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Gebt Acht!
So langsam war ich mir sicher: Ich wollte verhaftet werden! Ich wollte keinen Stress, keine Vorstrafen, keine Prellungen, und auch niemandem wehtun. Aber einmal in Handschellen abgeführt werden! Ja, das wäre etwas! Wie im Film, wie in phantasievollen Kinderspielen. Wie Mike Tyson, Batman, James Bond und jetzt sogar Paris Hilton! Fast jeder Held und Antiheld, den ich kannte, hatte dieses Vergnügen schon. Nur ich nicht…
Die Sonne strahlte auf den Platz der Freundschaft vor dem Hauptbahnhof in Rostock. Ich bummelte ziellos und gut gelaunt durch die Massen und beobachtete die verschiedenen Menschen. Tausende waren gekommen: Punks, Anarchisten, die Grünen, die Linke, Leute von Kirchengemeinden, Clowns, und auch scheinbar ganz normale Menschen. Ich stellte etwas enttäuscht fest, dass ich wohl zu dieser Gruppe gehörte. Ich bin nur ungern normal, aber wie hätte ich mich denn sonst bezeichnen sollen? Ich gehörte keiner Partei an, ich war kein überzeugter Anarchist, kein Hedonist, kein Aktivist... Ich war einfach ein ganz normaler, politisch interessierter Mensch, der unbedingt verhaftet werden wollte. Ich meine, natürlich hatte ich was gegen die G8. Wer hat das nicht? Sie sollten mehr für den Klimaschutz tun, mehr für Afrika, mehr für den Frieden auf der Welt, weniger für sich und die Reichen. So dachten aber mehr oder weniger alle, die hier standen. Also wo sollte ich stehen? Bald würden die Scharen von Menschen losziehen und ich wusste noch nicht, wo ich mich einreihen sollte. Zu den Lesben konnte ich nicht, die Kirchenleute waren alle zu alt, Greenpeace trug was Blaues, die Grünen Grünes...
Ich irrte weiter umher, fast am verzweifeln, bis ich auf eine energiegeladene Masse traf, die komplett schwarz gekleidet war. Auch ich trug ein schwarzes T-Shirt, stellte ich jetzt fest. Ich stellte mich neben einem schwarz-gekleideten Mann und er zwinkerte mir zu. Der Mann schien ganz freundlich zu sein und ich lächelte freundlich zurück. Ich denke er lächelte auch, aber ich kann es nicht genau sagen, denn sein halbes Gesicht war von einem schwarzen Tuch bedeckt. Über seinen Kopf hatte er zudem eine schwarze Kapuze gezogen. Das fand ich etwas merkwürdig und ich wollte ihn schon fragen, wofür der schwarze Block sich eigentlich einsetzte, aber da zog die Masse schon los und schrie im Einklang: „Hoch die internationale Solidarität!“
Internationale Solidarität... naja, das fand ich gar nicht so schlecht. Dann also los!
„Hoch die internationale Solidarität!“ rief ich und marschierte mit. Vielleicht, mit etwas Glück, konnte ich mich hier verhaften lassen. Ich hatte noch keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte, aber mit diesen Jungs hier würde sich ja bestimmt etwas ergeben.
Ich muss zugeben, es machte mir Spaß, mit dem schwarzen Block durch die Straßen Rostocks zu ziehen. Sie akzeptierten mich sofort und ich fühlte mich wohl unter ihnen. Eine gigantische Woge der Unzufriedenheit über die Missstände der Welt zog durch unsere Reihen und ich ließ mit mich mitreißen von dieser Energie wie eine Qualle, die bisher nur ziellos durch den Ozean gegammelt war. Mit der Welt stimmte etwas nicht und wir fühlten, dass wir vorne dabei waren, wenn es darum ging, von unten herauf etwas zu verändern.
Als aber die ersten Polizisten auftraten, änderte sich die Stimmung.
„Die Bullenschweine!“, schrie ein großer Mann ganz laut.
„Diese Wichser!“, schrie ein anderer. Die Unzufriedenheit dieser Männer verwandelte sich blitzschnell in Hass und Sekunden später war die komplette Gruppe angesteckt.
Die Bullen standen am Straßenrand wie Soldaten, aber eigentlich sahen sie so ähnlich aus wie wir. Die meisten waren ebenso schwarz gekleidet und viele auch vermummt. Mit ihren Helmen, Schlagstöcken und kompletter Körperrüstung sahen sie aber, wie ich fand, etwas furchterregender aus. Den Hass jedoch, der von dem schwarzen Block ausging, konnte ich nicht nachempfinden. Ich hatte Angst vor dieser Schlägertruppe am Straßenrand. Mehr nicht. Und schon füllte ich mich wieder als Außenseiter. Ich wollte die Polizisten hassen wie die anderen auch, aber ich konnte es nicht und so gehörte ich nicht wirklich dazu. Trotzdem, ich blieb bei dem schwarzen Block. Es war ja auch ein ganz schöner Nervenkitzel.
Nach einer Weile begannen die Ersten, Steine und Flaschen auf die Polizisten zu werfen. Jetzt hatte ich wirklich Angst. So gut wie im Augenblick waren meine Chancen, verhaftet zu werden, wahrscheinlich noch nie gewesen, aber ich wusste nicht, wie das ohne Knüppel ablaufen sollte. Jetzt aber, da die Situation zu kippen drohte, traute ich mich auch gar nicht mehr weg von meinen maskierten Freunden. Sie waren jetzt wie meine Beschützer. Die Polizei hatte uns noch nicht angegriffen, aber es lag in der Luft. Wäre ich gegangen, hätten diese Bullenschweine mit ihren Schlagstöcken mich für sich alleine gehabt. Ganz ehrlich, ich traute mich nicht weg.
Als wir am Hafen ankamen und die Kundgebung begann, traf ich den vermummten Mann von vorhin, der mir freundlich zugezwinkert hatte.
„Das war ganz schön aufregend“, sagte ich.
Ich glaube, er lächelte wieder. „Das war noch gar nichts“, sagte er, „warte erst, bis es richtig losgeht.“
Zwanzig Minuten später sah ich wie Rauch aus einem am Straßenrand geparkten Auto stieg.
Und dann passierte alles ganz schnell.
„Es geht los!“, schrie einer der Vermummten.
Ich hatte keine Ahnung, was los war. Gab es etwas umsonst? Und dann wurde die Situation richtig unheimlich. Von überall und nirgendwo stürmte die Polizei das Gelände am Hafen, und achtzig tausend Menschen erstarrten.
Und dann brach plötzlich Panik aus.
Ich hörte das ängstliche Gekreische von Frauen und Kindern und das Jaulen von aggressiven Männern. In meiner Angst wusste ich gar nicht wohin. Ich machte ein paar Schritte nach rechts, dann zwei nach links, wieder zwei nach rechts, und dann knallte ich mit einem Menschen zusammen, der vor einem Polizeibeamten flüchtete. Der Zusammenprall brachte mich zu Boden und plötzlich fand ich mich in der Wolke von Staub eingehüllt, den die rennenden Massen hochtrieben. Ich atmete tief Luft ein und begann zu keuchen. Beim Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, wurde ich wieder angerempelt und fiel erneut. Ich rang weiter nach Luft, bekam aber nur Staub in die Lungen - und jetzt auch noch etwas anderes… Meine Augen begannen zu tränen und mein Rachen brannte. Ich keuchte und versuchte wieder aufzustehen, doch ich konnte nicht. Die Welt war zu einer verschwommenen Masse aus rennenden Füßen und Staub geworden. Tränengas, registrierte ich noch mit letzter Kraft. Ich verharrte so eine ganze Weile am Boden, mitten in einer Straßenschlacht.
Als ich fast glaubte, das Bewusstsein zu verlieren, packten mich zwei starke grüne Arme und zerrten mich aus dem Geschehen. Der Polizist bewegte sich schnell und zerrte mich über den harten Asphalt.
Jawohl, dachte ich. Ich darf leben und ich werde verhaftet! Was für ein Glück! Der Polizist riss mich hoch und setzte auf mich eine Bank.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er, selbst keuchend und außer Atem.
Man hatte mir erzählt, dass man am besten nichts sagt bei einer Verhaftung, da die Bullenschweine dir sonst noch Beamtenbeleidigung anhaften können. So nickte ich nur mit dem Kopf und hustete lautstark.
„Gut“, sagte der Polizist, drehte sich um, und rannte schnell davon.
Was war denn jetzt los? Wo blieb meine Verhaftung?
So eine Scheiße...
Ich schlief die nächsten paar Nächte in einem Zelt im Camp Rostock, ein Zeltlager ungefähr fünf Kilometer vom Hafen entfernt. Der schwarze Block an sich schien verschwunden zu sein. Viele waren nach Hause gefahren und die übrigen Autonomen mischten sich unter allen anderen. Stundenlang diskutierten die verschiedensten Menschen abends am Lagerfeuer im Camp über das unmögliche Verhalten der Polizei und die verlogene Berichterstattung der Medien (überall war die Rede von 433 verletzten Polizisten, doch im Krankenhaus sind tatsächlich nur zwei Polizisten stationär behandelt worden), und ich saß nur da und drehte Däumchen. Ich wollte märtyrerhaft verhaftet werden, nicht von einem Polizisten gerettet werden. Das war ja so ziemlich das Uncoolste, was mir hätte passieren können. Ich bekam tagelang nicht den Mund auf, so sehr schämte ich mich.
„Ja, ja... scheiß Bullen“, räusperte ich gelegentlich, aber mehr sagen konnte ich nicht. Ich füllte mich wie ein Hochstapler.
Aber am Mittwoch starteten ja die Sitzblockaden! Im Camp fand jeden Tag Training dafür statt. Ich ließ mich aufklären und bald war ich mir sicher, dass ich mich hier reinwaschen konnte. Sich auf die Straße zu hocken war keine Straftat, nur eine Ordnungswidrigkeit. Das war schon mal gut. Ich malte mir aus, wie ich von der Straße getragen und ohne große Schwierigkeiten inhaftiert wurde. Ich freute mich riesig auf die Sitzblockade. Mittwoch Morgen brachen dann über ein tausend Personen vom Camp auf und marschierten Richtung Bad Doberan, eine kleine Stadt in der Nähe von Heiligendamm. Auf dem Weg zur S-Bahn wurden wir von einer kleinen Kolonne von Polizisten aufgehalten, die die Straße sperrten. Wieder strahlte die Sonne.
„Wir wollen nur eure Rücksäcke kontrollieren“, ertönte es aus einem Lautsprecher.
Einige von uns lachten. Es waren nur um die zehn Polizisten. Wir waren über tausend und hätten sie locker überwältigen können.
„Hauen wir sie platt!“, schrie einer von uns.
Für einen kurzen Augenblick dachte ich, dass wir wirklich genau das tun würden, doch die Älteren unter uns konnten uns beruhigen und wir ließen die Polizei vergeblich - und wie ich sehen konnte mit großer Enttäuschung - nach Molotow-Cocktails und Messern suchen. Sie fanden nichts und nach einer kurzen Unterbrechung dürften wir weiter. Wir waren kaum fünfzig Meter weiter spaziert, da sahen wir ungefähr vier hundert weitere Polizisten, die in einer Straßenbiegung auf uns gewartet hatten, allesamt mit Schutzausrüstung um Beine und Oberkörper. Es war eine Falle gewesen! Die ersten Zehn sollten mit Absicht so schwach wirken, damit wir irgendeinen Blödsinn anstellten. Dann hätten die anderen vier hundert einen Grund gehabt, uns mit gezogenen Schlagstöcken zu stürmen.
Ich wünsche mir nur, ich hätte eine Kamera dabei gehabt, um die fassungslosen Mienen der Polizisten festzuhalten. Sie starrten ganz baff, konfus und vor allem auch enttäuscht. Wir waren ja gar nicht diese gefährliche schwarze Killerbande. Von uns war zwar der ein oder andere schwarz gekleidet, aber vermummt hatte sich keiner. Die überwiegende Mehrheit trug ganz bunte und schrille Farben in typischer Hippie Manier. Manche Eltern hatten sogar kleine Kinder mitgenommen. Wir lächelten den Bullen freundlich zu und grinsten breit. Einige Clowns bliesen ihnen Seifenblasen zu.
Die Medien hatten und zu diesem Killerhaufen gemacht und jetzt begriff die Polizei nichts mehr.
In diesem Augenblick hatten wir den Staat fertig gemacht. (Polizei und Medien arbeiten ja für den Staat, da machten wir keinen Unterschied). Es war ein bezaubernder Augenblick, von unbeschreiblicher Schönheit geprägt. Überglücklich zogen wir weiter und ließen vier hundert völlig verwirrte Polizisten hinter uns, die ihre Schlagstöcke loslassen müssten.
Wir trafen noch etliche Male auf Polizisten auf dem Weg zu der Sitzblockade. Wir sprangen über Gräber, rannten durch Wiesen und manchmal, wenn wir die Bullen besonders schön verarscht hatten, mussten wir dabei so sehr lachen, dass uns die Tränen kamen. Ich füllte mich wieder wie ein Kind dank diesem Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Als wir endlich die Straße nach Heiligendamm erreichten, freute ich mich so sehr, dass ich mich sogar in die erste Reihe der Sitzblockade setzen wollte. Das ist perfekt, dachte ich. Dann werde ich gleich zu Beginn weggezerrt und eingekerkert bevor es zu einer Eskalation kommen kann!
„Haut ab! Haut ab! Haut ab! Haut ab!“, schrieen die Demonstranten jedes Mal wenn die Polizei vorbeimarschierte. Links von uns war ein grüner Wald und rechts die Felder, durch die wir gekommen waren. Ich fand alles ganz spannend, bis ich einen grünen Wagen vorfahren sah, auf dem komische Düsen montiert waren.
„Was ist denn das?“, fragte ich meinen Nebensitzer, ein schriller Punk mit einer ausgefallenen bunten Friseur.
„Das ist ein Wasserwerfer“, sagte er platt.
Ein Wasserwerfer? Ich hatte schon gehört von diesen Geräten - und die Sache gefiel mir gar nicht. Gerüchten zufolge wird da sogar Pfeffergas mit reingemischt. Ich atmete tief durch.
„Glaubst du, die schießen auf uns?“, fragte ich den Punk.
„Kann schon sein“, sagte er.
Kann schon sein... toll!
Als der Wasserwerfer näher kam, füllte ich mich immer schlechter und schlechter. Der Wasserwerfer kam näher. Und schlechter...
Jetzt stand er zehn Meter vor uns.
„Sie haben jetzt die Chance zu gehen“, sagte ein Polizeisprecher. Ich bitte sie, die Straße zu verlassen. Wir haben sie gewarnt!“
„Haut ab! Haut ab! Haut ab! Die Straße gehört uns!“, schrieen an die tausend Menschen dem Wasserwerfer entgegen.
Und dann stand ich auf und lief einfach weg. Was kann ich sagen? Ich hatte Angst. Ich stand auf, schaute noch mal den Wasserwerfer an, und schon war ich unterwegs. Noch immer schrieen die Menschen „Haut ab! Haut ab!“, aber einige sahen auch zu mir hinauf. Die Enttäuschung in ihren Augen war groß, aber ihre Blicke waren nicht vorwurfsvoll, sondern eher melancholisch. Sie nahmen es mir nicht Übel, dass ich ging, denn auch sie hatten Angst, aber ich war der Erste, der gegangen war. Nach mir würde ein Zweiter und ein Dritter folgen. Ich hatte es jedem, der nach mir kam, ein wenig leichter gemacht angesichts der drohenden Staatsgewalt den Schwanz einzuziehen und seine Kameraden in Stich zu lassen. Wir kämpften für eine bessere Welt und so viel war sie mir also wert.
„Da, seht ihr! Er ist doch vernünftig!“, sagte der Polizeisprecher, der oben auf dem Wasserwerfer saß.
Die Menge raunte und ich schämte mich fürchterlich. Ich ließ den Kopf hängen und lief einfach weg ohne aufzublicken. Als der Wasserwerfer dann wenig später losspritze und einige aus der ersten Reihe trotzdem nicht wegliefen, kamen mir Tränen in die Augen - aber nicht vom Tränengas. Ich sah den schrillen Punk die volle Ladung des Strahlers abkriegen, aber er blieb trotzdem sitzen und ließ es über sich ergehen. Ich fühlte mich elendig.
Dann sah ich eine Reihe von ungefähr zwanzig schwarz gekleideten und bedrohlich aussehenden Polizisten, die am Straßenrand standen.
Ich ging auf den Äußersten zu und forderte ihn auf, mich zu verhaften.
„Verhaften sie mich!“, schrie ich ihn an.
Er war ein kurzer, stämmiger Polizist und er sagte zunächst nichts. Der Polizist neben ihm lächelte.
„Verhaften Sie mich!“, schrie ich wieder dem kleinen Polizisten ins Gesicht.
„Ich brauche erst einen Grund dafür“, sagte er und fasste sich zugleich am Schlagstock.
„Ich saß auf der Straße. Das ist eine Ordnungswidrigkeit! Wenn sie mich jetzt nicht festnehmen, dann werde ich es wieder tun!“
Der größere Polizist neben ihm lachte. „Was ist denn das für einer?“, fragte er belustigt. Aber der kleine Polizist betrachtete mich eisig.
„Verhaften Sie mich!“, schrie ich erneut und jetzt lachten auch alle anderen Polizisten mit. Nur der Kleine blieb stumm.
„Sie könnten ihn beleidigen", schlug der größere Polizist vor, "dann macht er das bestimmt."
Ich sah den kleinen Polizisten an. Er hielt immer noch an seinem Schlagstock fest. Ich spürte, dass das irgendwie keine gute Idee war.
„Jetzt hau schon ab“, sagte der kleine Polizist, „sonst knallt‘s!“
„Nein“, entgegnete ich, „erst wenn Sie mich verhaften. Ich bin ein gefährlicher Mann!“
Wieder lachten alle Polizisten. Nur der Kleine blieb stumm.
„Jetzt hau schon ab!“, sagte der Kleine mit einer fürchterlichen Wut.
„Verhaften Sie mich doch!“, kreischte ich, und wieder lachten alle.
„Wir ziehen weiter“, sagte dann plötzlich ein anderer, wahrscheinliche ihr Führer, und alle Polizisten drehten sich weg von mir.
„Marsch!“
Es sollte wohl nicht werden, und so drehte auch ich mich weg und lief in die andere Richtung.
Dann spürte ich einen fürchterlichen Schlag auf dem Kopf und alles wurde schwarz.
Als ich aufwachte, lag ich in irgendeiner Zelle und ein Engel schwebte über mir. Sie hatte knallrote Dreadlocks, große hellblaue Augen, wunderschöne Haut und einen Lippenpiercing. Ich lag in ihren Armen und sie hielt mir einen Eisbeutel an den Kopf.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte sie sanft.
Ich nickte und schreckliche Schmerzen durchströmten meinen Schädel.
„Wie viele Finger habe ich?“, fragte sie und hielt ihre Hand hoch.
„Zwei“.
Sie lächelte. „Das klappt ja prima!“
„Was ist passiert?“, fragte ich.
„Dieser scheiß Bulle!“, sagte sie, “der ist einfach von hinten angekommen und hat dir eins über die Rübe gezogen. Das war schrecklich! Wir haben versucht dir zu helfen, und jetzt stecken wir alle hier in dieser scheiß Zelle! Was hast du denn gemacht?“
Ich zögerte. „Ich... ich... ich sagte: Hey! Du scheiß Bullenschwein! Die Straße gehört uns. Haut ab!“
Sie fuhr mit ihrer Hand durch meine Haare. „Ich hasse die Bullen“, sagte sie.
„Ja“, sagte ich, „ich auch“.
Mein Kopf pochte. Die Schmerzen waren schlimm.
Und ich fühlte mich wunderbar.