eventuell schon der Zombie irgendeiner Ideologie.

Ein guter Einstieg hier bei den Wortkriegern.

Griasle
Morphin

 

Unglaublich vielen Dank, für eure schnelle und konstruktive Kritik zu meinem Text.

kann mir vorstellen, dass das nicht der erste Text in deinem Leben ist, oder?
Stimmt vollkommen. Habe meine Texte bisher auf meinem Blog veröffentlicht, da ich dort aber nur Leser aus meiner eigenen Bubble habe, möchte ich mich jetzt hier einbringen, um unvoreingenommene Kritik zu bekommen und auch selber Kritik zu geben, wenn ich etwas beisteuern kann.

"unheimlich" ist ganz schön viel. Vielleicht "einige".
Das Wort ist absichtlich so gewählt. Für ihn sind es wirklich unheimlich viele Lötstellen. Fachlich korrekt wäre, "mehr als nötig", doch da sich der Charakter nicht mit dem Bau von Bomben auskennt, habe ich dieses Wort gewählt. Dennoch ein valider Punkt. Vielleicht sollte ich diesen Umstand, an der Stelle etwas klarer formulieren.

Achja, das alte Thema mit der Rechtschreibung. Ich gelobe Besserung :).

Liebe Grüße
Helge

 

Moin @hspajonk ,

wie, uhm, kafkaesk.

Kleinkram:

Gruppen von Menschen hetzten von einem Gate zum anderen

Bei dem Ausdruck lese ich das, als wären die Menschen nur in Gruppen unterwegs und niemand alleine. Was du glaube ich sagen willst, ist, dass die Menschen in Strömen nach A oder B ziehen, wodurch sich dann quasi Gruppen bilden. Würde das spezifizieren.

Kaffeeständen, oder vertrieben

Komma weg.

Widerlich, dachte er. Merkwürdig, denn eigentlich liebte er Kaffee. Doch heute wollte ihm nichts so wirklich schmecken. Oder um es anders zu sagen, er schmeckte einfach nichts mehr.

Das ist für mich widersprüchlich. Du stellt hier zwei Aussagen auf: Zuerst schmeckt der Kaffe widerlich, dann, dass der Prot. eigentlich gar nichts schmecken kann. Aber mit Geschmacksverlust kann er ja auch nicht beurteilen, wie der Kaffee schmeckt. Würde eine der beiden Aussagen entfernen.

erneut an der, mittlerweile nur noch lauwarmen, Flüssigkeit.

Kommata nach der und nach lauwarmen weg.

“Wie sieht der denn aus.”

Hier fehlt ein Fragezeichen.

Erst jetzt bemerkte er, wie die umstehenden Reisenden ihm angewiderte Blicke zuwarfen.
“Wie sieht der denn aus.”
“Ist ja widerlich.”
“Warum haben die den hier rein gelassen?”

Bin mir unsicher. Ich denke fast, dass man, selbst wenn man derart empfindet, es nicht einfach ausspicht, solange derjenige in Hörweite ist. Außerdem ist er an einem Flughafen, aber alle reden Hochdeutsch. Sprache bildet ja eine Barriere, die einem das Gefühl gibt, außer einem selbst verstände niemand das Gesprochene. Würde hier vielleicht dieselben Aussagen in andere Sprachen setzen.

Sein Blick schwirrte umher und endlich fand er das rettende WC-Schild.

Das sind mMn. zwei unterschiedliche Aussagen, warum ein Komma? Mach da mal zwei Sätze raus und schau, wie es sich anfühlt.

Der Reißverschluss war aufgegangen und zum ersten Mal warf er einen Blick hinein.

Hier dasselbe.

, etwas das Aussah wie eine Digitaluhr

Komma nach etwas, aussah klein. Btw: Wenn es nicht nur wie eine Digitaluhr aussieht, sondern sogar eine ist, würde ich das einfach direkt schreiben. Also "Metallene Zylinder, verdrahtet mit einer Digitaluhr ...", you get it.


Dann endlich, nach einer halben Ewigkeit, wanderte sein Blick langsam zu den großen Spiegeln über den Waschbecken, obwohl er selber nicht genau wusste warum.

Könntest mMn. nach dem obwohl alles streichen. Ist doch normal, dass man sich in einem Badezimmer voller Spiegel automatisch selbst ansieht.

Faulende Haut, Eiterbeulen, ausfallendes Haar, gelbe Zähne.

Von der Beschreibung her wirkt sein Aussehen auf mich weniger wie das einer Leiche und mehr wie das eines Kranken. Ich bin weder Arzt noch arbeite ich in einem Leichenschauhaus und ich gebe zu, dass der Großteil meines medizinischen Wissens aus biligen Soaps stammt. Aber Eiterbeulen und gelbe Zähne? Verbinde ich nicht mit Toten.
Warum genau das Bild eines Kranken? Wenn es eine Verbindung zwischen einem Krankheits-Opfer und einem Anschlag gibt, dann verstehe ich sie nicht. Könnte nicht auch jeder andere Tote einfach ein Flugzeug hochjagen wollen?
Mir gefällt der Text als das, was er ist: Kurz und strange. Besondern mitgenommen oder so hat er mich aber nicht. Nicht, dass das seine Funktion wäre.

Liebe Grüße
Meuvind

 
Zuletzt bearbeitet:

Dir auch vielen Dank für deine Kritik Meuvind.

Bei dem Ausdruck lese ich das, als wären die Menschen nur in Gruppen unterwegs und niemand alleine. Was du glaube ich sagen willst, ist, dass die Menschen in Strömen nach A oder B ziehen, wodurch sich dann quasi Gruppen bilden. Würde das spezifizieren.
Stimme dir zu. Die Formulierung war etwas unglücklich gewählt.

Komma nach etwas, aussah klein. Btw: Wenn es nicht nur wie eine Digitaluhr aussieht, sondern sogar eine ist, würde ich das einfach direkt schreiben. Also "Metallene Zylinder, verdrahtet mit einer Digitaluhr ...", you get it.
Nicht alles was aussieht wie eine Digitaluhr, ist auch eine ;)

Könntest mMn. nach dem obwohl alles streichen. Ist doch normal, dass man sich in einem Badezimmer voller Spiegel automatisch selbst ansieht.
Bin mir da noch etwas unschlüssig, werde es mir aber noch einmal anschauen. Danke für den Input.

Von der Beschreibung her wirkt sein Aussehen auf mich weniger wie das einer Leiche und mehr wie das eines Kranken. Ich bin weder Arzt noch arbeite ich in einem Leichenschauhaus und ich gebe zu, dass der Großteil meines medizinischen Wissens aus biligen Soaps stammt. Aber Eiterbeulen und gelbe Zähne? Verbinde ich nicht mit Toten.
Warum genau das Bild eines Kranken? Wenn es eine Verbindung zwischen einem Krankheits-Opfer und einem Anschlag gibt, dann verstehe ich sie nicht. Könnte nicht auch jeder andere Tote einfach ein Flugzeug hochjagen wollen?
Ohne zu viel zu erzählen, da ich möchte, dass die Geschichte für sich zählt: Es gibt nicht die eine Art von Toten, sowie es auch nicht eine Art von Untoten gibt. Jede Leiche sieht durchaus anders aus und die Umstände des Todes spielen eine zentrale Rolle. Davon abgesehen kann es auch eine Rolle spielen, ob es schlichtweg ein Fakt ist (also Hirntot und dann vom bösen Nekro wiederbelebt) oder ob es sich um eine Vorstellung des jeweiligen Charakters handelt.

Mir gefällt der Text als das, was er ist: Kurz und strange. Besondern mitgenommen oder so hat er mich aber nicht. Nicht, dass das seine Funktion wäre.
Vielen Dank. Mehr als für eine kurze Dauer unterhalten soll er auch nicht :)

Liebe Grüße
Helge

 

Hallo Hspajonk,

vorab ein herzliches Willkommen hier bei uns Wortkriegern. Schön, dass da mal wieder ein Hamburger dabei ist, der auch schreibt. Mir scheint, wir sind hier doch ein wenig in der Minderheit und darum ist es erfreulich, wenn sich mal wieder jemand Aktives hier aus Hamburg anmeldet.

Dein kleiner Einstand hat mir auf den ersten Blick gefallen und macht auf mich den Eindruck, dass du nicht zum ersten Mal schreibst, aber mein zweiter Eindruck hat mich dann doch hier auf den Plan gerufen und nun erhältst du neben einem Willkommen auch noch ein paar Fragen von mir, die dich hoffentlich nicht gleich abschrecken, hier weiterhin mitzutun.

Klar, kann man bei einer kurzen Geschichte eben sehr vieles nicht ansprechen und der Leser muss mit diesen Fragezeichen klarkommen.
Daran liegt es auch nicht bei mir.

Roger stand etwas abseits des Stroms und nippte lustlos an seinem Kaffeebecher. Widerlich, dachte er. Merkwürdig, denn eigentlich liebte er Kaffee. Doch heute wollte ihm nichts so wirklich schmecken

Lustlos zu sein, bedeutet für mich, dass Roger bereits den Grund für seinen ausbleibenden Geschmackssinn kennt und benennt. Dann sollte ihm das auch nicht merkwürdig vorkommen. Ich würde mindestens das Wort lustlos streichen. Aber ich wrüde auch bei diesem Absatz etwas mehr Spannung aufbauen und den Leser zusammen mit Roger noch mehr rätseln, was denn los sein könnte. Du willst an dieser Stelle ja den Leser auf eine falsche Fährte bringen.
Wir sollen noch glauben, Roger sei eigentlich ganz normal.
Was macht so ein Normaler? Er fragt sich, weshalb ihm der Kaffee nicht schmeckt. Die erste Antwort, die einem dazu einfällt ist die, dass man denkt, man habe gerade eben keinen ordentlichen Kaffee eingeschenkt bekommen. Lass ihn sich noch einen Kaffee kaufen z.B., weil er denkt, man habe ihm grad nur Plörre verkauft, vielleicht motzt er sogar mit der Bedienung? Oder? Vielleicht, das wäre am Ende durchaus glaubwürdiger, du verlegst die ganze Szene eh an einen Kaffeeautomaten. Er zieht sich einen zweiten Kaffee, nachdem er beobachtet hat, dass andere Leute mit ihrem Automatenkaffee sehr zufrieden sind.
Das sind, bitte nicht missverstehen,natürlich alles nur Vorschläge von mir, die du keinesfalls umsetzen musst. Anregungen, die aber auch dann nützlich sind, wenn du sie komplett verwirfst, weil du dann dich immerhin ja mit der Entscheidung rumschlagen musstest, ob oder ob nicht und was denn überhaupt. Du verschenkst hier jedenfalls etwas Potential, Roger noch mysteriöser zu gestalten.
Die Uhr an der gegenüberliegenden Wand schlug Elf
Logikfehler. Am Anfang ist er früh morgens auf dem Airport, jetzt ist es Elf??? Entweder du schiebst auch hier noch die Mysteriösskala etwas höher und lässt ihn sich wundern, wie so mal eben in den wenigen Momenten mehrere Stunden vergehen konnten und er blickt z.B. auf seine Armbanduhr, die er sonst immer umhat, die er aber an diesem Tag gar nicht umgebunden hat.

Er wusste es nicht mehr

Er wusste es nicht.


Diese beiden Sätze bringen durchaus jetzt Spannung in die Story, aber mal ehrlich, wie verhält sich jemand, der etwas nicht mehr weiß? Wenn du an diesen beiden Stellen den Leser immer noch glauben lassen möchtest, dass Roger ein normaler Mensch ist, dann sollte er sich auch menschlich benehmen und sich darüber Sorgen machen, wieso er es nicht mehr weiß. Er sollte wie beim Kaffee nach Ursachen suchen. Vielleicht hat er Aufputschmittel genommen, die Nacht nicht geschlafen oder oder....er sollte sich wundern und trotzdem nach einer Antwort suchen und der Leser sollte sich nach der Antwort fragen, ob mit dem was nicht stimmt. Seine Antwort sollte also noch mehr Stirnkrausziehen beim Leser erzeugen.

obwohl er selber nicht genau wusste warum.
Wieder so eine Stelle, wo es mir zu stoisch zugeht. Ich verweise auf das drüber Geschriebene, weil es hier ja ganz ähnlich ist. Ich denke, du verschenkst Potential, Spannung aufzubauen.

Irgendwo mittendrin hast du übrigens zweimal sehr kurz hintereinander „doch“ geschrieben, da würde ich eines durch was anderes ersetzen oder es gar ganz streichen.

Also auch wenn es jetzt vielleicht so wirkt, ich habe deinen kleinen Einstand trotzdem gern gelesen und dass ich hier und da noch was zu meckern hatte, soll ja nur dazu führen, dass dieser Text noch optimaler wird.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @hspajonk, oder hallo Neuling mit dem unaussprechlichen Namen,

herzlich willkommen bei uns. Schön, dass du mit uns deine Texte diskutieren möchtest. :)

Der Text ist kurz, mir aber an einigen Stellen zu ausschweifend! Das geht knackiger!

Gate 38
Den Titel finde ich relativ nichtssagend. Da würde ich mir etwas geheimnisvolleres wünschen.

Es war noch früh am Morgen und trotzdem herrschte am Flughafen schon reger Betrieb. Gruppen von Menschen hetzten von einem Gate zum anderen, unterhielten sich angeregt an den überteuerten Kaffeeständen, oder vertrieben sich die Zeit in einem der vielen Duty-free-Shops.
Den ganzen Absatz würde ich löschen. Der ist ziemlich langweilig. Ja, so ist das eben morgens am Flughafen.

Wie ja schon erwähnt wurde, macht es keinen Sinn, dass Roger seinen Kaffee erst widerlich findet und ihn dann gar nicht schmeckt.

Bei dem Geschmacksverlust denkt man jetzt natürlich sofort an Corona. Deswegen geht mein Interpretationsversuch auch in diese Richtung. Der Mann ist infiziert, trägt das Virus (die Bombe) bei sich, ist dem Tod geweiht und verteilt die mit seinem Flug auf der Welt.

Falls es hier nicht um Corona geht, finde ich es dann eher schwierig und würde mir anstelle des Geschmacksverlustes etwas anderes überlegen.

Bleiben wir aber erstmal dabei. Du könntest direkt mit Rogers Geschmacksverlust beim Kaffeetrinken starten. Ein Problem, eine Merkwürdigkeit, die den Leser sofort in den Text zieht.

Er spürte die heiße Flüssigkeit in seinem Mund, doch das Bittere, welches ihm ein treuer Begleiter auf all seinen Reisen geworden war, blieb aus.
Das ist mir zu viel Beiwerk. Warum ist es wichtig, dass der Kaffee ein treuer Begleiter ist und dass Roger viel reist? Tut hier nichts zur Sache. Der Mann trinkt einen Kaffee und schmeckt ihn nicht. Thats it.

Neben ihm auf dem Boden stand seine alte Sporttasche, die so gar nicht zu seinem feinen Anzug passen wollte. Er wunderte sich kurz, warum er heute morgen nicht seine Aktentasche gegriffen hatte, doch verwarf den Gedanken gleich wieder.
Lass sich den Leser wundern und gib nicht alles vor. Roger stößt mit den glänzenden Lederschuhen gegen seine alte Sporttasche. Da werden sich die meisten Leser von alleine wundern, was die da macht.

Mit schlurfenden Schritten ging er los, die Sporttasche fest umklammert. Erst jetzt bemerkte er, wie die umstehenden Reisenden ihm angewiderte Blicke zuwarfen.
“Wie sieht der denn aus?”
“Ist ja widerlich.”
“Warum haben die den hier rein gelassen?”
Da würde ich mehr draus machen. Die Leute weichen ihm aus, sind erschrocken. Tuscheln. Roger wundert sich, hat aber eigentlich keine Zeit. Warum schlurft er eigentlich, wenn er es so eilig hat?

Dann endlich, nach einer halben Ewigkeit, wanderte sein Blick langsam zu den großen Spiegeln über den Waschbecken, obwohl er selber nicht genau wusste warum.
Sowas musst du nicht erklären. Menschen gucken in Spiegel. Wenn da einer ist, guckt man rein.

Faulende Haut, Eiterbeulen, ausfallendes Haar, gelbe Zähne.
Hmm, das ist mir etwas drüber. Hätte Roger dann nicht schon etwas merken müssen, wenigstens an seinen Händen?

Und da wurde ihm klar, warum er nichts mehr schmeckte und warum ihn die Leute so anstarrten.
Nee, die Verknüpfung passt nicht so gut. Er schmeckt nicht mehr, weil er schon tot ist und die Leute starren ihn an, weil er Pusteln hat. Es gibt ja auch gutaussehende Untote. ;)

Doch anstelle der Panik, die er erwartet hatte, fühlte er, wie sich eine sanfte Ruhe in ihm ausbreitete. Was sollte ihm schon passieren. Er war ja schon tot.
Hmm, du machst es dir etwas einfach am Ende. Okay, er ist tot, ihm kann nichts passieren, aber warum sollte er dann mit einer Bombe ein Flugzeug betreten?

Ich mag surreale Sachen, und hey Untote!! :herz: Trotzdem sollte das ganze in sich schlüssig sein. Vllt steckt in dem Text aber auch viel mehr und ich erkenne es (noch) nicht?

Viel Spaß bei uns und liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @hspajonk,

und willkommen! Es wurde schon einiges geschrieben zu deinem Text, deshalb fasse ich mich kurz. Er liest sich flüssig, in Vielem stimme ich meinen Vorkommentatoren zu.
Nach dem Lesen habe ich gedacht: Äh...hm.. Ich meine, nicht jeder Text muss eine besondere Aussage haben, kann auch sehr gern absurd sein (ich stehe auf Bukowski) oder ein Thema anreißen. Aber irgendwie vermisse ich hier doch einen Sinn, eine Art Schlüssigkeit (auch wenn es Fantasy sein soll, was ich soeben gesehen habe). Der Prota ist offenbar nicht ganz normal, kp ob er ein Zombie sein soll. Aber dass er dann eine Bombe in einem Flugzeug zünden will - warum? OK, er scheint nicht in der Lage zu sein, Dinge zu hinterfragen, trotzdem lässt mich das ziemlich ratlos zurück. Dass du Selbstmordanschläge in irgendeiner Weise verherrlichen willst, bezweifle ich sehr stark, ich bin mir sicher, dass das nicht der Fall ist. Ist er ein Zombie und will sozusagen ein paar hundert Fliegen mit einer Klatsche schlagen? ;)
Naja, immerhin hast du mich zum Grübeln gebracht!

Nur noch eine Kleinigkeit:

Doch anstelle der Panik, die er erwartet hatte,
Erwartet man Panik? Ich denke eher, dass man in Panik gerät, oder eben nicht. Er könnte überrascht sein, dass er nicht panisch geworden ist, ja. Könntest du umschreiben.

Ansonsten auch von mir viel Spaß und ein schönes Restwochenende!
rainsen

PS: Achso noch was...anfangs ist es früh am Morgen, das klingt für mich nach 7 Uhr oder so. Als er dann zum zweiten Mal an seinem Kaffee nippt, ist es 11.

 
Zuletzt bearbeitet:

Er war ja schon tot.
Guten Morgen @hspajonk,
Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Auch ich hätte gerne gewusst, warum und wie er gestorben ist. Fehlerchen, ja, ich habe gemerkt, dass man oft seine eigenen Fehler nicht mehr sieht.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag.
Adele

 

Moin,
und bevor ich es am Ende vergesse: Danke an alle die noch einen Kommentar dagelassen haben. Ich genieße meinen ersten Diskurs auf dieser Plattform gerade sehr.

 

Lustlos zu sein, bedeutet für mich, dass Roger bereits den Grund für seinen ausbleibenden Geschmackssinn kennt und benennt. Dann sollte ihm das auch nicht merkwürdig vorkommen.
Ich wollte mit diesem Satz und den anderen, die du völlig korrekt angemerkt hast, ausdrücken, dass er eben nicht "normal", sondern eine Art Teilnahmslosigkeit ausdrücke. Vllt sollte ich da wirklich noch mal ran.

Logikfehler. Am Anfang ist er früh morgens auf dem Airport, jetzt ist es Elf???
Sehe ich anders. Es ging mir darum, darzustellen, dass sehr viel Zeit vergeht, es Roger aber egal ist, beziehungsweise er es nicht auf dem Level mitbekommt, dass er es aktiv hinterfragt.

sehr kurz hintereinander „doch“ geschrieben,
Japp, weiß ich. Habe mich aber noch nicht damit beschäftigt, ob ich das ändern möchte :)
ich habe deinen kleinen Einstand trotzdem gern gelesen
Das freut mich.

Aktives hier aus Hamburg anmeldet.
Freut mich, hier jemanden aus Hamburg kennenzulernen. Es ist schön, wenn eine große Community sich auch immer lokal definiert :) Das lässt hier gleich ein kleinen Heimatgefühl aufflammen.


Den Titel finde ich relativ nichtssagend.
Das war die Intention dahinter. Vielleicht war er gut gewählt, vielleicht auch nicht. Aber ich finde er passt zur Geschichte
Wie ja schon erwähnt wurde, macht es keinen Sinn, dass Roger seinen Kaffee erst widerlich findet und ihn dann gar nicht schmeckt.
Hatte ich bei einer früheren Bemerkung vergessen: Ich finde es nicht widersprüchlich. Etwas, das auf einmal nach nichts mehr schmeckt, kann widerlich sein. Ich persönlich finde z.B. warmes oder heißes Wasser widerlich, Tee oder Kaffee aber nicht.
Das ist mir zu viel Beiwerk. Warum ist es wichtig, dass der Kaffee ein treuer Begleiter ist und dass Roger viel reist? Tut hier nichts zur Sache. Der Mann trinkt einen Kaffee und schmeckt ihn nicht.
Es ist, in meiner Vorstellung, wichtig um einen Kontrast zu schaffen.
Sowas musst du nicht erklären. Menschen gucken in Spiegel. Wenn da einer ist, guckt man rein.
Ich hab mich da versucht mal hineinzuversetzen. Wenn ich eine Bombe dabei hätte, von der ich nichts wusste - oder nicht mehr wusste - dann würde ich zumindest nicht aktiv in einen Spiegel schauen. Ich würde vielleicht bemerken, dass es einen Spiegel gibt und vielleicht auch mich als Person realisieren, doch wirklich aktiv betrachten würde ich mich nicht.
Vielleicht sollte ich aber mal über eine andere Formulierung nachdenken, die diesen Umstand besser klarwerden lässt.
Nee, die Verknüpfung passt nicht so gut. Er schmeckt nicht mehr, weil er schon tot ist und die Leute starren ihn an, weil er Pusteln hat. Es gibt ja auch gutaussehende Untote.
Ja, schon gibt es. Aber er selber ist ja kein gut aussehender Untoter. Und aus dem Text geht ja hervor, dass es ihm klar wird. Daher passt die Verknüpfung aus meiner Warte.
Hmm, du machst es dir etwas einfach am Ende. Okay, er ist tot, ihm kann nichts passieren, aber warum sollte er dann mit einer Bombe ein Flugzeug betreten?
Das ist die Frage, oder?
Vielleicht dazu: Ich mag es Kurzgeschichten sehr offen zu halten. Es ist schön zu hören, wenn sich andere darüber Gedanken machen und versuchen Verknüpfungen herzustellen, auch wenn diese nicht zu dem Bild passen, das in meinem Kopf entstanden ist.

Aber irgendwie vermisse ich hier doch einen Sinn, eine Art Schlüssigkeit (auch wenn es Fantasy sein soll, was ich soeben gesehen habe).
Nicht jede Geschichte muss einen Sinn haben, bzw der einzige Sinn den eine Geschichte erfüllen muss, ist mMn, dass der/die Autor*In sie schreiben wollte. Naja Fantasy ist vielleicht zu viel gesagt. Aber Schlüssigkeit stimme ich dir zu, auch wenn ich sie als Autor natürlich sehe.
Selbstmordanschläge in irgendeiner Weise verherrlichen willst, bezweifle ich sehr stark, ich bin mir sicher, dass das nicht der Fall ist. Ist er ein Zombie und will sozusagen ein paar hundert Fliegen mit einer Klatsche schlagen? ;)
Jopp, wollte ich auf keinen Fall tun und denke auch nicht, dass ich es getan habe. Zum Zweiten: Wenn das dein Ergebnis ist, dann ist das schön :) (s.o.)
Naja, immerhin hast du mich zum Grübeln gebracht!
Das ist schön
Erwartet man Panik? Ich denke eher, dass man in Panik gerät, oder eben nicht.
Da stimme ich dir zu. Nehme ich auf jeden Fall mit und werde nochmal nachdenken.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom