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Gedanken im Stau
Folgenreicher Stau
An diesem Morgen hatte Herr Müller es eilig, wichtige Termine. Die Zeit saß ihm im Nacken. Eine Vielzahl von Anrufen tätigte er aus seinem Wagen.
Während er noch mit einem seiner Kunden diskutierte, wurde sein Tagesablauf ausgebremst. Auf der Autobahn war plötzlich ein Stau entstanden. Ein Blick auf das Meer der Rücklichter voraus, Verspätung war nun angesagt. Vielleicht musste er sogar Termine absagen.
Im Radio wurde über pro und kontra Tempo 130 diskutiert.
Herr Müller hatte dazu eine eigene Meinung: „ Dieses Thema ist überflüssig. Auf den heutigen Autobahnen konnte er schon froh sein, einen fließenden Verkehr anzutreffen. Das heutige Verkehrsaufkommen ließ ohnehin keinen Zeitgewinn zu. Außerdem war die gewonnene Zeit schnell im Stau wieder aufgebraucht. Er hielt sich zudem an die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Auf die Punkte in Flensburg konnte er verzichten. Die Verkehrsplaner waren an allem Schuld! Sie hatten es versäumt rechtzeitig die Autobahnen der gestiegenen Nutzung anzupassen.“
Er schaltete genervt das Radio aus. Die nächste unangenehme Aufgabe stand ihm allerdings noch bevor. Aufgrund der Dauer des Staus waren Terminänderungen angesagt. Teils war er gezwungen abzusagen oder zu verschieben. Die Kunden dankten es ihm leider nicht mit freundlichen Worten. Das konnte er trotz allem sogar gut verstehen. Schließlich wusste er: Zeit ist Geld!
Verlorene Zeit auf der Autobahn war nicht mehr aufzuholen.
Zwei Stunden Stau und der Tag war gelaufen.
Endlich ging es ein paar Meter weiter, auf der Gegenseite ruhte jetzt auch der Verkehr. Das war schließlich zu erwarten gewesen. Der Grund dieses Staus war schnell ersichtlich. Die berühmten Gaffer hatten sich eingefunden. Einem dieser Verkehrsteilnehmer war dabei wohl der Wagen auf der Überholspur liegengeblieben.
Herr Müller hatte keine Zeit sich darum groß zu kümmern.
Auf seiner Fahrbahn rollte der Verkehr wieder. Zwei Kilometer später kam er an der Unfallstelle vorbei. Drei Verkehrsteilnehmer hatten ihre Kräfte gemessen, zwei Krankenwagen waren nötig, die Feuerwehr übte den Einsatz ihrer Rettungsschere. Die Herrschaften hatten wohl ihre Künste überschätzt. Sie hatten sich gegenseitig aus dem Verkehr gezogen, dabei wurde ein großer Scherbenhaufen
zurückgelassen. Die Fahrspur lag nun voller Trümmerteile. Die mussten gemieden werden, wollte er nicht noch einen Plattfuß haben.
Musste dies Erfahrung wirklich sein? Vielleicht sollte es ja die anderen Verkehrsteilnehmer mahnen. Nur wirklich angekommen war die Veranstaltung nicht! Die Herrschaften rasten wieder trotz des starken Regens.
Würde der nächste Stau schon auf Herrn Müller warten? Zweihundertkilometer weiter hatte er die Antwort. Damit war sein Tag wohl endgültig im Eimer. Nein!
Noch nicht ganz, er kam verspätet zu einem Treffen in einem Hotel an. Sein Chef war natürlich überhaupt nicht begeistert.
„ Müller das nächste Mal drücken sie mehr auf die Tube, geben sie Gummi. Wir sind doch nicht bei der Heilsarmee.
Ich fahre immer zu schnell; aber unpünktlich war ich noch nie in meinem Leben! Merken sie sich das gut für ihre Zukunft!“
Bernard Bonvivant November 2007