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Gebrochenes Herz

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30.03.2007
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Gebrochenes Herz

,,Alice! Oh Alice.” Tränenüberströmd betrachtete sie ihre Tochter, welche zusammengekauert, gefesselt und geknebelt in der Ecke saß. ,,Hast du es?”, herrschte sie Edward Tolsen an. Er war in einem schwarzen Anzug gekleidet und hatte einen fast gelangweilten Gesichtsausdruck. Mit zitternder Hand reichte sie ihm das Band. ,,Und es gibt keine Kopien?” Verzweifelt schüttelte sie den Kopf: ,,Kann ich,...kann ich zu ihr.” Sein Mund verzog sich zu einem abschätzenden Lächeln. Er wand sich leicht in Richtung des Mädchens und machte eine einladende Geste. Sofort rannte sie zu ihr und befreite sie vom Knebel und den Handfesseln. Erleichtert, dass alles vorbei war, drückte sie sie an ihre Brust. Sie schaukelte langsam vor und zurück, um ihre in Tränen aufgelößte Tochter zu trösten, als plötzlich ein Ruck durch ihren Körper ging. Ihre Tochter fiel schwer in ihre Arme. Sie schaute auf sie herunter. Ihr Kopf kippte zurück, wie der einer Puppe und leere Augen starrten ihr entgegen. Erst da fühlte sie den Schmerz, der sich vom Bauch her in ihren gesamten Körper ausbreitete. Sie drehte sich um und sah gerade noch, wie der Mann das Zimmer verließ. Die Kraft in ihren Armen ließ nach, so dass ihre Tochter zu Boden glitt. ,,Nein, bitte.”
,,Bitte!”, schweißgebadet wachte sie auf. Heute war es soweit.

Tom Marten parkte sein Auto mitten auf der Straße, welche durch die Polizei und der Spurensicherung sowieso gesperrt war, und stieg aus. Ein Polizist war gerade damit beschäftigt, die Schaulustigen zum Weitergehen zu bringen. Tom zeigte ihm seinen Ausweis und betrat das Restaurant, welches hoffnungslos überfüllt war. Zu seiner Rechten, an einem Fensterplatz, war die Leiche. Ein Mann mittleren Alters, im schwarzen Anzug, saß noch auf seinen Stuhl. Wäre da nicht der Blutfleck auf seinem Hemd, könnte man meinen, er schlafe mit vorgenicktem Kopf. Um ihn herum arbeiteten die Leute der Spurensicherung. Im hinteren Teil des Restaurants drängelten sich die Gäste und Mitarbeiter. Mit der Befragung der Zeugen wurde schon begonnen. Ein älterer Herr trat aus der Menge und kam auf ihn zu. ,,Von der Mordkommission?”
,,Ja, Tom Marten. Was haben Sie bisher?”
,,Nun, nach den Zeugenaussagen kam eine Frau ins Restaurant, zog eine Waffe und schoss ihm in die Brust. Dann ließ sie die Waffe fallen und ging wieder. Sie ist schon sichergestellt.”
,,Um wen handelt es sich?”, fragte Tom Marten.
,,Edward Tolsen, Mitarbeiter von Anton Brauch, vom Bankinstitut Brauch & Co.”
,,Wie ist die grobe Beschreibung der Frau?”
,,Etwa 1,75m , lange blonde Haare, schlank, mittleres Alter, schwarzer Regenmantel. Ein Zeichner wurde schon angefordert. Und sie hat einen Brief da gelassen.”
,,Einen Brief?”
,,Ja, hier. ´Das war der erste Streich, der zweite folgt so gleich.´Es sieht ganz so aus, als wolle sie noch mehr Menschen töten."
,,Ja, das tut es. Die Waffe kommt in die Ballistik und der Brief zur Kriminaltechnik. Vielleicht können die was damit anfangen."

,,Wir haben einen Namen”, rief Tom Marten ins Telefon. An der Leitung hatte er seinen Chef und Kollegen Reinhard Stiel. ,,Maria Schmidt. Wir haben den Waffenhändler befragt, der ihr die Walther PP verkauft hat. Seiner Aussage nach hat sie auch eine Molot mit Zielfernrohr gekauft. Wir können also davon ausgehen, dass sie den nächsten aus der Ferne erschießen will. Sie wohnt in der Reinhardstraße 22.”
,,Ok, fahren Sie hin. Es besteht Gefahr in Vollzug. Sobald Verstärkung eingetroffen ist, durchsuchen Sie die Wohnung.”
Angekommen, klingelte Tom erst mal. Doch niemand öffnete. Er machte den Hausmeister ausfindig, der einen Ersatzschlüssel hatte, als auch schon die
Kollegen eintrafen. Es war eine gemütlich eingerichtete Dreiraum Wohnung. Sie durchsuchten alle Zimmer, dann holte die Spurensicherung ihre Geräte hervor und begann die Wohnung systematisch abzusuchen. Auch Tom durchstöberte die Wohnung auf Hinweise, wo sich Maria Schmidt momentan aufhalten könnte. Dabei fielen ihm die Bilder eines Mädchens auf. Wahrscheinlich ihre Tochter. Auf dem neuesten Foto, welches er fand, schien sie etwa 13 Jahre alt zu sein. Er rief im Büro an: ,,Hallo, hier ist Tom. Habt ihr schon weitere Informationen über Frau Schmidt. Sie scheint eine Tochter zu haben.”
,,Ja, das wissen wir schon. Sie ist vor etwa einem Jahr erschossen worden. Ihre Mutter wurde dabei schwer verletzt. Warten sie kurz. Ah, ja. Sie beschuldigte ihren Chef, Anton Brauch. Einer seiner Mitarbeiter soll wohl geschossen haben. Es konnte nichts bewiesen werden, so dass das Verfahren eingestellt wurde.”
,,War dieser Mitarbeiter Edward Tolsen?”
,,Einen Moment. Ja, sie identifizierte ihn nach einer Gegenüberstellung mit mehreren Mitarbeitern. Aber da es keine Mordwaffe, keine Fingerabdrücke oder sonstiges Beweismaterial gab, konnte er nicht angeklagt werden.”
,,Ok, geben Sie weiter, dass Anton Brauch wahrscheinlich das nächste Opfer sein wird. Der Chef wird dann bestimmt Polizeischutz veranlassen. Ich komme ins Büro und seh mir die Akten an."

Tom brummte der Schädel, schon seit zwei Stunden sah er die Akten des Falls durch. Frau Schmidt selber wurde damals schwer verletzt. Tom verstand nicht, weshalb die Ermittlungen nichts ergeben hatten. Vor allem hatte er den Eindruck, dass die Ermittler kaum auf das mutmaßliche Motiv des Mordes eingegangen sind. Die Veruntreuung von Geldern. Frau Schmidt gab damals an, ihre Tochter hätte zufällig ein Gespräch aufgezeichnet, in welchem davon die Rede war. Sie hatten sie darauf hin entführt, um ihre Mutter zu zwingen das Band rauszugeben. Doch auf das alles wurde kaum eingegangen. Der Fall wurde ziemlich schnell niedergelegt.
,,Und haben Sie etwas gefunden”, fragte Stil.
Tom schüttelte bedauernd den Kopf: ,,Nein leider nicht. Das einzige was ich sagen kann ist, dass Herr Brauch ein Schwein war. Er unterstellte Frau Schmidt, ihn nur zu beschuldigen, weil er sich von ihr getrennt hatte. Und anderes. Er wollte sie sogar wegen Rufmord anklagen. Aber die Klage wurde fallengelassen. Frau Schmidt verbrachte fast ein halbes Jahr in psychiatrischer Behandlung. Ich kann mir ihre Verbitterung vorstellen."
,,Das ist unwichtig Tom. Finden Sie Frau Schmidt und verhindern sie Schlimmeres.”
Tom seufzte: ,,Ich werde mich noch einmal in ihrer Wohnung umsehen. Reinhard Stiel nickte und verschwand wieder in seinem Büro. Tom machte sich auf und fuhr zu Marias Wohnung.

Er hatte alles noch einmal gründlich untersucht. Aber er wusste einfach nicht weiter. Gedankenverloren stand er im Bad, da fiel ihm der schwungvolle Schriftzug auf einem der Handtücher auf. Hotel Sonnenschein. Sonnig war das Ganze ganz und gar nicht. Er fragte sich, wo dieses Hotel war. Vielleicht in den Bergen. Vielleicht war sie mit ihrer Tochter dort gewesen. Vielleicht Reiturlaub. Er hatte im Wohnzimmer ein Foto ihrer Tochter auf einem Pferd gesehen. Enttäuscht verließ er die Wohnung. Es war Zeit nach Hause zu fahren.
Ungeduldig klopfte er mit dem Finger aufs Lenkrad. Die Ampel schaltete schon das zweite Mal auf grün, doch wird er sie auch diesmal nicht passieren. Der Verkehr war zäh, wie Sirup. Stirnrunzelnd beobachtete er eine Frau, welche gerade etwas Längliches vom Rücksitz holte. Ungläubig riss er die Augen auf.

Durch das Zielrohr blickend suchte Maria das Fenster des Zimmers im gegenüberliegenden Hotel. Vor wenigen Minuten hatte sie Anton mit einer großen Rothaarigen das Hotel betreten sehen. In weiteren wenigen Minuten würden sie fertig sein. Und Anton, wie jedes Mal, ans Fenster gehen und seine Zigarette rauchen, so als wenn er Schwerstarbeit geleistet hätte. Ihr eigenes Fenster, der leerstehenden Wohnung, hatte sie schon geöffnet. Eine leichte Briese strich ihr durchs Gesicht, als versuchte sie die einzelne Träne wegzuwischen, die ihr übers Gesicht ran. Ein Schatten näherte sich dem Fenster. Das musste er sein.
,,Halt!”
Erschrocken fuhr Maria herum. ,,Was?” Schnell erholte sie sich von Ihrem Schreck. Mit leeren Augen sah sie ihn an und drehte sich wieder herum. Ihre Reaktion verunsicherte Tom etwas. Er zog seine Waffe: ,,Legen Sie die Waffe nieder. Es ist vorbei.”
,,Ja, vorbei ist es”, antwortete sie. Sirenengeheul näherte sich. Sie sah wieder durch das Zielfernrohr und wollte den Abzug drücken, als sie einen Schlag im Rücken spürte. Die Waffe wurde nach oben gerissen, ein Schuss löste sich und traf wenige Meter über dem Fenster die Fassade des Hotels.

Maria Schmidt wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Doch schon wenige Tage nach ihrer Inhaftierung, fand man sie tot in ihrer Zelle. Die Diagnose war Herzversagen, aufgrund eines Herzfehlers. Die Zeitungen schrieben, sie sei an gebrochenem Herzen gestorben.

 

Hallo Basti.

Ich glaube ich litt an geistiger Umnachtung, als ich den Text durchgegangen war, bevor ich ihn hier reingestellt hatte. Mir ist das sehr unangenehm und ich hoffe sehr, dass ich jetzt alle Fehler gesehen habe.

Die Spannung in dieser Geschichte sollte nicht in der Aufklärung des Falles liegen. Schon durch den Traum am Anfang wurde ja alles geschildert. Der Polizist ist tatsächlich beliebig austauschbar. Er war nur da um den faktischen Hintergrund darzustellen. Mir lag Maria am Herzen, die tragische Situation, die sie dazu trieb zu morden. Etwas was sie sonst nie und nimmer gemacht hätte. Der Schmerz, der sie dazu befähigt. Sie allerdings zur Hauptfigur zu machen, ist mir nicht gelungen. Ich fand auch einen Reiz darin, nur die Szenen aus ihrer Sicht zu schreiben, die ich auch geschrieben habe.
Der Spannungsbogen war darauf ausgerichten, ob sie es schafft ihr zweites Opfer zu erschießen. Ist mir vielleicht nicht ganz gelungen.

Dem, dass das wahrscheinlich eine Bild-Schlagzeile gewesen wäre, muss ich wohl oder übel zustimmen :)

Shyleen

 

Hallo Shyleen,

ich finde, deine Geschichte liest sich - ah - nett.
Das ist Unterhaltung ohne viel Tiefgang.
Wie ein Freitagabendkrimi.

Das meine ich jetzt alles eher positiv.
Ich kann bei solchen Sachen gut abschalten.
Und über die Länge einer Kurzgeschichte geht sowas durchaus in Ordnung.

Aber leider, leider kann ich mich mit dem Ende überhaupt nicht anfreunden.
Das ist einfach zu schlapp und unspektakulär.
Maria Schmidt wird rechtzeizig erwischt und ihre Kugel verfehlt das Ziel. Da fehlen mir Spannung und Erleichterung bei der Auflösung.
Und dann der angeklebte letzte Absatz mit Marias Verurteilung und ihrem Tod im Gefängnis. Da wird eine ganze Menge Zeit schnell noch in einem Halbsatz untergebracht.
Ich habe bei Kurzgeschichten lieber ein abruptes Ende. Auf dem Höhepunkt der Spannung, sobald die Auflösung klar ist. Da muss nichts mehr nachgeschoben werden.

Aber bis auf das Ende habe ich eigentlich nichts zu meckern.
Denk dir eine bessere Pointe aus, und ich werde mir auch deinen nächsten Krimi anschauen.

viele Grüße
jflipp

 

Hallo Shyleen,

ohne es mir zu einfach machen zu wollen, sehe ich das genauso wie jflipp.

Gestalte bitte das Ende neu.

LG
WU

 

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